Joanne K. Rowling, (* 31. Juli 1965 in Yate, South Gloucestershire, England) ist eine britische Schriftstellerin.
Bekannt geworden mit ihren Fantasyromanen um den jungen Zauberschüler Harry Potter, ist sie die erste Autorin weltweit, die eine Milliarde US-Dollar mit ihren Büchern erwirtschaftete.
Die Initiale “K.” steht für Kathleen, den Namen ihrer Großmutter. Aus Marketinggründen empfahl man Joanne Rowling einen Mittelnamen anzugeben, damit man ihre Bücher mit einem geschlechtsneutralen “J.K. Rowling” verkaufen konnte. Man befürchtete, dass eine offensichtlich weibliche Autorin bei den Jungen abschreckend wirkt und die Bücher als “Mädchen”-Bücher von den männlichen Lesern ignoriert würden.
Schon als Kind las Joanne Rowling leidenschaftlich gerne, was von ihrer Mutter gerne und oft gefördert wurde. Früh zeigte sich auch der Wunsch Schriftstellerin zu werden: bereits im jungen Alter von ca. sechs Jahren erfand Rowling ihre ersten Geschichten über ein an Masern erkranktes Kaninchen. Sie erzählte ihre Geschichten ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Diane.
Im Jahr 1974 zog die Familie von Winterbourne ins walisische Tutshill nahe Chepstrow, wo die Töchter auf die Wyedan-Gesamtschule gingen.
Nach ihrem Schulabschluss 1983 besuchte Joanne Rowling bis zu ihrem Abschluss 1989 die University of Exeter. Dort studierte sie französische Sprache und belegte einen Kurs für Klassische Altertumswissenschaft.
Sie arbeitete ein Jahr lang als Englischlehrerin in Paris, übte verschiedene Bürojobs aus und zog dann mit ihrem damaligen Lebensgefährten nach Manchester. In dieser Zeit entstanden zwei Romane, die jedoch nie veröffentlicht wurden und letztlich den Weg in den Papierkorb fanden.
Im Jahr 1990 machte sich Rowling mit dem Zug auf den Weg von Manchester nach London. Während der Fahrt kam ihr die Idee für die heute weltweit bekannte Buchreihe um Harry Potter und seine Erlebnisse in Hogwarts. Im selben Jahr starb Rowlings Mutter im Alter von 45 Jahren an Multipler Sklerose, ein Jahr danach reiste Joanne nach Portugal, um dort an der Encounter English School in Porto als Lehrerin zu arbeiten. Währenddessen schrieb sie die ersten Kapitel zu Harry Potter and the Philosopher’s Stone.
Vielen wird die für sich schon nahezu märchenhafte Geschichte bekannt sein, die bald darauf ihren Lauf nahm: die mittellose, von Sozialhilfe lebende Mutter, die durch eine Verkettung von kleinen Zufällen praktisch über Nacht zur Millionärin und inzwischen einflussreichsten Frau Großbritanniens wurde. 2010 schätzte das Forbes Magazine ihr Vermögen auf mittlerweile eine Milliarde englische Pfund. Für alle, die diesen abenteuerlichen Werdegang noch nicht gehört haben, wollen wir hier noch einmal etwas weiter ausholen:
Es gibt eine nahezu ellenlange Ansammlung von Informationen zu J.K. Rowlings Werdegang. An dieser Stelle seien die privaten Entwicklungen weitestgehend übersprungen und der Anfang nach Edinburgh ins Jahr 1996 verlegt – wo eine verarmte allein erziehende Mutter, aus einem nicht so schrecklich angesehenen Teil des westlichen Englands, ein selbst getipptes Manuskript über einen verwaisten Zauberlehrling namens Harry Potter an einen Londoner Literaturagenten schickte, welches sie größtenteils in einem kleinen Café Edinburghs geschrieben hatte. Soviel zu Schachtelsätzen, doch wie will man so etwas in kleinen Häppchen servieren?
Besagter Agent, Christopher Little, interessierte sich jedenfalls nicht im Geringsten für Kinderliteratur und verbannte Harry Potter auf den wankenden Stapel abgelehnter Manuskripte. Dort verharrte es, bis es zum finalen Gnadenstoß in die Hände von Bryony Evans fiel, deren Aufgabe es war die unzähligen Ablehnungsschreiben der Agentur zu verfassen. In einer freien Minute fischte ebenjene Bryony Evans das in einen auffälligen schwarzen Beutel gepackte Manuskript aus dem Stapel heraus und machte sich an die Lektüre. Gefesselt von dem, was sie dort las, legte sie das Manuskript einer Lektorin der Agentur vor mit der Bitte um eine zweite Meinung. Das Fieber sprang auch auf diese über und gemeinsam überzeugten die beiden Damen ihren Chef davon, selbst doch noch einen Blick in das Manuskript zu werfen. Christopher Little gab schließlich nach, nahm Rowling unter Vertrag und gab sich alle Mühe, die Werbetrommel zu rühren. Zwölf führende Verlagshäuser Londons (darunter Harper Collins, Transworld, Penguin) verschmähten das Manuskript jedoch und bereuen es vermutlich noch heute.
Erst ungefähr ein Jahr später fand das literarische Fundstück schließlich seinen Weg zu Bloomsbury. Der erst kürzlich ernannte neue Chef der Kinderbuchabteilung sah eine Chance, sein Kinderbuchsegment innerhalb des Verlagsprogramms zu stärken und machte der in Geldnöten steckenden Autorin ein Angebot. Sie erhielt eine bescheidene Vorauszahlung von gerade einmal 1.500 Pfund und den Hinweis: “Jo, mit Kinderbüchern werden Sie nie auf einen grünen Zweig kommen.”
Der schicksalhafte Weg des Manuskripts von der nahezu aschenputtelgleichen Autorin, über die Beinahe-Versenkung, bis hin zum ersten gedruckten Buch, bot jedoch einen idealen Nährboden für eine ausgeklügelte, persönlich wirkende Marketingmaschinerie, die wohl noch heute ihresgleichen sucht (und von manchen vehement geleugnet wird). Eine niedrige Auflage von 500 Exemplaren des ersten Buches sorgte für mehr Nachfrage als Bücher vorhanden waren, die Neugier sorgte dafür, dass jeder ein Buch haben wollte, das so gefragt war, und schon geriet die zunächst ungeplante Maschinerie ins Rollen. Neuauflagen mussten her, erste Erfolgsgerüchte erreichten das Ausland und der US-Verlag Scholastic erwarb die Rechte an Rowlings Erstlingswerk für 100.000 Dollar. Rowling erhielt Vertragsgemäß 80% des Betrags und wurde schlagartig als Autorin bekannt, deren Erstlingswerk im Kinderbuchsegment mit einer sechsstelligen Summe vergütet worden war. Die Neugier von noch mehr Betrachtern richtete sich auf die Autorin und ihr Buch, Übersetzungen wurden angefertigt und die Eroberung der Welt nahm ihren Lauf. Aschenputtel wurde zur Königin – der Traum aller disneygeprägten Mädchen ging in Erfüllung.
Im Jahr 2000 erwarb Time Warner sämtliche Vermarktungsrechte inklusive der Filmrechte. Rowling behielt die Verlagsrechte und ein Mitspracherecht bei den Filmen. Diesem Mitspracherecht verdanken wir, dass Harry Potter kein Trickfilm wurde und nur britische Darsteller den Weg auf die Leinwand gehen durften. Auch die Filme selbst schreiben wieder eine eigene Geschichte, zum Beispiel darum, wie Daniel Radcliffe als ahnungsloser kleiner Kinobesucher, eines Abends von J.K. Rowling im Saal entdeckt wurde.
Als Rowling ihre Arbeit am siebten und letzten Band in einem Hotel in Edinburgh beendete, schrieb sie auf eine Marmorbüste des Hotelzimmers: “JK Rowling finished writing Harry Potter and the Deathly Hallows in this room (652) on 11th Jan 2007”
Der geneigte Leser wird vielleicht schon gemerkt haben, dass es nahezu unmöglich ist, Harry Potter, J.K. Rowling und eine Schar liebreizender Zufälle und persönlicher Anekdoten voneinander zu trennen. Keine andere Buchreihe hat je einen derart großen Informations- und Marketingfluss erlebt. Das Phänomen Harry Potter ist die lebendig gewordene Geschichte einer Geschichte geworden.
Das Werk erhielt mehrere Auszeichnungen, verkaufte sich mehr als 400 Millionen Mal, beherrschte die Bestsellerlisten über weite Strecken, wurde von der Kirche als Ketzerei bezeichnet, veranlasste Eltern mit den ersten toten Romanfiguren auf die Barrikaden zu gehen, wuchs mit seinen weltweiten Lesern heran, begeisterte Kinder wie auch Erwachsene, war für sicherlich viele Leser das Tor ins Fantasy-Genre und wurde in acht Teilen verfilmt. Etliches mehr könnte man über die Wellen erzählen, die J.K. Rowling und Harry Potter geschlagen haben.
Rowlings größtes schriftstellerisches Talent liegt sicherlich im Gespür für Orte und den lebendigen Schilderungen derselben, ebenso wie in ihren fantasievollen und detailreichen Kreationen, auch wenn das Klischee des Waisenjungen, der zum Helden wird, manchen reichlich abgegriffen scheint. Skurrile Ideen, die ebenso humorvoll wie manchmal auch unheimlich sind, fesseln den Leser dennoch an die Harry Potter Bücher. Sie lassen ihn lachen, weinen und sich wundern, wie man auf solche Ideen kommt.
Eben jene Fantasie leidet leider in den späteren Bänden unter dem zunehmend erwachsen werdenden Tenor der Bücher. Die Umgebung und Magie weichen spätestens ab Band vier dem Voranschreiten der immer düsterer werdenden Story, das sonst so liebevolle Worldbuilding verliert immer mehr an Gewicht. Kurz: die Magie der Bücher erlischt ein wenig und lässt einen wehmütig an die ersten Bände zurück denken, die trotz ihrer verhältnismäßig wenigen Seiten so viel mehr zu verzaubern verstanden. Eine durchgehend bleibende Stärke dürften aber die Bande zwischen den einzelnen Charakteren sein.
Neben Harry Potter veröffentlichte Rowling drei Bücher, die innerhalb des Potter-Universums existieren. Seither ist es vorerst ruhig um die Autorin geworden, die sich sehr stark in Wohltätigkeitsvereinen engagiert und regelmäßig an verschiedene Organisationen spendet.
Nachdem bereits im Februar 2012 bekannt geworden war, dass ein neues Buch in Arbeit sei und bei Little, Brown erscheinen werde, blieben Titel, geplanter Erscheinungstermin und Inhalt vorerst geheim. Im April 2013 erschien dann der Roman The Cuckoo’s Calling von Autor Robert Galbraith – ein nicht phantastischer Krimi, der sich zunächst mäßig bis gut verkaufte, bis ein findiger Journalist entdeckte, dass es sich bei Robert Galbraith um ein Pseudonym von Joanne Rowling handelt. Mit The Silkworm wurde die Reihe um Privatdetektiv Cormoran Strike weiterhin unter Pseudonym fortgesetzt.
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Bibliographie:
- 1997: Harry Potter and the Philosopher’s Stone/ Harry Potter und der Stein der Weisen
- 1998: Harry Potter and the Chamber of Secrets/ Harry Potter und die Kammer des Schreckens
- 1999: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban/ Harry Potter und der Gefangene von Askaban
- 2000: Harry Potter and the Goblet of Fire/ Harry Potter und der Feuerkelch
- 2001: Fantastic Beasts and Where to Find Them (Ergänzungsband zur Harry Potter Serie)
- 2001: Quidditch Through the Ages (Ergänzungsband zur Harry Potter Serie)
- 2003: Harry Potter and the Order of the Phoenix/ Harry Potter und der Orden des Phönix
- 2005: Harry Potter and the Half-Blood Prince/ Harry Potter und der Halbblutprinz
- 2007: Harry Potter and the Deathly Hallows/ Harry Potter und die Heiligtümer des Todes
- 2008: The Tales of Beedle the Bard/ Die Geschichten von Beedle dem Barden (Ergänzungsband zur Harry Potter Serie)
Einzeltitel
2012: The Casual Vacancy/ Ein plötzlicher Todesfall
Als Robert Galbraith
2013: The Cuckoo’s Calling/ Der Ruf des Kuckucks
2014: The Silkworm/ Der Seidenspinner
Link:
www.jkrowling.com