Zum 45. Geburtstag von Lev Grossman

Bibliotheka Phantastika gratuliert Lev Grossman, der heute seinen 45. Geburtstag feiern kann. Nach dem College-Abschluss und einem nicht beendeten Studium der vergleichenden Literaturwissenschaft begann der am 26. Juni 1969 in Lexington, Massachusetts, geborene Lev Grossman als Journalist zu arbeiten und wurde 2002 Buchkritiker des Time magazine, verfasste aber auch Artikel und Essays für andere Zeitungen und Zeitschriften wie The New York Times, Salon, Entertainment Weekly oder Village Voice. Parallel dazu begann er Romane zu schreiben. Während sein Erstling Warp (1997) nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit erregte, gelang ihm mit dem Thriller Codex (2004) ein internationaler Bestseller, der als Die Macht des Codex (2006) auch auf Deutsch erschienen ist.
Noch weitaus erfolgreicher war dann sein dritter – und erster wirklich phantastischer – Roman The Magicians (2009). In dessen Mittelpunkt steht der hochintelligente Quentin Coldwater, der gerade die High School hinter sich gebracht hat, und dem das alltägliche Leben grau und trist erscheint; nicht The Magicians von Lev Grossmanzuletzt deshalb beschäftigt er sich noch heute insgeheim mit den Fantasyromanen, die er als Kind so gerne gelesen hat. In ihnen geht es um fünf Kinder, die es in ein magisches Land namens Fillory verschlägt, und die dort wunderbare Abenteuer erleben. Und dann landet er plötzlich und unerwartet eines Tages an einem sehr geheimen, sehr exklusiven College, an dem moderne Magie gelehrt wird. Aber das ist noch nicht alles, denn auch im Hinblick auf Fillory steht ihm noch eine Überraschung bevor …
Wenn ein Literaturkritiker einen Roman schreibt, kann man (oder muss man fast) erwarten, dass er ein bisschen anders an die Sache herangeht als allgemein üblich, vor allem, wenn er sich im Bereich der Genreliteratur bewegt. Und tatsächlich hat The Magicians nur auf den allerersten Blick viel mit anderen Romanen gemein, in denen es um magische Universitäten geht. Hier gibt es keinen dunklen Bösewicht, mit dem sich Quentin Coldwater und seine Mitstudierenden auseinandersetzen müssen (was nicht heißt, dass es keine Gefahren gibt); stattdessen dreht sich ein Großteil der Handlung um Sex, Alkohol und andere Drogen, sprich um (typische?) Themen und Probleme der Adoleszenz – zumindest bis es nach Fillory geht. Oder, anders ausgedrückt: statt einen Harry-Potter-Klon vorzulegen, hat Grossman in The Magicians sowohl die Zauberschüler-Romane als auch Sachen wie The Chronicles of Narnia und vergleichbar angelegte Jugendbuch-Zyklen dekonstruiert.
Das hat ihm einerseits jede Menge positiver Kritiken und den John W. Campbell Award als bester Nachwuchsautor eingebracht, während die angloamerikanische Blogosphere etwas verhaltener reagiert hat und auch die englischsprachige Leserschaft nicht nur begeistert war. Auch in Deutschland (wo der Roman als Fillory – Die Zauberer (2010) erschienen ist), war das Echo gespalten. Doch Dekonstruktion bekannter und beliebter Topoi und der persönliche Umgang damit hin oder her – inzwischen hat Lev Grossman dem ursprünglich als Einzelband geplanten Roman mit The Magician King (2011) eine Fortsetzung folgen lassen, die es unter dem Titel Fillory – Der König der Zauberer (2013) ebenfalls nach Deutschland geschafft hat. Und zumindest die (vermeintlichen?) rein formalen Zwänge des Genres scheinen der Lust an der Dekonstruktion tapfer Widerstand zu leisten, denn mit dem für den kommenden August angekündigten Band The Magician’s Land wird aus dem Ganzen das, was es in der Fantasy vermutlich am häufigsten von allen Genres gibt: eine Trilogie.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst diese HTML Tags und Attribute nutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>