Peter S. Beagle

Peter S. BeaglePeter Soyer Beagle (* 1939, USA) begann seine Schreibkarriere außergewöhnlich jung: Mit 19 Jahren konnte er bereits einen Abschluss in Creative Writing vorweisen und hatte einen Agenten, mit 20 veröffentlichte er seinen ersten Roman He! Rebeck! (A Fine and Private Place).
Dort treten Motive auf, die sich auch weiterhin durch sein Werk ziehen: Geister und die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der unsterblichen Liebe. Auf einem Friedhof – einem verwunschenen, zeitlosen Ort in der Großstadt New York – lebt ein einsamer Sonderling, der sich mit Geistern unterhält und zusammen mit einer Witwe langsam zurück ins Leben findet. Dem Themenkomplex Sterben, Tod und Nachwelt wird Beagle mit einer gelassenen Heiterkeit gerecht, die auch seine späteren Werke auszeichnet.

Sein beliebtester und erfolgreichster Roman, Das letzte Einhorn (The Last Unicorn, 1968) hält der Queste der Fantasy schon spöttisch den Spiegel vor, noch bevor die Maschinerie der Genrefantasy richtig ins Laufen kam: Die Helden des Romans, die die gefangenen Einhörner des finsteren König Haggard befreien wollen, sind sich bewusst, in einer Geschichte zu sein, und viele Brüche laufen durch die gar nicht so klassische Märchenhandlung, ohne dass die Grundzutaten ganz über Bord geworfen werden.
Es existiert eine beliebte Verfilmung, zu der Beagle das Drehbuch verfasst hat, und inzwischen auch eine Comic-Adaption des Romans; seit Jahren ist eine weitere Verfilmung im Gespräch.

An diese Erfolge konnte Beagle nicht wieder anknüpfen – sein nächster Roman Das Volk der Lüfte (The Folk of the Air) über eine Reenactment-Truppe mit Geisterbegegnung, und vor allem Die Sonate des Einhorns (The Unicorn Sonata), dem man anmerkt, dass es unbedingt eine weitere Geschichte mit Einhörnern geben musste, sind keine Glanzpunkte seines Schaffens. Anders sieht es mit dem ebenfalls in diesem Zeitraum entstandenen Es kamen drei Damen im Abendrot (The Innkeeper’s Song) aus, das ähnlich wie schon He! Rebeck! ein Kammerspiel mit nahezu nur einem einzigen Handlungsort ist: einem Gasthaus, in dem es zu schicksalsträchtigen Begegnungen kommt; Liebe, Tod und Magie sind wieder mit von der Partie.

Mit Das Zauberhaus (Tamsin) und A Dance for Emilia kehrte Beagle zurück zu den (diesmal an jungen Lesern orientierten) Geistergeschichten, aber seine eigentliche Heimat sind Kurzgeschichten, die in zahlreichen Anthologien und Sammlungen erschienen sind. Dort nimmt er auch gerne den Faden aus seinen Roman-Welten wieder auf, vor allem die Drei-Damen-Welt ist ein häufig besuchter Schauplatz, und auch eine Fortsetzung zu The Last Unicorn wurde im Rahmen der Sammlung The Line Between veröffentlicht (auf Deutsch zu finden in der Neuausgabe Das letzte Einhorn und Zwei Herzen). Mit dieser Geschichte gewann Beagle den Hugo und Nebula Award.
Da Beagle auch als Songwriter und Sänger aktiv ist, verwundert es nicht, daß er gerne in Form von Liedern und Gedichten veröffentlicht – dazu ist sein lyrischer Stil wie geschaffen.

Aus seiner Feder stammen außerdem Theaterstücke und das Drehbuch zur Zeichentrickverfilmung des Herrn der Ringe (Ralph Bakshi, 1978 – in diesem Zusammenhang war Beagle in eine Gerichtsverhandlung verstrickt, da er Ansprüche nach dem Erfolg der neuen Tolkien-Verfilmung geltend machen wollte).
Beagle, der seit einigen Jahren eng und nahezu ausschließlich mit dem Verlag Conlan Press zusammenarbeitet, hat zur Finanzierung dieses Verfahrens auch kommerziell neue Wege beschritten, indem er seinen Lesern beispielsweise eine Art “Jahres-Abo” für Gedichte und Songs anbot und über die Verlagsseite eine ganze Bandbreite an signierten Romanen und anderem Merchandising offeriert.

Beagles Geschichten und Romane binden häufig (wenn auch nicht immer in urbanen Settings) Fabelwesen und Geister ohne Brüche in den modernen Alltag ein, seine klassischeren Fantasy- und Märchengeschichten dagegen bestechen durch eine große Verspieltheit, leisen Humor und viele Brüche, der Autor kennt die Traditionen des Genres, ohne sie allzu ernst zu nehmen. Oft sind die Werke selbstreferentiell – so bekommt Schmendrick aus Das letzte Einhorn einen Auftritt bei den Drei Damen –, und beaglesche Helden erzählen sich Geschichten von anderen beagleschen Helden.
Dadurch entsteht ein etwas inkoheräntes Bild seiner Welten – Das Letzte Einhorn wird als nicht näher verorteter Bestandteil unserer Welt präsentiert, während die Drei Damen und die zugehörigen Kurzgeschichten in einem eigenen Kosmos angesiedelt sind, was den spielerischen Zugang zu Fantasy-Motiven nur unterstreicht.

Auf dem deutschen Markt war Beagle lange Zeit erstaunlich präsent, wozu der Erfolg von Das letzte Einhorn (und die stetig im Weihnachtsprogramm präsentierte Verfilmung) beigetragen haben dürfte – die Werke anderer Autoren, die eine ähnliche Nische wie Beagle bedienen oder gar eher Kurzgeschichten und Lyrisches bevorzugen, waren kaum so durchgängig verfügbar. Doch gerade auf seine jüngsten Kurzgeschichtensammlung muss die deutsche Leserschaft allerdings verzichten.
Einen Einblick in Beagles gesamtes Schaffen wird man, so der bereits verschobene Termin nicht noch einmal nach hinten verlegt wird, Ende 2014 mit The First Last Unicorn and Other Beginnings erhalten, einer Sammlung aus Fragmenten, zusätzlichen Szenen und bisher nicht veröffentlichten Geschichten aus bereits bestehenden und anderen Settings.

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Bibliographie:

1960: A Fine and Private Place – He! Rebeck!
1968: The Last Unicorn – Das letzte Einhorn
1986: The Folk of the Air – Das Volk der Lüfte
1993: The Innkeeper’s Song – Es kamen drei Damen im Abendrot
1996: The Unicorn Sonata – Die Sonate des Einhorns
1996: Giant Bones (Kurzgeschichten) – Der Zauberer von Karakosk
1997: The Rhinoceros who Quotet Nietzsche and Other Odd Acquaintances (Kurzgeschichten) – Das indische Nashorn
1999: Tamsin – Das Zauberhaus
2000: A Dance for Emilia
2006: The Line Between (Kurzgeschichten)
2008: We Never Talk About my Brother (Kurzgeschichten)
2010: Mirror Kingdoms (Kurzgeschichten)
2011: Sleight of Hand Kurzgeschichten

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Links:
www.conlanpress.com (Webseite von Beagles Agenten mit Verlag und Shop, die nahezu ausschließlich seinem Werk gewidmet sind)
www.peterbeagle.com (alte Fanseite)

Artikel bei Bibliotheka Phantastika:
Buch des Monats: Es kamen drei Damen im Abendrot
Nostalgie-Nagelprobe: Das letzte Einhorn