Unsere Lieblingscover (1)

Da keiner von uns gerne ein Buch in die Hand nimmt, für dessen Cover man sich im Bus schämen muß, und leider gerade Fantasy-Cover überproportional häufig Anlaß genau dafür geben, wollen wir euch – als kleiner Gegentrend, als Anregung, als Demonstration, wie es auch geht – immer wieder eine Auswahl unserer Lieblinge vorstellen.
Davon hätten wir gerne mehr …

Tales of the Perilous Realm – J.R.R. Tolkien
erschienen 2008, Künstler: Alan Lee
Tales of the Perilous Realm von J. R. R. Tolkien
Um Tolkien zu zitieren: “Gute Drachen sind rar”, auch und vor allem auf Covern, und so hat mich auf den ersten Blick vor allem dieses schöne Exemplar hier angesprochen. Aber Alan Lees Wiedergabe einer Szene aus Farmer Giles of Ham, die er in eine erlesene Landschaftsdarstellung einbettet, ist weit mehr als eine gelungene Illustration. Die Kombination einer realitätsnahen, auch in der Farbgebung jede Übertreibung meidenden Darstellungsweise spiegelt auf visueller Ebene sehr gut die Mischung aus Authentizität und Sagenstimmung wider, die Tolkiens Werke auszeichnet. (Wulfila)

The Affinity Bridge – George Mann
erschienen 2008, Künstlerin: Emma Barnes
The Affinity Bridge von George Mann
Ein Buch, das ich nicht gelesen habe, dessen Cover mir aber regelmäßig die Augen übergehen lässt. Dabei beeindrucken mich vor allem die dahinter stehende Idee, ein historisches Werbeplakat zum Vorbild zu nehmen und die Detailverliebtheit, mit der diese umgesetzt wurde – man beachte etwa die kleinen Schlagzeilen am Rand. Dadurch wird verhindert, dass – im Gegensatz zu anderen Steampunk-Covern – ein an sich schönes Bild mit einer unpassenden Typographie verunziert wird und Text und Motiv wunderbar harmonieren. Außerdem variiert es die sonst zumeist realistisch über’s Cover schwebenden Luftschiffe. (Fremdling)

Blade of Tyshalle – Matthew Woodring Stover
erschienen 2001, Künstler: Dave McKean
Blade of Tyshalle Matthew Woodring Stover
Nach der ersten visuellen Umsetzung des Helden Caine auf dem Vorgängerband Heroes Die, die man auch mit viel Wohlwollen nicht als gelungen bezeichnen kann, ist Dave McKeans Darstellung des “dunklen Prinzen des Chaos” geradezu eine Offenbarung: Farbgebung, Dynamik und die Messer als Blickfänger geben eine Vorahnung von der Action, die zwischen den Buchdeckeln wartet, und McKeans Stil, der von der klassischen Fantasy-Illustration meilenweit entfernt ist, transportiert mühelos die Atmosphäre von Stovers wildem SF-und-Fantasy-Reigen. (mistkaeferl)

The Shadow of the Torturer – Gene Wolfe
erschienen 1981, Künstler: Bruce Pennington
The Shadow of the Torturer von Gene Wolfe
Wie man hier sehr schön sehen kann, hat es auch schon in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Kapuzenmännchen auf Titelbildern gegeben. Bruce Penningtons Bild mag auf den ersten Blick generisch wirken, doch seine Darstellung Severians, der mit Terminus Est auf dem Rücken Nessus verlässt, hat nichts von der Glätte, die man heutzutage bei so vielen Kapuzenmännchencovern findet, und es transportiert soviel Atmosphäre – vor allem, wenn man das komplette Wraparound sieht -, dass es für mich immer zu den Highlights zählen wird. (gero)

Der Königsschlüssel – Boris Koch
erschienen 2009, Künstler: Dirk Schulz
Der Königsschlüssel von Boris Koch
Warum dieses Cover? Die Wahl ist mir wirklich schwer gefallen. Es gibt Cover mit schönen bis wahnsinnig tollen Illustrationen, es gibt welche mit guten typografischen Lösungen, selten gibt es welche, wo beides harmonisch miteinander verbunden ist. Der Königsschlüssel zeigt im Vergleich vielleicht nicht die Illustration des Jahrhunderts, aber die Gesamtumsetzung von Bild und Text macht dieses Cover für mich zu einem Beispiel dafür, wie man beides geschickt miteinander verbinden kann, ohne dass das eine das andere übertrumpft oder erschlägt. Wie schön könnten unsere Bücher sein, wenn man das immer versuchen würde! (moyashi)

The Two Towers – J.R.R. Tolkien
erschienen 2005, Künstler: J.R.R. Tolkien
The Two Towers von J.R.R. Tolkien
Reduzierte, symbolhaftige Farbigkeit, eine unaufdringliche und dadurch stilvolle Typo und eine grafisch äußerst spannungsvolle Umsetzung des Buchtitels durch den Autor höchstpersönlich: ein Cover, auf dem jeder Pinsel- und Pixelstrich sitzt. Nicht alles, was Gold ist, glänzt! (Colophonius)

3 Kommentare zu Unsere Lieblingscover (1)

  1. Sebert sagt:

    Schöne Idee, dass mit den Covern.
    Also die Cover bei Woodring Stover & Gene Wolfe überzeugen mich jetzt nicht sehr, wobei bei letzterem das Wraparound dann doch wieder etwas entschädigt.
    Cover die ich sehr schätze sind zBsp die Ausgaben von Jonathan Barnes’ Somnambulist, sowohl Hardcover als auch Taschenbuch

    <a href="http://ecx.images-amazon.com/images/I/513gOUySWIL.jpg&quot;

  2. Wurling sagt:

    Das Cover von Alan Lee zu “Tales of the Perilous Realm” finde ich einfach wunderschön und ich freue mich schon auf die dt. Übersetzung mit den Illustrationen.
    Das Wraparound von “The Shadow of the Torturer” ist einfach nur beeindruckend und fängt die Stimmung des Buches sehr gut ein. Sieht einfach genial aus.

    Ich hoffe, dass ihr die Idee ab und an ein paar Cover vorzustellen gelegentlich fortsetzt. Schöne Sache, die vielleicht irgendwann mal dazu beiträgt, dass ein wenig mehr Mut von den Verlagen von den Lesern auch honoriert wird.

  3. moyashi sagt:

    Hallo Wurling!

    Wir haben auf jeden Fall vor uns öfter dem Thema Cover zu widmen.
    Ich bin auch der Meinung, dass es gesagt werden sollte, wenn ein Cover gut gelungen ist. Man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben, dass der Leser doch Einfluss nehmen kann. 🙂

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