Bibliotheka Phantastika Posts

Zum 80. Geburtstag von David Eddings
Bibliotheka Phantastika erinnert an David Eddings, den Schöpfer der Belgariad- und der Malloreon-Saga, der Elenium- und der Tamuli-Trilogie und weitererer Fantasywerke, der heute 80 Jahre alt geworden wäre – und dem wir aus diesem Anlass ein Portrait gewidmet haben.

Zum 70. Geburtstag von Jane Gaskell
Bibliotheka Phantastika gratuliert Jane Gaskell, die heute 70 Jahre alt wird. Gaskell (eigentlich Jane Denvil Lynch) wurde am 7. Juli 1941 in Grange-over-Sands, Lancaster, England, geboren und schrieb bereits im Alter von 14 Jahren ihren ersten Roman Strange Evil, der zwei Jahre später veröffentlicht wurde und den China Miéville in einer Auflistung für den Guardian zu seinen Top Ten Weird Fiction Books zählt. Gaskells bisher einziger Beitrag zur Fantasy ist die in prähistorischer Zeit in Südamerika und später auf Atlantis spielende vierbändige Atlan Saga, die aus den Bänden The Serpent (1963 – dieser Band wurde bei einer Neuauflage in den 70ern in zwei Teile mit den Titeln The Serpent und The Dragon gesplittet, weswegen die Saga in einigen Auflistungen fünf Bände umfasst), Atlan (1965), The City (1966) und Some Summer Lands (1977) besteht (und absolut nichts mit dem gleichnamigen Arkoniden aus dem Perry-Rhodan-Universum zu tun hat). In den ersten drei Bänden schildert die anfangs 17-jährige Hauptfigur Cija – die illegitime Tochter der Königin eines kleinen Königreichs – in Form von Tagebuch-Aufzeichnungen ihr Leben, nachdem sie durch die Invasion eines fremden Heeres unter dem halb menschlichen, halb reptilischen Zerd (dem “Drachen” des Titels) aus ihrem bis dahin behüteten Dasein gerissen wurde. Dieses Leben, das sie an der Seite oder im Dunstkreis Zerds bis auf den mythischen Kontinent Atlantis führt, hält dabei so ziemlich alle Freuden und Leiden für sie bereit, die man sich vorstellen kann. Im vierten, deutlich später erschienenen Band übernimmt dann ihre Tochter Seka die Rolle der Erzählerin.
Die Atlan Saga ist zu einem Zeitpunkt entstanden, in dem das Genre noch längst nicht ausgeformt war und wartet aus diesem Blickwinkel betrachtet mit einem interessanten und ungewohnten Setting sowie einer ungewöhnlichen Verwendung der phantastischen Elemente und einer ebenso ungewöhnlichen Hauptfigur auf, doch da die zur Geschwätzigkeit neigende, teils allzu unbedarfte, teils raffinierte Ich-Erzählerin alles, was ihr widerfährt, merkwürdig unbeteiligt und unbeschadet durchlebt – oder es zumindest so schildert – dürfte die Saga vermutlich nur für genrehistorisch interessierte Leser und Leserinnen von Interesse sein.
Cijas Geschichte ist auch mehrfach auf Deutsch erschienen: 1976/77 gab es unter den Titeln Der Turm der Göttin, Der Drache (hier ist man der geteilten Ausgabe des Originalbandes gefolgt), Im Reich der Atlantiden und Im Land der Affenmenschen eine Übersetzung der ersten drei Bände des Originals, während die Neuauflage 1987/88 nicht nur den vierten – bzw. nach deutscher Zählung fünften – Band (Die Länder des Sommers) nachlieferte, sondern auch mit wunderschönen Titelbildern von Mike van Houten punkten kann.

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Dass Elke Heidenreich keine Fantasy mag, wie sie in ihrem Focus-Interview (ganzer Text nur Printausgabe) wieder vehement unterstrichen hat, dürfte niemanden überraschen, der die Mainstream-Kritik an der Genre-Literatur schon eine Weile verfolgt. Aber auch in einem offenen Brief der Verlegerin Lisette Buchholz (gefunden via Petra van Cronenburg) klingt an, dass die Fantasy – schrill, bunt, stapelweise die Buchläden und Bestsellerlisten dominierend – stellvertretend für all das steht, woran der aktuelle Literaturmarkt krankt.
Als Liebhaber des Genres können wir die Klagen zwar in Teilen nachvollziehen – auch wir mögen sie nicht, die Fantasy, die nur den kleinsten gemeinsamen Nenner bedient, dem neuesten Trend hinterherhechelt und schnell wieder aus Läden und Gedächtnis verschwunden ist. Trotzdem fühlt man sich berufen, bei Pauschalverurteilungen (mit denen das Genre seit jeher zu kämpfen hat) ein wenig gegenzuhalten.

Zeit also, dass wir bei Bibliotheka Phantastika Argumente für die Fantasy und Phantastik zusammentragen, um darzulegen, warum dieses Genre nicht die Müllkippe der Literatur ist, sondern ein wesentlicher und lohnender Bestandteil.

1.) Diejenigen, die das Genre in Bausch und Bogen verdammen, sind vielfach möglicherweise weniger mit einzelnen Inhalten als mit der allgemeinen “Verpackung” vertraut – grelle, billig wirkende Cover, an denen wir selbst schon oft Kritik geübt haben, gleichgeschaltete Werbebotschaften. Das ist ein Punkt, den wir bis zu einem gewissen Grade sogar verstehen können. Aber die äußere Präsentation erlaubt eben nicht immer Rückschlüsse auf die Inhalte und ihren literarischen Wert.
siehe auch: Unsere Lieblingscover Teil 1, Teil 2

2.) Massenphänomene wie Harry Potter, Twilight oder auch die Herr der Ringe-Filme waren für das Genre Segen und Fluch zugleich – Segen, weil sie Fantasy in breiteren Kreisen überhaupt erst als etwas bekannt gemacht haben, das nicht nur von Kindern, Jugendlichen und allenfalls noch merkwürdigen Randgruppen gelesen wird, Fluch hingegen, weil diesen gewaltigen Erfolg jeweils Werke hatten, die nicht verraten, was wirklich im Genre steckt (im Falle von Tolkien verraten die Filme nicht viel von der literarischen Qualität der Buchvorlage, sondern konzentrieren sich sehr auf die Action und oberflächlich Spektakuläres). Wenn jemand das alles von außen kommend für repräsentativ für die Fantasy hält, ist die Annahme “Aha, da geht es also ausschließlich ums Monstermetzeln, um lüsterne Vampire und um unbedarfte Zauberlehrlinge” irgendwo verständlich, wenn auch grundfalsch.

3.) Wenn wir auf die Geschichte des Erzählens zurückblicken, haben wir eigentlich fast immer phantastisches Erzählen vor Augen – von Gilgamesch über Homer bis Parzival und Shakespeare, Goethe und Wilde. Der Gedanke, plötzlich nur noch an der Realität orientiertes Erzählen als ‘zulässig’ und wertvoll zu erachten, ist relativ neu (und auch nicht überall in der Welt gleich akzeptiert – siehe z.B. Magischer Realismus).
Als Genre steht die Fantasy sogar in der Tradition einer allgemein literaturwissenschaftlich anerkannten Strömung, der Romantik, die auch ein Gegengewicht zu aufklärerisch-vernunftbetonten Tendenzen sein wollte, in denen das, was den Menschen seelisch anspricht, verloren gehen kann. In E.T.A. Hoffmanns Klein Zaches etwa ist die Ausgangssituation explizit, dass in einem Kleinstaat “die Aufklärung eingeführt wird”, so dass märchenhaftere Gestalten verbannt werden – oder sich tarnen müssen, wie z.B. eine Fee als Stiftsdame.
Beispiele: Der Meister und Margarita, Zwischen neun und neun

4.) Fantasy erlaubt, Probleme der realen Welt durchzuspielen, ohne exakt an die Nachzeichnung realer Umstände gebunden zu sein oder irgendjemandem aus ebendieser realen Welt mit Schuldzuweisungen etc. auf die Füße zu treten – sei es, dass es um allgemeingültige Schwierigkeiten geht, die in Mittelerde ebenso auftreten wie in Mitteleuropa, sei es, dass bestimmte Dinge im weitesten Sinne symbolisch zu verstehen sind. Auch das ist im Grunde eine sehr alte literarische Technik (man nehme z.B. Shakespeare, dessen Stücke gern im Ausland, in mythischer Vorzeit oder zumindest so weit in von ihm aus gesehenen historischen Epochen angesiedelt sind, oder auch moderne Formen wie Arthur Millers The Crucible/ Hexenjagd, das eigentlich jeder als Chiffre auf die McCarthy-Ära versteht und nicht als unbedingt historisch korrekt angelegte Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Vorgängen irgendwann in Salem). Während die Technik einer Zukunfts- oder Rückprojektion oder einer Versetzung ins Reich der Fabel bei eindeutig dystopischen Werken relativ anerkannt ist (Brave New World oder Animal Farm), ist man bei “klassischer” Fantasy anscheinend weniger tolerant – oder weniger bereit, nach tieferen Themen zu suchen und Parallelen gelten zu lassen.
Beispiele: Ein neues Land, Scheibenwelt

5.) Fantasy ist eine Experimentierwiese für philosophische, soziale, kulturelle, psychologische Fragestellungen, die in allen erdenklichen Varianten der Frage “Was wäre, wenn …?” auf die Spur geht. Sie lässt völlig neue Prämissen und darauf fußende Gedankengebäude zu, die in ihrer besten Ausprägung Denkanstöße geben und die Möglichkeit bieten, alle erdenklichen Szenarien zu erproben, die himmelweit darüber hinausgehen, jemandem nur einen Zauberstab an die Hand zu geben, der alles richten kann. Damit spricht sie nicht nur Forscherdrang und Neugier an, sondern vor allem auch das Verlangen, die conditio humana zu ergründen.
Beispiele: Aether, Perdido Street Station, The Windup Girl

6.) Man sollte den Reiz des nicht selbst Erlebbaren nicht unterschätzen. Zwar wird gegen Fantasy gern die Eskapismuskeule geschwungen – das Geschilderte ist eben nicht echt, so etwas gibt es in der realen Welt nicht -, dabei aber übersehen, dass eigentlich sehr viele literarische Werke gerade mit dem Element des aus der eigenen Lebenswelt nicht Erfahrbaren, Exotischen arbeiten. In einer schon stark globalisierten Welt und aus der Lebenssituation in einer reichen Industrienation heraus, in der z.B. eine Reise nach Afrika auch vielen Durchschnittsmenschen möglich ist, rückt Fantasy, was dieses nicht selbst Erlebbare betrifft, bis zu einem gewissen Grade in eine Lücke, die vor 100 Jahren vielleicht in der realen Welt angesiedelte Abenteuergeschichten füllen konnten. Literatur ist immer auch ein Eintauchen in fremde Erfahrungswelten, ganz gleich, ob diese nun innerlich oder äußerlich “fremd” sein mögen, und welches Genre bietet auf dem Sektor so viel wie Fantasy?
Beispiele: Who Fears Death, Welt aus Stein

7.) Fantasy ist im besten Falle letztlich auch eine philosophische Erfahrung, die den Leser davor warnen kann, sich zu sehr auf eingefahrene Denkstrukturen und damit auch auf blinde Wissenschaftsgläubigkeit zu verlassen, da sie immer wieder Mächte und Situationen präsentiert, die der Mensch mit normalen Mitteln nicht deuten oder gar kontrollieren kann, sondern denen er mit einem gewissen Respekt begegnen muss. Gerade die ganz klassische (Questen-)Fantasy baut doch das Thema sehr aus, dass man zwar mit vereinten Kräften auch letztlich Unbegreifliches und unüberwindlich Scheinendes zu meistern versuchen kann, dass ein solcher Versuch aber auch auf physischer und psychischer Ebene seinen Preis hat und dass es letztlich vielleicht die größte Schwierigkeit ist, dabei die eigene moralische Integrität zu wahren (siehe dazu das Ringproblem bei Tolkien, aber z.B. auch die Art, wie letztlich der Oberböse in Osten Ard überwunden werden kann). Das geht im modernen grim & gritty zwar verloren, aber die Kritiker, die nur auf mangelnden Realismus oder angeblich so simple Schwarzweißmalerei verweisen, übersehen, dass Fantasy letztlich auf ihre Art die uralte Frage nach der Rolle des Menschen in der Welt und nach dem ethisch richtigen Handeln des scheinbar so “kleinen” und unbedeutenden Einzelnen und dem, was er bewirken kann, stellt und immer wieder neu zu beantworten versucht.
Beispiele: Die Legende von Isaak, Die magischen Städte

8.) Fantasy hat einen ästhetischen Wert. Wenn man manche Cover sieht, mag man das zwar nicht glauben, aber das Phantastische, nicht Reale hat in der künstlerischen Vorstellungswelt ebenso seinen Platz wie die Wiedergabe der Wirklichkeit und hat die Menschen immer beschäftigt und beeindruckt. Warum stehen wir sonst z.B. noch heute begeistert vor jahrhunderte- oder gar jahrtausendealten Darstellungen von Fabelwesen? Dass z.B. der Löwenmensch, der/die Sphinx von Gizeh, die Chimäre von Arezzo oder die Teppichserie der Dame mit dem Einhorn so bekannt sind und so viele Fans haben, hängt ja nicht nur damit zusammen, dass uns die Kunstfertigkeit ihrer Herstellung beeindruckt oder dass wir ein rein wissenschaftliches Interesse an historischen Gedankenwelten haben, sondern dass das Phantastische daran uns fasziniert und die eigene Vorstellungskraft anregt.
Beispiele: Day of the Minotaur, Das Silmarillion

Dass die Trennlinie zwischen E- und U-Literatur (eine Unterscheidung, die man auch prinzipiell in Frage stellen kann) entlang von Genregrenzen gezogen wird, dient also eher dazu, traditionelle Machtstrukturen des Literaturbetriebs aufrecht zu erhalten, als dass sie reale Verhältnisse widerspiegelt. Die Bedeutung phantastischer Elemente in der Literatur einerseits sowie die Behandlung ernsthafter Themen in der Phantastik andererseits zeigen, dass man diese Unterscheidung bestenfalls anhand von Inhalten, aber nicht oberflächlich anhand von Genres vornehmen kann.
Da die nächste Runde Fantasy vs. Feuilleton so sicher kommt wie der nächste Kampf gegen einen dunklen Herrscher (wobei wir hier natürlich keine Vergleiche ziehen möchten!), postet doch bitte auch eure Argumente gegen Fantasy-Verächter in den Kommentaren!

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Der Meister und Margarita von Michail BulgakowBei diesem Buch des Monats handelt es sich um ein Werk mit echter Suchtgefahr. Vollkommen unterschätzt und beinahe an den Rand der fantastischen Wahrnehmung verdrängt, bietet Der Meister und Margarita (ISBN 978-3353009425) satirische Unterhaltung vom Feinsten, die nur jedem ans Herz gelegt werden kann. Dabei trumpft das Buch nicht nur mit einer unglaublichen Fülle absurder Ideen auf, es wirft auch ein enthüllendes Licht auf die Zustände im Moskau der 30er.

Wir befinden uns im Moskau der 30er Jahre, wo seit einer Weile merkwürdige Dinge passieren. Der Vorsitzende einer Literaturgesellschaft und ein junger Lyriker sitzen eines Abends zusammen und philosophieren über die Nichtexistenz Christi, als sich ein Fremder einmischt. Dieser behauptet beim Verhör Jesu durch Pontius Pilatus persönlich anwesend gewesen zu sein. Die beiden Literaten glauben dem Fremden namens Voland freilich kein Wort. Voland kündigt daraufhin den Tod eines der beiden Männer an und schildert in präziser Genauigkeit, wie dieser noch am gleichen Abend ums Leben kommen wird. Keiner von beiden glaubt dem unheimlichen Fremden, doch schließlich bewahrheitet sich die Vorhersage und der Vorsitzende stirbt auf die beschriebene Weise. Es stellt sich dann heraus, der Fremde ist niemand anderes als der Teufel selbst, der hier den Auftakt zu einer aberwitzigen und verschachtelten Handlung gibt.

Der Meister und Margarita wurde zwischen 1928 und 1940 verfasst. Der Roman ist das Lebenswerk des Autors und wie man es von solch einem Werk vielleicht erwartet, so anspruchsvoll wurde es auch verfasst. Das Buch vereint viele fesselnde Ideen in sich. Da gibt es den Roman im Roman, die eindeutigen Anspielungen auf Goethes Faust, einen allzu menschlichen Teufel samt absurder Begleiter bis hin zu Pontius Pilatus und unheimlich viel Witz, trotz der teils blutigen Machenschaften des Teufels Voland.
Fiktion, historische Begebenheiten, Elemente aus Sagen, Religion, eine Liebe, die über den Tod hinaus geht, und Philosophie tanzen hier gewissermaßen eine perfekte Kür. Literaturgeschichtlich gesehen steht der Roman nahezu einzigartig da, was seine Thematik, Intensität und Form angeht. Schon seit Jahren auch als Schullektüre für die Oberstufe zugelassen, kann man nur jeder Schulklasse wünschen, dieses Buch lesen zu müssen, denn Der Meister und Margarita ist nicht nur inhaltlich und literarisch wertvoll, es bleibt bei all der Finesse auch für jugendliche Leser trotzdem humorvoll und fesselnd.

Wer es nicht immer episch haben muss, der wird diesen Roman garantiert lieben und sollte einen Blick in die Leseprobe werfen.

Buch des Monats

Für viele sind Bücher nicht einfach nur Bücher. Sie sind der beste Freund, ein schickes Accessoire in der Wohnung, Familienmitglieder und für manche auch Kunstwerke. In diesem Beitrag findet ihr 5 Beispiele dafür, was man aus und mit Büchern, außer sie zu lesen, alles machen kann oder wie man sie ins rechte Licht rückt.

1. Der Buchchirurg
Bei dem Künstler Brian Dettmer wird das Buch zur Skulptur. Mit einer einzigartigen Vorgehensweise schneidet er sich durch die Buchseiten durch, bis die übrig bleibenden Stücke ein kleines Buchtheater innerhalb des Buchformats darstellen.
Was schwer zu erklären ist, schaut ihr euch am besten einfach mal auf seiner Website an. Es lohnt sich!

2. Book Cut Sculpture
Die Künstlerin Su Blackwell arbeitet sich nicht ins Buch hinein, sie formt aus den Bestandteilen aufwendige Skulpturen, die man als Dioramen bezeichnen könnte.

3. Cara Barer Photography
Das Buch als Fotomodell präsentiert uns diese Fotografin. Dabei drapiert sie unsere Lieblingsstücke auf solch anmutige Weise, dass man auf Strudel, Blumen, Schmetterlinge und andere organisch wirkende Formen schaut.

4. Organizing the Bookshelf
Bei Problemen mit der Organisation des heimischen Buchregals, empfiehlt sich ein Blick in dieses amüsante Video mit verschiedenen, augenzwinkernden Sortierungsbeispielen.

5. 31 Modern and Creativ Book Shelves
Wem der Platz ausgeht oder das obligatorische Billy-Regal zu langweilig wird, der kann es ja mal mit einer der hier gezeigten Möbelkonstruktionen versuchen.

Eselsohr

Bibliotheka Phantastika erinnert an Robert Lynn Asprin, der heute 65 Jahre alt geworden wäre. In der Fantasy sind zwei sehr unterschiedliche Reihen untrennbar mit dem Namen Robert Asprin (geboren am 28. Juni 1946 in St. Johns, Michigan, gestorben am 22. Mai 2008 in New Orleans) verknüpft: Myth Adventures und Thieves’ World. Erstere wurde 1978 mit dem Band Another Fine Myth begonnen und war eine Folge locker miteinander verknüpfter Romane, in denen die Abenteuer des Zauberlehrlings Skeeve und des Dämons Aahz geschildert werden. Nach der ein Jahr zuvor von Piers Anthony gestarteten Saga um das magische Land Xanth war dies die zweite erfolgreiche Reihe mit humoristischer Fantasy. Und bei der mit Thieves’ World (1979) begonnenen gleichnamigen Anthologiereihe dürfte es sich um den ersten Versuch innerhalb des Genres handeln, das Konzept der Shared World – der von mehreren Autoren und Autorinnen gemeinsam benutzten Welt – in die Fantasy zu übertragen. Von Thieves’ World sind zwischen 1979 und 1989 zwölf Anthologien erschienen, die Asprin zusammen mit seiner Frau Lynn Abbey herausgegeben hat und in denen vor allem anfangs so illustre Namen wie Poul Anderson, John Brunner, C.J. Cherryh, Philip José Farmer oder Marion Zimmer Bradley zu finden waren. Hinzu kommen noch etliche Romane beteiligter Autoren und Autorinnen. Anfang dieses Jahrtausends wurde die Reihe mit einem Roman und zwei Anthologien von Lynn Abbey wiederbelebt – bisher mit überschaubarem Erfolg. Von den Myth Adventures sind zwischen 1978 und 1994 zehn Bände erschienen, gefolgt von neun weiteren ab 2001, letztere fast alle in Zusammenarbeit mit Jody Lynn Nye. Die ursprünglichen Thieves’ World Anthologien sind – beginnend mit Die Diebe von Freistatt (1986) – unter dem Reihentitel Geschichten aus der Diebeswelt in achtzehn Bänden auch auf Deutsch erschienen; von den neunzehn Myth-Bänden haben es – beginnend mit Ein Dämon zuviel (1979) – bisher immerhin 17 als Dämonen-Zyklus nach Deutschland geschafft.

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Im Zuge meiner generischen-Cover-Attacke muss ich gelegentlich auch mal eine Lanze brechen für Experimente mit generischem Hintergrund, die unerwartet gut enden. So hat mich Brent Weeks Night Angel Trilogy optisch doch sehr überrascht. Die Cover überzeugen nicht durch detailreiche Illustrationen, sondern durch saubere, klare und einfache Gestaltung. Trotz Kapuzenmännchen ist es mal etwas anderes, wie die Cover insgesamt aufgebaut wurden. Das macht farblich einen stimmungsvollen Eindruck, das fällt bei der weißen Hintergrundfläche auch sicher auf dem Verkaufstisch auf. Selbst der photoshop’sche Nebel wirkt da irgendwie stilvoll, elegant und passend.

Night Angel Trilogy von Brent Weeks

Es wird natürlich trotzdem genügend Betrachter geben, die das eher langweilig finden, weil man keine Action, keine magischen Orte und dergleichen sieht. Wobei ich der Meinung bin, langweilig sei besser zu bewerten als abstoßend hässlich. Da muss man als Fantasy-Fan also schon mal Tapferkeit beweisen und gegebenenfalls in den langweiligen Apfel beißen, um überhaupt noch etwas zu lesen zu haben. In diesem Fall jedoch, finde ich, ist das Leiden nicht unbedingt notwendig.

Was aber so gut funktioniert, braucht natürlich Nachahmungstäter …

Eindrucksvoll wie diese Cover also auf ihre Art und Weise geraten sind, dachte man sich bei der Konkurrenz wohl: “was die können, brauchen wir auch!” und startete mit Brandon Sandersons The Mistborn Trilogy den Versuch, auf den Gestaltungszug aufzuspringen. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätten den Zug verpasst, denn das Ergebnis ist, zumindest im Vergleich, Haare sträubend:

Mistborn von Brandon Sanderson

Als Kunst liebender Mensch oder gar selbst Kreativer ist es aus dem Bauch heraus nicht so einfach, sich mit diesen Zeichnungen im Skizzenstadium abzufinden. Da ist das verpfuschte Heranzoomen der Akteurin beinahe übersehbar. Betrachte ich allerdings diese Bauklötze auf dem Cover des 1. Bandes, drehen sich mir die Fußnägel hoch. Als wäre das nicht schon abschreckend genug, kommen die alles rettenden Schnörkel in der Typographie zum Einsatz, die das einzig interessante zu sein scheinen. Auch hier heißt es lieblos ein bisschen Text hier oben irgendwo, eine Zeile da unten, na, vielleicht noch ein bisschen Nebel mehr dazwischen, und fertig ist das Meisterwerk. Eine Bildkomposition sucht man da vergeblich. Hauptsache alles drauf, was muss!

Vergleicht man die beiden Ergebnisse von Night Angel und Mistborn, sieht man, wie ähnlich sich eingesetzte Elemente sein können und wie unterschiedlich ihr Ergebnis ausfallen kann.

Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Meine Prognose für generische Cover tendiert derzeit zum Close-Up-Gesicht mit Pflanzen- oder Nebelumrandung.

Scriptorium

Bibliotheka Phantastika erinnert an Sir Henry Rider Haggard, der heute 155 Jahre alt geworden wäre, und den man in mehrfacher Hinsicht als einen der Ahnherren der Fantasy bezeichnen kann. So hat Haggard (geboren am 22. Juni 1856 in Bradenham Hall, Norfolk, gestorben am 14. Mai 1925 in London) beispielsweise in seinem Erstling King Solomon’s Mines (1885; dt. König Salomons Schatzkammer, auch König Salomons Diamanten) und dessen Quasi-Forsetzung Allan Quatermain (1887; dt. Allan Quatermain) dem uralten Motiv des “Vergessenen Volkes” seine noch heute gültige, moderne Form gegeben (und vor allem im englischen Sprachraum einen wahren Boom an lost race novels ausgelöst) oder kurz darauf mit She (1887; dt. Sie) und dem darin behandelten Thema der unsterblichen, Jahrhunderte überdauernden Liebe einen Fantasy-Klassiker geschaffen, mit dessen Hauptfigur – der überirdisch schönen Zauberin Ayesha – sich sogar Sigmund Freud und C.G. Jung beschäftigt haben. Neben mehr als einem Dutzend weiterer Romane mit Allan Quatermain (der in She and Allan (1921; dt. Sie und Allan) auch besagter Ayesha begegnet) sowie Lost-Race-Romanen ohne Allan (etwa The People of the Mist (1894; dt. Das Nebelvolk)), verdienen zwei historische Romane Haggards noch besondere Beachtung: Zum einen Eric Brighteyes (1891; dt. Erik Hellauge, auch Eric der Wikinger), in dem es um die Abenteurer eines isländischen Wikingers des 10. Jahrhunderts geht, zum anderen Nada the Lily (1892; dt. Nada die Lilie), in dem er dem Kriegervolk der Zulus und ihrem König Chaka ein Denkmal setzte. Etliche von Haggards Werken sind verfilmt worden, manche sogar mehrfach – doch die Verfilmungen werden dem, was dieser große englische Erzähler geschaffen hat, so gut wie nie gerecht.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert Mark S. Geston, der heute 65 Jahre alt wird. Geston (geboren am 20. Juni 1946 in Atlantic City, New Jersey) war gerade einmal 21 Jahre alt, als er 1967 mit Lords of the Starship sein erstes Buch veröffentlichte – eine sehr, sehr böse dystopische Endzeitgeschichte mit deutlichen SF-Elementen (die Handlung dreht sich um den Bau eines Sternenschiffs) –, dem zwei Jahre später mit Out of the Mouth of the Dragon eine Quasi-Fortsetzung folgte, in der es um das angeblich letzte Armageddon auf einer ausgebluteten, zerstörten Erde geht. Der dritte Band dessen, was sich letztlich als sehr locker miteinander verknüpfte “Trilogie” entpuppte, ist erst 1976 unter dem Titel The Siege of Wonder erschienen – und hier kippt das Endzeitszenario endgültig in die Fantasy, denn die Kräfte, die sich in dieser letzten Auseinandersetzung gegenüberstehen, sind Wissenschaft und Magie. Thematisch in vielerlei Hinsicht den 60ern verpflichtet, allerdings stilistisch stark von der damals aufkommenden New Wave beeinflusst, ist Gestons (2009 als Sammelband unter dem Titel The Books Of The Wars wiederveröffentlicher) Zyklus ein Beispiel für die Vermischung von SF- und Fantasy-Elementen in den gerade damals gern geschriebenen Werken mit Endzeit-Thematik.
Die ersten beiden Bände des Zyklus wurden auch ins Deutsche übersetzt (unter den Titeln Das Sternenschiff (1974) und Die Ruinenwelt (1975)), der dritte Band wurde den deutsprachigen Lesern aber bislang vorenthalten (denn bei Der Stern der Hoffnung (1975) – dem Roman, der mit den beiden vorgenannten auch in dem als “große Fantasy-Trilogie” bezeichneten Sammelband Das Schiff (1988) erschienen ist – handelt es sich um die Übersetzung von The Day Star (1972), und dieses Buch hat mit den Books Of The Wars nichts zu tun). Auch wenn die Erzählweise in den drei recht dünnen Bändchen anfangs ungewohnt oder sogar sperrig wirken mag, bieten die Bücher einen ziemlich einzigartigen, wenn auch deprimierenden Weltentwurf voller gleichermaßen schrecklich-schöner wie entsetzlicher Szenen, den man nicht so leicht vergisst.

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