Pakt des Blutes

Pakt des Blutes von Paul S. KempDie ungleichen Freunde Egil und Nix verdienen ihr Gold mit Grabräuberei. Nachdem sie bei ihrem letzten Coup erneut knapp dem Tod entronnen sind, entschließen sich die beiden, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, ihre Lieblingsschänke zu kaufen und als Geschäftsführer einen ruhigen Lebensabend zu verbringen. Was sie dabei jedoch nicht ahnen: Bei ihrem letzten Raubzug haben sie einen hohen Dämon getötet, der zugleich durch einen uralten Pakt an die Zaubererfamilie der Norristru gebunden ist. Das Oberhaupt Rakon Norristru sieht seine Zukunft nun gefährdet und zwingt Egil und Nix auf eine gefährliche Mission, um seine Macht auch zukünftig zu sichern …

-Die Finsternis, die in der Kluft herrschte, schien ein reales Gewicht zu besitzen, das immer schwerer wurde, je tiefer sie hinabstiegen, ein Tuch aus Tinte, das sie auszuwischen drohte.-
Kapitel 9

Paul S. Kemps Pakt des Blutes erfindet die Fantasy nicht neu – ganz im Gegenteil. In der Danksagung treten Namen wie Moorcock, Leiber und Howard auf. Autoren einer Art Fantasy, die es heute immer weniger gibt, und der Pakt liest sich wie eine Rückbesinnung auf Heroic Fantasy und Sword and Sorcery. Zwei verbrüderte Helden, ständig dabei, sich gegenseitig zu necken und ärgern, auf einer gefährlichen Mission, in der sie jederzeit ihr Leben für den anderen geben würden.

Kemp baut in der ersten Geschichte um Egil und Nix mehr auf ein schnelles Pacing als auf eine tiefgründige, detaillierte Welt und fein ausgestaltete Charaktere. Hier geht es schlichtweg um kurzweilige, rasante Unterhaltung in einer Welt, die auch über mehrere Einzelgeschichten durchaus ausgearbeitet und weiter vorgestellt werden kann. Kemp wirft den Leser direkt ins Geschehen, gibt die wichtigsten Informationen zur Welt und den Charakteren recht zügig preis und widmet sich dann vollends dem Fortgang der Story.

Als Leser wird man hier nichts finden, was man nicht in irgendeiner Form schon mal gelesen hätte, aber der gewollte Charme wird transportiert. Die Protagonisten prägen sich mit ihren ständigen Kabbeleien in den Kopf des Lesers ein und werden lebendige Figuren. Zum einen der kleine Gauner Nix, dessen verschmitztes Lächeln schon spitzbübische Vorhaben verrät, und sein Counterpart Egil, ein stoischer Priester, der immerzu die Blasphemien seines Partners hinnehmen muss. Beides herzensgute Menschen, auch wenn sie nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes stehen. Dass hinter den beiden eine interessante Vergangenheit stecken könnte, zeigen immer wieder kleine Stellen, in denen Kemp etwas tiefer auf die Charaktere eingeht – Andeutungen einer etwaigen Backstory, die in folgenden Bänden vielleicht angesprochen wird.

Nach und nach findet Kemp seine Stimme für Egil und Nix, sodass die anfangs etwas holprige Schreibe, vor allem was Dialog und Witz angeht, immer mehr Balance und die richtige Dosis findet. In den nächsten Bänden sieht das bestimmt wesentlich geschmeidiger und natürlicher aus.
Wer also kurzweilige Fantasy für zwischendurch sucht, gepaart mit gelegentlichem Witz, stellenweise stereotypen Antagonisten und recht hohem Pacing, ist hier gut aufgehoben. Ein erster Vorgeschmack auf eine Welt, die in Zukunft durchaus Potential hat und vor allem in Sachen Monstern keine Grenzen haben sollte.

Eine kleine Randnotiz zum Cover: Es freut mich immer, wenn Cover kreiert werden, die in inhaltlichem Zusammenhang zum Buch stehen, aber der Priester Egil wird immer wieder mit Haarkranz und dem „Auge des Gottes Ebenor“ auf der Glatze beschrieben – auf der Originalausgabe wurde das mehr oder minder versucht. Hier findet sich zumindest das Auge auf der Stirn, wenn auch Stoppelhaare den gesamten Kopf säumen. Auf dem Cover der Übersetzung trägt der Priester eine normale Haarpracht und keine Tätowierung. Ein Punkt, der dann doch sauer aufstößt (wenn auch kein inhaltlicher).