Zum 80. Geburtstag von Lyndon Hardy

Bibliotheka Phantastika gratuliert – natürlich wieder verspätet – Lyndon Hardy, der heute vor zwei Wochen seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Wenn dieser Beitrag wie ursprünglich geplant vor fünf Jahren zu Hardys 75. Geburtstag erschienen wäre, dann hätte der zweite Satz vermutlich gelautet, dass der am 16. April 1941 in Los Angeles geborene Lyndon Maurice Hardy – genau wie manche seiner Kollegen und Kolleginnen – in den 80er Jahren nur ein kurzes Gastspiel im Genre bzw. als Autor gegeben hat und nie zurückgekehrt ist. In den letzten fünf Jahren sind allerdings noch ein paar Romane hinzugekommen, die die drei nur locker zusammenhängenden Bände der Magic by the Numbers Sequenz fortführen.
Im ersten, Master of the Five Magics (1980), lernen wir den jungen Alodar kennen; einen Lehrling der Kunst der Thaumaturgy, der geringsten der magischen Künste in der Welt Arcadia. Das versetzt Alodars hochfliegenden Plänen – als Sohn eines einst mächtigen Adligen ist ihm Ehrgeiz nicht fremd – einen ziemlichen Dämpfer, denn als einfacher Thaumaturg stehen seine Chancen schlecht, die Hand der schönen Königin Vedora von Procolon zu gewinnen, die sich mit aufständischen, möglicherweise von Dämonen besessenen Adligen herumschlagen muss; dass er ihr sogar schon einmal das Leben gerettet hat, verbessert seine Chancen auch nicht nennenswert. Doch Alodar gibt nicht auf, sondern erlernt nach und nach die anderen magischen Künste (als da wären: Alchemy, Magic, Sorcery und Wizardry) und wird so zum Archmage – doch reicht das wirklich aus, sich dem Fürsten der Finsternis entgegenzustellen und nicht nur seine Königin, sondern seine ganze Welt zu retten?
Master of the Five Magics von Lyndon HardyMaster of the Five Magics wartet mit fast allem auf, was in der Fantasy der 80er Jahre häufig zu finden war: einem mehr oder weniger sympathischen jungen Helden, in dem mehr steckt, als man anfangs glaubt, dem typischen pseudomittelalterlichen Setting mit dem Sahnehäubchen aus Magie und … sagen wir eher grob gezeichneten Figuren. Was den Roman allerdings von so ziemlich allen anderen im gleichen Jahrzehnt veröffentlichten Werken (und auch vom Großteil der Fantasy generell) unterscheidet, ist sein Umgang mit der Magie. Lyndon Hardy hat nämlich eines der überzeugendsten Beispiele für einen Hard Fantasy Roman geschrieben, in dem er nicht nur ein, sondern gleich fünf Magie-Systeme und ihr Verhältnis zueinander präsentiert, und in dem es seinem jungen Helden gelingt, mithilfe einer magischen Kunst die Geheimnisse einer anderen zu entschlüsseln, und er es so letztlich schafft, alle zu meistern.
Wohingegen Jemidon, der Protagonist von Secret of the Sixth Magic (1984), dem zweiten Band der Reihe, schon froh wäre, wenn er es wenigstens in einer der magischen Künste zur Meisterschaft bringen würde; doch egal, an welcher er sich auch versucht, er scheint für keine geeignet zu sein. Allerdings entdeckt er im Laufe seiner Versuche eher zufällig, dass es eine bislang unbekannte sechste Form der Magie gibt – eine Art Metamagie, der die anderen fünf Formen unterworfen sind.
In Riddle of the Seven Realms (1988) wird der Dämon Astron in die Welt der Menschen geschickt, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Er lernt mehrere Menschen kennen, die sich aus unterschiedlichen Gründen seiner Queste anschließen, was letztlich zu einem wilden Trip durch etliche Dimensionen führt, die alle nach ihren eigenen Regeln funktionieren.
Die drei Bände der Magic by the Numbers Sequenz – die als Magic-Zyklus mit den Titeln Der Herr der fünf Zauber, Das Geheimnis des sechsten Zaubers und Das Rätsel der sieben Sphären (alle 1989) auch auf Deutsch erschienen sind – kann man als ein schönes Beispiel für die Bandbreite und thematische Vielfalt der Fantasy der 80er Jahre betrachten; auch wenn der erste Band sicher der originellste und beste ist, bieten auch die beiden anderen eine interessante Abwechslung zu den damals allgegenwärtigen, mehr oder weniger tolkienesken Questen.
Nach der Veröffentlichung von Riddle of the Seven Realms ist Lyndon Hardy als Autor viele Jahre lang verstummt, doch 2017 ist er mit The Archimage’s Fourth Daughter nach fast dreißig Jahren in die Welt der Magic by the Numbers Sequenz zurückgekehrt, und mittlerweile sind mit Magic Times Three und Double Magic (beide 2020) noch zwei weitere Romane erschienen.

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