Joe Abercrombie, © Lou Abercrombie

Joe Abercrombie wurde am 31. Dezember 1974 in Lancaster, England geboren und studierte nach dem Besuch der Lancaster Royal Grammar School (einer Knabenschule) an der Manchester University Psychologie. Bereits während der Schul- und Studentenzeit entwickelte er eine Vorliebe für Computerspiele, und erste Entwürfe rund um die Abenteuer des Barbaren Logen Ninefingers entstanden, die aber allesamt verworfen wurden. Nach dem Studium arbeitete er in der Fernsehproduktion und danach als freischaffender Cutter. Er lebt heute in Barth, ist mit Lou Abercrombie verheiratet, mit der er drei Kinder hat.

Im Jahre 2002 begann er („between jobs“) erneut an den Abenteuern Logen Ninefingers zu schreiben, bis 2004 entstand daraus The Blade Itself, das erste Buch der Trilogie The First Law, durch die Abercrombie bekannt wurde. Er stieg damit zu einem der populärsten Newcomer-Autoren von Grim & Gritty Fantasy auf. 2008 wirkte Abercrombie etwa an der BBC-Serie Worlds of Fantasy mit, an der auch Michael Moorcock, Terry Pratchett und China Miéville beteiligt waren.

Auch seine weiteren Werke Best Served Cold und The Heroes sind in der Welt von The First Law angesiedelt, spielen allerdings zeitlich nach der ursprünglichen Trilogie. So wie die Titel seiner ersten drei Bücher spielt auch Best Served Cold mit einem Zitat und gibt damit schon einen Hinweis auf seine Story: In einem an die italienische Renaissance angelehnten Setting verfolgt die Heldin, Monzcarro Mercatto, ihren Rachefeldzug. The Heroes dagegen beschäftigt sich mit den Ereignissen im “Norden” vier Jahre nach Best Served Cold. Zwischen den fünf erschienen Büchern existieren immer wieder Überschneidungen bei den auftretenden Charakteren. Mit seinen beiden letzten Büchern versuchte Abercrombie jeweils andere Strukturen auszuprobieren: während Best Served Cold eine verhältnismäßig geradlinige, im Vergleich zur First-Law-Trilogie weniger verwobene Story erzählte, hatte The Heroes einen engen räumlichen und zeitlichen Horizont, dafür eine Vielzahl von Charakteren und Erzählsträngen.

Seinem Genre entsprechend zeichnen sich Abercrombies Bücher durch eine ziemlich schonungslose Gewaltdarstellung, gebrochene Charaktere und ein zynisches, desillusioniertes Weltbild aus. Eine ebenso große Rolle spielt jedoch der trockene Humor, mit dem so manches Klischee behandelt wird. Abercrombie setzt sich auf diese Weise mit den Klassikern der epischen Fantasy seiner Jugend auseinander und sieht darin explizit eine modernere Art Fantasy zu schreiben.

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Bibliographie:
2006: The Blade Itself (The First Law 1) – Kriegsklingen
2007: Before They Are Hanged (The First Law 2) – Feuerklingen
2008: Last Argument of Kings (The First Law 3) – Königsklingen
2009: Best Served Cold – Racheklingen
2011: The Heroes – Heldenklingen
2012: Red Country – Blutklingen
2014: Half a King (ShatteredSea 1) – Königsschwur
2015: Half the World (ShatteredSea 2) – Königsjäger

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Links:
Website von Joe Abercrombie
Interview auf boomtrom.com
Patrick Rothfuss interviewt Joe Abercrombie

Douglas AdamsDouglas Noël Adams wurde am 11. März 1952 in Cambridge geboren († 11. Mai 2001). Der britische Schriftsteller erlangte vor allem durch seinen satirischen Science-Fiction Roman The Hitchhicker’s Guide to the Galaxy (Per Anhalter durch die Galaxis) internationale Bekanntheit. Er war ein überzeugter Atheist, der sich aufgrund seiner Begeisterung für den Evolutionsbiologen Richard Dawkins auch gerne als Dawkinsist bezeichnete.
Nach der Scheidung seiner Eltern zog Douglas Adams mit seiner Mutter nach Brentwood in Essex, wo er zunächst mit seiner jüngeren Schwester aufwuchs. Durch die erneute Heirat beider Elternteile folgten in den nächsten Jahren noch drei Halbgeschwister.

Adams besuchte zunächst die Primrose Hill Primary School in Brentwood. Im Alter von neun Jahren bestand er die Aufnahmeprüfung an der Brentwood School, auf die auch andere bekannte Größen wie Jack Straw, Robin Day und David Irving gegangen sind. Douglas Adams stach während seiner Schulzeit nicht nur durch seine körperliche Größe von 1,92m im Alter von zwölf Jahren heraus. Er zeigte bereits in diesen jungen Jahren sein schriftstellerisches Talent, gewann Literaturwettbewerbe und erhielt mehrmals eine Auszeichnung für kreatives Schreiben. Der junge Adams interessierte sich daneben aber auch sehr für naturwissenschaftliche Fächer.
Sein erster veröffentlichter Text – eine humorvolle Kurzgeschichte über einen Mann, der in der Londoner U-Bahn sein Gedächtnis verliert und sich im Fundbüro danach erkundigt – wurde, wie einige andere seiner frühen Werke auch, in einem Science-Fiction Magazin für Jugendliche veröffentlicht.
Später besuchte Douglas Adams das St. John’s College, wo er seinen Bachelor und Master in Englischer Literatur machte.
Er arbeitete während seines Studiums als Aushilfskraft, um sich eine Anhalter-Reise durch Europa finanzieren zu können. Während dieser Reise kam ihm die Idee für seinen erfolgreichsten Roman The Hitchhicker’s Guide to the Galaxy.

Hitchhiker's Guide to the GalaxyMit dem festen Vorsatz Schriftsteller zu werden, arbeitete Douglas Adams nach seinem Abschluss zunächst mit der bekannten Gruppe Monty Python zusammen, wo er sowohl Akteur als auch später mitwirkender Autor war. 1977 schloss er einen Vertrag für die Ausstrahlung einer Science-Fiction-Radiosendung ab, welche Adams zu seinem Durchbruch als Autor verhelfen sollte. Die Sendung, erstmals ausgestrahlt 1978 bei BBC Radio 4, trug den Titel The Hitchhicker’s Guide to the Galaxy. Die Sendung fand so großen Anklang, dass Adams die Episoden der Sendung zwischen 1979 und 1982 in Buchform niederschrieb und als Trilogie heraus brachte. Die Bücher wurden rasch zu Bestsellern und so folgten ihnen 1984 ein vierter Band, So Long, and Thanks For All the Fish (Macht’s gut, und danke für den Fisch), und 1992 der fünfte und letzte Teil Mostly Harmless (Einmal Rupert und zurück). Wie die meisten seiner Werke zeichnet sich auch The Hitchhicker’s Guide to the Galaxy durch seinen humorvollen, sarkastischen und satirischen Stil aus. Auch wenn man hierbei inhaltlich in eine fremdartige und absurde Welt versetzt wird, erkennt man doch sehr viele Themen wie Wirtschaft, Bürokratie und Gesellschaftsproblematiken wieder, die überspitzt dargestellt und parodiert werden.
Viele Elemente der Reihe schafften den Sprung über die Literatur hinaus ins die reale Welt. So wurde ein 1998 entdeckter Asteroid nach dem Protagonisten Arthur Dent benannt, die von Altavista/Yahoo angebotene Übersetzungssoftware trägt den Namen Babel-Fish, das Instant-Messaging Programm Trillian wurde nach einer weiteren Protagonistin des Anhalters benannt und Google antwortet auf “answer to life universe and everything” mit der Zahl 42 … es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele dieser Natur, die die Breitenwirkung von Adams’ Romanreihe veranschaulichen.

So viel Freude die Bücher seinen Fans bereitet haben und noch immer bereiten, so enttäuschend war für Adams, dass seine weiteren Werke kaum beachtet und von den Anhalter-Büchern überschattet wurden. Das für ihn bedeutendste Werk seiner Karriere war dagegen das Buch Last Chance to See (Die letzten ihrer Art). In dieser dokumentarischen Reportage schildert Adams die Reise zu verschiedenen aussterbenden Tierarten der Welt.
Dirk Gently's Holistic Detective Agency von Douglas AdamsZu seinen weiteren Werken zählt die leider unvollständig gebliebene Trilogie um den „holistischen Detektiv“ Dirk Gently, die 1987 mit Dirk Gently’s Holistic Detective Agency (Der elektrische Mönch – Dirk Gentlys holistische Detektei) ihren Anfang nahm. Darin wird Adams‘ Faible für Naturwissenschaften offensichtlich, geben sich hier doch Quantenmechanik und Chaostheorie sowie das Konzept des Holismus ein Stelldichein. Dabei geht Adams‘ Humor in der nicht-linearen Handlung, die unter anderem die Entstehung der Erde mit einem Kriminalfall in der Gegenwart verknüpft, aber keineswegs verloren.
Im zweiten Band der Reihe, The Long Dark Tea-Time of the Soul (Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele), wird Adams‘ Atheismus deutlich, ist ein zentrales Thema des Romans doch, dass Götter durch das Bedürfnis der Menschen nach ihnen geschaffen werden. Was mit den Göttern passiert, wenn sie nicht mehr verehrt werden, ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung, die sich aber natürlich um einen Kriminalfall für den „holistischen Detektiv“ Dirk Gently dreht. Die Fertigstellung des dritten Bandes The Salmon of Doubt (Lachs im Zweifel) wurde durch Adams‘ überraschenden Tod verhindert und der Roman erschien lediglich im Nachlassband, der dessen geplanten Titel trug.

Douglas Adams war seit 1991 verheiratet und hatte eine Tochter. Bis 1999 lebte die Familie in London, ehe sie nach Kalifornien zog, um die Kinoverfilmung des Hitchhicker’s Guide besser unterstützen zu können. Adams verstarb 2001 unerwartet an einem Herzinfarkt, als er im Fitness-Studio trainierte, und wurde auf dem Highgate Friedhof in London beerdigt. In Gedenken an den Autor und als Homage an sein bekanntestes Werk findet jährlich am 25. Mai der Towel Day (Handtuchtag) statt. Dieser Gedenktag wird von Fans gefeiert, indem sie an diesem Tag ein Handtuch (im Roman so ziemlich das Nützlichste, was ein Reisender durch die Galaxis mit sich führen kann) bei sich tragen.

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Bibliographie:
Doctor Who (Fernsehserie)
The Pirate Planet (4 Folgen)
City of Death (4 Folgen)
Shada (6 Folgen)


Hitchhicker’s Guide (Romanreihe)
1979: The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy/Per Anhalter durch die Galaxis
1980: The Restaurant at the End of the Universe/Das Restaurant am Ende des Universums
1982: Life, the Universe and Everything/Das Leben, das Universum und der ganze Rest
1984: So Long, and Thanks for All the Fish/Macht’s gut, und danke für den Fisch
1986: Young Zaphod Plays it Safe/Der junge Zaphod geht auf Nummer sicher (Kurzgeschichte)
1992: Mostly Harmless/Einmal Rupert und zurück


Dirk-Gently (Romanreihe, unvollendet)
1987: Dirk Gently’s Holistic Detective Agency/Der elektrische Mönch, auch: Dirk Gentlys holistische Detektei)
1988: The Long Dark Teatime of the Soul/Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
2003: The Salmon of Doubt/Lachs im Zweifel (unvollendet)


Sonstige
978: Doctor Snuggles (2 Folgen)
1983: The Meaning of Liff/Der Sinn des Labenz (mit John Lloyd)
1985: The Hitch Hiker’s Guide to the Galaxy: The Original Radio Scripts (mit Geoffrey Perkins)
1986: The Utterly Utterly Merry Comic Relief Christmas Book
1990: The Deeper Meaning of Liff/Der tiefere Sinn des Labenz (mit John Lloyd)
1990: Last Chance to See/Die Letzten ihrer Art (mit Mark Carwardine)
1997: Starship Titanic/Raumschiff Titanic (Computerspiel)
1997: Douglas Adams’ Raumschiff Titanic (Buch zum Computerspiel)

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Links:
Website des Autors
Biografie in der englischen Wikipedia

Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Der Zwerg liest fremd: Die letzten ihrer Art

Piers AnthonyPiers Anthony (geb. am 06. August 1934 in Oxford) – mit vollem Namen Piers Anthony Dillingham Jacob – dessen Eltern beide Absolventen der University of Oxford waren, ist bekannt als Autor von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen.

Als gebürtiger Brite verließ er im Alter von vier Jahren mit seiner Familie das heimatliche Oxford, um in Spanien zu leben, wo sich seine Eltern während des spanischen Bürgerkriegs für hungernde Kinder einsetzten. Zwei Jahre später – 1940 – flüchtete die Familie jedoch vor Bürgerkrieg und Franco-Regime in die USA, wo Piers Anthony seine restliche Kindheit verbrachte und nur mäßige schulische Erfolge feierte. Weder in England noch in Spanien eine Heimat zu finden, hatte den jungen Piers nach eigener Aussage stark beeinflusst und zerrüttet, so dass er die 1. Klasse zweimal wiederholen musste, ehe er lesen und schreiben konnte. Auch körperlich blieb er bis zum College recht klein und dünn.

Auf dem College lernte Piers Anthony seine zukünftige Frau Carol Ann Marbel kennen, die er 1956 heiratete. Im selben Jahr machte er außerdem seinen College-Abschluss am Goddard College in Vermont. Während seines Kriegsdienstes in der U.S. Army erlangte er 1958 die amerikanische Staatsbürgerschaft und ließ sich anschließend mit seiner Frau in Florida nieder, wo er Vater zweier Töchter (Penny, *1967; ✝ 2009 und Cheryl, *1970)) wurde und bis heute lebt.

Vor seiner Karriere als erfolgreicher Schriftsteller übte Piers Anthony viele verschiedene Jobs aus, um die Familie zu versorgen. So schrieb er Gebrauchsanweisungen für eine Firma für Elektrogeräte und war Hilfsarbeiter in einer psychiatrischen Klinik. Sein Traum war es jedoch, Geschichten zu schreiben. 1962 erklärte sich seine Frau zu der Abmachung bereit, für ein Jahr arbeiten zu gehen, damit ihr Mann versuchen konnte, sich als Schriftsteller zu etablieren. Sollte er in diesem Jahr keinen Durchbruch erzielen, würde er wieder in seine Rolle als Versorger der Familie zurückkehren. Piers Anthony verdiente in diesem Jahr nur lausige 160 Dollar mit Kurzgeschichten und suchte sich nach Ablauf des Jahres eine Anstellung als Englischlehrer. Seine nächste Chance erhielt er 1966, und diesmal schaffte er es, mit seinen ersten Romanen genügend Geld zu verdienen, um den Lebensunterhalt davon zu bestreiten. Er kündigte seinen Job als Lehrer und verkürzte auch seinen Namen.
Bis heute macht er deutlich, dass er seine schriftstellerische Karriere auch der Unterstützung seiner Frau verdankt, und rät neuen Autoren, sich in der Anfangszeit nicht nur auf das Schreiben allein zu verlassen, sondern auch nebenberufliche Einnahmequellen zu nutzen.

A Spell for Chameleon von Piers AnthonySein eigentlicher Durchbruch gelang Piers Anthony 1977 mit A Spell for Chameleon (Chamäleon-Zauber), seinem ersten Roman aus der Buchreihe Xanth, mit dem er auch im selben Jahr den British Fantasy Award gewann. Noch heute schreibt er an dieser Buchreihe, die aus bisher 34 veröffentlichten Romanen besteht und Anthonys umfangreichstes Werk darstellt.
Xanth ist ein Land, in dem Magie als ein Rohstoff betrachtet und wie selbstverständlich hingenommen wird. Hier leben nur Menschen, die mit einem magischen Talent geboren werden, oder Wesen, die selbst magisch sind wie Sträucher, Einhörner, Drachen etc. Jedes Talent ist einmalig und wiederholt sich nicht, und diejenigen mit den mächtigsten Talenten werden in den Rang eines Magiers erhoben und sind berechtigt, zum König von Xanth gewählt zu werden. Menschen ohne magisches Talent werden mit Eintritt ins Erwachsenenalter nach Mundania verbannt, wo es weder Magie noch magische Wesen gibt – für die Bewohner Xanths der Inbegriff alles Schrecklichen.
Den Reiz der Serie machte Anfangs der liebenswert-naive Stil, der mit vielen Kalauern gespickt war, aus. Doch irgendwann nutzt sich auch der beste Gag ab, und der Erfolg der Xanth-Bücher nahm in Deutschland stark ab, so dass die Übersetzung nach Band 22 eingestellt wurde.
Neben Xanth schrieb Anthony noch zahlreiche weitere Buchreihen, darunter z.B. Battle Circle, Apprentice Adept oder Incarnations of Immortality. Auch eine stattliche Anzahl Einzelromane entsprangen seiner Feder. In beiden Bereichen gewann er verschiedene Auszeichnungen und war mit seinen Büchern mehrmals auf der New York Times Bestseller List vertreten.
Viele seiner populäreren Buchreihen wurden als Filmvorlagen in Betracht gezogen, Xanth wurde Vorlage eines Videospiels (Companios of Xanth von Legend Entertainment) und eines Brettspiels (Xanth von Mayfair Games).

Typisch für Piers Anthonys Bücher ist die Vermischung von realer und phantastischer Realität. Oft sind seine Romane dadurch in der Science Fantasy einzuordnen. Selbst in seinen sehr stark phantastisch geprägten Romanen findet der Leser stets eine thematisch allzu reale Seite. Hier widmet sich der Autor schwierigen Themen wie z.B. dem Suizid oder der Sterbehilfe, wodurch seine Bücher nicht nur reine Unterhaltungskost darstellen, sondern auch ein Auseinandersetzen mit moralisch-ethischen Problemen erfordern. Anthonys Umgang damit ist jedoch nicht in allen Fällen unumstritten: So vertritt er eine verharmlosende Haltung zur Pädophilie und ist dafür zu Recht gerade in den letzten Jahren immer wieder kritisiert worden.

Für gewöhnlich enden Anthonys Bücher mit einem persönlichen Nachwort des Autors, welches nicht selten den Umfang eines ganzen Kapitels einnimmt. Darin schildert er seine Kommunikation mit Lesern oder erklärt, welche realen Einflüsse und Ereignisse ihn dazu bewogen haben, bestimmte Abschnitte des Buches zu schreiben. Der Kontakt zu seinen Lesern war Piers Anthony stets ein Anliegen, und der Stil seiner Nachworte gewährt den Lesern auch einen kleinen Einblick in das Leben des Autors.

Über seine eigene schriftstellerische Tätigkeit hinaus engagiert sich Piers Anthony auch für die Zunft des Schreibens. So unterhält er eine Website zur Förderung und Unterstützung angehender Autoren. 2003 erhielt er hierfür den Friend of EPIC Award und eine Auszeichnung von Preditors and Editors.
Bei Xlibris beteiligte er sich als Privatinvestor und ist heute, zusammen mit Random House, Teilhaber des Unternehmens.

Im Laufe der Jahre hat Piers Anthony mehrmals den Verlag gewechselt und seine Buchreihen mitgenommen, wenn der Verlag ihn zeitlich zu sehr unter Druck zu setzen versuchte. Da die Verlage mit diesem Vorgehen und dem Verlust eines Autors, der sich mehr als gut verkaufte, nicht ohne weiteres einverstanden waren, kam es häufig auch zu Klagen, in denen man Anthony Vertragsverletzung vorwarf. Viele dieser Klagen fielen zugunsten Anthonys aus. Auch das ist ein Zeichen für den immensen Erfolg dieses Autors, denn nicht jeder Schreiberling wäre in der Position, sich derart gegen seinen Verlag durchzusetzen und weiterhin neue Verleger zu finden.

Piers Anthony hat bis heute mehr als 140 Romane geschrieben und ist stolz darauf, zu jedem Buchstaben des Alphabets mindestens einen Roman veröffentlicht zu haben.

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Bibliographie:

Aton/Worlds of Chthon
1967: Chthon – Chthon/ Der Planet der Verdammten
1975: Phthor – Der Höhlenplanet

Battle Circle (Titanen-Trilogie)
1968: Sos the Rope – Das Erbe der Titanen
1972: Var the Stick – Die Kinder der Titanen
1975: Neq the Sword – Der Sturz der Titanen
1978: Battle Circle – Zeit der Kämpfer (Sammelband)

Of Man and Manta (Manta-Trilogie)
1968: Omnivore – Die Macht der Mantas/ Omnivor
1970: Orn – Orn
1976: 0X – OX

Jason Stryker – mit Robert Fuentes
1974: Kiail
1974: Mistress of Death
1974: Bamboo Bloodbath
1975: Ninja’s Revenge
1976: Amazon Slaughter
1976: Curse of the Ninja

Xanth
1977: A Spell for Chameleon – Chamäleon-Zauber
1979: The Source of Magic – Zauber-Suche
1979: Castle Roogna – Zauber-Schloß
1982: Centaur Aisle – Zentauren-Fahrt
1982: Ogre, Ogre – Elfen-Jagd
1983: Night Mare – Nacht-Mähre
1983: Dragon on a Pedestal – Drachen-Mädchen
1984: Crewel Lye – Ritter-Geist
1986: Golem in the Gears – Turm-Fräulein
1987: Vale of the Vole – Helden-Maus
1988: Heaven Cent – Himmels-Taler
1989: Man from Mundania – Welten-Reise
1990: Isle of View – Mond-Elfe
1991: Question Quest – Höllen-Mädchen
1992: The Color of Her Panties – Meeres-Braut
1992: Demons Don’t Dream – Dämonen-Spiele
1993: Harpy Thyme – Harpien-Träume
1994: Geis of the Gargoyle – Wasser-Speier
1995: Roc and a Hard Place – Vogel-Scheuche
1996: Yon Ill Wind – Wechsel-Wind
1997: Faun & Games – Wald-Schrat
1998: Zombie Lover – Zombie-Lover
1999: Xone of Contention
2000: The Dastard
2001: Swell Foop
2002: Up In A Heaval
2003: Cube Route
2004: Currant Events
2005: Pet Peeve
2006: Stork Naked
2007: Air Apparent
2008: Two to the Fifth
2009: Jumper Cable
2010: Knot Gneiss
2011: Well-Tempered Clavicle
2012: Luck Of The Draw
2013: Esrever Doom
2013: Board Stiff
2014: FivePoitraits

Cluster
1977: Cluster/ Vicinity Cluster – Flint von Außenwelt
1978: Chaining the Lady – Melodie von Mintaka
1978: Kirlian Quest – Herald der Heiler
1980: Thousandstar – Tausendstern
1982: Viscous Circle

Tarot
1979: God of Tarot – Der Gott von Tarot
1980: Vision of Tarot – Die Visionen von Tarot
1980: Faith of Tarot – Die Hölle von Tarot
1987: Tarot (Sammelband)

Apprentice Adept (Doppelwelt)
1980: Split Infinity – Die Doppelwelt
1981: Blue Adept – Der blaue Adept (2 Teile)
1982: Juxtaposition – Juxtaposition
1987: Out of Phaze – Verbannt auf der Doppelwelt
1988: Robot Adept
1989: Unicorn Point
1990: Phaze Doubt

Incarnations of Immortality (Inkarnation der Unsterblichkeit)
1983: On a Pale Horse – Reiter auf dem schwarzen Pferd
1984: Bearing an Hourglass – Der Sand der Zeit
1985: With a Tangled Skein – Des Schicksals dünner Faden
1986: Wielding a Red Sword – Das Schwert in meiner Hand
1987: Being a Green Mother – Sing ein Lied für Satan
1988: For Love of Evil
1990: And Eternity
2007: Under a Velvet Cloak

Bio of a Space Tyrant (Der Tyrann vom Jupiter)
1983: Refugee – Der Flüchtling
1984: Mercenary – Der Söldner
1985: Politician
1985: Executive
1986: Statesman
2001: The Iron Maiden

The Adventures of Kelvin of Rud – mit Robert E. Margroff
1987: Dragon’s Gold
1988: Serpent’s Silver
1990: Chimaera’s Copper
1990: Orc’s Opal
1992: Mouvar’s Magic

Pornucopia
1989: Pornucopia – Pornutopia
2003: The Magic Fart

Mode
1991: Virtual Mode
1992: Fractal Mode
1993: Chaos Mode
2001: DoOon Mode

Geodyssey
1993: Isle of Woman
1994: Shame of Man
1997: Hope of Earth
1999: Muse of Art
2010: Climate of Change

ChroMagic
2002: Key to Havoc
2003: Key to Chroma
2004: Key to Destiny
2007: Key to Liberty
2008: Key to Survival (2008)

Metal Maiden
2012: To Be A Woman
2012: Shepherd
2012: Flytrap
2012: Awares

Trail Mix
2013: Amoeba
2013: Beetle Juice

Einzelbände
1968: The Ring mit Robert E. Margroff – Der Ring
1969: Macroscope – Makroskop
1969: Hasan – Hassans Reise
1970: The E.S.P. Worm mit Robert E. Margroff
1971: Prostho Plus – Der Retter von Dent-All
1973: Race Against Time
1974: Rings of Ice
1974: Triple Détente
1976: Steppe – Steppe
1976: But What of Earth?
1979: Pretender mit Frances Hall
1981: Mute (die geplante Fortsetzung “Moot” wird nicht erscheinen)
1986: Shade of the Tree – Schatten des Baumes
1986: Ghost
1989: Total Recall – Die totale Erinnerung
1989: Through the Ice mit Robert Kornwise
1990: Firefly
1990: Hard Sell – Die seltsamen Geschäfte des Mr. Fisk
1990: Dead Morn
1991: Balook
1991: MerCycle
1991: Tatham Mound – Tatham Mound
1992: The Caterpillar’s Question mit Philip José Farmer – Die Seelenträumerin
1993: Killobyte
1993: If I Pay Thee Not in Gold mit Mercedes Lackey
1996: Volk
1996: The Willing Spirit mit Alfred Tella
1998: Spider Legs mit Clifford A. Pickover
1998: Quest for the Fallen Star mit James Richey & Alan Riggs
1998: Dream a Little Dream
1999: Realty Check
2000: The Secret of Spring mit Jo Anne Taeusch
2000: The Gutbucket Quest mit Ron Leming
2007: Starkweather: Immortal 0 mit David A. Rodriguez
2007: Tortoise Reform
2011: The Sopaths
2012: A Spell for Chameleon: The Parallel Edition … Simplified
2013: Aliena
2013: Eroma

Kurzgeschichten
1963: Possible To Rue
1963: Quinquepedalian
1964: Sheol (mit H. James Hotaling)
1964: Encounter
1965: Phog
1966: Mandroid (mit Robert E. Margroff und Andrew J. Offutt)
1966: The Message (mit Frances Hall)
1966: The Ghost Galaxies
1967: Within the Cloud
1967: Beak by Beak
1968: The Alien Rulers
1969: The Life of the Stripe
1970: The Whole Truth
1970: The Bridge
1970: Equals Four
1870: Would you?
1970: Small Mouth, Bad Taste
1970: Hearts
1972: In the Barn
1972: Up Schist Crick
1972: Black Baby
1974: KI (mit Roberto Fuentes)
1981: On the Uses of Torture
1982: To the Death
1982: Transmogrification
1982: Deadline
1985: The Toaster
1985: Gone to the Dogs
1985: December Dates
1987: Imp to Nymph
1987: Life
1988: Kylo
1991: Cloister
1992: Love 40
1992: Alien Plot
1992: Nonent
1992: 20 Years
1992: Ship of Mustard
1992: E van S
1992: Revise and Invent
1992: Baby
1993: A Picture of Jesus
1994: Tortoise Shell
1995: Bluebeard
2008: The Courting
2011: Lost Things
2012: Living Doll
2013: Pandora Park
2014: Odd Exam

Stephen KingRichard Bachmann ist ein inzwischen inaktives Pseudonym des Autors Stephen King, welches er nutzte, um mehr Bücher gleichzeitig veröffentlichen zu können. Da zu Beginn von Kings Karriere die Auffassung galt, dass ein Autor nicht mehr als ein Buch pro Jahr veröffentlichen sollte, um den Markt nicht zu übersättigen, entschied er sich für ein Pseudonym. Ein weiterer Grund war die Frage, ob Stephen Kings Bücher nur seines bereits bekannten Namens wegen gekauft wurden, oder tatsächlich wegen eines vorhandenen Schreibtalents. Die Frage konnte nie richtig beantwortet werden, da das Pseudonym bereits nach kurzer Zeit aufgedeckt wurde und mit Bekanntwerden des tatsächlichen Autorennamens explodierten die Verkaufszahlen der bis dahin erschienenen Werke “Richard Bachmanns”.

King stampfte das Pseudonym schließlich weitestgehend ein. In verschiedenen Werken nimmt er gelegentlich Bezug zu Richard Bachmann als fiktiv existierender Figur, z.B. in The Dark Half (Stark – The Dark Half), erwähnt wird der Name u.a. auch in Wolfsmond (The Dark Tower: Wolves of the Calla) oder Susannah (The Dark Tower: Song of Susannah).

Für ausführliche Informationen zum Autor und dessen Bibliographie besucht bitte das Portrait von Stephen King.

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Bibliographie:

1977: Rage/ Amok
1979: The Long Walk/ Todesmarsch
1981: Roadwork/ Sprengstoff
1982: The Running Man/ Menschenjagd
1984: Thinner/ Der Fluch
1996: The Regulators/ Regulator
2007: Blaze/ Qual

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Peter S. BeaglePeter Soyer Beagle (* 1939, USA) begann seine Schreibkarriere außergewöhnlich jung: Mit 19 Jahren konnte er bereits einen Abschluss in Creative Writing vorweisen und hatte einen Agenten, mit 20 veröffentlichte er seinen ersten Roman He! Rebeck! (A Fine and Private Place).
Dort treten Motive auf, die sich auch weiterhin durch sein Werk ziehen: Geister und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der unsterblichen Liebe. Auf einem Friedhof – einem verwunschenen, zeitlosen Ort in der Großstadt New York – lebt ein einsamer Sonderling, der sich mit Geistern unterhält und zusammen mit einer Witwe langsam zurück ins Leben findet. Dem Themenkomplex Sterben, Tod und Nachwelt wird Beagle mit einer gelassenen Heiterkeit gerecht, die auch seine späteren Werke auszeichnet.

Sein beliebtester und erfolgreichster Roman, Das letzte Einhorn (The Last Unicorn, 1968) hält der Queste der Fantasy schon spöttisch den Spiegel vor, noch bevor die Maschinerie der Genrefantasy richtig ins Laufen kam: Die Helden des Romans, die die gefangenen Einhörner des finsteren König Haggard befreien wollen, sind sich bewusst, in einer Geschichte zu sein, und viele Brüche laufen durch die gar nicht so klassische Märchenhandlung, ohne dass die Grundzutaten ganz über Bord geworfen werden.
Es existiert eine beliebte Verfilmung, zu der Beagle das Drehbuch verfasst hat, und inzwischen auch eine Comic-Adaption des Romans; seit Jahren ist eine weitere Verfilmung im Gespräch.

An diese Erfolge konnte Beagle nicht wieder anknüpfen – sein nächster Roman Das Volk der Lüfte (The Folk of the Air) über eine Reenactment-Truppe mit Geisterbegegnung, und vor allem Die Sonate des Einhorns (The Unicorn Sonata), dem man anmerkt, dass es unbedingt eine weitere Geschichte mit Einhörnern geben musste, sind keine Glanzpunkte seines Schaffens. Anders sieht es mit dem ebenfalls in diesem Zeitraum entstandenen Es kamen drei Damen im Abendrot (The Innkeeper’s Song) aus, das ähnlich wie schon He! Rebeck! ein Kammerspiel mit nahezu nur einem einzigen Handlungsort ist: einem Gasthaus, in dem es zu schicksalsträchtigen Begegnungen kommt; Liebe, Tod und Magie sind wieder mit von der Partie.

Mit Das Zauberhaus (Tamsin) und A Dance for Emilia kehrte Beagle zurück zu den (diesmal an jungen Lesern orientierten) Geistergeschichten, aber seine eigentliche Heimat sind Kurzgeschichten, die in zahlreichen Anthologien und Sammlungen erschienen sind. Dort nimmt er auch gerne den Faden aus seinen Roman-Welten wieder auf, vor allem die Drei-Damen-Welt ist ein häufig besuchter Schauplatz, und auch eine Fortsetzung zu The Last Unicorn wurde im Rahmen der Sammlung The Line Between veröffentlicht (auf Deutsch zu finden in der Neuausgabe Das letzte Einhorn und Zwei Herzen). Mit dieser Geschichte gewann Beagle den Hugo und Nebula Award.
Da Beagle auch als Songwriter und Sänger aktiv ist, verwundert es nicht, daß er gerne in Form von Liedern und Gedichten veröffentlicht – dazu ist sein lyrischer Stil wie geschaffen.

Aus seiner Feder stammen außerdem Theaterstücke und das Drehbuch zur Zeichentrickverfilmung des Herrn der Ringe (Ralph Bakshi, 1978 – in diesem Zusammenhang war Beagle in eine Gerichtsverhandlung verstrickt, da er Ansprüche nach dem Erfolg der neuen Tolkien-Verfilmung geltend machen wollte).
Beagle, der seit einigen Jahren eng und nahezu ausschließlich mit dem Verlag Conlan Press zusammenarbeitet, hat zur Finanzierung dieses Verfahrens auch kommerziell neue Wege beschritten, indem er seinen Lesern beispielsweise eine Art “Jahres-Abo” für Gedichte und Songs anbot und über die Verlagsseite eine ganze Bandbreite an signierten Romanen und anderem Merchandising offeriert.

Beagles Geschichten und Romane binden häufig (wenn auch nicht immer in urbanen Settings) Fabelwesen und Geister ohne Brüche in den modernen Alltag ein, seine klassischeren Fantasy- und Märchengeschichten dagegen bestechen durch eine große Verspieltheit, leisen Humor und viele Brüche, der Autor kennt die Traditionen des Genres, ohne sie allzu ernst zu nehmen. Oft sind die Werke selbstreferentiell – so bekommt Schmendrick aus Das letzte Einhorn einen Auftritt bei den Drei Damen –, und beaglesche Helden erzählen sich Geschichten von anderen beagleschen Helden.
Dadurch entsteht ein etwas inkoheräntes Bild seiner Welten – Das Letzte Einhorn wird als nicht näher verorteter Bestandteil unserer Welt präsentiert, während die Drei Damen und die zugehörigen Kurzgeschichten in einem eigenen Kosmos angesiedelt sind, was den spielerischen Zugang zu Fantasy-Motiven nur unterstreicht.

Auf dem deutschen Markt war Beagle lange Zeit erstaunlich präsent, wozu der Erfolg von Das letzte Einhorn (und die stetig im Weihnachtsprogramm präsentierte Verfilmung) beigetragen haben dürfte – die Werke anderer Autoren, die eine ähnliche Nische wie Beagle bedienen oder gar eher Kurzgeschichten und Lyrisches bevorzugen, waren kaum so durchgängig verfügbar. Doch gerade auf seine jüngsten Kurzgeschichtensammlung muss die deutsche Leserschaft allerdings verzichten.
Einen Einblick in Beagles gesamtes Schaffen wird man, so der bereits verschobene Termin nicht noch einmal nach hinten verlegt wird, Ende 2014 mit The First Last Unicorn and Other Beginnings erhalten, einer Sammlung aus Fragmenten, zusätzlichen Szenen und bisher nicht veröffentlichten Geschichten aus bereits bestehenden und anderen Settings.

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Bibliographie:

1960: A Fine and Private Place – He! Rebeck!
1968: The Last Unicorn – Das letzte Einhorn
1986: The Folk of the Air – Das Volk der Lüfte
1993: The Innkeeper’s Song – Es kamen drei Damen im Abendrot
1996: The Unicorn Sonata – Die Sonate des Einhorns
1996: Giant Bones (Kurzgeschichten) – Der Zauberer von Karakosk
1997: The Rhinoceros who Quotet Nietzsche and Other Odd Acquaintances (Kurzgeschichten) – Das indische Nashorn
1999: Tamsin – Das Zauberhaus
2000: A Dance for Emilia
2006: The Line Between (Kurzgeschichten)
2008: We Never Talk About my Brother (Kurzgeschichten)
2010: Mirror Kingdoms (Kurzgeschichten)
2011: Sleight of Hand Kurzgeschichten

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Links:
www.conlanpress.com (Webseite von Beagles Agenten mit Verlag und Shop, die nahezu ausschließlich seinem Werk gewidmet sind)
www.peterbeagle.com (alte Fanseite)

Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Buch des Monats: Es kamen drei Damen im Abendrot
Nostalgie-Nagelprobe: Das letzte Einhorn

John BellairsJohn Anthony Bellairs wurde am 17. Januar 1938 in Michigan geboren und verstarb am 08. März 1991. Bekannt war der Autor vor allem für seine Schauer- und Geistergeschichten wie die Jugendbuchreihen um Lewis Barnavelt, Anthony Monday und Johnny Dixon.

Nach seinem High School Abschluss 1955 studierte Bellairs an der University of Notre Dame und der Universität von Chicago. Er schrieb erste Texte für die wöchentlich erscheinende Studentenzeitung Scholastic. Zusammen mit vier anderen Studenten machte er sich erstmals unvergessen, als die Gruppe bei einer College-Veranstaltung in perfektem Mittelenglisch den Prologue to the Canterbury Tales vortrug. Bellairs graduierte Magna cum Laude und zog nach Chicago, wo er an der Universität seinen Master machte. Darauf folgten einige Jahre, in denen er Englisch an verschiedenen Hochschulen unterrichtete, bis er sich ab 1971 Vollzeit dem Schreiben widmete. Archäologie, Architektur und seine Reisen nach Großbritannien zählten ebenso zu seinen lebenslangen Interessen wie das Sammeln kitschiger Antiquitäten und schlechter Dichtung. Weiterhin interessierten ihn Geschichte und Latein.

Bei seinen Romanen ließ sich John Bellairs von einigen seiner Lieblingsautoren inspirieren. Dazu gehörten u.a. Charles Dickens, Henry James und Garrett Mattingly. Seine eigenen Geschichten orientierten sich gerne am Beispiel von M.R. James, dessen Geistergeschichten als die besten innerhalb des Genres galten.

Das erste veröffentlichte Werk des Autors war die Kurzgeschichtensammlung St. Fidgeta and Other Parodies, worin er die Rituale und Rechte des Zweiten Vatikanischen Konzils parodierte. Entstanden sind die Geschichte aus einer Spielerei heraus, St. Fidgeta & Other Parodies von John Bellairsdie er mit Freunden in Chicago begann. Nachdem er die erste Erzählung zu Papier gebracht hatte, schickte Bellairs diese an ein katholisches Magazin, das Critic, welches die Geschichte 1965 veröffentlichte. Im Jahr darauf kamen elf weitere Geschichten dazu, die auf ebenso humorvolle Weise von weniger bekannten Päpsten der Antike erzählten (bis 2009 war das Buch über Jahrzehnte vergriffen, wurde dann aber erneut als Sammelband aufgelegt).
Es folgte 1968 ein erster Roman: The Pedant and the Shuffly. Dabei handelte es sich um ein illustriertes Märchen für Erwachsene.

Nachdem John Bellairs The Lord of the Rings von J.R.R. Tolkien gelesen hatte, packte ihn auch das Interesse an der Fantasy. Er lebte gerade in Großbritannien, als er begann, seinen ersten phantastischen Roman zu schreiben. The Face in the Frost (Das Gesicht im Eis) wurde eines seiner bekanntesten Werke, und obwohl Bellairs durch Tolkien dazu inspiriert wurde, haben die beiden Erzählungen doch nichts gemein. Vielmehr wunderte sich Bellairs darüber, dass die Figur des Gandalf bei näherer Betrachtung nicht sehr viel Persönlichkeit besaß und so verlieh er seinem Gegenentwurf, dem Zauberer Prospero, einige seiner eigenen Phobien und Fehler. Dem Roman sollte eine Fortsetzung folgen, The Dolphin Cross blieb jedoch unvollendet.

The House with a Clock in Its Walls von John Bellairs1973 wurde The House with a Clock in Its Walls (Das Haus, das tickte; später: Das Geheimnis der Zauberuhr) veröffentlicht – der erste Teil einer aus inzwischen zwölf Bänden bestehenden Reihe, die zum Teil von Brad Strickland nach Bellairs Tod fortgeführt wurde.
Ursprünglich war der Roman an Erwachsene gerichtet, zu jener Zeit galt der Markt für solche Bücher jedoch als gesättigt, und so schlug man Bellairs vor, den Roman umzuschreiben, um ihn als Jugendbuch verlegen zu können. Bellairs kam dem Vorschlag nach und legte damit das Fundament für seine Karriere als Kinder- und Jugendbuchautor. Die Handlung dieses übernatürlichen Krimis dreht sich dabei um den Jungen Lewis Barnavelt und dessen Freunde. Nach dem tödlichen Autounfall seiner Eltern zieht Lewis zu seinem Onkel nach Chicago und muss bald herausfinden, dass sein Onkel in Wahrheit ein Zauberer ist und die Nachbarin Florence Zimmermann eine freundliche Hexe. In abenteuerlichen Geschichten treten die Freunde dunklen Mächten entgegen und verhindern dabei auch immer wieder das Ende der Welt.
Dieser Roman sowie ein zweiter, The Treasure of Alpheus Winterborn (Der Schatz des Mister Winterborn), wurden 1979 und 1980 für das Fernsehen adaptiert.

1991 verstarb John Bellairs im Alter von gerade einmal 53 Jahren an Herzversagen. Zum Zeitpunkt seines Todes blieben verschiedene Manuskripte unvollendet und zwei Ideensammlungen ungeschrieben. Die Erben beauftragten Brad Strickland damit, die angefangenen Arbeiten Bellairs’ zu vollenden. Insgesamt fanden so vier Geschichten ihre Vollendung: The Ghost in the Mirror (Das Gespenst im Spiegel), The Vengeance of the Witch-finder (Der Spuk im Irrgarten), The Drum, the Doll, and the Zombie und The Doom of the Haunted Opera (Der Fluch der alten Oper).

Mit The Hand of the Necromancer schrieb Strickland den ersten eigenen Roman, der jedoch die bereits eingeführten Charaktere aus Bellairs Vorlagen aufgriff und fortführte.

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Bibliographie:

Einzelromane
1968: The Pedant and the Shuffly
1969: The Face in the Frost/ Das Gesicht im Eis


Anthony Monday
1978: The Treasure of Alpheus Winterborn
1984: The Dark Secret of Weatherend
1988: The Lamp From the Warlock’s Tomb
1992: The Mansion in the Mist


Chubby Lewis Barnavelt
1973: The House with a Clock in Its Walls/ Das Haus das tickte; später: Das Geheimnis der Zauberuhr
1975: The Figure in the Shadows/ Der magische Schatten
1976: The Letter, the Witch, and the Ring/ Das Rätsel des verwunschenen Rings
1993: The Ghost in the Mirror/ Das Gespenst im Spiegel (mit Brad Strickland)
1993: The Vengeance of the Witch-Finder/ Der Spuk im Irrgarten (mit Brad Strickland)
1995: The Doom of the Haunted Opera/ Der Fluch der alten Oper (mit Brad Strickland)


Johnny Dixon and the Professor
1983: The Curse of the Blue Figurine
1983: The Mummy, the Will, and the Crypt
1984: The Spell of the Sorcerer’s Skull
1985: The Revenge of the Wizard’s Ghost
1986: The Eyes of the Killer Robot
1989: The Trolley to Yesterday
1989: The Chessmen of Doom
1990: The Secret of the Underground Room
1994: The Drum, the Doll, and the Zombie (mit Brad Strickland)
2005: The Best of John Bellairs: The Johnny Dixon Mysteries


Kurzgeschichten
1966: St. Fidgeta and Other Parodies

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Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Buch des Monats: Das Gesicht im Eis

Ken Blake ist das gemeinsame Pseudonym der britischen Schriftsteller Robert Holdstock und Kenneth Bulmer. Unter dem Pseudonym sind von 1981 bis 1982 vierzehn Romane aus der Reihe Professionals erschienen.

Für weitere Informationen zum Autor Robert Holdstock sowie dessen gesamte Bibliographie besucht bitte das Portrait unter Robert Holdstock.

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Bibliographie:

The Professionals Series

  • 1978: Where the Jungle Ends
    1978:  Long Shot
    1978: Stake Out
    1978: Hunter Hunted
    1979: Blind Run
    1979: Fall Girl
    1981: Cry Wolf
    1980: Dead Reckoning
    1980: No Stone

    1982: Operation Susie
    1981: Spy Probe
    1981: Foxhole

    1982: The Untouchables
    
1982: You’ll be All Right
Jim Butcher
© Blue Moon Photography

Am 26. Oktober 1971 wurde Jim Butcher in Independence, Missouri geboren. Als jüngstes von drei Kindern wuchs er mit zwei älteren Schwestern auf, die ihm die Bücher The Lord of the Rings und The Han Solo Adventures nahebrachten, als er wegen einer Angina das Bett hüten musste. Die beiden Werke weckten erstmals Jim Butchers Faszination für das Fantasy- und Science-Fiction-Genre und damit auch seinen Wunsch, selbst Schriftsteller zu werden.

Als Teenager schrieb er seinen ersten Roman mit der Intention, ein echter Autor zu werden. Damals war er 19 Jahre alt, es sollten jedoch noch Jahre vergehen, ehe er seinen Durchbruch feiern konnte. Zunächst musste er sich mit alltäglichen Jobs abfinden, wie einem Sommerjob als Pferdetrainer, einer Managementstelle in einer Fast-Food-Kette, gefolgt von einer Zeit als Computertechniker; für einen geringen Zeitraum zog er sogar als Vertreter von Haus zu Haus, um Staubsauger zu verkaufen.
In seiner Freizeit verschaffte er sich Ausgleich vom Alltag mit verschiedenen Kampfsportarten wie Ryukyu Kempo, Tae Kwan Do, Gojo Shorei Ryu und einigen Ausflügen ins Kung Fu. Daneben begeisterte er sich fürs Fechten, schlechte SF-Filme und Live-Rollenspiele.
Nach dem ersten Jahr auf dem College heiratete Jim Butcher seine Jugendliebe, Shannon, die kurz darauf den gemeinsamen Sohn James Joseph zur Welt brachte. Anfangs unterstütze sie ihren Mann lediglich bei dessen schriftstellerischer Tätigkeit, entdeckte dann schließlich auch ihr eigenes Interesse am Schreiben und wurde im späteren Verlauf als Autorin von Liebesromanen erfolgreich.

Storm Front von Jim ButcherNach vielen erfolglosen Versuchen, Fuß im traditionellen Fantasy-Genre zu fassen, bei denen sich Jim Butcher von Lloyd Alexander, J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis und anderen namhaften und auch weniger bekannten Autoren beeinflussen ließ, wagte er einen neuen Weg und schrieb im Rahmen eines Kurses für Schriftsteller den ersten Teil von The Dresden Files (Die dunklen Fälle des Harry Dresden) mit dem Titel Storm Front (Sturmnacht). Die Buchreihe schildert die Arbeit von Harry Blackstone Copperfield Dresden, dem ersten und einzigen Magier-Detektiv Chicagos, aus der Ich-Perspektive. In diesem alternativen Chicago ist Magie real, wird jedoch nur von wenigen Menschen wahrgenommen. Mit dieser geschickten Verbindung von Fantasywelt und heutiger Realität schlug Jim Butcher 1996 im Alter von 25 Jahren den Weg in den Urban-Fantasy-Sektor ein und weiß sich, wohl auch dank eines sehr humorvollen, aber nicht albernen Schreibstils seither dort zu behaupten. Dem erfolgreichen Auftaktroman folgen regelmäßig weitere Fortsetzungen sowie eine Sammlung von Kurzgeschichten aus dem gleichen Universum. Die Buchreihe schaffte es 2007 kurzfristig auch als gleichnamige Fernsehserie auf die TV-Bildschirme, sie wurde allerdings bereits nach der ersten Staffel wieder eingestellt. Derzeit werden die einzelnen Bücher als Comics adaptiert.

Furies of Calderon von Jim ButcherDer einschlägige und anhaltende Erfolg der Dresden Files brachte Butcher letztlich wieder zurück zur traditionellen Fantasy. Mit seiner zweiten und bereits abgeschlossenen Buchreihe The Codex Alera Series (Codex Alera), bestehend aus sechs Bänden, versuchte er sich nun auch im traditionellen Feld der High Fantasy einzufinden. Im Mittelpunkt der Reihe steht der Junge Tavi, dem es durch verschiedene unglückliche Entwicklungen zufällt, das Reich Alera zu retten – eine Welt, die durch die Kontrolle von Elementaren bestimmt wird, die ihren Bewohnern magische Fähigkeiten gewähren. Dieses von Butcher entwickelte Magiesystem verleiht den Romanen eine interessante und ungewöhnliche Basis, auch das nach römisch-imperialistischem Vorbild geprägte politische System sorgt für Individualität innerhalb der Fantasy. Mit Ausnahme dieser beiden durchaus erwähnenswerten Eigenschaften, stellt die Reihe aber einen klassischen High-Fantasy-Beitrag dar, mit bekannten Vorgehensweisen und Plot-Elementen.

Neben Codex Alera schrieb Butcher 2006 eine Episode von Stan Lees Spider Man mit dem Titel The Darkest Hours. Es folgten weitere Kurzgeschichten für verschiedene Anthologien, teilweise in Zusammenarbeit mit Charlaine Harris und Sherrilyn Kenyon. An den Erfolg der Dresden Files konnte er mit seinen weiteren Werken bisher jedoch nicht anknüpfen.

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Bibliographie:

The Dresden Files
2000: Storm Front (Sturmnacht)
2001: Fool Moon (Wolfsjagd)
2001: Grave Peril (Grabesruhe)
2002: Summer Knight (Feenzorn)
2003: Death Masks (Silberlinge)
2004: Blood Rites (Bluthunger)
2005: Dead Beat (Erlkönig)
2006: Proven Guilty (Schuldig)
2007: White Night (Weiße Nächte)
2008: Small Favor (Kleine Gefallen)
2009: Turn Coat (Verrat)
2010: Changes (Wandel)
2010: Side Jobs (Kurzgeschichten)
2011: Ghost Story (Geistergeschichten)
2012: Cold Days (Eiskalt)
2014: Skin Game (Blendwerk)

Codex Alera
2005: Furies of Calderon (Die Elementare von Calderon)
2005: Academ’s Fury (Im Schatten des Fürsten)
2006: Cursor’s Fury (Die Verschwörer von Kalare)
2007: Captain’s Fury (Der Protektor von Calderon)
2008: Princeps’ Fury (Die Befreier von Canea)
2009: First Lord’s Fury (Der erste Fürst)

Anthologien & Comics
2006: The Darkest Hour (Spider Man)
2006: My Big Fat Supernatural Wedding
2007: Many Bloody Returns
2007:  My Big Fat Supernatural Honeymoon
2008: Backup (illustriert von Mike Mignola)
2008: Welcome to the Jungle
2009: Stormt Front: Volume 1 (Graphic Novel)
2011: Storm Front: Volume 2 (Graphic Novel)
2011: Fool Moon: Volume 1 (Graphic Novel)
2012: Fool Moon: Volume 2 (Graphic Novel)
2013: Ghoul, Goblin

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Links:
www.jim-butcher.com
Interview mit Jim Butcher auf der Comic Con 2008 (San Diego)

Trudi Canavan
© Juliana Socher.

Die australische Schriftstellerin Trudi Canavan wurde am 23. Oktober 1969 in Kew, Melbourne geboren und wuchs in einer kleinen Vorstadt namens Ferntree Gully auf. Bekannt wurde sie durch ihre Fantasy-Trilogie The Black Magician (z. dt.: Die Gilde der schwarzen Magier).

Schon als Kind zeigte Canavan eine starke Affinität für alles Kreative. Sie interessierte sich für Kunst, Musik und das Schreiben von Geschichten. Nachdem sie sich für eine Karriere als professionelle Künstlerin entschieden hatte, machte sie ihr Advanced Certificate in Promotional Display am Melbourne College of Decoration. Dort erhielt sie 1988 außerdem das Highest Aggregate Mark im Fach Art Subjects.
1995 begann sie als Freelancer unter dem Geschäftsnamen The Telltale Art zu arbeiten. Spezialisiert auf Grafik-Design wurde sie u.a. für das Aurealis Magazin tätig, wo sie Cover entwarf, Manuskripte las und Webseiten gestaltete.

In ihrer knappen Freizeit schrieb Canavan nebenbei Kurzgeschichten. Sie belegte verschiedene Kurse für angehende Schriftsteller, um ihrem Traum von einem eigenen Buch Substanz zu verleihen. Rückschläge trieben sie nur dazu an, ihren Schreibstil noch weiter zu verbessern. 1999 erlebte sie schließlich den ersten Erfolg als Autorin. Mit ihrer Kurzgeschichte Whispers of the Mist Children gewann sie den Aurealis Award für die beste Fantasy-Kurzgeschichte.

The Magicians' Guild von Trudi CanavanSchon 2001 folgte dann der erste Band aus ihrer international bekannten Trilogie The Black Magician mit dem Titel The Magicians’ Guild (Die Rebellin). Die Idee dazu entstand, als Canavan über die Obdachlosen von Barcelona las, welche man 1992, kurz vor den olympischen Spielen in Barcelona, zusammentrieb und umsiedelte.
Im Zentrum dieser Buchreihe steht Sonea, ein Mädchen aus dem ärmsten Viertel der Hauptstadt Kyralia, die bei einer der alljährlichen Säuberungen durch die Magier selbst als wilde Magierin auffällt. Da es nur Mitgliedern der Gilde gestattet ist, Magie auszuüben, Soneas Kräfte aber nicht unterdrückt werden können, bleibt der Gilde nur, sie aufzunehmen. Während Sonea schließlich versucht, zwischen ihrer neuen Position als Magierin und ihrer Herkunft als Straßenkind zu balancieren, wird sie Zeugin von schwarzer Magie. Damit beginnt sie unfreiwillig das dunkelste Geheimnis der Gilde aufzudecken und wird selbst in die Kreise schwarzer Magie hinein gezogen.

The Magicians’ Guild fand sofort großen Anklang bei der Leserschaft. Auch die beiden Folgebände wurden für verschiedene Auszeichnungen nominiert. Die Trilogie kletterte in die Top 10 der australischen Bestseller-Liste und gilt laut Nielsen BookScan als das erfolgreichste Erstlingswerk der letzten 10 Jahre. The Black Magician Trilogy wurde seit 2004 in bisher fünf Sprachen übersetzt.
Aufgrund dieses großen Erfolgs wurde Canavan 2006 beauftragt, eine Fortsetzung und einen Vorläufer zur Black Magician Trilogy zu schreiben. Der Vorläufer, The Magician’s Apprentice (Magie), gewann ebenfalls den Aurealis Award for Best Fantasy Novel in 2009.
Derzeit schreibt sie an der Fortsetzung der Buchreihe unter dem Reihentitel The Traitor Spy Trilogy.

Priestess of the White von Trudi CanavanEine weitere Buchreihe von Trudi Canavan, Age of the Five, handelt von einem Krieg zwischen real existierenden Göttern. Auch diese Buchreihe erreichte die Bestseller-Listen und hielt sich dort für sechs Wochen; auf Deutsch erschienen die drei Bände unter dem Reihentitel Das Zeitalter der Fünf.
Mit ihrer jüngsten Reihe Millennium’s Rule (bzw. Die Magie der tausend Welten) sucht Trudi Canavan eine komplett neue Welt auf, in der es bereits eine industrielle Revolution gab, die allerdings durch Magie befeuert wird, so dass man zumindest auf die Zauberer, die ihr Markenzeichen sind, nicht verzichten muss.
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Bibliographie:

The Black Magician (Kyralia)
2001: The Magicians’ Guild/ Die Rebellin
2002: The Novice/ Die Novizin
2003: The High Lord/ Die Meisterin
2009: The Magician’s Apprentice/ Magie (Stand-alone Prequel)

The Traitor Spy (Kyralia, Sequel)
2010: The Ambassadors’ Mission/ Sonea: Die Hüterin
2011: The Rogue/ Sonea: Die Heilerin
2012: The Traitor Queen/ Sonea: Die Königin

The Age of the Five (Ithania)
2005: Priestess of the White/ Priester
2006: Last of the Wilds/ Magier
2006: Voice of the Gods/ Götter

Millenium’s Rule (im Entstehen begriffen)
2014: Thief’s Magic/ Die Begabte
2015: Angel of Storms/ Der Wanderer
2016: Successor’s Son

Kurzgeschichten
1999: Whispers of the Mist Children
2003: Room for Improvement
The Mad Apprentice

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Links:
www.trudicanavan.com

Chris Carlsen ist ein Pseudonym des britischen Schriftstellers Robert Holdstock. Unter dem Pseudonym ist von 1977 bis 1997 die Trilogie Berserker erschienen.

Für weitere Informationen zum Autor sowie die gesamte Bibliographie besucht bitte das Portrait unter Robert Holdstock.

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Bibliographie:

The Berserker Series

  • 1977: Shadow of the Wolf
    1979: The Horned Warrior
    1997: The Bull Chief

Francoise Jeury Series

  • 1978: Necromancer
    1991: The Fetch/Unknown Regions
Gail Carriger
© Robert Andruszko

“I began writing in order to cope with being raised in obscurity by an ex-patriot Brit and an incurable curmudgeon. I escaped small town life and inadvertently acquired several degrees in Higher Learning. I then traveled the historic cities of Europe, subsisting entirely on biscuits secreted in my handbag. I now reside in the Colonies, surrounded by fantastic shoes, where I insist on tea imported directly from London and cats that pee into toilets. I am fond of teeny tiny hats and tropical fruit.

Gail Carriger ist ein Pseudonym der Archäologin Tofa Borregaard. Geboren wurde sie am 4. Mai 1976 in Bolinas, einer Kleinstadt in Marin County, Kalifornien, dort besuchte sie später die Marin Academy. Nach ihrem High School Abschluss wechselte sie auf das Oberlin College und machte dort ihr Vordiplom. Anschließend erhielt sie ihren Master of Science in Archaelogical Materials von der Nottingham University, England. Es folgte ein weiterer Master an der University of California im Bereich Anthropologie mit Schwerpunkt auf Archäologie. Derzeit arbeitet sie an ihrem Doktor.

Carriger ist eine sehr humorvolle Autorin. Sie bedient keine Funtasy, vielmehr versteht sie es Wortwitz und Situationskomik zu erschaffen. Bisweilen kann dieser Witz auch bitterböse werden. Ihr Bücher spielen im alten London zur Zeit Königin Victorias und haben deutliche Merkmale eines Steampunk-Romans. Steampunk übt eine große Faszination auf Carriger aus. Zu Anfang war es ein rein ästhetisches Faible für Gotik, Vintage und Gothic Kleidung und wieder verwerteter Technologieabfälle in Form von Schmuck, welches sie im Steampunk wunderbar verbunden fand. Daraus wuchs eine Begeisterung für das Thema und gipfelte schließlich darin, dass sie diese Elemente in ihrem Romandebüt wieder aufgriff.
Als Einflüsse auf ihre Arbeit nennt sie PG Wodehouse, Jane Austen, Charles Dickens und viktorianische Reiseberichte.

Soulless von Gail CarrigerIhr erster Roman Soulless (Glühende Dunkelheit)  wurde 2009 bei Orbit Books veröffentlicht und brachte ihr eine Nominierung für den John W. Campbell Award for Best New Writer ein. Ebenfalls nominiert wurde das Buch für den Compton Crook Award und den Locus Award. Locus platzierte ihr Buch außerdem bei den Buchempfehlungen.
Der Nachfolger Changeless (Entflammte Nacht) sorgte schließlich für den Durchbruch bei den Verkaufszahlen und brachte sie 2010 auf die Bestseller Liste, der dritte und vierte Band folgten diesem Trend.

Nach der Veröffentlichung des fünften Bandes begann die Autorin an zwei weiteren Buchreihen zu arbeiten. The Finishing School Series spielt im selben Universum wie das Parasol Protectorate, ist zeitlich allerdings 25 Jahre früher angesiedelt und richtet sich vornehmlich an Jugendliche. Die Tetralogie handelt von einer Mädchenschule, die in einem gigantischen Luftschiff über Dartmoor schwebt, in der junge Damen zu selbstbewussten und ebenso schlagfertigen wie -kräftigen Frauen erzogen werden sollen.
2013 erschienen mit Etiquette & Espionage und Curtsies & Conspiracies die ersten beiden Bände, auf die im Jahresabstand die nächsten beiden – Waistcoats & Weaponry und Manners & Mutiny – folgten.

Prudence von Gail CarrigerEbenfalls im Universum des Parasol Protectorate angesiedelt ist die Buchreihe The Custard Protocol, die wiederum ca. 20 Jahre nach den Ereignissen des Parasol Protectorate beginnt und sich wieder an eine erwachsene Leserschaft richtet. In ihr geht es unter anderem um eine Figur, die zum ersten Mal in Heartless auftaucht.
Prudence, der erste Band des Custard Protocol, wurde im März 2015 veröffentlicht, der zweite Band mit dem Titel Imprudence steht zur Zeit noch aus.

Seit August 2011 bringt die Autorin Kurzgeschichten in Eigenregie als eBook heraus. Diese Geschichten hängen nicht mit ihrer Buchreihe The Parasol Protectorate zusammen. Aufgrund der sehr ähnlichen Covergestaltung werden sie jedoch gelegentlich für Nebengeschichten des Parasol Protectorates gehalten.

Für alle, die gern wissen würden, wie diese sympathische Autorin im realen Leben wirkt, gibt es einen Erfahrungsbericht zu ihrem Besuch in Frankfurt (2011): Ein Cider für Gail Carriger

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Bibliographie:

The Parasol Protectorate
2009: Soulless/ Glühende Dunkelheit
2010: Changeless/ Entflammte Nacht
2010: Blameless/ Brennende Finsternis
2011: Heartless/ Feurige Schatten
2012: Timeless/ Sengendes Zwielicht


The Finishing School Series
2013: Etiquette & Espionage
2013: Curtsies & Conspiracies
2014: Waistcoats & Weaponry
2015: Manners & Mutiny


The Custard Protocol
2015: Prudence

Kurzgeschichten
2011: My Sister’s Song
2011: Marine Biology
2013: Fairy Debt
2014: The Curious Case of the Werewolf that Wasn’t, The Mummy that Was, and the Cat in the Jar

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Links:
www.gailcarriger.com

Artikel bei BP:
Ein Cider für Gail Carriger

Cassandra Rose ClarkeCassandra Rose Clarke wurde am 21. September 1983 in Texas geboren und  wuchs auch dort auf. Sie lebt derzeit in einem Vorort von Houston. Neben dem Schreiben von Fantasy-/Science-Fiction-Romanen (und Kurzgeschichten) unterrichtet sie auch Dichtung an einem örtlichen College.
In ihrer Ausbildung zeigte sich von Anfang an das Interesse am Schreiben. 2006 machte Cassandra R. Clarke ihren Bachelor im Fach Englisch an der University of St. Thomas, zwei Jahre später folgte ein Master im Fach Kreatives Schreiben an der University of Texas, Austin. In Seattle nahm sie 2010 als Stipendiatin am Clarion West Writer’s Workshop teil.

2012 veröffentlichte die Autorin ihren ersten Roman The Assassin’s Curse. Ein Jugendbuch und erster Teil einer Duologie, die mit The Pirate’s Wish komplettiert wurde. Die Romane sind, insbesondere für Jugendbücher, erstaunlich kitschbefreit. Anders als viele ihrer KollegInnen verzichtete Cassandra Rose Clarke auf stereotype Genderrollen, Dreiecksbeziehungen und nicht mehr zeitgemäße Bindungsrituale, die mittlerweile kaum noch aus dem Jugendbuchbereich wegzudenken sind (und von einer unzeitgemäßen Prüderie beherrscht werden).
Hauptfiguren der Duologie sind die Piratin Ananna und der Assassine Naji. Als Naji von Anannas Ex-Verlobtem den Auftrag erhält, die durchgebrannte Braut-in-Spe zu ermorden, löst die junge Frau unwissentlich einen Fluch aus, der die beiden dazu zwingt, zusammen zu arbeiten. Auf der Flucht vor Najis Auftraggebern und weiteren alten Feinden, die er selbst mitbringt, müssen die beiden drei unmögliche Aufgaben lösen, um den Fluch brechen und getrennter Wege gehen zu können.
Wüstenwanderungen, Seeschlachten, Fabelwesen und eine gute Portion Gefahren begleiten diese Buchreihe, ebenso wie schwierige Freundschaften, die sich im Verlauf der gemeinsamen Abenteuer entwickeln und hier und da zu ernsthafteren Partnerschaften werden. Die Autorin geht dabei sehr locker mit Themen wie Sexualität und gleichgeschlechtlicher Liebe um und erschafft Figuren mit gleichberechtigten Stärken und Schwächen und individuellen Vorgeschichten. Das Debütwerk wurde bereits bei Erscheinen positiv von Kirkus beurteilt und außerdem nominiert für YALSA‘s 2014 Best Fiction for Young Adults.
Die Duologie wurde um zwei Kurzgeschichten ergänzt. The Witch’s Betrayal schildert Najis Erlebnisse, bevor er auf Ananna trifft und durch eine Narbe im Gesicht entstellt wird. In The Automaton’s Treasure erfährt man dagegen mehr über die Vorgeschichte der Piratin Marjani, die in der Duologie eine der interessanteren Nebenrollen einnimmt.
Derzeit arbeitet die Autorin an einer weiteren Duologie, die in der selben Welt angesiedelt ist, sich aber mit neuen Charakteren beschäftigt.

The Mad Scientist's Daughter von Cassandra Rose ClarkeMit The Mad Scientist’s Daughter veröffentlichte Cassandra Rose Clarke 2013 einen Roman für Erwachsene und begab sich dafür in die Welt der Science Fiction. Die Geschichte erzählt die ungewöhnliche Beziehung zwischen Cat Novak und dem Androiden Finn, einem Experiment ihres Vaters, mit dem Cat aufwächst. Cats Verhältnis zu Finn verändert sich immer stärker, je älter sie wird. Dies führt bald zu Problemen, mit denen niemand gerechnet hat.
Dieser Roman ist auch eine schwierige Romanze und stellt auf vielerlei Weise infrage, was Menschlichkeit ausmacht, wie weit die Wissenschaft gehen und wie viel sie erreichen kann, und wie der Mensch, fähig zu Emotionen, wo es die Maschine (noch?) nicht ist, mit den Entwicklungen umgeht.

Obwohl die Autorin noch nicht sehr lange ihrem Handwerk nachgeht und gerade The Assassin’s Curse noch die ein oder andere Anfängerschwäche zeigt, besitzen ihre bisherigen Werke doch eine sehr eigenständige und originelle Linie, die oft tiefer geht, als es auf den ersten Blick wirkt. C.R. Clarke erfindet das Rad dafür freilich nicht neu, beschäftigt sich mit ähnlich klassischen Themen wie viele andere Autoren auch, beschreitet dabei jedoch eigene Pfade, die sich nicht dem gerade populärsten Schema anpassen und immer wieder, manchmal nur nebenbei, wichtige Schritte in die richtige Richtung machen. Ihr Umgang mit den Figuren, deren Eigenschaften und ihre moderne Anschauungsweise sind es, die Clarkes Bücher aus der Masse positiv herausheben. Auch wenn sie noch nicht die selbe Aufmerksamkeit erzielt wie viele der zeitgenössischen und Schema-treuen Werke ihrer KollegInnen, zeigt sie doch weit mehr Potential, zeitgemäße Sichtweisen auch in ein fantastisches Setting einarbeiten zu können.

Einflüsse, die bei Cassandra R. Clarkes Werken mitwirken, stammen aus Film, Lyrik und Romanen. Nennenswerte Namen sind u.a. Margaret Atwood, Francesca Lia Block, Gabriel Garcia Marquez, Wong Kar-wai, Charles Baudelaire, Kelly Link, Laura Kasischke, Aimee Bender und Ray Bradbury. Sie liebt es außerdem, Fanfiction zu lesen, solange sie nicht zu ihren eigenen Büchern gehören. Zwar begrüßt sie die Fanfiction zu ihren eigenen Romanen, kann sie jedoch nicht lesen, da sie ein seltsames Gefühl dabei begleitet. Anders ist es bei visueller Fanfiction zu ihren Werken.
Die Autorin ist aktiv bei Twitter und freut sich über E-Mails ihrer Fans. Wann immer es die Zeit erlaubt, schreibt sie an einer neuen Geschichte oder frönt ihrer Liebe zu TV-Serien oder Büchern, die meist im Fantasy- und Science-Fiction Bereich angesiedelt sind.

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Bibliographie:

  • The Assassin’s Curse
  • 2012: The Assassin’s Curse
  • 2013: The Pirate’s Wish
  • 2013: The Witch’s Betrayal (Prequel, Kurzgeschichte)
  • 2013: The Automaton’s Treasure (Prequel, Kurzgeschichte)

 

  • Kommende Duologie in der selben Welt
  • 2014: The Wizard’s Promise
  • 2015: The Nobleman’s Revenge

 

  • Einzelromane
  • 2013: The Mad Scientist’s Daughter

 

  • Kurzgeschichten
  • 2010: The Cowboy’s Wife
  • 2011: The Space Between Stars
  • 2011: Hooked
  • 2012: Clem
  • 2012: Farrago
  • 2012: Ecosystem
  • 2012: Blood And Saltwater

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Links:
Website der Autorin
Interview mit C.R. Clarke bei SF Signal
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Sara DouglassSara Douglass, geboren unter dem Namen Sara Warneke am 2. Juni 1957 in einer Kleinstadt namens Penola, wuchs auf einer Farm im Süden Australiens auf. Im Alter von sieben Jahren zog die Familie in ein viktorianisches Haus in Adelaide, wo Sara den Großteil ihrer Kindheit verbrachte. Sie besuchte später das Annesley (Methodist Ladies) College in Wayville, wo die gesellschaftlichen Veränderungen der 60er Jahre nahezu unbemerkt blieben.

Nach dem Abschluss am College entschied sie sich auf Drängen ihres Vaters und ihrer Stiefmutter für den Beruf der Krankenschwester, den sie jedoch nur ungerne ausübte. Der Job bedeutete für sie hauptsächlich Stress, anstrengende Arbeitszeiten, und auch die Pflege der Patienten machte Sara zu schaffen. Trotzdem arbeitete sie insgesamt siebzehn Jahre als Krankenschwester. Nach einer sechs Monate dauernden Europareise kehrte sie nach Australien zurück, suchte sich eine Anstellung in einem privaten Krankenhaus und begann nebenher ein Studium (Bachelor of Arts) an der Universität von Adelaide. Im Anschluss an ihren Bachelor machte sie ihren PhD in “early modern (16th century) English history”. Ein Jahr danach war sie nun endlich in der Lage, den ungeliebten Beruf aufzugeben und eine Stelle als Dozentin an der La Trobe University in Bendigo anzunehmen. Statt der erhofften beruflichen Erfüllung erwartete sie jedoch ein Job, der sie noch größerem Stress und Chaos aussetzte, als es die Zeit als Krankenschwester vermocht hatte.
Auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Misere tat sie schließlich das Einzige, was ihr wirklich am Herzen lag: sie fing an zu schreiben. Sehr ernsthaft und mit dem klaren Ziel, Schriftstellerin zu werden. In dieser ersten Zeit entstanden verschiedene Geschichten unterschiedlicher Qualität. Als sich Sara schließlich an einen Roman mit dem Titel Battleaxe machte, wusste sie, dass dies der Text war, der ihr zum Durchbruch verhelfen würde. Nachdem sie das Manuskript in den Briefkasten geworfen hatte, überkamen sie dennoch Zweifel, ob überhaupt jemand dieses “lächerliche” Stück Text je in die Hand nehmen würde. Tatsächlich dauerte es sechs Monate, bis ihre damalige Agentur das Manuskript akzeptierte, und weitere sechs Wochen, bis Harper Collins sie unter Vertrag nahm. Auf Anraten des Verlags nahm Sara Warneke das heute bekannte Pseudonym Sara Douglass an, um in den Buchhandlungen nicht in den untersten Regalen einsortiert zu werden. Auf der Suche danach erinnerte sich die Australierin daran, dass ihre Eltern sie Douglas genannt hätten, wäre sie als Junge zur Welt gekommen. So fügte sie dem Namen Douglas ein verweiblichendes, zusätzliches “s” an. Sara Douglass und ihre Weltenbaumsaga (The Axis Trilogy) waren geboren.

Battleaxe von Sara DouglassBattleAxe (Die Sternenbraut + Sternenströmers Lied), der Auftaktroman zu The Axis Trilogy, wurde 1995 veröffentlicht und für den Aurealis Award nominiert. Die beiden Folgebände Enchanter (Tanz der Sterne + Der Sternenhüter) und StarMan (Das Vermächtnis der Sternenbraut + Die Göttin des Sternentanzes) folgten 1996. Die beiden Letztgenannten gewannen jeweils den Aurealis Award.
Diese erste Trilogie, in zahlreiche Sprachen übersetzt, blieb die erfolgreichste schriftstellerische Leistung der Autorin, die mit ihren romantischen, dennoch wenig kitschigen Büchern vor allem ein weibliches Publikum ansprach, dabei jedoch auch einen komplexen Weltenbau, starke Charaktere und kriegerische Intrigen geschickt miteinander zu verbinden vermochte. Auch das Thema Religion spielt in der Axis Trilogie eine wichtige Rolle und nimmt viel Raum ein, wobei die hier erwähnten religiösen und spirituellen Konzepte keine verfremdeten realen Religionen sein sollen, sondern eigenständige durchdachte Systeme darstellen.
The Wayfarer Redemption von Sara DouglassDer Axis Trilogy folgte eine Fortsetzung innerhalb der gleichen Welt: The Wayfarer Redemption (Im Zeichen der Sterne) – in den USA erschienen die beiden genannten Trilogien als sechsbändiger Zyklus unter dem Reihentitel The Wayfarer Redemption, in den meisten Ländern außerhalb der USA wurden daraus zwei eigenständige Trilogien – und Darkglass Mountain. Letztere rückt das Schicksal der Kinder der aus der ersten Buchreihe bekannten Protagonisten in den Fokus der Geschichte und behandelt die aus der Axis Trilogy bekannten Charaktere nur noch indirekt. Auf der Website der Autorin finden sich außerdem ein paar bisher nicht gedruckte Kurzgeschichten, die einzelne einschlägige Ereignisse aus der Zeit beschreiben, ehe die Axis Trilogy einsetzt – so zum Beispiel die Entstehung der Sacred Lakes oder die Vorgeschichte des Seneschals.
Neben den insgesamt drei Buchreihen in der Welt Tencendor schrieb Sara Douglass zudem die Trilogie The Crucible (Das dunkle Jahrhundert) und die Tetralogie The Troy Game, beides historisch geprägte Fantasy. Daneben entstanden einige wenige Einzelromane sowie mehrere Kurzgeschichten, die nur im englischen Original erschienen sind. Sara Douglass’ Romane wurden immer wieder für den Aurealis Award nominiert.

2008 stellten die Ärzte bei Sara Douglass Eierstockkrebs fest. Sie durchlief verschiedene Chemotherapien, die zunächst erfolgreich waren, 2010 aber kehrte der Krebs zurück. Am 26. September 2011 starb sie im Alter von nur 54 Jahren an den Folgen ihrer Erkrankung. Bis zu ihrem Tod lebte sie in Tasmanien, wo sie mit Leidenschaft ihren Garten Nonsuch Kitchen pflegte und bis zum Schluss als Schriftstellerin arbeitete.

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Bibliographie:

The Axis Trilogy (Unter dem Weltenbaum)
1995: Battleaxe – Die Sternenbraut/ Sternenströmers Lied
1996: Enchanter – Tanz der Sterne/ Der Sternenhüter
1996: StarMan Das Vermächtnis der Sternenbraut/ Die Göttin des Sternentanzes

The Wayfarer Redemption (Im Zeichen der Sterne)
1997: Sinner Die sterblichen Götter Tencendors (Tradepaperback)
(gesplittet): Die Erben der Götter/ Dämonensturm (Taschenbuch)
1998: Pilgrim – Die Wächter der Zeiten (Tradepaperback)
(gesplittet): Wächter der Träume/ Sternensohn (Taschenbuch)
1999: Crusader –  Die letzte Schlacht um Tencendor (Tradepaperback)
(gesplittet): Gebieterin des Dunkels/ Weltenschlacht (Taschenbuch)

The Crucible (Das dunkle Jahrhundert)
2000: The Nameless Day Teil – Hüter der Macht/ Tochter des Krieges
2001: The Wounded Hawk – Diener des Bösen/ Gesandter des Teufels
2002: The Crippled Angel –

The Troy Game
2002: Hades’ Daughter
2004: God’s Concubine
2005: Darkwitch Rising
2006: Druid’s Sword

Darkglass Mountain
2007: The Serpent Bride
2008: The Twisted Citadel
2010: The Infinity Gate

Sonstige
1995: Images of the Educational Traveller in Early Modern England
1996: Beyond the Hanging Wall – Der Herr des Traumreichs
1997: Threshold – Die Macht der Pyramiden: Die Glaszauberin/ Der Steinwandler
2011: The Devil’s Diadem
2011: The Hall of Lost Footsteps

Kurzgeschichten
1996: Of Fingers and Foreskins
1998: The Evil Within
1998: The Betrayal of Arthur
2000: The Field of Thorns
2001: St Uncumber
2003: The Mistress of Marwood Hagg
2008: This Way to the Exit

Links:
www.saradouglass.com

Jeanne DuPrauJeanne DuPrau wurde am 09. Juni 1944 in San Francisco geboren. Sie besuchte das Scripps College in Claremont. Dort schloss sie mit einem Bachelor in englischer Literatur ab. Nach dem Abschluss arbeitete sie in verschiedenen Jobs, die sich alle auf das Schreiben und Lesen konzentrierten. Sie begann als Englischlehrerin an der Highschool und gab Kurse für kreatives Schreiben. Ihr Weg führte sie als Texterin von Gebrauchsanweisungen zu Apple Computer bis hin zu einer Anstellung als Lektorin bei verschiedenen Verlagen. Sie hatte nicht von Anfang an geplant, Autorin zu werden, dieser Gedanke kam ihr erst verhältnismäßig spät im Leben, denn letztlich führten sie ihre Erfahrungen schrittweise zu einer Karriere als Schriftstellerin.

Aufgewachsen in den 1950er Jahren, einer Zeit, die geprägt war von der ständigen Drohung eines nuklearen Kriegs, erlebte die junge Jeanne, wie ihre Nachbarn Schutzbunker in ihren Gärten bauten, um sich und die Familie im Ernstfall in Sicherheit bringen zu können. Diese Beobachtungen und Erlebnisse setzen die Saat für die Entstehung der Ember Books. The City of Ember (Lauf gegen die Dunkelheit), mit dem Jeanne DuPrau 2003 ihren Durchbruch als Romanautorin feierte, greift diese Kindheitserlebnisse auf und versetzt den Leser in eine Welt nach der Katastrophe – in eine Stadt unterhalb der Erdoberfläche, die das Überleben der Menschheit sichern sollte. Beinahe 250 Jahre lang hat sich hier eine Gesellschaft entwickelt, die keine Kenntnis von einer außerhalb ihrer Stadt existierenden Welt besitzt und nur das elektrisch erzeugte Licht als Lichtquelle kennt. Doch nun drohen die Energieversorgung und die Lebensmittelvorräte der Stadt zusammenzubrechen.
The City of Ember von Jeanne DuPrauDer Roman weißt viele sozialkritische Punkte auf und beschreibt das Szenario auf überzeugende Weise. Zusammen mit den Hauptfiguren begibt sich der Leser auf die Reise zurück zu den Wurzeln ihrer Zivilisation und entdeckt dabei viele tiefer greifende Fragen, die sich subtil in die Handlung einfügen.
Dem Debüt folgten 2004 mit The People of Sparks (Ankunft im Licht) und 2008 The Diamond of Darkhold zwei Fortsetzungen und ein Prequel: The Prophet of Yonwood. Das Prequel erschien 2006 und beleuchtet die Zeit vor und während der Erbauung der Stadt Ember, aus Sicht eines Mädchens mit Visionen von einer schrecklichen Zukunft.

Jeanne DuPrau, gebürtige Kalifornierin, verbrachte einige Zeit in New York, kehrte schließlich aber in ihre Heimat zurück und ließ sich dauerhaft in Menlo Park nieder, wo sie zusammen mit einer Freundin versuchte selbst ein Haus zu erbauen. Die Erfahrung während dieses Baus hielt sie 1993 in dem Buch The Earth House (Das Erdhaus) fest. Für die Autorin und Vegetarierin ist der verantwortungsbewusste Umgang mit unserer Umwelt also kein reines Buchthema. Sie pflegt den großen Garten ihres inzwischen fertigen Hauses mit viel Liebe, pflanzt dort nicht nur schöne Blumen sondern auch Gemüse an und fährt einen umweltschonenden Hybridwagen, der mit Gas und Elektrizität angetrieben wird.

Zu DuPraus Hobbies zählen Eislauf, Ornithologie, Meditation, Hausbau, Gartenarbeit, das Pianospiel und die vegetarische Gourmetküche. Sie hat keine eigenen Kinder, pflegt aber ein enges Verhältnis zu ihren beiden Neffen und einer Nichte.

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Bibliographie:

Ember Books:
2003: The City of Ember/Lauf gegen die Dunkelheit
2004: The People of Sparks/Ankunft im Licht
2006: The Prophet of Yonwood
2008: The Diamond of Darkhold


Sonstige (kein Fantasy-Bezug):
1993: The Earth House/Das Erdhaus
2005: Car Trouble


Kurzgeschichten:
2011: Pearl’s Fateful Wish

David Anthony Durham © Gudrun Johnston

David Anthony Durham wurde 1969 in New York City geboren, seine Eltern haben karibische Wurzeln. Er wuchs in Maryland auf, verbrachte aber auch einige Zeit bei seinem Vater auf Trinidad. Er begann während seines Studiums (Creative Arts) an der University of Maryland, Baltimore County, zu schreiben und seine Kurzgeschichten wurden bereits damals prämiert. Während seines Studiums zum Master of Fine Arts (MFA) von 1994 bis 1996 verfasste er zwei bisher unveröffentlichte Romane, Cicada und August Fury.
Seinen Debutroman schrieb Durham während seines Frankreichaufenthalts. Gabriel’s Story (2001) ist ein historischer Roman – ein Genre, dem er zwei weitere Romane lang treu bleiben sollte – rund um afro-amerikanische Siedler im Wilden Westen. Sein zweiter Roman Walk Through Darkness (2002) wiederum erzählt die Geschichte eines entlaufenen Sklaven in der Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg.
Der bekannteste seiner historischen Romane ist jedoch der dritte, Pride of Carthage (2005), der sich – wie der Titel erahnen lässt – um Hannibal und den Zweiten Punischen Krieg dreht und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. In diesen drei historischen Romanen finden sich bereits Elemente, auf die Durham auch in seinem Fantasywerk Wert legt, nämlich relative Ausgewogenheit zwischen männlichen und weiblichen Figuren sowie ethnische und kulturelle Vielfalt bei den ProtagonistInnen.

Mit Acacia – The War with the Mein (2007; dt. Acacia – Macht und Verrat) erfüllte sich Durham einen lange gehegten Wunsch, nämlich ein eigenes Fantasy-Epos zu verfassen. Der Beginn der Acacia-Trilogie war zugleich auch der erste Fantasyroman seines Stammverlages Doubleday seit 20 Jahren. Durham, der besonders in seiner Jugend gerne Fantasy gelesen hatte, wollte in dieser Reihe mit einigen „Traditionen“ des Genres brechen. Die Welt von Acacia orientiert sich daher nicht einfach am europäischen Mittelalter, sondern bietet eine bunte Vielfalt an Kulturen (Änderung Nr. 1) und ein komplexes, differenziert dargestelltes politisches wie wirtschaftliches Beziehungsgeflecht zwischen Bevölkerungsgruppen, Staaten und Reichen, in dem man simple Schwarzweißmalerei vergebens sucht (Änderung Nr. 2). Dies setzt sich auf der Figurenebene fort, die starke weibliche und männliche Figuren gleichermaßen aufweist (Änderung Nr. 3). Dementsprechend tiefgründig sind auch die Themenfelder, die mit der Handlung verflochten sind. Im Zentrum der Geschichte steht das Leben der Königskinder des Acacischen Reiches, das sich als Hegemonialmacht und Zivilisationsbringer in der bekannten Welt etablieren konnte, dessen Macht sich jedoch auf ein dunkles Geheimnis stützt. Als die Vormachtstellung Acacias von den Mein herausgefordert wird, ändert sich das Leben der acacischen Königskinder radikal.

In Acacia – The Other Lands (2009; dt. Acacia – Die Fernen Lande), dem zweiten Band der Trilogie, weitet Durham nicht nur den Schauplatz der Handlung geographisch über die Bekannte Welt hinaus aus, sondern fächert durch die Einbeziehung von Figuren wie Barad the Lesser – der nicht zur Herrschaftsschicht des Reiches gehört, sondern durch den Blick “von unten” für eine zusätzliche Perspektive sorgt – die Geschehnisse auch auf der Figurenebene weiter auf und verleiht ihnen noch mehr Tiefe. Darüber hinaus gelingt ihm in Gestalt von Königin Corinn die vielleicht differenzierteste und überzeugendste Darstellung einer weiblichen Hauptfigur in der epischen Fantasy. Im dritten Band Acacia – The Sacred Band (2011; dt. Acacia – Reiche Ernte) kommt die sich mittlerweile über zwei Kontinente erstreckende, von einer Vielzahl auf die unterschiedlichste Weise miteinander verbundener oder konkurrierender Figuren getragene Handlung zu einem fulminanten, überzeugenden Abschluss. Interessant ist hierbei vor allem – neben ein paar überraschenden Plot-Twists – die Entwicklung, die einige der handlungstragenden Figuren durchmachen, denn dabei handelt es sich um echte Charakterentwicklungen (die, von einer diskutablen Ausnahme abgesehen, absolut glaubwürdig und nachvollziehbar sind) und nicht um den ansonsten gerne genutzten Trick, von der Außensicht zur Innensicht einer Figur zu wechseln.

David Anthony Durhams Acacia Trilogy ist eines der gelungensten Fantasy-Epen des neuen Jahrtausends, in dem er u.a. beweist, dass es möglich ist, eine komplexe Geschichte in einem überschaubaren Rahmen zu erzählen und abzuschließen. Während er im ersten Band der Trilogie noch stark auf ansonsten in der epischen Fantasy eher ungebräuchliche stilistische Elemente wie narrative Raffungen oder indirekte Rede setzt – was zumindest einen Teil der Fantasyleserschaft ein bisschen irritiert zu haben scheint -, nähert er sich in den beiden Folgebänden ein wenig mehr dem zeitgenössischen typischen Fantasy-Erzählduktus an, ohne allerdings in den Fehler zu verfallen, durch falsch verstandenes “show don’t tell” auch noch das kleinste Fitzelchen Handlung bis zum Gehtnichtmehr auszuwalzen. Dass ihm dessen ungeachtet immer wieder überaus eindringliche Szenen gelingen, spricht für seine Fähigkeiten.

Seit Beendigung der Acacia Trilogy hat Durham zwei Stories zu den neuen, von George R.R. Martin herausgegebenen Wild-Cards-Bänden beigesteuert und schreibt dem Vernehmen nach an einem Jugendbuch. Da sowohl die Vergangenheit wie auch die Zukunft von Acacia noch viel Raum für weitere Geschichten böte, ist es zu wünschen, dass er eines Tages nach Acacia, Talay oder Ushen Brae zurückkehrt, um uns weitere Einblicke in diese Welt zu bieten.

Bibliographie:
Acacia
2007: Acacia – The War With the Mein/Acacia – Macht und Verrat
2009: Acacia – The Other Lands/Acacia – Die Fernen Lande
2011: Acacia – The Sacred Band/Acacia – Reiche Ernte

Einzelromane:
2001: Gabriel’s Story
2002: Walk Through Darkness
2005: Pride of Carthage

Links:
Webseite des Autors: www.davidanthonydurham.com

Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Acacia – Macht und Verrat als Buch des Monats

David Eddings, Quelle: http://www.luebbe.de

David Eddings (* 7. Juli 1931, † 2. Juni 2009) ist vor allem für seine mit einem leichten Augenzwinkern geschriebene klassische High Fantasy bekannt. Nach der High School arbeitete er für ein Jahr, bevor er am Junior College Rhetorik (speech), Schauspiel (drama) und Englisch studierte, wobei er gerne die männliche Hauptrolle in seinen eigenen Stücken spielte. Seinen BA erwarb er am Reed College, seinen MA an der University of Washington. Nach einigen Jahren als College-Dozent zog er mehrmals um, arbeitete in verschiedenen Jobs und schrieb an seinem ersten (veröffentlichten) Roman High Hunt.

Im Jahre 1962 heiratete er Leigh Eddings (geborene Judith Leigh Schall), die 2007 verstarb. Obwohl anfangs nur David Eddings als Autor angeführt wurde, unterstützte sie ihn beim Schreiben vieler seiner Bücher und wurde ab Mitte der 1990er Jahre schließlich auch als Co-Autorin kenntlich gemacht.

Eddings’ Interesse an der Fantasy erwachte nach ersten literarischen Gehversuchen in anderen Genres vor allem aufgrund des immensen Erfolgs des Herrn der Ringe. Dass eher Bewunderung für ein Erfolgskonzept als Begeisterung für konkrete Inhalte für seinen Einstieg in die Fantasy verantwortlich waren, schlägt sich auch in seiner schriftstellerischen Herangehensweise nieder: Anders als Tolkiens aus der intensiven direkten Auseinandersetzung mit Sprache und vor allem mittelalterlicher Literatur entstandene Werke bilden Eddings’ Romane die konsequente Umsetzung abstrakten Wissens um bewährte Strukturen und Motive. Formelhaftigkeit ist bei ihm kein Nebenprodukt einer Geschichte, sondern ein bewusst eingesetztes Stilmittel.

So ist auch Eddings’ bekanntestes Werk, die von 1982 bis 1984 in fünf Bänden erschienene Belgariad-Saga, von Elementen geprägt, die älteren Erzähltraditionen bis hin zum höfischen Roman entstammen und bis heute zum Standardinventar der epischen Fantasy zählen. Der Aufstieg des vermeintlichen Bauernjungen Garion zum Herrscher vollzieht sich in Form einer klassischen Heldenreise zur Weltrettung, bei der dem jugendlichen Protagonisten natürlich eine buntgemischte Gefährten- und Mentorenschar zur Seite steht. Wie auch die Handlung sind die meisten dieser Figuren in ihren Grundzügen eher archetypisch als komplex, was aber, wie Eddings mit Verve und Humor beweist, den Unterhaltungswert keineswegs mindert.

Die Belgariad-Saga erwies sich als so erfolgreich, dass Eddings ihr mit der ebenfalls fünfbändigen Malloreon-Saga (1987 bis 1991) eine Fortsetzung folgen ließ, in der er das bekannte Figurenensemble – dem sich unterwegs weitere Gefährten und Gefährtinnen hinzugesellen – wieder in die Welt hinausschickt, dieses Mal jedoch noch viel weiter, bis auf den im Osten gelegenen großen Kontinent Mallorea. Und noch während er mit der Arbeit an dieser zweiten Saga mit den Abenteuern von Garion & Co. beschäftigt war, konzipierte und verkaufte er die Elenium-Trilogie an seinen Hausverlag Del Rey, so dass die letzten beiden Bände der Malloreon-Saga abwechselnd mit den ersten Bänden der neuen Trilogie erschienen – eine Tatsache, die den besonderen Status verdeutlicht, den Eddings Ende der 80er Jahre in der amerikanischen Fantasy innehatte.

Im Mittelpunkt der 1989 begonnenen und 1991 vollendeten Elenium-Trilogie steht Ritter Sperber, Angehöriger des Pandionordens, einem von vier religiösen Ritterorden des Reiches Elenien. Gemeinsam mit seinem Freund und Ritterkollegen Kalten sowie seinem treuen Knappen Kurik und Angehörigen der übrigen drei Orden begibt er sich auf die Suche nach einem magischen Artefakt, das seine Königin vor dem Gifttod retten kann. Die Gruppe muss sich im Zuge dessen nicht nur den Schergen des (obligatorischen) bösen Imperiums stellen, sondern auch allerhand korrupten, machthungrigen und/oder verräterischen Figuren aus den eigenen Reihen, und wird außerdem in einen Konflikt zwischen den Göttern hineingezogen. Wer die Figuren aus der Elenium-Trilogie lieb gewonnen hat, kann sie in der 1992 begonnen Tamuli-Trilogie noch einmal in Aktion erleben, selbstverständlich in einem neuen Teil der Fantasywelt.

Nach Beendigung der Tamuli-Trilogie kehrte Eddings mit den beiden Prequels Belgarath der Zauberer und Polgara die Zauberin sowie dem Sekundärband Der Riva-Kodex noch einmal ins Universum der Belgariad- und Malloreon-Saga zurück, ehe er sich mit dem Einzelband Althalus, in dem die Abenteuer eines Diebes geschildert werden, einem neuen Setting zuwandte. Besagte Prequels waren die ersten Werke, auf denen Leigh Eddings als gleichberechtigte Co-Autorin geführt wurde, und ihr größter Reiz liegt darin, die eigentlich bekannte Geschichte noch einmal – und um ein paar neue Details ergänzt – aus einem anderen Blickwinkel erzählt zu bekommen.

Von 2003 bis 2006 folgte schließlich die vierbändige Saga um Die Götterkinder, doch hier wurde endgültig klar, was sich bereits bei Althalus abgezeichnet hatte: Der alte Glanz war verblasst, die Magie erloschen, und so ziemlich alles, was Eddings’ frühe Werke trotz mancher Schwächen lesenswert gemacht hatte, war dahin. Kein Wunder, dass den Götterkindern der Erfolg der frühen Zyklen versagt blieb.

Eddings’ frühe Werke – oder, genauer: die Belgariad- und die Malloreon-Saga sowie die Elenium- und die Tamuli-Trilogie – sind “klassische” Questen-Fantasy im besten Sinne des Wortes, wobei man im Auge behalten sollte, dass er sich keineswegs nur erzählerischer Gemeinplätze bediente, sondern diese selbst miterschuf. Gleichzeitig behandelte er diese Klischees mit einem leichten Augenzwinkern, sodass man bei ihm durchaus Spaß an bestimmten altbekannten Elementen entwickeln kann, ohne dass sie entweder völlig abgedroschen wirken oder gleich zum Fenster hinausironisiert werden müssen. Hinzu kommt noch, dass es ihm gelang, mit seinen Figuren Situationen zu erzeugen, die einfach sehr witzig sind, ohne zu gewollt komisch zu wirken oder in reinen Klamauk abzugleiten.

Dass einen die Klischees, mit denen man sich konfrontiert sieht, gar nicht so sehr stören wie in einem Roman, der nichts bietet, was sie aufwiegen könnte, liegt zum einen daran, dass Eddings sehr gut darin war, eine gewisse Form der Gruppendynamik in seinen Figurenensembles aufzubauen. Zum anderen konnte er übermächtige Charaktere (ganz gleich, ob sie nun magisch oder kämpferisch begabt sind) sehr menschlich und glaubhaft präsentieren. Eddings war sich wohl bewusst, dass er nicht zur Avantgarde des Genres gehörte, sondern sah sich vielmehr als Leseeinstieg und freute sich besonders, wenn er Leute zum Lesen brachte. Aus dem Nachruf des Guardian:
“I look upon this as perhaps my purpose in life,” he said in 1997. “I am here to teach a generation or two how to read. After they’ve finished with me and I don’t challenge them any more, they can move on to somebody important like Homer or Milton.”

Links:
Interview auf sffworld.com
Nachruf auf sffworld.com
Nachruf auf guardian.co.uk

Bibliographie:

Fantasy:

    1982: Pawn of Prophecy (Belgariad 1) – Kind der Prophezeiung/Die Prophezeiung des Bauerns
    1982: Queen of Sorcery (Belgariad 2) – Zauber der Schlange/Die Zaubermacht der Dame
    1983: Magician’s Gambit (Belgariad 3) – Spiel der Magier/Gambit der Magier
    1984: Castle of Wizardry (Belgariad 4) – Turm der Hexer/Turm der Hexerei
    1984: Enchanters’ End Game (Belgariad 5) – Duell der Zauberer/Verwunschenes Endspiel
    1987: Guardians of the West (Malloreon 1) – Herren des Westens
    1988: King of the Murgos (Malloreon 2) – König der Murgos
    1988: Demon Lord of Karanda (Malloreon 3) – Dämon von Karanda
    1989: Sorceress of Darshiva (Malloreon 4) – Zauberin von Darshiva
    1991: The Seeress of Kell (Malloreon 5) – Seherin von Kell
    1995: Belgarath the Sorcerer (Belgariad-Prequel; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Belgarath der Zauberer (Das Auge Aldurs 1)
    1997: Polgara the Sorceress (Belgariad-Prequel; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Polgara die Zauberin (Das Auge Aldurs 2)
    1998: The Rivan Codes (Belgariad-Prequel; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Riva-Kodex (Das Auge Aldurs 3)
    1989: The Diamond Throne (Elenium 1) – Der Thron im Diamant
    1990: The Ruby Knight (Elenium 2) – Der Ritter vom Rubin
    1991: The Sapphire Rose (Elenium 3) – Die Rose aus Saphir
    1992: Domes of Fire (Tamuli 1) – Die schimmernde Stadt
    1993: The Shining Ones (Tamuli 2) – Das leuchtende Volk
    1994: The Hidden City (Tamuli 3) – Das verborgene Land
    2000: The Redemption of Althalus (gemeinsam mit Leigh Eddings) – Althalus
    2003: The Elder Gods (The Dreamers 1; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Das wilde Land (Götterkinder 1)
    2004: The Treasured One (The Dreamers 2; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Dämonenbrut (Götterkinder 2)
    2005: Crystal Gorge (The Dreamers 3; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Im Flammenmeer (Götterkinder 3)
    2006: The Younger Gods (The Dreamers 4; gemeinsam mit Leigh Eddings) – Der Verrat (Götterkinder 4)


Belletristik:

    1973: High Hunt
    1992: The Losers
    2000: Regina’s Song (gemeinsam mit Leigh Eddings)

Robert Faulcon ist ein Pseudonym des britischen Schriftstellers Robert Holdstock. Unter dem Pseudonym sind von 1983 bis 1988 sechs Romane aus der Reihe Night Hunter erschienen.

Für weitere Informationen zum Autor sowie die gesamte Bibliographie besucht bitte das Portrait unter Robert Holdstock.

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Bibliographie:

  • 1983: The Stalking
    1983: The Talisman
    1984: The Ghost Dance
    1984: The Shrine
    1984: The Hexing
    1988: The Labyrinth
Monika Felten
© Monika Felten

Monika Felten wurde 1965 in Preetz, Holstein geboren. Sie ist verheiratet, Mutter von zwei Söhnen, und sie gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Jugendbuch- und Fantasyautorinnen. Heute lebt sie mit ihrer Familie auf dem Land nahe Kiel, wo sie auch ihrer Tätigkeit als freiberufliche Autorin nachgeht.

Ihre ersten Gehversuche als Schriftstellerin machte die junge Monika Felten bereits in der vierten und fünften Klasse. Sie schrieb schon damals Elfengeschichten, die sie mit Oblaten verzierte. In der siebten Klasse gab sie das Schreiben jedoch auf, ebenso ihren Wunsch Schriftstellerin zu werden, da man sie glauben machte, für diesen Beruf sei ein Studium in Germanistik oder Journalismus nötig. Nach Erlangen der Mittleren Reife besuchte Monika Felten daher ein Jahr lang eine Hauswirtschaftsschule, der eine Lehre zum Beruf der Technischen Zeichnerin folgte. Die wesentlichen Aufgaben ihrer Arbeit bestanden aus Perspektivzeichnungen und klassischen Konstruktionszeichnungen. Sie übte diesen Beruf bis zur Geburt ihres ersten Sohnes 1992 aus und begab sich zunächst in einen dreijährigen Mutterschaftsurlaub, doch noch während dieser Phase erlebte die Firma 1994 eine Restrukturierungsmaßnahme, welche für Monika Felten zum Verlust des Arbeitsplatzes führte.

Elfenfeuer von Monika FeltenSeit dem 15. Lebensjahr las sie leidenschaftlich gerne Fantasy. 1998, zwei Jahre nach der Geburt ihres zweiten Sohnes, begann sie schließlich an ihrem ersten Roman Elfenfeuer zu schreiben. Dieses Buch sollte alles in sich vereinen, was das Fantasy-Genre für die Autorin so lesenswert machte. Innerhalb eines Jahres verfasste sie die ersten 100 Seiten des Romans, reichte Leseproben bei 17 Verlagen ein und bekam schließlich eine positive Rückmeldung aus dem Stuttgarter Weitbrecht-Verlag. Im Verlauf der nächsten 18 Monate entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Verlag das fertige Manuskript von Elfenfeuer.
Die Arbeit zahlte sich aus. Im Januar 2001 wurde Elfenfeuer veröffentlicht und fand großen Anklang bei der Leserschaft. Schon 2002 gewann das Buch den Deutschen Phantastik Preis als bester deutscher Roman.
Dem Debütwerk folgte dann 2002 die Fortsetzung Die Macht des Elfenfeuers. Auch der zweite Band dieser zunächst dreiteiligen Buchreihe aus Die Saga von Thale wurde ausgezeichnet, diesmal als Bester Roman National 2003. Die Hüterin des Elfenfeuers, der dritte und vorerst letzte Teil der Trilogie, kam 2004 in den Handel. 2009 folgte dann mit Die Nebelelfen ein vierter Teil.
Die Nebelsängerin von Monika Felten2004 erschien außerdem der erste Band einer weiteren Trilogie – Die Nebelsängerin aus der Reihe Das Erbe der Runen. Bis 2006 erschienen die beiden Folgebände Die Feuerpriesterin und Die Schattenweberin.  Mit dem Erbe der Runen begab sich der Piper Verlag, der die Fantasysparte des Weitbrecht-Verlags inzwischen übernommen hatte, auch auf die musikalische Merchandise Ebene. Angelehnt an das Thema der Bücher wurde von der Sängerin Anna Kristina und der Musikagentur Ahrenkiel aus Hamburg ein atmosphärisch passender Soundtrack produziert, der zunächst gesplittet den einzelnen Hardcover-Ausgaben beilag und später gesammelt auf einem Sampler erschien.

Neben der reinen Fantasy verfasst Monika Felten seit 2002 auch eine Jugendbuchserie, die sich an ein etwas jüngeres Publikum richtet. Die Suche nach Shadow ist der erste Teil ihrer klassischen Pferdebuchreihe Geheimnisvolle Reiterin, die auch einige Fantasyelemente enthält. Diesen Stil der Pferde-Fantasy setzt die Autorin derzeit mit der Buchreihe Ascalon, das magische Pferd weiter fort.

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Bibliographie:

Die Saga von Thale
2001: Elfenfeuer
2002: Die Macht des Elfenfeuers
2004: Die Hüterin des Elfenfeuers
2009: Die Nebelelfen

Das Erbe der Runen
2004: Die Nebelsängerin
2005: Die Feuerpriesterin
2006: Die Schattenweberin

Geheimnisvolle Reiterin
2002: Die Suche nach Shadow
2003: Shadow in Gefahr
2004: Gefangen im Elfenreich
2005: Rätsel um White Lady
2006: Die Rückkehr der Mondpriesterin

Ascalon das magische Pferd
2007: Die Wächter des Schicksals
2007: Das Geheimnis der Maya
2008: Der Schlüssel von Avalon
2010: Der Schatz des Dschingis Khan

Einzeltitel
2007: Die Königin der Schwerter
2009: Das Vermächtnis der Feuerelfen
2010: Kristall der Macht
2012: Die Hüterin des Schattenbergs

Links:
www.monikafelten.de
www.daserbederrunen.de

Brian Froud, Quelle: www.worldoffroud.com

Brian Froud (*1947 in Winchester) ist ein englischer Fantasy-Illustrator. 1971 graduierte er mit Auszeichnung als Grafik-Designer am Maidstone College of Art. Kurz darauf begann er seine Arbeit in London und gestaltete verschiedene Projekte in Form von Buchcovern, Magazintiteln, Werbeanzeigen bis hin zur Illustration von Kinderbüchern.

Später zog Brian Froud nach Devon um, wo er einige Zeit mit Alan Lee und dessen Familie verbrachte. Er setze seine Arbeit als Kinderbuchillustrator fort und begann gleichzeitig seine eigenen Kunstwerke zu veröffentlichen. Teile dieser Arbeiten findet man in Land of Froud oder Once upon a time.

1978 stellten Brian Froud und Alan Lee Zeichnungen und Malereien zusammen, die in einem gemeinsamen Buch veröffentlicht wurden: Faeries wurde ein enormer Erfolg und schaffte es auf den 4. Platz der New York Times Best Seller List. Frouds künstlerische Fähigkeiten und seine Kenntnis über volkstümliche Märchen weckten in vielen Neugier. Auch Jim Henson (Erfinder der Muppets) wurde durch Faeries auf die Arbeiten aufmerksam. Noch im selben Jahr engagierte Henson Brian Froud für die Ausarbeitung einer Filmidee, welche die Entwicklung einer völlig neuen Welt verlangte. Der ausschließlich mit Puppen besetze Film erschien 1982 unter dem Titel The Dark Crystal/Der dunkle Kristall und wird auch heute noch von seinen Fans wegen seines enormen Ideenreichtums und der fantastischen Weltschöpfung geschätzt.

Am Set lernte Froud die Puppendesignerin Wendy Midener kennen.  Sie kreierte u.a. den allseits bekannten Yoda der Star-Wars-Filme. Als Jim Henson Froud 1986 erneut für den Film Labyrinth engagierte, waren Wendy und Brian bereits verheiratet und ihr gemeinsamer kleiner Sohn erhielt seine erste Filmrolle.

Bei den Dreharbeiten zu Labyrinth machte Brian Froud diesmal Bekanntschaft mit dem Drehbuchautor Terry Jones. Zusammen erarbeiteten sie verschiedene illustrierte Bücher, darunter das sehr bekannte Lady Cottington’s Pressed Fairy Book.
1991 versammelte er die Autoren Patricia McKillip, Terri Windling, Midori Snyder, und Charles de Lint zu einem Projekt unter dem Arbeitstitel Brian Froud’s Faerielands.
Froud fertigte hierzu frei Illustrationen an und lud anschließend die Autoren dazu ein, sich ihren Favoriten heraus zu nehmen und eine Geschichte zu dem ausgewählten Bild zu schreiben. Er arbeitete außerdem mit dem Autor Ari Berk an verschiedenen Büchern, u.a. Goblins und The Runes of Elfland.

Illustration einer Fee von Brian Froud
© Brian Froud

Durch die Jahre hindurch hat Brian Froud einige der bekanntesten Illustrationsbände zum Thema volkstümlicher Märchen und Aberglauben veröffentlicht. Diverse Auszeichnungen zieren seine Sammlung, darunter 1995 auch der ASFA Best Interior Illustration Award und der Hugo Award for Best Original Artwork.

Brian Froud lebt und arbeitet noch heute mit seiner Frau Wendy und Sohn Toby in Devon. Inspiriert durch die Landschaft Dartmoor setzt er seine Illustrationen fort.
Er wendet dabei eine Mischtechnik aus Acryl, farbigen Zeichenstiften, Pastellkreiden und Tusche an. Bezeichnend für Froud ist die Beschäftigung mit Fabelwesen, Mythen und Sagen, Naturgeistern und anderen fantastischen Wesen. Er setzt dabei auf Detailreichtum in Charakterdesign und Umgebung, während die Illustrationen selbst gelegentlich die Skizze durchscheinen lassen und ihnen ihr typisch “Froud’sches” Aussehen verleihen.
Seine Arbeiten versuchen nie die Wirklichkeit zu imitieren, sondern behalten bewusst ihren gezeichneten Charakter. Dadurch bekommen sie eine nostalgische Ästhetik, die seine märchenhaften Geschichten und Wesen mit Leben füllen.

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Bibliographie:

1971: Romeo And Juliet
1972: The Man Whose Mother was a Pirate
1972: A Midsummer Night’s Dream
1975: Ultra-violet catastrophe! Or, The unexpected walk with Great-Uncle Magnus Pringle
1975: Are All the Giants Dead?
1976: The Wind Between the Stars
1977: The Land of Froud
1979: Master Snickup’s Cloak
1979: Faeries — with Alan Lee
1982: The World of the Dark Crystal
1983: Goblins: Pop-up Book
1986: Goblins of the Labyrinth
1986: The Goblin Companion: A Field Guide to Goblins
1990: The Dreaming Place
1994: Lady Cottington’s Pressed Fairy Book
1996: Quentin Cottington’s Journal of Faery Research: Strange Stains and Mysterious Smells
1998: Good Faeries/Bad Faeries
2000: The Faeries’ Oracle
2003: The Runes of Elfland
2004: Goblins!
2005: The Secret Sketchbooks of Brian Froud
2005: Chelsea Morning
2007: Brian Froud’s World of Faerie
2010: Heart of Faerie Oracle
2011: How to see Faeries
2012: Trolls
2014: Faeries’ Tales

Brian Froud’s Faerielands
1994: Something Rich and Strange, Patricia McKillip
1994: The Wild Wood, Charles de Lint
1996: The Wood Wife, Terri Windling
2002: Hannah’s Garden, Midori Snyder

Film
1981: Faeries
1982: The Dark Crystal
1988: The Storyteller
1988: Little Nemo: Adventures in Slumberland
2000: The Life & Adventures of Santa Claus
2003: Peter Pan
2011: Power of the Dark Crystal

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Links:
www.worldoffroud.com

Lev GrossmanLev Grossman, geboren am 26. Juni 1969 in Lexington, Massachusetts, begann seine Karriere als Journalist und wurde 2002 Literaturkritiker beim Time magazin. Seit bereits 1997 erschienener Erstlingsroman Warp erregte nur wenig Aufmerksamkeit, sieben Jahre später konnte er dagegen mit Codex (Die Macht des Codex) erste Erfolge feiern.

Zu Lev Grossman liegt zur Zeit noch kein Portrait vor, weitere Details zu diesem Autor findet ihr jedoch in unserem Blogeintrag:

Zum 45. Geburtstag von Lev Grossman
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Bibliografie:

Fillory
2009: The Magicians – Die Zauberer
2011: The Magician King – Der König der Zauberer
2014: The Magician’s Land

Einzeltitel
2004: Codex – Die Macht des Codex

Kurzgeschichten
2010: Endgame
2011: Sir Ranulph Wykeham-Rackham, GBE (auch: Roboticus the All-Knowing)
2013: The Duel
2013: The Girl in the Mirror

Matt Haig
© Matt Haig

Der am 3. Juli 1975 in Sheffield, Yorkshire geborene Matt Haig ist ein britischer Autor phantastischer Literatur, der sowohl Kinder-/Jugendbücher als auch Erwachsenenromane schreibt. Haig verbrachte seine Kindheit in Newark, Nottinghamshire, derzeit lebt er in York. Er studierte an der Hull University und an der Leeds University. Nach seinem Studium gründete er zunächst eine Online-Marketing Agentur und arbeitete für einen spanischen Nachtclub, ehe Haig als Journalist für namhafte Zeitungen wie The Guardian, Sunday Times, The Sydney Morning Herald oder The Independent tätig wurde und darüber schließlich auch seinen Einstig ins Autorengeschäft fand.

Matt Haigs Debütroman The Last Family in England (Für immer, euer Prince)  erschien 2004 und basiert locker auf Shakespears Stück Henry IV Part One. The Last Family in England von Matt HaigDas Besondere an dieser dystopischen Erzählung ist der Protagonist, da es sich dabei um einen Hund handelt. Die Geschichte wird aus der Sicht von Prince, dem Labrador, erzählt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sein Rudel, die Familie, bei der er lebt, gegen alle negativen Einflüsse von außen zu schützen und zusammenzuhalten. Es wird zu einem zum Verzweifeln traurigen Versuch, den Verfall der Familienbande zu verhindern.
Familie spielt in allen Romanen Haigs eine wichtige Rolle, dabei werden seine Erzählungen immer von einer düsteren Intensität begleitet, vermischt mit subtilem Humor. Vor allem die an Erwachsene gerichteten Werke weisen dabei stark zerrüttete Familienverhältnisse auf, in denen Machtpositionen verschiedener Mitglieder ausgeleuchtet werden; Unterdrückung, Furcht und Kontrolle werden ebenso thematisiert wie Zusammenhalt und Abhängigkeit voneinander. Der psychologische Aspekt nimmt eine bedeutende Rolle in der Wirkung von Haigs Werken ein, die regelmäßig die Bestsellerlisten erklimmen.The Possession of Mr Cave von Matt Haig 2008 erschien mit The Possession of Mr Cave ein Roman, der einen beängstigenden Blick auf die wachsende Bedrohung durch den eigenen Wahnsinn wirft. Protagonist Terence Cave, der gerade seinen Sohn bei einem Unfall, seine Frau durch Mord und seine Mutter durch Selbstmord verloren hat, wird nach dem Verlust so vieler Menschen nahezu besessen davon, seine verbliebene Tochter Bryony zu beschützen. Begleitet von Bryonys musikalischem Talent und den lauter werdenden Stimmen in Terences Kopf, sieht der Leser zu, wie Terence immer drakonischere Regeln zum vermeintlichen Schutz der Tochter aufstellt, sie damit mehr und mehr erdrückt und so unweigerlich selbst den Kurs gen Katastrophe setzt.

Den internationalen Durchbruch erlangte Matt Haig dann 2010 mit seinerThe Radleys von Matt Haig Vampirfamilie The Radleys (Die Radleys) die auf selbstzerstörerische Weise versucht, ihr Geheimnis zu bewahren und als normale Familie von Nebenan zu erscheinen, während sie im Kampf gegen ihre körperlichen Bedürfnisse ihre Gesundheit und damit auch ihr Leben riskieren. Doch besonders die Geheimnisse voreinander werfen ein bedrückendes Licht auf die Familie und zeigen die unterschiedliche Wahrnehmung von Wunsch und Realität von einer düster-ironischen Seite. Matt Haig greift damit auch die Vampirwelle der letzten Jahre von einer gänzlich anderen Seite auf und entfernt sich bewusst von dem mythischen Vorbild und der Flut an romantischen Schmacht-Vampiren.

Von den drei genannten Romanen wurden bereits Filmrechte an verschiedene Produzenten verkauft, ob und wann mit einem tatsächlichen Dreh begonnen wird, ist bisher jedoch ungewiss.
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Bibliographie:

  • 2004: The Last Family in England/The Labrador Pact/Für immer, euer Prince
  • 2007: Dead Fathers Club/Nachricht von Dad
  • 2007: Shadow Forest/Im Schattenwald
  • 2008: The Possession of Mr Cave
  • 2008: Runaway Troll
  • 2010: The Radleys/Die Radleys
  • 2012: To Be A Cat
  • 2013: The Humans – Ich und die Menschen
  • 2014: Echo Boy
  • 2015: Reasons to Stay Alive

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Elizabeth HaydonAm 1. Januar 1965 wurde Elizabeth Haydon in Michigan, USA geboren. Ihr Interesse gilt der Musik, Anthropologie, Kräuterkunde, Reisen und Folklore. Außerdem spielt sie Harfe und ist ein “Madrigal Singer” – eine Sängerin  mittelalterlicher Lieder.
Haydon ist heute eine erfolgreiche Fantasy-Autorin und erlebte ihren Durchbruch 1999 mit der Fantasy-Saga The Symphony of Ages.

Als Tochter eines Air-Force-Offiziers begann Elizabeth Haydon schon in sehr jungen Jahren um die Welt zu reisen und zu schreiben. Den Auslöser für ihre Passion lieferte eine Schulaufgabe. Als die Lehrer der 4. Klasse das Schreiben eines Theaterstücks für den Geschichtskurs zur Option stellten, nutze Elizabeth die Chance. Zusammen mit Freunden schrieb sie im Rahmen ihrer Schularbeit das Stück The Clue in the Diary. Von diesem Moment an wurde das Schreiben von Belletristik zu einem Lebenstraum. Haydon belegte später entsprechende Kurse am College, glaubte jedoch nicht daran, dass es möglich sein würde, sich ihren Lebensunterhalt als Autorin verdienen zu können. So verlor sie zunächst das Interesse daran und arbeitete als Lektorin in einem Schulbuchverlag, was sie auch heute noch nebenberuflich macht.

Viele Ideen für die Welten, die sie in ihren Büchern erschafft, haben ihren Ursprung in den Dingen, die Haydon auf ihren Reisen gesehen hat. Als weitere Inspirationsquellen nennt sie die favorisierten Autoren ihrer Kindheit und Jugend, darunter C.S. Lewis, J.R.R. Tolkien und Anne McCaffrey. Noch während ihrer Collegezeit widmete sie sich gelegentlich einem Fantasybuch, konzentrierte sich jedoch zunehmend auf andere Gebiete, bis die Fantasy schließlich völlig in Vergessenheit geriet.

1994 traf sie auf der American Library Association conference in New Orleans ihren Mentor, einen Lektor und Herausgeber. Während eines Gesprächs bat er Haydon, eine Fantasygeschichte zu schreiben, welche verschiedene Genres in sich vereinen und nicht die typischen Klischees eines Fantasy-Romans erfüllen sollte. So sollte der Roman Einflüsse aus mittelalterlicher Musik, historischen Eindrücken, Anthropologie, Kräuterkunde und mehr aufweisen. Da sie beide an diesem Abend dem Alkohol gefrönt hatten, zögerte Haydon jedoch, sich an die Arbeit zu machen. Sie fürchtete, dass ihr Mentor ein wenig beschwipst gewesen sein könnte und wollte seinen Vorschlag als Scherz abtun. Erst als er ihr mit Nachdruck versicherte, die Idee habe Bestand, begann Haydon zu schreiben und The Symphony of Ages, zu jener Zeit noch als Trilogie ausgelegt unter dem Namen The Rhapsody Trilogy, war geboren.

Rhapsody: Child of Blood von Elizabeth HaydonDer erste Roman der Reihe, Rhapsody: Child of Blood, wurde sofort ein Erfolg. Er eroberte die amerikanischen Bestsellerlisten und gewann zahlreiche Auszeichnungen als bestes Buch des Jahres. Nach Rhapsody erschienen zunächst die beiden Bände Prophecy: Child of Earth und Destiny: Child of the Sky.
Die Bücher erzählen die Geschichte von Rhapsody, einer jungen (und unfassbar schönen) Sängerin/ Benennerin, die durch verzwickte Umstände auf eine Reise durch die Zeit aufbricht und 1.400 Jahre später in einer völlig veränderten Welt wieder auftaucht, nur um zu erfahren, dass alles in einer Prophezeiung vorherbestimmt war. Zusammen mit ihren beiden Begleitern, einem Meuchelmörder und einem Riesen, die mit ihr durch die Zeit geflohen sind, versucht sie das zerstörte Königreich wieder zu vereinen und alten wie neuen Feinden zu entkommen.
Erzählt wird das Ganze zwar mit einem raffinierten Weltenbau und komplexen Verwicklungen, aber auch über große Strecken äußerst weitschweifend. Die Romane werden außerdem häufig als “Frauen-Fantasy” betitelt, da sie einen sehr stark ausgeprägten Hang zur Romantik haben. Das Bemühen um eine komplex angedachte Romanstruktur läuft leider auch durch sprachliche Mängel und hinkende Vergleiche häufig ins Leere und erfüllt am Ende doch mehr Klischees, als es der Anspruch war.
Für Fans epischer Fantasy, die sich nicht vor brodelnder Romantik scheuen, dürfte aber genau das der Grund sein, weshalb diese Buchreihe so erfolgreich ist.

Nach The Middle Books schreibt Haydon derzeit bereits an der zweiten Fortsetzungsreihe von The Symphony of Ages mit dem Reihentitel The War of the Known World Trilogy, sowie an einer Kinderbuchreihe The Lost Journals of Ven Polypheme.

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Bibliographie:

  • 1999: Rhapsody: Child of Blood/ Tochter des Windes (The Rhapsody Trilogy – Symphony of Ages)
  • 2000: Prophecy: Child of Earth/ Tochter der Erde (The Rhapsody Trilogy – Symphony of Ages)
  • 2001: Destiny: Child of the Sky/ Tochter des Feuers (The Rhapsody Trilogy – Symphony of Ages)
  • 2002: Reqiuem for the Sun/ Tochter der Zeit (The Middle Books – Symphony of Ages)
  • 2004: Elegy for a Lost Star/ Tochter des Sturms (The Middle Books – Symphony of Ages)
  • 2006: The Assassin King/ Tochter der Sonne (The War of the Known World Trilogy – Symphony of Ages)
  • 2014: The Merchant Emporer (The War of the Known World Trilogy – Symphony of Ages)
  • 2015: The Hollow Queen (The War of the Known World Trilogy – Symphoby of Ages)
  • 2006: The Floating Island (Lost Journals of Ven Polypheme)
  • 2007: The Thief Queen’s Daughter (Lost Journals of Ven Polypheme)
  • 2009: The Dragon’s Lair (Lost Journals of Ven Polypheme)
  • 2014: The Tree of Water (Lost Journals of Ven Polypheme)

Paul E. Hazel, geboren am 01. Juli 1944 in Bridgeford, Connecticut, ist ein US-amerikanischer Fantasy-Autor mit nur wenigen Titeln im Repertoire. Seine Bücher sind inhaltlich unkonventionell und weigern sich gängige Trends zu bedienen. Dafür warten sie mit starkem (keltisch-) symbolischem Gehalt auf und zumeist sprachlicher Finesse. Überzeugen kann man sich davon in der Reihe The Finnbranch (Die drei Zweige des Finn).

Zu Paul Hazel liegt zur Zeit noch kein Portrait vor, weitere Details zu diesem Autor findet ihr jedoch in unserem Blogeintrag:

Zum 70. Geburtstag von Paul Hazel
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Bibliografie:

The Finnbranch (Die drei Zweige des Finn)
1980: Yearwood/ Jahreswald
1982: Undersea/ Meereswald
1985: Winterking/ Winterkönig


Einzelromane
1993: The Wealdwife’s Tale

Kurzgeschichten
1982: Cerridwen and the Quem of Time
1988: Having a Woman at Lunch

Markus Heitz © Mario Moschel

Markus Heitz (*1971) arbeitete nach dem Studium der Geschichte und Germanistik zuerst als freier Journalist. Seinen größten Erfolg landete er mit dem Roman Die Zwerge, dem wir den Durchbruch der Völkerromane auf dem deutschsprachigen Fantasymarkt und  der im Boden steckenden Waffen auf allerhand Covern zu verdanken haben (als Vorreiter für beide diente ja bereits Stan Nicholls’ Die Orks).

Sein Debüt als Autor feierte Heitz jedoch im Jahr 2002 mit dem Roman Schatten über Ulldart, der den Auftakt zur sechsbändigen Reihe Ulldart: Die Dunkle Zeit bildete. Diese wurde schließlich ab 2005 mit der Trilogie Ulldart: Zeit des Neuen fortgesetzt und zu einem Abschluss gebracht. Die Reihe erzählt eine klassische Geschichte rund um eine vom Untergang bedrohte Welt, samt entsprechender (natürlich missverständlicher) Prophezeiung. Die Welt kommt ohne die  üblichen Elfen, Zwerge oder Orks  aus, ist durchaus abwechslungsreich gestaltet und schwankt in historischen Bezügen  – nicht immer ganz geschickt – zwischen Mittelalter und Neuzeit. Dass Russland als Inspirationsquelle für das Reich Tarpol dient, ist ebenfalls eine angenehme Abwechslung von den sonst eher westeuropäisch ausgerichteten Fantasy-Königreichen. Die Charaktere bleiben hingegen zumeist eindimensional und selbst liebenswerte Kombinationen verlieren, wenn sie unverändert bleiben, über einen Zeitraum von neun Bänden ihren Reiz. Ulldart: Die Dunkle Zeit erschien zunächst bei Heyne in fünf Bänden. Nach dem Wechsel zu Piper (und Heitz’ Erfolg mit den Zwergenromanen), wurde die Reihe neu aufgelegt und aus dem fünften Heyne-Band Die Stimme der Magie wurden – wie ursprünglich geplant – Band 5 Die Magie des Herrschers und Band 6 Die Quellen des Bösen.

Zum Teil ebenfalls noch vor dem ersten Zwergenroman beschäftigte sich Heitz, seines Zeichens passionierter Rollenspieler, mit der Welt von Shadowrun. Ursprünglich ein Pen & Paper RPG ist die Mischung aus Cyberpunk und Fantasy, die das Shadowrun-Universum auszeichnet, jüngeren Lesern vielleicht eher durch das Videospiel Shadowrun aus dem Jahre 2007 ein Begriff, das allerdings sehr rasch wieder in der Versenkung verschwand. Zu diesem Rollenspiel erschien auch eine Reihe von Romanen, sechs davon hat Markus Heitz verfasst. Als eher loses Verbindungsglied zwischen einzelnen Romanen dient die Figur des ehrgeizigen Reporters Poolitzer. Heitz’ Shadowrun-Romane wurden in den beiden Sammelbänden Schattenjäger und Schattenläufer neu aufgelegt.

Im Jahre 2003 gelang Heitz  mit dem Roman Die Zwerge der große Durchbruch, der drei Sequels nach sich zog. Im Zentrum stehen die Abenteuer des jungen Zwergs Tungdil, der seine Welt, das Geborgene Land, vor der Eroberung durch dunkle Horden bewahren muss. Der erste Roman behandelt dabei die „Zwergwerdung“ des unter Menschen aufgewachsenen Tungdil und die Suche nach dem alles rettenden Artefakt. Die Handlung stützt sich auf ein klares Schwarz-Weiß-Schema. Dieses wird in den späteren Romanen nur scheinbar durch die Einbeziehung des Blickwinkels der Albae aufgebrochen, den blutrünstigen, dunkelelfenartigen Antagonisten der Romanreihe. Diesen Albae widmet sich Heitz auch in der neuesten Reihe Die Legenden der Albae, die vollständig aus deren Perspektive erzählt wird und teilweise Verflechtungen mit den Zwergenromanen aufweist.

Mit seinen neueren Romanen bewegt sich Heitz auf den Pfaden von Mystery-Romanen in (alternativ-)historischem Setting, seien es Werwölfe im Frankreich des 18. Jahrhunderts (und der Gegenwart), Drachen in der Zwischenkriegszeit oder Vampire, die er sowohl in einer Reihe, als auch in einem Lexikon bearbeitet hat.

Außerdem widmet sich Markus Heitz in einem neuen Projekt auch der Space Fiction – er verwehrt sich explizit gegen den Begriff Science Fiction, da für ihn die Gewichtung eindeutig auf der Story und nicht auf der Wissenschaft liegt. Markus Heitz ist inzwischen – da brach wohl wieder der Rollenspieler durch – neuer Inhaber des Justifiers-Universums. Justifiers war ein recht kurzlebiges Pen & Paper-RPG aus dem anglo-amerikanischen Raum, das Heitz nun auf mehreren Ebenen zu neuem Leben erweckt. Einerseits als Autor des Buches Collector, der im Justifiers-Universum angesiedelt ist, womit er gleichzeitig den Anspruch verbindet, etwas für das Genre (Science(?)/Space Fiction) zu tun, sowie als Herausgeber der Romanreihe Justifiers, zu der verschiedene deutsche AutorInnen Geschichten liefern, andererseits bringt er in Kooperation mit dem Ulisses-Verlag Justifiers auch als (überarbeitetes) Pen & Paper-Rollenspiel zurück auf den Markt.

Links:
Autorenwebsite
Seite des Justifiers Rollenspiels

Bibliographie:

Ulldart – Die Dunkle Zeit
2002: Schatten über Ulldart (Ulldart: Die Dunkle Zeit 1)
2002: Der Orden der Schwerter (Ulldart: Die Dunkle Zeit 2)
2002: Das Zeichen des dunklen Gottes (Ulldart: Die Dunkle Zeit 3)
2003: Unter den Augen Tzulans (Ulldart: Die Dunkle Zeit 4)
2005: Die Magie des Herrschers (Ulldart: Die Dunkle Zeit 5)
2005: Die Quellen des Bösen (Ulldart: Die Dunkle Zeit 6)

Ulldart – Die Zeit des Neuen
2005: Trügerischer Friede (Ulldart: Die Zeit des Neuen 1)
2006: Brennende Kontinente (Ulldart: Die Zeit des Neuen 2)
2007: Fatales Vermächtnis (Ulldart: Die Zeit des Neuen 3)

Shadowrun
2002: TAKC 3000 (Shadowrun, neu aufgelegt in Schattenjäger)
2002: Gottes Engel (Shadowrun, neu aufgelegt in Schattenjäger)
2003: Aeternitas (Shadowrun, neu aufgelegt in Schattenjäger)
2004: Sturmvogel (Shadowrun, neu aufgelegt in Schattenläufer)
2004: 05:58 (Shadowrun, neu aufgelegt in Schattenläufer)
2005: Jede Wette (Shadowrun, neu aufgelegt in Schattenläufer)
2006: Schattenjäger
2007: Schattenläufer

Die Zwerge
2003: Die Zwerge (Die Zwerge 1)
2004: Der Krieg der Zwerge (Die Zwerge 2)
2005: Die Rache der Zwerge (Die Zwerge 3)
2008: Das Schicksal der Zwerge (Die Zwerge 4)
2015: Der Triumph der Zwerge (Die Zwerge 5)

Die Zwerge – Die Legenden der Albae
2009: Gerechter Zorn (Die Legenden der Albae 1)
2011: Vernichtender Hass (Die Legenden der Albae 2)
2012: Dunkle Pfade (Die Legenden der Albae 3)
2013: Die vergessenen Schriften (Die Legenden der Albae 4)
2014: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 5)

Die Mächte des Feuers
2006: Die Mächte des Feuers (Die Mächte des Feuers 1)
2009: Drachenkaiser (Die Mächte des Feuers 2)

Dunkle Spannung
2006: Ritus (Die Bestie 1)
2006: Sanctum (Die Bestie 2)
2008: Blutportale
2012: Oneiros – Tödlicher Fluch
2013: Totenblick
2014: Exkarnation – Krieg der alten Seelen
2015: Exkarnation – Seelensterben

Kinder des Judas
2007: Kinder des Judas (Kinder des Judas 1)
2010: Judassohn (Kinder des Judas 2)
2010: Judastöchter (Kinder des Judas 3)

Justifiers
2010: Collector
2015: Operation Vade Retro

Einzeltitel
2008: Vampire! Vampire! Alles über Blutsauger

Abenteuer-Spielbücher
2005: Die dritte Expedition (Abenteuer-Spielbuch)
2006: Todesbote (Abenteuer-Spielbuch)
2006: Sterne der Tiefen (Abenteuer-Spielbuch)

Bernhard Hennen © Mark Mocnik

Bernhard Hennen (* 1966 in Krefeld) hat besonders durch seine Elfen-Romane große Bekanntheit erlangt, die Karriere des deutschen Fantasy-Autors begann allerdings schon wesentlich früher. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Archäologie arbeitete Hennen zunächst als Rundfunkjournalist und war gleichzeitig Redakteur der Fantasy-Zeitschrift ZauberZeit.

Zum Autorendasein kam Hennen durch die Rollenspielwelt Das Schwarze Auge (DSA), für die er mehrere Abenteuerbücher verfasste. Zu den Bekanntesten darunter zählt wohl Die Phileasson-Saga, in der sich bereits jene Grundkonstellation finden lässt, die Hennen später in seinen  ersten Elfen-Romanen erneut aufgreifen wird, nämlich das Aufeinandertreffen von Elfen und eher unkultivierten, wikingerähnlichen Menschen.

In der Welt von DSA spielten dann auch Hennens erste Fantasy-Romane. Unterstützt und gefördert von Wolfgang Hohlbein verfasste Hennen die Trilogie Das Jahr des Greifen. Hennen blieb DSA noch für eine weitere Trilogie sowie zwei Einzelromane treu: Die drei Bände von Drei Nächte in Fasar bringen Tausend-und-eine-Nacht-Flair nach Aventurien,  Die Nacht der Schlange hingegen verlegt Friedrich Dürrenmatts Der Richter und sein Henker nach Al’Anfa. Allerdings wurde in der ersten Auflage (Heyne) nicht darauf hingewiesen, dass dies eine Hommage sein sollte, weswegen sich Hennen mit zahlreichen Plagiatsvorwürfen konfrontiert sah. Erst in späteren Ausgaben findet sich ein diesbezügliches Vorwort. Der Sammelband Im Schatten des Raben, in dem auch Hennens zweiter Al’Anfa Roman Das Gesicht am Fenster enthalten ist, und die Trilogie Drei Nächte in Fasar wurden inzwischen unter den etwas irreführenden Titeln Rabengott bzw. Rabensturm neu aufgelegt.

Im Jahr 2002 wurde der von ihm verfasste erste Band von Magus Magellans Gezeitenwelt veröffentlicht. Diese Reihe war ein ambitioniertes Projekt, das von Bernhard Hennen gemeinsam mit Thomas Finn, Hadmar von Wieser und Karl-Heinz Witzko verwirklicht werden sollte. Geplant waren 12 Bände, aufgeteilt  auf drei “Staffeln”. An die entworfene Welt wurde der Anspruch besonderer innerer Konsistenz herangetragen, sodass auch Wissenschaftler zum world building hinzugezogen wurden. Aus den ursprünglich vier Romanen der ersten “Staffel” wurden aufgrund einer Splittung fünf, die acht Folgeromane wurden aufgrund der schlechten Verkaufszahlen jedoch nie veröffentlicht und die Reihe befindet sich derzeit, laut Aussage der Autoren, “im Tiefschlaf”. Wie das Konzept für die Gezeitenwelt nahelegt, ist Recherche für Hennen ein wichtiges Element seiner Schreibtätigkeit, mit deren Hilfe er seinen Welten besonders viel Leben einhauchen möchte.

Mit Die Elfen lieferte Hennen den zweiten großen deutschsprachigen Völkerroman ab. Gemeinsam mit seinem Co-Autor James Sullivan schuf er eine spannende Geschichte rund um den „Barbaren“ (die Menschen erinnern zu Anfang des Buches an Wikinger) Mandred, der in die Elfenwelt gerät, woraufhin sich sein weiteres Leben und die Geschichte seines Dorfes eng mit den Elfen verflicht und er mit seinen zwei elfischen Gefährten, Nuramon und Farodin, (den anderen beiden Hauptpersonen des Buches) zu einer Queste aufbricht, die lange Zeiträume umspannt. So bekommt man als LeserIn die Möglichkeit schlaglichtartig die weitere Entwicklung der Welt mitzuverfolgen, die bis in ein Zeitalter reicht, das an das späte 18. Jahrhundert erinnert. Entgegen dem, was man von einem Völkerroman erwarten würde, bedient sich Hennen nicht einer simplen Schwarz-Weiß-Schablone für die Welt, stattdessen wird den Motivationen der unterschiedlichen Fraktionen Raum gegeben und den Charakteren Tiefe verliehen.
Die Anzahl der Folgebände, die von Hennen allein verfasst wurden und die chronologischen Lücken mal mehr mit menschlichem, mal mehr mit elfischen Schwerpunkt füllen, spricht wohl für den Erfolg von Die Elfen.

Neben Fantasy-Romanen verfasste Hennen auch historische Romane mit starkem Krimi-Faktor.

Links:
http://www.bernhard-hennen.de/ (Autorenwebseite)
Interview mit Bernhard Hennen auf Phantastik-News
Interview mit Bernhard Hennen auf epenschmiede.de

Bibliographie:

DSA
1990: Folge dem Drachenhals (DSA Abenteuerbuch, Phileasson-Saga)
1990: Auf der Spur des Wolfes (DSA Abenteuerbuch, Phileasson-Saga)
1991: Wie der Wind der Wüste (DSA Abenteuerbuch, Phileasson-Saga)
1991: Inseln im Nebel (DSA Abenteuerbuch, Phileasson-Saga)
1993: Das Jahr des Greifen I (DSA Abenteuerbuch)
1993: Der Sturm (DSA, Das Jahr des Greifen 1)
1994: Das Jahr des Greifen II (DSA Abenteuerbuch)
1994: Die Amazone (DSA, Das Jahr des Greifen 2)
1994: Die Entdeckung (DSA, Das Jahr des Greifen 3)
1996: Der Tanz der Rose (DSA, Drei Nächte in Fasar 1)
1996: Die Ränke des Raben (DSA, Drei Nächte in Fasar 2)
1996: Das Reich der Rache (DSA, Drei Nächte in Fasar 3)
1997: Das Gesicht am Fenster (DSA)
1999: Rausch der Ewigkeit (DSA Abenteuerbuch; gemeinsam mit Thomas Finn/Hadmar von Wieser)
2000: Die Nacht der Schlange (DSA)
2005: Zorn der Eiselfen (DSA Abenteuerbuch)

Einzelromane
1996: Der Tempelmord
1996: Der Flötenspieler
1998: Die Husarin
1999: Die Könige der ersten Nacht
2001: Nebenan
2005: Alica und die Dunkle Königin

Die Nibelungen
1997: Das Nachtvolk (Die Nibelungen 4)
1997: Der Ketzerfürst (Die Nibelungen 7)

Magus Magellans Gezeitenwelt
2002: Der Wahrträumer (Magus Magellans Gezeitenwelt 1)
2004: Das Geheimnis der Gezeitenwelt – Die Saga von der Wiedergeburt der Magie

TDie Elfen
2004: Die Elfen (Die Elfen 1)
2005: Elfenwinter (Die Elfen 2)
2006: Elfenlicht (Die Elfen 3)
2009: Elfenlied (Die Elfen)
2009: Elfenkönigin (Die Elfen 4)

Die Elfen – Elfenritter
2007: Elfenritter – Die Ordensburg (Elfenritter 1)
2008: Elfenritter – Die Albenmark (Elfenritter 2)
2008: Elfenritter – Das Fjordland (Elfenritter 3)

Die Elfen – Drachenelfen
2011: Drachenelfen
2012: Drachenelfen – Die Windgängerin
2013: Drachenelfen -Die gefesselte Göttin
2015: Drachenelfen – Die letzten Eiskrieger

Robin Hobb
© Szymon Sokół, 2005

Robin Hobb ist das Pseudonym von Margaret Astrid Lindholm Ogden, die unter dem Namen Megan Lindholm in verschiedenen Fantasy-Subgenres schreibt, während der Name Robin Hobb ihren High-Fantasy-Romanen vorbehalten ist.
Hobb wurde als Margaret Astrid Lindholm am 05.03.1952 in Kalifornien geboren. Bereits in jungen Jahren zog sie nach Alaska, wo sie mit ihrer Familie eine verfallene Blockhütte wieder aufbaute und viel über das Leben als Selbstversorger lernte, einschließlich Fischen, Jagen und handwerklichen Fähigkeiten. Zu dieser Zeit begann sie auch mit dem Schreiben. Ihre Familie hatte zeitweise einen Hund mit Wolfsanteil, der vermutlich Pate für den Wolf Nachtauge aus ihrer damals noch in weiter Zukunft liegenden Farseer-Reihe gestanden haben dürfte.
1969 schloss sie die High School ab und blieb nur ein Jahr an der Universität von Denver, danach heiratete sie und begleitete ihren Ehemann Fred Ogden, einen angehenden Schiffsingenieur, abermals nach Alaska, wo sie auf die Kodiak-Insel zogen.

Dort begann Robin Hobb ernsthaft an der Veröffentlichung ihrer Geschichten zu arbeiten und hatte anfangs Erfolge mit Kindergeschichten und Texten für Tageszeitungen. Ihre erste Fantasy-Veröffentlichung unter dem Namen Megan Lindholm war die Kurzgeschichte Bones for Dulath (dt. In der Grube) in der mit dem World Fantasy Award ausgezeichneten Anthologie Amazons! (1979, hg. Jessica Amanda Salmonson).
Ihr Roman-Debut Harpy’s Flight, der zum ersten Band des Ki and Vandien Quartet werden sollte, führte die Geschichte der beiden Hauptfiguren aus Bones for Dulath weiter: die Zigeunerin Ki mit ihrem Wagen und Gespann, und Vandien, einen Taugenichts, den Ki aufliest, obwohl sie nicht viel von ihm hält. Beide retten einander in den Folgebänden mehrfach das Leben und bekommen es unter anderem mit göttergleichen Harpyen, einem kopflosen Zauberer, der Schwesternschaft der Windsängerinnen und politischen Wirren zu tun, da die Aufträge, die sie erledigen, sie mit schöner Regelmäßigkeit in gefährliche Situationen führen. Die vier Romane bieten jeweils in sich abgeschlossene Abenteuer vor dem Hintergund einer nur vage umrissenen, in den Details aber liebevoll ausgearbeiteten Welt, und leben – ähnlich wie die Morgaine-Romane ihrer Autorenkollegin C.J. Cherryh – nicht zuletzt vom Zusammenspiel der beiden so unterschiedlichen Protagonisten. Darüber hinaus tauchen in ihnen auch bereits Elemente und Motive auf, die in den unter dem Hobb-Pseudonym verfassten späteren Zyklen eine wichtige Rolle spielen werden.

Ki and Vandien Quartet
Mit Wizard of the Pigeons drang Megan Lindholm in die Urban Fantasy vor, die in den Achtzigern weniger mit Liebesgeschichten als vielmehr mit dem Blick für das Magische inmitten des modernen Stadtlebens befasst war. Lindholms magischer Ort war Seattle, wo ein obdachloser Zauberer eine Bedrohung für die Stadt und ihre Bewohner abwehrt und sich dabei auf die Magie in Graffitis, Jahrmarktsorakeln und Museumsexponaten verlassen muss.
Auch der alleinstehende Roman Cloven Hooves reichert die Moderne mit Mythen an – in einer fast autobiographisch anmutenden Weise handelt es von der Freundschaft eines Mädchens, das nach Alaska zieht, mit einem Satyr, die sie später als erwachsene Frau und nach einem familiären Bruch mit deutlich sexuellen Untertönen wiederaufleben lässt. Cloven Hooves ist auch der erste Roman Lindholms, der eine Ich-Erzählerin bietet, was in ihren Werken als Robin Hobb ein Markenzeichen werden sollte.

Mit den zwei Bänden der Reihe The Reindeer People folgt Lindholm einem Stamm von Jägern und Sammlern im prähistorischen Nordamerika, die über schamanistische Magie verfügen. Eine Kollaboration mit Steven Brust (mit dem sie schon 1985 bei der Shared-World-Anthologie Liavek zusammengearbeitet hatte) mit dem Titel Gypsy brachte Lindholm wieder zur Urban Fantasy, während sie mit Alien Earth ihren bislang einzigen SF-Roman veröffentlichte.
Da das Pseudonym Megan Lindholm der LeserInnen-Erwartung durch die Mischung der Subgenres nicht entgegengekommen war, startete Hobb aus ökonomischen Gründen ihre Karriere mit dem neuen Namen und einem Wechsel in klassischere Fantasy-Gefilde neu. Den nicht eindeutig auf eine Frau verweisenden Vornamen wählte sie, weil ihr erster Versuch unter dem neuem Namen mit einem männlichen Ich-Erzähler von statten gehen sollte – aber das “Debut” von Robin Hobb fällt auch in eine Zeit, in der die Wahl eines neutralen Vornamens für (High-)Fantasy-Autorinnen noch relativ häufig war.

Farseer TrilogyDer Neustart von Hobbs Karriere war ein Erfolg – die Farseer-Trilogie, die mit Assassin’s Apprentice begann, hat inzwischen ganz besonders bei europäischen Lesern einen Klassikerstatus erreicht und wurde in etliche Sprachen übersetzt.
Aus der Sicht des königlichen Bastards FitzChivalry berichtet die Reihe von den Fährnissen der Sechs Provinzen, eines mittelalterlich anmutenden Feudalreichs, das sich gegen Intrigen im Inneren und Angriffe von außen wehren muss und dabei auf die Dienste loyaler Assassinen setzt, die unter großen persönlichen Einbußen für ihren Herrscher leben und sterben. Fitz wird zu einem solchen Assassinen ausgebildet, verfügt aber ebenso über eine angeborene, verbotene Magie, der er sich nicht auf Dauer entziehen kann.
Die Farseer-Reihe war für Hobb eine Aufarbeitung und Neuinterpretation von klassischen Fantasy-Klischees. Bedingt durch den Ich-Erzähler ist der Blick nach Innen in dieser Reihe stark ausgeprägt, was den Abenteuern des vielfach geplagten Fitz einen recht düsteren Einschlag verleiht. Dies und auch die Tatsache, dass Hobb wegen des eingeschränkten Erzählerblicks meist Schwierigkeiten hatte, ihre stark in die Breite gehenden Erzählungen mit einem adäquaten Finale auszustatten, haben dem Erfolg allerdings keinen Abbruch getan.
In derselben Welt wie die Farseer-Trilogie war auch die darauffolgende Trilogie Liveship Traders angesiedelt. Neben neuen Figuren, diesmal mehreren, die nicht als Ich-Erzähler auftreten, und einem neuen Schauplatz südlich der Sechs Provinzen steht in dieser Reihe die Vivacia im Mittelpunkt, ein Schiff mit einem Bewusstsein, das als Handels- oder Piratengefährt durch etliche Abenteuer schippert.
Ein Verbindungsstück zwischen der Farseer– und der Liveship-Reihe ist der Narr, eine Figur ohne eindeutiges Geschlecht, die im Hintergrund Dinge in Bewegung setzt und in Hobbs nächstem Projekt, der Tawny Man-Trilogie, ein wenig in den Vordergrund tritt. Dort nahm Hobb den Faden aus der Farseer-Reihe wieder auf und erzählt abermals mit FitzChivalrys Stimme die Geschichte der Sechs Provinzen, aber vor allem ihrer Figuren weiter.

Erst ihre nächste Trilogie war ein bewusster Schritt weg von Fitz und seiner mittelalterlichen Fantasy-Welt. Soldier Son spielt in einem moderneren Setting, in dem erste zaghafte Schritte Richtung Industrialisierung unternommen werden. Der Ich-Erzähler Nevare Burvelle ist von Geburt an zu einer Offiziers-Ausbildung bestimmt und dazu verpflichtet, seiner Bestimmung nachzukommen, doch ein Kontakt mit der ursprünglichen Magie des von seinen Leuten eroberten Volkes versalzt ihm die Suppe. Auch wenn Hobbs Recherchen für diese Reihe sich vor allem mit den Anfängen der US Cavalry befassten und es um die Eroberung eines autochthonen Volks geht, sieht Hobb die Soldier Son-Trilogie nicht als Analogie auf die Geschichte der USA.
Es sollte jedoch bei diesem kurzen Ausflug in eine andere Welt bleiben, denn mit den geplanten vier Bänden der Rain Wild Chronicles kehrte Hobb abermals in die Welt der Farseer und Liveships zurück und erkundet die lebensfeindlichen, vergifteten Regenwälder des Südens, in denen die letzten Drachen und ihre von der Umgebung deformierten Hüter leben.

Schon seit einiger Zeit steht im Raum, dass es auch wieder einen Megan-Lindholm-Roman geben wird – vorerst sind die beiden Namen, die sonst, was Stil und Subgenre angeht, penibel getrennt gehalten werden, 2005 in der Kurzgeschichtensammlung The Inheritance unter einem Dach vereint worden.
Wizard of the Pigeons & The InheritanceAls Megan Lindholm pflegt die Autorin einen deutlich knapperen, weniger von Emotionen und Innensicht geprägten und nicht so detailliert beschreibenden Stil, was auch zur Folge hat, dass sich dieses Pseudonym eher für Kurzgeschichten eignet als der zur Ausführlichkeit tendierende Stil von Robin Hobb. Die Lindholm-Romane sind grundsätzlich kürzer und dynamischer erzählt. Hobb selbst ist bei jeder ihrer sich meist in Form von Figuren einstellenden Ideen sofort bewusst, welches Pseudonym das Richtige sein wird.
Als Einflüsse auf ihr Schreiben nennt sie u.a. Rudyard Kipling, Louisa May Alcott, Fritz Leiber und T.H. White (nicht getrennt nach Pseudonymen 😉 ).
Sie lebt inzwischen mit ihrem Mann in Tacoma, Washington, und ist für ihre Fans in einer schon seit Jahren bestehenden Newsgroup zugänglich, in der sie regelmäßig aktiv ist.

Bibliographie

als Megan Lindholm:

Ki and Vandien Quartet – Windsänger-Zyklus
1982: Harpy’s Flight – Der Fluch der Zigeunerin
1984: The Windsingers – Die versunkene Stadt
1984: The Limbreth Gate – Der Lockruf der Sterne
1989: Luck of the Wheels – Das Glück der Räder

1986: Wizard of the Pigeons

Reindeer People
1988: The Reindeer People – Das Rentiervolk
1988: Wolf’s Brother – Wolfsbruder

1991: Cloven Hooves – Die Stunde des Fauns
1992: The Gypsy (mit Steven Brust)
1992: Alien Earth

als Robin Hobb:

Farseer Trilogy – Die Legende vom Weitseher
1995: Assassin’s Apprentice – Der Adept des Assassinen (neu: Der Weitseher)
1996: Royal Assassin – Des Königs Meuchelmörder (neu: Der Schattenbote)
1997: Assassin’s Quest – Die Magie des Assassinen (neu: Der Nachtmagier)

Liveship Trader Trilogy – Die Zauberschiffe
1998: Ship of Magic – Der Ring der Händler, Viviaces Erwachen
1999: The Mad Ship – Der blinde Krieger, Die Stunde des Piraten
2000: Ship of Destiny – Die vergessene Stadt, Herrscher der drei Reiche

The Tawny Man Trilogy – Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher
2001: Fool’s Errand – Der lohfarbene Mann
2002: The Golden Fool – Der goldene Narr
2003: Fool’s Fate – Der weiße Prophet, Der wahre Drache

Soldier Son Trilogy
2005: Shaman’s Crossing – Die Schamanenbrücke
2006: Forest Mage – Im Bann der Magie
2007: Renegade’s Magic – Die Stunde des Abtrünnigen

Rain Wild Chronicles
2009: The Dragon Keeper – Drachenhüter
2010: Dragon Haven – Drachenkämpfer
2012: City of Dragons
2012: Blood of Dragons

Fitz and the Fool Trilogy
2014: Fool’s Assassin
2015: Fool’s Quest

als Megan Lindholm & Robin Hobb:
2005: The Inheritance and Other Stories (Neuauflage 2011)

Links
robinhobb.com – Webseite beider Pseudonyme
Robin Hobbs Newsgroup

Wolfgang Hohlbein, Quelle: www.hohlbein.net

Wolfgang Hohlbein (*15. August 1953 in Weimar) gilt als „König der Vielschreiber“ unter den deutschsprachigen (Phantastik-)Autoren, dementsprechend schwierig ist es, einen konzisen Überblick über sein Leben und Werk zu geben. Hohlbeins Oeuvre ist vielfältig und reicht von unter Pseudonym veröffentlichten Barbie-Büchern bis hin zu Horrorromanen.

Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann und während wechselnder Anstellungsverhältnisse begann Hohlbein zu schreiben, zuerst Kurzgeschichten, Krimi-, Horror-, Western- und Science Fiction-Heftromane. Darunter befanden sich etwa die Raven-Serie, die in den frühen 1980ern im Gespenster-Krimi, einer Heftromanserie von Bastei-Lübbe erschien, oder (in Zusammenarbeit mit anderen deutschen Autoren) die Geschichten um Robert Craven, den Hexer von Salem, der im 19. Jahrhundert gegen die dem Lovecraft’schen Universum entnommenen Großen Alten kämpft. H.P. Lovecraft ist – nebenbei bemerkt –  in der Reihe Gefährte und enger Freund des Hexers. Die Geschichten wurden ursprünglich als Aufzeichnungen des Hexers ausgegeben und auch unter dem Pseudonym Robert Craven veröffentlicht, anfänglich im Gespenster-Krimi, danach als eigenständige Heftromanserie. Später wurden die Abenteuer des Hexers als Taschenbuchausgaben herausgegeben, diesmal unter dem Namen Wolfgang Hohlbein, wofür sogar ein neuer Roman um den Hexer geschrieben wurde – was es allerdings notwendig machte, ihn zuerst von den Toten auferstehen zu lassen. Schließlich erschienen zwei neue Romane im Rahmen der Dämonen-Land-Serie wiederum als Heftromane und in stark überarbeiteter Form auch als Taschenbuchausgaben.

Im Jahre 1982 kam bereits der erste große Erfolg, als der von Wolfgang gemeinsam mit seiner Frau Heike verfasste Roman Märchenmond den Wettbewerb des Ueberreuter-Verlags für Phantastik und Science-Fiction gewann. Der Roman erhielt inzwischen vier Fortsetzungen, von denen zwei (Märchenmonds Kinder und Märchenmonds Erben) denselben Protagonisten wie das Original haben, während die beiden jüngsten Romane (Die Zauberin von Märchenmond und Silberhorn) eine neue Protagonistin einführen. Zudem wurde Märchenmond 2010 am Theater für Niedersachsen als Musical adaptiert.
Auch spätere Kinder- und Jugendbücher wurden oft vom Ehepaar gemeinsam geschrieben, darunter auch die Fortsetzungen zu Märchenmond. Für viele junge deutschsprachige Fantasyleser in den 1980er und 1990er Jahren – vor dem Fantasyboom der Herr der Ringe-Filmtrilogie und der Harry Potter-Reihe – dürften die Geschichten Wolfgang Hohlbeins der erste Kontakt mit dem Genre gewesen sein.

In den 1980er Jahren entstanden auch die ersten zehn Romane der Enwor-Saga rund um den gealterten und ebenso hartschaligen wie gutherzigen Krieger Skar. Ein elfter Roman erschien 1999, der die eigentlich abgeschlossene Geschichte Skars zwar neu aufgriff, aber nie fortgesetzt wurde. Das Szenario einer postapokalyptischen Welt, auf der sich erneut (nicht nur menschliche) Zivilisationen entwickelt hatten und deren Fantasysetting mit SF-Elementen aufgepeppt wurde, hatte Dieter Winkler (unter Beteiligung Hohlbeins) ausgearbeitet, der seit 2004 eine neue in Enwor spielende Reihe bei Piper veröffentlicht.

Wolfgang Hohlbein schrieb seit den späten 1980ern auch Bücher zu Filmen, zu den bekannteren Werken zählen Das Blut der Templer (der Roman zur Fortsetzung stammt aus der Feder seiner Tochter Rebecca) sowie die Bücher zur Fluch der Karibik-Trilogie und neuerdings zum Vampirfilm Wir sind die Nacht. Dies war aber keineswegs Hohlbeins erster Kontakt mit den blutsaugenden Untoten, 1999 war neben dem Horrorroman Dunkel auch der erste Teil einer neuen mehrbändigen Saga erschienen: Die Chronik der Unsterblichen: Am Abgrund. In dieser versucht der jüngst zum Vampir gewordene Andrej Delãny, unterstützt von seinem muslimischen Sidekick Abu Dun, die Hintergründe des Vampirismus und des Mordes an seiner Familie aufzudecken. Seit 2004 erscheint parallel dazu eine Comic-Adaption der Reihe. Die Reihe vollzog außerdem weitere Medienwechsel: Der Kurzgeschichtenband Der Blutkrieg wurde zuerst als Hörbuchreihe konzipiert und später auch in Buchform veröffentlicht und 2012 wurde am Pfalztheater Kaiserslautern in Kooperation mit der Band Vanden Plas die Geschichte um Andrej Delãny als Rockoper “Blutnacht” für das Musiktheater adaptiert.

Gleichermaßen hat Hohlbein bereits vor Das Paulus-Evangelium, das in Dan-Brown’scher Vatikanverschwörungstradition steht, Thriller verfasst, die verschiedene fantastische Bezüge aufweisen. So etwa die Dark Skies-Duologie, die sich eher in Richtung Area-51 Verschwörungstheorie orientiert, oder die Apokalypse-Trilogie (Flut, Feuer, Sturm), deren biblische Anlehnungen bereits im Titel offensichtlich sind. Der bekannteste dieser Thriller vor Das Paulus-Evangelium dürfte allerdings Das Druidentor gewesen sein, der sich mystischer Elemente bedient.

Aber Hohlbein deckt nicht nur mit seinen Romanen eine breite Palette verschiedener Genres und Medien ab, auch er selbst wechselt seit Kurzem in ein neues Format: Bei RTL2 wurde 2013 die Pilotfolge eine Doku-Soap über die Familie Hohlbein ausgestrahlt.
Die schiere Masse an Veröffentlichungen Hohlbeins hat, neben ebenso vehement widersprochenen wie sich hartnäckig haltenden Gerüchten um Ghostwriter, auch zu Kritik daran geführt, dass er Ideen und Storyelemente ebenso wie Formulierungen immer wieder in seinen Werken aufgreift und recycelt.

Links:
http://www.hohlbein.net (Autorenwebseite)

Bibliografie (Auswahl):

  • 1983: Märchenmond (Märchenmond 1)
  • 1983: Der wandernde Wald (Enwor-Saga 1)
  • 1983: Die brennende Stadt/Der Stein der Macht 1 (Enwor-Saga 2)
  • 1984: Das tote Land/Der Stein der Macht 2 (Enwor-Saga 3)
  • 1984: Der steinerne Wolf/Der Stein der Macht 3 (Enwor-Saga 4)
  • 1984: Das schwarze Schiff (Enwor-Saga 5)
  • 1987: Die Rückkehr der Götter (Enwor-Saga 6)
  • 1988: Das schweigende Netz (Enwor-Saga 7)
  • 1989: Der flüsternde Turm (Enwor-Saga 8 )
  • 1989: Das vergessene Heer (Enwor-Saga 9)
  • 1989: Die verbotenen Inseln (Enwor-Saga 10)
  • 1990: Märchenmonds Kinder (Märchenmond 2)
  • 1993: Das Druidentor
  • 1997: Dark Skies – Das Rätsel um Majestic 12 (Dark Skies 1)
  • 1997: Majestic – Die Saat des Todes (Dark Skies 2)
  • 1998: Märchenmonds Erben (Märchenmond 3)
  • 1999: Die Templerin (Die Templerin 1)
  • 1999: Das Märchen von Märchenmond (Märchenmond 4)
  • 1999: Das elfte Buch (Enwor-Saga 11)
  • 1999: Am Abgrund (Die Chronik der Unsterblichen 1)
  • 2000: Der Vampyr (Die Chronik der Unsterblichen 2)
  • 2001: Der Todesstoß Chronik der Unsterblichen 3)
  • 2001: Flut (Apokalypse-Trilogie 1)
  • 2002: Der Untergang (Die Chronik der Unsterblichen 4)
  • 2002: Der Ring des Sarazenen (Die Templerin 2)
  • 2003: Die Wiederkehr (Die Chronik der Unsterblichen 5)
  • 2003: Die Spur des Hexers (Der Hexer von Salem 1; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Als der Meister Starb (Der Hexer von Salem 2; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Das Haus am Ende der Zeit (Der Hexer von Salem 3; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Tage des Wahnsinns (Der Hexer von Salem 4; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Der Seelenfresser (Der Hexer von Salem 5; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Die Chrono-Vampire (Der Hexer von Salem 6; überarb. Neuausgabe, mit Elmar Wohlrath)
  • 2003: Im Bann des Puppenmachers (Der Hexer von Salem 7; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Engel des Bösen (Der Hexer von Salem 8; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Dagon – Gott aus der Tiefe (Der Hexer von Salem 9; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Wer den Tod Ruft (Der Hexer von Salem 10; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Der achtarmige Tod (Der Hexer von Salem 11; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Die Hand des Dämons (Der Hexer von Salem 12; überarb. Neuausgabe, mit Frank Rehfeld)
  • 2003: Ein Gigant Erwacht (Der Hexer von Salem 13; überarb. Neuausgabe, mit Michael Schönenbröcher)
  • 2003: Necron – Legende des Bösen (Der Hexer von Salem 14; überarb. Neuausgabe)
  • 2003: Der Koloss von New York (Der Hexer von Salem 15; überarb. Neuausgabe, mit Michael Schönenbröcher)
  • 2003: Stirb, Hexer! (Der Hexer von Salem 16; überarb. Neuausgabe, mit Hans Wolf Sommer)
  • 2004: Das Auge des Satans (Der Hexer von Salem 17; überarb. Neuausgabe)
  • 2004: Endstation Hölle (Der Hexer von Salem 18; überarb.Neuausgabe, mit Arndt Ellmer/Michael Schönenbröcher)
  • 2004: Der Abtrünnige Engel (Der Hexer von Salem 19; überarb. Neuausgabe, mit Frank Rehfeld)
  • 2004: Hochzeit mit dem Tod (Der Hexer von Salem 20; überarb. Neuausgabe, mit Frank Rehfeld/Elmar Wohlrath)
  • 2004: Der Sohn des Hexers I (Der Hexer von Salem 21; überarb. Neuausgabe)
  • 2004: Der Sohn des Hexers II (Der Hexer von Salem 22; überarb.Neuausgabe)
  • 2004: Das Labyrinth von London (Der Hexer von Salem 23; überarb. Neuausgabe)
  • 2004: Das Haus der Bösen Träume (Der Hexer von Salem 24; überarb. Neuausgabe, mit Frank Rehfeld)
  • 2004: Die Rückkehr der Templerin (Die Templerin 3)
  • 2004: Die Blutgräfin (Die Chronik der Unsterblichen 6)
  • 2004: Der Gejagte (Die Chronik der Unsterblichen 7)
  • 2004: Am Abgrund (Die Chronik der Unsterblichen – Comic 1)
  • 2004: Feuer (Apokalypse-Trilogie 2)
  • 2005: Die Verfluchten (Die Chronik der Unsterblichen 8)
  • 2005: Die Zauberin von Märchenmond (Märchenmond 5)
  • 2005: Die Tochter der Himmelsscheibe
  • 2006: Fluch der Karibik (Buch zum Kinofilm)
  • 2006: Fluch der Karibik 2 (Buch zum Kinofilm)
  • 2006: Das Blut der Templer (Buch zum Fernsehfilm)
  • 2006: Eis (Genesis 1)
  • 2006: Stein (Genesis 2)
  • 2006: Diamant (Genesis 3)
  • 2007: Fluch der Karibik 3: Am Ende der Welt (Buch zum Kinofilm)
  • 2007: Blutkrieg (Die Chronik der Unsterblichen 8,5; Kurzgeschichtenband)
  • 2007: Das Dämonenschiff (Die Chronik der Unsterblichen 9)
  • 2007: Sturm (Apokalypse-Trilogie 3)
  • 2008: Göttersterben (Die Chronik der Unsterblichen 10)
  • 2008: Das Wasser des Lebens (Die Templerin 4; mit Rebecca Hohlbein)
  • 2009: Glut und Asche (Die Chronik der Unsterblichen 11)
  • 2009: Silberhorn (Märchenmond 6)
  • 2009: Elfenblut (Die Chroniken der Elfen 1)
  • 2010: Elfenzorn (Die Chroniken der Elfen 2)
  • 2010: Wir sind die Nacht (Buch zum Kinofilm)
  • 2010: Der schwarze Tod (Die Chronik der Unsterblichen 12)
  • 2010: Thor (Die Asgard Saga 1)
  • 2010: Die Kriegerin der Himmelsscheibe (Die Himmelsscheibe 2)
  • 2011: Infinity: Der Turm
  • 2011: Das Testament Gottes (Die Templerin 5; mit Rebecca Hohlbein)
  • 2011: Elfentod (Die Chroniken der Elfen 3)
  • 2011: Der Machdi (Die Chronik der Unsterblichen 12)
  • 2013: Pestmond

Robert Paul HoldstockRobert Paul Holdstock (*2. Aug. 1948 – ✝29. Nov. 2009) wurde in Hythe, Kent geboren. Der Brite war bekannt als Autor fantastischer Literatur und mythisch geprägter Science-Fiction. Seine Romane verwenden Aspekte aus Psychologie, Anthropologie, Philosophie, Spiritualität und der Autor bedient sich außerdem gerne an Elementen mit keltischem und nordischem Ursprung.
Viele Werke Holdstocks erschienen unter Pseudonymen, die er sich bei verschiedenen kooperativ entstandenen Romanen mit anderen Autoren teilte. Einige dieser Pseudonyme sind Ken Blake, Chris Carlsen, Robert Faulcon und Richard Kirk.

Im Alter von sieben Jahren besuchte Holdstock die Gillingham Grammar School in Medway, als junger Mann studierte er zwischen 1967 und 1970 an der Bangor University in Wales, wo er einen Bachelor of Science erhielt und mit einer Ehrung für angewandte Zoologie ausgezeichnet wurde. Er wechselte im Anschluss daran an die London School of Hygiene and Tropical Medicine, wo er 1971 mit einem Master of Science in Medizinischer Zoologie sein Studium abschloss. In den folgenden drei Jahren forschte er beim Medical Research Council und begann daneben seine Schriftstellertätigkeit zu intensivieren.

1968 erschien mit Pauper’s Plot Robert Holdstocks erste schriftstellerische Arbeit in dem Magazin New World. 1976 hörte man wieder von ihm – als Autor des Science-Fiction Romans Eye Among the Blind. Im selben Jahr verlagerte er seine berufliche Haupttätigkeit damit auch auf seine schriftstellerische Karriere.
In den folgenden Jahren schrieb er zahlreiche Kurzgeschichten und Science-Fiction- und Fantasy-Romane, die größtenteils unter Pseudonymen erschienen.
1984 entstand eine Erzählung zu dem Computerspiel Elite, welche den Titel The Dark Wheel trug.
Der eigentliche Durchbruch gelang dem Autor jedoch erst mit Mythago Wood, dem Auftaktroman der Ryhope-Wood-Series, der 1984 veröffentlicht wurde.
Mythago Wood von Robert HoldstockDer Roman spielt in den Jahren 1946 bis 1948, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Soldat Steven Huxley kehrt, nachdem er sich von seinen Kriegsverletzungen erholt hat, in sein Elternhaus zurück, um seinen älteren Bruder Christian zu besuchen, der inzwischen alleine in dem Haus am Rande des Ryhope Wood lebt. Nach dem Tod des Vaters verliert sich Christian immer mehr in den Geheimnissen von Ryhope Wood, welcher seit der letzten Eiszeit unberührt geblieben ist, wo die Zeit langsamer vergeht und der durch seine Fähigkeit beschützt wird, jeden zu verwirren, der nach dem Wald sucht. Ryhope Wood ist auf keiner Karte verzeichnet, keine Kamera kann ihn auf Fotos bannen. Steven, der dem ganzen eher skeptisch gegenübersteht, nimmt im Folgenden Kontakt zu verschiedenen Personen auf, die eine ähnliche Erfahrung mit dem Wald und seinen magischen Bewohnern gemacht haben wollen.
Die Eingangs erwähnten Einflüsse aus Psychologie, Anthropologie, Philosophie und Spiritualität finden in diesem Szenario großzügigen Platz, sich zu entfalten, und den Roman zu einem der bedeutendsten Werke innerhalb des Fantasy-Subgenres Mythic Fiction zu machen.
Mit Avilion erschien im Juli 2009 der siebte und letzte Band der Buchreihe, die aufgrund des unerwarteten Todes des Autors unvollendet bleibt.
Zwischen 2001 bis 2007 lieferte Holdstock mit der Merlin-Codex-Trilogie eine weitere Buchreihe ab, die LeserInnen und KritikerInnen aber nicht im gleichen Maß überzeugen konnte wie Ryhope Wood.

Robert Holdstock schrieb in seinem Leben dutzende Romane. Er wurde dreimal mit dem BSFA Award ausgezeichnet, sowie einmal mit dem World Fantasy Award für den besten Roman. Nominiert wurden seine Arbeiten noch deutlich öfter.
Seine sprachliche Gewandtheit sowie seine intensive Recherche und Auseinandersetzung mit den mythologischen Aspekten unserer Welt verstanden nicht nur seine Leser zu überzeugen. Zahlreiche Autoren schätzen seine Werke für ihre bedeutungsvolle Rolle im Genre und den Autor selbst für seine profunde Gabe, überzeugende Handlungen und fest verwurzelte, lebendige Handlungsorte zu erschaffen. Zusammen mit Ursula K. LeGuin, John Crowley und Marion Zimmer Bradley zählt er zu einem Quartett von Fantasy-AutorInnen, deren Werke Kritikern zufolge an die Vorstellungskraft und umfangreich entwickelte Welt von J.R.R. Tolkien heranreichen. Wobei hier kein inhaltlicher Vergleich gezogen wird, sondern es lediglich um Parallelen in der Art und Weise geht, wie realistisch die Hintergründe der entwickelten Welten aufgebaut sind.

Am 18. November 2009 wurde bei Robert Holdstock eine Infektion mit dem E.coli-Virus festgestellt. Nach einem Zusammenbruch infolge der Infektion verstarb er in London am 29. November 2009 im Alter von 61 Jahren.

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Bibliographie:

Ryhope Wood Series

  • 1984: Mythago Wood – Mythenwald
    1988: Lavondyss – Tallis im Mythenwald
    1991: The Bone Forest
    1993: The Hollowing
    1994: Merlin’s Wood
    1997: Gate of Ivory/Gate of Horn
    2009: Avilion

Merlin Codex Series

  • 2001: Celtika
    2002: The Iron Grail
    2007: The Broken Kings

Kurzgeschichten

  • 1969: Pauper’s Plot
    1972: Microcosm
    1974: Ash/Ashes
    1976: The Graveyard Cross – Das Friedhofskreuz
    1976: Magic Man – Der neue Magier
    1976: On the Inside – Auf der Innenseite
    1976: The Time Beyond Age – Die Zeit jenseits des Alters. Eine Exkursion
    1976: Travellers
    1977: A Small Event
    1977: The Touch of a Vanished Hand
    1979: In the Valley of the Statues – Das Tal der Statuen
    1980: Earth And Stone – Die Erde ging mit ihm/Stein und Erde
    1981: Mythago Wood
    1981: Where Time Winds Blow
    1981: The Phantom of the Valley
    1981: Manchanged
    1981: Walking on the Shores of Time
    1982: In the Valley of the Statues (Kurzgeschichtensammlung)
    1984: Elite: The Dark Wheel
    1984: The Boy who Jumped Rapids – Der Junge, der über die Stromschnellen sprang
    1986: Thorn
    1987: Scarrowfell
    1989: The Shapechanger
    1989: Time of the Tree
    1991: The Bone Forest
    1991: The Ragthorn (zusammen mit Garry Kilworth)
    1992: The Silvering
    1995: Infantasm

Romane zu oder basierend auf Filmen

  • 1976: Legend of the Werewolf (als Robert Black)
    1977: The Satanists (als Robert Black)
    1985: The Emerald Forest – Der Smaragdwald

Verschiedene Science-Fiction Romane

  • 1976: Eye Among the Blind – Im Tal der Statuen
    1977: Earthwind – Erdwind
    1982: Where Time Winds Blow – Zeitwind
    1996: Ancient Echoes

Als Chris Carlsen:
Berserker Series

  • 1977: Shadow of the Wolf – Odins Wolf (als Robert P. Holdstock)
    1977: The Bull Chief – Die Jägerinnen von Connacht (als Robert P. Holdstock)
    1979: The Horned Warrior

Francoise Jeury Series

  • 1978: Necromancer – Der Geisterbeschwörer
    1991: The Fetch/Unknown Regions

Als Richard Kirk:
Raven Series
Anm.: Die Bände 3 und 5 dieser Buchreihe wurden von Angus Wells verfasst

  • 1978: Swordmisstress of Chaos (Holdstock & Wells) – Raven, die Schwertmeisterin
    1978: A Time of Ghosts (Holdstock) – Raven und der Hexenmeister
    1978: The Frozen God (Wells) – Raven und der Eisgott
    1979: Lords of the Shadows (Holdstock) – Raven und der Schattenlord
    1979: A Time of Dying (Wells) – Raven, Göttin des Todes

Als Ken Blake:
The Professionals Series
Anm.: Weitere Bücher dieser Reihe wurden von Ken Bulmer verfasst

  • 1981: Cry Wolf
    1982: Operation Susie
    1982: The Untouchables
    1982: You’ll be All Right

Als Robert Faulcon:
Night Hunter Series

  • 1983: The Stalking
    1983: The Talisman
    1984: The Ghost Dance
    1984: The Shrine
    1984: The Hexing
    1988: The Labyrinth

Sonstige

  • 1979: Alien Landscapes (zusammen mit Malcolm Edwards) – Unter fremden Sonnen
    1980: Tour of the Universe: The Journey of a Lifetime (zusammen mit Malcolm Edwards)
    1982: Magician: The Lost Journals of the Magus Geoffrey Carlyle (zusammen mit Malcolm Edwards)
    1983: Realms of Fantasy (zusammen mit Malcolm Edwards)
    1985: Lost Realms (zusammen mit Malcolm Edwards)
    1979: Stars of Albion (zusammen mit Christopher Priest)
    1987: Other Edens (zusammen mit Christopher Evans)
    1988: Other Edens II (zusammen mit Christopher Evans)
    1989: Other Edens III (zusammen mit Christopher Evans)
John Howe
© John Howe

Der kanadische Illustrator John Howe wurde am 21. August 1957 in Vancouver, British Columbia geboren. Heute lebt er mit seiner Frau, die ebenfalls Illustratorin ist, und seinem Sohn in Neuchâtel, einem idyllischen Städtchen in der Schweiz.
Zusammen mit Alan Lee und Ted Nasmith gilt er als einer der bedeutendsten Illustratoren der Werke J.R.R. Tolkiens.

1976 – ein Jahr nach seinem High-School-Abschluss – besuchte John Howe ein College in Strasbourg (Frankreich), wechselte jedoch im folgenden Jahr an die École des Arts Décoratifs.
Er hat für gewöhnlich einen sehr detaillierten Zeichenstil, ähnlich seinem Kollegen Alan Lee, geht dabei jedoch häufig etwas farbenfroher vor und verwendet auch gerne einmal eine bunte Palette. Hin und wieder weicht er von diesem Vorgehen jedoch ab und liefert Werke mit weniger Hang zum Realismus ab. Ein solches Beispiel findet sich u.a. in dem Buch Lost Worlds, welches für den versierten Howe-Fan schon auf den ersten Blick deutliche Unterschiede in sich birgt.

Howes bekannteste Werke stehen in Beziehung zu dem wohl wichtigsten Buch der Fantasy: Der Herr der Ringe.
Verschiedene Kalender zu Tolkiens Welt gehören zu Howes Repertoire. Darunter die Jahre 1987 und 1988, in denen er als Illustrator beteiligt war, die Jahre 1991, 1995, 1997 und 2001 wurden vollständig von Howe bebildert. Er veröffentlichte aber ebenso Arbeiten zu Der Hobbit (anlässlich des 50. Jahrestages der Erstveröffentlichung) und illustrierte Das Silmarillion.
Zusammen mit Alan Lee entwarf er das Konzeptdesign für die Herr-der-Ringe-Verfilmung, an der Verfilmung des Hobbits ist er erneut als Konzeptdesigner beteiligt. Dem Brettspiel zu Der Herr der Ringe, erstellt von Reiner Knizia, verlieh John Howe ebenfalls sein Aussehen. Zwischen 1996 und 2003 illustrierte er zudem die bekannten Weltkarten aus Tolkiens Büchern neu.

John Howes Arbeiten sind jedoch nicht nur auf den Herr der Ringe beschränkt. Er zeichnet leidenschaftlich gerne Drachen. In zahlreichen Werken hat er sich diesen Kreaturen gewidmet. Er ist ein Experte für das Alltagsleben im Mittelalter, für Waffen und Rüstungen, und ein Mitglied der Living-History-Gruppe Company of Saynt George. Diese Leidenschaft drückt sich u.a. in dem Buch Söldnerleben im Mittelalter aus, an dessen Erstellung er beteiligt war. Neben einer umfangreichen Anzahl von Kinderbüchern befasste er sich weiters mit dem Kartenspiel Magic: The Gathering und der Legende von Beowulf. Auch hier illustrierte er ein Brettspiel von Knizia mit dem Titel Beowulf: The Legend.
Nicht alle, jedoch sehr viele von John Howes Arbeiten lassen sich also dem Fantasy-Genre zuordnen. Weitere Beispiele wären da z.B. die Cover der Bücher von Robin Hobb oder die Mitarbeit an der Filmadaption von The Lion, the Witch, and the Wardrobe. 2005 erschien eine limitierte Edition zu George R.R. Martins Roman A Clash of Kings, die mehrere Illustrationen von John Howe beinhaltet.

John Howe ist inzwischen einer der meist gefragten Illustratoren im Harper Collins Verlag.

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Bibliographie:
The Hobbit
The Fellowship of the Ring
The Two Towers
The Return of the King
Unfinished Tales
The Silmarillion
The Book of Lost Tales Part 1
The Book of Lost Tales Part 2
The Lays of Beleriand
The Shaping of Middle-earth
The Lost Road and Other Writings
The Return of the Shadow
The Treason of Isengard
The War of the Ring
Sauron Defeated
Morgoth’s Ring
The War of the Jewels
The Peoples of Middle-earth
The History of Middle-earth: Index
2008: Forging Dragons / Drachen und Giganten
2009: Lost Worlds

Kalender und Merchandise:
1987: Tolkien Calendar
1988: Tolkien Calendar
1991: Tolkien Calendar
1995: Tolkien Calendar
1995: The Tolkien Diary
1995: There and Back Again: The Map of the Hobbit
1995: The Map of Tolkien’s Middle-earth
1997: Tolkien Calendar
1998: The History of The Lord of the Rings
1999: The Map of Tolkien’s Beleriand and the Lands to the North
2001: Tolkien Calendar
2001: The Lord of the Rings Tolkien Diary
2003: The Maps of Tolkien’s Middle-earth

Spiele:
1993: Magic: The Gathering
1997: Iron Crown Enterprises’ Middle-earth Collectible Card Game
2000: Lord of the Rings/ Der Herr der Ringe
2001: Der Herr der Ringe: Die Feinde
2001: Der Herr der Ringe: Die Suche
2002: Der Herr der Ringe: Das Schwarze Tor
2002: Der Herr der Ringe: Die Entscheidung
2002: Der Herr der Ringe: Sauron
2002: Der Herr der Ringe: Das Duell
2004: Der Herr der Ringe: Der Ringkrieg
2004: War of the Ring/ WARS – Sammelkartenspiel
2005: Beowulf – Der sagenhafte Drachenkämpfer
2006: Lord of the Rings: The Confrontation Deluxe Edition
2006: Battles of the Third Age/ Der Herr der Ringe – Der Ringkrieg
2007: Der Herr der Ringe: Schlachtfelder
2009: Abenteuer in Mittelerde
2010: Der Hobbit
2010: Herr der Ringe: Der Ringkrieg Collector’s Edition

Diana Wynne JonesDie britische Autorin Diana Wynne Jones (* 16. August 1934 in London, ✝ 26. März 2011) schrieb mehr als 30 Jahre lang Fantasybücher. Aufgewachsen in Essex, lebte sie bis zu ihrem  Tod mit ihrem Mann in Bristol. Sie studierte in Oxford und besuchte dort u.a. Vorlesungen der großen Autoren des Genres: C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien.
Laut ihrer selbstverfassten und sehr ausführlichen Autobiografie war Diana Wynne Jones seit ihrem zehnten Lebensjahr Atheistin.

Als Diana fünf Jahre alt war, brach der 2. Weltkrieg aus, und die Eltern evakuierten sie und ihre jüngere Schwester Isobel zu ihren Großeltern nach Wales. Für Diana der Beginn einer verdrehten Welt und einer chaotischen Kindheit. In den nächsten Jahren wurde sie mal hierhin, mal dorthin geschickt. Anders als in ihrem gewohnten Zuhause fand sie hier schmutzige Flüsse, dicht aneinander gereihte graubraune Häuser und eine Schar von Menschen vor, die allesamt eine fremde Sprache benutzten. Wer es konnte, sprach englisch mit den Kindern, wechselte jedoch sofort wieder ins Walisische, sobald man sich von den Kindern abwandte. Diana und ihre Schwester Isobel merkten schon bald, dass man sie zwar freundlich behandelte und aufnahm, dass sie jedoch auch Außenseiter in dieser fremdartigen Kultur waren.

1943 ließ sich die Familie schließlich in Essex nieder. Diana, Isobel und ihre neu dazu gekommene Schwester Ursula wurden fortan weitgehend sich selbst überlassen und verbrachten ihre Kindheit von den Eltern nahezu unbeachtet. Ihr Vater sah, zum Leidwesen der Mädchen, auch keinen Sinn darin, seinen Töchtern einen Fundus an lesenswerten Büchern zur Verfügung zu stellen. Ausgerüstet mit einer unermesslichen Vorstellungsgabe und einem ebenso großen Hunger nach neuem Lesestoff, gab es für Diana nur eine logische Lösung: sie musste selbst Bücher schreiben. Ihre Entscheidung löste bei ihren Eltern leider nur Gelächter aus.
Sie begann sodann als Teenager damit ihre Geschichten in Hefte zu schreiben und lenkte ihre Arbeit später in professionelle Bahnen. Nach dem Besuch der Friends School Saffron Walden studierte sie bis 1956 Englisch am St. Anne’s College in Oxford. Im selben Jahr heiratete sie John Burrow, einen Gelehrten für mittelalterliche Literaturwissenschaften, mit dem sie drei Söhne bekam.

Mit ihren auffallend ideenreichen Geschichten hatte sie es zu einer herausragenden Schriftstellerin des Fantasy-Genres gebracht. Ihre Bücher The dark Lord of Derkholm von Diana Wynne Jonesreichen von humorvollem Slapstick über geistreiche Parodien bis hin zu sozialkritischen Beobachtungen. Mit einer schier endlos wirkenden Vorstellungsgabe schaffte sie es, überschäumenden Humor mit einem glanzvollen Plot zu verknüpfen und dabei moralische Werte an Leser aller Altersklassen zu vermitteln. Ihre Bücher richteten sich meistens an Kinder, waren jedoch auch für Erwachsene niemals langweilig.
Sie haben Diana Wynne Jones weltweiten Erfolg und eine große Anzahl von Auszeichnungen eingebracht. Eine besondere Stellung in ihrem Werk nahmen dabei die Bücher The Tough Guide to Fantasyland, Dark Lord of Derkholm und Year of the Griffin ein, welche einen kritischen Blick auf in der Fantasy allzu häufig benutzte Klischees warfen.

Ihr erstes Buch der Chrestomanci-Reihe, Charmed Life, gewann 1977 den Guardian Award for Children’s Books. Weitere Auszeichnungen waren die Carnegie Medal, der Mythopoetic Award in den USA und der Karl Edward Wagner Award in Großbritannien. Letzterer wird von der British Fantasy Society an Personen oder Organisationen vergeben, die einen signifikanten Einfluss in der Fantasy darstellen.

Howl's Moving Castle von Diana Wynne JonesJones’ internationaler Bestseller Howl’s Moving Castle/Sophie im Schloss des Zauberers (1986) zählt auch heute noch zu einem ihrer beliebtesten Bücher. Es erzählt auf liebevolle und märchenhafte Weise die Geschichte der jungen Sophie, deren Leben so eintönig und trist wie das einer neunzigjährigen Dame verläuft – bis sie eines Tages von einer Hexe verzaubert wird. Nun, da sie sich nicht nur fühlt wie eine alte Dame, sondern auch noch so aussieht, flieht sie aus der Stadt und strandet in Zauberer Howls wandelndem Schloss. Mit einer urwitzigen Energie und spitzer Zunge macht sich Sophie zunächst daran, das völlig verdreckte Schloss von seinem Unrat zu befreien und empfindet dabei eine perfide Genugtuung. Sehr zum Schrecken von Howl, der die ganze Sache erst einmal verschläft …
Das Buch sprüht nur so vor schrägen Einfällen, liebevollem Weltenbau, charmanten und außergewöhnlichen Charakteren und Witz. Sehr viel Witz!
Howl’s Moving Castle wurde 2004 als Anime (japanischer Animationsfilm) von Hayao Miyazaki (Ghibli Studios) verfilmt und war international in den Kinos zu sehen. Die englische Synchronstimme des Zauberers Howl wird von Christian Bale gesprochen. Der Film wurde für den Academy Award nominiert. Während der Film zu Howl’s Moving Castle einen recht hohen Bekanntheitsgrad gewonnen hat, ist die TV-Verfilmung von Archer’s Goon (1992) weniger bekannt.

Dem Buch folgten zwei indirekte Fortsetzungen (Castle in the Air/Ziemlich viele Prinzessinnen und House of many ways, die an den märchenhaften Erzählstil von Howl’s Moving Castle jedoch nicht heran kamen.

1996 veröffentlichte Jones The Tough Guide To Fantasyland. Mit diesem BuchThe Tough Guide to Fantasy Land von Diana Wynne Jones lieferte sie einen humorvollen Reiseführer für eine Fantasywelt, die die Quintessenz etlicher High-Fantasy-Settings sein könnte. Der Leser wird als Tourist behandelt, dem die typischen Handlungsorte, Motive und Figuren vorgestellt und erklärt werden, während der Autor die Rolle des Touristenführers übernimmt. Dieses Buch hat heute eine große Fangemeinde bei Lesern wie Schriftstellern. 2006 wurde es neu aufgelegt und um zusätzliches Material erweitert.

Ebenfalls 2006 wurde Jones von der University of Bristol der Ehrendoktor für Literatur verliehen. Ein Jahr später erhielt sie den World Fantasy Award for Life Achievement.

Nicht selten werden die Harry Potter-Bücher (Joanne K. Rowling) mit den Werken von Diana Wynne Jones verglichen. Der Erfolg von Harry Potter führte zu einem gesteigerten Interesse an Fantasyjugendbüchern und damit zu einer Neuauflage von inzwischen seit Jahren nicht mehr lieferbaren Werken Jones’.
Weiterhin werden ihre Arbeiten mit denen von Neil Gaiman oder Robin McKinley verglichen. Sie war nicht nur mit beiden befreundet, sie und Neil Gaiman teilten sich außerdem eine Vorliebe für die Bücher des  Anderen. Nach einer Unterhaltung mit Gaiman widmete sie ihm das Buch Hexwood, da ihre Idee für die Schlüsselszene durch die Unterhaltung mit ihm entstand. Umgekehrt hatte auch Gaiman Jones bereits 1991 in seinem Comic Four Witches als eine der Hexen verewigt.

Im Sommer 2009 diagnostizierten die Ärzte bei Jones Lungenkrebs. Sie unterzog sich einer Chemotherapie, die zunächst erfolgreich verlief. Im Juni des folgenden Jahres musste sie die Therapie jedoch wieder aufnehmen. Ihre Lust zu schreiben blieb allerdings bis zum Schluss ungebrochen, und so schrieb sie weiter, bis sie schließlich den Kampf gegen den Krebs doch verlor.
Diana W. Jones starb am 26. März 2011.

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Bibliographie:

Chrestomanci
1977: Charmed Life / Neun Leben für den Zauberer; auch: Wir sind aufs Hexen ganz versessen)
1980: The Magicians of Caprona / Zauberstreit in Caprona; auch: Die Zauberer von Caprona
1982: Witch Week (Sieben Tage Hexerei / Hexenwoche
1988: The Lives of Christopher Chant / Von Irgendwo nach Fastüberall
2000: Mixed Magics / Das Geheimnis des hundertsten Traumes
2005: Conrad’s Fate
2006: The Pinhoe Egg
Kurzgeschichten aus dem Chrestomanci-Zyklus:
1982: The Sage of Theare
1984: Warlock at the Wheel
1986: Carol Oneir’s Hundredth Dream
2000: Stealer of Souls

Dalemark
1975: Cart and Cwidder / Die Spielleute von Dalemark; auch: Die Kraft der Mandola
1977: Drowned Ammet / Die heiligen Inseln
1979: The Spellcoats / Der Fluss der Seelen
1993: The Crown of Dalemark / Die Krone von Dalemark

Derkholm
1998: The Dark Lord of Derkholm / Einmal Zaubern – Touristenklasse
2000: Year of the Griffin

Howl’s Castle
1986: Howl’s Moving Castle / Sophie im Schloss des Zauberers
1990: Castle in the Air / Ziemlich viele Prinzessinnen
2008: House of Many Ways

Magids
1997: Deep Secret / Eine Frage der Balance
2003: The Merlin Conspiracy / Die Merlin Verschwörung

Einzelwerke
1970: Changeover
1973: Wilkin’s Tooth
1974: The Ogre Downstairs
1975: Dogsbody
1975: Eight Days of Luke
1976: Power of Three / Der Fluch des Ringes
1981: Time of the Ghost
1981: The Homeward Bounders
1984: Archer’s Goon / Das Geheimnis des siebten Zauberers
1984: Warlock at the Wheel
1984: The Skivers Guide / Handbuch zum Wegtauchen
1985: Fire & Hemlock / Feuer und Schierling
1987: A Tale of Time City
1989: Wild Robert
1989: Hidden Turnings
1991: Black Maria
1992: A Sudden Wild Magic / Plötzlich war da wilder Zauber
1993: Hexwood
1994: Fantasy Stories
1994: Stopping for a Spell
1996: The Tough Guide to Fantasyland
1996: Minor Arcana
1999: Puss in Boots
2007: The Game
2010: Enchanted Glass
2011: Earwig and the Witch
2014: The Island of Chaldea (zusammen mit Ursula Jones)

Kurzgeschichten
1978: Who Got Rid of Angus Flint?
1978: Carruthers
1979: The Fluffy Pink Toadstool
1979: Auntie Bea’s Day Out
1980: The Four Grannies
1984: No One
1984: Dragon Reserve, Home Eight
1984: The Plague of Peacocks
1987: The Fat Wizard
1988: The Green Stone
1989: The Master
1989: Chair Person
1989: Mela Worms
1990: nad and Dan adn Quaffy
1990: The Girl Who Loved the Sun
1992: Yes Dear
1994: What the Cat Told Me
1995: Everard’s Ride
1995: The True State of Affairs
1998: The Girl Jones
1999: Enna Hittims
2003: Little Dot
2006: I’ll Give You My Word
2009: Samantha’s Diary
2009: JoBoy

Portrait Guy Gavriel Kay
© Beth Gwinn

Guy Gavriel Kay wurde am 7. November 1954 in Weyburn, Saskatchewan geboren. Seine Liebe zur Literatur bekam er von seinen Eltern mit auf den Weg, die ihm in seiner Kindheit sehr viel vorlasen.
Wie sicherlich viele seiner Leser fand er seinen Einstieg in die Fantasy über die griechische Mythologie und Märchen. Später bevorzugte er die Romane und Geschichten von Autoren wie J.R.R. Tolkien, E.R. Eddison, Lord Dunsany und Fritz Leiber. Nun, als Erwachsener, ist er genretechnisch weniger festgelgt, wenn er sich ein Buch zum Lesen sucht. Zu seinen bevorzugten Autoren gehören Gabriel García Márquez, Milan Kundera, Thomas Flanagan, Shirley Hazzard, Cormac McCarthy, genauso wie die frühen Werke von Dorothy Dunnett, Updikes “Rabbit”-Erzählungen und George Garretts historische Romane.

Auch wenn er schon als Teenager “Autor” als einen seiner drei Berufswünsche angab, bedurfte es noch einiger Umwege, bevor er sich letztendlich ganz der Schriftstellerei zuwandte. Er begann in den 1970er Jahren ein Philosophiestudium, bevor er 1974 von Christopher Tolkien eine Einladung zur Mitarbeit an der Herausgabe des Simarillion bekam. Zu diesem Zweck ging nach Oxford, wo einerseits sein Wunsch, doch Schriftsteller zu werden, bestärkt wurde, andererseits aber auch seine Befürchtung wuchs, davon nicht leben zu können.
So kehrte er ein Jahr später nach Kanada zurück, um Jura zu studieren. 1982 wurde Kay von der “Bar of Ontario” (einer kanadischen Anwaltsvereinigung) als Anwalt berufen, praktizierte aber nie als solcher. Stattdessen freundete er sich mit Edward Greenspan an, welcher ihn für die Mitarbeit an der Radioserie The Scales of Justice gewann, in der reale Kriminalfälle aus der kanadischen Geschichte nachgestellt wurden. Die Serie erwies sich als sehr erfolgreich und wurde 1985 den Preis des Supreme Court of Canada und der Canadian Law Reform Commission für die “beste mediale Aufbereitung juristischer Fälle” ausgezeichnet. Kay arbeitete bis 1989 an der Serie mit und schreibt bis heute von Zeit zu Zeit für Funk und Fernsehen.

Die Cover zur Fionavar-Tapestry von G.G. Kay, Illustration von Martin Springett
© 2007 by Martin Springett www.martinspringett.com

1984 erschien sein erster Fantasyroman The Summer Tree (dt. Silbermantel), der erste Teil der Fionavar-Tapestry (dt. Die Herren von Fionavar). In den folgenden beiden Jahren veröffentlichte er den zweiten Band The Wandering Fire (dt. Das wandernde Feuer) und den dritten Band The Darkest Road (dt. Ein Kind von Licht und Schatten). Im tradidionellen Erzählmuster und dem konventionellen Verlauf der Geschichte sind noch stark die Einflüsse Tolkiens auf Kay zu spüren. Er selbst bezeichnete die Trilogie als eine Mischung aus Homage an Tolkien und dem Versuch, neue Wege in der Charaktergestaltung zu gehen. Letzteres hatte ihm bei vielen Tolkien-Nachfolgern nicht gefallen: zu stereotyp waren die Figuren und wirkliche Entwicklungen innerhalb der Geschichte blieben aus.
Und so gab er in seiner Erzählung um fünf Freunde, die vom Magier Silbermantel in die erste aller Welten, Fionavar, geführt werden, den Charakteren viel Raum und Zeit, um sich zu entfalten und zu entwickeln. Kay nutzt hier viele keltische Mythen und Bräuche, um seine Welt zu bebildern, und schon in diesem ersten Werk Kays kommt seine sehr poetische Sprache zum Anklang und hebt die Trilogie über viele ihrer Zeitgenossen.

Mit seinem nächsten Werk, Tigana (dt. “Der Fluch” und “Der Hofnarr”), das 1990 erschien, löste sich Kay von seinen Vorbildern und schaffte es, seine schriftstellerischen Stärken weiter zu vertiefen. Angesiedelt in einer Welt, die entfernt an das spätmittelalterliche Italien erinnert, erzählt es die Geschichte eines Landes, das durch die bittere Rache eines Magierkönigs nicht nur dem Erdboden gleichgemacht, sondern durch seinen Fluch auch aus der Erinnerung der anderen Völker getilgt wurde. Nur Menschen, die dort geboren wurden, können den Namen des Landes aussprechen oder hören.
Der Roman wurde 1991 für den Mythopoeic Fantasy Award und 1991 für den World Fantasy Award nominiert und gewann 1991 den Aurora Award.

Cover des Buches "Ein Lied für Arbonne" von Guy Gavriel Kay In der Welt seines 1992 erschienenen A Song for Arbonne (dt. Ein Lied für Arbonne) wendet sich Kay der Troubadour-Kultur Südfrankreichs im Hochmittelalter zu. Das Land Arbonne ist berühmt für seine Kunst, seine Musik und seine starken Frauen. Bedroht wird diese friedliche Kultur durch den nördlichen Nachbarn Gorhaut, der sich eine seit vielen Jahren andauernde Fehde der beiden mächtigsten Fürsten des Landes zunutze machen will. Der Ursprung der Fehde liegt in der Liebe zu einer schönen Frau und in der unverarbeiteten Trauer um deren Tod. Erzählt wird die Geschichte in eine Sprache voller Poesie und Anmut, wie sie zum Setting passender nicht sein könnte.

1995 erschien The Lions of Al-Rassan (dt. Die Löwen von Al-Rassan), das sich mehr als die bisherigen Romane Kays von der traditionellen Fantasy löst und eher der Historienfantasy zuwendet. Magie spielt kaum noch eine Rolle, das Setting der Geschichte ist vielmehr eine an das Spanien in der Zeit der Reconquista angelehnten Welt und beinhaltet deutliche Anspielungen an einige real existierende Personen, Religionen und Ereignisse dieser Zeit. Genau wie in Kays anderen Romanen liegen die Stärken der Erzählung in der großartigen Charakterzeichnung und den immer wieder einfließenden Betrachtungen über Freundschaft, Feindschaft und die Auswirkungen politischer und religiöser Konflikte.

The Sarantine Mosaic besteht aus zwei Bänden. Sailing to Sarantium (dt. Das Komplott und Das Mosaik) erschien 1998 und der zweite Teil Lord of Emperors (dt. Der neunte Wagenlenker und Herr aller Herrscher) im Jahr 2000. Diesmal diente das Byzanz der Spätantike und das oströmische Reich unter Kaiser Konstantin als Vorbild. Wie der Titel verspricht, entfaltet Kay ein farbenprächtiges Mosaik, das er geschickt aus den Schicksalen seiner Charaktere zusammensetzt und das den Betrachter in seiner Komplexität schnell gefangen nimmt.
Zauberei und Fabelwesen sucht der Leser in diesem Buch vergebens, Kay verzichtete hier nun völlig darauf. Er erklärt viel eher:
For me, fantasy has never been in its essence about constructing elaborate magical systems for duelling sorcerers or contriving new versions of an enchanted ring or further variations on the use of hyphens and apostrophes in invented names. Fantasy is — at its best — the purest access to storytelling that we have. It universalizes a tale, it evokes wonder and timeless narrative power, it touches upon inner journeys, it illuminates our collective and individual pasts, throws a focusing beam on the present day, and presages the dangers and promises of the future. It is — or so I have argued for years — a genre, a mode of telling, that offers so much more than it is usually permitted to reveal.
© Guy Gavriel Kay for Earthlight, GGK’s British publishing house.

Schon bevor er Romanautor wurde, schrieb Kay Gedichte. Mit der Veröffentlichung seines ersten Buches gab er es auf, seine Gedichte bei Verlagen einzureichen, und begann, diese nur noch für sich selbst zu schreiben. Doch im Jahr 2003 entschloss sich sein Stammverlag Penguin (Canada) eine Sammlung seiner Gedichte unter dem Namen Beyond this Dark House herauszubringen. Wie auch seine Geschichten sind Kays Gedichte von einer leisen Melancholie durchzogen, und einige weisen klare Bezüge zu seinen Büchern auf. Kays Gabe, mit Worten zu verzaubern, und seine Hang zur Poesie kommt in seinen Gedichten um so stärker zu Geltung.

Cover des Buches "Last Light of the Sun" von Guy Gavriel Kay In Last Light of the Sun (dt. Die Fürsten des Nordens), das 2004 erschien, wendet sich G.G. Kay nördlicheren Gefilden zu und lässt für dieses Buch seine Sprache etwas rauher klingen. Kay erschafft so eine äußerst lebendige Kulisse, die sich am Britannien des 9. Jahrhunderts orientiert. Die Geschichte beinhaltet viele Verweise auf die reale Geschichte Englands mitsamt des sich ausbreitenden Christentums und der Zurückdrängung des alten keltischen Glaubens in dieser Zeit. Hierfür setzt Kay nun wieder deutlicher als in seinen vorherigen Büchern auch magische Elemente ein, und gerade in der Beschreibung des Zusammentreffens seiner Charaktere mit der schwindenden Anderwelt gelingen ihm die athmosphärisch dichtesten Szenen.

Das 2007 erschienene Ysabel spielt als erster seiner Romane in der realen Welt, in der Provence. Allerdings vermischen sich bald die Zeiten und die Protagonisten werden in eine viel ältere Geschichte hineingezogen. Kay schließt hier einen Kreis zu seinen früheren Büchern, indem er zwei Hauptcharaktere der Fionavar Tapestry mitspielen lässt.
Das Buch wurde 2008 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Leider wurde es nicht ins Deutsche übersetzt.

Mit Under Heaven ging Kay 2010 wieder in der Zeit zurück und wählte als Hintergrund eine Kultur, die stark an das China der Tang-Dynastie um 8. Jahrhundert erinnert. Bedauerlicherweise hat auch die Geschichte von Shen Tai, der ein wertvolles aber gefährliches Geschenk erhält und damit aus der selbstgewählten Einsamkeit zurück in die Intrigen und Verstrickungen des Hofes gezogen wird, bisher keinen deutschen Verlag gefunden und bleibt somit Lesern vorbehalten, die des Englischen mächtig sind.
Vierhundert Jahre nach den Ereignissen aus Under Heaven spielt sich die Handlung der 2013 erschienenen “Fortsetzung” River of Stars ab, in der Kay seine Version von China abermals durch eine Zeit politischer und gesellschaftlicher Umbrüche führt.

Was die Bücher von Guy Gavriel Kay aus der Masse so herausstechen lässt, ist zum einen seine poetische Sprache, mit der er virtuos Bilder im Kopf des Lesers entstehen lässt, seine sehr lebendigen Charaktere, die keinen Leser unberührt lassen und die leise Melancholie, die alle seine Geschichten durchfließt.
Eine weitere Besonderheit in vielen seiner Romane ist aber auch der äußerst sparsame Einsatz typischer Fantasy-Elemente. Viel eher erschafft Kay Schauplätze, die starke Bezüge zu realen historischen Stätten und Begebenheiten aufweisen. Hierfür betreibt er ausgiebige Recherchen und einige Bücher schrieb er sogar “direkt vor Ort”, um die Athmosphäre einer Landschaft oder eines Ortes einfließen zu lassen. Oft rätselt der Leser, ob er es in einer Szene mit einem natürlichen Phänomen oder nicht doch mit einem Hauch von Magie zu tun hat. Dadurch scheint Kay immer wieder ein Wanderer zwischen den Genregrenzen zu sein, wofür er auf einem Markt, in dem jedes Buch in eine Schublade zu passen hat und in einer Welt, in der Fantasy immer noch mit “putzigen Wesen mit pelzigen Füßen” oder mit glitzernden Vampiren gleichgesetzt wird, nicht unbedingt belohnt wird.


Links:

Bright Weavings – The Authorized Website
Website bei Penguin Group (Kanada)

Bibliographie:

  • 1984 The Summer Tree (The Fionavar-Tapestry 1) – Silbermantel
  • 1986 The Wandering Fire (The Fionavar-Tapestry 2) – Das wandernde Feuer
  • 1986 The Darkest Road (The Fionavar-Tapestry 3) – Ein Kind von Licht und Schatten
  • 1990 Tigana – Der Fluch, Der Hofnarr
  • 1992 A Song for Arbonne – Ein Lied für Arbonne
  • 1995 The Lions of Al-Rassan – Die Löwen von Al-Rassan
  • 1998 Sailing to Sarantium (The Sarantine Mosaic 1) – Das Komplott, Das Mosaik
  • 2000 Lord of Emperors (The Sarantine Mosaic 2) – Der neunte Wagenlenker, Herr aller Herrscher
  • 2003 Beyond this Dark House (Gedichtband)
  • 2004 Last Light of the Sun – Die Fürsten des Nordens
  • 2007 Ysabel
  • 2010 Under Heaven
  • 2013 River of Stars


Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1987 Aurora Award für The Wandering Fire
  • 1987 Casper Award für The Wandering Fire in der Kategorie “best speculative fiction”
  • 1991 Aurora Award für Tigana
  • 2008 World Fantasy Award für Ysabel in der Kategorie “Best Novel”
Portrait von Katherine Kerr
© photo by Patty Perette

Katherine Kerr wurde 1944 in Cleveland Ohio als Katharine Nancy Brahtin geboren. Da ihre Familie großen Wert auf ihre britische Herkunft legte, bekam sie als Kind auch ausschließlich britische Bücher zu lesen. Als sie später zur Schule kam, hatte sie anfangs Probleme mit der amerikanischen Rechtschreibung und schwankt bis heute zwischen beiden Sprachstilen. Ein Kulturschock, gleich in zweifacher Hinsicht, war für sie der Umzug ihrer Familie nach Santa Barbara, Californien: zum einen hatte Californien damals keine Baseball-Mannschaft in der Major League, zum anderen waren in Südkalifornien Strände wichtiger als Bücher.

1962 zog Katherine nach San Francisco Bay Area und studierte an der Stanford University, bis sie diese Mitte der 60er Jahre verließ, um sich diversen Revolutionen anzuschließen. Sie schlug sich einige Zeit mit schlecht bezahlten Jobs durch, während sie in ihrer Freizeit Unmengen von Büchern aus den Bereichen der klassischen Literatur, Archäologie, Mittelalter und Frühgeschichte las und sich ansonsten ihren Katzen und dem Baseball widmete. Schließlich traf sie 1973 Howard Kerr, einen alten Freund aus der Schulzeit, der ihre Interessen und Leidenschaften teilte, und heiratete ihn noch im selben Jahr.
1979 bekam sie von einem Freund ein für sie schicksalhaftes Geschenk: ihr erstes Fantasy-RPG. Sofort war sie so fasziniert, dass sie begann, Artikel für Spielezeitschriften zu schreiben. Später arbeitete sie für das DRAGON magazine, für TSR und Chaosium.

Cover des Deverry-Zyklus von Katherine KerrZu Washingtons Geburtstag im Jahr 1982 hatte Katherine eine Idee für eine Kurzgeschichte in einer Welt, die enge Bezüge zur alten walisisch-keltischen Kultur hat. Keltische Sprachen, Mythen und Legenden hatten sie schon als Kind fasziniert. So setzte sie sich hin und begann zu schreiben, doch die Geschichte wurde länger und länger. Sie erfand Hintergründe für die Nebencharaktere, entwickelte sie dann zu Hauptcharakteren, erfand wiederum neue Geschichten für diese; sie füllte die Welt mit Ländern und Städten, mit Jahreszahlen, Stammbäumen, einem eigenen Magiesystem und einer fernen Vergangenheit – nach über einem Jahr ununterbrochenen Schreibens hatte sie Unmengen an unstrukturiertem Material.
So dauerte es noch fast fünf weitere Jahre, bis sie das Material geordnet hatte und einen Verlag fand, der die Geschichte veröffentlichen wollte. 1986 endlich erschien Daggerspell, das erste Buch des Deverry-Zyklus, in welchem die Geschichte des Königreichs Deverry und seiner Bewohner über einen Zeitraum von 400 Jahren erzählt wird. Die Hauptlinie des Plots handelt von Ereignissen, die um das Jahr 1200 der örtlichen Zeitrechnung spielen. In Rückblicken werden die Geschichten der Charaktere und deren Reinkarnationen erzählt. So erschließen sich dem Leser erst über alle Bände der Reihe die Zusammenhänge und die Schicksale der Figuren in einer sehr detailreichen Welt. Erst 2009 erschien der abschließende 15. Band des Zyklus. Der lange Zeitraum der Veröffentlichungen war sicherlich ein Grund für die Entscheidung des deutschen Verlages, die Übersetzung der Bücher nach Band 11 einzustellen.

Nachdem sie schon lange nicht nur Fantasy- sondern auch ScienceFiction-Geschichten mochte, wandte sich Katherine Kerr 1990 auch schriftstellerisch diesem Genre zu. Polar City Blues spielt in der fernen Zukunft in Polar City, der Hauptstadt des Planeten Hagar. Erzählt wird eine klassische Kriminalgeschichte, die vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen einer kleinen, menschlich dominierten Republik und den von Außerirdischen dominierten Gesellschaften der “Interstellar Confederation” und “Coreward Alliance”. Dabei werden auch Themen wie künstliche Intelligenz, Vorurteile in der Gesellschaft und zwischenmenschliche Beziehungen verarbeitet. Das Buch erschien unter demselben Titel auf Deutsch bei Bastei-Lübbe.
Erst im Jahr 2000, also zehn Jahre später, erschien der Nachfolgeband Polar City Nightmare, den sie zusammen mit Kate Daniel schrieb. Dieser beleuchtet die Historie von Polar City näher und bietet Einblicke in die Gesellschaft der “Interstellar Confederation”.

1992 erschien Ressurection, die Geschichte von Tiffany Owen, einer Air-Force-Pilotin, die unter mysteriösen Umständen ums Leben kam, wiederbelebt wurde und nun auf der Suche nach ihren Erinnerungen ist. Das 1995 erschienene Freeze Frames wirkt eher wie eine Sammlung von Kurzgeschichten als ein Roman und erzählt die Lebensgeschichte von Maggie Cory und ihren Nachfahrinnen über fünf Generationen. Die Erzählung startet im San Francisco der 1960er Jahre und folgt dann einem alternativen Geschichtsverlauf, wobei sich die Protagonistinnen immer wieder mit dem Bösen in Gestalt des mysteriösen Nick Harrison auseinandersetzen müssen. Stilistisch rückte Katherine mit Freeze Frames wieder in Richtung Fantasy, behielt aber auch Science-Fiction-Elemente bei.
Cover diverser Einzelbände von Katherine Kerr Die Idee zum 1996 erschienenen Palace entstand in einer geselligen Runde, in der Katherines Mann sein Wissen über Marie Antoinette und ihr Leben in Versailles zum Besten gab. Katherine gefiel der Gedanke, eine Gruppe sehr reicher und mächtiger Protagonisten, die von einem absoluten Herrscher geführt werden, auf relativ engem Raum agieren zu lassen, und die Geschichte in ein klassisches Science-Fiction-Setting zu transportieren. So entwickelte sie noch am selben Abend gemeinsam mit Mark Kreighbaum die Grundzüge der Geschichte, in der der beste Assassine eines Planetensystems von einem unbekannten Auftraggeber beauftragt wird, zwei scheinbar unbedeutende Personen zu töten: den drogensüchtigen, verstoßenen Sohn des Chefs der Cyber-Gilde und ein Mädchen aus der “Pleasure Sect”.
Mit Snare wandte sich Katherine 2003 wieder der Fantasy zu. Zwar beinhaltet der Plot einige Science-Fiction-Elemente – so wurde in einer fernen Zukunft ein Planet durch eine menschliche Sternenflotte besiedelt – doch sind Setting und Atmosphäre klassische Fantasy, denn die Besiedelung liegt zum Zeitpunkt der Erzählung Jahrhunderte zurück, und die damaligen Kolonisten haben längst das Wissen um Raumfahrt und moderne Technik verloren. Auch die Motive sind klassische Fantasymotive: der Kampf gegen einen tyrannischen Herrscher, um dessen totgeglaubten Bruder auf den Thron zu setzen, eine Magiergilde, die den Kampf unterstützt und ein Assassine, der im Auftrag des Tyrannen handelt.

Cover der Nola O'Grady-Romane von Katherine Kerr Seit 2011 wandelt Katherine auf den Pfaden der Urban Fantasy. Mit License to Ensorcell beginnt eine ganze Reihe an Romanen um Nola O’Grady, einer parapsychologischen Agentin, die für eine streng geheime Argentur arbeitet. Die Aufgabe dieser Agentur ist es, die Balance zwischen Chaos und Ordnung zu halten. Wiederum im alternativen San Francisco angesiedelt, gibt es in Nolas Welt nicht nur Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, Werwölfe und reale Magie, sondern auch Tore in andere alternative Welten. Ein solches Tor befindet sich im Keller des Hauses, welches Nola mit ihrer außergewöhnlichen Familie bewohnt. Durch die Beziehung zum Nola zur die Seite gestellten israelischen Interpol-Agenten Ari Nathan kommt ein für Urban-Fantasy inzwischen typisches romantisches Element in die Geschichte. Ebenfalls 2011 kam gleich der zweite Teil der Reihe Water to Burn in die Buchläden, und für 2012 ist der dritte Teil Apocalypse to Go angekündigt.

Quellen und Links
Deverry-Homepage
Katherine Kerrs Blog
Katherine Kerr im Livejournal

Bibliographie

  • Deverry-Zyklus
    • 1986 Daggerspell (ISBN 0-385-23108-3) – Der Wanderer von Deverry
    • 1987 Darkspell (ISBN 0-345-34431-6) – Die Ausgestoßenen von Deverry
    • 1989 Dawnspell/The Bristling Wood (ISBN 0-385-24275-1) – Dämmerung über Deverry
    • 1990 Dragonspell/The Dragon Revenant (ISBN 0-385-26140-3) – Der Magier von Deverry
    • 1991 A Time of Exile (ISBN 0-246-13730-4) – Zeit der Verbannung
    • 1992 A Time of Omens (ISBN 0-553-08913-7 ) – Zeit der Omen
    • 1993 A Time of War/Days of Blood and Fire (ISBN 0-553-37204-1 ) – Zeit des Dunkels
    • 1994 A Time of Justice/Days of Air and Darkness (ISBN 0-553-37289-0) – Zeit des Feuers
    • 1997 The Red Wyvern (ISBN 0-553-57264-4) – Der rote Drache
    • 1999 The Black Raven (ISBN 0-553-37950-X) – Der schwarze Rabe
    • 2001 The Fire Dragon (ISBN 0-553-58247-X ) – Die Feuerechse
    • 2006 The Gold Falcon (ISBN 0-756-40386-3)
    • 2007 The Spirit Stone (ISBN 0756404339)
    • 2008 The Shadow Isle (ISBN 0756404762)
    • 2009 The Silver Mage (ISBN 9780756405878)
  • Polar City
    • 1990 Polar City Blues (ISBN 978-0-00-737601-8)
    • 2001 Polar City Nightmares (ISBN 1-857-98783-7) gemeinsam mit Kate Daniel
  • The Pinch
    • 1996 Palace (ISBN 0-553-57373-X) gemeinsam mit Mark Kreighbaum
  • Nola O’Grady
    • 2011 License to Ensorcell (ISBN 9780756406561)
    • 2011 Water to Burn (ISBN 9780756406912)
    • 2012 Apocalypse to Go (ISBN 9780756407094)
    • 2012 Love on the Run (ISBN 9780756407629)
  • Sorcerer’s Luck
    • 2013 Sorcerer’s Luck (ISBN 9780979057397)
    • 2014 Sorcerer’s Feud (ISBN 9781940121024)
  • Einzelromane
    • 1992 Ressurection (ISBN 0-553-29834-8)
    • 1995 Freezeframes (ISBN 0-312-89044-3)
    • 2003 Snare (ISBN 0-002-24617-1)
  • Anthologien
    • 1994 Weird Tales from Shakespeare (ISBN 0-886-77605-8) Herausgeberin gemeinsam mit Martin H. Greenberg
    • 1995 Enchanted Forests (ISBN 0-886-77672-4) Herausgeberin gemeinsam mit Martin H. Greenberg
    • 1996 The Shimmering Door (ISBN 0-312-89044-3) Herausgeberin gemeinsam mit Martin H. Greenberg
    • 1997 Sorceries (ISBN 978-0006482260) Herausgeberin
    Greg Keyes 2010 in Frankreich
    Foto von Ji-Elle (www.wikipedia.org)

    Greg Keyes (eigentlich John Gregory Keyes) wurde am 11. April 1963 in Meridian, Mississippi geboren. Als er vier Jahre alt war, zog seine Familie in ein Navajo-Reservat in Arizona, wo er schnell die Sprache der Navajo erlernte. Diese Zeit prägte ihn genauso wie die lange Tradition seiner von den Choktaw abstammenden Familie, abends Geschichten zu erzählen. So entwickelte er bald eine tiefe Liebe zu Sprache, Mythen, Legenden und der Kunst des Erzählens.
    Er studierte Anthropologie an der Mississippi State University in Starkville, Mississippi. Später ging er mit seiner Frau nach Athen, Georgia, wo er sein Geld mit dem Bügeln von Zeitungen und als Nachtwächter verdiente. Die Jobs ließen ihm viel Zeit, erste Geschichten zu entwickeln, die er in seiner Freizeit niederschrieb. Zunächst erfolglos versuchte er einen Verlag für ihre Veröffentlichung zu finden.
    Nach einem Masterstudium an der Universität von Georgia unterrichtete er Anthropologie und gab einen Kurs, in dem die landwirtschaftlichen Techniken der südöstlichen Indianerkulturen rekonstruiert wurden.

    Nebenbei entwickelte er aus einer Idee, die ihm im Rahmen seines Studiums während einer Diskussion über den Hochwasserschutz in den antiken Kulturen Ägyptens und Mesopotamiens gekommen war, die Welt der zweibändigen Reihe Chosen of the Changeling und schrieb The Waterborn and The Blackgod. VorbildCover der Bücher "The Waterborn" und "The Blackgod" von Greg Keyes für die Völker dieser Welt waren, neben den alten Hochkulturen, vor allem die vielfältigen indigenen Einwohner Amerikas – ein Lieblingsthema, dem sich Keyes aufgrund seiner Biographie und seines Studiums in etlichen Werken mit Kenntnis und Leidenschaft widmete.
    Mit The Waterborn konnte er 1996 sein Debut feiern; die Fortsetzung des Kampfes gegen den alles verschlingenden Flussgott, in dessen Strudel etliche Völker und Gottheiten gerissen werden, erschien mit The Blackgod 1997. Da damals die Meinung vorherrschte, dass längere Autorennamen besser zu Fantasybüchern passen, wurde die Reihe wurde unter dem Namen J. Gregory Keyes veröffentlicht, obwohl Keyes schon seit seiner Kinheit bei seinem zweiten Vornamen “Greg” gerufen wurde.
    Chosen of the Changeling ist Keyes’ vielleicht originellstes Werk, in dem sich heroische Abenteuer voller beseelter Schwerter, beschwerlicher Reisen und verlustreicher Kämpfe in einer Welt ereignen, in der die spirituelle Ebene die Wirklichkeit vollständig durchdringt und die Helden niemals sicher sein können, auf wessen Seite die launischen Gottheiten stehen. Keyes verbindet in  The Waterborn und The Blackgod eine Sword-and-Sorcery-Heldenreise mit der ungewöhnlichen und fein beobachteten Coming-of-Age-Geschichte seiner Protagonisten. Der eigentliche Star der Reihe ist definitiv die farbenprächtige Welt, der Keyes sich hier nicht zum letzten Mal widmete.

    Zunächst inspirierte ihn allerdings eine Europareise zu The Age of Unreason, einer Tetralogie, der ein alternativer Geschichtsverlauf mit Steampunk-Elementen zugrundeliegt. In einem Museum in Florenz begeisterten ihn technische Apparaturen aus dem 18./19. Jahrhundert, und Prag nahm ihn mit seinen geheimnisvollen Plätzen und Gässchen gefangen. Diese Eindrücke verband er mit einem Gedanken, der ihm während seiner Arbeit mit den Choctaw-Indianern gekommen war: Er stellte sich vor, wie die heutigen Verhältnisse wären, wenn die Entwicklung der Kulturen in Nordamerika gleichberechtigter und ausgeglichener vorangegangen wäre. Dafür musste er in seiner Geschichte aber den Einfluss Englands auf den amerikanischen Kontinent stark beschneiden.
    Seine im 17./18. Jahrhundert angesiedelte Erzählung spinnt er um bekannte Figuren aus der realen Geschichte, wie Benjamin Franklin, Peter den Großen oder Isaak Newton, und verbindet geschickt fantastische Elemente mit bekannten Schauplätzen und Ereignissen. In seiner Version entdeckt im Jahre 1681 Sir Isaac Newton bei einem alchemstischen Experiment das Quecksilber der Weisen. Diese Substanz eröffnet der Wissenschaft völlig neue Möglichkeiten, und so nehmen die englisch-französischen Kämpfe um die Vormachtstellung auf dem amerikanischen Kontinent einen völlig anderen Verlauf, als der Leser ihn kennt.
    Der erste Band Newton’s Cannon gewann “Le Grand Prix de l’Imaginaire Award”, welcher in Frankreich den gleichen Stellenwert besitzt wie der Nebula Award in den USA. In einem Interview äußerte Keyes die Vermutung, dass die Erwähnung Louis XIV. in der Geschichte zum Gewinn beitrug:
    I was really honored to win the award. I’d been sort of snubbed by the French for my first couple of books; they didn’t even publish them. Then I went and wrote a book that had Louis XIV and boom, published. It was great.

    Gleichzeitig mit The Age of Unreason schrieb Keyes auch The Psi Corps Trilogy im Babylon 5-Universum und erweiterte so sein Betätigungsfeld in Richtung Science Fiction. Auch für Star Wars schrieb er einige Romane. Für diese Bücher wurde nun als Autorenname Greg Keyes gewählt, weil diese kürzere Version seinen Verlegern für SF-Romane passender schien, und dabei blieb es dann bei der Veröffentlichung weiterer Bücher.
    In Deutschland erschien The Age of Unreason erst viel später als im Original (unter dem Titel Der Bund der Alchemisten) und trug darum schon den Autorennamen “Greg Keyes” auf dem Cover.

    Einen völlig anderen Ton schlug Greg Keyes in seiner zwischen 2003 und 2008 erschienenen Reihe The Kingdom of Thorn and Bone an, weswegen einige seiner Fans am Anfang des ersten Bandes, The Briar King, das Gefühl hatten, einen völlig anderen Autor zu lesen.
    Bei dieser Reihe handelt es sich erneut um eine Tetralogie, die diesmal allerdings im Bereich der epischen Fantasy angesiedelt ist und auch deren gängigen Erzählmustern folgt. Keyes schrieb damit eine eher klassische Fantasygeschichte, in der sich höfische Intrigen, ambivalente Figuren und eine uralte finstere Bedrohung vermischen. Die Figuren und die mit Cliffhangern gespickte Handlung folgen eher traditionellen Strukturen, sodass der Leser zwar eine solide und spannende Geschichte vor sich hat, doch der Zauber von Keyes früheren Werken, das Gefühl, etwas Besonderes zu lesen, fehlt diesen Romanen.

    Ein Leser, der zufällig auch Herausgeber des Dragon Magazine war und bei einer Lesung erfahren wollte, was bei einer mit “giants” gekennzeichneten Stelle der Karte in The Waterborn zu finden sei, sorgte für Keyes’ Rückkehr in diese Welt und die Geburt des Helden Fool Wolf, eines verhinderten Schamanen der Mang (Keyes’ Version der halbnomadischen Plains-Indianer), der sich seither in etlichen Kurzgeschichten abmühen durfte, seine bösartige Totemgöttin loszuwerden. Die Abenteuer dieses astreinen Sword-and-Sorcery-Helden wurden 2008 gesammelt als The Hounds of Ash and Other Tales of Fool Wolf veröffentlicht.

    Auf neue längere Geschichten von Greg Keyes wartet man derzeit vergeblich – seine letzten Veröffentlichungen fanden im Bereich der Game-Tie-ins statt, wo er  seit 2009 Romane zur Spielreihe The Elder Scrolls verfasst. The Infernal City, der erste Roman, der vier Jahrzehnte nach dem Spiel Oblivion angesiedelt ist, wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Spiele-Entwickler Bethesda verfasst und dürfte in erster Linie für Fans der TES-Reihe interessant sein. Eine Fortsetzung ist für dieses Jahr angekündigt.
    Da Keyes aber zumindest mit Geschichten um Fool Wolf auch immer wieder in die Changeling-Welt zurückkehrt (etwa 2010 mit The Undefiled in der Anthologie Swords & Dark Magic) möchte man hoffen, dass daraus irgendwann auch wieder ein längerer Aufenthalt wird oder Greg Keyes ein neues, eigenes Szenario für weitere Romane entwirft.

    Bibliographie

  • Chosen of the Changeling
    • 1996 The Waterborn (ISBN 0-345-40393-2) – Aus Wasser geboren
    • 1997 The Blackgod (ISBN 0-345-40394-0)
  • The Age of Unreason – Der Bund der Alchemisten
    • 1998 Newton’s Cannon (ISBN 1-56865-829-X) – Newtons Kanone
    • 1999 A Calculus of Angels (ISBN 0-7394-0260-9) – Die Luftschiffe des Zaren
    • 2000 Empire of Unreason (ISBN 0-345-40609-5) – Das verborgene Reich
    • 2001 The Shadows of God (ISBN 0-345-43904-X) – Die Schatten Gottes
  • Babylon 5: The Psi Corps Trilogy
    • 1998 Dark Genesis: The Birth of the Psi Corps (ISBN 0-345-42715-7)
    • 1999 Deadly Relations: Bester Ascendant (ISBN 0-345-42716-5)
    • 1999 Final Reckoning: The Fate of Bester (ISBN 0-345-42717-3)
  • Star Wars: The New Jedi Order
    • 2001 Edge of Victory I: Conquest (ISBN 0-345-42864-1) – Anakin und die Yuuzhan Vong
    • 2001 Edge of Victory II: Rebirth (ISBN 0-345-44610-0) – Die Verheißung
    • 2003 The Final Prophecy (ISBN 0-345-42875-7) – Die letzte Prophezeiung
  • The Kingdoms of Thorn and Bone – Die verlorenen Reiche
    • 2003 The Briar King (ISBN 0-345-44066-8) – Der Dornenkönig
    • 2004 The Charnel Prince (ISBN 0-345-44067-6) – Die Rückkehr der Königin
    • 2006 The Blood Knight (ISBN 0-345-44068-4) – Der Blutritter
    • 2008 The Born Queen (ISBN 0-345-44069-2) – Die geborene Königin
  • Storysammlungen
    • 2008 The Hounds of Ash: and Other Tales of Fool Wolf (ISBN 1-894-06309-0)
  • The Elder Scrolls – based on The Elder Scrolls video game series
    • 2009 The Infernal City (ISBN 0345508017) – Die Höllenstadt
    • 2011 Lord of Souls (ISBN 0345508025) – Der Seelenlord
  • Einzelromane
    • 2014 Interstellar: The Official Movie Novelization (ISBN 9781783293698)
    • 2015 Footsteps in the Sky (ISBN 9781497699915)
    Paul Kidby
    Quelle: www.paulkidby.net

    1964 wurde Paul Kidby in Northolt geboren. Er wuchs in Middlesex als jüngstes von drei Kindern auf und verbrachte den Großteil seiner Kindheit mit Zeichnen oder dem Modellieren von Knetmasse. Seine Inspiration zieht er aus Büchern wie Der Herr der Ringe oder aus Filmen wie Sindbads siebte Reise, Jason und die Argonauten oder Die Reise zum Mittelpunkt der Erde.
    Nach seinem Schulabschluss begann er eine Ausbildung zum Zahntechniker und erlernte die Herstellung von Zahnprothesen. Noch heute ist ihm diese Erfahrung von Vorteil bei der Ausarbeitung dreidimensionaler Skulpturen. Da ihm die Zahntechnik jedoch nicht reichte, ging er abends bei einer Nachbarin in die Lehre. Sie arbeitete als Illustratorin für medizinische Bücher und brachte ihm das Zeichnen von Grund auf bei.
    Er verbrachte außerdem eine Weile in einem Betrieb, der Rollläden herstellte, wo er mit dem Medium Airbrush in Kontakt trat. Auch diese Technik wendete er später in seinen Bildern an.

    1986 wagte es Paul Kidby dann sich als Freiberufler zu versuchen. Er bekam auch zügig zahlreiche Aufträge und illustrierte verschiedene Produkte. Von Computerspielen über Filmdesigns, Grußkarten bis hin zu Coverbildern für “Future Publishing”. Für letzteres erstellte er mehr als 200 Magazin-Cover. Das alles war für ihn jedoch kaum mehr als Routinearbeit, und so verlor er auch hieran bald die Freude. Er spielte ernsthaft mit dem Gedanken, Lehrer zu werden, als er von etwas Neuem überrascht wurde: der Scheibenwelt.

    Zum Geburtstag schenkte ihm seine Schwester eine Ausgabe von Die Farben der Magie, und sofort nahmen die Figuren der Scheibenwelt in seiner Vorstellung Gestalt an.
    Begeistert von dem, was ihm hier an Inspiration geboten wurde, las er in rascher Folge weitere Scheibenwelt-Bücher, was dazu führte, dass sein Skizzenblock gefährlich anschwoll und seine Stifte dahin schwanden.

    Ohne zu wissen, welchen Erfolgsstatus Terry Pratchett inzwischen besaß, wandte sich Paul Kidby 1995 an den Autor der Bücher und zeigte ihm seine Entwürfe. EsThe Art of Discworld von Paul Kidby führte zu Gesprächen mit Pratchetts Agent Colin Mythe, der daraufhin einige Ideen mit Kidby diskutierte. Die Zusammenarbeit zwischen den drei Beteiligten gestaltet sich seither unkompliziert, was Paul einen dankbaren Nährboden für sein kreatives Schaffen liefert.
    Seine erste offizielle Arbeit zur Scheibenwelt war jedoch zunächst wenig spektakulär. Es war ein Werbeprojekt für das erste Scheibenwelt-Computerspiel. Hierzu entstand eine große querformatige Bleistiftzeichnung des Bibliothekars, welche auch als Kunstdruck angeboten wurde. Der Kunstdruck wiederum verkaufte sich so gut, dass weitere Zeichnungen von Greebo, Tod und Rincewind folgten.

    Nach dem Tod des vorherigen Illustrators – Josh Kirby – ersetzte Paul Kidby schließlich dessen Platz und wurde der Illustrator der Scheibenwelt. Er erhielt 2001 sein bis dahin größtes Scheibenwelt-Projekt: die Illustration von The Last Hero. Mit einer besonders phantasievollen Neigung zum Detail verlieh er diesem Buch ein außergewöhnlich stimmungsvolles Innenleben. Es folgten die Hogswatch-Karten und The Pratchett Portfolio – ein Werbeposter zur Erscheinung von Mummenschanz.
    Seither sind unzählige Werke zur Scheibenwelt entstanden und es werden beinahe täglich mehr.

    Le Royaume Enchanté von Paul KidbyDoch auch abseits der Scheibenwelt ist Paul Kidby aktiv und so brachte er kürzlich das illustrierte Buch Le Royaume Enchanté bei einem französischen Verlag heraus. Wenn es die Zeit hergibt, arbeitet er außerdem gerne an neuen Skulpturen, bei denen ihm auch heute noch seine Werkzeuge für Zahntechniker treue Dienste erweisen.

    Paul Kidbys Zeichenstil ist sehr detailreich und präzise. Wer seine Arbeiten kennt, wird schnell bemerken, dass er das ganz und gar unrealistische Fantasy-Thema auf eine berauschende Art naturalistisch umsetzt. Seine Farben sind nie einfach nur bunt und kräftig, sie sind vor allem einheitlich und spielen miteinander auf natürliche Weise. Man kann sich stundenlang in den vielen unzähligen Details eines Bildes verlieren und entdeckt immer wieder neue kleine Dinge, die einen zum Schmunzeln bringen oder einfach nur vermitteln, wie lebendig das Bild ist.
    Nicht ohne Grund sind seine Vorbilder die alten und großen Künstler, so z.b. Albrecht Dürer, Velazquez und Vermeer. Seine Parodien auf klassische Werke wie die Mona Lisa von Leonardo da Vinci oder Rembrandts Nachtwache sind sowohl zeichnerisch ein Genuss und von Humor getränkt, als auch seine Art, die alten Meister zu ehren.

    Wer facebook-Nutzer ist, hat die Gelegenheit, Paul ein wenig über die Schulter zu schauen. Auf seinem dortigen Profil stellt er regelmäßig Zwischenschritte seiner aktuellen Arbeiten ein und hält seine stetig wachsende Anzahl von Fans mit kurzen Berichten auf dem Laufenden. Wem sich die Chance bietet, kann ihn zudem auf einer seiner Ausstellungen kennen lernen, die er regelmäßig ausrichtet.

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    Bibliographie:

    • 1995: The Pratchett Portfolio
    • 1998: The Tourist Guide to Lancre
    • 1998: Gurps Discworld Roleplaying Game
    • 1998: The Discworld Unseen University Diary
    • 1999: Death’s Domain Map
    • 1999: The Discworld Ankh Morpork City Watch Diary
    • 2000: Nanny Ogg’s Cookbook
    • 2000: The Discworld Assassins Guild Diary
    • 2001: The Last Hero
    • 2001: The Discworld Fools’ Guild Diary
    • 2002: The Discworld Thieves Guild Diary
    • 2003: The Discworld (Reformed) Vampyres Diary
    • 2004: The Art of Discworld
    • 2004: The Discworld Almanac
    • 2007: The Discworld Post Office Diary
    • 2008: Lu-Tze’s Yearbook of Enlightenment
    • 2008: L’Univers des Dragons (contributer)
    • 2009: Le Royaume Enchanté


    Buchcover-Illustration:

    • The Science of Discworld
    • The Science of Discworld II
    • The New Discworld Companion
    • Night Watch
    • The Wee Free Men (with chapter headings)
    • Monstrous Regiment
    • Science of Discworld III
    • A Hat Full of Sky (with chapter headings)
    • Going Postal
    • Thud!
    • Wintersmith (with chapter headings)
    • Making Money
    • The Folklore of Discworld (with chapter headings)
    • Unseeen Academicals
    • I Shall Wear Midnight (with chapter headings)
    • Otto by Charlotte Haptie
    • Otto and the Flying Carpet by Charlotte Haptie
    • The Portable Door by Tom Holt


    Bronzeskulpturen:

    • Nemesis (edition of 12)
    • Atlantia (edition of 12)

    Links:
    Paul Kidby Official Page (Facebook)
    www.paulkidby.net

    Stephen King
    Foto: Shane Leonard

    Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine geboren. Der US-amerikanische Autor beherrscht mit seinen Büchern inzwischen das Genre der Horrorliteratur. Bis hierhin war es jedoch ein weiter Weg, der in Armut begann.
    Als Stephen zwei Jahre alt war, ließ der Vater Ehefrau Nellie Ruth und die beiden Söhne Donald und Stephen auf sich allein gestellt zurück. Mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs versuchte Mutter Nellie die Familie über Wasser zu halten, die Umstände verlangten häufige Umzüge, zunächst nach Fort Wayne in Indiana, dann nach Stratford, Connecticut, einige Jahre später dann nach Durham, wo sich die Familie für längere Zeit niederlassen konnte.

    Schon früh interessierte sich der junge Stephen für Bücher und Filme rund um Horror, Fantasy und Science-Fiction. Im Alter von 13 Jahren fand er auf dem Dachboden des Hauses einen Karton mit Hinterlassenschaften seines Vaters. Darin waren Science-Fiction- und Horrorbücher aufbewahrt worden, ebenso Erzählungen, die Stephens Vater selbst verfasst hatte. Die Erkenntnis, dass sein Vater ein Hobbyschriftsteller war, wirkte auf den introvertierten, schüchternen Jungen wie eine Offenbarung.
    Als er 1962 an die High School kam, veröffentlichte er seine erste eigene Novellensammlung mit dem Titel People, Places and Things. Bis zu seinem Schulabschluss 1969 schrieb und veröffentlichte er mehrere Texte, auch sein erster Roman Rage (Amok) – den er inzwischen nicht mehr verlegen lässt – entstand in dieser Zeit (wurde aber erst 1977 erstmals veröffentlicht). Da Stephen in diesen Jahren jedoch ca. 60 Absagen für seine Manuskripte einstecken musste, begann er schließlich an seinem schriftstellerischen Talent zu zweifeln.

    Seiner Armut bisher nicht entkommen, arbeitete er als Teilzeitjobber in einer Bibliothek, wo er 1970 Tabitha begegnete. Tabitha, die es wenig störte, dass er sich nicht mehr als ein Wohnmobil als Unterkunft leisten konnte und zusätzlich in einer Wäscherei arbeitete, wurde ein Jahr später Stephens Ehefrau. In der Zwischenzeit legte er eine Literaturprüfung ab, die er bestand, und erhielt außerdem Prädikate in Sprecherziehung, Theater und eine Zulassung als Lehrer.
    An der Hampden Academy fand er schließlich eine Anstellung als Englischlehrer, lebte aber weiterhin in einem Wohnmobil. Sein ärmliches Leben führte schließlich dazu, dass Stephen dem Alkohol verfiel. Als er mit seinem im Entstehen begriffenen Roman Carrie (Carrie) nicht weiter kam, verließ ihn endgültig die Hoffnung und er warf das noch unfertige Manuskript in den Papierkorb. Tabitha, die von dem Talent ihres Gatten überzeugt war, rettete das Manuskript jedoch und konnte ihn überzeugen, weiterzuschreiben. Wie sich herausstellen sollte, war dies der Beginn eines neuen Lebens für Stephen und die inzwischen vierköpfige Familie, denn 1973 akzeptierte der Doubleday-Verlag Carrie.
    Carrie von Stephen KingDer Roman erzählt von der 16-jährigen Carietta White, die unter dem religiösen Wahn ihrer Mutter und dem Spott ihrer Mitschüler leidet. Je größer der Druck auf Carrie wird, desto häufiger mehren sich seltsame Ereignisse im Umfeld des Mädchens. Carrie erkennt schließlich, dass sie eine telekinetische Gabe besitzt und sich mit ihrer Hilfe aus den Klauen ihrer Mutter und der ständigen Hänselei durch ihre Mitschüler befreien kann. Während Carrie glaubt, endlich den Weg in ein zufriedenes Leben gefunden zu haben, planen ihre Mitschüler jedoch einen fiesen Streich, der in einer Katastrophe biblischen Ausmaßes endet.
    Die Taschenbuchrechte von Carrie verkauften sich für die Rekordsummer von 400.000 Dollar und Stephen King war plötzlich reich und berühmt. Am Ziel seiner Träume angelangt, gab der frisch gekürte Erfolgsautor seinen Lehrerberuf auf, um sich ausschließlich dem Schreiben widmen zu können.
    Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Carrie kam die Verfilmung des Romans in die Kinos, welche zu einem Klassiker des Horrorfilms wurde und Stephen King weltweite Bekanntheit verschaffte. Die Erfolgswelle stieg weiter an, als ein Jahr später (1977) der zweite Roman The Shining (Shining) veröffentlicht wurde und die Bestsellerlisten erklomm. Auch dieser Roman wurde im Laufe der Jahre mehrfach verfilmt, am bekanntesten dürfte Stanley Kubricks Kult-Version sein, mit Jack Nicholson in der Hauptrolle.

    Der plötzliche und anhaltende Erfolg verunsicherte den Autor aber auch und warf in ihm die Frage auf, ob die enthusiastische Rezeption von The Shining und anderen Texten seinem Schreibtalent zu verdanken war oder im Verkaufserfolg von Carrie begründet lag. Zusätzlich störte den Autor die herrschende Verlagspolitik, nicht mehr als ein Buch pro Jahr veröffentlichen zu dürfen. Man befürchtete, der Markt wäre schnell übersättigt, wenn Autoren in zu kurzer Abfolge ihre Werke veröffentlichten. Mit diesen zwei Gedanken im Hinterkopf begann Stephen King ab 1977 Romane unter dem Pseudonym Richard Bachmann zu veröffentlichen, darunter als ersten Titel seinen vor Jahren verfassten Roman Rage. Das Pseudonym wurde jedoch sieben Jahre und fünf Romane “Bachmanns” später aufgedeckt und die Verkaufszahlen der bis dahin erschienen Romane explodierten um das Zehnfache. Auch wenn Stephen Kings Frage nach seinem tatsächlichen Schreibtalent somit damals nicht ganz geklärt werden konnte, spricht sein bis heute anhaltender und immenser Erfolg wohl für sich.

    Die folgenden Jahre waren von einem Erfolg nach dem anderen geprägt. Kings bisherige Bücher und Erzählungen wurden in großer Anzahl verfilmt, er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch den World Fantasy Award und den British Fantasy Award, und ihm wurde im Alter von erst 34 Jahren ein akademischer Ehrentitel verliehen, der ihn zu diesem Zeitpunkt zum jüngsten Empfänger dieser Ehrung machte. In Kooperation mit Peter Straub schrieb er in den 80ern an The Talisman (Der Talisman), während es weiter Auszeichnungen und Preise regnete. Er wurde sogar zum Träger eines Werbespots.

    The Dark Tower: The Gunslinger von Stephen King1982 erschien mit The Gunslinger (Schwarz) der erste Band der bisher achtteiligen Fantasy-Saga The Dark Tower (Der dunkle Turm). Die düstere Erzählung um Revolvermann Roland Deschain begann bereits 1978 als Fortsetzungsroman, dessen Kapitel dann 1982 in The Gunslinger als vollständiger Roman herausgegeben wurden. Die Erzählung beschränkt sich dabei nicht nur auf diese Romanreihe. Nebenhandlungen oder Kurzgeschichten tauchen auch immer wieder in anderen Werken Kings auf. Jüngst erschienen ist The Wind Through the Keyhole (Wind).

    Nach einer kurzen Schreibblockade – und dem neu gefundenen Hobby als Gitarrist einer Rock-Band, die ausschließlich aus Schriftstellern besteht, – erschien mit The Green Mile 1996 ein Fortsetzungsroman, der drei Jahre später ebenfalls erfolgreich verfilmt wurde.
    The Green Mile von Stephen KingHierin erzählt Gefängniswächter Paul Edgecombe, der 1932 im Todestrakt des Cold-Mountain-Staatsgefägnisses Leiter des Green-Mile-Trakts war, rückblickend seine Erlebnisse, nachdem der Farbige John Coffey eingeliefert worden war. Dieser groß gewachsene und bedrohlich aussehende Mann, den man der Vergewaltigung und des Mordes an zwei neunjährigen Mädchen für schuldig befunden hat, hat jedoch einen beinahe kindlichen Verstand. Während Coffeys Aufenthalt im Todestrakt erkennt Edgecombe, dass der Insasse die Gabe besitzt, Tote wieder zum Leben zu erwecken, und ihm kommen Zweifel daran, dass Coffey tatsächlich der Mörder der beiden Mädchen ist.

    The Green Mile ist nicht der einzige episodische Roman Stephen Kings – seine Geschichten nehmen sogar häufig in der kürzeren Form ihren Anfang, und seine Kurzgeschichten, die auch in mehreren Sammelbänden wie etwa Night Shift oder Different Seasons erschienen sind, nehmen einen großen Teil seines Schaffens ein. Im Rahmen kürzerer Geschichten kann King sein Talent besonders zur Geltung bringen, das Grauen in einen meist sehr dicht und durchaus mit nostalgischem Blick (vor allem auf Kindheit und frühe Jugend) beschriebenen Alltag einbrechen zu lassen, und vor den eigentlichen Schockern eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen.

    2003 wurde Stephen King mit dem National Book Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er hat bis dato mehr als 60 Romane veröffentlicht und es dürften noch etliche weitere in den kommenden Jahren folgen. Seine bereits jetzt stark vorhandene Präsenz im Film- und Buchwesen macht es praktisch unmöglich, dass man nicht früher oder später über mindestens eines seiner Werke stolpert. Mit ein Grund dafür dürfte auch sein, dass Stephen King zwar vor allem als Autor von Horror- und Phantastikbüchern bekannt ist, dabei aber oft mit nur wenigen phantastischen Elementen auskommt und so vielen Lesern den Zugang zu seinen Romanen erleichtert. So funktionieren seine Romane häufig auf psychologischer Ebene und mit Was-wäre-wenn…?-Szenarien in einer weitestgehend realen Umgebung. Als Autor ist er so nur schwer einer einzigen Zielgruppe zuzuordnen.

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    Bibliographie:

    • Der dunkle Turm:
      1982: Schwarz/ The Gunslinger
      1987: Drei/ The Drawing of the Three
      1991: Tot/ The Waste Lands
      1997: Glas/ Wizard and Glass
      2003: Wolfsmond/ Wolves of the Calla
      2004: Susannah/ Song of Susannah
      2004: Der Turm/ The Dark Tower
      2012: Wind/ The Wind Trough the Keyhole

     

    • The Green Mile (Fortsetzungsroman)
    • 1996: The Two Dead Girls
    • 1996: The Mouse on the Mile
    • 1996: Coffey’s Hands
    • 1996: The Bad Death of Eduard Delacroix
    • 1996: Night Journey
    • 1996: Coffey on the Mile

     

    • Skeleton Crew:
      1985: Im Morgengrauen/ Skeleton Crew, Part 1
      1985: Der Gesang der Toten/ Skeleton Crew, Part 2
      1985: Der Fornit/ Skeleton Crew, Part 3
      1992: Blut/ Skeleton Crew (Sammelband)

      • Einzelromane:
        1964: The Star Invaders
        1974: Carrie/ Carrie
        1975: Brennen muss Salem/ Salem’s Lot
        1977: Shining/ The Shining
        1978: Das letzte Gefecht/ The Stand
        1979: Das Attentat/ The Dead Zone
        1980: Feuerkind/ Firestarter
        1981: Cujo/ Cujo
        1983: Christine/ Christine
        1983: Friedhof der Kuscheltiere/ Pet Sematary
        1984: Der Talisman/ The Talisman
        1984: Cycle of the Werewolf/ Das Jahr des Werwolfs
        1984: Sylver Bullet/ Der Werwolf von Tarker Mills
        1986: Der Nebel/ The Mist
        1986: ES/ It
        1987: Die Augen des Drachen/ The Eyes of the Dragon
        1987: Sie/ Misery
        1987: Das Monstrum/ Tommyknockers
        1988: Nachtgesichter/ Nightmares in the Sky
        1988: Letters from Hell
        1988: The Whitney Nuseum
        1989: Stark/ Stark – The Dark Half
        1989: Dolan’s Cadillac
        1990: Das letzte Gefecht/ The Stand
        1990: Nachts, Langoliers/ Four Past Midnight
        1991: In einer kleinen Stadt/ Needful Things
        1992: Dolores/ Dolores Claiborne
        1992: Das Spiel/ Gerald’s Game
        1994: Schlaflos/ Insomnia
        1995: Das Bild/ Rose Madder
        1996: Desperation/ Desperation
        1996: The Green Mile/ The Green Mile (Gesamtwerk)
        1998: Sara/ Bag of Bones
        1999: Das Mädchen/ The Girl Who Loved Tom Gordon
        1999: Atlantis/ Hearts in Atlantis
        1999: Der Sturm des Jahrhunderts/ Storm of the Century
        2001: Duddits/ Dreamcatcher
        2001: Das schwarze Haus/ Black House
        2002: Der Buick/ From a Buick 8
        2004: Faithful
        2005: Colorado Kid/ The Colorado Kid
        2006: Puls/ Cell
        2006: Love/ Lisey’s Story
        2007: Blaze
        2008: Wahn/ Duma Key
        2009: Die Arena/ Under the Dome
        2010: Zwischen Nacht und Dunkel/ Full Dark, No Stars
        2011: Der Anschlag/ 11/22/63
        2011: Raststätte Mile 81/ Mile 81 (nur E-Book)
        2013: Joyland/ Joyland
        2013: Doctor Sleep/ Doctor Sleep
        2014: Mr. Mercedes/ Mr Mercedes
        2014: Revival/ Revival

       

      • Kurzgeschichten:
        1978: Nachtschicht/ Night Shift (Sammlung)
      • 1960: People, Places and Things
      • 1982: Frühling, Sommer, Herbst und Tod/ Different Seasons
      • 1985: Im Morgengrauen, Der Gesang der Toten, Der Fornit, Blut/ Skeleton Crew
      • 1993: Alpträume, Abgrund/ Nightmares and Dreamscapes
      • 1997: Six Stories
      • 2000: Achterbahn/ Riding the Bullet
      • 2002: Im Kabinett des Todes/ Everything’s Eventual
      • 2008: Sunset/ Just After Sunset

       

      • Comics:
        1982: Creepshow/ Creepshow
        2010: American Vampire

       

      • Sachbücher:
        1980: Danse Macabre/ Danse Macabre
      • 2000: Das Leben und das Schreiben/ On Writing: A Memoir of the Craft

       

      • Als Richard Bachmann:
        1977: Rage/ Amok
      • 1979: The Long Walk/ Todesmarsch
      • 1981: Roadwork/ Sprengstoff
      • 1982: The Running Man/ Menschenjagd
      • 1984: Thinner/ Der Fluch
      • 1996: The Regulators/ Regulator
      • 2007: Blaze/ Qual

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    Richard Kirk, bekannt als Autor der Buchreihe Raven, die Schwertkämpferin, ist das gemeinsame Pseudonym der beiden Autoren Robert Holdstock und Angus Wells.
    Unter dem Pseudonym Richard Kirk schrieben sie gemeinsam den Auftaktroman Raven – Swordmisstress of Chaos (Raven, die Schwertmeisterin). In den vier Folgebänden wechselten sie sich bei der Fortsetzung der Buchreihe ab.

    Weitere Informationen finden sich auch im Portrait von Robert Holdstock.

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    Bibliographie:

    Raven Series – Raven die Schwert-Kämpferin

    • 1978: Swordmisstress of Chaos (Holdstock & Wells) – Raven, die Schwertmeisterin
      1978: A Time of Ghosts (Holdstock) – Raven und der Hexenmeister
      1978: The Frozen God (Wells) – Raven und der Eisgott
      1979: Lords of the Shadows (Holdstock) – Raven und der Schattenlord
      1979: A Time of Dying (Wells) – Raven, Göttin des Todes

    Alan LeeDer britische Illustrator und Filmdesigner wurde 1947 in Middlesex geboren. Er besuchte zunächst die Ealing School of Art und begann im Anschluss daran 1975 sein Studium an der Dartmoor University.
    Er illustrierte schon zu jener Zeit zahlreiche Cover belletristischer Bücher. Auch heute noch zieren seine Arbeiten das ein oder andere Buch, mittlerweile jedoch fast ausschließlich im Fantasy-Bereich. Er war von Anfang an begeistert von mythologischen Themen und machte diese zum Mittelpunkt seiner zunächst privaten Arbeiten.

    Alan Lee erlangte vor allem durch seine Illustration des Lord of the Rings große Bekanntheit in den letzten Jahren. Durch seine Mitarbeit an den dazugehörigen Filmen ist er inzwischen auch jenen ein Begriff, die bisher keinen näheren Bezug zu ihm als Illustrator oder auch den Herr der Ringe-Romanen hatten. Wie so oft in solchen Fällen scheinbar spontaner Popularität war aber auch Alan Lee schon lange vor diesem Meilenstein seiner Karriere als Illustrator tätig. Er illustrierte sowohl alleine als auch in Partnerschaft mit Brian Froud mehrere Bücher. Daneben gestaltete er zahlreiche Cover und erhielt verschiedene Auszeichnungen.

    Bereits 1976 tauchte er als einer von mehreren Illustratoren in dem Buch Once Upon a Time – Some Contemporary Illustrators of Fantasy auf. Neben Brian Froud war er in diesem Sammelband verschiedener Illustratoren der Einzige, der außerhalb der Vorstellung von Kinderbuchillustrationen dachte und statt dessen sehr detailreiche Arbeiten ablieferte. Diese sprachen wegen ihrer komplexen Struktur auch den erwachsenen Betrachter an.

    Illustration aus The Golden Book of the Mysterious von Alan Lee
    © Alan Lee

    Ebenfalls 1976 erschien das Buch The Golden Book of the Mysterious. Auf ca. 144 Seiten zeigte Alan Lee hier seine außergewöhnliche Aquarell-Technik. Unter dem Arbeitstitel “unbekannte Welten” war es ihm möglich, seiner Phantasie nahezu unbegrenzt freien Lauf zu lassen. Als Resultat entstanden Illustrationen aus dem Science-Fiction-Bereich: Flugshuttle, der Weltraum, Aliens uvm. Ein Thema, welches er bis heute nicht mehr aufgegriffen hat.

    Seinen ersten Durchbruch erlebte er 1978 mit der Veröffentlichung von Faeries. Diesen illustrierten Band gestaltete er zusammen mit Brian Froud. Von da an war er als Illustrator der Fantasy-Szene nicht mehr weg zu denken.
    Der Erfolg von Faeries ermöglichte es Alan Lee, sich anschließend auf ein Projekt zu konzentrieren, welches ihm sehr am Herzen lag. The Mabinogion wurde 1982 veröffentlicht und zeigte liebevoll gezeichnete Illustrationen über Ritter, Drachen, Magie und selbstverständlich auch holde Jungfrauen. Es folgten weitere Illustrationsbände, sowie u.a. die Cover Illustration zu Dennis L. McKiernan’s Iron Tower-Trilogie (1984).

    The Lord of the Rings Sketchbook von Alan LeeIn den 80ern etablierte er sich nun auch erstmalig als Illustrator der Tolkien Werke. Das umfangreichste Beispiel für seine Arbeiten zu diesem Autor neben Kalendern und Titelbildern war die 1.200 Seiten starke illustrierte Sonderausgabe des Herrn der Ringe anlässlich Tolkiens 100. Geburtstag.
    Zeitgleich entwickelte er bereits erste Design-Konzepte für die Verfilmung der Trilogie. Für diese herausragende Arbeit wurde er 2004 mit einem Oscar prämiert.

    Bei all dem Hype um den Herr der Ringe übersieht man jedoch leicht seine anderen Arbeiten. So war Alan Lee bereits vor dem Herrn der Ringe mit Filmen wie Legende, Erik, der Wikinger oder Merlin in der Filmbranche vertreten.
    Außerdem erhielt er 1993 die Kate Greenway Medal für seine Buch-Umsetzung von The Iliad – Black Ships before Troy und illustrierte im Anschluss daran Odyssey – The Wanderings of Odysseus.

    Alan Lees Werke zeichnen sich durch seine filigran anmutende Aquarell- und Bleistifttechnik aus. Er beherrscht ein beeindruckendes Wechselspiel aus Licht und Schatten, Luft- und Farbperspektive, welches in einer großen Verliebtheit zum Detail gipfelt. Anders als viele Kollegen setzt Alan Lee dabei nicht auf übertriebene Charakterzeichnung oder leuchtende Farbenpracht, sondern bedient sich auch hier realistischer Vorgaben. So sind seine Bilder meist in den klassischen Perspektiven gehalten und werden von Erdtönen bestimmt.

    All diese Dinge lassen seine Arbeiten märchenhaft, magisch und gleichzeitig auf eine vertraute Weise altertümlich erscheinen. Sie sind wie ein klar gezeichneter Blick in die Urgeschichte der Menschheit, obwohl sie sich thematisch stets an Mythen, Fantasy und Märchen halten.

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    Bibliographie
    :

    • 1976: Once Upon a Time – Some Contemporary Illustrators of Fantasy
    • 1976: The Golden Book of the Mysterious
    • 1978: Faeries
    • 1982: The Mabinogion
    • 1983: The Drawings of Alan Lee
    • 1984: Castles (zusammen mit David Day)
    • 1987: The Moon’s Revenge
    • 1988: Merlin Dreams
    • 1992: The Lord of the Rings (Illustrated Edition)
    • 1993: Black ships before Troy
    • 1995: The Wanderings of Odysseus
    • 1997: The Hobbit (Illustrated Edition)
    • 2005: The Lord of the Rings Sketchbook
    • 2007: The Children of Hurin
    C.S. Lewis
    C.S. Lewis, © Wolf Suchitzky

    Am 29. November 1898 wurde Clive Staples Lewis, privat von allen Jack genannt, in Belfast, Nordirland geboren. Der irische Literaturwissenschaftler und Schriftsteller, welcher vor allem für seine Kinderbuchreihe Die Chroniken von Narnia bekannt geworden ist, wuchs zusammen mit seinem drei Jahre älteren Bruder bei gebildeten Eltern auf. Der Vater, ein Anwalt, selbst Sohn von Landwirten, entschied sich als erster seiner Familie für eine akademische Laufbahn. Lewis’ Mutter war eine Pfarrerstochter, die an der Queens University Mathematik und Logik studiert hatte.  Beide besaßen sie eine große Hausbibliothek und ermöglichten ihren Söhnen dadurch einen umfangreichen Zugang zur Literatur.

    Bereits im Alter von neun Jahren musste C.S. Lewis erste große Verluste verkraften. So starben 1908 nicht nur sein Großvater und sein Onkel, sondern auch seine Mutter, die kurz zuvor an Krebs erkrankt war. Vermutlich trugen diese Erlebnisse dazu bei, dass C.S. Lewis schon früh zum Atheisten wurde.

    Im Jahr 1917 begann Lewis sein Studium am University College in Oxford, musste es wegen des Ersten Weltkriegs jedoch abbrechen um als Soldat in der britischen Armee zu dienen. Er absolvierte seine Offiziersausbildung und erreichte an seinem 19. Geburtstag die Front in Frankreich. Knapp ein halbes Jahr später wurde er von einer fehlgeleiteten englischen Granate verletzt und man schickte ihn zur Genesung zurück nach England.

    1919 nahm er sein Studium wieder auf und legte zwischen 1920 und 1923 seine Prüfungen in Griechisch, Latein, Philosophie, antiker Geschichte und Englisch ab.
    Bis 1925 lehrte er Philosophie am University College und erhielt ein Fellowship für englische Sprache am Magdalen College in Oxford. Dort lernte er auch den heute berühmten Schriftsteller J.R.R. Tolkien kennen.

    1929 akzeptierte Lewis nach einer nächtlichen Diskussion mit seinem Bruder und seinem Freund J.R.R. Tolkien die Existenz Gottes, ebenso den Gedanken der Schöpfungstheorie. Eine weitere lange Diskussion mit Tolkien und Hugo Dyson im Herbst 1931 endete schließlich mit Lewis’ Bekenntnis zum Christentum. Zu Tolkiens Leidwesen blieb Lewis jedoch in der anglikanischen Kirche, zu der auch seine Vorfahren gehört hatten. Bis auf seine Ablehnung des päpstlichen Primates vertrat er dabei aber Ansichten, die auch für Katholiken durchaus akzeptabel waren. Lewis’ weitere Werke befassten sich daher stark mit der Thematik des Christentums. Seinen langen Weg vom Atheismus zum Christentum beschrieb er 1933 in seinem ersten großen Werk The Pilgrim’s Regress (Flucht aus Puritanien).

    Von 1933 an bildeten außerdem verschiedene christlich geprägte Schriftsteller den literarischen Diskussionskreis Inklings (frei übersetzt: Tintenkleckse, Ahnungen, Ideen). Dazu gehörten neben C.S. Lewis und dessen Bruder auch Hugo Dyson, Charles Williams, Owen Barfield und J.R.R. Tolkien. Lewis und Tolkien pflegten für viele Jahre eine enge Freundschaft und beeinflussten sich gegenseitig in ihrer schriftstellerischen Arbeit. Dieses Verhältnis litt jedoch sehr unter Tolkiens späterer Kritik an den Chroniken von Narnia, woraufhin diese Freundschaft immer weiter abkühlte und schlussendlich, in verschiedenen Briefen, persönlich verletzende Formen annahm.

    In den folgenden Jahren erlangte Lewis wachsende Bekanntheit durch seine apologetischen Publikationen in christlichen Zeitschriften,  durch Vorlesungen und seine Radioansprachen für die BBC. Vor allem bleibt es aber seine Kinderbuchserie Narnia, wegen der man sich auch heute noch an C.S. Lewis erinnert, gefolgt von seiner Science-Fiction-Trilogie Perelandra.

    Die Chroniken von Narnia zieren in 47 übersetzen Sprachen weltweit die Schlafzimmer von Kindern, erzählen Geschichten mit Einflüssen aus europäischer Mythologie und britischen Märchen, handeln von parallel existierenden Welten, von Hexen, sprechenden Tieren, Prinzen und Prinzessinnen, Faunen und allerlei anderen phantastischen Wesen und fremden Welten.

    The Chronicles of Narnia von C.S. Lewis

    Trotz dieses eindeutigen Fantasysettings ist den Chroniken von Narnia der christliche Einfluss deutlich anzumerken. So gibt es eine Schöpfung, einen Garten Eden samt Baum des Lebens, den Tod einer göttlichen Figur und ihre Wiederauferstehung bis hin zum Erscheinen eines Antichristen und der folgenden Apokalypse. Die Buchreihe wirkt dadurch häufig wie ein moralischer Fingerzeig.
    Literaturkritiker halten seinen Roman Till We Have Faces: A Myth Retold (Du selbst bist die Antwort) für C.S. Lewis’ tatsächlich größtes Werk, ungeachtet seiner geringeren Bekanntheit.

    1948 wurde Lewis zum Mitglied der Royal Society of Literature gewählt, erhielt wenige Zeit später den Ehrendoktortitel in Theologie und Literatur und wurde 1958 Ehrenmitglied des University College Oxfords.

    Am 22. November 1963 verstarb C.S. Lewis schließlich, nur eine Woche vor seinem 65. Geburtstag. Zuletzt hatte er den Lehrstuhl für den Fachbereich Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance in Cambridge inne.

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    Bibliographie (Romane):

    Perelandra
    1938: Jenseits des schweigenden Sterns/ Out Of The Silent Planet
    1943: Der Sündenfall findet nicht statt/ Perelandra
    1945: Die böse Macht oder Nicht gegen Fleisch und Blut allein/ That Hideous Strength (Perelandra)

    Die Chroniken von Narnia
    1955: Das Wunder von Narnia/ The Magician’s Nephew
    1950: Der König von Narnia/ The Lion, the Witch and the Wardrobe
    1954: Der Ritt nach Narnia/ The Horse and His Boy
    1951: Prinz Kaspian von Narnia/ Prince Caspian
    1952: Die Reise auf der Morgenröte/ The Voyage of the ‘Dawn Treader
    1953: Der silberne Sessel/ The Silver Chair
    1956: Der letzte Kampf/ The Last Battle

    Weitere
    1942: Dienstanweisung für einen Unterteufel/ The Screwtape Letters
    1944: Die große Scheidung oder Zwischen Himmel und Hölle
    1956: Du selbst bist die Antwort/ Till We Have Faces: A Myth Retold

    Robin Hobb
    © Szymon Sokół, 2005

    Megan Lindholm ist das Pseudonym von Margaret Astrid Lindholm Ogden, die als Robin Hobb weiter bekannt ist. Als Megan Lindholm schreibt sie Kurzgeschichten, Urban Fantasy und Romane in verschiedenen phantastischen Subgenres und war vor allem vor 1995 aktiv.

    Für weitere Informationen zur Autorin sowie die gesamte Bibliografie besucht bitte das Portrait unter Robin Hobb.

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    Bibliographie:

    Ki and Vandien Quartet – Windsänger-Zyklus
    1982: Harpy’s Flight – Der Fluch der Zigeunerin
    1984: The Windsingers – Die versunkene Stadt
    1984: The Limbreth Gate – Der Lockruf der Sterne
    1989: Luck of the Wheels – Das Glück der Räder

    1986: Wizard of the Pigeons

    Reindeer People
    1988: The Reindeer People – Das Rentiervolk
    1988: Wolf’s Brother – Wolfsbruder

    1991: Cloven Hooves – Die Stunde des Fauns
    1992: The Gypsy (mit Steven Brust)
    1992: Alien Earth
    2005: The Inheritance and Other Stories (Neuauflage 2011)

    Malinda Lo
    @ Malinda Lo/ Patty Nason

    Malinda Lo, die im US-Bundesstaat Colorado aufwuchs, wurde am 03. August 1974 in Guangzhou, China geboren. Im Alter von drei Jahren kam sie nach Amerika.

    Die Autorin besuchte namhafte Bildungsstätten wie das Wellesley College und die bekannten Universitäten Harvard und Stanford. Ihre Schwerpunkte lagen bei den Fächern Wirtschaftswissenschaften, Sinologie, Kultur- und Sozialanthropologie. Sie schloss mit einem Master ab und arbeitete anschließend zwei Jahre lang als Lektoratsassistentin bei Ballantine Books.

    Malinda Lo ist die Enkelin der Autorin Ruth Earnshaw Lo, welche 1980 in einem Roman die Erlebnisse der Familie Lo während der chinesischen Revolution schilderte. Ruth übte einen großen Einfluss auf die Ambitionen ihrer Enkelin aus, Schriftstellerin zu werden, und förderte deren Bemühungen um eine Veröffentlichung ihrer Texte. Der erste veröffentlichte Text war zwar kein Meisterwerk, es handelte sich dabei um ein Gedicht für ein Tiermagazin, spornte das damals 12-jährige Mädchen aber weiter an. Als Teenagerin schrieb Malinda Lo drei Romane, die zum Teil auf anderen Romanen beruhten. Sie selbst beschreibt diese Arbeiten jedoch als nicht lesenswert und hat keinerlei Pläne, diese ersten Gehversuche zu veröffentlichen. Nachdem sie ihr Vorhaben, den Titel des Ph.D. an der Stanford zu bekommen, abgebrochen hatte, begann sie daher zunächst auf journalistischer Basis als Chefredakteurin für das Online-Magazin AfterEllen.com zu schreiben.

    Den Durchbruch ihrer schriftstellerischen Karriere erzielte die heutige Autorin 2009 mit ihrem Jugendbuch Ash (Ash), einer Neuinterpretation des bekannten Märchens vom Aschenputtel. Der Roman greift etliche keltische Feensagen auf und verbindet diese mit bekannten Elementen des Märchens. Eine besondere Entwicklung dabei ist, dass wir auf ein Aschenputtel treffen, das seine Liebe zum gleichen Geschlecht entdeckt.
    Der Roman wurde für verschiedene Auszeichnungen nominiert und von der Vereinigung amerikanischer Bibliothekare als bestes Jugendbuchdebüt des Jahres ausgezeichnet. Dem Roman Ash folgte 2011 mit Huntress eine Fortsetzung, die die Romanze der beiden in Ash eingeführten Protagonistinnen weitererzählt.
    Adaptation von Malinda LoFür Herbst 2012 ist die Veröffentlichung von Adaptation, dem ersten Buch eines zweiteiligen Science-Fiction-Thrillers geplant. Die Protagonistin des Romans erwacht nach einem Unfall ohne jegliche Erinnerung an das Geschehene im Krankenhaus und muss bei der Rückkehr in ihr Zuhause feststellen, dass um sie herum seltsame Dinge geschehen und tote Vögel dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch bei diesen Werken handelt es sich um Jugendbücher, die mit einer lesbischen Heldin aufwarten.

    Malinda Lo, selbst Angehörige der homosexuellen Gemeinschaft, lebte eine Weile in Boston, New York, Beijing, London und Los Angeles, ehe sie sich mit ihrer Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Hund in San Francisco niederließ.

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    Bibliographie:

    • 2009: Ash
    • 2011: Huntress
    • 2012: Adaptation
    • 2013: Inheritance

    Kurzgeschichten

    • 2012: The Fox
    • 2012: One True Love
    • 2012: Good Girl
    • 2013: Ghost Town
    • 2013: Natural Selection

     

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    Links:
    www.malindalo.com

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    Ian R. MacLeod, © Gillian Bowskil

    Ian R. MacLeod (* 1956) studierte Jus/Jura am Birmingham Polytechnic College und wechselte danach mehrmals den Beruf (u.a. auch als öffentlicher Angestellter) ohne von diesen jedoch wirklich erfüllt zu sein, weshalb er schließlich die Autorenlaufbahn einschlug. Bereits seit seinem 15. Lebensjahr schrieb er an Romanen, mit denen ihm aber kein Veröffentlichungserfolg beschieden war.

    Seine “offizielle” schriftstellerische Karriere begann in den 1990ern, als er anfing Kurzgeschichten zu schreiben. Bereits seine erste Veröffentlichung (1/72nd Scale) wurde im Weird Tales Magazine abgedruckt. In der Folge verkaufte MacLeod an verschiedene Magazine Kurzgeschichten und Erzählungen, die sich in seinem Schreibstil nicht scharf voneinander trennen lassen. Die Erzählung The Summer Isles wurde 1998 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet. Darin versucht der homosexuelle Protagonist in einem alternativen, faschistischen England zu überleben. Ursprünglich in Asimov’s Science Fiction Oct/Nov 1998 veröffentlicht, erschien sie 2005 in erweiterter Form als Novelle in Buchform. Ian R. MacLeod gewann im Jahre 2000 mit seiner Kurzgeschichte The Chop Girl erneut den World Fantasy Award. Seine zahlreichen Kurzgeschichten und Erzählungen wurden bisher in vier Anthologien zusammengefasst.

    Als Romanautor debütierte MacLeod mit The Great Wheel, das 1997 mit dem Locus Award for Best First Novel ausgezeichnet wurde. Die Handlung des Romans ist in einer zukünftigen Version unserer Welt angesiedelt und dreht sich um einen desillusionierten Priester im ehemaligen Nordafrika.

    Sein bekanntestes Werk dürfte aber wohl The Light Ages sein, das – als bisher einziges seiner Bücher – unter dem Titel Aether auch auf Deutsch erschienen ist. Wiederum ein Alternativwelt-Roman, diesmal allerdings in einem pseudo-viktorianischen England, in dem nicht die Monarchie, sondern die Plutokratie die Herrschaftsform ist. Der im Deutschen namensgebende Aether, ein magischer Werkstoff, stellt die Basis des wirtschaftlichen wie sozialen Lebens dar und hält nicht nur quasi jedes Produkt zusammen, sondern auch die gesellschaftliche Hierarchie aufrecht. Dieses Setting griff MacLeod in The House of Storms erneut auf, allerdings nicht mit Robert Borrows, dessen Lebensgeschichte man in The Light Ages mitverfolgte, als Protagonist. Die Handlung dreht sich um neue Figuren, nämlich Alice Meynell und ihren Sohn Ralph.

    MacLeods jüngster Roman Song of Time spielt erneut in einem futurstischen Setting (dem späten 21. Jahrhundert) und gewann den Arthur C. Clarke Award. Darin steht die weltberühmte Violinistin Roushana Maitland an der Schwelle zu einem virtuellen Jenseits, als sie einen jungen Mann, Adam, entdeckt, der an die Küste gespült wurde und dem sie nun aus ihrem Leben erzählt. Diese Erinnerungen ebenso wie ihr gegenwärtiges Leben mit Adam geben auch einen Einblick in den breiteren Kontext des späten 21. Jahrhunderts.

    Ian R. MacLeod sieht Fantasy und Science Fiction als zusammengehörig an, dementsprechend lassen sich seine Werke auch nicht einfach einem der beiden Genres zuordnen. Auch seine literarischen Einflüsse sind sehr vielfältig und reichen von New Wave science fiction (Harlan Ellison, Roger Zelazny, Samuel R. Delany, James Graham Ballard, Thomas Disch) über J.R.R. Tolkien bis hin zu klassischer anglo-amerikanischer Literatur (Thomas Hardy, D.H. Lawrence, Ernest Hemingway, Charles Dickens, F. Scott Fitzgerald, John Updike), auf die wohl sein sprachgewandter, literarischer Stil zurückzuführen ist.

    Links:
    Website von Ian R. MacLeod
    Interview auf infinityplus.co.uk
    Interview auf SF Site (mit einem Schwerpunkt auf seinen Kurzgeschichten und Erzählungen)

    Bibliographie:

      1996: Voyages by Starlight (Sammelband)
      1997: The Great Wheel
      2003: The Light Ages – Aether
      2004: Breathmoss and Other Exhalations (Sammelband)
      2005: The House of Storms
      2005: The Summer Isles (erweiterte Form der ursprünglichen Erzählung)
      2006: Past Magic (Sammelband)
      2008: Song of Time
      2010: Journeys (Sammelband)
      2011: Wake Up and Dream (angekündigt)

    David Mason, dessen eigentlicher Name Samuel Mason lautete, wurde 1924 geboren. Ort und Datum sind leider nicht eindeutig belegt.

    Mason veröffentlichte ein knappes Dutzend Kurzgeschichten sowie fünf phantastische Abenteuerromane. Allen voran stehen hier Kavin’s World und The Return of Kavin, die beiden Romane um Kavin Hostan, den Prinzen von Dorada.

    Der Autor verstarb am 28. Juni 1974 im noch vergleichsweise jungen Alter von gerade einmal 49 – 50 Jahren.

    Zu David Mason liegt zur Zeit noch kein Portrait vor, weitere Details zu diesem Autor findet ihr jedoch in unserem Blogeintrag:

    Zum Gedenken an David Mason

    ________________________________________________________________

    Bibliografie:

    Kavin
    1969: Kavin’s World/ Kavins Welt
    1972: The Return of Kavin/ Kavins Rückkehr


    Einzelromane
    1970: The Sorcerer’s Skull
    1971: The Shores of Tomorrow
    1973: The Deep Gods


    Kurzgeschichten
    1955: Placebo
    1956: Garrity’s Annuities
    1956: The Fool
    1957: Rockabye, Grady
    1957: The Gates of Pearl
    1957: The Long Question
    1958: Farewell Message
    1958: Pangborn’s Paradox
    1963: Road Stop
    1963: Something Will Turn Up
    1970: The Time

    Tobias O. Meißner; Copyright: Ralf Tober

    Tobias Oliver Meißner (* 1967) lebt seit seinem zweiten Lebensjahr in Berlin. Er studierte Theaterwissenschaften und Publizistik und arbeitete nebenher im journalistischen Bereich, was ihm aber nicht behagte. Ihm lag das belletristische Schreiben näher, schließlich hatte er damit schon während der Schulzeit begonnen. Gemeinsam mit Freunden gründete er einen Literaturclub, in dessen Rahmen drei seiner Romane entstanden. Einer davon, Starfish Rules, wurde 1997 auch sein Debütroman. Seit diesem Jahr ist er halbjährlich abwechselnd als Fabrikarbeiter und freiberuflicher Schriftsteller tätig.

    Müsste man sein Werk mit einem Wort charakterisieren, wäre wohl „ambitioniert“ ein guter Anfang. Meißner hat bisher viele Genres bedient und ist zudem bemüht, andere Medien in die Literatur einfließen zu lassen. Dazu zählen für ihn auch Computerspiele, mit denen er sich besonders im Cyberpunk-Roman Neverwake auseinandergesetzt hat.

    Ambitioniert ist auch die Romanreihe Hiobs Spiel, die auf fünfzig Jahre und eine unbestimmte Zahl an Bänden ausgelegt ist – veröffentlicht wurden bisher aber lediglich zwei. Namensgebend ist das Spiel, das Hiob Montag mit dem Teufel spielt (oder eher vice versa) und bei dem die Erde als Spielbrett, die Menschen als Figuren herhalten müssen, unabhängig von der Epoche, wie die Zeitreise in die Jahre des Ersten Weltkriegs beweist. Wie dieses Szenario nahelegt und der Name des Protagonisten (Montag! ;-)) vorausahnen lässt, ist es eine gnadenlos explizite Reise in menschliche und gesellschaftliche Abgründe. Dies alles ist verpackt in einen Text, der sprachlich, inhaltlich und nicht zuletzt optisch (das Schriftbild wird teilweise in die Erzählung miteinbezogen) aber noch mehr zu bieten hat als stumpfe Brutalität.

    Fantasy-Romanen wird ja gerne mal vorgeworfen, sie würden sich wie die Questreihe eines Rollenspiels lesen, für das Konzept von Das Paradies der Schwerter hat Meißner jedoch ganz bewusst Elemente von Pen & Paper RPGs herangezogen. Der Verlauf des Romans, der die Geschichten verschiedener Kämpfer erzählt, die in einem Turnier gegeneinander antreten, sollte vom Zufall bestimmt werden. Daher ordnete Meißner den Charakteren Attributswerte zu, entschied per Los über die Gegnerkonstellationen und würfelte schließlich die Kämpfe aus. Über die Auswirkungen auf den Handlungsverlauf spricht er im unten verlinkten Interview mit Alien Contact.

    Auch Im Zeichen des Mammuts lehnt sich an klassische RPGs an, so beschäftigt sich die Reihe zu einem großen Anteil mit Entwicklungen und Beziehungen innerhalb der vielseitig ausgerichteten Heldentruppe, verbindet das aber mit einer für Fantasy recht untypischen Problematik, nämlich Umweltzerstörung und dem Kampf gegen ebendiese. Anders als etwa bei Das Paradies der Schwerter, wo die pseudo-mittelalterliche Welt durch unzeitgemäße Aspekte gebrochen wird, ist das Worldbuilding des Mammut-Zyklus in sich stimmig. Die scheinbar unpassend-moderne Thematik wird, etwa durch magische Elemente, in das vormoderne und deutlich klassisch-buntere Fantasysetting eingewoben. Ursprünglich war die Reihe auf ambitionierte 12 Bände ausgelegt, nun wird sie allerdings (vorläufig?) mit dem 6. Band zu Ende gehen, denn sie wird nach diesem Band nicht weiter veröffentlicht. Ein Finale liefert Die Vergangenheit des Regens allerdings auch nicht, sodass sich Meißner die Möglichkeit einer Vollendung der Reihe zu einem späteren Zeitpunkt offen hält.

    Die Dämonen schließlich scheint auf der Welle der Völkerromane zu schwimmen, vor denen man sich in den Nullerjahren auf dem deutschsprachigen Fantasymarkt kaum retten konnte. Man sollte sich allerdings nicht vom Titel irreführen lassen, Meißner spielt mit den Erwartungshaltungen, mit denen man an ein solcherart betiteltes Buch herantritt, liefert eine Parabel auf den Krieg ab und knüpft mit lakonischen Gewaltdarstellungen und einer düsteren Weltsicht an den grim&gritty-Trend an – oder setzt einfach wieder da an, wo er mit Das Paradies der Schwerter schon begonnen hat.
    2012 erschien Tobias O. Meißners Barbarendämmerung, in dem er die Abenteuer des namenlosen, barbarischen Helden in anfangs recht lose miteinander verknüpften Episoden verfolgt.

    Links:
    Interview auf literaturschock.de
    Interview mit Alien Contact

    Bibliographie:

    • 1997: Starfish Rules
    • 1998: Gott ist tot, und es wäre schön, wenn jemand einen Plan hätte
    • 1999: HalbEngel
    • 2000: Todestag
    • 2001: Neverwake
    • 2002: Wir waren Space Invadors (mit Mathias Mertens)
    • 2002: Frauenmörder (Hiobs Spiel 1)
    • 2003: Scherbenmund (Berlinoir 1 – Comic, Zeichner: Reinhard Kleist)
    • 2004: „Mord!“ (Berlinoir 2 – Comic, Zeichner: Reinhard Kleist)
    • 2004: Das Paradies der Schwerter
    • 2005: Die dunkle Quelle (Im Zeichen des Mammuts 1)
    • 2006: Die letzten Worte des Wolfs (Im Zeichen des Mammuts 2)
    • 2006: Das vergessene Zepter (Im Zeichen des Mammuts 3)
    • 2007: Traumtänzer (Hiobs Spiel 2)
    • 2007: Die Brücke der brennenden Blumen (Im Zeichen des Mammuts 4)
    • 2008: Die Dämonen (Die Dämonen 1)
    • 2008: Ladezeit (mit Mathias Mertens u.a.)
    • 2008: Narbenstadt (Berlinoir 3 – Comic, Zeichner: Reinhard Kleist)
    • 2009: Der Mann, der nicht geboren wurde (Im Zeichen des Mammuts 5)
    • 2011: Die Vergangenheit des Regens (Im Zeichen des Mammuts 6)
    • 2011: Die Dämonen – Freiheit oder Finsternis (Die Dämonen 2)
    • 2011: Die Soldaten
    • 2012: Barbarendämmerung
    China Miéville; Quelle: www.luebbe.de

    Klären wir doch eines gleich zu Anfang: Der Vorname ist, wie er selbst sagt, das Ergebnis von Hippie-Eltern.

    China Miéville (*1972), geborener Engländer und aufgewachsen in London, studierte in Cambridge (Bachelor in Sozialanthropologie) und an der London School of Economics, wo er mit einem PhD in International Law abschloss. Der Titel seiner Dissertation Between Equal Rights: A Marxist Theory of International Law verrät auch bereits Miévilles politische Einstellung. Er ist bekennender Trotzkist und Mitglied der Socialist Workers Party. Im Jahr 2010 kandidierte er erfolglos für die Socialist Alliance bei den Wahlen für das Unterhaus.

    Für Miéville selbst sind seine politische Einstellung und seine Tätigkeit als Autor nicht auseinander zu halten und er will dies auch gar nicht. Er stellt aber sehr wohl an sich den Anspruch, dass die Story immer im Vordergrund stehen wird und die Politik lediglich für diejenigen, die sich damit beschäftigen wollen, als „Gimmick“ enthalten ist.

    Miéville gibt als Inspirationsquellen unter anderem Autoren der sogenannten „weird fiction“ an, etwa H.P. Lovecraft oder Clark Ashton Smith, deren Werke Merkmale von Fantasy, Horror und Science Fiction aufweisen, so wie auch für ihn diese drei Genres zusammengehören. Die Verbindung zur „weird fiction“ ist auch für Miévilles Zugehörigkeit zur lockeren Autorengruppe (u.a. gehören auch M. John Harrison, Justina Robson, Stephanie Swainston, Ian R. MacLeod dazu) um das Subgenre „New Weird“ von Bedeutung, das in dieser Strömung ebenfalls seine Wurzeln sieht. Die AutorInnen des „New Weird“ schreiben sich auf die Fahnen, die Grenzen zwischen Subgenres zu verwischen und wollen die Fantasy von post-Tolkien Klischees wegbewegen. Dementsprechend kritisch ist auch Miévilles Verhältnis zu J.R.R. Tolkien. Mit seinem Artikel Tolkien – Middle Earth meets Middle England löste er schon recht früh in seiner Schriftstellerlaufbahn eine Kontroverse aus. In diesem Artikel kritisierte er Tolkien – neben C.S. Lewis – ebenso für seine bürgerlich-konservative Einstellung wie für die damit zusammenhängende Weltkonzeption, wobei er besonders den genetischen Determinismus angriff, der rassische Stereotypisierung stets zutreffen ließ. Aber auch Tolkiens Auffassung, dass ein Ende stets tröstlich für den Leser sein müsste, hielt (und hält) er für falsch und wendet sich gegen eine eskapistische Konzeption von Fantasy. Später hat Miéville für sich auch positive Aspekte an Tolkiens Werk entdeckt, ohne damit seine kritischen Aussagen zu revidieren, und er fasste diese in der Liste list of some Perhaps In Some Cases Somewhat Insufficiently Stressed Reasons We Should All Be Terribly Grateful To Tolkien (der entsprechende Blogeintrag heißt: There and Back Again: Five Reasons Tolkien Rocks) zusammen, wobei einige Punkte auch bereits in Middle Earth meets Middle England angeklungen waren.

    Als weitere literarische Einflüsse werden von Miéville besonders M. John Harrison, Michael de Larrabeiti, Michael Moorcock, Thomas Disch, Charles Williams, Tim Powers, und J.G. Ballard hervorgehoben. Auch die Pen&Paper -Szene hat – wenn auch in etwas untypischer Weise – ihren Einfluss auf Miéville, der in seiner Jugend selbst gespielt hat: Er hegt eine Faszination für die darin entworfenen Kreaturen und dafür selbst Monster zu kreieren, weswegen er auch die Bestiarien von Trading Card Games sammelt.

    China Miéville möchte in jedem Genre einen Roman schreiben. Schauen wir uns einmal an, wie weit er bisher gekommen ist:

    Er feierte sein Debüt auf dem Buchmarkt mit King Rat, einem Urban Fantasy Roman, dessen Handlung im London der 1990er Jahre spielt. Bereits sein zweiter Roman Perdido Street Station war jedoch in jener Welt angesiedelt, für die Miéville inzwischen bekannt ist: Bas-Lag. Handlungsschauplatz und heimlicher Star des ersten Bas-Lag Romans ist die Metropole (oder eher der urbane Moloch) New Crobuzon, ein expansionsfreudiger Stadtstaat, (nahezu diktatorisch) regiert vom Bürgermeister und bevölkert von einer Vielzahl unterschiedlicher Rassen. Technisch erinnert das Setting an ein alternatives spätes 19. Jahrhundert mit der Bedeutung von industrieller Fertigung, mit zeppelinartigen Fluggeräten und der Wichtigkeit von Dampfkraft finden sich Anklänge an Steampunk, außerdem verbinden sich in Bas-Lag Wissenschaft und Magie zu einem facettenreichen System. Im Zentrum der Handlung stehen die Käferfrau (Khepri) Lin und ihr Geliebter Isaac, ein exzentrischer menschlicher Wissenschaftler. Für Miéville war wichtig, mit diesen Protagonisten gegen den genetischen Determinismus von Tolkien (und dessen Epigonen) anzuschreiben und zu zeigen, dass die Beziehung eines Individuums zu seiner ethnisch-kulturellen Herkunft wesentlich komplexer und ambivalenter ist. Sein zweiter Bas-Lag Roman The Scar verabschiedet sich vom urbanen Setting und lässt stattdessen Seefahrerflair aufkommen, wenn man die spröde Linguistin Bellis Coldwine auf ihrer Flucht aus New Crobuzon begleitet und ihre Abenteuer auf der schwimmenden Piratenstadt Armada mitverfolgt. Miévilles dritter und bisher letzter Bas-Lag Roman Iron Council bietet schließlich Westernanklänge und neue Schauplätze, denn es soll eine Eisenbahnlinie durch den Kontinent gebaut werden. Es ist aber zugleich sein – auf mehreren Ebenen – politischster Roman in dieser Reihe, in dessen Zentrum zwei Revolutionen stehen.

    Danach hat sich Miéville eine Pause von Bas-Lag gegönnt und mit Un Lun Dun einen Young-Adult-Roman vorgelegt – etwas, das er schon lange schreiben wollte – der in einem Paralleluniversen-London (der Titel ist abgeleitet von UnLondon) angesiedelt ist, in das die beiden 12jährigen Mädchen Zanna und Deeba geraten. Sein nächstes Buch war The City & The City, eine Detektivgeschichte im Film-Noir-Stil in den post-sowjetisch angehauchten Städten Besźel und Ul Qoma, die zwar geographisch denselben Raum belegen, deren Bürgern es jedoch nur erlaubt ist, eine davon wahrzunehmen. Das Buch hat aber auch einen privaten Hintergrund: Miéville hatte es für seine schwerkranke Mutter, einem großen Krimifan, geschrieben, sie verstarb jedoch, bevor es fertig wurde. Miévilles bisher letzter Roman ist Kraken, in dem eine Sekte von Tintenfischanbetern aus religiösem Eifer das Exemplar eines Riesenkalmars aus dem British Museum of Natural History stiehlt.
    Embassytown (2011) stellt bisher Miévilles am leichtesten einem Genre zuzuordnenden Roman dar. Das Science-Fiction-Setting der kleinen Kolonie Botschaftsstadt bietet Miéville die perfekte Möglichkeit einerseits erneut seiner Faszination für das Urbane zu frönen und andererseits eine spannende Geschichte um Sprachphilosophie zu stricken. Denn die Bewohner des Planeten, auf dem Botschaftsstadt errichtet wurde, können nur Dinge in ihre Sprache einbauen, die wirklich in der Welt sind und können somit auch nicht lügen. Die Begegnung mit den Menschen krempelt ihre Beziehung zur Umwelt und zu ihrer Sprache grundlegend um.
    Bisher wurden fast alle Bücher Miévilles ins Deutsche übersetzt, wobei allerdings die ersten beiden Bas-Lag Romane gesplittet wurden. Die Ausnahme bildet sein jüngster Roman Railsea, der 2012 im Original publiziert worden ist, und Miévilles ganz eigene Version von Herman Melvilles Klassiker Moby-Dick darstellt.

    Im Jahr 2012 hat sich Miéville dem Comic-Genre zugewandt und mit Dial H for Hero eine bisher wenig erfolgreiche Superheldenserie von DC Comics wiederbelebt, die ihm die Chance bietet, sein Faible für das Monströse und phantasievolle Kombinationen verschiedenster Elemente mit Hilfe von Zeichner Mateus Santolouco in neuer Form auszuleben.

    China Miévilles Romane sind mehrfach preisgekrönt, Perdido Street Station gewann im Jahr 2001 einen Arthur C. Clarke Award und einen British Fantasy Award, The Scar 2003 erneut einen British Fantasy Award und einen Locus Award, Iron Council erhielt 2005 wiederum einen Arthur C. Clarke Award und einen Locus Award, Un Lun Dun gewann einen Locus Award for Best Young Adult Book, während The City & The City 2010 einen Arthur C. Clarke Award, einen Hugo Award (gemeinsam mit Bacigalupis The Windup Girl) und einen World Fantasy Award erhielt.

    Links:
    Interview mit China Miéville auf The Believer (mit Fokus auf Iron Council)
    Interview mit China Miéville auf strangehorizons.com (aus dem Jahr 2001)
    Interview mit China Miéville aus der Nr. 88 des International Socialism Journal
    Tolkien – Middle Earth meets Middle England
    There and Back Again: Five Reasons Tolkien Rocks
    Eine von ihm selbst ins Deutsche übertragene Zusammenschau dieser Argumente liefert Molo(sovsky)

    Bibliographie
    Belletristik:

    • 1998: King Rat – König Ratte
    • 2000: Perdido Street Station (Bas-Lag) – Die Falter/Der Weber
    • 2002: The Scar (Bas-Lag) – Die Narbe/Leviathan
    • 2002: The Tain (Novella) – Spiegel
    • 2004: Iron Council – Der Eiserne Rat
    • 2005: Looking for Jake (Sammelband) – Andere Himmel
    • 2007: Un Lun Dun – Un Lon Dun
    • 2009: The City & The City – Die Stadt & Die Stadt
    • 2010: Kraken – Kraken
    • 2011: Embassytown


    Kurzgeschichten
    :

    • 1986: Highway Sixty One Revisited, in: Young Words
    • 1999: Looking for Jake, in: Royle, Nicholas (ed.): Neonlit Vol. 1
    • 1999: Different Skies, in: White, Tony (ed.): Brit-pulp!
    • 2000: An End to Hunger, in: Jakubowski, Maxim (ed.): Book of Internet Stories
    • 2002: Details, in: Pelan, John/Adams, Benjamin (eds.): The Children of Cthulhu
    • 2002: Familiar, in: Straub, Peter (ed.): Conjunctions: 39, The New Wave Fabulists
    • 2003: Buscard’s Murrain, in: VanderMeer, Jeff/Roberts, Mark (eds.): The Thackery T. Lambshead Pocket Guide to Eccentric & Discredited Diseases
    • 2004: Reports of Certain Events in London, in: Chabon, Michael (ed.): McSweeney’s Enchanted Chamber of Astonishing Stories
    • 2008: A Room of One’s Own, in: Golden, Christopher (ed.): Mike Mignola’s Hellboy: Oddest Jobs
    • 2008: Hellblazer 250, DC Vertigo
    • 2008: Jack, in: The New Weird
    • 2011: “Covehithe”, auf: www.guardian.co.uk, 22 April 2011


    Sachliteratur:

    • 1998: The Conspiracy of Architecture: Notes on a Modern Anxiety, in: Historical Materialism, Vol. 2, 1, 1–32
    • 2002: Marxism and Fantasy: Editorial Introduction, in: Historical Materialism, Vol. 10, 4, 39–49
    • 2004: The Commodity-Form Theory of International Law: An Introduction, in: Leiden Journal of International Law, Vol. 2, 17, 271–302
    • 2005: Between Equal Rights: A Marxist Theory of International Law
    • 2005: Anxiety and the Sidekick State: British International Law after Iraq, in: Harvard International Law Journal, Vol. 2, 46, 441–458.
    • 2007: Floating Utopias, in: Davis, Mike/Monk, Daniel Bertrand (eds.): Evil Paradises: Dreamworld of Neoliberalism
    • 2008: Multilateralism as Terror: International Law, Haiti and Imperialism, in: Finnish Yearbook of International Law, Vol. 19, 63-92
    • 2008: M.R. James and the Quantum Vampire – Weird; Hauntological: Versus and/or and and/or or?, in: Collapse, Vol. 4, 85–108.
    • 2009: Weird Fiction, in: Bould, Mark/Butler, Andrew M./Roberts, Adam/Vint, Sherryl (eds): The Routledge Companion to Science Fiction
    • 2009: Cognition as Ideology: A Dialectic of SF Theory, in: Bould, Mark/Miéville, China (eds): Red Planets: Marxism and Science Fiction
    Martin Millar aka. Martin Scott
    © Martin Millar

    Martin Millar, auch bekannt unter dem Pseudonym Martin Scott, ist ein schottischer Fantasy-Autor, der 1956 in Glasgow geboren wurde. Nach seinem Schulabschluss zog er nach London, wo er auch heute noch im Süden der Stadt lebt.

    Seine erste Zeit in London war von wenig attraktiven Aushilfsjobs geprägt, bis er schließlich eine längerfristige Stelle als Verwaltungsangestellter annahm.
    1987 gelang ihm schließlich mit seinem Debutroman Milk, Sulphate and Alby Starvation (Milch, Speed und Alby Starvation) der Durchbruch als Schriftsteller. Seine folgenden Bücher sorgten zwar nicht für Furore im Verlagswesen, waren aber erfolgreich genug, um es Millar zu ermöglichen, seine Stelle in der Verwaltung zu kündigen und sich ganz seiner schriftstellerischen Karriere zu widmen. Obwohl er auch Romane unter seinem Pseudonym Martin Scott veröffentlicht, kann man Millar nicht gerade als Vielschreiber bezeichnen. Bisher wurden insgesamt ca. 20 Bücher veröffentlicht. Dabei kann man sein Werk folgendermaßen unterscheiden: seine Veröffentlichungen als Martin Millar sind der Urban-Fantasy zuzuschreiben, während seine Thraxas-Romane, die er als Martin Scott schreibt, in der klassischen, epischen Fantasy, bzw. wie er selbst sagt, dem Pulp Noir ihren Platz haben.
    Die Romane, die er als Martin Millar verfasst, handeln dagegen häufig vom städtischem Zerfall und dessen Auswirkung auf die Charaktere sowohl menschlichen als auch übernatürlichen Ursprungs und spielen sich in einer aktuellen Zeitlinie ab. Millar bedient sich hierbei eines “magischen Realismus”, bei dem die Grenze zwischen dem realen Leben und dem Übernatürlichen verschwimmt. Viele seiner Bücher bezeichnet er selbst außerdem als mindestens halb-autobiografisch. In Love and Peace with Melody Paradise und Suzy, Led Zeppelin and Me tritt er selbst als Charakter im Buch auf.

    The Good Faeries of New York von Martin MillarIn Deutschland war Martin Millar lange Zeit überwiegend durch seinen 1992 veröffentlichten Roman The Good Faeries of New York (Die Elfen von New York) bekannt. Dieser Roman handelt von zwei schottische Elfen, die es durch widrige Umstände nach Manhatten verschlägt und die im Appartement von Dinnie, dem schlechtesten Geiger Manhattans, landen. Dort angekommen tun sie nach einem Saufgelage zunächst das, was man von jeder graziösen, märchenhaften Elfe erwarten würde: sie kotzen auf seinen Teppich. Hier sind eine gute Portion Ironie und Humor tragende Elemente einer Handlung, die außerdem mit Kapitalismus, Krieg und Friede, Sex, Musik, Drogen und einer Schar absurd merkwürdiger Menschen und Elfen verschiedener Clans aufwartet.

    2000 erschien mit Dreams of Sex and Stagediving (Träume, Sex und Stage Diving) eine weitere Übersetzung ins Deutsche, fristete aber ein eher wenig bekanntes Dasein. Zuletzt von Millar erschienen (2010) ist sein Buch Curse of the Wolf Girl (Fluch der Werwölfe).

    Thraxas von Martin ScottVon 1999 bis 2005 veröffentlichte Martin Millar unter dem eingangs erwähnten Pseudonym, Martin Scott, die Fantasy-Buchreihe Thraxas (Die Geheimnisse von Turai), in welcher der Autor das Thema des Hardboiled Detectives in eine mittelalterliche Fantasywelt verlagert. Schauplatz der Handlung ist großteils die imperiale Stadt Turai, die Welt außerhalb Turais wird zwar grob skizziert, allerdings immer nur soweit, wie es der Handlung innerhalb der Stadt dienlich ist.
    Thraxas selbst ist ein übergewichtiger, trunksüchtiger und Rauschkraut-rauchender gescheiterter Student der Magie sowie ehemaliger Söldner. Seine weiteren Markenzeichen sind schlechte Manieren und ein Hang zum Glücksspiel (Wagenrennen). Was nun zunächst wie eine langweilige Aufzählung von Klischees klingt, ist in diesem Fall allerdings gewollt. Die Reihe ist dem eher selten bedienten Subgenre der Funtasy zuzuordnen und parodiert die vorhandenen Schemata des Genres. Nicht umsonst ist Thraxas’ beste Freundin und Helferin die klassisch knapp bekleidete Bedienung seiner Lieblingskneipe, die nebenbei auch noch eine Mischung aus Mensch, Elf und Ork ist, sowie die beste Kämpferin der ganzen Stadt. Darüber hinaus stellt sie auch noch die einzige weibliche Studentin Turais dar.
    Neben klassischen Krimi-Elementen kommen in den späteren Bänden auch vermehrt politische Verwicklungen zum Tragen. Wer sich auf diesen im ersten Moment kruden Mix aus Krimi, Fantasy und Parodie einlassen kann, darf eine locker erzählte, humorvolle Reihe erwarten.
    Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Aufgrund von Vertragsstreitigkeiten und psychischen Problemen des Autors endet der achte und bisher letzte Band der Reihe leider unvollendet und wartet mit einem unbefriedigenden Cliffhanger auf. Ob die Reihe jemals fortgesetzt und beendet wird ist bis auf Weiteres unklar. Nähere Informationen dazu findet man auf der offiziellen Website des Autors.

    ________________________________________________________________

    Bibliographie:

    • (Martin Millar)
    • 1987: Milk, Sulphate and Alby Starvation – Milch, Speed und Alby Starvation
    • 1988: Lux the Poet
    • 1989: Ruby & The Stone Age Diet
    • 1992: The Good Fairies of New York – Die Elfen von New York
    • 1994: Dreams of Sex and Stage Diving – Träume, Sex und Stage Diving
    • 1998: Love and Peace with Melody Paradise
    • 1998: The Collected Martin Millar
    • 1999: Lux and Alby Sign on and Save the Universe
    • 1994: Tank Girl
    • 2001: Emma
    • 2002: Suzy, Led Zeppelin and Me
    • 2007: Lonely Werewolf Girl – Kalix. Werwölfin von London
    • 2010: Curse of the Wolf Girl/Queen Vex – Kalix. Fluch der Werwölfe

     

    • (Martin Scott)
    • 1999: Thraxas – Der Drachentöter
    • 1999: Thraxas and the Warrior Monks – Das Zaubergift
    • 1999: Thraxas at the Races – Das Wagenrennen
    • 2000: Thraxas and the Elvish Isles – Die Reise zu den Elfeninseln
    • 2001: Thraxas and the Sorcerers – Der Konvent der Zauberer
    • 2002: Thraxas and the Dance of Death – Der grüne Stein
    • 2003: Thraxas at War – Orks ante Portas
    • 2005: Thraxas Under Siege – Sturm und Drang

     

    Links:
    Interview mit Martin Millar im The Telegraph
    www.martinmillar.com

    Adolf, Alter Sack und Blaubär: das Œuvre des deutschen Comiczeichners und Romanautors Walter Moers (* 1957 in Mönchengladbach) zeichnet sich durch Provokation, Skurrilität und seinen mal derben, mal feinen Humor aus. Nachdem sich Moers mit dem Blaubär’schen Seemannsgarn in die Herzen vieler Kinder gesponnen hatte, liegt der Trugschluss nahe, auch den Rest seines Werkes in der Reihe der Kinder- und Jugendbücher zu verorten. Während die Comics oft einwandfreie Hinweise liefern, dass diese sich eher an erwachsene Leser richten – man beachte die subtile Titelgebung wie z.B. Das kleine Arschloch oder Feuchte Träume –, ist die Einordnung seiner Romane geschätzter Diskussionsgegenstand.

    Der Blick in einen beliebigen Moers’schen Fantasyroman offenbart opulente, groteske Illustrationen und typographische Spielereien, welche der düster-skurrilen Komik, den wunderlichen Kreaturen und den stattlichen Helden ein Gesicht verleihen. Doch ungeachtet aller Düsternis und martialischen Brutalität, die durchaus eine gewichtige Facette der Romane sind, lassen sich die Bücher oftmals in den Jugendbuchregalen der Buchhandlungen finden. Welcher Erwachsene will schließlich die Abenteuer eines behäbigen, blauen Bären lesen, der im Fernsehen jahrelang norddeutsch-seemännische Kauzigkeit verkörperte und professionelles Lügenerzählen als Berufung ansieht?

    Seit 1999 kann der Leser gleich dreizehneinhalb Leben dieses Bären studieren. Mit Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär legte Moers den immerhin knapp 700 Seiten schweren Grundstein für seine Geschichten, deren Schauplatz der bunte, abenteuerliche und leider fiktive Kontinent Zamonien ist. Der Roman unterhält, ungeachtet der mit Kindersendungen assoziierten Titelfigur, neben Kindern besonders den jugendlichen und erwachsenen Leser. Zahlreiche intertextuelle, oft verschlüsselte Anspielungen auf Klassiker der Fantasy-, Abenteuer- oder der Science-Fiction-Literatur, Sprachspielereien und bildmotivische Zitate werden bereits in diesem Werk zum Markenzeichen und definieren die Zielgruppe der Moers’schen Arbeit neu.

    Ein Jahr später folgte mit Ensel und Krete das zweite Werk, welches auf dem Kontinent Zamonien spielt. Der schon im Blaubär erschienene Hildegunst von Mythenmetz führt durch dieses mit dem Märchengenre spielende Büchlein und wird zum roten Faden, der sich durch die zamonische Dichtung zieht.

    In Rumo & Die Wunder im Dunkeln (2003) färbt sich dieser Faden silbern, und Moers erweitert sein Geschichteninventar um eine Mischung aus Romanze, wolpertingerschen Coming-of-Age-Groteske und klassischer Helden-Queste, alles durchsetzt mit einer ordentlichen Portion Brutalität. Befreiend und – im wörtlichen Sinne – irre komisch ist dann der moers’schen Humor, der gekonnt den Bogen zwischen Komik und Tragik spannt und zum (roman-)verbindenden Element wird.

    Dass Moers sich der gepflegten Skurrilität verschrieben hat, beweist auch Die Stadt der Träumenden Bücher, welche schon ein Jahr später erschien. Deutlich sind die Einflüsse der Horror- und Schauerliteratur, und wieder zitiert Moers inhaltlich sowie stilistisch zahlreiche literarische Vorbilder. Während das Enträtseln der Buchlinganagramme zum Volkssport unter geneigten Phantastikfreunden wurde, nahm Moers für diesen Roman zwei Literaturpreise entgegen und erlangte mit seiner „Übersetzung aus dem Zamonischen“ auch großen kommerziellen Erfolg.

    Der fünfte Zamonien-Roman, Der Schrecksenmeister, erschien 2007 und ist die bisher umfangreichste intertextuelle Anspielung Moers’: der Roman kommt als Interpretation und Umgestaltung von Gottfried Kellers Novelle Spiegel, das Kätzchen daher und stammt in der Fiktion, wie Die Stadt der Träumenden Bücher, ursprünglich aus der von Klauen gehaltenen Feder von Hildegunst von Mythenmetz.

    Das beinah vollständige Zurücknehmen des Autors ist ein weiteres Markenzeichen von Moers geworden. Dies hat zum Teil pragmatische Gründe – mit der Hitler-Satire Adolf hat sich Moers eine bedauernswert große Menge an Feinden geschaffen –, ist jedoch auch ein signifikantes Alleinstellungsmerkmal des Autors in der phantastisch-deutschen Literaturszene, die zum Großteil von Inszenesetzung und Vermarktung des Konterfei, des Namens und der Lebensgeschichte eines Autors geprägt ist. Auch am literatur-akademischen Diskurs in der Öffentlichkeit ist Moers nicht beteiligt – doch auch ohne großangelegte Selbstdarstellung ist der Leser über jeden Zweifel an Moers’ Belesenheit erhaben. Das leichtfüßige Spiel mit Literaturgenres und die Vielfalt an intertextuellen Kunststücken mit Anleihen aus Trivial- und Klassikerliteratur gleichermaßen zeigen, dass nicht intellektuelle Gespreiztheit, sondern einfach ein gutes Buch vonnöten ist, um zum Drei-und Vierfachlesen anzuregen.

    Walter Moers ist also der deutsche Fantasyautor ohne Gesicht; ganz anders verhält es sich da mit seinem Alter-Ego, Hildegunst von Mythenmetz. Der dinoeske, zamonische Bestsellerautor liebt das Rampenlicht und die Selbstinszenierung, das intellektuelle Rittertum und den Applaus des rasenden Publikums. Und deshalb begegnen sie sich letztlich doch, das Feuilleton und Walter Moers: irgendjemand muss schließlich die arrogante Echse im öffentlichen Disput um Plagiat und Ausschweifungen in die Schranken weisen. Und spätestens hier zeigt Moers ganz elegant, dass die Ironie seiner Werke weit über die letzte Seite hinausgeht.

    Links:

    http://www.zamonien.de/ (Website des Eichbornverlages)
    http://www.mythenmetz.de/ (Website des zamonischen Dichterfürsten)
    http://www.nachtschule.de/dimensionsloch.html (Website der Nachtschule von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller)

    Bibliographie (Phantastische Romane):

    • 1999: Die 13½ Leben des Käptn’ Blaubär
    • 2000: Ensel und Krete
    • 2001: Wilde Reise durch die Nacht (mit Holzstichen von Gustave Doré)
    • 2003: Rumo & Die Wunder im Dunkeln
    • 2004: Die Stadt der Träumenden Bücher
    • 2007: Der Schrecksenmeister
    Erin Morgenstern
    @ Erin Morgenstern / Kelly Davidson

    Die Autorin Erin Morgenstern (ein Pseudonym; eigentlich Erin Christiansen), die 2011 ihren ersten Roman veröffentlichte, wurde am 08.07.1978 in Marshfield, Massachusetts geboren. Sie ist die Tochter einer Grundschul-Bibliothekarin. Nach ihrem Highschool Abschluss studierte sie bildende Kunst und Theater am Smith College in Northampton, wo sie im Jahr 2000 graduierte.
    Im Alter von zwölf Jahren konsumierte Erin Morgenstern zunächst Romane von Stephen King und später auch von Joanne K. Rowling. Beide Autoren haben nach eigener Aussage einen großen Einfluss auf ihren literarischen Stil genommen.

    Morgensterns Debüt-Roman, The Night Circus (Der Nachtzirkus), wurde erstmals im September 2011 bei Doubleday veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen phantastischen Roman, angesiedelt in einem fiktionalen London im späten 19. Jahrhundert. Kritiker rechneten dem Roman bereits vor der Erstveröffentlichung große Chancen für einen internationalen Erfolg aus, die bisherigen Erfolge geben ihnen Recht: die Erstauflage des Romans belief sich auf 175.000 Exemplare, der Guardian nominierte das Buch 2011 für den Guardian First Book Award, die Buchrechte wurden bereits in 30 Länder verkauft. Summit Entertainment sicherte sich außerdem die Filmrechte an The Night Circus. Ob und wann es eine Verfilmung tatsächlich geben wird, ist jedoch bisher unbekannt.
    Für die englischsprachige Hörbuchversion konnte der Sprecher Jim Dale gewonnen werden, der auch als Sprecher der Harry Potter-Hörbücher bekannt ist.
    Mit märchenhaften Beschreibungen webt die Autorin hier ein sehr bildhaftes Netz aus Magie, Geheimnis und einer für den Leser unaufdringlichen Romanze. Hervorzuheben sei an dieser Stelle, dass The NightThe Night Circus von Erin Morgenstern Circus zwar auch ein jugendliches Publikum anspricht, in erster Linie aber für eine erwachsene Leserschaft geschrieben wurde. Für diese ungeplant gemischte Zielgruppe gewann der Roman 2012 den Alex Award (adult books that also appeal to younger readers).
    In einem Interview mit dem School Library Journal beschreibt Morgenstern die in sich geschlossenen Kapitel des Romans als Wiederholung des Motivs der einzelnen Zirkuszelte und ihrer ebenso in sich geschlossenen Attraktionen. Bei der Aufteilung des Romans und den wechselnden Erzählperspektiven wird auch ihre Ausbildung beim Theater deutlich. Die gesamte Erzählung wirkt wie ein lebendiger Scherenschnitt, ganz in Schwarzweiß gehalten mit einem Klecks von Rot, welches die Gefahren, die unter der Oberfläche lauern, symbolisieren soll. Diese Beschreibung steht im Einklang mit der Thematik und Handlung von The Night Circus.

    Morgenstern nahm von 2003 bis 2009 an dem kreativen Schreibprojekt NaNoWriMo (National Novel Writing Month) Teil. Erste Entwürfe von The Night Circus entstanden während einer Teilnahme bei NaNoWriMo im Jahr 2005.  Die dort gefertigten Texte wurden bis zur schlussendlichen Veröffentlichung des Romans jedoch stark überarbeitet und haben nur noch grobe Gemeinsamkeiten mit dem finalen Werk. Als die angehende Autorin 2008 beinahe das ganze Jahr hindurch geschrieben hatte, begann sie sich ernsthaft als Schriftstellerin zu sehen und setzte diese Idee, nach einer letzten Teilnahme 2009, in die Tat um.

    Phantomwise: The Chariot von Erin Morgenstern
    © Erin Morgenstern

    Neben dem Schreiben ist das Malen mit Acryl ihre große Leidenschaft. Hierbei ist bis 2010 auch das von ihr entworfene Phantomwise Tarot Deck entstanden, welches auf ihrem Debüt-Roman The Night Circus (Der Nachtzirkus) basiert. Die limitierte Auflage ist derzeit vergriffen, die Autorin bemüht sich aber darum, einen Verleger für das aus 78 Karten bestehende Deck zu finden.
    Ihre Motive beschreibt Erin Morgenstern als “Wonderland-y things” – also inspiriert von den Ideen aus Alice im Wunderland (Alice in Wonderland) von Lewis Carroll. Diese Faszination spiegelt sich auch in ihren literarischen Werken wider. Außerdem zeigt sie sich begeistert bei Rotwein, Tee und Schmuck, der aus alten Schlüsseln gefertigt wurde.

    Aktuell arbeitet die Autorin an einem neuen Werk, welches sie selbst als Alice in Wonderland im Stil des Film noir beschreibt. Über den Inhalt und den Erscheinungstermin ist derzeit nichts bekannt, lediglich dass dieser Roman keinen Bezug zu The Night Circus haben wird, aber wieder phantastische Elemente beinhaltet, mit starker Verwurzelung in der realen Welt, steht soweit fest.
    In ihrem Blog veröffentlicht die Autorin zudem jeden Freitag eigene Gedichtzeilen in Zusammenarbeit mit der Fotografin Carey Farrell. Dieses Projekt flankiert unter dem Titel Flax-Golden Tales.

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    Bibliographie:

    • 2011: The Night Circus/Der Nachtzirkus

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    Links:
    www.erinmorgenstern.com
    www.phantomwise.com
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    J. Nelle Patrick ist ein Pseudonym der Autorin Jackson Pearce. Für Informationen zu dieser Autorin und der vollständigen Bibliographie besucht bitte das Hauptportrait.

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    Bibliographie:

    2014: Tsarina (Feb. 2014)

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    Jackson Pearce
    © Jackson Pearce

    Jackson Pearce ist eine US-amerikanische Jugendbuchautorin, die sich bisher auf die Neuerzählung von Märchen spezialisiert. Geboren wurde sie am 21.05.1984 in Raleigh, North Carolina. Nach dem Besuch der Brookwood High School folgte ein weiterführender Schulbesuch am Georgia College. Später schloss sie erfolgreich ein Studium in Englisch und Philosophie an der Universität von Georgia ab. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin arbeitet sie derzeit für eine Softwarefirma.
    Sie veröffentlicht inzwischen auch Bücher unter dem Pseudonym J. Nelle Patrick.

    Angespornt durch die Tatsache, dass die Schulbibliothekarin der späteren Autorin keine Bücher empfehlen konnte, in denen schlagfertige junge Frauen kombiniert mit Magie und Tieren vorkamen, beschloss sie im Alter von zwölf Jahren, eines Tages selbst solch einen Roman zu schreiben. Ihr Debüt-Roman As you wish (Drei Wünsche hast du frei) wurde 2009 bei HarperCollins veröffentlicht. Der Roman handelt von Viola, die versehentlich einen Djinn herbeiruft, der ihr drei Wünsche gewährt. Im Zweifel mit sich selbst weiß sie zunächst nicht, welche Wünsche es wert sind, ausgesprochen zu werden. Bis sie schließlich den Mut findet, ihren ersten Wunsch zu sprechen wird ihr klar, dass sie und der Djinn ineinander verliebt sind, und dass er mit der Erfüllung des dritten Wunsches für immer aus ihrer Welt – und ihrem Leben – verschwinden wird.
    Der Roman traf in der angestrebten Zielgruppe auf As you wish von Jackson Pearcegroße Begeisterung und fand, auch durch Jacksons aktives Auftreten in modernen Medien wie Twitter und YouTube, eine schnelle Verbreitung. Ihre humorvollen Vlogs, die sie nicht ausschließlich, aber häufig über gelesene Bücher erstellt, machen sie für ihre Leserschaft „greifbar nah“.
    Dem Erfolg von As you wish folgte dann bereits 2010 ein weiterer Roman, Sisters Red (Blutrote Schwestern), mit dem die Autorin eine Reihe von nacherzählten Märchen begann. Sisters Red greift, wie der Name vielleicht schon vermuten lässt, das Märchen von Rotkäppchen auf. Das Märchen von Hänsel und Gretel wird im zweiten Band der Reihe, Sweetly, zur Basis für einen Roman.
    Weitere Bücher dieser Reihe sind die Romane Fathomless und Cold Spell, bei denen es sich um eine Nacherzählung der Märchen Die kleine Meerjungfrau und Die Schneekönigin von Hans-Christian Andersen handelt. Diese Bücher sind jeweils in sich abgeschlossen und haben nur sehr wenige, vernachlässigbare Verbindungen zueinander.

    Jackson Pearce lebt in Atlanta, Georgia wo sie nebenher Highschool-Schüler für eine Art Marschkapelle (Colorguard & Winterguard) trainiert. Die Zusammenarbeit mit Jugendlichen beschreibt sie als beste Gelegenheit zu sehen, was Teenager lesen wollen, was diese interessiert und bewegt. Einige Charaktere ihrer Bücher wurden durch Pearce’ Arbeit mit diesen Schülern inspiriert und werden in ihren Büchern manchmal zu Namensgebern verschiedener Charaktere darin.

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    Bibliographie:

    • 2009: As You Wish/Drei Wünsche hast du frei
    • 2012: Purity
    •  

    • Fairy Tale Retelling
      2010: Sisters Red/Blutrote Schwestern
      2011: Sweetly
      2012: Fathomless
      2013: Cold Spell (Nov. 2013)
    •  

    • The Doublecross Books
      2015: The Doublecross Book 1
      2016: The Doublecross Book 2
    •  

    • Als J. Nelle Patrick:
      2014: Tsarina

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    Links:
    Blog der Autorin
    YouTube Channel
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    Philip Pullman
    © unknown

    Philip Pullman wurde am 19. Oktober 1946 unter dem Namen Philip Nicholas Outram in Norwich geboren, wo er die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte. Nach dem Tod seines Vaters (1953), eines Kampfpiloten der britischen Luftwaffe, zog die Familie nach Rhodesien (heutiges Simbabwe).
    Pullmans Stiefvater – er heiratete die Mutter 1955 – diente ebenfalls als Kampfpilot. Die Familie verbrachte 18 Monate in Rhodesien und zog dann schließlich wieder nach Großbritannien, Nordwales. Sie verbrachten außerdem einige Zeit in London und Australien.

    Eine wichtige Rolle im Leben Pullmans spielte sein Großvater. Der Priester einer anglikanischen Kirche war für Philip Pullman ein “Meister im Erzählen von Geschichten” und prägte so die Kindheit des heutigen Autors maßgeblich mit. Neben den Geschichten seines Großvaters interessierte sich Pullman für Comics, darunter vor allem Superman und Batman.
    Heute ist Pullman ein Unterstützer der atheistischen Vereinigung British Humanist Association.

    Als Jugendlicher schrieb er selbst Sonette und begann 1963 sein Studium in Anglistik am Exeter College in Oxford. Während dieser Zeit las er Der Herr der Ringe und lernte den Autor J.R.R. Tolkien schließlich sogar persönlich kennen.
    1968 machte er seinen Bachelor. Im Alter von 25 Jahren wurde er als Lehrer an verschiedenen Mittelschulen tätig. 1986 wechselte er an das Westminster College in Oxford, wo er die nächsten 8 Jahre als Literaturdozent verbrachte.

    The Firework-Makers Daughter von Philip PullmanWährend seine kritische Meinung zum modernen Bildungswesen nie größeres Interesse hervorrief, feierten seine Bücher regelmäßig Erfolge. Obwohl der Großteil davon an Kinder und Jugendliche gerichtet ist, ziehen sie auch immer wieder Erwachsene in ihren Bann. Für seine Werke erhielt er verschiedene Auszeichnungen, darunter 1995 die Carnegie Medal für seine wohl bekannteste Buchreihe: His Dark Materials. Für The Firework Maker’s Daughter (Lila lässt die Funken fliegen) wurde er 1996 mit dem Nestlé Smarties Book Prize ausgezeichnet. Für The Amber Spyglass (Das Bernstein-Teleskop) erhielt er im Jahre 2000 sogar den Whitebread Book of the Year Award. Dieser Preis wurde erstmals in seiner Geschichte an ein Jugendbuch vergeben. Weitere Auszeichnungen waren 2002 der Eleanor Farieon Award for children’s literature, ebenfalls 2002 der Preis der Jury der jungen Leser, der Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis 2005 und 2006 der Phoenix Award Honor Book für sein Buch The Shadow in the North (Der Schatten im Norden).

    Sein Debüt als Kinderbuchautor gab er 1982 mit dem Kinderbuch Count Karlstein/ The Ride of the Demon Huntsman (Graf Karlstein). Eine kurze Geschichte über die Waisenkinder Lucy und Charlotte, deren Onkel, Graf Karlstein, die beiden Mädchen dem Dämon Samiel opfern will. Große Bekanntheit gewann Pullman mit diesem Buch jedoch nicht. Dies gelang ihm erst 1995 mit dem Auftaktband The Golden Compass/ Northern Lights (Der goldene Kompass) aus der Trilogie His Dark Materials (den Reihentitel entnahm er John Miltons Paradise Lost, einer großen Inspirationsquelle für Pullman). Die beiden Folgebände The Subtle Knife (Das magische Messer) und The Amber Spyglass (Das Bernstein-Teleskop) knüpften an den Erfolg von The Golden Compass an und brachten Pullman die zuvor erwähnten Auszeichnungen ein.

    The Golden Compass von Philip PullmanHis Dark Materials spielt in einem Multiversum und die Protagonisten wechseln häufig von der einen in die andere Welt. Wichtigste Charaktere dabei sind Lyra und Will. Lyra, ein Mädchen aus einer Parallelwelt, die dem viktorianischen Zeitalter zugeordnet werden kann, lebt in einer Gesellschaft, welche die Reformation nie erlebt hat und entsprechend stark von der Kirche dominiert wird. Später lernt der Leser Will kennen, der aus unserer Welt stammt und mit Lyra in einer dritten Welt zusammentrifft. Hexen, Geister, Engel, ja selbst Gott geben sich in His Dark Materials die Ehre in einer ungewöhnlichen Geschichte über das Erwachsenwerden und die damit einhergehende Verantwortung. Pullman vermischt dabei eine phantastische Realität mit der Wirklichkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse, Schamanismus und Religion. Er hat hier bewusst einen Gegenentwurf zu C.S. Lewis’ stark christlich geprägtem Werk Die Chroniken von Narnia geschaffen. Die anti-klerikale Haltung von His Dark Materials wurde dementsprechend von verschiedenen katholischen Gruppen in den USA scharf kritisiert, einige Passagen in der US-Ausgabe von The Amber Spyglass mussten wegen ihres sexuellen Inhalts zensiert werden.

    Obwohl von den Verlagen als Kinder- und Jugendbuch deklariert, feierte die Reihe auch bei Erwachsenen enormen Erfolg. Dies ist nicht zuletzt der komplexen und kritisch beleuchteten Thematik zuzurechnen, die in ihrer Tiefe Kinder noch überfordern dürfte.

    Mit über 15 Mio. verkauften Exemplaren und einer Verfilmung von The Golden Compass zählt die Buchreihe inzwischen zu einem der bekanntesten und wohl auch kontroversesten Werke der letzte Jahren. Der Reihe folgten zwei zusätzliche Bücher:  Lyra’s Oxford und Once Upon a Time in the North.

    Zur Zeit schreibt Pullman an seinem, wie er sagt, bisher wichtigsten Werk: Book of Dust.

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    Bibliografie:

    • 1972: The Haunted Storm
    • 1976: Galatea
    • 1982: Count Karlstein/ Graf Karlstein
    • 1985:  The Ruby in the Smoke/ Der Rubin im Rauch (Sally Lockhart)
    • 1986: The Shadow in the North/ The Shadow in the Plate/ Der Schatten im Norden (Sally Lockhart)
    • 1987: How to be Cool
    • 1989: Spring-Heeled Jack
    • 1990: The Broken Bridge
    • 1991: The Tiger in the Well/ Der Tiger im Brunnen (Sally Lockhart)
    • 1992: The White Mercedes
    • 1993: The Wonderful Story of Aladdin and the Enchanted Lamp
    • 1994: The Tin Princess/ Das Banner des roten Adlers (Sally Lockhart)
    • 1994: Thunderbolt’s Waxwork (The New-Cut Gang)
    • 1995: Clockwork, or, All Wound Up/ Das eiserne Herz
    • 1995: The Firework-Maker’s Daughter/ Lila lässt die Funken fliegen
    • 1995: The Gasfitter’s Ball (The New-Cut Gang)
    • 1995: Northern Lights/ The Golden Compass (US)/ Der Goldene Kompass (His Dark Materials)
    • 1997: The Subtle Knife/ Das Magische Messer (His Dark Materials)
    • 1998: Mossycoat
    • 1998: The Butterfly Tattoo (re-issue of The White Mercedes)
    • 1999: I was a Rat! or The Scarlet Slippers
    • 2000: Puss in Boots: The Adventures of That Most Enterprising Feline
    • 2000: The Amber Spyglass/ Das Bernsteinteleskop (His Dark Materials)
    • 2003: Lyra’s Oxford (Begleitbuch zu His Dark Materials)
    • 2004: The Scarecrow and his Servant/ Ich war eine Ratte
    • 2008: Once Upon a Time in the North (Begeleitbuch zu His Dark Materials)
    • 2010: The Good Man Jesus and the Scoundrel Christ/ Der gute Herr Jesus und der Schurke Christus
    • The Book of Dust (noch kein Release-Datum)


    – Theaterstücke:

    • 1990: Frankenstein
    • 1992: Sherlock Holmes and the Limehouse Horror


    – Sachliteratur:

    • 1978: Ancient Civilisations
    • 1978: Using the Oxford Junior Dictionary


    – Comics:

    • 2008: The Adventures of John Blake
    Rick Riordan
    © Rick Riordan

    Rick Riordan (eigentlich Richard Russell Riordan) wurde am 5. Juni 1964 in San Antonio im Staat Texas geboren. Mit einem töpfernden Vater und einer Mutter, die Musikerin und Künstlerin war, wuchs er in einem sehr kreativen Umfeld auf; beide Eltern waren außerdem im Lehrerberuf tätig. Neben seinen Eltern nennt Rick Riordan Tolkiens The Lord of the Rings (Der Herr der Ringe) als prägenden Einfluss in seiner Kindheit. Er las vor allem Romane aus dem Science-Fiction- und Fantasy-Genre. Schon als Kind entwickelte er ein großes Interesse für die griechische und nordische Mythologie, später gesellte sich die Leidenschaft für Mystery-Abenteuer hinzu.

    Bis 1982 besuchte er die Alamo Heights High School und wechselte nach dem Abschluss auf die University of Texas in Austin. In den Hauptfächern belegte er Englisch und Geschichte. 1986 schloss er dieses Studium erfolgreich ab und unterrichtete in den folgenden acht Jahren an der Presidio Hill School in San Francisco. Nach der Geburt seiner beiden Söhne zog die Familie zurück nach San Antonio, wo Riordan noch einmal sechs Jahre an der St. Mary’s Hall High School unterrichtete. Bevor es zu seinem Durchbruch als Autor kam, wurde er 2002 bereits ausgezeichnet: als Lehrer mit dem Master Teacher Award.
    Während dieser Zeit wurde er außerdem als Herausgeber für die Schulzeitung tätig und für eine Untergrundzeitung, in der er sich hauptsächlich über das wenig erfolgreiche Footballteam seiner Schule lustig machte. Als Folge daraus fand er seinen Wagen wenig später von besagtem Footballteam mit Eiern beworfen vor, was er bis heute mit Humor sieht.

    Während seines Studiums jobbte Riordan für drei Jahre in einem Sommercamp. Hier entstand die Idee für seine Buchreihe Percy Jackson & The Olympians, die ihm 2005 zum internationalen Durchbruch als Autor verhelfen sollte. Während das Sommercamp die inhaltliche Inspiration lieferte, orientieren sich die Charaktere zum Teil an Riordans Söhnen Haley und Patrick.
    Percy Jackson – The Lightning ThiefDie Romane dieser Serie schildern die Abenteuer des zu Beginn zwölf Jahre alten Percy Jackson, der herausfinden muss, dass er der jüngste Sohn eines olympischen Gottes ist. Die Jugendromane vermischen altgriechische Mythologie mit unserer modernen Gegenwart und weisen im Bezug auf den inhaltlichen Aufbau einige Parallelen zur Harry Potter-Serie von Joanne K. Rowling auf. So wechselt Percy in den Romanen stets zwischen Schulaufenthalt und Sommercamp hin und her. Im direkten Vergleich sind die Unterschiede jedoch größer als die Gemeinsamkeiten dieser beiden Buchserien. Ein umfassender Vergleich dazu ist auch hier zu finden.
    Die Buchreihe erlangte schnell Bekanntheit und wurde zum internationalen Erfolg. 2010, ein Jahr nach Erscheinen des letzten Buchs The Last Olympian (Die letzte Göttin), folgte dann die Verfilmung des ersten Bandes Percy Jackson & The Lightning Thief (Diebe im Olymp).

    Big Red Tequila (Tres Navarre #1) von Rick RiordanEine völlig anders geartete Buchreihe aus der Feder Riordans ist die mehrfach ausgezeichnete Serie Tres Navarre, die sich an erwachsene Leser richtet und sich als Mystery-Krimi-Serie präsentiert. Actionreich erzählt sie von dem ungewöhnlich talentierten texanischen Privatdetektiv Jackson “Tres” Navarre, der den Mörder seines Vaters sucht. Der erste Roman dieser sechsteiligen Buchreihe, Big Red Tequila, erschien bereits 1997 – acht Jahre vor dem ersten Percy-Jackson-Roman. Eine deutsche Übersetzung liegt bisher nicht vor.

    The Red Pyramid (Kane Chronicles #1) von Rick RiordanZeitgleich zu dem Sequel zur Percy Jackson-Reihe The Heroes of Olympus, welche sich zwischen Römischer und Griechischer Mythologie bewegt, entstand auch die Buchreihe The Kane Chronicles (Die Kane-Chroniken), in der sich Riordan diesmal der ägyptischen Mythologie widmet. Nachdem diese beiden Reihen ebenfalls abgeschlossen sind, ist nun eine noch unbenannte Reihe in Planung, die sich mit den nordischen Göttern befassen wird.
    Da Rick Riordan ein sehr fleißiger Autor ist, werden wir wohl noch viel Lesestoff von ihm bekommen und dabei vermutlich auch noch viele alte Götterkulturen besuchen.

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    Bibliographie:

    Tres Navarre
    1997: Big Red Tequila
    1998: Widower’s Two-Step
    2000: The Last King of Texas
    2001: The Devil Went Down to Austin
    2004: Southtown
    2005: Mission Road
    2007: Rebel Island

    Percy Jackson
    2005: The Lighting Thief/ Diebe im Olymp
    2006: The Sea of Monsters/ Im Bann des Zyklopen
    2007: The Titan’s Curse/ Der Fluch des Titanen
    2008: The Battle of the Labyrinth/ Die Schlacht um das Labyrinth
    2009: The Last Olympian/ Die letzte Göttin
    2010: The Ultimate Guide
    2010: The Lightning Thief (Comic)
    2013: The Sea of Monsters (Comic)

    The Heroes of Olympus
    2010: The Lost Hero / Der verschwundene Halbgott
    2011: The Son of Neptune / Der Sohn des Neptun
    2012: The Demigod Diaries
    2012: The Mark of Athena / Das Zeichen der Athene
    2013: The House of Hades
    2014: The Blood of Olympus

    The Kane Chronicles/ Die Kane-Chroniken
    2010: The Red Pyramid / Die rote Pyramide
    2011: The Throne of Fire / Der Feuerthron
    2012: The Serpent’s Shadow / Der Schatten der Schlange
    2012: The Kane Chronicles Survival Guide
    2012: The Red Pyramid (Comic)

    Einzelromane:
    2004: Cold Springs
    2013: Son of Sobeck (Crossover der Percy Jackson & Kane Chronicles)
    2014: The Staff of Serapis (Crossover der Percy Jackson & Kane Chronicles)

    The 39 Clues (Kinderbuchreihe):
    2008: The Maze of Bones / Die Katakomben von Paris
    2010: The Black Book of Buried Secrets (Einführung)
    2011: Vespers Rising


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    http://www.patrickrothfuss.com
    © Patrick Rothfuss

    Patrick Rothfuss wurde am 06. Juni 1973 in Madison, Wisconsin geboren. Er begann sein Studium an der Universität von Wisconsin-Stevens Point 1991 und schloss es acht Jahre später, um einer Exmatrikulation zu entgehen, mit einem Bachelor im Fach Englisch ab. Während dieser Zeit verfolgte er zunächst Pläne, Chemotechniker zu werden, wechselte dann jedoch in die klinische Psychologie. Auch das lag ihm nicht und so brach er den Studiengang wieder ab. Unsicher, welchen Weg er einschlagen sollte und bis dahin auch ohne ein Talent an sich entdeckt zu haben, studierte er ziellos alles, was ihm interessant erschien, darunter Anthropologie, Soziologie, Geschichte, Theaterwissenschaft und Philosophie. Nebenbei arbeitete er als Radioredakteur und schrieb für die Universitätszeitung die Kolumne College Survival Guide. Da bemerkte er, dass ihm das Schreiben lag, und er fing an, seinen ersten Roman The Song of Flame and Thunder zu schreiben. Zwei Monate vor seinem College-Abschluss vollendete er nach sieben Jahren dieses umfangreiche Werk, welches sich um das Leben eines Mannes mit Namen Kvothe drehte.

    Im Anschluss an seinen Abschluss an der Stevens Point setzte er sein Studium an der Washington State University fort. Schon zwei Jahre später kehrte er jedoch nach Steven Points zurück und trat dort eine Stelle als Dozent an. Seither lebt er wieder in Wisconsin und unterrichtet Studenten im Fach Englisch.

    The Name of the Wind von Patrick RothfussWährend der zwei Jahre in Washington legte Patrick Rothfuss sein Manuskript verschiedenen Verlagen vor, erhielt jedoch nur Ablehnungen.
    Schließlich reichte er einen Auszug seines (als Kurzgeschichte getarnten) Manuskripts beim Writers of the Future Contest ein. The Road to Levinshire gewann den ersten Preis, wurde sodann im 18. Sammelband abgedruckt und brachte Patrick Rothfuss geradewegs zum Autoren-Workshop nach Los Angeles. Dort traf er auf Kevin Anderson, der ihn mit seinem aktuellen Agenten Mat Bialer bekannt machte. Dieser wiederum brachte Patrick mit Betsy Wollheim, Geschäftsführerin von Daw Books, in Kontakt. Der Rest ist Geschichte. Das Buch The Song of Flame and Thunder wurde umbenannt in The Kingkiller Chronicle (Die Königs-Mörder Chronik) und dreigeteilt in The Name of the Wind (Der Name des Windes), The Wise Man’s Fear (Die Furcht des Weisen, in Deutschland gesplittet in 2 Teile) und den noch unveröffentlichten Teil The Doors of Stone.
    The Name of the Wind erschien 2007 im Buchhandel, The Wise Man’s Fear folgte 2011 mit 3 Jahren Verspätung.

    The Name of the Wind wurde mehrfach als bestes Buch des Jahres ausgezeichnet und gewann unter anderem den Quill Award und den Publishers Weekly Award. 2009 erhielt Der Name des Windes den Deutschen Phantastik Preis als bester internationaler Roman.
    Der Erfolg dieser Buchreihe beruht sicherlich auch auf dem außergewöhnlich starken Gefühl des Autors für den Umgang mit Sprache und Erzähltradition.

    Wie so oft in der Fantasywelt wurde auch The Name of the Wind mit Tolkiens Herr der Ringe verglichen und erhielt von Denis Scheck in der Sendung Druckfrisch das Urteil “die überzeugendste Fantasy seit Tolkien”. Ein Vergleich, der inzwischen zum Standardrepertoire der Reaktionen auf neue, große Fantasywerke gehört. Er kann nur dann zutreffen, wenn es darum geht, die Originalität, qualitative Arbeit und potentielle Wirkung von Rothfuss‘ Erstling hervorzuheben, denn die beiden Autoren haben einen völlig unterschiedlichen Schreibstil und auch ihre Fantasywelten unterscheiden sich stark voneinander.

    Fans von Rothfuss kann nur dringend empfohlen werden, auch den Blog des Autors zu verfolgen. Hier finden sich immer wieder unterhaltsame und satirische Kolumnen des Autors, die sich nicht immer ausschließlich um seine Romane drehen.

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    Bibliografie:

    The Kingkiller Chronicle/ Die Königsmörder-Chronik

    • 2007: The Name of the Wind/ Der Name des Windes
    • 2011: The Wise Man’s Fear/ Die Furcht des Weisen
    • The Doors of Stone (in Planung)

     
    Sonstige

    • 2010: The Adventure of the Princess and Mr. Whiffle: The Thing Beneath the Bed
    • 2013: The Adventures of the Princess and Mr. Whiffle: The Dark of Deep Below (voraussichtlich Oktober/November 2013)
    • 2013: How Old Holly Came To Be (A Four Corners Story) – Erschienen in der Anthologie “Unfettered”

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    Links:

    Offizielle Website des Autors:
    www.patrickrothfuss.com

    Interviews:
    Jo Walton/ Tor Community – A different sort of Interview
    P.R. bei Phantastik-Couch – www.phantastik-couch.de

    Joanne K. Rowling
    © J.P. Masclet, www.carlsen-harrypotter.de

    Joanne K. Rowling, (* 31. Juli 1965 in Yate, South Gloucestershire, England) ist eine britische Schriftstellerin.
    Bekannt geworden mit ihren Fantasyromanen um den jungen Zauberschüler Harry Potter, ist sie die erste Autorin weltweit, die eine Milliarde US-Dollar mit ihren Büchern erwirtschaftete.

    Die Initiale “K.” steht für Kathleen, den Namen ihrer Großmutter. Aus Marketinggründen empfahl man Joanne Rowling einen Mittelnamen anzugeben, damit man ihre Bücher mit einem geschlechtsneutralen “J.K. Rowling” verkaufen konnte. Man befürchtete, dass eine offensichtlich weibliche Autorin bei den Jungen abschreckend wirkt und die Bücher als “Mädchen”-Bücher von den männlichen Lesern ignoriert würden.

    Schon als Kind las Joanne Rowling leidenschaftlich gerne, was von ihrer Mutter gerne und oft gefördert wurde. Früh zeigte sich auch der Wunsch Schriftstellerin zu werden: bereits im jungen Alter von ca. sechs Jahren erfand Rowling ihre ersten Geschichten über ein an Masern erkranktes Kaninchen. Sie erzählte ihre Geschichten ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Diane.
    Im Jahr 1974 zog die Familie von Winterbourne ins walisische Tutshill nahe Chepstrow, wo die Töchter auf die Wyedan-Gesamtschule gingen.

    Nach ihrem Schulabschluss 1983 besuchte Joanne Rowling bis zu ihrem Abschluss 1989 die University of Exeter. Dort studierte sie französische Sprache  und belegte einen Kurs für Klassische Altertumswissenschaft.
    Sie arbeitete ein Jahr lang als Englischlehrerin in Paris, übte verschiedene Bürojobs aus und zog dann mit ihrem damaligen Lebensgefährten nach Manchester. In dieser Zeit entstanden zwei Romane, die jedoch nie veröffentlicht wurden und letztlich den Weg in den Papierkorb fanden.

    Harry Potter and the Philosopher's Stone von Joanne K. RowlingIm Jahr 1990 machte sich Rowling mit dem Zug auf den Weg von Manchester nach London. Während der Fahrt kam ihr die Idee für die heute weltweit bekannte Buchreihe um Harry Potter und seine Erlebnisse in Hogwarts. Im selben Jahr starb Rowlings Mutter im Alter von 45 Jahren an Multipler Sklerose, ein Jahr danach reiste Joanne nach Portugal, um dort an der Encounter English School in Porto als Lehrerin zu arbeiten. Währenddessen schrieb sie die ersten Kapitel zu Harry Potter and the Philosopher’s Stone.

    Vielen wird die für sich schon nahezu märchenhafte Geschichte bekannt sein, die bald darauf ihren Lauf nahm: die mittellose, von Sozialhilfe lebende Mutter,  die durch eine Verkettung von kleinen Zufällen praktisch über Nacht zur Millionärin und inzwischen einflussreichsten Frau Großbritanniens wurde. 2010 schätzte das Forbes Magazine ihr Vermögen auf mittlerweile eine Milliarde englische Pfund. Für alle, die diesen abenteuerlichen Werdegang noch nicht gehört haben, wollen wir hier noch einmal etwas weiter ausholen:

    Es gibt eine nahezu ellenlange Ansammlung von Informationen zu J.K. Rowlings Werdegang. An dieser Stelle seien die privaten Entwicklungen weitestgehend übersprungen und der Anfang nach Edinburgh ins Jahr 1996 verlegt – wo eine verarmte allein erziehende Mutter, aus einem nicht so schrecklich angesehenen Teil des westlichen Englands, ein selbst getipptes Manuskript über einen verwaisten Zauberlehrling namens Harry Potter an einen Londoner Literaturagenten schickte, welches sie größtenteils in einem kleinen Café Edinburghs geschrieben hatte. Soviel zu Schachtelsätzen, doch wie will man so etwas in kleinen Häppchen servieren?
    Besagter Agent, Christopher Little, interessierte sich jedenfalls nicht im Geringsten für Kinderliteratur und verbannte Harry Potter auf den wankenden Stapel abgelehnter Manuskripte. Dort verharrte es, bis es zum finalen Gnadenstoß in die Hände von Bryony Evans fiel, deren Aufgabe es war die unzähligen Ablehnungsschreiben der Agentur zu verfassen. In einer freien Minute fischte ebenjene Bryony Evans das in einen auffälligen schwarzen Beutel gepackte Manuskript aus dem Stapel heraus und machte sich an die Lektüre. Gefesselt von dem, was sie dort las, legte sie das Manuskript einer Lektorin der Agentur vor mit der Bitte um eine zweite Meinung. Das Fieber sprang auch auf diese über und gemeinsam überzeugten die beiden Damen ihren Chef davon, selbst doch noch einen Blick in das Manuskript zu werfen. Christopher Little gab schließlich nach, nahm Rowling unter Vertrag und gab sich alle Mühe, die Werbetrommel zu rühren. Zwölf führende Verlagshäuser Londons (darunter Harper Collins, Transworld, Penguin) verschmähten das Manuskript jedoch und bereuen es vermutlich noch heute.
    Erst ungefähr ein Jahr später fand das literarische Fundstück schließlich seinen Weg zu Bloomsbury. Der erst kürzlich ernannte neue Chef der Kinderbuchabteilung sah eine Chance, sein Kinderbuchsegment innerhalb des Verlagsprogramms zu stärken und machte der in Geldnöten steckenden Autorin ein Angebot. Sie erhielt eine bescheidene Vorauszahlung von gerade einmal 1.500 Pfund und den Hinweis: “Jo, mit Kinderbüchern werden Sie nie auf einen grünen Zweig kommen.”

    Der schicksalhafte Weg des Manuskripts von der nahezu aschenputtelgleichen Autorin, über die Beinahe-Versenkung, bis hin zum ersten gedruckten Buch, bot jedoch einen idealen Nährboden für eine ausgeklügelte, persönlich wirkende Marketingmaschinerie, die wohl noch heute ihresgleichen sucht (und von manchen vehement geleugnet wird). Eine niedrige Auflage von 500 Exemplaren des ersten Buches sorgte für mehr Nachfrage als Bücher vorhanden waren, die Neugier sorgte dafür, dass jeder ein Buch haben wollte, das so gefragt war, und schon geriet die zunächst ungeplante Maschinerie ins Rollen. Neuauflagen mussten her, erste Erfolgsgerüchte erreichten das Ausland und der US-Verlag Scholastic erwarb die Rechte an Rowlings Erstlingswerk für 100.000 Dollar. Rowling erhielt Vertragsgemäß 80% des Betrags und wurde schlagartig als Autorin bekannt, deren Erstlingswerk im Kinderbuchsegment mit einer sechsstelligen Summe vergütet worden war. Die Neugier von noch mehr Betrachtern richtete sich auf die Autorin und ihr Buch, Übersetzungen wurden angefertigt und die Eroberung der Welt nahm ihren Lauf. Aschenputtel wurde zur Königin – der Traum aller disneygeprägten Mädchen ging in Erfüllung.

    Im Jahr 2000 erwarb Time Warner sämtliche Vermarktungsrechte inklusive der Filmrechte. Rowling behielt die Verlagsrechte und ein Mitspracherecht bei den Filmen. Diesem Mitspracherecht verdanken wir, dass Harry Potter kein Trickfilm wurde und nur britische Darsteller den Weg auf die Leinwand gehen durften. Auch die Filme selbst schreiben wieder eine eigene Geschichte, zum Beispiel darum, wie Daniel Radcliffe als ahnungsloser kleiner Kinobesucher, eines Abends von J.K. Rowling im Saal entdeckt wurde.

    Als Rowling ihre Arbeit am siebten und letzten Band in einem Hotel in Edinburgh beendete, schrieb sie auf eine Marmorbüste des Hotelzimmers: “JK Rowling finished writing Harry Potter and the Deathly Hallows in this room (652) on 11th Jan 2007

    Der geneigte Leser wird vielleicht schon gemerkt haben,  dass es nahezu unmöglich ist, Harry Potter, J.K. Rowling und eine Schar liebreizender  Zufälle und persönlicher Anekdoten voneinander zu trennen. Keine andere Buchreihe hat je einen derart großen Informations- und Marketingfluss erlebt. Das Phänomen Harry Potter ist die lebendig gewordene Geschichte einer Geschichte geworden.
    Das Werk erhielt mehrere Auszeichnungen, verkaufte sich mehr als 400 Millionen Mal, beherrschte die Bestsellerlisten über weite Strecken, wurde von der Kirche als Ketzerei bezeichnet, veranlasste Eltern mit den ersten toten Romanfiguren auf die Barrikaden zu gehen, wuchs mit seinen weltweiten Lesern heran, begeisterte Kinder wie auch Erwachsene, war für sicherlich viele Leser das Tor ins Fantasy-Genre und wurde in acht Teilen verfilmt. Etliches mehr könnte man über die Wellen erzählen, die J.K. Rowling und Harry Potter geschlagen haben.

    Rowlings größtes schriftstellerisches Talent liegt sicherlich im Gespür für Orte  und den lebendigen Schilderungen derselben, ebenso wie in ihren fantasievollen und detailreichen Kreationen, auch wenn das Klischee des Waisenjungen, der zum Helden wird, manchen reichlich abgegriffen scheint. Skurrile Ideen, die ebenso humorvoll wie manchmal auch unheimlich sind, fesseln den Leser dennoch an die Harry Potter Bücher. Sie lassen ihn lachen, weinen und sich wundern, wie man auf solche Ideen kommt.
    Eben jene Fantasie leidet leider in den späteren Bänden unter dem zunehmend erwachsen werdenden Tenor der Bücher. Die Umgebung und Magie weichen spätestens ab Band vier dem Voranschreiten der immer düsterer werdenden Story, das sonst so liebevolle Worldbuilding verliert immer mehr an Gewicht. Kurz: die Magie der Bücher erlischt ein wenig und lässt einen wehmütig an die ersten Bände zurück denken, die trotz ihrer verhältnismäßig wenigen Seiten so viel mehr zu verzaubern verstanden. Eine durchgehend bleibende Stärke dürften aber die Bande zwischen den einzelnen Charakteren sein.

    Neben Harry Potter veröffentlichte Rowling drei Bücher, die innerhalb des Potter-Universums existieren. Seither ist es vorerst ruhig um die Autorin geworden, die sich sehr stark in Wohltätigkeitsvereinen engagiert und regelmäßig an verschiedene Organisationen spendet.
    Nachdem bereits im Februar 2012 bekannt geworden war, dass ein neues Buch in Arbeit sei und bei Little, Brown erscheinen werde, blieben Titel, geplanter Erscheinungstermin und Inhalt vorerst geheim. Im April 2013 erschien dann der Roman The Cuckoo’s Calling von Autor Robert Galbraith – ein nicht phantastischer Krimi, der sich zunächst mäßig bis gut verkaufte, bis ein findiger Journalist entdeckte, dass es sich bei Robert Galbraith um ein Pseudonym von Joanne Rowling handelt. Mit The Silkworm wurde die Reihe um Privatdetektiv Cormoran Strike weiterhin unter Pseudonym fortgesetzt.

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    Bibliographie:

    • 1997: Harry Potter and the Philosopher’s Stone/ Harry Potter und der Stein der Weisen
    • 1998: Harry Potter and the Chamber of Secrets/ Harry Potter und die Kammer des Schreckens
    • 1999: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban/ Harry Potter und der Gefangene von Askaban
    • 2000: Harry Potter and the Goblet of Fire/ Harry Potter und der Feuerkelch
    • 2001: Fantastic Beasts and Where to Find Them (Ergänzungsband zur Harry Potter Serie)
    • 2001: Quidditch Through the Ages (Ergänzungsband zur Harry Potter Serie)
    • 2003: Harry Potter and the Order of the Phoenix/ Harry Potter und der Orden des Phönix
    • 2005: Harry Potter and the Half-Blood Prince/ Harry Potter und der Halbblutprinz
    • 2007: Harry Potter and the Deathly Hallows/ Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
    • 2008: The Tales of Beedle the Bard/ Die Geschichten von Beedle dem Barden (Ergänzungsband zur Harry Potter Serie)

      Einzeltitel

      2012: The Casual Vacancy/ Ein plötzlicher Todesfall

      Als Robert Galbraith

      2013: The Cuckoo’s Calling/ Der Ruf des Kuckucks
      2014: The Silkworm/ Der Seidenspinner


    Link:

    www.jkrowling.com

    Matt Ruff
    © www.bymattruff.com, Michael Hilliard

    Der US-amerikanische Schriftsteller Matt Theron Ruff wurde am 8. September 1965 in Queens, New York geboren, wo er auch aufwuchs. Er besuchte die Stuyvesant High School in Manhattan und wurde dort unter anderem von dem Memoirenschreiber Frank McCourt unterrichtet. Heute lebt er mit seiner Frau Lisa Gold in Seattle.

    1987 graduierte er an der Cornell University. Hierfür legte er seine Magisterarbeit seiner ebenfalls bekannten Professorin für Creative Writing, Alison Lurie, vor. Diese Magisterarbeit stellte gleichzeitig seinen ersten und inzwischen bekannten Roman Fool on the Hill dar. Schon hier kam es zu einem ersten Schmunzeln: Die Professoren waren sowohl beeindruckt als auch eingeschüchtert von dem Umfang der Arbeit. Im Anschluss an Matt Ruffs Abschluss änderte das Prüfungskomitee die Prüfungsordnung dahin gehend ab, dass zukünftige Abschlussarbeiten nicht mehr als 80 Seiten beinhalten durften.

    Matt Ruff legt sehr viel Wert auf die Qualität seiner Bücher, produziert lieber Klasse statt Masse und nutzt die Zeit bis zur Deadline entsprechend für jedes seiner Bücher voll aus. So nimmt er sich bewusst jeweils 4 bis 5 Jahre Zeit.
    Ein Merkmal seiner Werke sind die dynamisch agierenden, gegensätzlichen Charaktere, die ihre Wurzeln in Matt Ruffs eigener Vergangenheit haben.
    Sein Vater kam aus Detroit, seine Mutter war eine Missionarstochter aus Südamerika und so empfand er seine eigene Kindheit, im positiven Sinne, als multikulturelles Experiment mit vielen fliegenden Fetzen und wenig idyllischer Ruhe. Mit seinem Vater, eher ruhig und zurückhaltend, und seiner Mutter, einem regelrechten Wirbelwind, artete es im Hause Ruff regelmäßig in unterhaltsame Diskussionen aus. Diesem Hintergrund verdankt er sein Bemühen, in seinen Büchern mit der Dynamik aufeinandertreffender, völlig gegensätzlicher Charaktere zu spielen und zu sehen, wie sie miteinander zurechtkommen.

    Fool on the Hill von Matt RuffFool on the Hill wurde kurz nach Ruffs Abschluss veröffentlicht und hat sich bis heute eine ansehnliche Fangemeinde aufgebaut. Nicht zuletzt durch den teilweise skurrilen Humor, eine schnelle und geladene Handlung und den realen Handlungsort: Der Risley Residential College Campus in Cornell als Dreh- und Angelpunkt des Romans machte vor allem für die dortigen Studenten einen persönlichen Reiz aus.
    In Fool on the Hill verliebt sich der junge George in die schönste Frau der Welt; Elfe Zephyr, mit einer wichtigen Mission betraut, wird von dem liebestollen und etwas lästigen Kobold Puck verfolgt und Straßenkater Blackjack und Straßenhund Luther brechen auf, den Himmel für Katzen und Hunde zu finden. Matt Ruffs Debütwerk punktet mit Witz, seltsamen Figuren und einer nicht ganz so klassischen Gut-gegen-Böse-Handlung.

    Sein zweiter Roman Sewer, Gas & Electric: The Public Works Trilogy (G.A.S – Die Trilogie der Stadtwerke) konnte, obwohl thematisch ganz anders gelagert und mehr im Bereich Thriller und Cyberpunk einzuordnen, an den Erfolg von Fool on the Hill anknüpfen. Dieser erneute Erfolg verhalf Matt Ruff dazu, sich als Autor fest zu etablieren und ihn international bekannt zu machen.

    2003 folgte dann sein dritter Roman Set This House In Order (Ich und die anderen) in dem er sich auf ganz untypische Art dem Thema multipler Persönlichkeiten widmet. Das Buch wurde 2005 für den International IMPAC Dublin Literary Award nominiert, gewann 2007 den James Tiptree, Jr. Award, den PNBA Book Award und den Washington State Book Award.
    2007 wurde der Roman Bad Monkeys veröffentlicht, auch dieser gewann 2008 den Washington State Book Award. In seinem jüngsten Werk The Mirage erkundet Matt Ruff ein Parallelweltszenario, in dem sich die Geschichte zugunsten der Vereinigten Arabischen Staaten entwickelt hat, die sich jedoch von Terror und Unruhe bedroht sehen, während gleichzeitig seltsame Phantasien von einer Welt durchschimmern, in der die Realität ganz anders aussieht.

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    Bibliographie:

    • 1988: Fool on the Hill/ Fool on the Hill
    • 1997: Sewer, Gas & Electric: The Public Works Trilogy/ G.A.S. Die Trilogie der Stadtwerke
    • 2003: Set This House In Order/ Ich und die anderen
    • 2007: Bad Monkeys/ Bad Monkeys
    • 2012: The Mirage/ Mirage
    Andrzej Sapkowski

    Andrzej Sapkowski (* 1948 in Łódź) ist einer der bekanntesten polnischen Fantasy-Autoren und gilt als „König der polnischen Fantasy“. Nach einem Wirtschaftsstudium an der Universität von Łódź arbeitete er als Betriebswirt und war 1972-1994 für polnische Außenhandelsfirmen tätig. Er lebt noch heute in seiner Geburtsstadt, zu deren Ehrenbürger er 2008 ernannt wurde. Er ist unter anderem auch mehrfacher Preisträger des Janusz-A.-Zajdel-Preises,  der als prestigeträchtigster SF-Literaturpreis Polens gilt.

    Sein Erfolg als Autor begann mit der Kurzgeschichte Wiedźmin (Der Hexer), mit der er 1986 einen Wettbewerb der populären polnischen Fantasy-Monatszeitschrift Fantastyka gewann. Damit wurde nicht nur der Grundstein für seine schriftstellerische Karriere gelegt, sondern auch für den Zyklus rund um den Hexer Geralt. Dessen Geschichte spann der Autor in den 1980er und frühen 1990er Jahren zunächst in Kurzgeschichten weiter, die in drei Anthologien veröffentlicht wurden (Wiedzmin, 1990, Miecz przeznaczenia, 1992, Ostatnie zyczenie, 1993). Daran anschließend verfasste er einen abgeschlossenen fünfbändigen Zyklus. Während seine Werke in Polen gefeiert wurden, unter anderem auch deshalb, weil Sapkowski nicht einfach anglo-amerikanische Vorbilder kopierte, scheiterte der erste Versuch einer deutschen Übersetzung. Bei Heyne erschienen im Jahre 1998 nur die Kurzgeschichtenbände, dabei wurde die Reihenfolge umgedreht – und zwar zugunsten der inneren Chronologie der Geschichten: Der letzte Wunsch (poln.Ostatnie zyczenie) wurde zum ersten Band und enthielt auch fünf der sechs Kurzgeschichten aus Wiedzmin. Das Schwert der Vorsehung (poln. Miecz przeznaczenia) wurde hingegen zum zweiten Band.

    Während in Polen bereits ein Kinofilm und eine Fernseheserie zum Hexer produziert wurden – die der Autor allerdings nicht zu goutieren scheint – feierte Geralt erst vor kurzem mit einem dritten Medium einen internationalen Erfolg, nämlich mit dem PC-Spiel The Witcher, dessen Fortsetzung The Witcher 2: Assassins of Kings bereits im Mai 2011 erscheinen soll.
    Im selben Jahr wie The Witcher (2007) startete der Deutsche Taschenbuch Verlag (dtv) einen zweiten Anlauf Geralt auch deutschsprachigen Fantasylesern näherzubringen. Diesmal mit Erfolg, nicht nur die Kurzgeschichtenbände wurden neu veröffentlicht, sondern auch der anschließende fünfbändige Zyklus, dessen letzter Band 2011 erschienen ist. Das Setting Geralts bezieht einiges an Inspiration aus der (ost)europäischen Sagenwelt. Dabei genügen zumindest in Der letzte Wunsch eine Handvoll Disneyfilme als Vorbildung, um einige Anspielungen und Persiflagen zu verstehen, eine genauere Kenntnis des Sagenguts erschließt aber eine zusätzliche Meta-Ebene. Daneben ist es stark an klassisches High-Fantasy Worldbuilding angelehnt, ergänzt dieses aber durch differenzierte Beziehungen sowohl zwischen den Völkern, als auch zwischen den verschiedenen handlungstragenden Parteien und Charakteren. Bei aller Ernsthaftigkeit der Welt und der Handlung geht eine gewisse Leichtigkeit des Stils doch nie verloren und gerne werden pathetische Szenen humoristisch gebrochen.

    Im Jahr 2009 wurde parallel zum Geralt-Zyklus eine weitere Trilogie Sapkowskis bei dtv herausgebracht. Die Narrenturm-Trilogie erzählt die Geschichte des jungen schlesischen Medicus Reinmar von Bielau, der in die Wirren der Hussitenkriege gerät.
    Zwar ist die Narrenturm-Trilogie eher den historischen Romanen als der Fantasy zuzurechnen, fantastische oder zumindest übernatürlich-mythische Elemente gibt es aber ebenfalls. Auch sonst unterscheidet sie sich teils stark vom Zyklus um Geralt, Gute und Böse gibt es hier aber gleichermaßen bestenfalls auf der Charakterebene.

    Die Geschichten Sapkowskis wurden aber nicht nur ins Deutsche übertragen, sondern bereits zeitnah zur Originalveröffentlichung ins Russische und Tschechisch sowie zeitversetzt zur dtv-Veröffentlichung auch ins Englische und Spanische. (Daneben gibt es noch weitere Übersetzungen.) In Großbritannien wurde Miecz przeznaczenia (Das Schwert der Vorsehung) nicht übersetzt. Die englische Ausgabe von Krew Elfów (Das Erbe der Elfen) erhielt 2009 den David Gemmell Legends Award.

    Links:
    http://www.sapkowski.pl/
    (Autorenwebseite, allerdings nur in polnischer, tschechischer und russischer Sprache)

    Bibliografie:

    • 1990: Wiedźmin
    • 1992: Miecz przeznaczenia – Das Schwert der Vorsehung
    • 1993: Ostatnie życzenie – Der letzte Wunsch
    • 1994: Krew Elfów − Das Erbe der Elfen
    • 1995: Czas pogardy – Die Zeit der Verachtung
    • 1996: Chrzest ognia − Feuertaufe
    • 1997: Wieża Jaskółki − Der Schwalbenturm
    • 1999: Pani jeziora – Die Dame vom See
    • 2000: Coś się kończy, coś się zaczyna (Sammelband) – Etwas endet, etwas beginnt
    • 2002: Narrenturm – Narrenturm
    • 2004: Boży bojownicy – Gottesstreiter
    • 2006: Lux perpetua – Lux perpetua
    Martin Millar aka. Martin Scott
    © Martin Millar

    Martin Scott ist das Pseudonym des schottischen Schriftstellers Martin Millar. Unter dem Pseudonym sind von 1999 bis 2005 acht Romane aus der Reihe Thraxas (Der Drachentöter) erschienen.

    Für weitere Informationen zum Autor sowie die gesamte Bibliografie besucht bitte das Portrait unter Martin Millar.

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    Bibliographie:

    • 1999: Thraxas – Der Drachentöter
    • 1999: Thraxas and the Warrior Monks – Das Zaubergift
    • 1999: Thraxas at the Races – Das Wagenrennen
    • 2000: Thraxas and the Elvish Isles – Die Reise zu den Elfeninseln
    • 2001: Thraxas and the Sorcerers – Der Konvent der Zauberer
    • 2002: Thraxas and the Dance of Death – Der grüne Stein
    • 2003: Thraxas at War – Orks ante Portas
    • 2005: Thraxas Under Siege – Sturm und Drang

    Im Buchladen begegnet man Matthew Woodring Stover (*29. 1. 1962, USA) noch am ehesten bei den Romanen zu Kino- oder Spiele-Franchises, da er – wie man annehmen darf, teilweise zum Brötchenverdienen – Geschichten im Star Wars-Universum, für Magic – The Gathering und God of War veröffentlicht hat. Vor allem die gegenüber dem Film geradezu vorteilhafte Romanfassung von Episode III: Revenge of the Sith sticht hervor, und Stover bringt auch in derart festgefügte Settings eigene Schwerpunkte und Plotstrukturen ein, etwa ein weniger klares Gut-Böse-Schema, was gerade im ideologisch stark aufgeladenen Star Wars-Kosmos zu sehr gespaltenen Lesermeinungen geführt hat.

    Stovers Roman-Debut erfolgte schon ein paar Jahre zuvor mit Iron Dawn nach einem Studium und einigen Jobs, bei denen er unter anderem Theater- und Bühnenerfahrung sammeln konnte. Der mit Jericho Moon fortgesetzte Zyklus  um die weitgereiste Piktin Barra, die sich einige Jahre nach dem trojanischen Krieg mit ihren Kumpanen in Kleinasien und dem Mittelmeerraum für zwielichtige Aufträge anheuern lässt, ist aus einer Rollenspielrunde entstanden: Barra war der Charakter von Stovers damaliger Frau. Dementsprechend stehen Action und Gruppendynamik im Vordergrund, allerdings nimmt Stover hier bereits Anleihen aus dem Horrorgenre und zeigt sein Talent für brutale, aber überzeugende Actionszenen, das er in seinen späteren Romanen noch vervollkommnen sollte. Das Eisenzeit-Setting mit den vielen Anspielungen auf historisch-mythische Ereignisse ist sicher auch Stovers Begeisterung für klassische Epen, insbesondere Homers Ilias, geschuldet, mit denen er während seines Studiums in Berührung kam.
    Die Abenteuer von Barra haben bisher nach zwei abgeschlossenen Einzelbänden ein Ende gefunden, aber obwohl Stover noch einige Ideen in der Schublade hätte, liegt die Reihe seit Jahren auf Eis.

    Auch die inzwischen mit Acts of Caine betitelte Reihe um den zynischen, wenig zimperlichen Söldner Caine, das Alter ego des Schauspielers Hari Michaelson, hat niemals das ganz große Publikum erreicht. Der erste Band Heroes Die, der mit seinem Anknüpfen an die Sword & Sorcery schon deutlich vor der grim & gritty-Welle frischen Wind in das Genre gebracht hat, spielt unter anderem mit dem Verhältnis von ZuschauerInnen/LeserInnen und ProtagonistInnen in der Unterhaltungskultur. In seinen Caine-Romanen beschreibt Stover eine dystopische Zukunft auf der Erde, auf der die Massen mit dem Konsum archaischer Heldenepen ruhiggestellt werden, wozu man Schauspieler auf die parallele Fantasywelt Overworld entsendet. Die zentrale Figur der so SF und klassische Fantasy vereinenden Reihe ist Caine/Hari Michaelson, die perfekte Personifikation der Kämpfernatur, gleichzeitig aber auch eine Bühnenfigur, die ihr Publikum unterhalten muss. Im zweiten Band Blade of Tyshalle nimmt die Handlung der Reihe olympische Ausmaße an, während der in zwei zusammenhängende Einzelbände (Caine Black Knife und Caine’s Law) aufgeteilte Act of Atonement ein früheres Abenteuer Caines mit der Gegenwartshandlung verbindet.
    Thematisch beackert Stover mit Caine ein weites Feld – Gewalt als Lebens- und Überlebensprinzip, Machstrukturen in verschiedenartigen Gesellschaften und eine ganze Reihe philosophischer Ansätze, die gemeinsam mit den nicht gerade unblutigen Plots aufgetischt werden.
    Dass Caine nun auch noch unter voller Beteiligung von Stover – ebenfalls vorerst für ein Prequel-Abenteuer zu den bereits erschienenen Romanen – das Medium wechselt, verdeutlicht vielleicht, wie sehr die Reihe, für die auch noch einige weitere Bände angedacht wären, Stovers Lebenswerk ist. 2011 wurde durch  Crowdfunding das Projekt The Chronicles of Ankhana finanziert, das als Comic umgesetzt werden soll.

    Neben der langjährigen Kampfsporterfahrung, die sich in Stovers Texten niederschlägt, stützt er sich beim Erzählen auf beste Kenntnisse der antiken Dramatiker und der Mythentheorie Joseph Campbells. Fantasy- und SF-Autoren wie Leiber, Moorcock, Zelazny und Donaldson zählen zu seinen Einflüssen, während vor allem die Caine-Romane stilistisch stark vom Hardboiled-Krimi geprägt sind. Stover selbst beschreibt seine Romane wie folgt:
    When I write a book, I put everything I have into it; so the more I have, the more the books become. Some people get freaked out by them: mostly the people who believe, mistakenly, that fantasy is about escaping reality.
    To them I say: If you have a problem with reality, you should be spending more time dealing with your life, and less time reading popcorn fantasy.

    (Quelle)
    Das mag für die einen eine Warnung sein (nicht nur wegen des hohen Brutalitätslevels seiner Romane, der auch eine Warnung verdient), für die anderen eine Verheißung. Letztere können sich über den Enthusiasmus freuen, der nach dem erfolgreichen Crowdfunding bei Matthew Stover herrscht und u.a. schon für überarbeitete eBook-Versionen der vergriffenen Barra-Romane und eine Ankündigung von Hörbüchern der Caine-Reihe gesorgt hat.

    Links:
    Matthew Stover’s Overworld (Webseite zum Comic-Projekt und anderen Stover-Neuigkeiten)

    Bibliographie:

    • 1997: Iron Dawn (Barra 1) – Eiserne Dämmerung
    • 1998: Jericho Moon (Barra 2) – Mond über Jericho
    • 1998: Heroes Die (Acts of Caine 1)
    • 2001: Blade of Tyshalle (Acts of Caine 2)
    • 2002: Traitor (Star Wars: New Jedi Order 13) – Verräter
    • 2003: Shatterpoint (Star Wars: Clone Wars) – Mace Windu und die Armee der Klone
    • 2005: Revenge of the Sith (Star Wars: Episode III) – Die Rache der Sith
    • 2008: Luke Skywalker and the Shadows of Mindor (Star Wars) – Luke Skywalker und die Schatten von Mindor
    • 2008: Caine Black Knife (Acts of Caine 3.1)
    • 2010: God of War (mit Robert E. Vardeman) – God of War
    • 2012: Caine’s Law (Acts of Caine 3.2)

    Am 14. Februar 1974 wurde der deutsch-amerikanische Autor James Arthur Sullivan in West Point, NY geboren. Aufgewachsen ist er in der rheinländischen Stadt Kerpen, wo er auch sein Abitur machte. Im Anschluss begann er ein Informatikstudium an der RWTH Aachen. Da er sich für diese Studienrichtung nicht recht begeistern konnte wechselte er nach einigen Semestern zur Geisteswissenschaft. Das neue Fachgebiet führte ihn nach Köln, wo er Anglistik, Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft belegte. In diesem zweiten Studium konzentrierte sich Sullivan auf die Schwerpunkte Erzähltheorie, Lexikalische Semantik, Interaktive Narration, Wolfram von Eschenbach und die Artusepik.

    Bereits 2000 erschien in Wolfgang Hohlbeins Fantasy Selection mit Agelstern eine Erzählung aus der Feder von James A. Sullivan. Bis er an seinem ersten Roman mitwirken sollte, vergingen jedoch noch ein paar Jahre, in denen er sich Studium und Magister widmete. Noch während Sullivan in den Vorbereitungen für seine Magisterprüfungen war, wurde er schließlich von Bernhard Hennen gefragt, ob er Interesse an einem gemeinsamen Buchprojekt habe. Nach anfänglichem Zögern und einiger Bedenken im Bezug auf die anstehende Magisterarbeit sagte James Sullivan letztlich zu. Hierauf entstand der spätere Bestseller Die Elfen, welcher 2004 erschien. Der zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand erwies sich dabei als wertvolle Erfahrung für den angehenden Autor und beeinträchtigte den erfolgreichen Abschluss seines Studiums nicht.
    Da hier zwei Autoren ein gemeinsames Buch schrieben, teilten sie die anfallende Arbeit nach Erzählperspektiven auf. Während Hennen sich für die Figuren Farodin und Mandred verantwortlich zeigt, übernahm Sullivan die Charaktere von Nuramon und Noroelle. Weiterhin steuerte er einige Zwischenkapitel und Vorarbeiten bei, so dass sich die Gesamtarbeit zu je 50% auf die Autoren verteilte. Die Abstimmung der einzelnen Teile erfolgte über einen Szenenplan zur Orientierung und über den Austausch der jeweiligen Kapitel.

    Der Erfolg von Die Elfen erlaubte es James Sullivan, sich anschließend verstärkt Der letzte Steinmagier von James A. Sullivaneigenen Projekten zu widmen, gleichzeitig musste er aber auch erkennen, dass ein erfolgreiches Buch ihm nicht grundsätzlich Tür und Tor in die Verlagswelt öffnete. So lehnten zahlreiche Verlage seine eigenen Manuskripte ab, ehe der Mira Taschenbuchverlag 2006 Interesse an dem Roman Der letzte Steinmagier zeigte, mit dem Sullivan die Chance erhielt, sein erstes eigenständiges Werk zu veröffentlichen.
    Der letzte Steinmagier, inspiriert von der Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers, spielt mit einem interessanten Magiekonzept. Neben einer klassischen Queste, die die Rettung einer verzauberten Kaiserin umfasst, bietet der Roman außerdem Humor und viele asiatisch anmutende Orte und Figuren.

    Eine Rückkehr in die Welt der Elfen – oder eigentlich vielmehr der Menschen – stand 2013 mit Nuramon an, das sich auf den titelgebenden einsamen Elfen, einen der Protagonisten aus Die Elfen, konzentriert und seinen weiteren Lebensweg (der ja bei Elfen bekanntlich sehr lang sein kann) und die von Nuramon nicht ganz unbeeinflusste Entwicklung der Welt nachzeichnet.

    Auf der Website des Autors finden sich weiterhin einige Kurzgeschichten zum freien Download im PDF-Format.

    Inzwischen lebt James A. Sullivan mit Ehefrau Heike wieder in seiner Heimatstadt Kerpen.

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    Bibliographie:

    • 2004: Die Elfen (mit Bernhard Hennen)
    • 2006: Der letzte Steinmagier
    • 2013: Nuramon

    • Kurzgeschichten
    • 2000: Agelstern
    • 2008: Ziruktuluch
    • 2009: Sankou Yan

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    Links:
    Website des Autors

    Sheri S. Tepper wurde am 16. Juli 1929 in Littleton, Colorado, USA geboren. Neben gut 30 Titeln im phantastischen Bereich machte sie gelegentlich auch Abstecher in das Genre der Horror- und Krimiliteratur.
    Ihr Debüt gab Sheri S. Tepper 1983 mit dem Roman King’s Blood Four, dem ersten Teil der True Game Trilogie. Die Reihe erschien unter dem Titel Das wahre Spiel auch in deutscher Übersetzung.
    Sheri S. Tepper verwendete bisher verschiedene Pseudonyme, darunter: A. J. Orde, B. J. Oliphant, E. E. Horlak, Sheri S. Eberhart, S. Tepper

    Zu Sheri S. Tepper liegt zur Zeit noch kein Portrait vor, weitere Details zu dieser Autorin findet ihr jedoch in unserem Blogeintrag:

    Zum 85. Geburtstag von Sheri S. Tepper

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    Bibliografie:

    A Plague of Angels
    1993: A Plague of Angels
    2010: The Waters Rising


    Ettison
    1986: Blood Heritage/ Erbe des Blutes
    1987: The Bones


    The True Game (True Game)
    1983: King’s Blood Four/ Der Königszug
    1983: Necromancer Nine/ Der Nekromant
    1984: Wizard’s Eleven/ Das dreizehnte Talent


    The True Game (Mavin Manyshaped)
    1985: The Song of Mavin Manyshaped
    1985: The Flight of Mavin Manyshaped
    1985: The Search of Mavin Manyshaped


    The True Game (Jinian)
    1985: Jinian Footseer
    1986: Dervish Daughter
    1986: Jinian Star-Eye


    Marianne
    1985: Marianne, The Magus, and the Manticore
    1988: Marianne, The Madame, and the Momentary Gods
    1989: Marianne, the Matchbox, and the Malachite Mouse


    Marjorie Westriding
    1989: Grass/ Gras
    1990: Raising the Stones/ Hobbs Land
    1992: Sideshow/ Toleranz


    The Awakeners
    1987: Northshore
    1987: Southshore


    Einzelbände
    1984: The Revenants
    1987: After Long Silence (auch: The Enigma Score)/ Nach langem Schweigen
    1988: The Gate to Women’s Country
    1989: Still Life
    1991: Beauty/ Die Schöne
    1994: Shadow’s End
    1996: Gibbon’s Decline and Fall
    1997: The Family Tree
    1998: Six Moon Dance
    1999: Singer from the Sea
    2000: The Fresco
    2002: The Visitor
    2003: The Companions
    2007: The Margarets

    Catherynne M. Valente

    Catherynne M. Valente wurde am 5. Mai 1979 in Seattle geboren, schloss die High School mit 15 Jahren ab und studierte an der UC San Diego und der Edinburgh University Klassische Philologie, B.A. mit Schwerpunkt auf altgriechischer Sprachwissenschaft. In einer Reihe wissenschaftlicher Artikel setzte sie sich kritisch mit weiblichen Archetypen in griechischer und römischer Literatur auseinander.

    Als ihr Mann, der damals bei der Navy tätig war, nach Japan versetzt wurde, zog sie mit ihm dorthin und verbrachte zwei Jahre allein in den Bergen, was ihre beiden Romane Yume no Hon: The Book of Dreams und The Grass-cutting Sword tief beeinflusste.

    Valente ist eine preisgekrönte Lyrikerin und veröffentlicht immer wieder Gedichtbände. Dies prägt auch ihren Prosa-Schreibstil, sie ist bemüht, Sprache in ihren belletristischen Werken ebenso konzentriert und bewusst einzusetzen wie in ihrer Dichtung. Dies machte, in Kombination mit stilistischen Spielereien, ihre frühen Werke zu einer Herausforderung für geneigte LeserInnen, die im Gegenzug aber mit einer wunderschönen Sprache belohnt wurden. Ihre neueren Bücher sind zugänglicher, die Handlung ist klarer strukturiert, allgemein versucht sie nun einen Mittelweg zwischen sprachlich ausgefeilt und lesbar zu finden.

    Im Jahre 2006 prägte sie den Begriff “Mythpunk“ für Phantastik, die Mythen, Sagen und Märchen mit postmodernen Stilmitteln sowie feministischen und multikulturellen Perspektiven vermischt. Sie selbst steht dem Postmodernismus ambivalent gegenüber und findet die anschließende Rekonstruktion spannender als die reine Dekonstruktion klassischer Narrative. Ihre Twitter-Definition von Postmodernismus lautet übrigens: Break it. It will be beautiful.

    Das Neu-Zusammensetzen der Folklore macht für Valente auch den entscheidenden Teil des “Mythpunk“ aus. Dabei geht es ihr darum, jene Menschen, die von der westlichen, gesellschaftlichen Norm abweichen und daher in der Folklore nicht vorkommen, in diese Erzählungen einzubringen. Wichtig ist ihr, jene, die bisher keine Stimme hatten, in ihren Werken sprechen zu lassen.  Sie persönlich fühlt sich angezogen von weiblichen Archetypen, die in traditionellen Narrativen als Bedrohung dargestellt werden oder nicht ins Schema passen: Hexen, Amazonen, alles andere als hilflose Jungfrauen etwa. Auch in diesem Zusammenhang wird deutlich, dass sie sich der gender-Thematik bewusst ist. Wie man an ihrem vielfältigen Oeuvre sieht, sind Genregrenzen für sie nebensächlich.

    Neben Gedichten und Romanen schreibt Valente auch Kurzgeschichten – ein Genre, zu dem sie sich ursprünglich nicht hingezogen fühlte. Diese werden nicht nur klassisch in Magazinen und Anthologien publiziert, sondern sie beschreitet auch alternative Distributionspfade. So hat sie das Omikuji Project ins Leben gerufen, bei dem sie Kurzgeschichten verfasst, die dann per Mail oder per Brief (mit rotem Wachssiegel!) an die Abonnenten verschickt werden. Diese wiederum sind nicht bloß Käufer, sondern bringen auch Feedback und Geschichtenwünsche ein, sodass eine eigene Gemeinschaft entstand, mit der Valente auch persönliche Kontakte pflegt. Die Geschichten sollten ursprünglich nur dieser community zugänglich sein, werden nun aber auch als Paperback veröffentlicht.

    Seit The Orphan’s Tales arbeitet Valente außerdem mit der Sängerin SJ Tucker zusammen und organisiert Veranstaltungen rund um ihre Bücher, die eine Vielfalt künstlerischer Gestaltung, bis hin zu Schmuck, inkludieren. Auch für diese Kooperationsform zwischen verschiedenen Künstlern hat sich ein eigener Begriff gefunden: interstitial art.

    Ihr Debüt in phantastischer Prosa war The Labyrinth, mehr ein langes Prosagedicht als ein Roman, in dem Valente den Rahmen einer Questenhandlung dafür nutzte, die Fiktionalität von Questen aufzuzeigen und sie als Mittel zur Sinnproduktion zu entlarven. Ihre nächsten beiden Bücher Yume no Hon: The Book of Dreams und The Grass-cutting Sword waren geprägt von ihrem Japanaufenthalt. Während sich ersteres um eine Einsiedlerin im alten Japan dreht, die sich in ihren Träumen in mythologische Welten zurückzieht, ist letzteres eine Neuinterpretation der alten japanischen Sage um Yamata-no-Orochi, den achtköpfigen Drachen, und Susanoo-no-Mikoto, Gott der Winde, der aus dem Himmel verbannt wurde. Beide steuern in fataler Weise aufeinander zu und die acht Töchter einer Bauernfamilie spielen ebenfalls eine große Rolle.

    Ihr bekanntestes Werk dürfte allerdings der Zweiteiler The Orphan’s Tales sein. Ursprünglich als Novelle geplant, entwickelte es sich zu einer vierbändigen Serie, die schließlich als Duologie veröffentlicht wurde (In the Night Garden, Cities of Coin and Spice). Die Bücher erinnern, was ihre Struktur und ihr Flair betrifft, stark an 1001 Nacht und sind ein Geflecht ineinander verwobener Geschichten. Valente wollte es außerdem schaffen, eine fiktive Kultur in Gestalt ihrer ebenfalls fiktionalen Folklore vor den Leser/die Leserin treten zu lassen. Der erste Band gewann den James Tiptree Jr. Award “for the expansion of gender and sexuality in speculative fiction” und die Serie als Gesamtwerk erhielt den “Mythopoeic Award for adult literature”.

    Mit Under in the Mere legte Valente einen Artus-Roman vor, der aus der Sicht von 10 eher unbekannten Rittern der Tafelrunde erzählt wird, wobei das moderne Kalifornien als Anderswelt dient.

    Neben The Orphan’s Tales ist ihr bekanntestes Werk wohl Palimpsest, das aus einer Kurzgeschichte für die Anthologie Paper Cities, herausgegeben von Ekaterina Sedia, entstand. Der Roman ist die größere Version der darin enthaltenen Kurzgeschichte und bietet mehr Perspektiven und Hintergrundinformationen zur namensgebenden Stadt und ihrer Geschichte. Er dreht sich um vier Personen, die zufällig(?) Zutritt zu Palimpsest erlangen, das man nur betreten kann, nachdem man Sex mit jemandem hatte, der bereits dort war, und jedesmal erhält man Zugang zu einem neuen Stadtteil. Es etabliert sich eine eigene Gemeinschaft in unserer Welt, die mit kultischen Zügen versucht, immer mehr von dieser Stadt zu erkunden. Auch hier findet sich Valentes Streben, marginalisierte Gesellschaftsgruppen ins Zentrum der Erzählung zu rücken.

    Das Jugendbuch The Girl Who Circumnavigated Fairyland In A Ship Of Her Own Making hat eine ganz eigene Entstehungsgeschichte. Es begann als Buch im Buch Palimpsest, das eindeutig ein Buch für Erwachsene ist, und sollte ursprünglich auch nicht mehr sein als das dort enthaltene erste Kapitel. Aus finanziellen Nöten begann Valente jedoch, das Buch tatsächlich zu schreiben, und während des Schreibprozesses Stück für Stück online zu veröffentlichen. Gegen eine Spende erhielt man Zugriff auf die Texte. Nicht nur war dieses Projekt finanziell erfolgreich, die Geschichte, in deren Mittelpunkt die zwölfjährige September steht, wurde auch mit dem CultureGeek Award und dem Andre Norton Award ausgezeichnet. Inzwischen wurden Septembers Abenteuer längst als Paperback veröffentlicht und haben mit The Girl Who Fell Beneath Fairyland and Led the Revels There und The Girl Who Soared Over Fairyland and Cut the Moon in Two auch schon zwei Fortsetzungen gefunden. Darüberhinaus haben sie Valente außerdem unter dem Titel Die wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte ihre erste Veröffentlichung in Deutschland beschert, auf die im Herbst 2014 mit Die wundersame Geschichte von September, die unter das Feenland fiel und mit den Schatten tanzte die zweite folgen wird.

    Ein weiteres Projekt ist die Reihe The Dirge for Prester John, in der Valente die Legende des Priesterkönigs Johannes aufgreift. Dessen Königreich wird in ihrer Version von einer unendlichen Schar mittelalterlicher Sagenwesen bevölkert. Dazu erschien ebenfalls eine Kurzgeschichte, diesmal in Interfictions, herausgegeben von Delia Sherman und Theodora Goss.
    Die Handlung des ersten Bandes The Habitation of the Blessed wird durch die Literatur des fiktiven Königreiches erzählt, wobei die Textsorte von Kapitel zu Kapitel wechselt. Eigentliche Hauptfigur der Romane ist Prester Johns Ehefrau Hagia. Die Geschichte wird also vielstimmig erzählt und Valente spielt damit, wie sich die Geschichte, abhängig vom Erzähler, verändert.

    Im Gegensatz zu den Fairyland-Romanen, die Catherynne Valentes Karriere einen kräftigen Schub gegeben haben (vor allem in kommerzieller Hinsicht), scheint The Dirge for Prester John unter einem deutlich schlechteren Stern zu stehen, denn seit dem Erscheinen des zweiten Bandes The Folded World liegt dieses Projekt auf Eis. Über die genauen Gründe hierfür ist nichts bekannt; es scheint zu Differenzen zwischen Valente und dem Verlag (in diesem Fall Night Shade Books) gekommen zu sein, die ihre Ursache möglicherweise schon in den gleichen Problemen hatten, die wenig später zum sog. Night Shade Books Disaster geführt haben, das die us-amerikanische Phantastikszene im Frühjahr 2013 erschütterte.


    Links:

    Homepage der Autorin
    Interview auf strangehorizons.com
    Interview auf fantasybookcritic.com

    Bibliographie:

    • 2004: Music of a Proto-Suicide (Gedichtband)
    • 2004: The Labyrinth
    • 2005: Apocrypha (Gedichtband)
    • 2005: Oracles: A Pilgrimage (Gedichtband)
    • 2005: Yume no Hon: The Book of Dreams
    • 2006: The Grass-Cutting Sword
    • 2006: The Descent of Inanna (Gedichtband
    • 2006: In the Night Garden (The Orphan’s Tales 1)
    • 2007: Cities of Coin and Spice (The Orphan’s Tales 2)
    • 2009: Palimpsest
    • 2009: Under in the Mere
    • 2010: Ventriloquism (Sammelband)
    • 2010: This Is My Letter To The World (The Omikuji Project Cycle One; Sammelband)
    • 2010: The Habitation of the Blessed (The Dirge for Prester John 1)
    • 2011: Deathless
    • 2011: The Girl Who Circumnavigated Fairyland in a Ship of Her Own Making (Fairyland 1)/ Die wundersame Geschichte von September, die sich ein Schiff baute und das Feenland umsegelte
    • 2011: The Folded World (The Dirge for Prester John 2)
    • 2011: Myths of Origin: Four Short Novels (Sammelband)
    • 2011: Silently and Very Fast
    • 2012: The Girl Who Fell Beneath Fairyland and Led the Revels There (Fairyland 2) / Die wundersame Geschichte von September, die unter das Feenland fiel und mit den Schatten tanzte
    • 2013: The Girl Who Soared Over Fairyland and Cut the Moon in Two (Fairyland 3)
    • 2013: The Melancholy of Mechagirl
    • 2013: The Bread We Eat in Dreams
    • 2013: Six-Gun Snow White
    • 2014: Indistinguishable from Magic

    Jules VerneJules-Gabriel Verne, französischer Autor von Science-Fiction-Büchern, die sich vorwiegend an ein junges Publikum richteten, wurde 1828 am 8. Februar in Nantes geboren. Er war das älteste von insgesamt fünf Kindern des Ehepaars Pierre Verne und Sophie Allott de la Fuÿe. Die Geschwister Paul, Anna, Mathilde und Marie folgten 1829, 1837, 1839 und 1842.

    Von 1834 bis 1846 wurde Jules Verne am Institut Saint-Stanislas, im Petit Séminaire und am Collège Royal in seiner Heimatstadt Nantes unterrichtet. In dieser Zeit unternahm er im Alter von nur elf Jahren den Versuch, auf einem Schiff nach Indien anzuheuern. Der Versuch scheiterte jedoch, und so gehorchte er dem Ausbildungswunsch seines Vaters, dessen Kanzlei er später übernehmen sollte, und begann 1846 ein Jurastudium. Die ersten zwei Jahre seines Studiums verbrachte er noch in Nantes, wechselte dann aber 1848 nach Paris, wo er auch den etablierten Schriftsteller Alexandre Dumas (Senior ebenso wie Junior) kennenlernte und als Freunde gewann. Gemeinsam begannen sie Opernlibretti und Dramen zu schreiben, welche Jules Verne dazu veranlassten, sein Studium dieser Leidenschaft zuliebe immer mehr zu vernachlässigen.

    Am 12. Juni 1850 feierte Vernes erstes Bühnenstück Les pailles rompues seine Premiere, was bei Jules’ Vater keineswegs Freude auslöste. Es folgte eine Mitarbeit am Musée des Families und eine Stelle als Sekretär am Théâtre Lyrique. Theaterstücke, die in dieser Zeit entstanden, blieben bis auf wenige Ausnahmen aber unaufgeführt.
    In dieser Zeitspanne begann er außerdem für den notwendigen Broterwerb an der Börse zu spekulieren. An der Übernahme der Kanzlei seines Vaters war Jules Verne nicht interessiert. Er heiratete 1857 die Witwe Honorine Morel. Neben den zwei Töchtern, die Honorine mit in die Ehe brachte, gebar sie 1861 Jules Vernes einziges Kind, den gemeinsamen Sohn Michel.

    Voyages Extraordinaire von Jules Verne (Erstausgabe)Es dauerte nicht mehr lange, bis sich Verne dem Schreiben von Romanen widmete. Er begann mit Abenteuerromanen und entwickelte sich schließlich zu einem der ersten Science-Fiction-Autoren. 1863 veröffentlichte er erstmals in einem Jugendbuchverlag seinen Roman Cinq semaines en ballon (Fünf Wochen im Ballon). Bei diesem Buch handelte es sich um einen frei erfunden Bericht über eine Entdeckungs- und Forschungsreise von Sansibar bis Senegal, welcher einen sehr authentischen Eindruck vermittelte. Es folgte ein Vertrag mit demselben Verlag für die Buchreihe Voyages extraordinaires, indem sich Verne verpflichtete, jährlich zwei neue Bände zu verfassen. Dazu zählten auch internationale Erfolge wie Vingt mille lieues sous les mers (20.000 Meilen unter dem Meer), Voyage au centre de la Terre (Reise zum Mittelpunkt der Erde) und Le tour du monde en quatre-vingts jours (Reise um die Welt in 80 Tagen), die heute zu den absoluten Klassikern zählen und mehrfach verfilmt wurden. Zur damaligen Zeit wurden die in den Romanen beschriebenen Errungenschaften wie U-Boote und Mondraketen selbstverständlich als reine Utopien betrachtet, heutzutage sind Unterseeboote und Flüge ins Weltall freilich keine Fiktion mehr.
    Dieser Vertrag ermöglichte es Jules Verne jedenfalls, sich ganz auf seine schriftstellerische Karriere zu konzentrieren und seine Arbeit als Börsenmakler aufzugeben. Statt dessen hielt er lebhaften Kontakt zu Naturforschern und Erfindern, die ihm viele neue Ideen für seine Bücher eröffneten.

    Mit seiner eigenen Yacht reiste der an Diabetes erkrankte Autor sehr häufig und gerne und sammelte dabei viele Informationen und Ideen für seine Buchprojekte. Begleitet wurde er dabei u.a. von dem Fotografen Nadar. Auch Reisen mit dem Zug ließ er nicht aus und nutze neue technologische Entwicklungen im Personentransport.

    1871 zog er mit seiner Familie nach Amiens, wo er bis zu seinem Tod am 24. März 1905 – als Folge eines Diabetesanfalls – ein Amt im Stadtrat ausübte. Er starb als reicher und weithin bekannter Autor, dessen Werke sich zum Teil auch heute noch weltweitem Interesse erfreuen. Die stark von technischen Erfindungen geprägten Erzählungen und das chauvinistische Weltbild der damaligen Zeit haben die Erzählungen für heutige Verhältnisse natürlich deutlich altern lassen.
    Vernes Sohn Michel ließ noch zahlreiche Werke seines Vaters posthum veröffentlichen, wobei er sie nach seinem eigenen Gutdünken zuvor bearbeitete.

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    Bibliographie (bis zu seinem Tod):

    Romane

    • 1863: Cinq semaines en ballon/ Fünf Wochen im Ballon
    • 1864: Voyage au centre de la terre/ Reise zum Mittelpunkt der Erde
    • 1865: De la terre à la lune/ Von der Erde zum Mond
    • 1866: Voyages et aventures du capitaine Hatteras/ Abenteuer des Kapitän Hatteras
    • 1867-1868: Les Enfants du capitaine Grant/ Die Kinder des Kapitän Grant
    • 1869-1870: Vingt mille lieues sous les mers/ Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer
    • 1870: Autour de la lune/ Reise um den Mond
    • 1871: Une Ville flottante/ Eine schwimmende Stadt
    • 1872: Aventures de trois Russes et de trois Anglais dans l’Afrique australe/ Abenteuer von drei Russen und drei Engländern in Südafrika
    • 1873: Le Pays des fourrures/ Das Land der Pelze
    • 1873: Le Tour du monde en quatre-vingts jours/ Reise um die Erde in 80 Tagen
    • 1874-1875: L’Ile mystérieuse/ Die geheimnisvolle Insel
    • 1875: Le Chancellor/ Der Chancellor
    • 1876: Michel Strogoff/ Der Kurier des Zaren
    • 1877: Hector Servadac/ Reise durch die Sonnenwelt
    • 1877: Les Indes Noires/ Die Stadt unter der Erde
    • 1878: Un Capitaine de quinze ans/ Ein Kapitän von 15 Jahren
    • 1879: Les cinq cents millions de la Bégum/ Die 500 Millionen der Begum
    • 1879: Les tribulations d’un chinois en Chine/ Die Leiden eines Chinesen in China
    • 1880: Le maison à vapeur/ Das Dampfhaus
    • 1881: La Jangada. Huit cents lieues sur l’Amazone/ Die „Jangada“
    • 1882: L’École des Robinsons/ Die Schule der Robinsons
    • 1882: Le Rayon-vert/ Der grüne Strahl
    • 1883: Kéraban-le-têtu/ Keraban der Starrkopf
    • 1884: L’Étoile du sud/ Der Südstern oder Das Land der Diamanten
    • 1884: L’Archipel en feu/ Der Archipel in Flammen
    • 1885: Mathias Sandorf/ Mathias Sandorf
    • 1886: Un Billet de loterie/ Ein Lotterie-Los
    • 1886: Robur-le-conquérant/ Robur der Sieger
    • 1887: Le Chemin de France/ Nord contre Sud/ Nord gegen Süd
    • 1888: Deux ans de vacances/ Zwei Jahre Ferien
    • 1889: Famille-sans-nom/ Die Familie ohne Namen
    • 1889: Sans dessus-dessous/ Kein Durcheinander
    • 1890: César Cascabel/ Cäsar Cascabel
    • 1891: Mistress Branican/ Mistress Branican
    • 1892: Le Château des Carpathes/ Das Karpatenschloss
    • 1892: Claudius Bombarnac/ Claudius Bombarnac
    • 1893: P’tit-bonhomme/ Der Findling
    • 1894: Mirifiques Aventures de Maître Antifer/ Meister Antifers wunderbare Abenteuer
    • 1895: L’Île à hélice/ Die Propellerinsel
    • 1896: Face au drapeau/ Vor der Flagge des Vaterlandes/ Die Erfindung des Verderbens
    • 1896: Clovis Dardentor/ Clovis Dardentor
    • 1897: Le Sphinx des glaces/ Die Eissphinx
    • 1898: Le Superbe Orénoque/ Der stolze Orinoco
    • 1899: Le Testament d’un excentrique/ Das Testament eines Exzentrischen
    • 1900: Seconde Patrie/ Das zweite Vaterland
    • 1901: Le Village aérien/ Das Dorf in den Lüften
    • 1901: Les Histoires de Jean-Marie Cabidoulin/ Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin
    • 1902: Les Frères Kip/ Die Gebrüder Kip
    • 1903: Bourses de voyage/ Reisestipendien
    • 1904: Un Drame en Livonie/ Ein Drama in Livland
    • 1904: Maître-du-monde/ Der Herr der Welt
    • 1905: L’Invasion de la mer/ Der Einbruch des Meeres

    Geografische Werke

    • 1867: Géographie de la France et de ses colonies
    • 1870-78: Découverte de la Terre
    • 1879: Les Grands Navigateurs du XVIIIe Siècle
    • 1880: Les Explorateurs du XIXe siècle
    • 1859-1860: Voyage à reculons en Angleterre et Écosse
    Portrait von Charles Vess
    © www.greenmanpress.com

    Charles Vess wurde 1951 in Lynchburg, Virginia geboren. Das Haus seiner Familie lag am Rande eines weitläufigen Waldes, welcher sich am  Ufer eines Flusses hinzog. Das Bild dieser verträumten Landschaft seiner Kindheit  spiegelt sich bis heute in seinen Werken wieder.
    Sobald er einen Stift halten konnte, begann er zu malen – mit einem Augenzwinkern erzählt er auf seiner Homepage, dass seine frühen Werke  vom Minimalismus geprägt waren: er verzichtete auf die Darstellung von Händen, Füßen und Köpfen (“sie schimmerten einfach”…). Diesen Stil gab er aber irgendwann auf und seitdem hat er Tausende von ihnen auf das Sorgfältigste und bis in alle Einzelheiten gezeichnet.

    In seiner Zeit auf dem College lernte er die Werke von Howard Pyle, Arthur Rackham and N.C. Wyeth kennen und schätzen. Im Kunstunterricht wurde er oftmals für diese Vorlieben belächelt, denn Zeichner wie diese gehörten nicht zum Lehrplan – soviel Märchenhaftigkeit wollte man den Studenten der modernen Kunst nicht zumuten. Trotzdem haben diese, wie auch Kay Nielsen, John Bauer, Edmund Dulac, Vess’ Geschmack und Stil maßgeblich geprägt.

    1974 absolvierte er die Virginia Commonwealth University mit dem BFA (Bachelor of Fine Arts). Nachdem er zwei Jahre lang Werbefilme für Candy Apple Productions in Richmond gezeichnet hatte, zog er 1976 nach New York City.

    Cover von "The Horns of Elfland" von Charles Vess
    © 1979 Archival Press, Inc. Stories © 1974, 1979 Charles Vess. All Rights Reserved

    Mit seiner Vorliebe für mythologische Motive, Feen und Waldgeister setzte er sich anfangs ein wenig zwischen alle Stühle; für Kinderbücher waren seine Bilder zu pompös und ausufernd, und auch die meisten Erwachsenen konnten – ganz dem Zeitgeist  der späten 1970er Jahre entsprechend – mit seinen märchenhaften Bildern nicht allzu viel anfangen. Da er ein Faible für alles Phantastische hat,  versuchte er sich auch im SF-Bereich. Doch auch dort fühlte er sich mit dem vorherrschenden Geschmack nicht recht wohl. Seine Werke wurden in Magazinen wie National Lampoon, Heavy Metal und Marvels Epic Illustrated veröffentlicht.
    Ein frühes eigenständiges Werk The Horns of Elfland erschien 1979 bei Archival.

    Im Winter 1980 stellte Charles Bilder in einer Ausstellung mit dem Namen The Art of Science Fiction and Fantasy im Museum of American Art, New Britain, Connecticut aus. Es war die erste Ausstellung eines renommierten Museums, die sich ausschließlich mit Kunst aus dem Bereich Fantasy und Science Fiction beschäftigte.

    Anfang der 1980er Jahre wandte er sich den Comics zu, denn hier fand er endlich eine Nische, in die seine phantastischen Bilder passten. Er arbeitete  u.a. für Marvel (Spiderman, Conan, The Raven Banner) und DC.
    1990 erhielt er seinen ersten Preis: den Ink Pot Award: For excellence in comic art.

    1989 begann seine Zusammenarbeit mit Neil Gaiman.  Charles illustrierte  drei der Sandman-Hefte (Nr. 19, 62 und 75) und einen Band der Books of Magic (The Land of Summer’s Twilight). In dieser von DC herausgegebenen Mini-Serie reist der 12järige Timothy Hunter kreuz und quer durch das DC-Universum. Im dritten Band  besucht er unter anderem Faerie, Gemworld, Skartaris und King Arthurs Camelot – genau das richtige Buch also, um es mit Charles’ Illustrationen zu schmücken.
    Für Sandman #19 (A Midsummer Night’s Dream) bekamen Neil Gaiman und Charles Vess 1991 gemeinsam den World Fantasy Award für die beste Kurzgeschichte. Es ist bisher der einzige Fall, in dem ein Comic Book mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.
    Im selben Jahr erhielt er, gemeinsam mit Paul Chadwick und Jean “Moebius” Giraud, auch seinen ersten Will Eisner Comics Industry Award: Best Single Issue für das Comic Concrete Celebrates Earth Day, welches bei Dark Horse erschien.

    Der langen, kalten Winter in New York müde, zog Charles Vess 1994 gemeinsam mit seiner Ehefrau zurück nach Virginia. Dort bat ihn ein örtliches Museum um die Gestaltung einer Ausstellung über zeitgenössische Fantasy-Künstler. Es entstand die Wanderausstellung The Dreamweavers mit 15 Künstlern, welche von Herbst 1994 bis Sommer 1995 lief.

    Cover des Buches "The Book of Ballads" von Charles Vess
    © 2004 by Green Man Press, Charles Vess

    Ab 1995 erschien The Book of Ballads and Sagas unter Charles’ eigener Regie bei Green Man Press.
    Für diese Comic-Serie illustrierte Charles  traditionelle englische und schottische Balladen. Die Texte kamen von verschiedene Autoren wie Emma Bull, Charles de Lint, Neil Gaiman, Sharyn McCrumb, Jeff Smith und Jane Yolen.
    Die Serie wurde 2004 nochmals als  Gesamtausgabe im Hardcover bei Tor Books herausgegeben. Diese Neuausgabe wurde mit neuem Material von Charles  und mit einem Vorwort von Terry Windling ergänzt.

    1996 wurde Charles wiederum für ein Sandman-Heft (#75) ausgezeichnet und zusätzlich für  The Books of Ballads and Sagas, diesmal mit seinem zweiten Will Eisner Comics Industry Award: Best Penciler/Inker.

    In den Jahren 1996 und 1997 arbeitete Charles  mit Neil Gaiman an ihrer vielleicht bekanntesten Zusammenarbeit: Stardust. Auch dieses Werk erschien in vielen verschiedenen Ausgaben, so gab es auch welche ohne Vess’ Bilder. Doch ein kurzer vergleichender Blick zeigt, dass die Geschichte erst zusammen mit den Bildern ihren ganzen Zauber entfaltet.
    1999 erhielt Charles für Stardust seinen zweiten World Fantasy Award, diesmal als Best Artist.

    Bilder aus Stardust von Neil Gaiman und Charles Vess
    alle 5 Bilder: © Charles Vess

    2002 wurde ihm sein dritter Will Eisner Comics Industry Award als Best Painter/Multimedia Artist verliehen. Diese Ehre erlangte er durch seine Arbeit an dem Comic Rose, einem Prequel zu den beliebten Bone-Comics von Jeff Smith. Rose wird im Sommer 2011 bei Tokyopop in Deutschland neu aufgelegt.

    Zwischen 2004 und 2007 verarbeitete Charles ein Gedicht von Neil Gaiman zu einem Kinderbuch. Blueberry Girl erschien 2009 bei HarperCollins.

    Eine langjährige enge Freundschaft verbindet Charles Vess mit Charles de Lint. Dieser Freundschaft entsprangen einige wunderbare Zusammenarbeiten wie z.B. Seven Wild Sisters (Subterranean Press, 2002), A Circle of Cats (Viking,  2003) und Medicine Road (Subterranean Press, 2005). Außerdem illustrierte Vess die 20th Anniversary Edition von de Lints Moonheart (Subterranean Press, 2004), welche in einer limitierten und signierten  Ausgabe herausgegeben wurde.

    Drawing Down the Moon, ein wunderschöner Bildband, der den Betrachter in die Welt von Charles Vess mit all ihren verwunschenen Wäldern, wilden Bergen, Elfen und Fabelwesen entführt, erschien 2009 bei Dark Horse. Der Band gibt einen reichen Einblick in die Arbeit des Künstlers.

    Der Brunnen im Barter Theater von Charles Vess
    © www.greenmanpress.com

    Neben seiner Arbeit mit Stift und Pinsel setzt Charles seine Bilder auch immer wieder in die dritte Dimension und wirkt an der Erschaffung von Reliefs und Skulpturen mit. Sein erstes großes Projekt war 1992 die Jack Tales Wall im Southwest Virginia Community College.
    In den Jahren 2006 – 2009 erschuf er einen Brunnen für das Barter Theater nach den Motiven von Shakespeares A Midsummer Night’s Dream. In seinem Blog berichtet er ausführlich und mit vielen Bildern über die Entstehung des Kunstwerkes (der Geschichte Teil 1, Teil 2 und Teil 3).

    Im November 2010 erhielt Charles Vess seinen dritten World Fantasy Award als Best Artist.

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    Bibliographie (Auszug)

    • The Horns of Elfland, Spring 1977, (Archival Press)
    • The Raven Banner, Spring 1984, (Marvel Comics)
    • The Book of Night, #1-3, Summer/Fall 1987, (Dark Horse)
    • The Warriors Three Saga, Marvel Fanfare #34-37,1987-88, (Marvel Comics)
    • A Midsummer Night’s Dream, Herbst 1988, (Donning Co.)
    • Little Red Riding Hood, Herbst 1988, (Gargoyle Press)
    • The Dream Makers, A collection of work by six artists, Winter 1988, (Paper Tiger Press)
    • Sandman, #19, Sommer 1990, (DC Comics),
    • Spirits of the Earth, A Spider-man Graphic Novel, August 1990, (Marvel Comics)
    • “Morrigan Tales” Taboo #4, Herbst 1990, (Spiderbaby Graphics)
    • C. Vess Sketchbook, Herbst 1991, (Tundra Publishing Co.)
    • Swamp Thing, #129-139, 1993, (DC Comics)
    • The Books of Magic, #1-14, 1994-95, (DC Comics)
    • Prince Valiant, #1-4, 1995, (Marvel Comics)
    • The Book of Ballads and Sagas ab 1995 (Green Man Press) und 2004 (Tor Books)
    • Stardust, Autor: Neil Gaiman 1997-98, (DC Comics/Vertigo)
    • The Green Man: Tales from the Mythic Forest, Anthologie Herausgegeben von Terri Windling und Ellen Datlow 2002, (Viking)
    • Seven Wild Sisters, Author: Charles de Lint 2002, (Subterranean Press)
    • A Circle of Cats, Author: Charles de Lint 2003, (Viking)
    • The Faery Reel: Tales from the Twilight Realm, Anthologie Herausgegeben von Terri Windling und Ellen Datlow 2004, (Viking)
    • 20th Anniversary Edition of Moonheart, Author: Charles de Lint 2004, (Subterranean Press)
    • Medicine Road, Author: Charles de Lint 2005, (Subterranean Press)
    • The Coyote Road: Trickster Tales, Anthologie Herausgegeben von Terri Windling und Ellen Datlow 2007, (Viking)
    • Blueberry Girl, Autor Neil Gaiman 2009, (HarperCollins)
    • Drawing Down the Moon, 2009, (Dark Horse Comics)

    Auszeichnungen

    • The Inkpot Award: For excellence in comic art, 1990
    • World Fantasy Award: Best short story, 1991 , Sandman #19, by Neil Gaiman and Vess
    • Will Eisner Comics Industry Award: Best Single Issue, 1991 , Concrete Celebrates Earth Day, by Paul Chadwick, Vess, and Jean “Moebius” Giraud
    • Comic Creators’ Guild: Best Cover,  1993, Presents #75 (Dark Horse)
    • Silver Award (Comics Industry) 1995, Spectrum Annual of Imaginative Art
    • Will Eisner Comics Industry Award: Best Penciler/Inker, 1996, The Book of Ballads and Sagas and Sandman #75
      World Fantasy Award: Best Artist, 1999, Stardust, written by Neil Gaiman
    • Will Eisner Comics Industry Award: Best Painter/Multimedia Artist, 2002, Rose, written by Jeff Smith
    • World Fantasy Award: Best Artist, 2010

    Skulpturen

    • The Jack Tales Wall im Southwest Virginia Community College
    • A Midsummer Night’s dream im Barter Theater

    Ausstellungen

    • The Art of Science Fiction and Fantasy, Winter 1980, The Museum of American Art, New Britain,Connecticut
    • The Art of Fantasy and Science Fiction, Winter 1989, Delaware Art Museum, Wilmington, Delaware
    • Storyteller, Herbst 1992, Frameworks Gallery, Bristol, Virginia
    • The Mythic Garden, Sommer 1993, Open Air Birch Garden, Devon, England
    • The Magic, Herbst 1993, Repartee Gallery, Park City, Utah
    • The DreamWeavers, Herbst 1994 – Sommer 1995, Wanderausstellung
    • The Tempest Frühling, 1996, Four Color Images Gallery, N.Y.C.
    • Stardust, Spring – Sommer 1998, San Francisco Comic Art Museum, San Francisco, Ca.
    • Into the Light, Herbst 2000, Comic Art Symposium, Avilles, Spain
    • Fantasy, Visionaries of the Fantastic, Frühling 2002, Torino, Italien
    • A Circle of Cats, Sommer 2003, 153W Bookstore & Gallery, Abingdon VA
    • Ancient Spirit, Modern Voice, Frühling 2004, The DeFoor Centre, Atlanta, GA

    Quellen und Links

    Dan WellsDan Wells, eigentlich Daniel Andrew Wells, geboren am 4. März 1977 in Salt Lake City, ist ein amerikanischer Horror- und Science-Fiction-Autor.
    Nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Englischstudium an der Brigham Young University in Utah arbeitete er eine Weile im Marketingbereich verschiedener Werbeagenturen, gefolgt von einer Stelle als Redakteur bei dem Science-Fiction-Magazin »The Leading Edge«.

    Schon in jungen Jahren wurde Wells von seinen Eltern, die ebenfalls Science-Fiction- und Fantasy-Fans waren, mit dem Genre vertraut gemacht. Seine Kindheit verbrachte Wells lesend, schreibend und mit einem wachsenden Interesse an allem, was vor allem das Fantasy-Genre zu bieten hatte. Später begann er vermehrt Science Fiction zu lesen und unternahm außerdem Ausflüge in die Lektüre von Historischen Romanen, klassischer Literatur und kriminalistischer Literatur. Wells spielt noch heute in seiner Freizeit Computer-Rollenspiele und sammelt Merchandise-Figuren seiner Lieblingsspiele.
    Dass sich Dan Wells schließlich als Autor dem Horror-Genre zuwandte, verdankt er eigenen Angaben zufolge seinem Kollegen Brandon Sanderson, der dies, angesichts von Wells’ düsteren Einschlägen in all seinen Geschichten, als eine unbewusste Vorliebe des angehenden Autors erkannte. Dem Rat folgend setzte sich Dan Wells ans Werk, und schon bald war die Idee für seinen ersten Romanhelden geboren: John Cleaver, Teenager und Soziopath.

    I Am Not A Serial Killer von Dan WellsWas wäre, wenn ein Mensch alle Anzeichen zeigt, irgendwann zum Serienkiller zu werden und, sich dessen bewusst, alles versucht, um dies zu verhindern? Hier setzt der Debütroman I Am Not A Serial Killer (Ich bin kein Serienkiller) an und schildert aus der Sicht des Teenagers John Cleaver, welche Schwierigkeiten ein Bewusstsein für das eigene, gefährliche Potential mit sich bringt, welche düsteren und unheimlichen Gedanken jeden alltäglichen Moment unsichtbar begleiten. I Am Not A Serial Killer ist ein auf psychologischer Ebene arbeitender Roman, der vor allem durch die Einsicht in John Cleavers Gedankenwelt gruselt und dadurch beeindruckt, wie einfach es ist, sich mit dem Antihelden zu identifizieren. Nicht allzu verwunderlich also, dass der Roman 2009 als meist diskutierter Thriller des Jahres galt und Dan Wells 2011 für den John W. Campbell Award for Best New Writer nominiert wurde.
    Dem fulminanten Erfolg des Debütromans folgte 2010 die ebenso erfolgreiche Fortsetzung Mr. Monster (Mr. Monster) und 2011 der abschließende Roman I Don’t Want To Kill You (Ich will dich nicht töten).
    Es entstanden über die Jahre hinweg verschiedene Kurzgeschichten und zwei Einzelromane: A Night of Blacker Darkness (Sarg niemals nie) und The Hollow City (Du stirbst zuerst). A Night of Blacker Darkness erschien unter dem Pseudonym Frederick Whithers.

    Partials von Dan Wells2012 begann der überzeugte Mormone mit dem Jugendbuch Partials seine erste Science-Fiction-Reihe, die ebenfalls auf drei Bände ausgelegt ist. Partials spielt in einer düsteren Zukunft, in der die menschliche Rasse nach einem Krieg mit gentechnisch gezüchteten menschlichen Wesen nahezu ausgelöscht wurde und es aufgrund eines waffenfähig gemachten Virus keine neuen Geburten mehr gibt. Noch im selben Jahr ist der Nachfolger Isolation erschienen. Der abschließende Band, Fragments, erschien im Februar 2013.

    Dan Wells lebt mit seiner Frau und den Kindern in Utah, USA. Derzeit residiert die Familie jedoch in Stuttgart, wo sie zunächst für ein Jahr (bis Mitte 2013) zu leben plant.

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    Bibliographie:

    • John Cleaver Books
    • 2009: I Am Not A Serial Killer/ Ich bin kein Serienkiller
    • 2010: Mr. Monster/ Mr. Monster
    • 2011: I Don’t Want To Kill You/ Ich will dich nicht töten

    • Partial Serie
    • 2012: Partials
    • 2012: Isolation
    • 2013: Fragments

    • Einzelromane
    • 2011: A Night of Blacker Darkness/ Sarg niemals nie
    • 2012: The Hollow City/ Du stirbst zuerst

    • Kurzgeschichten
    • 2000: The Amazing Adventures of George
    • 2011: Charybdis
    • 2011: The Mountain of the Lord

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    Links:
    Website von Dan Wells

    Dan WellsFrederick Whithers ist ein Pseudonym des Autors Dan Wells und Name des fiktiven Protagonisten in dem Roman A Night of Blacker Darkness. Das Pseudonym wird vermutlich von einmaliger Nutzung sein, da der erwähnte Roman als Memoiren des Frederick Whithers veröffentlicht wurde und somit nur die Authentizität der Erzählung gestärkt werden sollte.

    Für weitere Informationen zum Autor sowie der gesamten Bibliographie besucht bitte das Portrait von Dan Wells.

    Charles Walter Stansby WilliamsDer englische Autor, Dichter und Laientheologe Charles Walter Stansby Williams wurde am 20. September 1886 im Londoner Stadtteil Holloway geboren. Als er acht Jahre alt war, zog seine Familie nach St. Albans, Hertfordshire, wo er auch seine Schulzeit an der dortigen Schule verbrachte. Im Jahre 1902 erhielt er ein Stipendium für ein Studium am University College London, war allerdings gezwungen, die Universität 1904 ohne Abschluss zu verlassen, da seine Familie ihn nicht ausreichend finanziell unterstützen konnte. Im gleichen Jahr fing er an, in einer methodistischen Buchhandlung zu arbeiten. 1908 wurde er von der Oxford University Press (OUP) als Korrekturleser angestellt, stieg aber binnen kurzer Zeit zum Lektor auf und blieb der OUP bis zu seinem Tode in immer wichtigeren Positionen treu. Als seine bedeutendste verlegerische Leistung gilt die erste umfangreiche englischsprachige Ausgabe der Werke des dänischen Philosophen und Theologen Søren Kierkegaard.
    Parallel zu seiner Arbeit als Lektor begann Williams zu schreiben und verfasste insgesamt sieben Romane und etliche Gedichte, außerdem Texte zu Themen aus Literaturwissenschaft, Theologie und Geschichte, sowie Biographien und eine Vielzahl von Rezensionen. Williams war Zeit seines Lebens der Spiritualität und dem Mystizismus zugeneigt, was sich nicht nur in seinen Romanen zeigt, sondern auch in seiner mehrjährigen Mitgliedschaft in der Fellowship of the Rosy Cross (einer esoterischen Geheimgesellschaft), in die er 1917 aufgenommen wurde. Als die OUP aufgrund des Krieges ihren Sitz nach Oxford verlegte, erlangte Williams dank seiner bereits mehrere Jahre bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu C.S. Lewis Zutritt zum engeren Kreis der Inklings.

    Charles Williams’ Romane könnte man am ehesten als metaphysische Thriller bezeichnen; man könnte in ihnen aber auch eine frühe Vorform der Urban Fantasy sehen (womit nicht die paranormalen Liebesgeschichten gemeint sind, die heutzutage zumeist unter diesem Label erscheinen). Cover des Buches "War in Heaven" von Charles WilliamsSein 1930 erschienener Erstling War in Heaven (dt. Krieg im Himmel) fällt noch recht konventionell aus: In der ziemlich geradlinig erzählten Geschichte geht es um die Entdeckung des Heiligen Grals in einer Kirche – und um den Kampf, den sich gute und böse Mächte um seinetwillen liefern. Dass die Bösen dabei eine Gruppe Okkultisten sind, gibt Williams ausreichend Gelegenheit, seine Kenntnisse schwarzmagischer und esoterischer Rituale zu Papier zu bringen, was dem Erfolg des Romans bei der angepeilten christlichen Leserschaft nicht gerade zuträglich war.
    Williams’ nächste Romane sind deutlich phantastischer, greifen auf Themen bzw. Konzepte aus dem Neuplatonismus, dem Gnostizismus und der Kabbala zurück. In drei von ihnen brechen übernatürliche Mächte in die vermeintliche Realität ein und verändern sie durch ihr Wirken auf die eine oder andere Weise: in The Place of the Lion (1931; dt. Die Stätte des Löwen) werden diese Mächte durch magische Beschwörungen herbeigerufen, während sie in Many Dimensions (1931; dt. Der Stein der Weisheit) und The Greater Trumps (1932; dt. Die Trumpfkarten des Himmels) in magischen Gegenständen eingebettet sind – im ersten Fall in einem Stück von Salomons Krone bzw. einem Splitter des Steins der Weisen, im zweiten im “originalen” Tarot-Spiel. Der jeweiligen Veränderung der Realität kann nur durch die selbstlosen Taten von Männern und Frauen Einhalt geboten werden, die sich die übernatürlichen Kräfte nicht selbst zunutze machen wollen, sondern weiter jener Macht treu bleiben und sie verehren, der sie ihr Dasein verdanken. Oder, anders ausgedrückt: in diesen Romanen setzt sich Williams mit seinen eigenen christlichen Überzeugungen auseinander. In Shadows of Ecstasy (1931) schließlich versucht ein Adept spirituellen Wissens, der das Geheimnis der Unsterblichkeit entdeckt hat und seine Umwelt mittels seiner Kräfte beeinflussen und ihr eine falsche Realität vorgaukeln kann, die Welt zu erobern.

    In seinen beiden letzten Romanen und wandte sich Williams der Geistergeschichte zu, doch dabei ging es ihm (für den die Lebenden und die Toten in der gleichen spirituellen Sphäre existierten) keineswegs um vordergründige Gruselmomente, sondern die Romane – die von manchen Kritikern zu den wichtigsten Vertretern ihrer Gattung gezählt werden – dienten als Vehikel seiner theologischen und spirituellen Überzeugungen. In beiden Romanen “leben” die Toten in ihrer eigenen Welt, die parallel zur Welt der Lebenden existiert. In Descent into Hell (1937) erweist sich ein Londoner Vorort als eine Art multidimensionale Raum-Zeit-Sphäre, in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft direkt aneinander grenzen und die Lebenden und die Toten sich bzw. ihr Dasein gegenseitig beeinflussen.
    Cover des Buches "All Hallows Eve von Charles Williams"In All Hallows’ Eve (1945), Williams’ vermutlich merkwürdigstem Roman, den er kurz vor seinem Tode vollendete und der erst posthum erschienen ist, geht es um eine Reinkarnation von Simon Magus, der die Welt mittels eines banalen und inhaltslosen Evangeliums der Liebe zu kontrollieren versucht. Er scheitert letztlich einerseits an seiner eigenen Dummheit und seinem Materialismus, andererseits und vor allem an der Selbstlosigkeit eines toten Mädchens, das auch als Geist jenen Tugenden treu bleibt, die ihr Leben bestimmt haben, und sich den göttlichen Gesetzen der Schöpfung willig unterordnet.

    Charles Williams’ Romane waren beim breiten Publikum nie sonderlich erfolgreich, doch er wurde von Autorenkollegen wie T.S. Eliot, W.H. Auden und dem bereits erwähnten C.S. Lewis bewundert. Letzterer bezeichnete ihn zwar als “hässlich wie einen Schimpansen”, doch er verehrte ihn so sehr, dass er nicht nur für Williams’ Aufnahme in den Kreis der Inklings sorgte, sondern mit That Hideous Strength (1945; dt. Die böse Macht), dem dritten Band seiner Ransom Trilogy, auch einen stark von Williams und dessen Ideen inspirierten Roman verfasste. J.R.R. Tolkien hingegen war vom Werk seines Mit-Inklings – das er als “manchmal sehr geschmacklos und gelegentlich lächerlich” bezeichnete – weit weniger begeistert. Den überzeugten Katholiken dürften dabei vor allem Williams’ Faszination für Schwarze Magie und Satanismus abgestoßen haben. Unabhängig davon bleibt festzuhalten, dass Charles Walter Stansby Williams, der am 15. Mai 1945 in Oxford verstarb, ein Autor war, dessen Themen und deren literarische Umsetzung gewiss nicht jedermanns Sache sind.

    Links:
    The Charles Williams Society

    Bibliographie (nur Romane):

    • 1930 War in Heaven – Krieg im Himmel
    • 1931 Many Dimensions – Der Stein der Weisheit
    • 1931 The Place of the Lion – Die Stätte des Löwen
    • 1931 Shadows of Ecstasy
    • 1932 The Greater Trumps – Die Trumpfkarten des Himmels
    • 1937 Descent into Hell
    • 1945 All Hallows’ Eve
    Tad Williams
    © Klett-Cotta, Foto: Marijan Murat

    Tad Williams hat sich in der Fantasy vor allem mit Bücherzyklen von wahrhaft epischen Ausmaßen einen Namen gemacht, die sich aufgrund ihrer häufig jugendlichen Protagonisten nicht nur, aber besonders auch von jüngeren LeserInnen trotz ihres großen Umfangs gut lesen lassen.
    Als Robert Paul Williams wurde er am 14. März 1957 in San Jose, Kalifornien, geboren und wuchs in relativ bescheidenen Verhältnissen auf, was ihn dazu veranlasste, möglichst schnell Geld zu verdienen, statt aufs College zu gehen. Unter dieser Prämisse standen auch die zahllosen Jobs, mit denen er sich durchschlug und die jede hier aufführbare Liste sprengen würden – u.a. als Schuldeneintreiber, Schuhverkäufer, Zeitungsausträger, Lehrer und Versicherungsvertreter. Am liebsten waren ihm jedoch stets kreative Projekte, wie etwa beim Moderieren eines Radiotalks, Arbeit am Theater oder als Musiker in einer Band.

    Eines von Williams’ kreativen Projekten war auch sein erster Roman Tailchaser’s Song, der prompt einen Verlag fand und ihm einen Weg ins Genre eröffnete, der nicht wie bei vielen anderen US-AutorInnen über Magazine und Kurzgeschichten führte.
    Tailchaser’s Song erzählt die Geschichte des Katers Fritti Tailchaser (bzw. Traumjäger in der dt. Übersetzung), der aus seinem verwöhnten Katzenleben ausbricht, als er sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Katzengefährtin begibt, die ihn tief in die mythologische Welt der Feliden eintauchen und ein Geheimnis um Griraz Kaltherz entdecken lässt, einem Gott des Dreigestirns der Katzen-Urahnen. Tailchaser’s Song ist eine der wenigen Tierfantasys, die mit umfassender Mythologie und erwachsenen Themen nicht in erster Linie Kinder zum Zielpublikum haben und für die Tiere, statt sie übermäßig zu anthropomorphisieren, eine eigene Welterfahrung und -wahrnehmung schaffen. Mit dem Roman wurde Williams 1986 Finalist beim Campbell Award (Best new writer).

    Williams nächstes Projekt, die Trilogie Memory, Sorrow and Thorn (dt. Osten Ard oder Das Geheimnis der Großen Schwerter) entstand aus seinem Frust mit den vielen Tolkien-Epigonen der 80er heraus: Die Geschichte von Simon Mondkalb, aus dem nach vielen Abenteuern in klassischer Coming-of-Age-Manier Simon Schneelocke wird, der den Kontinent Osten Ard vor der Bedrohung durch den finsteren Ineluki retten kann, stellt die moralische Eindeutigkeit des Herrn der Ringe und vieler seiner Nachfolger in Frage. Vor allem damit, aber auch mit der breit angelegten Riege aus Haupt- und Nebenfiguren, dürfte Memory, Sorrow and Thorn als Inspiration für George R.R. Martins A Song of Ice and Fire gedient haben.
    Memory, Sorrow and Thorn von Tad WilliamsDie Reihe steht inzwischen prototypisch für eine sehr seitenstarke, in viele Stränge verzweigte epische Fantasy, in der die Welt mit ihrer Geschichte, Mythologie und Geographie eine weitere Hauptrolle neben der Vielzahl an wichtigen Figuren spielt. Die ans europäische Mittelalter angelehnte Kultur von Osten Ard wird durch Williams’ Interpretation klassischer Fantasyvölker, vor allem der Elfen/Elben (bei ihm Sithi) ergänzt.
    Eine Erzählung, die zu einem früheren Zeitpunkt auf Osten Art spielt, wurde einige Jahre später als The Burning Man für die von Robert Silverberg herausgegebene Anthologie Legends hinzugefügt.

    Noch während der Vollendung der Trilogie kam es für den kurzen Einzelroman Child of an Ancient City zu einer Zusammenarbeit von Tad Williams mit Nina Kiriki Hoffman. Es erzählt von den Mitgliedern einer Karawane, die nachts von einem rätselhaften Besucher heimgesucht werden, der sich bald als Vampir erweist. Nur dadurch, dass sie die ganze Nacht hindurch Geschichten erzählen, können sie das Monster davon abhalten, sie zu töten, womit sich der Roman in die Tradition von Tausendundeine Nacht reiht.
    Ein weiterer Einzelroman namens Caliban’s Hour folgte, der diesmal Shakespeares Der Sturm auf den Kopf stellte und die Geschichte aus der Sicht von Prosperos Sklaven Caliban erzählt.

    Williams, der die meiste Zeit seines Lebens in Palo Alto verbrachte, hatte auch drei Jahre lang bei Apple gearbeitet und war dort in Berührung mit dem damals allgegenwärtigen Multimedia-Boom gekommen. Dies entzündete die Idee für sein nächstes großes Roman-Projekt, die Otherland-Tetralogie, die nominell der SF zuzurechnen ist und sich das Konzept der virtuellen Realität zunutze macht, aber im Modus einer Questen-Fantasy erzählt wird. Man folgt einer Gruppe von Figuren, die zunächst unabhängig voneinander auf Spuren des Otherland-Netzwerks stoßen und später zusammenarbeiten, um das Geheimnis um die erschreckend realistischen virtuellen Welten zu lösen, über die das Netzwerk verfügt. Das Konzept bot Williams nicht nur die Chance, in den Kapitelvorspännen, die in Form von Nachrichtenbeiträgen, Online-Diskussionen u.v.m. einen Abriss über die Welt von Otherland geben, ein breit angelegtes Zukunftsszenario zu entwerfen, sondern über die virtuellen Welten nicht nur einen, sondern eine ganze Reihe von teilweise grotesken Weltentwürfen zu erkunden, zu denen etwa eine Version von Carrolls Wunderland, eine Welt der Rieseninsekten oder eine Interpretation von Homers Odyssee zählen. Sowohl die Vielfalt der Welten als auch die Schnipsel aus Popkultur und Nachrichten zu Beginn der Kapitel führten zu einem hohen Rechercheaufwand für die Reihe.
    Otherland, das in Legends II ebenfalls um eine Erzählung ergänzt wurde (The Happiest Dead Boy in the World), war für Williams auch deshalb faszinierend, weil er für Spielewelten und die erzählerischen Möglichkeiten, die sie bieten, ein Faible hat und sich auch gerne in diesem Bereich betätigen würde.
    Dass er generell keine Scheu hat, in verschiedenen Medien zu erzählen, bewies Williams auch durch das Drehbuch für einen Horrorfilm, das er während der Arbeit an Otherland fertigstellte, und durch seine kurzen Ausflüge in den Comic, sowohl mit eigenen Projekten als auch für DC.

    Otherland von Tad Williams

    Ebenso wenig schreckte Williams vor neuen Veröffentlichungskonzepten zurück: Sein Roman Shadowmarch startete zunächst als Online-Projekt, das sich jedoch nach einem Jahr als finanziell nicht lohnend erwies und auch die Arbeit an War of the Flowers, seinem nächsten konventionell veröffentlichten Roman, beeinträchtigte. Nachdem dieser – ein für sich stehender Ausflug in die Urban Fantasy, der mit seinem Musiker-Protagonisten, der in die wenig idyllische Märchenwelt Faerie gelangt, vielleicht sogar autobiographische Züge trägt – abgeschlossen war, beschloss Williams, aus Shadowmarch eine Romanreihe zu machen. In dem mittlerweile mit vier Bänden abgeschlossenen Zyklus kehrt er zur klassischen Fantasy zurück, die abermals mit einem großen Figurenensemble und vielen Handlungssträngen sehr breit aufgestellt ist. Inhaltlich erinnert die Ausganssituation in vielerlei Hinsicht stark an Martins A Song of Ice and Fire, bekommt aber nach und nach den spirituell-religiösen Einschlag, der in den meisten Romanen von Williams ein wichtiges Element der Weltschöpfung ist.

    Zusammen mit seiner zweiten Frau Deborah Beale betrat Williams schriftstellerisches Neuland mit der Veröffentlichung von Ordinary Farm, einer Serie von Jugendbüchern, in denen die beiden jungen Protagonisten Tyler und Lucinda in den Sommerferien die Geheimnisse der Farm ihres Onkels ergründen, auf der keine gewöhnlichen Tiere gehalten werden.
    Auch für erwachsene Leser hat Williams eine neue Reihe in Arbeit, die einen kalten Krieg zwischen Himmel und Hölle thematisiert und Bobby Dollar aka Doloriel, einen Ermittler und Engel, zum Protagonisten hat. Das im September erscheinende The Dirty Streets of Heaven und die Nachfolgebände sollen auch jeweils für sich lesbar und deutlich kürzer als bisherige Williams-Romane sein.

    Die dicken Bücher und der ausführliche Stil sind für Williams ein Thema, das ihn auch in Interviews immer wieder beschäftigt und ihm nicht selten zum Vorwurf gemacht wird. Er zielt damit auf eine kaleidoskopische Sicht der erzählten Ereignisse ab, die durch eine Vielzahl von Figuren vermittelt wird, verstrickt sich aber mitunter in stark psychologisierenden Passagen und durch viel Worldbuilding ausgebremsten Anfängen. Ganz besonders erfolgreich ist Williams in Deutschland, wo er als einer der wenigen Fantasy-Autoren, nicht zuletzt durch das Otherland-Hörspiel, auch von etablierten Medien wahrgenommen wird.
    Inzwischen haben sich auch einige Kurzgeschichten angesammelt, in denen Williams gerne stilistisch und ideentechnisch unkonventionelle Zugänge ausprobiert, und von denen bald ein zweiter Sammelband erscheint. Selbst eine Rückkehr nach Osten Ard in Form von Kurzgeschichten hat Tad Williams nicht ausgeschlossen, bisher aber immer wieder auf die lange Bank geschoben.

    Bibliographie:

    1985: Tailchaser’ Song – Traumjäger und Goldpfote

    Memory, Sorrow and Thorn – Das Geheimnis der Großen Schwerter
    1988: The Dragonbone Chair – Der Drachenbeinthron
    1990: Stone of Farewelle – Der Abschiedsstein
    1993: To Green Angel Tower – Die Nornenkönigin, Der Engelsturm
    1998: The Burning Man (Erzählung in Legends) – Der brennende Mann (in Legenden und auch separat erschienen)

    1992: Child of an Ancient City – Die Stimme in der Finsternis (mit Nina Kiriki Hoffman)
    1993: Caliban’s Hour – Die Insel des Magiers

    Otherland
    1996: City of Golden Shadows – Die Stadt der goldenen Schatten
    1998: River of Blue Fire – Der Fluss aus blauem Feuer
    1999: Mountain of Black Glass – Der Berg aus schwarzem Glas
    2001: Sea of Silver Light – Das Meer des silbernen Lichts
    2004: The Happiest Dead Boy in the World (Erzählung in Legends II) – Der glücklichste tote Junge der Welt (in Legenden)

    2002: The War of the Flowers – Der Blumenkrieg

    Shadowmarch
    2004: Shadowmarch – Die Grenze
    2007: Shadowplay – Das Spiel
    2010: Shadowrise – Die Dämmerung
    2010: Shadowheart – Das Herz

    Ordinary Farm – Die Tinkerfarm
    2009: The Dragons of the Ordinary Farm – Die Drachen der Tinkerfarm
    2011: The Secrets of the Ordinary Farm – Die Geheimnisse der Tinkerfarm

    Bobby Dollar:
    2012: The Dirty Streets of Heaven

    2006: Rite (Kurzgeschichten)
    2011: A Stark and Wormy Knight (Kurzgeschichten)

    Links:
    www.tadwilliams.com

    John WyndhamJohn Wyndham, eigentlich John Wyndham Parkes Lucas Beynon Harris, geboren am 10. Juli 1903 in Dorridge, Knowle bei Birmingham, war ein britischer Science-Fiction-Autor. Er verstarb im Alter von 65 Jahren, am 11. März 1969, in London.
    Im Laufe seiner schriftstellerischen Karriere nutzte der Autor verschiedene Kombinationen seines Namens, um seine zumeist postapokalyptischen Werke zu veröffentlichen. Dazu zählen beispielsweise die Namen Lucas Parkes und John Beynon.

    Seine Kindheit verbrachte John Wyndham zunächst in Edgbaston, Birmingham, als er acht Jahre alt war, trennten sich seine Eltern jedoch, und der Junge sowie sein Bruder, der Schriftsteller Vivian Beynon Harris, wuchsen fortan in verschiedenen britischen Internaten auf. Zuletzt besuchte er von 1918-1921 die Bedales School in Hampshire, wo er gleichzeitig auch seinen längsten Aufenthalt hatte. Nach seinem Schulabschluss im Alter von 18 Jahren versuchte sich Wyndham in verschiedenen Berufen und Unternehmen als Landwirt, Werbegrafiker und im Bereich Jura, verließ sich jedoch hauptsächlich auf die finanzielle Unterstützung seiner Familie.
    1925 machte Wyndham erste Schritte als Autor, um so seinen Unterhalt zu verdienen. 1931 waren seine Kurzgeschichten soweit gereift, dass er sie an amerikanische Science-Fiction-Magazine verkaufen konnte – damals noch unter den Namen John Beynon und John Beynon Harris. Die Erzählung Worlds To Barter war seine erste Veröffentlichung und erschien im Magazin Wonder Stories.

    Wyndhams noch junge schriftstellerische Karriere wurde mit Beginn des Zweiten Weltkriegs zunächst unterbrochen. Er verbrachte einige Zeit als Gutachter im Ministry of Information, ehe er der Armee beitrat und im Royal Corps of Signals im Bereich der Chiffrierung tätig wurde. Bei der Landung in der Normandie war er ebenfalls beteiligt, allerdings erst einige Tage nach der tatsächlichen Landung.

    Nach Kriegsende kehrte Wyndham zurück zum Schreiben, angespornt durch den Erfolg seines Bruders, der inzwischen bereits vier Romane veröffentlicht hatte. Er änderte seinen Schreibstil und veröffentlichte seinen ersten eigenen Roman The Day of the Triffids (Die Triffids; Blumen des Schreckens) und verwendete nun zum ersten mal den Namen John Wyndham, um als unbeschriebenes Blatt und frischer Autor wahrgenommen zu werden. So wurden seine vorherigen Werke in diesem neuen Roman nicht erwähnt und John Wyndham als noch unbekannter Schriftsteller eingeführt. Ob das nun einen Vorteil brachte, ist schwer zu beurteilen, The Day of the Triffids verkaufte sich jedenfalls sehr gut und wurde in kürzester Zeit zu einem enormen Erfolg. Der Roman positionierte John Wyndham als wichtigen Vertreter der Science-Fiction-Literatur, und es folgten noch sechs weitere Romane, die diese Position stärkten. Seine Romane sind dabei sehr nahe an dem gehalten, was unmittelbar möglich sein könnte. So vermitteln die Romane durch ihre Nähe zur „Echtzeit“ stets den Eindruck, dass das große Ende jederzeit und überall beginnen kann, ganz ohne Vorwarnung – eine realistische und daher so wirkungsvoll beängstigende Möglichkeit der Entwicklung bestehender Gegebenheiten, für die man nicht weit in die Zukunft reisen muss, um sie glaubhaft darstellen zu können. Damit widersetzte Wyndham sich dem damals gängigen Trend der Science Fiction, die ihren Handlungsrahmen bis in die späten 1940er Jahre fast ausnahmslos in den Weltraum verlegt hatte.

    1963 heiratete Wyndham Grace Wilson, die er zu diesem Zeitpunkt bereits seit 20 Jahren kannte. Sie zogen von London nach Hampshire in die Nähe der Bedales School, wo sie zusammen lebten, bis Wyndham 1969 verstarb. Im späteren Verlauf wurden verschiedene seiner noch unbekannten Werke veröffentlicht, während ältere Werke eine The Chrysalids von John WyndhamNeuauflage erfuhren. The Day of the Triffids wird auch heute noch in regelmäßigen Abständen nachgedruckt und gilt als Wyndhams bekanntestes Werk, auch wenn Fans den 1955 erschienenen Roman The Chrysalids (Wem gehört die Erde; Wiedergeburt) als den bedeutendsten Roman seiner Karriere einschätzen. Das Buch schildert eine futuristische Welt nach dem nuklearen Holocaust in der genetische Mutationen, Abweichungen von der als perfekt geltenden Norm, skrupellos ausgelöscht werden und als Werke des Teufels gelten. Der Zehnjährige David lebt in einer der weit gestreuten Enklaven, als er beginnt, Träume von einer mysteriösen Stadt zu haben und sich mit einem leicht abweichenden Mädchen anfreundet. Bald schon muss er erkennen, dass es sehr gefährlich ist, in seinem streng religiösen Dorf Waknut anders zu sein.
    Ein zum Nachdenken anregender Roman, der trotz seines Alters thematisch noch immer aktuell ist, entsprechend gut funktioniert und nachhaltig in Erinnerung bleibt. Wer besonderen Wert auf die Charakterentwicklung in einer Erzählung legt, wird hier eine der großen Stärken John Wyndhams kennenlernen können.

    John Wyndham, für den H.G. Wells ein großes Vorbild war, gilt heute zurecht selbst als ein Autor klassischer Werke. Seine Romane zeichnen sich u.a. durch eine leichte Sprache und räumliche wie zeitliche Nähe aus. Die Kombination ist es wohl, die seine Bücher auch heute noch so spannend für ein großes Publikum macht. Der Ausdruck „triffids“ ist im englischen Sprachraum in den täglichen Sprachgebrauch eingezogen und steht dort nicht nur für eine gefährliche Pflanze, es zeigt auch welchen Einfluss bzw. welche Verbreitung sein Roman erreicht hat. Ein Beispiel hierfür ist der etwas sarkastische Spruch: »Say it with flowers – give her a triffid!« (frei übersetzt: »Sag es mit Blumen – schenk’ ihr eine Triffid!«)

    Zahlreiche Romane und Kurzgeschichten des Autors wurden im Laufe der Jahre tweilweise mehrfach verfilmt. Selbstverständlich gehört dazu auch The Day of the Triffids (Die Triffids; Blumen des Schreckens), aber auch sehr bekannt The Village of the Damned (Das Dorf der Verdammten).
    Von seinen Kurzgeschichten fanden u.a. Consider Her Ways, Random Quest, Dumb Martian und Jizzle ihren Weg auf die Leinwand.

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    Bibliographie:

    Einzelromane
    1951: The Day of the Triffids/ Die Triffids
    1953: The Kraken Wakes (auch: Out of the Deeps)/ Kolonie im Meer (auch: Wenn der Kraken erwacht)
    1955: The Chrysalids (auch: Re-Birth)/ Wem gehört die Erde? (auch: Wiedergeburt)
    1957: The Midwich Cuckoos (auch: The Village of the Damned)/ Es geschah am Tage X … (auch: Kuckuckskinder)
    1959: The Outward Urge
    1960: Trouble with Lichen/ Ärger mit der Unsterblichkeit
    1968: Chocky
    1979: Web/ Eiland der Spinnen
    2009: Plan for Chaos

    Einzelromane als John Beynon
    1935: The Secret People/ Das versteckte Volk
    1935: Foul Play Suspected
    1936: Planet Plane (auch: Stowaway to Mars; The Space Machine)/ Die Reise zum Mars

    Kurzgeschichten (Sammlungen)
    1954: Jizzle
    1955: Sometime, Never (mit William Golding und Mervyn Peake)
    1956: The Seeds of Time/ Die Kobaltblume
    1956: Tales of Gooseflesh and Laughter
    1959: The Outward Urge/ Griff nach den Sternen
    1961: Consider Her Ways & Others
    1967: The Moon Era (mit Jack Williamson und Murray Leinster)
    1973: The Best of John Wyndham (1932-1949)
    1973: The Best of John Wyndham (1951-1960)
    1975: The Man from Beyond and Other Stories
    1979: Exiles an Asperus
    1980: Wanderers of Time
    1980: Sleepers of Mars
    1991: Meteor and Other Stories
    2003: No Place Like Earth