Sternenströmers Lied

Sternenströmers Lied von Sara DouglassDie Awaren und die Ikarier – die zurückgedrängten Völker, die bei den Menschen als die Unaussprechlichen bekannt waren – bereiten sich auf die bedeutsamen Jultiden-Riten vor, ohne die die Sonne den Winter nicht wieder vertreiben kann.
Gleichzeitig strömen die Horden des Zerstörers auf die Feste Gorken zu, wo sich gemäß der Prophezeiung inzwischen Faraday mit dem ungeliebten Bornheld vermählt und der Axtherr Axis sein Erbe als Sternenmann langsam begreift und antritt. Doch immer noch ist er auf der Suche nach seinem Vater – und während er seine Kräfte weder verstehen noch beherrschen kann, bahnt sich durch die Belagerung Gorkens eine Katastrophe an.

-Kaum zehn Schritte tief im Awarinheim-Wald fühlte Aschure sich wie in einer anderen Welt.-
1: Der Geistbaum-Klan

Wie schon im ersten Band plätschert auch hier die Handlung trotz vieler Actionszenen ganz gemächlich dahin, alle folgen brav wie Schafe den Anweisungen der Prophezeiung, und in deren Schatten vermögen auch die größten Ereignisse nicht richtig mitzureißen. Spannungsaufbau ist eine große Schwierigkeit, wenn die Autorin selbst schon eine ihrer Figuren über mögliche Enwicklungen resümmieren läßt: Das kann ja gar nicht passieren, das steht so nicht in der Prophezeiung.
Dabei ist die Prophezeiung an sich gut gelungen – sie ist rätselhaft, ja zweideutig, und bietet jede Menge Spielraum für Ängste und Interpretationen. Doch der Umgang der Personen mit dieser Thematik vereitelt ein echtes Leseerlebnis. Niemals stellen sie die überlieferten Worte in Frage; im besten Fall beklagen sie sich darüber, zur Zeit ihrer Wahrwerdung zu leben. So werden die schönsten Charaktere zu blassen Abziehbildern, obwohl es Sara Douglass durchaus versteht, im Einzelnen einnehmende und überzeugende Szenen zu präsentieren.

Zum Glück entwickelt das Buch in der zweiten Hälfte aber noch eine gewisse Eigendynamik – eine Belagerungsgeschichte zieht fast immer, und das direkt drohende Unheil beflügelt plötzlich auch die bisher lahmsten Figuren. Mit den Ikariern und den Awaren ist ein Gegenentwurf zu den gewöhnlichen Menschen entstanden, bei dem man sich ein bißchen mehr Detailfreude gewünscht hätte. Bis auf die äußerlichen Unterschiede gibt es nämlich keine allzu tiefgreifenden kulturellen Abweichungen, und Menschen mit sozusagen literarisch angepappten Anhängseln – ob es nun Flügel sind oder spitze Ohren, ist letztlich egal – hat man schon zur Genüge gesehen.
Damit bietet die Weltenbaum-Reihe allenfalls solide Unterhaltung. Da gibt es Szenen, die ganz laut “verlfilme mich” schreien, Abenteuer und Romantik (mit einem Hang zum Kitsch) – ein bunter Fantasy-Mix. Doch um dem Ganzen das Prädikat “episch” aufzustempeln, müßte wenigstens eine Prise Tiefgang enthalten sein.

Stand: 26. Oktober 2012
Originaltitel: BattleAxe (Teil 2/2)
Erscheinungsjahr: AUS 1995, D 2003
Verlag: Piper
Übersetzung: Marcel Bieger
ISBN: 3-492-26524-3
Seitenzahl: 377