John Anthony Bellairs wurde am 17. Januar 1938 in Michigan geboren und verstarb am 08. März 1991. Bekannt war der Autor vor allem für seine Schauer- und Geistergeschichten wie die Jugendbuchreihen um Lewis Barnavelt, Anthony Monday und Johnny Dixon.
Nach seinem High School Abschluss 1955 studierte Bellairs an der University of Notre Dame und der Universität von Chicago. Er schrieb erste Texte für die wöchentlich erscheinende Studentenzeitung Scholastic. Zusammen mit vier anderen Studenten machte er sich erstmals unvergessen, als die Gruppe bei einer College-Veranstaltung in perfektem Mittelenglisch den Prologue to the Canterbury Tales vortrug. Bellairs graduierte Magna cum Laude und zog nach Chicago, wo er an der Universität seinen Master machte. Darauf folgten einige Jahre, in denen er Englisch an verschiedenen Hochschulen unterrichtete, bis er sich ab 1971 Vollzeit dem Schreiben widmete. Archäologie, Architektur und seine Reisen nach Großbritannien zählten ebenso zu seinen lebenslangen Interessen wie das Sammeln kitschiger Antiquitäten und schlechter Dichtung. Weiterhin interessierten ihn Geschichte und Latein.
Bei seinen Romanen ließ sich John Bellairs von einigen seiner Lieblingsautoren inspirieren. Dazu gehörten u.a. Charles Dickens, Henry James und Garrett Mattingly. Seine eigenen Geschichten orientierten sich gerne am Beispiel von M.R. James, dessen Geistergeschichten als die besten innerhalb des Genres galten.
Das erste veröffentlichte Werk des Autors war die Kurzgeschichtensammlung St. Fidgeta and Other Parodies, worin er die Rituale und Rechte des Zweiten Vatikanischen Konzils parodierte. Entstanden sind die Geschichte aus einer Spielerei heraus, die er mit Freunden in Chicago begann. Nachdem er die erste Erzählung zu Papier gebracht hatte, schickte Bellairs diese an ein katholisches Magazin, das Critic, welches die Geschichte 1965 veröffentlichte. Im Jahr darauf kamen elf weitere Geschichten dazu, die auf ebenso humorvolle Weise von weniger bekannten Päpsten der Antike erzählten (bis 2009 war das Buch über Jahrzehnte vergriffen, wurde dann aber erneut als Sammelband aufgelegt).
Es folgte 1968 ein erster Roman: The Pedant and the Shuffly. Dabei handelte es sich um ein illustriertes Märchen für Erwachsene.
Nachdem John Bellairs The Lord of the Rings von J.R.R. Tolkien gelesen hatte, packte ihn auch das Interesse an der Fantasy. Er lebte gerade in Großbritannien, als er begann, seinen ersten phantastischen Roman zu schreiben. The Face in the Frost (Das Gesicht im Eis) wurde eines seiner bekanntesten Werke, und obwohl Bellairs durch Tolkien dazu inspiriert wurde, haben die beiden Erzählungen doch nichts gemein. Vielmehr wunderte sich Bellairs darüber, dass die Figur des Gandalf bei näherer Betrachtung nicht sehr viel Persönlichkeit besaß und so verlieh er seinem Gegenentwurf, dem Zauberer Prospero, einige seiner eigenen Phobien und Fehler. Dem Roman sollte eine Fortsetzung folgen, The Dolphin Cross blieb jedoch unvollendet.
1973 wurde The House with a Clock in Its Walls (Das Haus, das tickte; später: Das Geheimnis der Zauberuhr) veröffentlicht – der erste Teil einer aus inzwischen zwölf Bänden bestehenden Reihe, die zum Teil von Brad Strickland nach Bellairs Tod fortgeführt wurde.
Ursprünglich war der Roman an Erwachsene gerichtet, zu jener Zeit galt der Markt für solche Bücher jedoch als gesättigt, und so schlug man Bellairs vor, den Roman umzuschreiben, um ihn als Jugendbuch verlegen zu können. Bellairs kam dem Vorschlag nach und legte damit das Fundament für seine Karriere als Kinder- und Jugendbuchautor. Die Handlung dieses übernatürlichen Krimis dreht sich dabei um den Jungen Lewis Barnavelt und dessen Freunde. Nach dem tödlichen Autounfall seiner Eltern zieht Lewis zu seinem Onkel nach Chicago und muss bald herausfinden, dass sein Onkel in Wahrheit ein Zauberer ist und die Nachbarin Florence Zimmermann eine freundliche Hexe. In abenteuerlichen Geschichten treten die Freunde dunklen Mächten entgegen und verhindern dabei auch immer wieder das Ende der Welt.
Dieser Roman sowie ein zweiter, The Treasure of Alpheus Winterborn (Der Schatz des Mister Winterborn), wurden 1979 und 1980 für das Fernsehen adaptiert.
1991 verstarb John Bellairs im Alter von gerade einmal 53 Jahren an Herzversagen. Zum Zeitpunkt seines Todes blieben verschiedene Manuskripte unvollendet und zwei Ideensammlungen ungeschrieben. Die Erben beauftragten Brad Strickland damit, die angefangenen Arbeiten Bellairs’ zu vollenden. Insgesamt fanden so vier Geschichten ihre Vollendung: The Ghost in the Mirror (Das Gespenst im Spiegel), The Vengeance of the Witch-finder (Der Spuk im Irrgarten), The Drum, the Doll, and the Zombie und The Doom of the Haunted Opera (Der Fluch der alten Oper).
Mit The Hand of the Necromancer schrieb Strickland den ersten eigenen Roman, der jedoch die bereits eingeführten Charaktere aus Bellairs Vorlagen aufgriff und fortführte.
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Bibliographie:
Einzelromane
1968: The Pedant and the Shuffly
1969: The Face in the Frost/ Das Gesicht im Eis
Anthony Monday
1978: The Treasure of Alpheus Winterborn
1984: The Dark Secret of Weatherend
1988: The Lamp From the Warlock’s Tomb
1992: The Mansion in the Mist
Chubby Lewis Barnavelt
1973: The House with a Clock in Its Walls/ Das Haus das tickte; später: Das Geheimnis der Zauberuhr
1975: The Figure in the Shadows/ Der magische Schatten
1976: The Letter, the Witch, and the Ring/ Das Rätsel des verwunschenen Rings
1993: The Ghost in the Mirror/ Das Gespenst im Spiegel (mit Brad Strickland)
1993: The Vengeance of the Witch-Finder/ Der Spuk im Irrgarten (mit Brad Strickland)
1995: The Doom of the Haunted Opera/ Der Fluch der alten Oper (mit Brad Strickland)
Johnny Dixon and the Professor
1983: The Curse of the Blue Figurine
1983: The Mummy, the Will, and the Crypt
1984: The Spell of the Sorcerer’s Skull
1985: The Revenge of the Wizard’s Ghost
1986: The Eyes of the Killer Robot
1989: The Trolley to Yesterday
1989: The Chessmen of Doom
1990: The Secret of the Underground Room
1994: The Drum, the Doll, and the Zombie (mit Brad Strickland)
2005: The Best of John Bellairs: The Johnny Dixon Mysteries
Kurzgeschichten
1966: St. Fidgeta and Other Parodies
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Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Buch des Monats: Das Gesicht im Eis