Bibliotheka Phantastika Posts

Da die Bibliotheka Phantastika euch mit vielen interessanten Büchern und AutorInnen bekannt machen will, möchten wir auch nach dem Relaunch Leseerfahrungen in Form von Rezensionen mit euch teilen.
Unsere Inhalte werden wir in Zukunft allerdings deutlich stärker redaktionell auswählen und bearbeiten. Dazu wurde das eab (von engl. Editorial Advisory Board) ins Leben gerufen, von dem in Zukunft ein Großteil der Inhalte selbst erstellt wird und das alle neuen Texte in die Mangel nimmt, bevor sie ihren Weg auf die Webseite finden. Den Mitgliedern des eab könnt ihr auf unserer Mitarbeiterseite einen Besuch abstatten.
Unsere Auswahlkriterien und Entscheidungen richten sich grob nach den folgenden Grundsätzen:

Neue Schwerpunkte
Wir wollen uns vermehrt auf den Fantasy-Kernbereich konzentrieren. In der Praxis äußert sich das in erster Linie dadurch, daß wir nur noch in Ausnahmefällen Kinderbücher vorstellen und bei Jugendbüchern stärker darauf achten, ob sie tatsächlich der Phantastik zuzuordnen sind oder nur vereinzelt phantastische Elemente aufweisen. Die Auswahl nach solchen Kriterien ist zwangsläufig eine subjektive, aber ihr könnt euch darauf verlassen, auch in Zukunft prägende Autoren wie C.S. Lewis oder Michael Ende und für Genre-Leser wichtige Bücher wie Die Brüder Löwenherz bei BP zu finden.
Wir legen es nicht darauf an, Neuerscheinungen breitflächig mit unseren Rezensionen abzudecken oder gar irgendeine Art von Vollständigkeit zu erreichen. Wir konzentrieren uns auf Titel, die uns wichtig und interessant erscheinen oder zu denen wir eine (hoffentlich) lesenswerte Meinung haben – das bedingt auch, daß wir keine Rezensionsexemplare abarbeiten.

Neue Rezensionen
In der Auswahl der veröffentlichten Rezensionen setzen wir ebenfalls auf Klasse statt Masse. Wir wollen euch informative und unterhaltsame Besprechungen bieten, das schließt unter anderem eine gewisse Mindestlänge der Texte und ein wenig Genrekenntnis der Rezensenten ein. Auch lange Inhaltsnacherzählungen, reine Geschmacksurteile und dicke Spoiler sind für Rezensionen eher ungeeignet. Zusätzliche Rezensionen zu bereits besprochenen Werken werden außerdem nur dann aufgenommen, wenn sie tatsächlich eine andere Perspektive auf das Buch eröffnen.
Neue Rezensionen wird das eab nach den obigen Kriterien bewerten.
Auf unserem Blog informieren wir euch in regelmäßigen Abständen über neu hinzugekommene Rezensionen, die ihr auch in der Seitenleiste rechts sehen könnt – allerdings in der Anfangszeit noch zusammen mit den neuesten von der alten Seite transferierten Rezensionen.

Umzug der alten Rezensionen
Aus Zeitgründen und vor allem, weil nebenher bereits neuer Content für den Relaunch erstellt wurde, war es uns nicht möglich, alle 1910(!) bereits vorhandenen Rezensionen durchzusehen, zu bewerten, gegebenenfalls dezent zu überarbeiten und umzuziehen. Daher werden in näherer Zukunft auch noch Updates mit Rezensionen stattfinden, die bereits auf der alten Seite veröffentlicht waren, was ihrem inhaltlichen Wert natürlich keinerlei Abbruch tut, zumal wir die alten Besprechungen häufig einer Verjüngungskur unterzogen haben.
Die Rezensionen aus der alten BP werden von uns vollständig gesichtet. Die bisherige Erfahrung zeigt, daß durch die neuen Auswahlkriterien am Ende ca. ein Drittel des Bestands tatsächlich in Umzugskartons gepackt und in die neue Bibliotheka Phantastika verladen wird.

Sonstige Änderungen
Wir haben uns entschlossen, auf die Sternewertung und andere quantitative Wertungssysteme zu verzichten. Sterne schaden unserer Ansicht nach mehr, als sie nützen, die Systeme sind nach längerer Zeit in sich nicht mehr stimmig und haltbar und bieten nur ein vermeintliches Mittel zur schnellen Einschätzung von Qualität. Jeder Leser hat eigene Bedürfnisse, Vorlieben und Abneigungen. Eine ausführliche Leseerfahrung kann am besten vermitteln, was von einem Buch zu erwarten ist.
Unsere Bestände lassen sich wie schon früher nach Autoren, Zyklen, Titeln und neuerdings auch Illustratoren durchsuchen (was sich vielleicht bei der ein oder anderen Comic-Rezension bezahlt machen wird). Außerdem können die Rezensionen nach Subgenres und unter Stöbern thematisch und stilistisch durchstöbert werden. Auch wenn man bei der Einordnung in letztere Kategorien häufig keine unanfechtbaren Entscheidungen treffen kann, hoffen wir doch, daß diese Möglichkeiten euch dabei helfen, in der Bibliotheka Phantastika das richtige Buch zu finden.

Neue Inhalte

Mit dem Buch des Monats wollen wir Euch Bücher vorstellen, die uns “Bibliotheksmitarbeitern” besonders gut gefallen.
Hierbei wird es sich nicht immer um Neuerscheinungen handeln. Wir wollen diese Kategorie auch dafür nutzen, auf zu Unrecht vergessene Bücher aufmerksam zu machen und Eure Neugier auf unsere Klassiker zu wecken.

The Death of the Necromancer von Martha Wells Für das berühmte erste Mal fiel unsere Wahl auf Martha Wells The Death of the Necromancer, ISBN: 0-380-78814-4 (deutscher Titel: Necromancer, ISBN: 978-3-453-52412-5).
In einer Zeit, in der Steampunk immer mehr nur zu einer Mode-Richtung für Schmuck, Klamotten und Einrichtungsgegenstände zu werden scheint, ist dieses Buch ein schönes Beispiel für die Herkunft dieses Trends: die Phantastik.

Die Geschichte von Nicholas Valiarde, einem Edelmann aus Vienne, der seinen zu unrecht der Necromantie beschuldigten Mentor rächen will, führt uns in die Welt von Ile-Rien. Martha Wells gelingt es in diesem Buch, wunderbar düstere Gaslicht-Bilder dieser Welt voller Magie, Geheimnisse und Abenteuer zu zeichnen.

Ein Genuss ist auch die gelungene Charakterdarstellung:
Nicholas Valiarde ist nicht nur Edelmann, sondern auch der größte Dieb der Stadt und so ist es nicht verwunderlich, dass er von zwielichtigen Gefährten umgeben ist. Zusammen ergeben sie eine liebenswürdige Truppe skurriler Charaktere, die der Geschichte ihren ganz eigenen Humor verleihen und den Leser schnell an die Geschichte fesseln.

Die Handlung wird in einem raschen Tempo erzählt, ohne hektisch oder überladen zu wirken und so bleibt der Lesespaß von der ersten bis zur letzten Seite auf gleichbleibend hohem Niveau.

Na? Neugierig geworden?
Dann findet Ihr hier eine ausführliche Rezension zum englischsprachigen Original.
Lesern, die lieber auf Deutsch lesen, kann ruhigen Gewissens die Übersetzung mit dem Titel “Necromancer” (ISBN: 978-3-453-52412-5) empfohlen werden.

Buch des Monats

Jetzt ist es offiziell: Terry Pratchett schreibt keine Fantasyromane mehr. Und er hat auch nie Romane geschrieben, die in die allseits gefürchtete, etwas peinliche „Fantasy-Nische“ einzuordnen sind. Scheibenwelt, Rincewind, Samuel Mumm – Adieu! Ihr wart phantastisch, doch wir brauchen das Geld.
So jedenfalls sieht das der Manhattan-Verlag, der „eine Neuinszenierung der Scheibenwelt-Romane in großem Stil“ plant. Die dazugehörige Inszenierungs-Formel ist relativ simpel: Neuübersetzung, neue Cover sowie ein neues Format sollen neue Leser locken.

Der geneigte Leser fragt sich unter Umständen: wozu das alles? Die 4,6 Millionen in Deutschland verkauften Pratchetts lassen Zweifel an der Notwendigkeit einer solchen „Neuinszenierung“ aufkommen, zudem die neuen Coverillustrationen von Tom Steyer – übrigens „in bester Pratchett-Manier mit einem fröhlichen Augenzwinkern“ – und die Neuübersetzungen unter Fans bereits für Furore sorgten.
Erhellt werden wir von der Manhattan-Lektorin Verena Thielenhaus, und die argumentative Logik ist gleichzeitig erfrischend unverschämt wie einfallsreich:

„Nichts gegen Fantasy, aber Pratchett wird unter Wert verkauft. Er ist viel mehr als ein Genreautor, weil er so wunderbar bissig-witzig und intelligent erzählen kann. Seine Romane spielen zwar in einer magischen Welt, doch die entpuppt sich schnell als Spiegelbild unserer Gesellschaft.“

Streicht man die Höflichkeiten – nur zu gern glaube ich Frau Thielenhaus, dass sie nichts gegen Fantasy hat, schließlich tut sie alles, damit niemand in diese gefürchtete Abteilung im Buchladen gehen muss – bleibt nur die Aussage, dass Sir Terry Pratchett zu „intelligent“ und zu „witzig“ ist, um als Fantasyautor gelten zu können. Was für Sir Pratchett (der übrigens keine Berührungsängste mit dem Genre hat und sich stets dagegen verwehrt, in andere literarische Bereiche geschoben zu werden) ein durchaus berechtigtes Lob ist, ist für alle Freunde der phantastischen Literatur und für Autoren des Fantasygenres gleichermaßen ein Schlag in das Gesicht: es geht hier nicht um die Politur des „Schmuddelimages“; vielmehr bekommt man das Gefühl, dass die Ratten ein eigens gegen den Eisberg gesteuertes und nunmehr sinkendes Schiff verlassen wollen. Hat ein Autor tatsächlich das Potential, intelligente und witzige Bücher zu schreiben, wird er mit ins Rettungsboot verfrachtet und auf die Insel der Seligen – Insula Bestsellerlisti – verschifft. In welchem Genre Terry Pratchetts Romane in Zukunft anzusiedeln sein sollen, verrät uns der Verlag vorerst nicht, fest steht nur: es hat sich ausphantasiert, neue Geldquellen (d.h.: Leser) müssen gefunden werden.

Keinesfalls ist also diese Runderneuerung des Pratchett-Programms ein Zugeständnis an die große Fantasygemeinde, die sich danach sehnt, ihr Genre mit all seinen begabten, amüsanten und hochintelligenten Autoren (Ausnahmen, wie wir alle wissen, bestätigen die Regeln und sorgen für das „Schmuddel“ im „Image“) ins rechte Lichte zu rücken. Es greift das Thielenhaus’sche Paradoxon: wird ein hochwertiger Fantasyroman von einem „brillanten Satiriker und scharfsinnigen Gesellschaftsporträtisten“ geschrieben, ist es kein Ruhmesblatt für das Genre – es ist kein Fantasyroman mehr.

Als Quelle unermesslichen Reichtums werden wir die Scheibenwelt-Romane wohl von nun an in den Regalen „Aktuelles Zeitgeschehen“, „Satire“, „Reiseliteratur“ oder „Romane“ (ohne das F-Wort) suchen müssen. Doch ist man sich bei Manhattan darüber im Klaren, dass deshalb der Quenya-brabbelnde Schmuddel-Leser in Zukunft auch vor den blankpolierten Regalen im Buchladen stehen wird, zum Schrecken aller kosmopolitischen Kunden?

Fazit: es handelt sich um eine leserverhöhnende Geldbeschaffungsmaßnahme, die dem Credo folgt, welches Robert Conquest und Kingsley Amis bereits 1962  formulierten, und welches man getrost auf das Hier und Jetzt übertragen kann:

‘Sf’s no good,’ they bellow till we’re deaf.
‘But this looks good.’— ‘Well then, it’s not sf.’

Reaktionen

Mit diesem Relaunch schafft die Bibliotheka Phantastika den (längst überfälligen) Sprung ins Web 2.0 mitsamt graphischer Neugestaltung. Damit gehen natürlich auch einige administrative und inhaltliche Änderungen einher, unser Ziel jedoch hat sich nicht geändert. Seit 2003 will die Bibliotheka Phantastika einen Ariadne-Faden durch das Labyrinth der phantastischen Literatur bieten und euch vor zweifelhaften Werken bewahren. Gleichzeitig haben wir uns dem Kampf gegen die Abstempelung der Phantastik als „Schmuddelgenre“ oder ausnahmslos seichte Unterhaltungsliteratur verschrieben.

Was erwartet euch also bei der neuen Bibliotheka Phantastika?
Rezensionen bleiben weiterhin ein Hauptthema und werden derzeit noch aus unserem alten Bestand umgezogen, allerdings haben sich unser Schwerpunkt und unsere Herangehensweise verlagert – zwei wichtige Punkte sind der Wegfall der Sterne-Skala zur Bewertung und die weitgehende Ausklammerung von Kinder- und Jugendbüchern aus unserem Kerngebiet. Zu diesem Thema erfahrt ihr in den nächsten Tagen mehr.
In den Portraits stellen wir euch nicht nur – wesentlich ausführlicher als auf der alten Bibliotheka Phantastika – AutorInnen der Phantastik vor, sondern auch IllustratorInnen sowie ComicautorInnen und –zeichnerInnen.
Die Fibel liefert euch Hintergrundinformationen zur Phantastik, etwa Stoffgeschichte oder Erläuterungen zu Genres.
SYLD ist vielleicht die praktischste und zugleich risikoreichste Kategorie der neuen BP, schließlich präsentiert euch das Redaktionsteam hier besonders empfehlenswerte Buch- und Comicläden. (Die akute Bedrohung für eure Geldbörse sollte damit klar sein. 😉 )
Im Blog werden wir euch ein buntes Spektrum von aktuellen Informationen, Kommentaren, Empfehlungen bis hin zu Interviews bieten und freuen uns auf euer Feedback.
Informationen zu Neuerscheinungen findet ihr am Ende der Startseite, gleich neben den News. Diese haben ihre Basis in einem eigenen Bereich unseres Forums und werden in Zukunft ebenfalls multimedialer ausgerichtet sein.

Wie jedem Anfang wohnt auch jedem Neubeginn ein Zauber inne, und wir möchten uns zum Schluß bei all jenen bedanken, die kräftig Feenstaub verstreut, den Zauberstab geschwungen oder Sprüche gemurmelt haben, um die Bibliotheka Phantastika in neuem Glanz erstrahlen zu lassen:

Zuallererst ein herzliches Dankeschön an all jene, die bisher die BP mit Rezensionen versehen haben – ohne euch wäre sie nie an den Punkt gelangt, an dem sie heute ist.
Unser besonderer Dank für den webtechnischen Support geht an den Elf, der sich mit einer Mischung aus fatalistischer Geduld und vehementem Festsetzen von Deadlines an die Zusammenarbeit mit Leuten gemacht hat, die sich zwar mit allerhand Sprachen auseinandersetzen, aber nicht mit Programmiersprachen, sich gerne in Details verlieren und partout kein Handbuch lesen wollen.
Nicht weniger zu Dank verpflichtet sind wir unserer Haus- und Hofgraphikerin moyashi, die schon der alten BP eine Frischzellenkur verpasst hat, sich nun für den Relaunch aber ein ganz neues Design hat einfallen lassen, ohne das alte Konzept dabei vollkommen über Bord zu werfen.
Für die optische Aufhübschung unserer Texte auf die etwas andere Art zeigt sich unsere Colophonius verantwortlich, die sich mit ihren Bildern dem Thema Buch von der künstlerischen Seite her nähert. Außerdem danken wir unseren Eltern, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre!
Quatsch! Zu guter Letzt danken wir natürlich euch, unseren Lesern, dass ihr auch zum Relaunch wieder vorbeigeschaut habt, wieder in der Bibliotheka Phantastika herumstöbert und euch zum Kauf vieler guter Bücher verführen lasst.

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