Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine geboren. Der US-amerikanische Autor beherrscht mit seinen Büchern inzwischen das Genre der Horrorliteratur. Bis hierhin war es jedoch ein weiter Weg, der in Armut begann.
Als Stephen zwei Jahre alt war, ließ der Vater Ehefrau Nellie Ruth und die beiden Söhne Donald und Stephen auf sich allein gestellt zurück. Mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs versuchte Mutter Nellie die Familie über Wasser zu halten, die Umstände verlangten häufige Umzüge, zunächst nach Fort Wayne in Indiana, dann nach Stratford, Connecticut, einige Jahre später dann nach Durham, wo sich die Familie für längere Zeit niederlassen konnte.
Schon früh interessierte sich der junge Stephen für Bücher und Filme rund um Horror, Fantasy und Science-Fiction. Im Alter von 13 Jahren fand er auf dem Dachboden des Hauses einen Karton mit Hinterlassenschaften seines Vaters. Darin waren Science-Fiction- und Horrorbücher aufbewahrt worden, ebenso Erzählungen, die Stephens Vater selbst verfasst hatte. Die Erkenntnis, dass sein Vater ein Hobbyschriftsteller war, wirkte auf den introvertierten, schüchternen Jungen wie eine Offenbarung.
Als er 1962 an die High School kam, veröffentlichte er seine erste eigene Novellensammlung mit dem Titel People, Places and Things. Bis zu seinem Schulabschluss 1969 schrieb und veröffentlichte er mehrere Texte, auch sein erster Roman Rage (Amok) – den er inzwischen nicht mehr verlegen lässt – entstand in dieser Zeit (wurde aber erst 1977 erstmals veröffentlicht). Da Stephen in diesen Jahren jedoch ca. 60 Absagen für seine Manuskripte einstecken musste, begann er schließlich an seinem schriftstellerischen Talent zu zweifeln.
Seiner Armut bisher nicht entkommen, arbeitete er als Teilzeitjobber in einer Bibliothek, wo er 1970 Tabitha begegnete. Tabitha, die es wenig störte, dass er sich nicht mehr als ein Wohnmobil als Unterkunft leisten konnte und zusätzlich in einer Wäscherei arbeitete, wurde ein Jahr später Stephens Ehefrau. In der Zwischenzeit legte er eine Literaturprüfung ab, die er bestand, und erhielt außerdem Prädikate in Sprecherziehung, Theater und eine Zulassung als Lehrer.
An der Hampden Academy fand er schließlich eine Anstellung als Englischlehrer, lebte aber weiterhin in einem Wohnmobil. Sein ärmliches Leben führte schließlich dazu, dass Stephen dem Alkohol verfiel. Als er mit seinem im Entstehen begriffenen Roman Carrie (Carrie) nicht weiter kam, verließ ihn endgültig die Hoffnung und er warf das noch unfertige Manuskript in den Papierkorb. Tabitha, die von dem Talent ihres Gatten überzeugt war, rettete das Manuskript jedoch und konnte ihn überzeugen, weiterzuschreiben. Wie sich herausstellen sollte, war dies der Beginn eines neuen Lebens für Stephen und die inzwischen vierköpfige Familie, denn 1973 akzeptierte der Doubleday-Verlag Carrie.
Der Roman erzählt von der 16-jährigen Carietta White, die unter dem religiösen Wahn ihrer Mutter und dem Spott ihrer Mitschüler leidet. Je größer der Druck auf Carrie wird, desto häufiger mehren sich seltsame Ereignisse im Umfeld des Mädchens. Carrie erkennt schließlich, dass sie eine telekinetische Gabe besitzt und sich mit ihrer Hilfe aus den Klauen ihrer Mutter und der ständigen Hänselei durch ihre Mitschüler befreien kann. Während Carrie glaubt, endlich den Weg in ein zufriedenes Leben gefunden zu haben, planen ihre Mitschüler jedoch einen fiesen Streich, der in einer Katastrophe biblischen Ausmaßes endet.
Die Taschenbuchrechte von Carrie verkauften sich für die Rekordsummer von 400.000 Dollar und Stephen King war plötzlich reich und berühmt. Am Ziel seiner Träume angelangt, gab der frisch gekürte Erfolgsautor seinen Lehrerberuf auf, um sich ausschließlich dem Schreiben widmen zu können.
Zwei Jahre nach der Veröffentlichung von Carrie kam die Verfilmung des Romans in die Kinos, welche zu einem Klassiker des Horrorfilms wurde und Stephen King weltweite Bekanntheit verschaffte. Die Erfolgswelle stieg weiter an, als ein Jahr später (1977) der zweite Roman The Shining (Shining) veröffentlicht wurde und die Bestsellerlisten erklomm. Auch dieser Roman wurde im Laufe der Jahre mehrfach verfilmt, am bekanntesten dürfte Stanley Kubricks Kult-Version sein, mit Jack Nicholson in der Hauptrolle.
Der plötzliche und anhaltende Erfolg verunsicherte den Autor aber auch und warf in ihm die Frage auf, ob die enthusiastische Rezeption von The Shining und anderen Texten seinem Schreibtalent zu verdanken war oder im Verkaufserfolg von Carrie begründet lag. Zusätzlich störte den Autor die herrschende Verlagspolitik, nicht mehr als ein Buch pro Jahr veröffentlichen zu dürfen. Man befürchtete, der Markt wäre schnell übersättigt, wenn Autoren in zu kurzer Abfolge ihre Werke veröffentlichten. Mit diesen zwei Gedanken im Hinterkopf begann Stephen King ab 1977 Romane unter dem Pseudonym Richard Bachmann zu veröffentlichen, darunter als ersten Titel seinen vor Jahren verfassten Roman Rage. Das Pseudonym wurde jedoch sieben Jahre und fünf Romane “Bachmanns” später aufgedeckt und die Verkaufszahlen der bis dahin erschienen Romane explodierten um das Zehnfache. Auch wenn Stephen Kings Frage nach seinem tatsächlichen Schreibtalent somit damals nicht ganz geklärt werden konnte, spricht sein bis heute anhaltender und immenser Erfolg wohl für sich.
Die folgenden Jahre waren von einem Erfolg nach dem anderen geprägt. Kings bisherige Bücher und Erzählungen wurden in großer Anzahl verfilmt, er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter auch den World Fantasy Award und den British Fantasy Award, und ihm wurde im Alter von erst 34 Jahren ein akademischer Ehrentitel verliehen, der ihn zu diesem Zeitpunkt zum jüngsten Empfänger dieser Ehrung machte. In Kooperation mit Peter Straub schrieb er in den 80ern an The Talisman (Der Talisman), während es weiter Auszeichnungen und Preise regnete. Er wurde sogar zum Träger eines Werbespots.
1982 erschien mit The Gunslinger (Schwarz) der erste Band der bisher achtteiligen Fantasy-Saga The Dark Tower (Der dunkle Turm). Die düstere Erzählung um Revolvermann Roland Deschain begann bereits 1978 als Fortsetzungsroman, dessen Kapitel dann 1982 in The Gunslinger als vollständiger Roman herausgegeben wurden. Die Erzählung beschränkt sich dabei nicht nur auf diese Romanreihe. Nebenhandlungen oder Kurzgeschichten tauchen auch immer wieder in anderen Werken Kings auf. Jüngst erschienen ist The Wind Through the Keyhole (Wind).
Nach einer kurzen Schreibblockade – und dem neu gefundenen Hobby als Gitarrist einer Rock-Band, die ausschließlich aus Schriftstellern besteht, – erschien mit The Green Mile 1996 ein Fortsetzungsroman, der drei Jahre später ebenfalls erfolgreich verfilmt wurde.
Hierin erzählt Gefängniswächter Paul Edgecombe, der 1932 im Todestrakt des Cold-Mountain-Staatsgefägnisses Leiter des Green-Mile-Trakts war, rückblickend seine Erlebnisse, nachdem der Farbige John Coffey eingeliefert worden war. Dieser groß gewachsene und bedrohlich aussehende Mann, den man der Vergewaltigung und des Mordes an zwei neunjährigen Mädchen für schuldig befunden hat, hat jedoch einen beinahe kindlichen Verstand. Während Coffeys Aufenthalt im Todestrakt erkennt Edgecombe, dass der Insasse die Gabe besitzt, Tote wieder zum Leben zu erwecken, und ihm kommen Zweifel daran, dass Coffey tatsächlich der Mörder der beiden Mädchen ist.
The Green Mile ist nicht der einzige episodische Roman Stephen Kings – seine Geschichten nehmen sogar häufig in der kürzeren Form ihren Anfang, und seine Kurzgeschichten, die auch in mehreren Sammelbänden wie etwa Night Shift oder Different Seasons erschienen sind, nehmen einen großen Teil seines Schaffens ein. Im Rahmen kürzerer Geschichten kann King sein Talent besonders zur Geltung bringen, das Grauen in einen meist sehr dicht und durchaus mit nostalgischem Blick (vor allem auf Kindheit und frühe Jugend) beschriebenen Alltag einbrechen zu lassen, und vor den eigentlichen Schockern eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen.
2003 wurde Stephen King mit dem National Book Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Er hat bis dato mehr als 60 Romane veröffentlicht und es dürften noch etliche weitere in den kommenden Jahren folgen. Seine bereits jetzt stark vorhandene Präsenz im Film- und Buchwesen macht es praktisch unmöglich, dass man nicht früher oder später über mindestens eines seiner Werke stolpert. Mit ein Grund dafür dürfte auch sein, dass Stephen King zwar vor allem als Autor von Horror- und Phantastikbüchern bekannt ist, dabei aber oft mit nur wenigen phantastischen Elementen auskommt und so vielen Lesern den Zugang zu seinen Romanen erleichtert. So funktionieren seine Romane häufig auf psychologischer Ebene und mit Was-wäre-wenn…?-Szenarien in einer weitestgehend realen Umgebung. Als Autor ist er so nur schwer einer einzigen Zielgruppe zuzuordnen.
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Bibliographie:
- Der dunkle Turm:
1982: Schwarz/ The Gunslinger
1987: Drei/ The Drawing of the Three
1991: Tot/ The Waste Lands
1997: Glas/ Wizard and Glass
2003: Wolfsmond/ Wolves of the Calla
2004: Susannah/ Song of Susannah
2004: Der Turm/ The Dark Tower
2012: Wind/ The Wind Trough the Keyhole
- The Green Mile (Fortsetzungsroman)
- 1996: The Two Dead Girls
- 1996: The Mouse on the Mile
- 1996: Coffey’s Hands
- 1996: The Bad Death of Eduard Delacroix
- 1996: Night Journey
- 1996: Coffey on the Mile
- Skeleton Crew:
1985: Im Morgengrauen/ Skeleton Crew, Part 1
1985: Der Gesang der Toten/ Skeleton Crew, Part 2
1985: Der Fornit/ Skeleton Crew, Part 3
1992: Blut/ Skeleton Crew (Sammelband)- Einzelromane:
1964: The Star Invaders
1974: Carrie/ Carrie
1975: Brennen muss Salem/ Salem’s Lot
1977: Shining/ The Shining
1978: Das letzte Gefecht/ The Stand
1979: Das Attentat/ The Dead Zone
1980: Feuerkind/ Firestarter
1981: Cujo/ Cujo
1983: Christine/ Christine
1983: Friedhof der Kuscheltiere/ Pet Sematary
1984: Der Talisman/ The Talisman
1984: Cycle of the Werewolf/ Das Jahr des Werwolfs
1984: Sylver Bullet/ Der Werwolf von Tarker Mills
1986: Der Nebel/ The Mist
1986: ES/ It
1987: Die Augen des Drachen/ The Eyes of the Dragon
1987: Sie/ Misery
1987: Das Monstrum/ Tommyknockers
1988: Nachtgesichter/ Nightmares in the Sky
1988: Letters from Hell
1988: The Whitney Nuseum
1989: Stark/ Stark – The Dark Half
1989: Dolan’s Cadillac
1990: Das letzte Gefecht/ The Stand
1990: Nachts, Langoliers/ Four Past Midnight
1991: In einer kleinen Stadt/ Needful Things
1992: Dolores/ Dolores Claiborne
1992: Das Spiel/ Gerald’s Game
1994: Schlaflos/ Insomnia
1995: Das Bild/ Rose Madder
1996: Desperation/ Desperation
1996: The Green Mile/ The Green Mile (Gesamtwerk)
1998: Sara/ Bag of Bones
1999: Das Mädchen/ The Girl Who Loved Tom Gordon
1999: Atlantis/ Hearts in Atlantis
1999: Der Sturm des Jahrhunderts/ Storm of the Century
2001: Duddits/ Dreamcatcher
2001: Das schwarze Haus/ Black House
2002: Der Buick/ From a Buick 8
2004: Faithful
2005: Colorado Kid/ The Colorado Kid
2006: Puls/ Cell
2006: Love/ Lisey’s Story
2007: Blaze
2008: Wahn/ Duma Key
2009: Die Arena/ Under the Dome
2010: Zwischen Nacht und Dunkel/ Full Dark, No Stars
2011: Der Anschlag/ 11/22/63
2011: Raststätte Mile 81/ Mile 81 (nur E-Book)
2013: Joyland/ Joyland
2013: Doctor Sleep/ Doctor Sleep
2014: Mr. Mercedes/ Mr Mercedes
2014: Revival/ Revival
- Kurzgeschichten:
1978: Nachtschicht/ Night Shift (Sammlung) - 1960: People, Places and Things
- 1982: Frühling, Sommer, Herbst und Tod/ Different Seasons
- 1985: Im Morgengrauen, Der Gesang der Toten, Der Fornit, Blut/ Skeleton Crew
- 1993: Alpträume, Abgrund/ Nightmares and Dreamscapes
- 1997: Six Stories
- 2000: Achterbahn/ Riding the Bullet
- 2002: Im Kabinett des Todes/ Everything’s Eventual
- 2008: Sunset/ Just After Sunset
- Comics:
1982: Creepshow/ Creepshow
2010: American Vampire
- Sachbücher:
1980: Danse Macabre/ Danse Macabre - 2000: Das Leben und das Schreiben/ On Writing: A Memoir of the Craft
- Als Richard Bachmann:
1977: Rage/ Amok - 1979: The Long Walk/ Todesmarsch
- 1981: Roadwork/ Sprengstoff
- 1982: The Running Man/ Menschenjagd
- 1984: Thinner/ Der Fluch
- 1996: The Regulators/ Regulator
- 2007: Blaze/ Qual
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- Einzelromane: