Zum Gedenken an David Mason

Bibliotheka Phantastika erinnert an David Mason, dessen Todestag sich heute zum 40. mal jährt. David Mason – der 1924 als Samuel Mason geboren wurde – zählt zu den Autoren, über die sich kaum etwas in Erfahrung bringen lässt. Fakt ist, dass er von 1956 bis 1962 mit der SF-Autorin Katherine MacLean verheiratet war und zwischen 1955 und 1958 insgesamt acht Stories veröffentlicht hat, die zumeist im Magazin Infinity erschienen sind. Und als Infinity eingestellt wurde, gab es erstmal auch keine Kurzgeschichten mehr von ihm.
Aber hier soll es nicht primär um Masons Stories gehen (von denen noch drei weitere 1963 bzw. 1970 in verschiedenen Magazinen erschienen), sondern um seine Romane, die Ende der 60er, Anfang der 70er veröffentlicht wurden. Den Kavin`s World von David MasonAuftakt machte Kavin’s World (1969), die von ihm selbst erzählte Geschichte Kavins, des Prinzen von Dorada, der sein von Barbaren und Monstern bedrohtes Volk nach dem Tod seines Vaters mit Unterstützung des Zauberers Thuramon auf eine andere Welt führen muss. Dort bekommen die Doradaner es allerdings mit den Evil Three zu tun – und der mächtigste von ihnen ist ganz etwas anderes und viel, viel mehr als ein typischer “dunkler Lord” … Kavin’s World ist insofern ein ungewöhnlicher Roman, als Mason in ihm den – zum damaligen Zeitpunkt noch recht ungewöhnlichen – Versuch unternimmt, Elemente der Sword & Sorcery eines Robert E. Howard mit denen der High Fantasy eines J.R.R. Tolkien zu verknüpfen, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Was einerseits an Kavin, dem Ich-Erzähler der Geschichte liegt, der freimütig von seinen Abenteuern berichtet (auch denen, in denen er eine weniger glückliche oder moralisch fragwürdige Rolle spielt), andererseits am “Viele-Welten-Konzept”, das ein wenig an das in Michael Moorcocks Multiversum erinnert. Und last but not least hat natürlich auch der erstaunlich originelle Oberbösewicht seinen Anteil daran. Die Mischung funktioniert jedenfalls, und das ist eindeutig David Masons Verdienst.
In The Return of Kavin (1972), der zwar keineswegs unbedingt erforderlichen, aber in sich schlüssig möglichen Fortsetzung, steht zwar immer noch Kavin (wenn auch nicht mehr als Ich-Erzähler) im Mittelpunkt, aber er hat – von einer Ausnahme abgesehen – jetzt andere, neue Gefährten, die ihm manchmal fast schon die Show stehlen. Das gilt vor allem für Zamor und Hugon, die gelegentlich ein bisschen an zwei andere, immer im Team auftretende S&S-Helden erinnern. Die beiden Kavin-Romane sind gewiss keine große Literatur, und sie sind auch keine Meilensteine der Fantasy, doch mit ihnen hat David Mason angenehm lesbare Abenteuerfantasy geschrieben, die – vor allem, wenn man den Zeitpunkt ihrer Entstehung in Betracht zieht – mit durchaus originellen, teilweise sogar mutigen Ideen ebenso punkten kann wie mit trotz ihrer Fehler sympathischen Hauptfiguren und einem jeweils sehr befriedigenden Ende.
David Mason hat noch drei andere phantastische Romane geschrieben: The Sorcerer’s Skull (1970) ist ebenfalls Fantasy und dreht sich um den titelgebenden Zaubererschädel bzw. das, was mit ihm geschieht, während The Shores of Tomorrow (1971) ein SF-Roman mit Alternativ-Welten ist, und es in The Deep Gods (1973) einen Mann aus dem 20. Jahrhundert in eine prähistorische Epoche verschlägt, wo er es mit einem der “Götter der Tiefe” zu tun bekommt.
Im Gegensatz zu den letztgenannten drei Titeln sind die Kavin-Romane auch auf Deutsch erschienen, und zwar als Kavins Welt und Kavins Rückkehr (beide 1986). Die nur im Buch auch als “Saga von Kavin Hostan, dem Prinzen von Dorada” bezeichneten Romane dürften aufgrund der inhaltlichen und formalen Entwicklung des Genres auf ihre deutschsprachige Leserschaft in den 80er Jahren allerdings längst nicht mehr so frisch und originell gewirkt haben wie bei ihrem ursprünglichen Erscheinen. David Mason selbst hat die o.g. inhaltliche und formale Entwicklung des Genres – zu der er möglicherweise sogar etwas beizutragen gehabt hätte – nicht mehr miterlebt, denn am 28. Juni 1974 ist er im Alter von 49 oder 50 Jahren gestorben.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst diese HTML Tags und Attribute nutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>