Moyas Meckerkiste (3): Das Schöne & das Schmuddelcover

Im Zuge meiner generischen-Cover-Attacke muss ich gelegentlich auch mal eine Lanze brechen für Experimente mit generischem Hintergrund, die unerwartet gut enden. So hat mich Brent Weeks Night Angel Trilogy optisch doch sehr überrascht. Die Cover überzeugen nicht durch detailreiche Illustrationen, sondern durch saubere, klare und einfache Gestaltung. Trotz Kapuzenmännchen ist es mal etwas anderes, wie die Cover insgesamt aufgebaut wurden. Das macht farblich einen stimmungsvollen Eindruck, das fällt bei der weißen Hintergrundfläche auch sicher auf dem Verkaufstisch auf. Selbst der photoshop’sche Nebel wirkt da irgendwie stilvoll, elegant und passend.

Night Angel Trilogy von Brent Weeks

Es wird natürlich trotzdem genügend Betrachter geben, die das eher langweilig finden, weil man keine Action, keine magischen Orte und dergleichen sieht. Wobei ich der Meinung bin, langweilig sei besser zu bewerten als abstoßend hässlich. Da muss man als Fantasy-Fan also schon mal Tapferkeit beweisen und gegebenenfalls in den langweiligen Apfel beißen, um überhaupt noch etwas zu lesen zu haben. In diesem Fall jedoch, finde ich, ist das Leiden nicht unbedingt notwendig.

Was aber so gut funktioniert, braucht natürlich Nachahmungstäter …

Eindrucksvoll wie diese Cover also auf ihre Art und Weise geraten sind, dachte man sich bei der Konkurrenz wohl: “was die können, brauchen wir auch!” und startete mit Brandon Sandersons The Mistborn Trilogy den Versuch, auf den Gestaltungszug aufzuspringen. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätten den Zug verpasst, denn das Ergebnis ist, zumindest im Vergleich, Haare sträubend:

Mistborn von Brandon Sanderson

Als Kunst liebender Mensch oder gar selbst Kreativer ist es aus dem Bauch heraus nicht so einfach, sich mit diesen Zeichnungen im Skizzenstadium abzufinden. Da ist das verpfuschte Heranzoomen der Akteurin beinahe übersehbar. Betrachte ich allerdings diese Bauklötze auf dem Cover des 1. Bandes, drehen sich mir die Fußnägel hoch. Als wäre das nicht schon abschreckend genug, kommen die alles rettenden Schnörkel in der Typographie zum Einsatz, die das einzig interessante zu sein scheinen. Auch hier heißt es lieblos ein bisschen Text hier oben irgendwo, eine Zeile da unten, na, vielleicht noch ein bisschen Nebel mehr dazwischen, und fertig ist das Meisterwerk. Eine Bildkomposition sucht man da vergeblich. Hauptsache alles drauf, was muss!

Vergleicht man die beiden Ergebnisse von Night Angel und Mistborn, sieht man, wie ähnlich sich eingesetzte Elemente sein können und wie unterschiedlich ihr Ergebnis ausfallen kann.

Ich bin gespannt, was als nächstes kommt. Meine Prognose für generische Cover tendiert derzeit zum Close-Up-Gesicht mit Pflanzen- oder Nebelumrandung.

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