Tag: Buchcover

Die Sonne scheint. Vor dem Fenster zirpen die Grillen. Der Lüfter dreht hoch. Und sonst regt sich nicht viel. Aber wir bei bp sind schließlich Profis und wissen deshalb, wie man so einem Sommerloch beikommt. Wir präsentieren: Das Ungeheuer vom Sommerloch-Ness und seine Genossen in unserer großen Schau des Schuppigen, Schlängelnden und Tentakligen.

Ein frühes Exemplar der Seeschlangenkunst ist der sogenannte Hydrarchos, ein aus Knochen verschiedener Arten (vor allem Basilosaurus aka Zeuglodon) zusammengesetztes Schaustück aus dem Jahre 1894:
Hydrarchos

Sea Monsters of Long Ago von Millicent Selsam
Urweltliches Meeresgetier (hier: Cover von Sea Monsters of Long Ago von Millicent Selsam, Künstler: John Hamberger) ist zwar ein Fest für Seeungeheuer-Fans, aber wir wollen im Folgenden vor allem Roman-Cover präsentieren – immerhin haben sich einige der besten Fantasy-Künstler mit dem Sujet auseinandergesetzt.

Cover von Jormundgand (Nigel Frith), Künstler: Terry Oakes
Jormundgand von Nigel Frith

Cover von The River of Shadows (Robert V.S. Redick), Künstler: Edward Miller
The River of Shadows von Robert V.S. Redick

Cover (wraparound) von Ship of Magic (Robin Hobb), Künstler: John Howe
Cover (wraparound) Ship of Magic von Robin Hobb

Cover von Down to a Sunless Sea (Lin Carter), Künstler: Ken W. Kelly
Down to a Sunless Sea von Lin Carter

Cover von Seaserpents! (hg. Jack Dann & Gardner Dozois), Künstler: Hiro Kimura
Seaserpents! von Jack Dann und Gardner Dozois

Cover von Dragon in Chains (Daniel Fox), Künstler: Robert Hunt (Entstehungsprozess)
Dragon in Chains von Daniel Fox

Cover und Illustration aus The Golden Book of the Mysterious von Jane Werner Watson und Sol Chaneles, Künstler: Alan Lee
Golden Book of the Mysterious von Alan Lee

Zwei unterschiedliche Cover (60er und 70er Jahre) von Carson of Venus (Edgar Rice Burroughs), Künstler beidemal: Frank Frazetta
Carson of Venus von Edgar Rice Burroughs

Und ein weiterer Frazetta, der wiederum ein deutsches Cover inspiriert hat (Künstler: Helmut W. Pesch):
Frank Frazetta
DRAGON 47: Der Meisterdieb von Kartug

Cover von Darkness Weaves (Karl Edward Wagner), Künstler: Christos Achilleos
Darkness Weaves von Karl Edward Wagner

Cover von The Serpent Sea (Martha Wells), Künstler: Steve Argyle
The Serpent Sea von Martha Wells

Bob Eggleton hat ein ganzes Buch voller Seeungeheuer: The Book of Sea Monsters (Nigel Suckling, Künstler: Bob Eggleton), und liefert als Experte zu diesem Thema auch eine Interpretation des Kraken und des populärsten der alten Götter, der ebenfalls unter dem Meer schlummert (oder eben auch mal blitzwach ist).
The Book of Sea Monsters von Nigel Suckling und Bob Eggleton
Cover von The Taint (Brian Lumley), Künstler: Bob Eggleton
The Taint von Brian Lumley

Cover von Tales of the Cthulhu Mythos (H.P. Lovecraft), Künstler: Bruce Pennington
Tales of the Cthulhu Mythos von H.P. Lovecraft

Cover von H.P. Lovecraft’s The Haunter Of The Dark, Künstler: John Coulthart
The Haunter Of The Dark

Cover von 20.000 Leagues under the Sea (Jules Verne), Künstler: Gary Gianni; darunter zwei weitere Ausgaben, Künstler: unbekannt
Twenty-Thousand Leagues Under the Sea von Jules Verne
20000 Leagues under the Sea von Jules Verne

Zwei Cover von The Boats of the Glen Carrig (William Hope Hodgson), Künstler: links – Les Edwards (hier das ganze wraparound ansehen), rechts – Robert LoGrippo
Dass William Hope Hodgson auch mit schönen Illus bedacht wurde, kann man sich bei dieser von Philippe Druillet illustrierten Ausgabe anschauen, die auch Bilder zu The Boats of the Glen Carrig enthält.
The Boats of the Glen Carrig von William Hope Hodgson

Bei einer weiteren französischen Ausgabe der Geschichte kommt Bob Eggletons Krake zum Einsatz (hier in groß zu sehen):
Les Canots du Glen Carrig von William Hope Hodgson

Und den Abschluss machen zwei Favoriten des Teams:
The Lurking Sock Puppet, Künstlerin: Ursula Vernon, Quelle
The Lurking Sock Puppet von Ursula Vernon

Künstler: unbekannt, Quelle
Pfützenungeheuer

Über den Tellerrand Zettelkasten

Wir finden es ist an der Zeit wieder ein paar besondere Buchcover hervorzuheben, die unser Lieblingsgenre noch attraktiver machen:

Jack Glass – Adam Roberts
erschienen 2012, Covergestaltung: Black Sheep

Jack Glass von Adam RobertsGlasfenster tauchen nicht zum ersten Mal in unserem Cover-Reigen auf, doch dieser SF-Krimi von Adam Roberts hat sich seinen Auftritt hier redlich verdient: Die gediegene Farbzusammenstellung, das Mandala-Muster und die trotz des ungewohnten “Mediums” perfekt eingefangene Atmosphäre des goldenen Zeitalters der SF geben ein leuchtend schönes Titelbild ab – inhaltliche Bezüge zum Roman sind dabei natürlich inbegriffen. (mistkaeferl)

Der letzte Tempel des Asklepios (Das Einhorn 1) – Mathieu Gabella/Anthony Jean
erschienen 2007

Das Einhorn Band 1: Der letzte Tempel des Asklepios von Mathieu Gabella/Anthony JeanVon mir gibt es diesmal ausnahmsweise ein Cover aus der Comic-Ecke. Die grandiose Gestaltung liefert wunderbaren Vorgeschmack auf das, was einem zwischen den Buchdeckeln erwartet. Das historische Setting wird mit den anatomischen Studien im Stile eines Leonardo da Vinci perfekt eingefangen, während der Riss nicht nur einen Blick auf den Zeichenstil Anthony Jeans erlaubt, sondern repräsentiert auch den Einbruch des Phantastischen in die Welt der Renaissance. (Fremdling)

Jurassic Park & The Lost World – Michael Crichton
erschienen 2011, Covergestaltung: unbekannt

Jurassic Park von Michael CrichtonUnd noch eine Augenweide der Science-Fiction!
Man mag ja von den Filmen halten was man will, ich persönlich fand den ersten noch ganz unterhaltsam, die Nachfolger nur noch schlecht. Wenn ich mir das Cover bzw. die Gesamtaufmachung dieser Ledergebunden Ausgabe der Romane ansehe, läuft mir dennoch das Wasser im Munde zusammen.
Wer auch immer der Gestalter dahinter sein mag, er oder sie hat einen neuen Fan gefunden! Meine Vorliebe für eher minimalistisch gestaltete Cover, die dafür umso knackiger ihre Wirkung entfalten, ist hier bestens bedient. (moyashi)

The Broken Sword – Poul Anderson
erschienen 2008, Covergestaltung: Sue Michniewicz, Illustration: Sophie Toulouse

The Broken Sword von Poul AndersonDieses neue Cover für einen Klassiker der Fantasy hat mich auf den ersten Blick fasziniert, und das nicht nur, weil ich die farbliche und typographische Gestaltung sehr gelungen finde: Der Kontrast zwischen dem realistisch und “greifbar” gehaltenen Schwert und den stilisierten, fast unwirklichen Elementen fängt perfekt eines der Grundthemen des Buchs, die Durchdringung einer ganz handfesten Welt mit Magischem und Phantastischem, ein. (Wulfila)

Der Fall Jane Eyre – Jasper Fforde
Neuauflage 2011, Covergestaltung www.boldandnoble.com

Der deutsche Thursday-Next-Leser kennt sich mit Neonfarben aus. Dass sie funktionieren können, zeigt sich jedoch erst in der Neugestaltung der Cover, die nicht nur farblich wahre Hingucker sind. Hier sehen wir das Cover des Auftaktbandes. Ein prominent platzierter Dodo, gelungene typographische Spielereien und ein Hintergrund, der schon seine eigene Geschichte erzählt und das Leseinteresse weckt: die Mission “Neugestaltung” ist gelungen! Und Freunde des Dodos werden wohlwollend feststellen, dass sich im Hintergrund sogar noch ein zweites Exemplar versteckt. Mit einem zufriedenen “Plock Plock” kann man sich also beruhigt der Lektüre zuwenden. (Colophonius)

Scriptorium

20000 Leagues under the Sea, Brian Kesinger (Cover Artist)Vor kurzem gab es in unserem Forum ein neues Buchcover zu dem Klassiker 20000 Leagues under the Sea (20.000 Meilen unter dem Meer) von Jules Verne zu sehen. Da es nicht nur mir sondern auch einigen anderen gefiel, dachten wir uns, wir präsentieren euch heute einmal den Künstler hinter diesem Cover: Brian Kesinger.

Brian Kesinger, bis vor kurzem noch gar nicht so schrecklich bekannt, schaffte es in den letzten Wochen von 0 auf mehr als 10.000 Facebook-Anhänger und seine Bilder machen weiter die Runde. Der Illustrator, der seine täglichen Brötchen als Zeichner bei den Walt Disney Animation Studios verdient, interessiert sich privat stark für das Thema Steampunk. Vielleicht wurde er deshalb ausgewählt, die Geschichte Jules Vernes neu zu verpacken.
Brian Kesinger: Tea GirlsWenn Kesinger gerade nicht mit Jules Verne oder Disney beschäftigt ist, taucht er seinen Pinsel gerne in Kamillentee und entwirft eine neue Szene seiner humorvollen Tea Girls. Auch wenn man den Charakteren ihre Verwandtschaft zu den Disney-Figuren anmerkt, bieten diese farblich reduzierten Aquarellbilder einen eigenen Unterhaltungswert. Aus Tee, Tusche und Aquarellfarben entstehen hier viktorianische, freche Damen mit mechatronischen Apparaten, die ihren Haus-Oktopus spazieren führen oder Bücher unter Bäumen lesen – selbstverständlich mit der obligatorischen Fliegerbrille auf dem Hut jeder echten Abenteurerin.

Brian Kesinger: Victoria & Otto

Brian Kesinger: TransformersWer es dagegen nicht so gerne viktorianisch-damenhaft mag und lieber Action sehen will, dem gefallen vielleicht eher die Steampunk-Adaptionen von Comichelden wie den Avengers, Hulk oder den Transformers.

Ihr wollt noch mehr sehen? Kein Problem! Besucht Brian Kesingers Website oder sein Profil bei Facebook. Gerade letztere hält viele weitere Bilder des Künstlers bereit.

Über den Tellerrand

Auch in der vierten Runde unserer Lieblingscover wollen wir euch wieder ein paar besondere Schmankerl für’s Auge aus unserem Lieblingsgenre präsentieren.

The Third God – Ricardo Pinto
erschienen: 2009, Covergestaltung: Jim Burns

The Third God von Ricardo PintoIn den letzten Lieblingscover-Blogs habe ich mich ja eher für schlichte, stilvoll reduzierte Cover entschieden. Dieses Mal jedoch habe ich mir eines ausgesucht, das mich gerade durch seine Opulenz, seine Monumentalität und seine Abgedrehtheit beeindruckt. Die Ungetüme mit ihren an die Maya gemahnenden Aufbauten erinnern mich ein wenig an die Cuotl aus dem großartigen Spiel Rise of Legends und ziehen automatisch die Blicke des Betrachters auf sich. Hinzu kommen die satten Farben und das den gesamten Umschlag umfassende Gestaltungskonzept. (Fremdling)

The Mirage – Matt Ruff
erschienen: 2012, Covergestaltung: Oliver Munday

The Mirage von Matt RuffRollentausch! Schlichtes gibt es diesmal zur Abwechslung von mir: Zwar fast zu neu, um schon ein Lieblingscover zu sein, überzeugt die Gestaltung von Matt Ruffs The Mirage bedingungslos. Zunächst großes Lob (natürlich!) für die Farbgebung, auch wenn den deutschen LeserInnen Ruffs Oeuvre in knallgelb vertraut sein dürfte. Der grandiose Effekt der Titeltypographie kommt auf dem sonst ganz zurückgenommenen Entwurf wunderbar zur Geltung; besonders gefällt mir das in das dezent stilisierte Bild der Tigris & Euphrates World Trade Towers integrierte ‘a novel’. Interessant ist auch der Werdegang des Covers (mit abgelehnten Entwürfen). (mistkaeferl)

On Monsters – Stephen T. Asma
erschienen: 2011, Covergestaltung: leider unbekannt

On MonstersBleiben wir beim Minimalismus: Dass es auch bei (Fantasy-)Sekundärliteratur schöne Cover gibt, beweist On Monsters, das mich mit seinem herzlichen, fangzahnbestücken Lächeln gewonnen hat. Der typographisch schauerlichschön gestaltete Titel und die einfache, düstere Farbgebung sind für mich die perfekte Verbindung von akademischer Zurückhaltung und gestalterischer Kreativität. Wo sich auf der deutschen Ausgabe (durchaus sympathische) Bosch-Monster tummeln, reicht im englischen der kühle Blick aus einem Monsterauge, um dem Leser deutlich zu machen: dieses Buch beobachtet dich im Schlaf – und kennt den Inhalt deiner Alpträume ganz genau. (Colophonius)

Odyssee – Homer
erschienen: 2011, Covergestaltung: Andrea Glanegger

Odyssee von HomerSchlicht mutet auch dieses Cover für eine Neuausgabe eines sehr klassischen Fantasywerks an. Der Kartenausschnitt, der einen Teil des Mittelmeers, mithin also den Handlungsort der Odyssee zeigt, verweist ebenso einfach wie elegant auf die Reisethematik, während das Mäandermotiv um Titel, Autoren- und Verlagsnamen für die Verortung in der griechischen Antike sorgt. Mit sparsamen Mitteln wird hier über Assoziationen die maximale Wirkung erzielt. (Wulfila)

Harry Potter and the Deathly Hallows – Joanne K. Rowling
erschienen: 2010, Covergestaltung: Clare Melinsky

Harry Potter and the Deathly Hallows von Joanne K. RowlingIllustratorin Clare Melinsky ist bekannt für ihre Linoldrucke und bedient sich damit einer künstlerischen Methode, die ich selbst sehr gerne öfter anwenden würde und die meiner Meinung nach viel zu selten angewendet wird. Die Künstlerin verleiht der bekannten Buchreihe damit ein völlig neues und reduziertes, aber umso ansehnlicheres Gesicht. Besonders überzeugend wirkt es durch die harmonischen Farbverläufe und die gedruckte Struktur – da wird der Unterschied zwischen realer und digitaler Kunst erst richtig deutlich. Es kribbelt mir bei diesen Covern in den Fingern, eine Neuanschaffung zu tätigen. (moyashi)

Scriptorium

Nachdem es schon eine Weile nichts mehr zu meckern gab (oder die Mecker-Gründe haben sich nur gut vor mir versteckt), fand ich nun doch wieder ein Highlight am Buchcoverhimmel.
Wer unseren sonntäglichen Updates folgt, wird sich vielleicht daran erinnern, dass ich vor kurzem Sisters Red von Jackson Pearce gelesen habe. Mein Hauptgrund, zu diesem Buch zu greifen, war nicht unbedingt die Story, obwohl sie mich schon angesprochen hatte. Nein, Sisters Red war in erster Linie ein klassischer Cover-Kauf.
Sisters Red von Jackson PearceDieses pfiffige Zusammenspiel der Motive der beiden Schwestern, von denen eine sogar klar ihr Haar über die Gesichtshälfte fallen lässt, um ihr fehlendes Auge zu verbergen – ein Detail, das auch im Buch erwähnt wird. Die beiden Schwestern, die sich hier auf dem Cover wie ein Spiegelbild gegenüberstehen, harmonieren ganz wunderbar in Farbe und Form. Es drückt einerseits die Gleichheit, andererseits auch die feinen Unterschiede der beiden Persönlichkeiten aus, vor allem, weil darin kleinere Details verarbeitet wurden, die der Beschreibung der Charaktere im Buch entsprechen. Im unteren Bereich wandelt sich das schwarze Haar in den Pelz eines gierigen, bedrohlichen Wolfes. Später, wenn man das Buch gelesen hat, wird einem auffallen, wie mehrdeutig dieses Buchcover Hinweise auf die Handlung gibt. Das macht es nicht nur ganz allgemein zu einer Wohltat fürs Auge und einem in sich gelungenen Werk, es passt eben auch inhaltlich ganz wunderbar zu Titel und Inhalt von Sisters Red. Man merkt hier in jedem Detail, dahinter stecken Ideen und auch ein Auseinandersetzen mit der Geschichte.

Blutrote Schwestern von Jackson PearceGanz anders fällt da das Cover der deutschen Ausgabe aus: Blutrote Schwestern aus dem Hause PAN. Es ist ein altes Geheimnis, dass die Buchcover übersetzter Titel ihrem Original häufig nicht das Wasser reichen können. Man findet sich als Leser freilich notgedrungen damit ab. Welche Wahl hat man schon, wenn man auf die Übersetzung angewiesen ist? Es fällt mir trotzdem nicht leichter, einen Anfang zu finden für die Worte, die mir beim Anblick dieses Covers in den Sinn kommen. Die Reaktionen reichen von totaler Sprachlosigkeit über brabbelndes Gestammel bis hin zu unaussprechlichen Flüchen. Vielleicht beginne ich mit einem Zitat von Gero, welches die Antwort auf eine meiner Fragen war und in einem einzigen Satz ganz wunderbar sagt, was ich von diesem Machwerk halte:

»Das waren doch diese schwebenden Rotkäppchen, die bestimmt dieser Leonardo Dilletanti gebastelt hat, oder?«

Ja, genau, das waren sie. Leonardo Dilletanti ist in diesem Fall vermutlich ein ahnungsloser Praktikant gewesen, betreut von einer auserlesenen Gruppe Verantwortlicher, die allesamt bei der Erstellung dieses Covers die Augen großzügig geschlossen haben.
Man hat natürlich ganz clever die Farbgebung beibehalten und sich auf den schwarzroten Farbkontrast gestürzt, der das Originalcover schließlich schon so stimmungsvoll wirken ließ. Was einmal funktioniert, funktioniert immer. Richtig?
Falsch.
Hier sehen wir nun nämlich wieder ein Beispiel für den Einsatz gleicher Werkzeuge mit qualitativ völlig unterschiedlichen Ergebnissen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Der schwarzweiße Wald ist wohl noch das beste an diesem missglückten Cover, obwohl ich behaupten möchte, es handelte sich hierbei einst um eine bei Tageslicht gemachte Aufnahme, die nun wie eine nächtliche Szene daherkommen soll. So ganz will das mit den Lichtverhältnissen nicht funktionieren. Auch der künstlich hineingepinselte Nebel muss wohl ein Ausdruck von photoshop’schem Expressionismus sein, denn er schwebt eher wie ein Ufo in der Mitte herum. Ohne Kontakt zum Boden und scheinbar auch nur auf einen sauber definierten Streifen konzentriert. Das wirkliche Juwel sind jedoch die Kartoffelsäcke im schicken Rot. Nur zur Info: das sollen die Schwestern mit ihren Umhängen sein! Wir sehen hier unnatürlich geblähten Stoff in einem ansonsten windstillen Wald, merkwürdig verzurrte Kapuzen, die wirklich mehr aussehen wie geschnürte Säcke, Lichteffekte, die einerseits auf Latex, andererseits auf parallelweltliche Lichtverhältnisse schließen lassen, und dann wäre da noch das Problem mit der Schwerkraft und theoretisch vorhanden Füßen, die den Boden nicht berühren. Auch der Rest dieser “Figuren” sieht aus wie ausgeschnitten und draufgeklebt. Dieses Cover passt weder zum Buchinhalt, noch wirkt es wie eine realisische Szenerie. Es taugt nicht einmal, um sich einfach nur an einer schönen, wenn schon nicht passenden Aufmachung erfreuen zu können. Es ist nichtssagend, hässlich und technisch eine Katastrophe. Leonardo Dilletanti hat hier also wirklich ganze Arbeit geleistet!
Um es auf den Punkt zu bringen: dieses Cover ist richtig peinlich und wird sogar von so mancher Buchgestaltung aus BoD-Verlagen geschlagen – was schon eine ziemliche Leistung ist, wenn man sich mal anschaut, wie notgedrungen unprofessionell dortige Buchcover in der Regel aussehen. Von einem großen Verlag wie PAN sollte man solch einen Fauxpas eigentlich nicht serviert bekommen.

Reaktionen Scriptorium

Heute wollen wir euch mit einer kleinen Auswahl zeigen, dass Fantasycover auch tolle äußere Werte haben können – und nicht nur die inneren verbergen:

Enchanted Glass – Diana Wynne Jones
erschienen 2010, Covergestaltung: David Wyatt
Enchanted Glass von Diana Wynne Jones

Das Cover zu Enchanted Glass fasziniert mich schon seit einer ganzen Weile, und damit ist es wohl an der Zeit zu akzeptieren, dass es in meine Top 10 gehört. Vor allem die leuchtenden Farben, die halb verborgenen Illustrationen innerhalb der verschiedenen Teile des Glasmosaiks und letztlich auch die Idee dieses altertümlichen Fensterbaus wirken auf mich verzaubernd. Mir gefällt auch, wie die Typo in dieses Muster mit eingebunden wurde. Dadurch wirkt sie nicht einfach drauf gesetzt und macht das Cover zu einer schönen, runden Sache. (moyashi)

 

The Name of the Wind – Patrick Rothfuss
erschienen 2007, Covergestaltung: Donato Giancola
The Name of the Wind von Patrick Rothfuss Das Cover landete in meiner Auswahl, weil es das Thema des Titels auf interessante Weise aufgreift. Das steinerne Bildnis eines personifizierten Windes weckt ebenso Assoziationen mit alten Kulturen wie mit Mystik. Es wirkt vergessen in der herbstlichen Umgebung und diese melancholische Stimmung wird durch die Farbgebung wunderbar eingefangen. Die wehenden Blätter verleihen dem Cover außerdem eine gewisse Dynamik. Im Vergleich zu den Kapuzenmännchen, die sich später auf den Büchern tummelten, gewinnt diese Covervariante von The Name of the Wind an zusätzlichem Reiz. (Fremdling)

 

Mainspring – Jay Lake
erschienen 2007, Covergestaltung: Stephan Martiniere
Mainspring von Jay LakeVon den vielen gewaltigen Bildern aus Jay Lakes Steampunk-Abenteuer Mainspring hat man sich für das Cover das großartigste ausgesucht: Das Luftschiff Bassett, wie es die vertikalen Städte des äquatorialen Walls erkundet. Bildaufbau und Perspektive transportieren die schiere Größe und Erhabenheit der Scheidewand dieser alternativen Erde, und Stephan Martinieres monumentaler Stil wird dem Sujet bestens gerecht. Die ganze Pracht lässt sich am besten mit der dezenten Typo auf dem HC-Cover bewundern. Auch das Cover der deutschen Ausgabe Die Räder der Welt ist per se gut gelungen, die Illustration kann allerdings nicht annähernd mit dem Original mithalten. (mistkaeferl)

 

The Story of the Stone – Barry Hughart
erschienen 1988, Covergestaltung: Mark Harrison
Cover von The Story of the Stone von Barry Hughart

In den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts fanden sich vor allem auf den britischen Fantasytiteln häufig Motive, in denen die “landscape”, die mal mehr, mal weniger fantastische Landschaft – sprich: die Welt, die im Roman geschildert wurde – dominierte. Ein beeindruckendes Beispiel für ein solches Bild, das die Leser und Leserinnen auf die Welt einstimmt, die sie hinter dem Buchdeckel erwartet, ist Mark Harrisons Cover-Illu zum zweiten Roman um Meister Li und Nummer Zehn den Ochsen. (gero)

 

Making Money – Terry Pratchett
erschienen 2007, Covergestaltung: Paul Kidby
Making Money by Paul KidbyDafür, dass Moist von Lipwig auf diesem Cover eine Berufsgruppe verkörpert, die im Moment zu den wohl am meisten verfluchten gehört, macht er eine sehr gute Figur. Vielleicht liegt es daran, dass Großmeister Kidby ihn mit einer sympathischen Nonchalance ausgestattet hat, oder an seinem goldenen Anzug, oder vielleicht doch nur am Mops. Fakt ist: Paul Kidby hat auch mit diesem Cover ein perfekt kompositioniertes Kunstwerk geschaffen, welches den schönen Schein ins wahrlich beste Licht rückt. Und, ja, für einen Moment denkt man: so schlimm sind sie gar nicht, diese Gold-Anzugträger. Bis einem klar wird, dass man doch nur zu den Schemen im Hintergrund gehört. (Colophonius)

Scriptorium

Im Zuge meiner generischen-Cover-Attacke muss ich gelegentlich auch mal eine Lanze brechen für Experimente mit generischem Hintergrund, die unerwartet gut enden. So hat mich Brent Weeks Night Angel Trilogy optisch doch sehr überrascht. Die Cover überzeugen nicht durch detailreiche Illustrationen, sondern durch saubere, klare und einfache Gestaltung. Trotz Kapuzenmännchen ist es mal etwas anderes, wie die Cover insgesamt aufgebaut wurden. Das macht farblich einen stimmungsvollen Eindruck, das fällt bei der weißen Hintergrundfläche auch sicher auf dem Verkaufstisch auf. Selbst der photoshop’sche Nebel wirkt da irgendwie stilvoll, elegant und passend.

Night Angel Trilogy von Brent Weeks

Es wird natürlich trotzdem genügend Betrachter geben, die das eher langweilig finden, weil man keine Action, keine magischen Orte und dergleichen sieht. Wobei ich der Meinung bin, langweilig sei besser zu bewerten als abstoßend hässlich. Da muss man als Fantasy-Fan also schon mal Tapferkeit beweisen und gegebenenfalls in den langweiligen Apfel beißen, um überhaupt noch etwas zu lesen zu haben. In diesem Fall jedoch, finde ich, ist das Leiden nicht unbedingt notwendig.

Was aber so gut funktioniert, braucht natürlich Nachahmungstäter …

Eindrucksvoll wie diese Cover also auf ihre Art und Weise geraten sind, dachte man sich bei der Konkurrenz wohl: “was die können, brauchen wir auch!” und startete mit Brandon Sandersons The Mistborn Trilogy den Versuch, auf den Gestaltungszug aufzuspringen. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätten den Zug verpasst, denn das Ergebnis ist, zumindest im Vergleich, Haare sträubend:

Mistborn von Brandon Sanderson

Als Kunst liebender Mensch oder gar selbst Kreativer ist es aus dem Bauch heraus nicht so einfach, sich mit diesen Zeichnungen im Skizzenstadium abzufinden. Da ist das verpfuschte Heranzoomen der Akteurin beinahe übersehbar. Betrachte ich allerdings diese Bauklötze auf dem Cover des 1. Bandes, drehen sich mir die Fußnägel hoch. Als wäre das nicht schon abschreckend genug, kommen die alles rettenden Schnörkel in der Typographie zum Einsatz, die das einzig interessante zu sein scheinen. Auch hier heißt es lieblos ein bisschen Text hier oben irgendwo, eine Zeile da unten, na, vielleicht noch ein bisschen Nebel mehr dazwischen, und fertig ist das Meisterwerk. Eine Bildkomposition sucht man da vergeblich. Hauptsache alles drauf, was muss!

Vergleicht man die beiden Ergebnisse von Night Angel und Mistborn, sieht man, wie ähnlich sich eingesetzte Elemente sein können und wie unterschiedlich ihr Ergebnis ausfallen kann.

Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Meine Prognose für generische Cover tendiert derzeit zum Close-Up-Gesicht mit Pflanzen- oder Nebelumrandung.

Scriptorium

In der zweiten Runde unserer Lieblingscover haben wir wieder einige Beispiele herausgesucht, die zeigen, dass Fantasy durchaus ein Augenschmaus sein kann …

Yume No Hon – Catherynne M. Valente
erschienen 2006, Covergestaltung: Luis Rodrigues
Yume No Hon von Catherynne M. Valente

Dieses Cover beweist, dass eine schlichte Gestaltung mit überbordenden Covern leicht mithalten und ebenso die Fantasie des Betrachters anregen kann. Das gedeckte Rot des Hintergrundes und der Sepiaton des Bildes harmonieren perfekt miteinander und das Motiv stimmt einfach wunderbar auf das japanische Setting des Buches ein. (Fremdling)

Precious Dragon – Liz Williams
erschienen 2007, Künstler: Jon Foster
Precious Dragon von Liz Williams

Die Cover dieser Buchreihe zählen für mich zu den absoluten Highlights. Neben einer wunderbar in Form und Farbe gelungenen Illustration wurde auch der Text so passend positioniert, dass man die Illustration zur Abwechslung einmal genießen kann. Manchmal ist weniger deutlich mehr und wesentlich prägnanter als Text, der einem in 120 Punkt entgegen springt. Cover wie das von “Precious Dragon” kann man sich praktisch als Poster an die Wand hängen, und zum Buchinhalt passt es auch noch. Mehr davon bitte! (moyashi)

The Far Kingdoms – Allan Cole/Chris Bunch
erschienen 1993, Künstler: Gnemo (Tom Kidd)
The Far Kingdoms von Allan Cole und Chris Bunch

Ein klassisches, filigranes Gemälde auf dem Cover einer klassischen Abenteuer-Geschichte: Das Bild liefert bereits das, was der Titel des Romans verspricht – einen Blick auf ferne Königreiche. Zugegeben, es wirkt ein bißchen kitschig mit dem Märchenschloss, den kräftigen Farben im Vordergrund und den Pastellfarben weiter hinten – in ganzer Pracht auf dem ursprünglichen Wraparound zu sehen. Aber es ist genau das Richtige, wenn man einmal mit Fernweh vor dem Bücherregal steht. (mistkaeferl)

The King of Attolia – Megan Whalen Turner
erschienen 2006, Künstler: Vince Natale
The King of Attolia von Megan Whalen TurnerFiguren, die das Bild dominieren, sich aber nicht unverstellt dem Betrachter präsentieren, antikisierende Ornamente, die man dennoch keiner tatsächlichen historischen Epoche zuordnen kann, Pracht, Düsternis, Innigkeit und die Folgen von Gewalt – Vince Natales Illustration setzt kongenial das um, was den Leser in The King of Attolia erwartet, und beweist zugleich, dass man den Protagonisten eines Romans auch anders als im dramatisch drapierten Kapuzenumhang aufs Cover bannen kann. Neben dem ungewöhnlich gewählten Bildausschnitt gefällt mir vor allem die Gesamtwirkung, die eher an ein altmeisterliches Gemälde als an reine Gebrauchsgraphik denken lässt. (Wulfila)

The Sword and the Stallion – Michael Moorcock
erschienen 1975, Künstler: Patrick Woodroffe
The Sword and the Stallion von Michael Moorcock

Die fast schon surrealistisch anmutenden Cover, die Patrick Woodroffe für die britische TB-Ausgabe der zweiten Corum-Trilogie geschaffen hat, waren in den 70ern echte Hingucker – und wären es heute vermutlich wieder. Interessant dabei ist, dass Woodroffe fast alle wichtigen Elemente, die im Buch bzw. den Büchern auftauchen, mal mehr, mal weniger offensichtlich in den jeweiligen Titelbildern integriert hat. (gero)

Jonathan Strange & Mr. Norrell – Susanna Clarke
erschienen 2004, Künstler: William Webb
Jonathan Strange & Mr Norrell von Susanna Clarke

Schwarzer Hintergrund, eine weiße Schrift, die den Eindruck erweckt, als hätte hier noch jemand per Hand eine alte Druckerpresse bedient, dazu ein einzelner Rabe. Andere mögen es vielleicht langweilig nennen, aber für mich ist es gerade diese wunderbare Schlichtheit, die das Cover angenehm aus der Masse der “Action!” oder “Epic!” schreienden Fantasyeinheitscover heraushebt. Und, was heutzutage vielleicht eine noch größere Leistung ist: das Cover passt auch noch zum Buch, das eben auch eher sprachliche Eleganz (wobei auch hier manche eher sagen: Langeweile) der Action vorzieht. (maschine)

Scriptorium

Es gibt alle paar Jahre bestimmte Design-Elemente, die sind scheinbar nur dafür geschaffen worden, einst auf einem Fantasy Cover zu landen. Aktuell sind es Kapuzenmännlein, davor waren es Schwerter und Äxte im Boden und davor war es wohl die halb nackt schmachtende Amazone am Fuße des von Muskeln verbeulten Kriegers. Wenn irgendwo noch ein Drache herum drapiert werden kann, umso besser.
Wie oft haben wir das schon gesehen? Wie viel öfter haben wir darüber schon den Kopf geschüttelt? Fantasyleser sollten eine Gefahrenzulage wegen zu erwartender Schädeltraumata verlangen.

Wenn ein Cover wenig bis nichts mit dem Inhalt zu tun hat, dann hat man es meistens mit einem dieser generischen Cover zu tun. Trends machen auch vor Büchern nicht Halt, und nur selten entsteht dabei auch mal etwas Brauchbares.
Natürlich kann man kaum darauf hoffen oder gar verlangen, dass jedes Buch ein schickes Cover mit einer tollen individuellen Illustration bekommt, die genau zu diesem einen Buch passt. Aber müssen es als Ersatz gleich diese stereotypen, immer wiederkehrenden Motive sein? Könnte man es nicht auch anders angehen und einfach mal versuchen, das Wort -Ästhetik- zu berücksichtigen? Wenn den Verlagen oder Gestaltern schon nichts besseres einfällt, als zu solch einem Cover-Klon zu greifen, könnte man es dann nicht einfach neutral halten? Muss man einem Cover aufgrund seiner Unzumutbarkeit ansehen, dass es zum Fantasy-Genre gehört? Man könnte manchmal glauben, es herrsche eine regelrechte Furcht davor, der Fantasyleser sei nicht intelligent genug sein Genre auch ohne Schmuddelcover zu finden.

Die Glasbücher der Traumfresser von Gordon DahlquistEin paar Verlage trauen sich glücklicherweise gerne mal zu experimentieren und bringen dabei echte Perlen hervor. So geschehen z.B. bei Gordon Dahlquists Glasbüchern, bei denen die Typographie zum Gestaltungselement wird. Keine verunglückten Versuche, einen der Protagonisten  darzustellen, keine leuchtenden Schwerter im Boden, kein Kapuzenmann mit glühender Hand. Wie viele von euch kennen das Buch trotzdem? – Na bitte!

Oder betrachten wir R. Scott Bakkers Prince of Nothing, der mit einem einfachen Tuchmuster im Hintergrund zu glänzen vermag. Simpel, relativ schnell zu machen und wirkungsvoll.

The Prince of Nothing von R. Scott Bakker
Man könnte statt des Tuchmusters auch die fast immer vorhandene Weltkarte zum Buch nehmen und damit ähnliche Effekte erzielen. Es wäre so einfach, ästhetische Buchcover ganz ohne erzwungene Illustrationen zu erstellen, die auch noch durch ihr untypisches Aussehen auffallen. Warum also immer so kompliziert?

Natürlich ist es Geschmackssache, was einem gefällt oder nicht. Ich persönlich würde mir lieber 100 solcher neutralen Gestaltungsformen ins Regal stellen, bevor ich auch nur eine einzige Stilblüte anschaffe wie diese:

Schmuddelcover

Da brennen einem die Augen und das Fremdschämen ist ganz klar vorprogrammiert. Es leuchtet, es blitzt, es wird gespiegelt und personifiziert, was das Zeug hält. Falls jemand noch scheußlichere Beispiele auf Halde hat: meine Meckerkiste ist groß und geräumig!

Seien wir ehrlich. Womit traut ihr euch eher, in der Bahn oder dem Bus gesehen zu werden?

Scriptorium

Alles Sense von Terry Pratchett bei ManhattanWährend wir hier auf Bibliotheka Phantastika eigentlich lieber ein Auge auf die schönen und gelungenen Dinge in der Fantasy werfen, liefert ein besonderes Cover den Anlass, mich auch den abschreckenden Beispielen intensiver zu widmen. Es brennt mir nicht nur in den Augen, sondern auch unter den Nägeln, so etwas nicht ohne Kommentar stehen zu lassen. Die Rede ist von diesem, links stehend, jüngst aufgetauchten Schmuckstück unter den Cover-Verfehlungen, welches leider ein tragisches Opfer innerhalb des phantastischen Genres gefunden hat.

Es ist ein Trauerspiel, wie ich es lange, sehr lange, nicht mehr gesehen habe. Was andere als Aprilscherz bloggen würden, hält man beim Manhattan Verlag offenbar für hohe Kunst. Den Art Director möchte ich kennen lernen, der diesen Schund genehmigt hat.

Der Gestalter dieser neuen Scheibenwelt-Cover wird sich freilich ins Fäustchen lachen vor Freude und seine Sparrate erhöhen, während tausende begabte, echte Illustratoren von diesen CGI-Ungetümen verhöhnt und ihre Arbeiten samt ihrer Ausbildung ad absurdum geführt werden.
Ich fürchte, es ist mir kaum möglich, in jugendfreien Worten adäquat auszudrücken, wie unglaublich untragbar diese neuen, erwachsenen (haha!) Cover doch sind. Wer die ganze Vorgeschichte zu diesem dramatischen Akt noch nicht kennt, bitte hier entlang.

-Alles Sense- interpretiert von Tom Steyer
© Tom Steyer

Technisch ist das ganze eine offensichtliche Zumutung. Es sieht aus wie die ersten Gehversuche mit 3D-Programmen. Schlechte Render-Effekte und Texturen in Sense und Himmel, die den Eindruck machen, 1990 erstellt worden zu sein. Auch die  steife Haltung der Figur wirkt befremdlich und unnatürlich – selbst für ein knochiges Skelett. Eines meiner Highlights dürfte der kleine Rattentod auf der Schulter sein, dessen Erscheinungsbild in seinen Grundzügen verdächtig stark an das große Vorbild von Paul Kidby angelehnt zu sein scheint. Da wären noch die seltsamen Falten, die sich in einer perfekten Rundung dem CGI-Weizen entgegen biegen und den ganzen Umhang wie eine Plastikfigur aussehen lassen. Es scheint wohl auch nichts in dem Umhang drin zu stecken, hohl wie die Kapuze daherkommt. Würde ich jeden Mangel auflisten, den dieses erstaunlich detailarme Werk zu bieten hat, würde dieser Beitrag vermutlich einen Meter lang werden.

-Tod- von Paul Kidby
Im Vergleich - © Paul Kidby

Nur mal so zum direkten Vergleich: nebenstehend die aktuelle britische Interpretation des Sensenmannes von Paul Kidby.

Im Ernst, lieber Manhatten Verlag, hasst ihr eure Leser? Mir fehlt das Verständnis dafür, wie diese neue Cover-Linie bei Manhattan passieren konnte. Gerade da es diese überwältigend guten Vorbilder gibt.
Die deutschen Ausgaben würde ich inzwischen nicht einmal umsonst haben wollen. Ein Hoch auf meine Englischkenntnisse, die mich in solchen Fällen davor bewahren, auf eine übersetzte Version mit solch einer Gestaltungsform angewiesen zu sein. Traurig für den Autor und seine deutschen Fans bleibt es trotzdem.

Angesichts dieser Machwerke könnte man als Fantasy-Fan nun eigentlich schon wieder froh sein, dass man Pratchett bei Manhattan nicht mehr in der Fantasyabteilung sehen will.
Stellt diese grausam entstellten Geschöpfe also ruhig zu den gesellschaftskritischen Romanen! Ändert am besten auch gleich alle Titel und gebt dem Autor ein Pseudonym! Wäre ich Terry Pratchett, ich würde mich für diese Aufmachung in Grund und Boden schämen müssen. Es blutet einem Auge und Herz. Auf Rückfrage eines unserer Forumosen bekamen wir übrigens diese überzeugende Erklärung geliefert.

Nein, werte Manhattaner, so nicht! Mich seid ihr als Kunden los.

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