: Drachen

Drachologie: Aufspüren und zähmen von Ernest DrakeIn Ein Kurs für Drachenforscher: Aufspüren und zähmen (Tracking and taming dragons) aus der Reihe Drachologie (Dragonology), erfährt der Leser, wie der Titel schon verrät, wie man einen Drachen aufspüren und zähmen kann. Geschildert und bebildert von dem fiktiven Autor und Drachenforscher Ernest Drake, erfährt man alles über die verschiedenen Erkennungsmerkmale, Spuren und den korrekten Umgang mit Drachen.

– Die Fertigkeit, sich so gut zu tarnen, dass man praktisch unsichtbar ist, rettete schon vielen Drachenforschern das Leben. –
Drachologie: Aufspüren und Zähmen, S. 7

Mit diesem Titel bringt der Verlag Ars Edition einmal mehr ein fantastisches Bucherlebnis auf den Markt. Nicht nur, weil es den Eindruck vermittelt, dass es tatsächlich Drachen gibt, sondern auch weil es so eindrucksvoll aufgemacht wurde. Während das Cover noch relativ unspektakulär wirkt, geht es im Buchinnern überaus Nostalgie erweckend zur Sache.
Klappt man das Buch auf, so findet man zunächst eine Mappe statt eines Buches. Links steckt das eigentliche Büchlein in einer Seitenlasche, die rechte Seite wird von einer Art Kuriertasche eingenommen, in der sich das Modell eines europäischen Drachen zum Zusammenstecken befindet.

Das Büchlein selbst bietet zwar nur magere 24 Seiten und ist in kurzer Zeit gelesen, doch die liebevollen Illustrationen halten einen mit ihren humorvollen Details auf jeder Seite fest, angefangen bei den Seiten selbst, die wie vom Alter gezeichnet wirken und zum Teil mit einem Foto alter Buchecken hinterlegt wurden, sodass sie wie ein altes, zerknittertes Tagebuch erscheinen. Das Papier der Seiten wirkt auch optisch wie das ungestrichene Papier eines vergilbten Skizzenbuchs.

Die Illustrationen sind, schlicht gesagt, herzallerliebst, strotzen nur so vor kleinen Details, die sich oft im Hintergrund abspielen, und sie sind zum Brüllen komisch. Neben den passenden satirischen Kommentaren sind es vor allem diese Illustrationen, die den Leser regelmäßig schmunzeln lassen. In schwarzbrauner Tusche mit Aquarell gehalten, liegt die eigentliche Wirkung der Zeichnungen dabei eindeutig auf den herrlich amüsanten Gesichtsausdrücken oder Gesten der Drachen. Hin und wieder werden kleine Besonderheiten auch mal farbig koloriert. Diese gesamte Farbgebung sorgt ebenfalls dafür, dass man während der Lektüre den Eindruck hat, ein händisch angefertigtes Forschungsbuch vor sich zu haben.

Zum Schluss steht es einem nun frei sich seinen persönlichen Drachen zusammen zu setzen und an die Zimmerdecke zu hängen. Das beigefügte Modell erwies sich als überraschend gut verarbeitet und aus stabilem Karton, wodurch es auch optisch aufgewertet wird und mit seinem Gewicht nicht labberig in der Gegend herum flattert. Auch hier wieder wunderbar gezeichnet und ausgearbeitet, besitzt es mit den gesetzten Highlights in goldener Farbe sogar ein wenig schuppigen Glanz (der leider auf den Fotos verloren geht).

Drachologie: Aufspüren und zähmen (Modell)
© moyashi

Interessierte Drachenforscher wird es vielleicht erfreuen zu hören, dass weitere Bücher in dieser Reihe erschienen sind. Neben einem großen Sammelband, der gleich mehrere Drachenmodelle enthält, wurde auch dem Frostdrachen ein eigener Band gewidmet.

Eragon: Der Auftrag des Ältesten von Christopher PaoliniNach der zunächst siegreichen Schlacht bei Farthen Dûr, bei der Eragon schwer verletzt wurde, ereilt die Varden ein weiterer Schicksalsschlag: Murthag, Ajihad und die magiebegabten Zwillinge werden von einer versprengten Urgal-Truppe überrascht und getötet. Ajihads Tochter Nasuada wird nach inneren Machtkämpfen die neue Anführerin, doch viel Zeit bleibt nicht: Galbatorix weiß nun von dem Versteck der Varden, sie müssen nach Surda fliehen. Gleichzeitig wird Eragon zu den Elfen nach Ellesméra geschickt um seine Ausbildung als Reiter zu vollenden. Auch in Carvahall spitzt sich die Lage zu, denn Roran, das einzige noch lebende Familienmitglied von Eragon, ist ins Visier von Galbatorix geraten.

– Die Lieder der Toten sind das Wehklagen der Lebenden. So dachte Eragon, als er über den verrenkten Leichnam eines Urgals hinwegstieg und das Wimmern der Frauen hörte, die ihre toten Männer und Söhne vom blutdurchtränkten Boden Farther Dûrs aufhoben. –

Zu Der Auftrag des Ältesten liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Avempartha von Michael J. SullivanDie naive Bauerntochter Thrace bittet Hadrian und Royce um Beistand: Ihr Dorf wird von einem Ungeheuer heimgesucht, dessen nächtliche Angriffe schon zahlreiche Menschenleben gefordert haben. Die einzige Waffe, mit der es besiegt werden kann, soll in der verlassenen Elfenfestung Avempartha verborgen sein – doch dorthin ist seit Jahrhunderten niemand mehr vorgedrungen. Schnell stellt sich heraus, dass hinter dem Hilferuf in Wahrheit der Zauberer Esrahaddon steckt, der eigene Gründe hat, nach Avempartha gelangen zu wollen. Aber auch die Kirchenoberen haben Interesse an den Vorgängen und gedenken, sie im Sinne ihrer Machtambitionen auszuschlachten …

– They stood very near the ridge of the cataract and could see the white mist rising from the abrupt drop like a fog. Out in the middle of the river, at the edge of the falls, a massive shelf of bedrock jutted out like the prow of a mighty ship that ran aground just before toppling over the precipice. On this fearsome pedestal rose the citadel of Avempartha. –
(Chapter 5 – The Citadel)

Michael J. Sullivans Konzept, seine epische Geschichte in mehreren in sich abgeschlossenen Episoden zu erzählen, geht auf: Avempartha hat zwar seine Schwächen, aber es sind nicht die eines klassischen Übergangsbands. Das Abenteuer um den Kampf gegen den drachenähnlichen Gilarabrywn funktioniert durchaus auch als Einzelbuch, obwohl natürlich einige Handlungsstränge aus The Crown Conspiracy ihre Fortsetzung finden. Manch ein Rückbezug bringt einen dabei zum Schmunzeln (so entdecken die Helden etwa ein Theaterplakat, das ein Stück über ihre im Eingangsband der Reihe geschilderten dramatischen Erlebnisse anpreist).

Ein Übermaß an Originalität darf man auf der Plotebene nicht erwarten. Es kommen wieder zahlreiche altbekannte literarische Motive zum Einsatz, allen voran der Herrschaftserwerb im Drachenkampf, wobei dieses Element recht gelungen mit der ebenfalls gängigen Vorstellung verknüpft ist, dass die Überwindung eines Ungeheuers Heiligkeit und Gottesnähe beweist. Auch die klassische Entführung (mehr als) einer damsel in distress durch den Drachen darf natürlich nicht fehlen, nimmt aber immerhin eine ganz erfrischende Wendung. Für den Leser amüsant ist die innerhalb der Geschichte eher beklemmende Tatsache, dass die schurkischen Kirchenleute mit solchen Erzählkonventionen bestens vertraut sind und sie zu ihren Gunsten auszunutzen verstehen.

Die Antagonisten sind jedoch nicht die einzigen, die in Avempartha an Profil gewinnen. Sullivan entwickelt seine Charaktere nach wie vor mit viel Verständnis und gelegentlich auch mit unterschwelligem Humor. Besonders der ambivalent gezeichnete Zauberer Esrahaddon ist mit seinem fortdauernden Kampf gegen die Tücken der modernen Sprache und seiner Selbstironie für einige Lacher gut. Manch eine Entwicklung kommt nicht weiter überraschend (so ahnt man z.B. schon seit dem ersten Band, worin Royces hier enthülltes großes Geheimnis besteht), aber die lockeren Frotzeleien des Heldenduos und die unbedarfte Entschlossenheit, mit der die rebellische Prinzessin Arista wieder einmal durch jedes Klischee stiefelt, sind so unterhaltsam, dass man ein gewisses Maß an Vorhersehbarkeit gern in Kauf nimmt.

Auch der Weltenbau ist vertrauten Mustern verhaftet: Sullivan schildert weiterhin ein typisches Pseudomittelalter. Vor allem die seit Jahrhunderten versiegelte Elfenfestung Avempartha bietet genau das, was man von einem solchen Gebäude erwartet, von wundersamen Artefakten über magische Kraftorte bis hin zu düsteren Spuren älterer und neuerer Tragödien. Was allzu gewohnt und daher langweilig sein könnte, funktioniert erstaunlich gut, denn wie im Falle der Figuren gelingt es dem Autor, einen emotional anzusprechen und eine Art nostalgisches Lesegefühl zu erzeugen, das eher von erfüllten Erwartungen als von ihrer heute schon allgegenwärtigen ironischen Brechung getragen wird.

Störend sind allerdings die zahlreichen Tippfehler, die sich eingeschlichen haben; gerade bei einem für Fantasyverhältnisse recht kurzen Roman in überwiegend schnörkelloser Sprache sollte man eigentlich annehmen dürfen, dass das Korrekturlesen nicht zu viel Mühe bereitet und dementsprechend gründlich erfolgt.

Banewreaker von Jaqueline CareySeit Jahrhunderten haust der dunkle Herrscher Satoris in seiner Festung Darkhaven und brütet Armeen von Fjelltrollen und Weren aus, um die freien Völker zu versklaven. Aber eine Prophezeiung des Ersten Schöpfers Haomane besagt, daß Satoris vernichtet werden kann. Eine Verbindung zwischen Ellyl und Menschen ist der erste Punkt der Prophezeiung, und so planen Cerelinde, die schöne unsterbliche Herrin der Ellylon, und Aracus, der vertriebene König des Westens, zu heiraten, um die Erfüllung in die Wege zu leiten. Satoris, der sich seinem rachsüchtigen Bruder ewig widersetzt, versucht die Hochzeit zu verhindern und schickt seine drei Marschälle Tanaros, Vorax und Ushahin hinaus in die Welt. Er ficht einen verzweifelten Verteidigungskampf.

-The place was called Gorgantum.
Wounded once more, he fled there, and having fled, seethed. It was not a defeat, not wholly.-
Prologue

Wo andere Autoren sich damit begnügen, Tolkien-Epigonen zu sein, nimmt Jacqueline Carey im zweibändigen Epos The Sundering den Herrn der Ringe und Das Silmarillion auf, um mit den Themen und Aussagen Tolkiens zu arbeiten, mit seinen Figuren, seiner Weltschöpfung und seiner Interpretation von Gut und Böse. Wer Tolkien begeistert gelesen hat und sich schon lange eine Geschichte mit ähnlicher epischer Breite und mythologischem Hintergrund wünscht, wird bei The Sundering fündig werden. Vieles ist direkt entliehen, etwa die (ähnlichen) Namen und Aufgabenbereiche der der sieben Schöpfer, die ganz verdächtig Tolkiens Valar ähneln, genauso wie Carey ihre Ellylon auch gut und gerne als Elben hätte bezeichnen können. Auch sprachlich macht Carey bei ihrer Hommage eine gute Figur und beherrscht den epischen Stil, ohne ins Überkandidelte abzugleiten. Einen zweiten Herrn der Ringe hat sie allerdings trotzdem nicht erzählt.
Denn – und jetzt wird’s interessant – auch LeserInnen, die mit Tolkiens extremer Schwarz-Weiß-Malerei schon immer auf Kriegsfuß standen, die sich längst gefragt haben, ob Morgoth oder Sauron nicht doch nur Rebellen waren, und nicht die Verkörperung des absolut Bösen, bekommen hier eine interessante Variante der Geschichte aufgetischt. In erster Linie schaut man nämlich in Banewreaker (Der Herr der Dunkelheit) den überall anerkannten Bösewichten über die Schulter. Die alte Leier von Gut und Böse wird verdreht und undurchsichtig, wenn man sich plötzlich auf der Seite des großen Übels der Welt wiederfindet.

Haomane, der erstgeborene Schöpfer, der für Vernunft und rationales Denken steht, läßt seine Anhänger, die “guten” freien Völker, im besten Glauben gegen den ausgewiesenen Obermotz Satoris – einst ebenfalls einer der sieben Schöpfer, doch längst aufgrund seiner Widerspenstigkeit in Ungnade gefallen – in den Krieg ziehen, und das schon seit Jahrhunderten. Satoris, der für Leidenschaft und die fleischliche Zeugung von Leben steht, wird als mächtige, düstere Kreatur gezeichnet, die ein immerwährender Schmerz plagt und für die Rebellion gegen seinen Bruder bitter büßen muß. Verzweifelt kämpft er dagegen an, das zu werden, was die Welt in ihm sieht. Der Ansatzpunkt ist somit ein ganz anderer als bei Tolkien (und dem Großteil seiner Nachfolger).

Man verfolgt durchaus auch die Machenschaften der “guten” Seite, die sich voll im Recht fühlt, das Land vom Zerstörer zu befreien. Carey schafft dabei auf beiden Seiten faszinierende und sehr menschliche Charaktere (auch wenn eine ganze Reihe davon quasi-unsterblich ist, als würde man bei Tolkien nicht die Hobbits, sondern die Herren und Zauberer als Identifikationsfiguren anbieten), die Düsterlinge liegen ihr aber eindeutig mehr. Was durch diesen verwirrenden Standpunkt allerdings komplett wegfällt, ist das Böse. Widerlinge gibt es hier nicht, und alle Charaktere, egal welcher Fraktion, haben eine edle Seite, sie sind höchstens einmal starrköpfig und uneinsichtig oder verletzt an Körper und Geist – aber abgesehen von diesem immerwährenden Konflikt scheint die Welt Uru-alat von Schlechtigkeit relativ frei zu sein. Der dichte Reigen von Ereignissen mythischer Dimension verhindert allerdings, daß man vom Alltag der Welt (und ihrer etwaigen alltäglichen Schlechtligkeit) bis auf wenige Ausnahmen viel mitbekommt.

Ein wenig leidet die Intensität des Romans unter der Fülle von Figuren – man hätte sich gewünscht, ein wenig länger bei den Einzelnen verweilen zu können, statt gleich wieder zum nächsten aus der Riege überzugehen.
Dennoch ist Banewreaker ein großes Lesevergüngen für Fans von klassischer Fantasy. Wo es nötig ist, beherrscht Carey die epische Breite und hochtrabende Sprache und fängt so die Atmosphäre der mythischen Umwälzung der Welt sehr gut ein. Dabei bietet sie mehr Stoff zum Nachdenken – auch über die Konventionen der tolkienesken Fantasy – als ein weiterer Tolkien-Abklatsch, denn es wird deutlich, dass sie sich  ausführlich mit den Themen auseinandergesetzt und sie zu etwas Neuem verarbeitet hat. Die Vielzahl der verdrehten Anspielungen auf Tolkien zu entdecken, ist dabei noch das kleintse Vergnügen, das die Lektüre bereiten kann.

Cover des Buches "Bone - Complete Edition" von Jeff SmithPhoney, Fone und Smiley Bone müssen ihre Heimatstadt Boneville verlassen, weil Phoney zum wiederholten Male seiner Gier nach Profit erlegen ist. Auf ihrer Flucht durch die Wüste  geraten sie in einen riesigen Heuschreckenschwarm und verlieren einander.
Auf getrennten Wegen gelangen sie in ein unbekanntes Tal, in welchem sich jeder von den Dreien auf die Suche nach seinen Cousins macht. Doch als sie endlich wieder vereint sind, sind sie längst viel zu tief in die Geschicke des Tals verstrickt, um einfach wieder nach Hause zu gehen. Außerdem sucht eine dunkle Gestalt nach Phoney, weil die Ankunft eines Bone-Wesens in einem Omen prophezeit wurde …

-“Was meinst Du, Kumpel, sollen wir ein saftiges Ragout aus ihm machen oder ihn einfach roh verschlingen?” – “Hmmm… Ich würde sagen, wir backen eine Quiche!” –

Aufmerksam geworden durch Hinweise aus dem Freundeskreis liebäugelte ich schon länger mit den knuffigen Bones, und als ich in der örtlichen Buchhandlung über die Complete Edition stolperte,  griff ich kurzentschlossen zu. Die gesamte Geschichte in einem Band – sehr schön! … dachte ich! Denn im Laufe der Lektüre wurden mir wegen des hohen Gewichts des Buches oftmals die Arme lahm.
Nach dieser Erfahrung würde ich jedem interessierten Leser raten, lieber die 9-bändige Hardcover-Ausgabe zu kaufen. Neben der größeren  Bequemlichkeit bietet Letztere auch farbige Zeichnungen, wohingegen die Complete Edition ausschließlich  Schwarz-Weiß-Zeichnungen beinhaltet. Aber solche Entscheidungen sind Geschmackssache und über diese kann man ja bekanntlich endlos streiten.

Für mein unfreiwilliges Armmuskeltraining wurde ich mit einer  vergnüglichen Geschichte mit vielen liebenswerten Charakteren belohnt, auch wenn viele von ihnen ein gerüttelt Maß an Klischees bedienen:
Thorne, das Mädchen mit großer Bestimmung, wurde auf dem Bauernhof ihrer Großmutter zu einer selbstbewussten jungen Frau erzogen, die im Notfall auch mal richtig zupacken kann. Fone Bone trifft sie, als er auf der Suche nach seinen verloren gegangenen Cousins ist, und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Wirklich herzzerreißend sind die Szenen, in denen er sie anhimmelt und versucht, ihr Liebesgedichte zu schreiben.
Grandma Ben, die die Rolle der Mentorin hat, ist nicht nur willensstark bis zur Sturheit, sondern  auch körperlich äußerst fit, was sie beim jährlich stattfindenden Kuhrennen gerne unter Beweis stellt.
Das Böse wird durch den Herrn der Heuschrecken und dessen Helfershelfer, den Vermummten, dargestellt. Wie es sich für eine ordentliche Fantasygeschichte gehört, verkörpern sie das Chaos und die Alpträume und sind sehr mächtig!
Und dann gibt es noch die herrlich skurrilen Nebencharaktere: Der große rote Drache mit dem wunderbar coolen Gesichtsausdruck, Ted, die winzige Wanze (die man um Himmelswillen nicht mit einem Blatt vergleichen soll – sonst holt sie ihren großen Bruder!) und das dämliche Rattenmonsterpärchen, das sich ständig darüber streitet, ob Monster gerne Quiche essen dürfen … sie seien hier nur stellvertretend für alle Anderen erwähnt.

Und die Bones selber?
Die drei knubbligen kleinen Kerle erschienen mir auf den ersten Blick nicht gerade geeignet, eine “richtige” Fantasy-Geschichte zu tragen – zu sehr sahen sie mir nach Mickey Mouse und Donald Duck aus.
Doch es brauchte nur wenige Seiten und mir wurde klar, wir haben es hier mit einem echten Heldenteam zu  tun: Da wäre zum einen Phoney, der zwar mit seiner Geldgier das Trio immer wieder in Schwierigkeiten bringt und  zeitweilig sogar ungewollt der bösen Seite in die Hände arbeitet, im Grunde aber seine Cousins liebt.
Dann haben wir Smiley, einen herzensguten Trottel, den Phoney immer wieder für seine haarstäubenden Pläne missbraucht, dessen Herz aber groß genug ist, um ein Monsterbaby zu retten.
Als Dritten natürlich den sympathischen und gewitzten Fone, welcher ein großer Fan von Moby Dick ist. Die Szenen, in denen Fone Freund wie Feind mit Moby-Dick-Lesungen “besiegt” oder unfreiwillig Ismaels Gestalt annimmt, als Hommage oder als Persiflage zu werten, mag jedem Leser selbst überlassen bleiben.

Die Beschreibung der Charaktere lässt es schon vermuten, wir haben es hier mit einer (wenn nicht gar DER) klassischen Fantasy-Geschichte zu tun.
Vor langer Zeit war die Welt ein friedlicher und glücklicher Ort, bis das Böse kam und die Welt mit Wahnsinn und Albträumen verseuchte. Ein großer Kampf führte dazu, dass das Böse zwar gebannt, aber nicht völlig besiegt werden konnte. Die Bones kommen zu einer Zeit ins Tal, in der das Böse wieder erstarkt ist und zum letzten großen Schlag ausholt …

Das kommt uns bekannt vor? Ja.
Es ist eine altbekannte Geschichte, aber sie wird hier äußerst amüsant neu erzählt. Dem Leser wird zwar nicht gerade philosophischer Tiefgang, dafür aber jede Menge Spaß, liebevoll gezeichnete Bilder und witzige Dialoge geboten.

Das Buch des Sturms von James ClemensNachdem alle Verletzten geheilt sind, machen sich Elena und ihre Begleiter auf den langen Weg nach A’loatal, um in der versteckten Stadt das Buch des Blutes zu erlangen, mit dessen Hilfe das Land vom dunklen Herrscher befreit werden soll. Doch dieser stellt ihnen auf ihrem Weg seine Diener entgegen, und gegen das Versprechen von Macht sind auch Elenas vermeintliche Freunde nicht immun … Zu allem Übel ist A’loatal schon dem Bösen anheim gefallen. Die Magier Schorkan und Greschym erwarten Elena dort, ohne dass jemand etwas davon ahnt – bis auf ihren Bruder Joach, der unter dem Bann der bösen Magier steht.

-Elena schob den Ledervorhang beiseite, der die behagliche Wärme des Feuers im Innern hielt, und trat aus der Höhle.-
1

Der zweite Band der Serie The Banned and the Banished legt im Vergleich mit dem halbwegs soliden Auftakt noch um einiges an Action und Spannung zu. Besonders herausragend erscheint bei Das Buch des Sturms (Wit’ch Storm) die farbenfrohe, ideenreiche Welt, von der man ein gutes Stück mehr vorgeführt bekommt: ein märchenhaftes, von Magie durchzogenes Panorama wird vor den LeserInnen entfaltet, in dem sich alles von Meeresvolk bis zum Drachen tummelt, ohne dass es allzu quietschebunt wirkt. Diese in Kreaturen und Völkern größtenteils wahrhaft klassische Fantasy-Welt kann man staunend durchstreifen, ganz besonders, wenn man ein Einsteiger ins Genre ist, ansonsten wird man vielleicht ein wenig enttäuscht von der Geradlinigkeit des Entwurfs sein.
Im Großen und Ganzen folgt die Erzählung auch einem klassischen Gut-Böse-Schema – die Bedrohung durch den eindeutig bösen Herrscher muss ausgeschaltet werden -, aber die einzelnen Charaktere sind erfreulicherweise nicht unbedingt leicht einzuordnen und haben Licht- und Schattenseiten. Überhaupt pflegt der Autor einen sehr gefühlvollen Umgang mit den unterschiedlichen Figuren, und gibt den zunächst klischeehaften Entwürfen genug Eigenarten, so dass sie einem ans Herz wachsen, auch wenn vor allem die Geschlechterrollen leider eher konservativ und stereotyp bleiben.

Seine Handlungsstränge kann Clemens geschickt verknüpfen; aber manchmal läuft alles ein klein wenig zu glatt ab – schicksalhafte Begegnungen und Prophezeiungen spielen in der Handlung eine große Rolle, und der Einsatz dieser Stilmittel wirkt häufig übertrieben. Gelungener sind dagegen kleine Geschichten in der Geschichte, die zum Teil innerhalb weniger Kapitel abgeschlossen werden, zum Teil aber auch als spannende und nervenaufreibende Geheimnisse in den nächsten Band hineinreichen. Eine dieser Geschichten ist der sich von Band zu Band fortsetzende Prolog über das “Studium” der eigentlichen Erzählung, und man fragt sich von Seite zu Seite mehr, was denn da noch kommen mag, um eine solch bombastische Einleitung zu rechtfertigen – da bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten Bände diesen Erwartungen gerecht werden können.
Das Zusammenwirken von Sprache, Welt und Handlung zu einem stimmungsvollen und locker fließenden Ganzen ist Clemens’ größte Stärke, mit der er LeserInnen trotz der nicht zu leugenden Schwächen – und von der Apostrophenflut war in dieser Rezension noch nicht einmal die Rede, aber verflüchtigt haben sich die O’ger und ihre Genossen keineswegs – durchaus in seinen Bann schlagen kann.

The Cloud Roads von Martha WellsIn einer ungezähmten Welt, in der jede Siedlung Gefahr läuft, von Schwärmen der Fell – geflügelter Raubtiere – überfallen zu werden, bemüht sich der junge Mann Moon darum, sich anzupassen und nicht aufzufallen. Er weiß nicht, woher er die Fähigkeit hat, sich in eine geflügelte Kreatur zu verwandeln, und er ist deswegen schon aus vielen Gemeinschaften verjagt worden. Als er eines nachts eine Ruine auf einer schwebenden Felsinsel erkundet, trifft er auf einen anderen, der ist wie er. Aber kann er ihm vertrauen?

-Moon had been thrown out of a lot of groundling settlements and camps, but he hadn’t expected it from the Cordans.-
Chapter 1

Bunt, überraschend und verspielt – das sind drei Eigenschaften, die der Fantasy in Zeiten des grauen Zynismus irgendwie abhanden gekommen sind, und vielleicht sind sie ein Grund, weshalb Martha Wells’ The Cloud Roads so begeistert aufgenommen wurde: Endlich mal wieder ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann, wie früher, so war in vielen Besprechungen zu lesen. Aber kann man dahin überhaupt noch so einfach zurück, ins Reich der Lesenostalgie, oder ist das dann doch zu simple Kost für übersättigte Geschichtengourmands?
An The Cloud Roads ist tatsächlich einiges „wie früher“: Martha Wells siedelt ihre Raksura-Geschichten auf einer relativ unbekümmert zusammenfabulierten Welt an, im allerbesten Sinne. Es gibt kein wahnsinnig exzessives Worldbuilding, aber dafür ganz viel Sense of Wonder, grüne Leute, schuppige Leute, umherwandernde Pflanzen, winzige und riesige phantasievolle Tiere, schwebende Inseln, gelbe Ozeane und auch sonst alles, was das Forscher- und Entdeckerherz begehren könnte.

Und in dieser Kulisse spielt sich ein spannendes Abenteuergarn ab, eine klassische Außenseitergeschichte, die um Freundschaft und Zugehörigkeit (aber nicht unbedingt Coming of Age!) kreist, eine hervorragende Figurenpsychologie und -dynamik bietet und das Ganze mit netten Nebenfiguren und einer Queste würzt. Die Welt wird vielleicht nicht gerettet, aber Moon ist ständig auf Achse und steckt in sich immer wieder neu entwickelnden Schwierigkeiten.
So weit, so nett – aber es stellt sich schnell heraus, dass Martha Wells eben doch nicht alles so macht wie früher.
Ihre Gestaltwandler – die Raksura, eine zivilisierte Raubtierspezies, die man sehr wohl als recht naturalistisch dargestellte Drachen lesen kann – leben in einer rigiden Gesellschaft, die von ihrer Biologie geprägt ist. Wer sich überhaupt fortpflanzen kann und darf, wer welche Rechte und Pflichten ausüben kann und muss, ist vorbestimmt und zeigt sich sogar in körperlichen Merkmalen. Und Moons Rolle in der Geschichte scheint genauso vorbestimmt – der Außenseiter, der endlich seinen Platz findet und sich bewähren kann. Doch ein Leben voller schlechter Erfahrungen hat ihn zu einem einzigen Bündel aus Misstrauen und Zurückhaltung gemacht, und die Art und Weise, wie die von der Natur festgelegten Vorgaben auf persönliche Beziehungen zurückwirken, verkompliziert seine Situation weiter.

Martha Wells nutzt die von ihrer Biologie beherrschten Raksura außerdem für höchst interessante Gender-Konstruktionen: Moon, der versucht hat, sich als Jäger oder Krieger in diversen Gemeinschaften einzugliedern, stellt plötzlich fest, dass bei den Raksura die Männer das kostbare, schützenswerte Geschlecht sind, dass sie umsorgt und umworben werden. Wie schnell man auf diese Weise die Dynamik romantischer Geschichten gehörig durcheinanderwirbeln kann, ist beeindruckend. Und Wells schafft das Kunststück, damit gleichzeitig einen feministischen Kommentar abzugeben und trotzdem niemals vergessen zu lassen, dass ihre Raksura nichts Menschliches an sich haben. An der Oberfläche zeigt sich das auch in den rauschhaften Flugszenen und -kämpfen, die Wells beschreibt.

Die Welt der Raksura ist so alt und skurril wie sie selbst, voller Ruinen untergegangener Zivilisationen, die nur eines vereint: Sie haben wenig mit dem gemein, was man kennt, so dass The Cloud Roads zu einer Fantasy ganz ohne Menschen wird, die hier in keiner ihrer üblichen Erscheinungsformen vertreten sind (man muss sehr selektiv lesen, wenn man irgendwo einen Normalbürger von Fantasyland erspähen möchte). Nostalgisch ist daran vor allem die Bereitschaft, in eine völlig fremdartige Welt einzutauchen und sich auf etwas einzulassen, das einem zunächst wenige Bezugspunkte liefert. Und wenn es sich dann nach Jugendbuch anhört, was Martha Wells über Identität und die Narben erzählt, die ihr Fehlen hinterlässt, über die Akzeptanz von Andersartigkeit und den Umgang mit Schuld, kann man darauf vertrauen, dass die Cloud Roads neuen Wegen folgen und auch einen reiferen Blick auf die Problematik zulassen.

A Dance with Dragons von George R. R. MartinWährend in Westeros ein harter Winter anbricht, setzt sich das Ringen um die Macht fort. Jon Snow ist bestrebt, die offiziell neutrale Nachtwache zwischen den verfeindeten Parteiungen hindurchzulavieren und zugleich eine Allianz gegen die immer bedrohlichere Gefahr aus dem Norden zu schmieden. Daenerys Targaryen muss sich unterdessen mit ihren kaum noch zu bändigenden Drachen und den Tücken der Herrschaft über das fremdartige Meereen auseinandersetzen. Sie ahnt nicht, dass neben mehreren Bewerbern um ihre Hand auch Tyrion Lannister auf der Suche nach ihr ist und dabei eine unglaubliche Entdeckung macht, die alles verändern könnte…

– The night was rank with the smell of man. The warg stopped beneath a tree and sniffed, his grey-brown fur dappled by shadow. A sigh of piney wind brought the man-scent to him, over fainter smells that spoke of fox and hare, seal and stag, even wolf. Those were man-smells too, the warg knew; the stink of old skins, dead and sour, near drowned beneath the stronger scents of smoke and blood and rot. Only man stripped the skins from other beasts and wore their hides and hair. –
(Prologue)

Kaum ein Buch im Fantasygenre dürfte in letzter Zeit so ungeduldig erwartet worden sein wie A Dance with Dragons (Der Sohn des Greifen, Ein Tanz mit Drachen). George R.R. Martin musste sich in den immerhin knapp sechs Jahren seit dem Erscheinen des Vorgängerbands A Feast for Crows (Zeit der Krähen, Die dunkle Königin) aufgrund seines Arbeitstempos einiges an Spott und Kritik gefallen lassen, und die Erwartungen der Fans waren hoch. Ganz unbeeinflusst davon kann keine Einschätzung des vorliegenden Romans bleiben, der in der Tat nicht nur Martins unbestreitbare Stärken ausspielt, sondern auch recht deutlich zeigt, mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen hat.

Für Leser, die sich vorwiegend danach gesehnt haben, wieder tief in Martins Welt eintauchen zu dürfen, hat sich die Wartezeit gelohnt. Martin erweist sich einmal mehr als unübertroffener Schilderer eines prallen Settings, das vor Sinnenfreuden und Scheußlichkeiten gleichermaßen überquillt. Der in einem furios eingefangenen Wintereinbruch immer weiter erstarrende Norden und der kriegs- und seuchengeplagte Süden, in dem Vorboten der neuen Jahreszeit nur langsam Fuß fassen, bilden die Kulisse für Ansprechendes wie Abschreckendes, aber auf jeden Fall Bewegendes. Martin schwelgt in Intrigen, Magie, ungehemmter Sexualität, Blutvergießen aller Art (von Gladiatorenkämpfen über Morde und Hinrichtungen bis hin zu Menschenopfern) und immer wieder auch in Tafelfreuden verlockender wie zweifelhafter Natur. Gelegentlich erliegt er dabei wohl vor allem der Faszination des Entsetzlichen: Wenn etwa aus Sicht des fast um den Verstand gefolterten Theon Greyjoy der gnadenlose Sadismus eines Ramsay Bolton breit ausgewalzt wird, lässt sich das nicht mehr allein als ungeschminkte Darstellung der Schattenseiten einer pseudomittelalterlichen Welt abtun, sondern bewegt sich irgendwo zwischen Schockeffekt und schlichter Geschmacklosigkeit.

Selbst wenn man sich von diesen Elementen (und auch von der prononcierten Neigung, insbesondere Frauengestalten in erniedrigenden, sexuell konnotierten Situationen zu präsentieren) abgestoßen fühlt, muss man dem Autor lassen, dass er sein erzählerisches Handwerkszeug nach wie vor blendend beherrscht. Obwohl manche Motive, derer er sich bedient, offensichtliche Entlehnungen bilden (so begegnen einem unter anderem Reminiszenzen an die Apokalypse, Macbeth, El Cid und Lady Godiva), sind sie unbestreitbar wirkungsvoll.

Das alles kann über eines nicht hinwegtäuschen: Die Gesamthandlung kommt kaum voran, und das nicht etwa nur, weil ein Großteil des Romans zeitlich parallel zu A Feast for Crows spielt. Trotz der vordergründigen Ereignisfülle wird auf über 950 Textseiten eigentlich nicht viel erreicht. Gerade wenn man die gemächlichen Fortschritte der Haupthandlung mit dem vergleicht, was etwa ein David Anthony Durham oder ein Daniel Abraham in einem wesentlich kürzeren Band kompakt vermitteln kann, wird man den Verdacht nicht los, dass Martin sich mit seiner überaus szenischen Erzählweise und den Heerscharen von Protagonisten mittlerweile selbst im Wege steht.

Erschwerend kommt hinzu, dass ausgerechnet den für die Gesamthandlung bisher recht zentralen Publikumslieblingen Jon, Daenerys und Tyrion nicht unbedingt die interessantesten Passagen zugeordnet sind. Während Tyrion, Reiseabenteuer hin oder her, vorwiegend damit beschäftigt ist, mit seinem Schicksal und besonders mit seinem immer noch nicht überwundenen Übervater zu hadern, läuft sich der Plot um die Targaryen-Prinzessin in einer eigenartigen Mischung aus schwülstiger Altmännerphantasie und Schilderungen herrscherlicher Inkompetenz tot. Jon Snow darf immerhin ein paar neue Entwicklungen anstoßen, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sich – deutlich illustriert durch die Hinrichtungsszene relativ zu Anfang seines Handlungsstrangs – zu einem Abklatsch von Eddard Stark entwickelt und letztendlich auch ähnliche Fehler begeht wie sein tatsächlicher oder vermeintlicher Vater.

Ob es Martin dabei jeweils um die bewusste Gestaltung eines Scheiterns geht, bleibt unklar, doch wenn sich überhaupt ein Thema als verbindender roter Faden anbietet, ist es wohl das menschlichen Versagens und enttäuschter Erwartungen. Kaum eine Hauptfigur erreicht langfristig das, was sie sich vorgenommen hat: Suchen verlaufen ergebnislos, Begegnungen, die den Plot voranbringen könnten, kommen nicht zustande, und viele Fragen bleiben unbeantwortet. Der einzige ganz neue Faktor, der die politische Gesamtkonstellation deutlich verändert, wirkt wie aus dem Hut gezaubert: Eine seit Beginn der Serie für tot gehaltene Person ist wundersamerweise doch noch am Leben und bereit, im Kampf um die Königsmacht mitzumischen.

Abgesehen von dieser einen überraschenden Entwicklung scheint es so, als wolle Martin sich für die Folgebände alle Optionen offen halten und manch eine Entscheidung lieber noch aufschieben. Was also bleibt am Ende? Kein schlechtes Buch, aber auch kein rundum gelungenes. A Dance with Dragons ist ein Zwischengang, der durchaus den Appetit auf mehr wachhalten kann, aber nicht der entscheidende Schritt nach vorn, den A Song of Ice and Fire (Das Lied von Eis und Feuer) an dieser Stelle so dringend gebraucht hätte.

Der Sohn des Greifen von George R.R. MartinIn ihrer Gier nach dem eisernen Thron belauern sich die Adelshäuser im gegenseitigen Machtkampf, während die Sieben Königreiche weiter zerfallen. Einig sind sie sich nur in ihrem Misstrauen gegen die rechtmäßige Erbin der Krone: Daenerys Targaryen.
Mit einer steig wachsenden Armee und ihren drei Drachen greift sie von Osten as nach der Herrschaft über Westeros. Doch die eigentliche Gefahr droht aus dem Norden, wo sich Geschöpfe erheben die die Menschen des Südens zu überrennen drohen. Nur Jon Schnee und eine Hand voll tapferer Männer stemmen sich gegen die Bedrohung.

– Menschgestank hing in der Nacht. Der Warg blieb unter einem Baum stehen und schnüffelte. Sein graubraunes Fell war von Schatten gesprenkelt. Ein Seufzer des Kiefernwinds trug den Menschengeruch zu ihm und dazu die schwächere Witterung von Fuchs und Hase, Seehund und Hirsch und sogar Wolf. Das waren ebenfalls Gerüche von Menschen, wie der Warg wusste; der Gestank alter Felle, tot und bitter, der die stärkeren Gerüche beinahe vollständig überlagerte: Rauch und Blut und Fäulnis. Nur Menschen zogen anderen Tieren die Haut ab und trugen deren Fell und Haar. –
Prolog

Zu Der Sohn des Greifen liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Der Sohn des Greifen und Ein Tanz mit Drachen.

Cover des Buches "Die Drachen" von Julia ConradIn einer Welt voller Magie und Wunder leben Fabeltiere und eine noch junge Menschheit gemeinsam. Um später die Herrschaft über die Welt an sich reißen zu können, unterstützten die bösen Drachen einen Emporkömmling.
Dieser wird laut einer Prophezeiung in einer fernen Zeit für seine Schandtaten bestraft, und dann wollen sie ihn überlisten. Doch nach der Prophezeiung ist es auch möglich, die Welt wieder in einen Ort der Harmonie zu verwandeln …

-Einst bändigten die Drachen die Urkräfte des Kosmos und lebten in ihrem blühenden Reich Chatundra einträchtig mit der Natur und ihren Geschöpfen.-
Prolog

Mit Die Drachen präsentiert Piper ein phantasievolles, wenn auch leidlich spannendes Werk in einer komplexen, aber überfrachtet wirkenden Welt.
Das Hauptproblem des Romans ist, dass er eine epische Geschichte in gerade mal 500 Seiten erzählen will. Man hat kaum richtig Zeit, sich halbwegs mit der Welt vertraut zu machen, da ist das Buch auch schon vorbei. Die Schnipsel, die man geliefert bekommt, reichen gerade mal für einen groben Überblick.
Hinzu kommt, dass die Welt sehr fremdartig ist. Nichts ist wie auf der Erde, angefangen von der Flora und Fauna bis hin zu den Kulturen, die jede für sich ganz unterschiedlich zu der Vorhergehenden ist. Gute Ideen (wie etwa die Tronten – halb Pflanze, halb Tier) gehen zwischen all den nichtssagenden Namen, mit denen man zugeworfen wird, unter. Die Autorin beweist damit zwar viel Phantasie, und einige gute Ideen dringen auch bis zum Leser durch, aber für die paar Seiten war das definitiv zu viel des Guten.

Daraus folgt auch, dass man sich mit den Charakteren eigentlich nicht identifizieren kann. Allein 13 Auserwählte gibt es, die meist nicht mehr als Namen bleiben, dazu noch jede Menge Nebenpersonen (Hexen, Drachen, Bösewichte…). Ein paar werden zwar ins Jenseits befördert, aber das lässt einen kalt, da man die Personen gerade mal eine Seite kennt. Man springt von der einen Seite des Kontinents auf die andere, ohne mehr als fünf Seiten bei einer Person zu verweilen. Dies ist aufgrund der Komplexität des Buches recht anstrengend, erst nach und nach kann man die einzelnen Episoden in einen Kontext bringen.

Etwa ab der Mitte des Buches konzentriert sich die Autorin dann auf eine Gruppe und bleibt länger als drei Seiten bei dieser, was das Buch davor bewahrt, ganz zerstückelt zu enden, und dem Lesespass ein wenig Schub gibt.
Das Ende folgt abrupt und weniger episch, als man es vielleicht erwartet hat. Auf 40 Seiten wird alles ohne großes Tamtam zu Ende geführt, ein paar mehr Seiten hätten dem Roman wirklich gut getan.

Einen Pluspunkt gibt es aber für die Darstellung der Drachen per se. Die Autorin versucht weitgehend Klischees (echsenähnlich, schuppig, grün, Feuer speiend) zu vermeiden und erfindet ihre “eigene” Formen von Drachen: Von Wurmähnlichen über den (doch vorhandenen) Standarddrachen bis zu den Gestaltwandlern wird eine bunte Mischung weit jenseits des Erwarteten präsentiert, doch auch hier trifft manchmal der Hauptkritikpunkt zu: weniger wäre mehr gewesen.

Cover des Buches "Drachennächte" von Roman Sander (Herausgeber)Diese Anthologie enthält zehn Fantasygeschichten verschiedener Autoren. Mehr zum Inhalt findet Ihr in der Buchbesprechung.

-Mit der Dämmerung kam der Sturm.-
Sturmnacht

Die zehn in diesem Buch versammelten Geschichten decken einen großen Teil des Spektrums ab, das die Fantasy zu bieten hat.

Uschi Zietschs Sturmnacht erzählt als etwas pathetisch geratene Horrorversion der Wilden Jagd von der Geburt einer deutschen Sagengestalt.
In Terry Pratchetts Die Trollbrücke trifft Cohen der Barbar auf einen Troll. Doch anstatt zum geplanten Kampf um den legendären Trollschatz, von dem Cohens sprechendes Pferd dem gealterten Barbaren übrigens dringend abgeraten hat, kommt es zu einem wehmütigen und höchst komischen Abgesang auf alte Zeiten.
Ganz anders wiederum ist der Stil der Erzählung Die Sonnwendherrin der russischen Autorin Anna Kashina. Sie beruht auf einer alten Legende ihrer Heimat und gleicht mehr einem Märchen als einer Fantasygeschichte. Ihre Protagonistin, die Sonnwendherrin, erinnert an die starken, selbstbewussten und magischen Heldinnen Angela Carters.
David Case wirft in Das Ungeheuer in der Kluft die Frage auf, was den Mensch zum Menschen macht und welche Rolle Religion und Kirche dabei spielen.
In David C. Smith Geduld ist eine Tugend rächt sich eine misshandelte Frau nach Jahren an ihrem Peiniger. Es ist eine bösartige kleine Geschichte und genau deshalb ist sie so gut.

Auch alle anderen Erzählungen sind lesenswert: Rot auf Silber von Uwe Luserke, Hans Dieter Römers Am Rande, Lucius Shepards Der Mann, der den Drachen Griaule bemalte, Chris Naylors Die Burg am Ende der Welt und das Gemeinschaftswerk des Autorengespanns Marion Zimmer Bradley & Ted White: Geburt eines Phönix.

Cover des Buches "Drachenzorn" von Naomi Novik Eigentlich möchten Will Laurence und Temeraire nach ihrem Aufenthalt in China nichts lieber, als schnellstmöglich nach England zurückzukehren.
Doch da überbringt ihnen ein Bote des Königs einen neuen Auftrag: sie sollen sich nach Istanbul begeben, um dort drei Dracheneier in Empfang zu nehmen und sie sicher vor dem Schlüpfen nach England zu bringen.
Von Anfang an steht ihre Mission unter keinem guten Stern, denn Lien, das Albino-Drachenweibchen, gibt Temeraire die Schuld am Tod ihres Herren und hat nur ein Ziel: Rache.

-Träge blies der Wind über Macao. Er erfrischte nicht, sondern rührte nur den faulig salzigen Geruch des Hafens nach totem Fisch und den großen Haufen schwarzroten Seetangs und den Gestank der Abfälle der Menschen und Drachen ein wenig auf.-
1

Temeraires drittes Abenteuer liest sich ebenso locker wie seine Vorgänger, kommt jedoch schneller in Fahrt und bietet mehr Handlung. Während man in den ersten beiden Bänden die Story leicht zusammenfassen konnte, werden dieses Mal mehr Seiten in den tatsächlichen Handlungsverlauf investiert. So weit, so gut.

Nach drei Büchern sollte man mittlerweile mit den Figuren vertraut sein. Laurence, der als steifer, ehrenhafter Engländer hervorragend getroffen wurde, sowie Temeraire, der mit seinen teilweise naiven Fragen Laurences Weltbild immer wieder ins Wanken bringen kann, bilden ein gutes Gespann für den Roman. Die restlichen Figuren allerdings bleiben blass. Das mag teilweise auch mit der hohen Sterblichkeitsrate von Temeraires Besatzung zu tun haben, über den Rest erfährt man jedenfalls überaus wenig. Und so lässt der Tod der Mannschaftsmitglieder den Leser recht kalt.

Das eigentlich Besondere an den Romanen von Frau Novik ist die Tatsache, wie gut sie Drachen in die Historie eingebaut hat. Drachen wirken nicht wie künstlich eingefügt, sondern als ob sie schon immer da gewesen wären. Geschickt verbindet sie die historischen Fakten mit ihrer Geschichte, und man ist als Leser erstaunt, wie gut beides miteinander zu einem fesselnden Buch verwoben ist.
Sowohl Kenner von historischen Romanen als auch Leser, die eine Geschichtsstunde der etwas anderen Art erleben wollen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Die dunkle Königin von George R.R. MartinDer Krieg in Westeros ist zum Erliegen gekommen. Mit Tywin Lannister ist der letzte große Feldherr und Herrscher der Vergangenheit ermordet worden und seine machtgierige Tochter Cersei sitzt als Regentin auf dem Eisenthron. Doch der Eindruck des Friedens täuscht, und es bleibt nicht viel Zeit für die Bewohner von Westeros, ihre Verstorbenen zu begraben und sich auf die Ankunft des Winters vorzubereiten, denn in King’s Landing und den anderen Machtstätten des Reiches werden schon wieder neue Bündnisse geschmiedet und Intrigen geplant. Es ist die Ruhe vor einem noch gewaltigeren Sturm.

– Als die aufgehende Sonne durch die Fenster hereinschien, setzte sich Alayne im Bett auf und räkelte sich. –
Alayne

Zu Die dunkle Königin liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Zeit der Krähen und Die dunkle Königin.

Cover des Buches "Eldest" von Christopher PaoliniNach der zunächst siegreichen Schlacht bei Farthen Dûr, bei der Eragon schwer verletzt wurde, ereilt die Varden ein weiterer Schicksalsschlag: Murthag, Ajihad und die magiebegabten Zwillinge werden von einer versprengten Urgal-Truppe überrascht und getötet. Ajihads Tochter Nasuada wird nach inneren Machtkämpfen die neue Anführerin, doch viel Zeit bleibt nicht: Galbatorix weiß nun von dem Versteck der Varden, sie müssen nach Surda fliehen. Gleichzeitig wird Eragon zu den Elfen nach Ellesméra geschickt um seine Ausbildung als Reiter zu vollenden. Doch nicht nur im fernen Süden, auch in Carvahall spitzt sich die Lage zu, denn Roran, das einzige noch lebende Familienmitglied von Eragon, ist ins Visier von Galbatorix geraten.

-I don’ know what I’ll do. I certainly can’t fight for the Varden like this.
Don’t think about it, she counseled. You can do nothing about your condition, and you’ll only make yourself feel worse. Live in the present, remember the past, and fear not the future, for it doesn’t exist and never shall. There is only now.-
Black Morning Glory

Ein paar Jahre sind seit Eragon ins Land gegangen, der Autor ist dem Teenageralter entwachsen und das zeigt sich auch in seinem Buch. Anders als sein Vorgänger, dem man die Wünsche und Träume eines Fünfzehnjährigen anmerkte, hat dieses Buch an Komplexität und Spannung deutlich zugenommen.

Der größte Pluspunkt für mich war, dass nicht mehr nur die Geschichte von Eragon erzählt wird, während die anderen Personen mehr oder weniger im Hintergrund stehen, sondern dass die Perspektive zwischen Eragon, Roran und Nasuada wechselt. Dadurch erhält das Buch gleich viel mehr Tiefe und Komplexität. Teilweise hat es mich mehr interessiert, was aus den Dorfbewohnern wird, als das, was Eragon gerade bei den Elfen lernt. 😉
Ein weiterer Pluspunkt: Die Handlung gewinnt an Fahrt und wirkt schon aufgrund des Perspektivenwechsels nicht mehr allzu stur gradlinig. Insgesamt ist es auch wesentlich spannender als sein Vorgänger, so dass die Seiten geradezu vorbeifliegen.

Die Personen, allen voran natürlich die genannten drei, erhalten im Laufe der Zeit eine Tiefe, die man bei Eragon vermisste, und runden so den Roman noch ab.
Die Stärken, die sich bei dem ersten Teil bereits andeuteten, konnte Paolini in den vergangenen Jahren also ausbauen und damit einen Roman schaffen, der sich in Sachen Spannung und Komplexität nicht verstecken muss.
Negativ anzumerken gibt es eigentlich kaum was, ab und zu sind ein paar kleine Handlungsschwächen drin, aber nichts, was dem Lesespaß einen Abbruch tun würde. So manch einen wird das offene Ende stören, und das Warten auf den dritten Teil fällt jetzt schon schwer …

The Elves and the Otterskin von Elizabeth H. BoyerEher aus Unbedarftheit als aus bösem Willen töten einige unfähige Elfenspione im Zwergenreich einen Fischotter, mit dem es mehr auf sich hat als auf den ersten Blick zu erkennen. Wenn sie das Wergeld, das der Zwergenkönig von ihnen fordert, nicht binnen kürzester Frist auftreiben, droht ein Krieg zwischen Zwergen und Elfen, und genau darauf baut der intrigante Nekromant Lorimer, der gern selbst die Macht im Zwergenreich übernehmen würde. Den Elfen bleibt nur die Hoffnung, rasch den Schatz des Drachen Fafnir an sich zu bringen. Doch Fafnir kann nur mit einem magischen Schwert erschlagen werden, und als dessen neuer Träger ist ausgerechnet der wenig heldenhafte Zauberlehrling Ivarr ausersehen …

– Second sons of poor fishermen always got the short shrift, Ivarr reflected darkly as the old cart rattled and jerked along. The horse pulling it was much older than he was, and the cart itself was certainly from the first landing on Skarpsey long ago. Ivarr glanced sideways at the owner of these relics and summed her up as the oldest and most sinister-looking woman he had ever seen – even barring the fact that she was the famous witch of Hvitafell. –
Chapter One

Ein Held wider Willen, der zusammen mit einem Zauberer und einem Trupp nur bedingt abenteuertauglicher Angehöriger eines Fantasyvolks auszieht, um einem Drachen einen Schatz abzujagen, an dem auch Dritte viel Interesse haben? Für passionierte Fantasyleser ist es sicher gar keine Frage, von welchem Buch da die Rede ist, und obwohl man ohne viel Mühe auch noch gewisse Parallelen zu Gollum oder Gandalfs Kampf mit dem Balrog aufspüren kann, greift der Vergleich mit Tolkien zu kurz, um The Elves and the Otterskin zu beschreiben.

Was Boyer bietet, ist vielmehr eine ganz eigene Mischung aus einer augenscheinlich auf fundierten Kenntnissen basierenden Interpretation altnordischer Mythologie und Slapstickhumor, der nicht selten an Klamauk grenzt. Dabei hätten die einzelnen Elemente, die in den Roman Eingang finden, durchaus reichlich Gelegenheit geboten, sich in Dramatik und Düsternis zu ergehen: Der Schurke Lorimer ist wortwörtlich eine wandelnde Moorleiche und hält sich den wiederbelebten Kopf eines toten Gegners als Ratgeber, Mord, Totschlag und Verzauberung sind allgegenwärtig, und der eindrucksvoll geschilderte Handlungsort Skarpsey erinnert mit seinen dünn besiedelten Gebirgen und Lavafeldern an ein phantastisches Island, das auch als Kulisse für eine weniger heitere Geschichte getaugt hätte.

In gewissem Maße ist es erfrischend, solche sonst oft ganz anders verwendeten Zutaten jeglichen Pathos’ entkleidet zu sehen, und besonders, wenn man einige Vorkenntnisse der Sagen, die Boyer verarbeitet hat, mitbringt, kann man sich sehr darüber amüsieren, was hier etwa aus Andvari und seinem Fluch, Ottar, Regin und Fafnir oder sogar dem Konzept der Fylgja wird. Auch die titelgebenden Elfen selbst bieten (mit Ausnahme des enigmatischen Eilifir) nicht gerade das, was man aus Mythologie und Fantasy von ihnen zu erwarten gewohnt ist, sondern glänzen über weite Strecken vor allem durch Inkompetenz und Streitigkeiten untereinander.

Doch dieser Humor ist ein zweischneidiges Schwert, und das nicht nur, weil er manchmal etwas zu bemüht wirkt – er untergräbt auch, und das wohl größtenteils unfreiwillig, die Wirksamkeit derjenigen literarischen Motive, die im Rahmen der Handlung ihren ganz klassischen Zweck erfüllen sollen, wie etwa das des Drachenkampfs. Gerade hier drängt sich der Vergleich zum Hobbit dann doch wieder auf, denn während es Tolkien trotz aller zum Schmunzeln anregenden Momente gelingt, Smaug glaubhaft als bedrohlich zu schildern, kann man Boyers altersschwachen Fafnir beim besten Willen nicht ganz ernstnehmen (und wenn man es doch tut, packt einen vor allem das Mitleid).

Als rite de passage für Ivarr und seine Kumpane taugen die durch den Kakao gezogenen Ereignisse allenfalls bedingt, so dass es einem schwerfällt, die durchaus ein gewisses Heranreifen umfassende Charakterentwicklung der Protagonisten und den bist zuletzt überwiegend farcehaften Plot miteinander in Einklang zu bringen. Doch obwohl die Mischung aus konventioneller Queste und Veralberung somit keine auf allen Ebenen befriedigende Auflösung erfährt, bildet sie streckenweise eine vergnügliche Lektüre, die an ihren besten Stellen beweist, wie frei und fabulierfreudig ein mit seinen Inspirationsquellen gut vertrauter Autor scheinbar Altbekanntes umdeuten kann, in anderen Szenen aber wiederum die möglichen Tücken eines solchen Vorgehens erkennen lässt.

Cover von Eragon von Christopher PaoliniEragon, ein Junge aus einem kleinen Dorf, ist gerade auf der Jagd, als er plötzlich auf einen schönen blauen Stein stößt. Er nimmt die vermeintliche Kostbarkeit mit nach Hause, aber niemand weiß etwas mit dem Stein anzufangen – bis er sich in der Nacht in Eragons Zimmer plötzlich bewegt!
Ein Drache schlüpft aus dem Ei, und Eragon, der bald Freundschaft schließt und eine tiefe Bindung mit dem Drachen eingeht, versteckt das magische Tier im Wald. Er versucht, so viel wie möglich über die Drachen und den ausgelöschten Orden der Drachenreiter herauszufinden. Doch plötzlich tauchen finstere Gestalten im Dorf auf, und Eragon begreift, daß noch andere Mächte auf der Jagd nach seinem Drachen Saphira sind…

-Der Wind heulte durch die Nacht und trug einen Duft heran, der die Welt verändern sollte.-
Prolog: Schatten der Angst

Das schöne Cover, die Lobeshymnen bedeutender Zeitschriften, die auf den Umschlag gedruckt wurden, sowie auch die guten Rezensionen, die ich zu diesem Buch gelesen hatte, ließen mich auf ein wirklich großartiges Fantasieabenteuer hoffen.
Vorweg gesagt: Ich wurde enttäuscht. Ja, das Buch ist spannend, auch wenn es einige langatmige Stellen enthält. Und die Sprache ist, trotz einzelner “Eigenheiten” auch nicht schlecht. Ein paar gute Ideen und eine recht stimmige, wenn auch nicht perfekte Welt tragen dazu bei, dass man Eragon angenehm lesen kann.

Aber es gibt etliche Sachen, die mich an diesem Buch gestört haben. Da wären einmal die kleinen, aber nervigen Logikfehler, die dem Autor unterlaufen. Zum Beispiel wäre da Saphiras Drachenrüstung, die sie geschenkt bekommt. Klar, keine schlechte Idee, doch in diesem Fall ergibt sie überhaupt keinen Sinn, denn Paolini schreibt, dass Saphiras Drachenhaut undurchdringlicher als ein Diamant ist und dass alle Pfeile von ihr abprallen. Nur die Flügel können verletzt werden, doch genau die werden von der Rüstung nicht geschützt.
Wie es in vielen anderen Rezensionen bereits steht, hat Paolini wirklich einiges von anderen Büchern kopiert. Seine Elfen unterscheiden sich kaum von Tolkiens Elben. Arya z.B. gleicht Arwen wie eine Zwillingsschwester: stolz, unglaublich schön, langes schwarzes Haar, längliches, helles Gesicht, schlank und anmutig, …
Auch die Zwerge sind keineswegs originell: Es ist mir schon klar, dass ein Zwerg klein sein muss, aber mit Streitäxten, langen Bärten und ihren Vorlieben, in Bergen zu graben und zu bauen, entsprechen Paolinis Zwerge perfekt denen aus der Welt Tolkiens. Und auch Brom, der Zauberer, und Saphira, der Drache, sehen so aus, wie man sie sich eben vorstellt. Hier muss noch gesagt sein, dass Saphira dafür einen originellen Charakter hat, der dem Buch etwas Frisches verleiht.
In diesem Roman haben wichtige Personen, z.B. Murtagh und Brom, immer ein Geheimnis. Doch mit etwas Logik findet der aufmerksame Leser schnell heraus, welches Geheimnis dahinter steckt. Es ist auch schon bei der ersten Szene, in der Eragon Arya sieht, klar, dass er sich in sie verliebt hat. Das Buch ist also nicht komplex, sondern im Gegenteil ziemlich vorhersehbar.

Und jetzt zu dem, was mich am meisten genervt hat: Eragons permanente Verletzungen. Natürlich finde ich einen Hauptcharakter, der jede Schlacht ohne eine Wunde verlässt, auch nicht gut, das wäre unlogisch und langweilig. Doch Paolini übertreibt masslos. Nebst jeder Zerrung und jedem blauen Fleck, der hervorgehoben wird, muss der arme Eragon diverse Brüche und Verwundungen überstehen, bis kein Knochen im seinen Leib mehr gerade sein dürfte.
Ich finde nicht, dass man einfach sagen kann, dass das Buch zwar Fehler hat, aber für jüngere Leser durchaus geeignet ist. Denn ich selbst bin noch ein Kind. Ich hoffe ernsthaft, dass der zweite Teil um einiges besser ist, denn sonst werde ich den dritten Teil nicht mehr lesen …

Cover des Buches A Feast for Crows von George R.R. MartinDer Krieg in Westeros ist zum Erliegen gekommen. Mit Tywin Lannister ist der letzte große Feldherr und Herrscher der Vergangenheit ermordet worden und seine machtgierige Tochter Cersei sitzt als Regentin auf dem Eisenthron. Doch der Eindruck des Friedens täuscht, und es bleibt nicht viel Zeit für die Bewohner von Westeros, ihre Verstorbenen zu begraben und sich auf die Ankunft des Winters vorzubereiten, denn in King’s Landing und den anderen Machtstätten des Reiches werden schon wieder neue Bündnisse geschmiedet und Intrigen geplant. Es ist die Ruhe vor einem noch gewaltigeren Sturm.

-“Dragons”, said Mollander.-
Prologue

Um eins vorweg zu nehmen: im Großen und Ganzen bleibt Martin sich treu, das Buch ist keine Enttäuschung oder ein Beweis, dass der Autor langsam den Faden verliert und die Geschichte maßlos in die Länge zieht. Dennoch hat der vierte Band dieser Saga so einige Schwächen, die das Lesevergnügen ein wenig schmälern.
Abgesehen davon, dass die Hälfte der Charaktere fehlt, ist die Handlung nicht so interessant wie bei den Vorgängern.

Der Krieg ist weitgehend geschlagen, jetzt ist, wie der Titel schon sagt, die Zeit der Krähen. Intrigen und Machtspiele zwischen Cersei (die im Vergleich mit den anderen Charakteren den Hauptteil des Buches stellt) und dem Rest von Westeros stehen im Vordergrund.
Das ist aber nicht der Grund, weshalb das Buch schlechter ist als die ersten drei Teile. Meiner Meinung nach darf Westeros ruhig erst einmal zur Ruhe kommen, außerdem sind die Machtspiele rund um den Königshof sehr intelligent ausgearbeitet und beschrieben. Überraschungen gibt es zur genüge.

Zunächst einmal kommen neben den bekannten Charakteren noch ein paar Neue hinzu, die man erst zuordnen muss; keine allzu leichte Aufgabe, wenn man seit dem Erscheinen des letzten Bandes nicht mehr in Westeros zu Besuch war. Nach einigem Nachlesen und Hin- und Herblättern dürfte man dieses Hindernis schnell überwunden haben.
Die Handlung ist gleichzeitig Stärke wie Schwäche des Buches. Leider merkt man ihm doch an, dass es lediglich ein Brückenbuch hin zu den Folgebände ist. Zwar gibt es wieder jede Menge spannende und raffinierte Handlungsstränge, die einem zum Weiterlesen ermutigen, aber irgendwie schafft es Martin in jedem zweiten Kapitel mindestens eine Sex-Szene unterzubringen. Ich persönlich habe nichts gegen Sexszenen in Fantasybüchern, aber bitte in Maßen und nicht in Massen. Einzig Brienne darf noch mehr oder wenig unbehelligt ihrer Wege gehen (obwohl ihr jedes Mal angedroht wird, sie zu vergewaltigen), ansonsten scheint nach dem Krieg ein großes Liebesbedürfnis zu herrschen und jeder darf einmal (zweimal, dreimal…). Also bitte, Herr Martin! Das können Sie besser. Auch ohne große Schlachten sind Ihre Bücher allemal lesenswert!

Gemäß der Handlung wird auch die Sprache derber. Das ist okay, wenn Martin aus der Sicht von normalen Menschen schreibt, und es trägt dazu bei, das Buch realistischer zu machen. Aber irgendwann, nachdem der zehnte “edle” Ritter nur noch von dem Einen träumt oder die Hofdamen ihre Lust preisgeben und das mit entsprechenden Worten verdeutlichen, will man die Stellen einfach nur überspringen.
Das alles heißt aber jetzt bei weitem nicht, dass der Roman völlig daneben ist. Wie gesagt, im Großen und Ganzen wieder ein toller Roman aus Westeros, nur nicht ganz so gut wie seine Vorgänger.

Flammenwüste von Akram El-BahayDas Sultanat Nabija macht schwere Zeiten durch: Nicht genug damit, dass der finstere Sarraka die Beduinen zur Rebellion aufstachelt, seit kurzem häufen sich auch noch Berichte über Drachenangriffe. Dem jungen Anûr und seinem Großvater Nûr ist das nur recht, finden sie jetzt doch als Geschichtenerzähler ein dankbares Publikum für die alten Drachensagen. Als sogar der Sultan Nûr zu sich bestellen will, gibt der unternehmungslustige Anûr sich spontan selbst für den berühmten Erzähler aus und ahnt nicht, was er sich damit einhandelt: Bald findet er sich an der Seite des Prinzen Masul auf Drachenjagd wieder und muss erkennen, dass in der Wüste noch ganz andere Gefahren lauern …

“Die Flammen loderten auf, als der Kaffeemeister das langstielige Mokkakännchen von der Feuerstelle nahm. Rasch füllte er die tiefschwarze Flüssigkeit in eine kleine Tasse und bahnte sich mit ihr seinen Weg durch die dichte Menschenmenge, die sich im hinteren Teil des Kaffeehauses versammelt hatte.”
(1. Eine folgenschwere Entscheidung)

Flammenwüste – dem relativ offenen Ende nach zu urteilen wohl als Auftakt zu einer Reihe gedacht – ist ein charmanter All-Age-Roman, der mit sympathischen Helden und einer ansprechenden orientalischen Kulisse angenehme Unterhaltung bietet und der altvertrauten Handlung um den jugendlichen Auserwählten, der in eine gefährliche Queste hineinstolpert, neues Leben einhaucht. Dass es hier und da ein paar kleine sprachliche Unebenheiten gibt (z.B. häufig “scheinbar” statt “anscheinend”), verzeiht man deshalb gern.
Der märchenhafte Orient, in den Akram El-Bahay einen entführt, erinnert an die Welt von Tausendundeiner Nacht und bezaubert einen von der ersten Seite an durch seine liebevolle Ausarbeitung, die den Streifzug durch Souk und Kaffeehaus, Sultanspalast und Oasen auch unabhängig vom Plot sehr vergnüglich macht. Wann immer die Helden sich zum Essen niederlassen, werden die Gaumenfreuden so greifbar heraufbeschworen, dass man als Leser Gefahr läuft, selbst Appetit zu bekommen, und den mehrfach eingeflochtenen Geschichten in der Geschichte würde man selbst gern am Lagerfeuer oder in einem üppigen Garten voller Jasminblüten lauschen.
Klug ausgenutzt ist vor allem der Kontrast zwischen der städtisch geprägten Zivilisation und der wilden Wüste, in der nicht nur bedrohliche Naturphänomene (wie etwa Sandstürme) auf die Reisenden warten, sondern neben Dschinnen, Ifriten und nach dem Prinzip Ameisenlöwe unter dem Treibsand auf menschliche Beute lauernden Ghoulas auch aus Ängsten erschaffene Schattenwesen ihre Heimstatt haben. Auch die entlegenen Wüstenstädte, in die Anûrs Weg führt, warten mit vielen netten Details auf. Besonders die Bibliothek der ungeschriebenen Bücher, in der magisch jedes Buch Gestalt annimmt, das jemand zu schreiben gedenkt, aber noch nicht geschrieben hat, ist eine reizvolle Idee, die zudem das Gewissen jedes Lesers beruhigen dürfte, der selbst literarische Ambitionen hegt, aber nicht allzu diszipliniert bei der Sache ist.
Ohnehin gibt es zwischen allen Abenteuern immer wieder viel Anlass zum Schmunzeln, da Anûr und die Gefährten, die er im Laufe der Zeit gewinnt, ein lustiges Gespann bilden und auch manche Gegenstände, allen voran ein ebenso nützlicher wie unberechenbarer fliegender Teppich, so etwas wie rudimentäre Charakterzüge entwickeln. Auch eine Liebesgeschichte für Anûr darf natürlich nicht fehlen, und wie er sich, ganz schüchterner Teenager, der oft herrlich pragmatisch handelnden und wenig von übertrieben romantischen Vorstellungen belasteten Botin Shalia annähert, ist ebenfalls recht amüsant erzählt.
Ernster ist dagegen der zweite Handlungsstrang um den Thronfolger Masul aufgebaut, der den alten Erzählungen über Drachen und Magie zunächst äußerst skeptisch gegenübersteht, aber bald erkennen muss, dass doch mehr Wahrheit darin steckt, als er sich je hätte träumen lassen. In seinen Interaktionen mit dem Finsterling Sarraka gewinnt dieser erstaunlich viel Kontur für einen Fantasyschurken, so dass man sich bald schon auf seine Auftritte freut.
Differenziert gezeichnet sind auch die Drachen selbst, deren Verhältnis zu Menschen bzw. menschenähnlichen Wesen zahlreiche Facetten aufweist, so dass ihre Rolle sich weder auf die des todbringenden Ungeheuers noch auf die des willfährigen übergroßen Haustiers reduzieren lässt. Fast könnte man übrigens bedauern, dass das Cover nur einen Drachen in gewöhnlicher Haltung zu bieten hat, statt einen zu zeigen, der wie eine Fledermaus von der Decke hängt, denn von solch hübschen Einzelheiten lebt die Darstellung der Fabelwesen bei El-Bahay.
Dementsprechend freut man sich, wenn am Ende des Romans – wie in Eingangsbänden üblich – zwar die Schlacht, aber nicht der Krieg entschieden ist, durchaus auf eine Rückkehr nach Nabija, wenn irgendwann das nächste Buch der Serie erscheint. Wer entspannende und unterhaltsame Lektüre sucht, die sich gut “wegliest”, kann mit der Flammenwüste nicht viel falsch machen.

Glass Dragons von Sean McMullenNach dem Untergang des Kontinents Torea machen Wetterschwankungen wichtige Schiffswege unpassierbar. Daher schließen sich mächtige Zauberer zusammen, um das magische Artefakt “Dragonwall” aufzubauen, das die Probleme in Griff bekommen kann (und nebenbei auch noch anderen Zwecken dient). Bald geht nicht nur den Beteiligten auf, dass damit ein schwer zu kontrollierendes Experiment angestoßen wurde. Zum Glück sind schon einige Helden unterwegs: Wallas ist ein kürzlich des Attentats beschuldigter Hofmusiker, der in erster Linie Frauen und ein sorgloses Leben im Kopf hat. Er trifft auf Andry, einen Seefahrer, der sein Heimweh in Alkohol ertränkt – gemeinsam stolpern sie in die Bemühungen zur Verhinderung von Dragonwall …

-Even though the streets of Alberin were being lashed by a rainstorm and the wind was so strong that one could not walk through the gusts in a straight line, the two men who emerged from the mansion were relieved to be outside again.-
Prologue

Ganz ähnlich wie schon im ersten Band der Moonworlds Saga schickt Sean McMullen seine Helden in den Kampf gegen ein außer Kontrolle geratenes magisches Artefakt, dessen Schöpfer an die weitreichenden Folgen ihrer Arbeit keinen Gedanken verschwendet haben. Auch die schwer durchschaubaren Loyalitäten der Helden und ihre teilweise über weite Strecken geheimen Aufträge erinnern an den Vorgänger – von daher betreffen herausragende Neuerungen die Helden selbst. Während wohlbekannte Charaktere aus Voyage of the Shadowmoon als durchaus wichtige Nebenfiguren noch etliche Auftritte erhalten, stellt eine Riege von neuen Protagonisten das Herz und die Seele von Glass Dragons, auch wenn sie ganz bestimmt nicht Herz und Seele sind: Der gutherzige Andry Tennoner, ein einfach gestrickter Seemann, der das Beste aus sich machen will (falls er einmal nüchtern ist) und der intrigante Hofmusiker Wallas, bei dem es ein Euphemismus wäre, ihn als Egoisten zu bezeichnen, sind ein klassisches Slapstick-Duo: Das Schicksal zwingt sie zusammen, und sie lassen keine Gelgenheit aus, sich anzukeifen, auszutricksen, zu schmähen und einander am Erfolg zu hindern.
Besonders in Andrys Entwicklung hat der Autor viel Herzblut gesteckt, und an ihm offenbart sich auch die Eigenheit der Reihe, die man vermutlich entweder hassen oder lieben wird: Andry ist eine realistische, liebevoll gezeichnete Figur mit einer herzzerreißenden Geschichte, die aber von einem Satz zum nächsten zwischen zu Tränen rührend und reinstem Slapstick unter der Gürtellinie pendeln kann. Die gute Nachricht ist, dass McMullen das erzählen kann, ohne der Geschichte ihren tieferen Ernst zu nehmen, aber dennoch ist es gewöhnungsbedürftig, wenn ab und an Beziehungen oder Figuren in einem halben Satz abwürgt werden, weil ein Knalleffekt oder eine Kehrtwendung in der Handlung höheren Stellenwert haben.

Des weiteren gelingt es McMullen, auf den gut 500 Seiten wirklich viel Stoff unterzubringen, was nicht zuletzt an Verral selbst liegt, einer Welt mit einem Überschuß an Magie und einer Vielzahl an Fraktionen und Interessengruppen. Wie man schon im Vorgänger lesen konnte, ist die Magie auf Verral meistens von der megalomanischen Sorte, und der Autor scheut nicht davor zurück, Katastrophen nicht nur anzudrohen, sondern auch hereinbrechen zu lassen. Auch hier stehen schon allein in ihrem Ausmaß äußerst kaltschnäuzige Szenen neben liebenswerten Einschüben, wie etwa der pratchettesken Geschichte der Prostituierten Madame Jilli, deren Ableben eine Diskussion unter diversen Schicksalsmächten auslöst und die daraufhin zu einer resoluten eigenen Macht gelangt. Diese eigenartige Mischung aus turbulenten Szenen und einfühlsamen Charakterbeschreibungen ist gewiss nicht jedermanns Sache.

McMullen unterhält mit alledem aber so hervorragend, dass erst am Ende auffällt, wie zerfahren seine Geschichte eigentlich ist – es wurde im Laufe von Glass Dragons niemals richtig entschieden, ob der Fokus eher auf der weltumspannenden Queste oder den Geschichten der Figuren liegen soll, und da McMullen beides umgesetzt hat, ist die Struktur nicht ganz glatt, dafür aber vielschichtig und überraschend.

Neue Charaktere mit offenen Entwicklungen für den nächsten Band stehen am Ende auch bereit, womit die Moonworlds Saga als Reihe von locker zusammenhängenden, spektakulären Einzelabenteuern in einem aberwitzigen Setting bestens etabliert wäre.

Der Herr der Dunkelheit von Jacqueline CareySeit Jahrhunderten haust der dunkle Herrscher Satoris in seiner Festung Darkhaven und brütet Armeen von Fjelltrollen und Weren aus, um die freien Völker zu versklaven. Aber eine Prophezeiung des Ersten Schöpfers Haomane besagt, daß Satoris vernichtet werden kann. Eine Verbindung zwischen Ellyl und Menschen ist der erste Punkt der Prophezeiung, und so planen Cerelinde, die schöne unsterbliche Herrin der Ellylon, und Aracus, der vertriebene König des Westens, zu heiraten, um die Erfüllung in die Wege zu leiten. Satoris, der sich seinem rachsüchtigen Bruder ewig widersetzt, versucht die Hochzeit zu verhindern und schickt seine drei Marschälle Tanaros, Vorax und Ushahin hinaus in die Welt. Er ficht einen verzweifelten Verteidigungskampf.

– Der Ort wurde Gorgantum genannt.
Erneut verwundert floh er dorthin, und nach seiner Flucht erging er sich in finsteren Gedanken. Es war keine Niederlage, jedenfalls nicht ganz. Niemand konnte das behaupten, solange er noch lebte und den Gottestöter in seinem besitz hatte. –
Prolog

Zu Der Herr der Dunkelheit liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Cover von Hüterin des Drachen von Carole WilkinsonSeit Generationen halten die Kaiser des Reiches China Drachen. Nach strengen Riten werden die Drachenhüter ausgewählt, die als einzige in Kontakt zu den weisen Tieren treten können und für deren Wohlergehen sorgen dürfen. Doch der Drachenhüter Lan führt stattdessen fernab des kaiserlichen Hofes auf seinem Gut ein dekadentes Leben und wälzt gelangweilt seine heilige Aufgabe auf das Sklavenmädchen Ping ab. Als der Kaiser den erbärmlichen Zustand der Drachen bemerkt, muss Ping – die niemals zuvor das Gut verlassen hat – fliehen. An ihrer Seite ist der entflohene Drache Long Danzi, der den kostbaren Drachenstein ans Meer bringen will. Eine gefahrvolle und abenteuerliche Reise quer durch China beginnt…

-Der Drache betrachtete sie aufmerksam mit schräg geneigtem Kopf. Wie hatte sie je so dumm sein können zu glauben, er sei bloß ein Tier wie andere auch und nicht intelligenter als ein Ochse oder eine Ziege? “Warum habe ich dich vorher nie sprechen hören?” “Ich habe nie etwas gesagt”.-
Flugangst

Die Geschichte eines Kindes, das einen Drachen auf seiner weiten Reise begleitet, mag auf Anhieb an Cornelia Funkes Drachenreiter und das Gespann aus Lung, dem Drachen, und dem Waisenjungen Ben erinnern. Doch die Abenteuer, die hier Ping und Long Danzi erleben, fallen unter völlig andere Kategorien. Im historischen China erlebt Ping das harte Leben einer Sklavin. Ihre Entwicklung vom unmündigen Mädchen, das zunächst nicht einmal einen Namen hat, zur selbstbewussten Drachenhüterin, die den Gefahren, die in ihrer Welt auf sie lauern, zu trotzen vermag, bildet den Leitfaden der Geschichte. Der verläuft übrigens, was sich schnell (angenehm) bemerkbar macht, keineswegs vorhersehbar: Ping trifft Fehlentscheidungen, vertraut den falschen Freunden, sträubt sich oft gegen den richtigen Weg und benötigt viel Zeit, um sich schließlich doch für den richtigen zu entscheiden. Ohne erhobenen Finger wird vermittelt, wie wichtig es ist, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und den eigenen Horizont überwinden zu lernen. Dass gerade das nicht jedem leicht fällt und einen schweren und steinigen Weg darstellt, wird aber betont. Das macht den Verlauf der Geschichte glaubwürdig und Ping zu einer Persönlichkeit.
Die lebendigen Schilderungen Chinas – der Landschaften, der Riten und Gebräuche, der Handelsstädte, des kargen Lebens der Landbevölkerung, des Prunks und strengen Gehabes am Hofe des Kaisers – verleihen der Atmosphäre die nötige Dichte. Auch die anderen Charaktere, von der alten Magd bis hin zum jugendlichen Kaiser, die mit viel Gespür für menschliche Eigenheiten beschrieben werden, kurbeln die Phantasie ordentlich an. Das Rätsel um den Drachenstein werden wohl die meisten Leser lange vor seiner eigentlichen Auflösung entschlüsseln, doch für die Spannung, die durch die vielen Wendungen der Geschichte immer neuen Auftrieb erhält, bleibt das vollkommen unerheblich. Dabei kommt aber der Humor nicht zu kurz: Pings und Long Danzis Dialoge sorgen regelmäßig für sehr lesenswerte Missverständnisse.

Königsblut von Daniel HanoverWährend Cithrin tollkühne Tänze auf dem Finanzmarkt vollführt, Marcus Wester im Zuge seiner Leibwächtertätigkeit wieder zum Schwert greift und im Hause Kalliam eine Vermählung ansteht, stehen in Antea alle Zeichen auf Krieg. Und an dessen Spitze steht kein Anderer als Geder Palliako, dessen priesterlicher Berater noch ganz andere Ziele verfolgt …

“Der Abtrünnige, der unter anderem auf den Namen Kitap rol Keshmet hörte, stand im sanften Regen der Stadt, vom Makel in seinem Blut gedrängt und getrieben, ohne ihm jedoch nachzugeben.”
– Einleitung, Meister Kit

Nach dem furiosen Auftakt Das Drachenschwert (The Dragon’s Path) geht die Dolch-und-Münze-Reihe von Daniel Abraham, der hier unter dem Pseudonym Daniel Hanover firmiert, mit Königsblut (King’s Blood) in die zweite Runde. Der Klappentext verrät bereits, dass Geder Palliakos Stern im Steigen begriffen ist – und der geneigte Leser weiß, was das bedeutet: Intrigen, Blut und Chaos; und wer hinter dieser vielversprechenden Wortgruppe Spannung und Action vermutet, wird nicht enttäuscht werden. Und ehe man sich versieht, befindet man sich im Lesestrudel und erfreut sich an Piratenabenteuern von Marcus und Yardem, dem sympathisch-witzigsten literarischen Fantasyduo seit Merry und Pippin, während Antea (ich will ja nichts beschönigen) langsam den Bach hinuntergeht. Königblut ist dennoch kein typischer modernen Fantasyroman, auch wenn es reichlich blutig zugeht – der Roman ist eher witty als gritty, eher „Hut ab!“ als „Kopf ab“, und damit eindeutig eine Ausnahmeerscheinung im aktuellen Fantasyprogramm.

Wie bereits im Vorgängerband besticht Königsblut nämlich besonders durch seine feine, psychologisch ausgefeilte Charakterzeichnung. Jeder Schwertstreich, jeder Verrat, jede Schlacht auf der abraham’schen Welt beginnt mit einem gesäten Zweifel, einer Unsicherheit, einer Zurückweisung, einer Enttäuschung oder Hoffnung; es sind die leisen Momente, die unwillkommensten Gedanken, die sich als machtvolle Figurenlenker erweisen und wie sehr kleine Steine des Anstoßes die Geschichte ins Rollen bringen. Dabei bedient sich Abraham, so scheint es, grundsätzlich bei altbekannten Typen: wir begegnen dem verbitterten Witwer, der intrigengeprüften Politikergattin (nebst kronentreuen Ehemann) und einem undurchsichtigen Fundamentalisten. Was sie alle auszeichnet, ist eine Lebendigkeit, die weit über die konventionelle Stereotypenjongleurie hinausgeht. Dabei vermag Abraham über die jugendlichen Irrungen und Wirrungen Cithrins genauso überzeugend zu schreiben wie über den klug gezeichneten, tiefen Konservativismus Dawson Kalliams, der, mit einer Prise Verzweiflung gemischt, zum Dreh- und Angelpunkt für das politischen Geschehen in Antea wird. Über allem steht jedoch die dunkle Figur Geders, die in seiner schamhaften Menschlich- und Männlichkeit, seiner Verletzlichkeit und Unbedarftheit alle anderen finsteren Herrscher in den Schatten stellt. Denn Geders Rache ist nicht die eines irrsinnigen Größenwahnsinnigen, sondern die eines gehänselten, unsicheren kleinen Jungen, der sich eines Tages mit der mächtigsten aller Waffen in den Händen wiederfindet: politischer Macht.

Besonders erfreulich ist es, dass diese Ausnahmereihe auch dem deutschen Leser zugänglich gemacht wird: mit einer feinsinnigen und rundum gelungenen Übersetzung, die auch das Bankenjargon einer Cithrin bel Sarcour treffend zu vermitteln weiß, kann Geder Palliakos unheilverkündender Todesstern also auch hierzulande aufgehen.

Und während also Abraham mit Erwartungen, altbekannten und beschuppten Genregrößen, klugen Witz und tiefgehender Menschenkenntnis jongliert, wünscht sich der Leser nichts mehr als ein zehnbändiges Spin-Off mit Marcus und Yardem.
Der Tag, an dem man dieses Buch aus der Hand legen kann? Nicht heute.

Les Lames du Cardinal von Pierre PevelParis 1633. Menschengestaltige Drachen unter Führung der ebenso schönen wie intriganten Vicomtesse de Malicorne streben danach, die Macht in Frankreich an sich zu reißen. Die Lage ist so ernst, dass Kardinal Richelieu sich keinen anderen Rat weiß, als eine vor Jahren aus seinen Diensten entlassene Elitetruppe wieder zusammenzurufen: Die „Klingen des Kardinals“ unter dem erfahrenen Soldaten La Fargue. Doch der Verräter, dessen Untaten einst zur Auflösung der Einheit führten, ist immer noch auf freiem Fuß, und La Fargue ist verwundbarer, als seine Leute ahnen, hat er doch gerade erst erfahren, dass er aus einer lange zurückliegenden Affäre eine Tochter hat, die nun in höchster Gefahr schwebt…

– Haute et longue, la pièce était tapissée de livres dont les élégantes dorures luisaient dans une pénombre roussie à la flamme des bougies. Dehors, derrière les épais rideaux de velours rouge, Paris dormait sous un ciel étoilé et la grande quiétude de ses rues enténébrées parvenait jusqu’ici, où le grattement d’une plume troublait à peine le silence. –
I – L’appel aux armes

Als Fantasysetting tritt das Frankreich des 17. Jahrhunderts gewöhnlich eher selten in Erscheinung, doch als Schauplatz von Mantel-und-Degen-Romanen ist es dafür umso beliebter. An dieses Genre lehnt sich Pierre Pevel mit Les Lames du Cardinal (Drachenklingen) denn auch überdeutlich an, was Atmosphäre, Namensmaterial, Figuren und Handlungsführung betrifft. Wer mit Klassikern dieser Literaturgattung, vor allem mit Alexandre Dumas’ Drei Musketieren, vertraut ist, wird hier bis in den Verlauf einzelner Szenen hinein viel Altbekanntes wiederfinden, zumal in der Charakterisierung Richelieus, die der Schilderung dieser Gestalt bei Dumas weit mehr verpflichtet ist als dem realen historischen Vorbild. Teilweise mag diese Nähe als bewusste Hommage angelegt sein, doch sie bringt zumindest im Kleinen auch eine gewisse Vorhersehbarkeit mit sich.

Die eigentlichen Fantasyelemente treten gegenüber den historischen Details stark in den Hintergrund und bilden eher schmückendes Beiwerk: Zwar kann man in diesem Frankreich auf Lindwürmern reiten und sich Miniaturdrachen als Schoßtier oder Brieftaubenersatz halten, doch das Potential dieser hübschen Ideen wird ebenso wenig ausgeschöpft wie das der aussatzartigen Krankheit, die Menschen bei zu engem Kontakt mit Drachenmagie befallen kann. Die machthungrigen Drachen in Menschengestalt könnten ebenso gut konventionelle Geheimbündler sein, denn dass ihre Intrigen letztendlich auf ein magisches Ritual hinauslaufen, bleibt für den Verlauf der Handlung eher unbedeutend. Auch der Hauch von alternate history, mit dem Pevel arbeitet (so endet z.B. die Belagerung von La Rochelle bei ihm mit einem Sieg der Hugenotten), hat zumindest in diesem ersten Band keine entscheidenden Auswirkungen auf das Gesamtbild.

Wer es als Leser aber vor allem auf Action in einer prallen Kulisse abgesehen hat, wird in diesem Roman durchaus finden, was er sucht. An Cliffhangern, überraschenden Wendungen, Kämpfen, Gefangennahmen und gefahrvollen Missionen herrscht beim besten Willen kein Mangel, und die verschiedenen Milieus, durch die sich die Handlung in rascher Folge bewegt, sind gelungen geschildert, ganz gleich, ob es sich nun um das prunkvolle Leben des Adels, das rauere Dasein der Soldaten und Fechtmeister oder die kriminelle Unterwelt handelt.

Von den Figuren, die auf dieser Bühne eine Fülle von Abenteuern bestehen müssen, sollte man allerdings nicht zu viel erwarten, denn obwohl sie sich überzeugend in ihr Umfeld einfügen, bleiben sie letztlich allesamt recht generische Entlehnungen aus demselben Typenfundus, den schon ein Alexandre Dumas, ein Paul Féval oder ein Théophile Gautier genutzt hat. Wenn man sich an der überwiegend simplen Psychologie der Helden und ihrer Gegner jedoch nicht stört, bieten sie einem durchaus recht ordentliche Unterhaltung.

Das Ende, das den „Klingen“ nicht nur Zuwachs für ihre weiteren Unternehmungen beschert, sondern in den letzten Sätzen auch noch mit einer unglaublichen Enthüllung aufzuwarten weiß, die alle bisherigen Vorgänge in einem anderen Licht erscheinen lässt, macht durchaus Lust auf mehr. Allerdings kann man dabei nur hoffen, dass die Folgebände in sprachlicher Hinsicht etwas liebevoller gestaltet sind, denn Pevels Neigung, in unterschiedlichen Beschreibungen immer wieder auf dieselben Formulierungen zurückzugreifen, trübt das Lesevergnügen nach einer Weile doch beträchtlich.

Cover des Buches "Im Land des Windes" von Licia TroiciObwohl die dreizehnjährige Nihal das einzige Mädchen in ihrer Bande ist, ist sie die Anführerin. Ihr Vater ist der Waffenschmied der Stadt Salazar, und nichts liebt Nihal so sehr wie den spielerischen Schwertkampf. Eines Tages wird sie von einem Jungen zum Duell gefordert, den sie noch nie gesehen hat. Er heißt Sennar und scheint ihr, obwohl älter, körperlich unterlegen zu sein. Aber er ist es, der gewinnt. Sennar ist ein Magier und nun will auch sie das Zaubern erlernen. Nihal beschließt, bei ihrer Tante Soana, einer mächtigen Zauberin, in die Lehre zu gehen. Als die Truppen des Tyrannen in Salazar einfallen und Nihals Vater vor ihren Augen ermorden, will das Mädchen sich dem Orden der Drachenritter anschließen, der gegen den Tyrannen kämpft. Aber in diesen Orden werden nur Männer aufgenommen…

-Die Sonne überflutete die Ebene.-
1 Salazar

Im Land des Windes (Nihal della Terra del Vento) ist ein zum Fantasyroman gewordener Kleinmädchentraum. Nihal meistert fast alle Schwierigkeiten, die sich ihr in den Weg stellen. Natürlich stimmt ihr Vater schließlich zu, als sie die Magie erlernen möchte, obwohl er zunächst dagegen ist. Und wie praktisch, dass er eine Schwester hat, von der Nihal bisher nichts wusste, die eine berühmte Magierin ist. Natürlich besteht das Mädchen den Initiationsritus, den es durchlaufen muss, um eine Zauberin werden zu dürfen. Natürlich ist sie schon als Jugendliche eine hervorragende Kämpferin, die durch das harte Training, das sie selbstverständlich absolvieren muss, nur noch vollkommener wird. Natürlich besitzt sie Durchhaltevermögen, ist sturköpfig, entschlossen und mutig. Natürlich überlebt Nihal, als die Fammin in Salazar einfallen, ein schreckliches Gemetzel anrichten, die Stadt plündern und sie schließlich in Brand setzen. Natürlich ist sie nicht nur aufgrund ihres Aussehens etwas Besonderes – jeder, der schon einmal einen Fantasyroman gelesen hat, kann leicht erraten, zu welchem Volk sie gehört – sondern auch, weil sie die letzte ihrer Art ist. Natürlich wird sie als erste Frau in den Orden der Drachenritter aufgenommen, dazu muss sie auch “nur” die zehn stärksten Schüler der Akademie im Zweikampf besiegen, einen nach dem anderen, ohne eine Pause einlegen zu dürfen.

War die Geschichte bisher eine Aneinanderreihung altbekannter Fantasy-Topoi, wird es nun langsam albern. Man könnte meinen Pippi Langstrumpf, die bekanntlich das stärkste Mädchen der Welt ist, hätte sich in das Buch eingeschlichen, um mal zur Abwechslung ihre Kräfte dazu zu benutzen, Männer mit dem Schwert zu besiegen, von denen einer auch noch mit Peitsche und Eisenkette auf sie losgeht, anstatt immer nur ihr Pferd in die Luft zu stemmen oder Gauner, Polizisten und Piraten außer Gefecht zu setzen. Leider fehlt Troisi Lindgrens Humor. Sie erzählt ohne jedes Augenzwinkern wie Nihal zehn fast fertig ausgebildete Krieger der Reihe nach besiegt und so ist diese Episode trotz der martialischen Schilderung völlig unglaubwürdig.
Und es möge sich jetzt bitte keiner beschweren, hier bei bp würde wohl neuerdings ein Spoiler an den anderen gereiht. Jeder hier aufgeführte Punkt ist vorhersehbar, und sobald ein Handlungsteil beginnt, weiss der Leser, wie er enden wird. Außer den ganz jungen Leserinnen wird niemand je vermuten, dass Nihal irgendeine Aufgabe letztendlich nicht besteht, und wenn sie einmal den Kürzeren zieht, wie bei dem Kampf gegen Sennar, dann offensichtlich nur, um die Handlung voranzutreiben und Nihal, die am Anfang der Geschichte ja erst dreizehn Jahre alt ist, sich entwickeln und reifen zu lassen, so dass ihr aus der vermeintlichen Niederlage doch noch ein persönlicher Sieg erwächst, und schlussendlich Gutes bewirkt wird. Die Geschichte ist durchsichtig wie eine frischgeputzte Fensterscheibe. Selbst wenn Nihal in aussichtslose Situationen gerät oder ernsthaft verletzt wird, weiss jeder, der älter als zwölf ist, dass er um die Heldin des Romans nicht bangen muß.

Natürlich wird Im Land des Windes auch gestorben, natürlich trifft es einen edlen Recken und natürlich bricht sein Tod Nihal fast das Herz, denn auch die Romantik darf bei einer jugendlichen Heldin nicht zu kurz kommen. Natürlich ist sie bezaubernd und auf eine faszinierende Art schön, wenn sie auch laut Autorin angeblich keinem klassischen Schönheitsideal entspricht. Sie hat lange Wimpern, eine gertenschlanke Figur und “sehr weibliche Rundungen”, womit sie trotz ihrer außergewöhnlichen Augen- und Haarfarbe und den Mr.-Spock-mäßigen Ohren -was in einem Land, das auch von Kobolden, Gnomen, Wassernymphen und Drachen bevölkert ist, so ungewöhnlich auch wieder nicht ist – tatsächlich einem “klassischen Schönheitsideal” genauso wenig entspricht wie Heidi Klum. Natürlich ignoriert sie die begehrlichen Blicke der Soldaten und bleibt unnahbar. Natürlich ist sie eine unerbittliche Kämpferin, die jeden feindlichen Krieger niedermäht und natürlich ist es nicht Nihal, die von den Greueln des Krieges überwältigt wird als sie mit anderen jungen Kriegern zum erstenmal in die Schlacht geschickt wird, sondern ein zartbesaiteter Jüngling und natürlich gelingt es auch nur ihr, dass Oarf sie auf seinem Rücken fliegen lässt, ein Drache, der seit dem Tod seines ersten Herren, niemanden an sich heran lässt und wegen seines aggressiven Verhaltens sein Dasein in einem Käfig fristen muss.

Also: Nichts Neues unter der Sonne, aber immerhin ein unterhaltsam geschriebener Fantasyroman mit einer starken, entschlossenen, tapferen Heldin, mit der sich jüngere Mädchen sicher gerne identifizieren, sofern sie sich nicht von den manchmal brutalen Szenen abschrecken lassen, und für alle, die noch nicht allzuviel Leseerfahrung besitzen auch spannend.

The Legend of Sigurd and Gudrún von J.R.R. TolkienChristopher Tolkien präsentiert die wissenschaftliche und literarische Auseinandersetzung seines Vaters mit der Wälsungensage (der altnordischen Fassung der Nibelungensage), die J.R.R. Tolkien unter anderem zu zwei im Rahmen dieses Buches veröffentlichten epischen Gedichten nach mittelalterlichem Vorbild inspirierte: Dem von Ódin auserwählten Helden Sigurd ist ein ruhmreiches, aber tragisches Schicksal bestimmt, das auch das bis dahin behütete Leben der Königstochter Gudrún für immer verändert und ein ganzes Herrschergeschlecht mit in den Untergang reißt …

– If in day of Doom
one deathless stands,
who death hath tasted
and dies no more,
the serpent-slayer,
seed of Ódin,
then all shall not end,
nor Earth perish. –
(Völsungakviða en nýja I, 14)

The Legend of Sigurd and Gudrún (Die Legende von Sigurd und Gudrún)bildet die jüngste Veröffentlichung in der langen Reihe postum erschienener Werke J.R.R. Tolkiens. Ganz gleich, ob man hierin nun ein kommerziellen Rücksichten geschuldetes Ausschlachten auch noch der letzten Notizen oder das Streben nach einer möglichst lückenlosen Dokumentation und Veröffentlichung eines wertvollen literarischen Nachlasses erblicken will, die Erwartungen an jeden bisher noch unbekannten Text aus der Feder eines der Begründer des Fantasygenres sind selbstverständlich hoch.

Doch wer auf einen „neuen“ Tolkienroman etwa nach dem Muster von The Children of Húrin (Die Kinder Húrins) hofft, wird sich wohl wundern: Fantasy im klassischen Sinne findet man trotz Drachenkampf und Zaubertrank in The Legend of Sigurd and Gudrún nicht. Stattdessen bietet der Band zwei vollständige, altnordisch betitelte epische Gedichte über die Wälsungensage, die Völsungakviða en nýja (Das neue Wälsungenlied) und die Guðrúnarkviða en nýja (Das neue Gudrúnlied), im Anhang zudem noch ein Gedicht Tolkiens nach dem Vorbild der Völuspá und Fragmente seines Versuchs, das Atlilied auf Altenglisch nachzudichten.

Umrahmt werden die Gedichte von umfangreichen Sachtexten, die teilweise von J.R.R. Tolkien, teilweise von seinem hier als „Herausgeber“ fast schon unterbewerteten Sohn Christopher stammen und nicht nur eine kommentierende Deutungshilfe bieten, sondern auch einen Blick auf den Wissenschaftler Tolkien erlauben, der zwar in mancherlei Hinsicht dem Forschungsstand seiner Zeit verhaftet war, andererseits aber über ein so sensibles Gespür für Sprache und ihre Eigenarten und Einsatzmöglichkeiten verfügte, dass ihn noch manch heutiger Philologe darum beneiden dürfte. Jeder Leser, der sich fachlich oder privat mit der Mediävistik beschäftigt, wird die hier dargebotenen Erkenntnisse sicher mit Interesse in sich aufnehmen und bisweilen auch kritisch hinterfragen. Ob allerdings der durchschnittliche Fantasyfan die oft akribischen Ausführungen über die Feinheiten mittelalterlicher Metrik oder atmosphärische Unterschiede zwischen angelsächsischer und altnordischer Dichtung als spannend empfindet, sei dahingestellt.

Und dennoch: Die Hintergrundinformationen, die in den Sachabschnitten vermittelt werden, sind alles andere als überflüssig, denn erst sie erlauben eine Würdigung der Leistung, die Tolkien mit seiner nahezu perfekten Nachahmung frühmittelalterlicher Stabreime und seinem gekonnten Einsatz formelhafter, mündliche Überlieferung evozierender Wendungen vollbringt. The Legend of Sigurd and Gudrún erlaubt weit besser als mancher moderne Fantasyroman ein Versinken in Sprache und der atmosphärischen Dichte, die sie erzeugen kann. Ganz gleich, ob in poetischen Wendungen eine Reise durch urwüchsige Landschaften geschildert, ein dramatischer Kampf heraufbeschworen oder eine Strophe mit emotionsgeladener Figurenrede aufgelockert wird, Tolkien erweist sich als Meister seines Fachs, dem es gelingt, einen die altvertraute Handlung um Sigurd (der dem Siegfried des Nibelungenlieds entspricht), Gudrún (Kriemhild), ihre Brüder und den Hunnenkönig Atli (Etzel/Attila) in mitreißender Form noch einmal ganz neu erleben zu lassen.

Auf bewusst gebrauchte Archaismen muss man sich allerdings einlassen, ebenso auf reichlich Pathos (das in der Entstehungszeit der beiden Gedichte, die wohl etwa in die 1930er Jahre zu datieren sind, allerdings noch weniger befremdlich gewirkt haben dürfte als in der heutigen Zeit). Ganz wie die mittelalterlichen Dichtungen, an denen Tolkien sich orientiert, setzen seine „Lieder“ zudem beim Leser zumindest Grundkenntnisse des darin verarbeiteten Stoffs voraus, ohne die sich manche verkürzt dargestellte, übersprungene oder nur angedeutete Einzelheit wohl nicht auf den ersten Blick erschließt.

Inhaltliche Überraschungen finden sich somit für jemanden, der mit der Handlung der Nibelungensage und ihrer skandinavischen Variante vertraut ist, vor allem im Detail. Bemerkenswert ist insbesondere, dass Tolkien den altnordischen Mythen eine sehr christlich geprägte Interpretation angedeihen lässt: Sigurd erscheint als prophezeite Erlösergestalt mit deutlichen Anklängen an Christus. So ist er nicht nur von göttlicher Abstammung, sondern wird auch als Überwinder der Schlange bzw. des Drachen apostrophiert (beide können in der christlichen Ikonographie für den Teufel stehen) und schafft durch seinen irdischen Tod die Voraussetzung zur Überwindung des Todes im Jenseits. Eine noch stärkere Verquickung von heidnischer Sagenwelt und christlicher Heilsgeschichte ist eigentlich kaum vorstellbar. Umso auffälliger ist es, dass Christopher Tolkien diese Ebene in seinem Kommentar ausblendet und sich in seiner Deutung lieber auf Parallelen zur fiktiven Mythologie seines Vaters beschränkt, in der teilweise ähnliche Motive aufscheinen.

In der Tat trägt der Umstand, dass J.R.R. Tolkiens Begeisterung für altnordische Sagen in hohem Maße in seine Fantasywerke eingeflossen ist, einen Gutteil zur Faszination von The Legend of Sigurd and Gudrún bei, erlaubt doch das Wissen um sein übriges Schaffen, die Gedichte nicht nur als – wenn auch gelungene – gelehrte Spielerei abzutun. Für Tolkienfans ist das vorliegende Buch daher auf jeden Fall eine Bereicherung, ebenso für sprachbegeisterte Leser (sofern sie zugleich ein Faible für Sagen und Mythen haben). Wer hingegen Fantasy ausschließlich in Form unterhaltsamer Romane genießen möchte, wird hier eine Enttäuschung erleben.

Die Legende von Sigurd und Gudrún von J.R.R. TolkienChristopher Tolkien präsentiert die wissenschaftliche und literarische Auseinandersetzung seines Vaters mit der Wälsungensage (der altnordischen Fassung der Nibelungensage), die J.R.R. Tolkien unter anderem zu zwei im Rahmen dieses Buches veröffentlichten epischen Gedichten nach mittelalterlichem Vorbild inspirierte: Dem von Ódin auserwählten Helden Sigurd ist ein ruhmreiches, aber tragisches Schicksal bestimmt, das auch das bis dahin behütete Leben der Königstochter Gudrún für immer verändert und ein ganzes Herrschergeschlecht mit in den Untergang reißt …

– Einst in der Urzeit
war alles noch leer,
nicht gab’s noch See
noch salzkalte Wellen,
Erde war unten nicht
noch über ihr Himmel –
gähnendes Nichts
und nirgends Gras. –
Völsungakviða en nýja I

Zu Die Legende von Sigurd und Gudrún liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Die Mächte des Feuers von Markus HeitzAls Großmeisterin Silena, eine Nachfahrin des Heiligen Georg und Kämpferin beim Officium Draconis – der Drachenjägersparte der Kirche – ihre beiden Brüder durch einen mutmaßlichen Angriff von Drachen verliert, ist das erst der Anfang. Seltsame Dinge gehen vor in München und Berlin, Hellseher und andere Spiritualisten haben schreckliche Visionen. Die Altvorderen Drachen tragen Machtkämpfe aus, und neben Silena werden noch andere Menschen in die Sache gezogen, bei der es bald um die Jagd nach mächtigen Artefakten des Drachenkampfes geht. Zusammen mit dem russischen Fürsten Grigorji und dem Medium Madame Sátra – zwei wenig vertrauenswürdigen Verbündeten – nimmt Silena den Kampf gegen die grausamen Ungeheuer auf.

-„Wann der Herr wohl wieder zurückkehrt?“ Xing streifte die Oberfläche der Daunendecke glatt, die sie aufgeschüttelt hatte, und blickte nachdenklich aus dem Fenster.-
1. Januar 1925, Korumdie Gebiet, Zarenreich Russland,
An der Grenze zu China

2006, als Markus Heitz  nach seiner episch angelegten Ulldart-Saga, den leicht tolkienesk angehauchten Zwergen samt Nachfolgern und den auf den Spuren von Pakt der Wölfe wandelnden Ritus  mit Die Mächte des Feuers an den Start ging, war Steampunk noch nicht in aller Munde. Nur so kann man sich das Nachwort erklären, das man auch als Verteidigungsschrift für das Setting mitten im Glamour und der sich entwickelnden Technik der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts  lesen kann. Nicht, dass es das gebraucht hätte: Der Reiz dieser ungewöhnlichen Drachengeschichte liegt gerade darin, dass hier auch Doppeldecker über den Fantasy-Himmel brummen dürfen und man in ein alternatives Europa eintauchen kann, in dem Drachen ihren Einfluss genommen haben. Oder genommen haben sollen, doch dazu später mehr. Markus Heitz kennt sich gut aus mit der Zeit, die er beschreibt, da ist es fast schade, dass er sich oft auf Name-Dropping beschränkt und den zeitlichen Kolorit auf weiter Strecke auch sprachlich nicht vermitteln kann. Nur selten hebt sich das Ambiente von der modernen oder einer beliebigen anderen Fantasy-Welt ab. Das Potential des Settings ist damit verschenkt, denn die wenigen wirklich atmosphärischen Szenen – wie etwa der Prolog des Romans – machen Lust auf mehr. Ansonsten ist man gut beraten, sich vielleicht doch lieber nochmals Sky Captain anzusehen, wenn man das Flair der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts erleben will.

Die Weltgeschichte mit Drachen und einem eigenen Kirchenamt für Drachenfragen (das aus den Drachenheiligen hervorgegangen ist) neu zu schreiben, ist ein schöner Ansatz, allerdings scheint sich trotz der ausdrücklich massiven Einflüsse der Drachen geschichtlich nicht allzu viel geändert zu haben, und die kulturgeschichtlichen Einflüsse sind gering und wirken manchmal sehr bemüht (ein beispielhaftes Detail: ein Flugzeug mit ausfahrbarer Lanze, um Drachen damit aufzuspießen, hat die Typenbezeichnung “Lanzelot”). Obwohl die Kirche eine große Rolle spielt, bleiben religiöse Hintergründe äußerst vage. Auch wenn Die Mächte des Feuers auf unserer Welt spielt, hätte mehr Weltschöpfung dem Roman gutgetan, gerade im Bezug auf das Konzept der Drachen.

Eine große Figurenanzahl bringt dem Leser die Handlung näher, und die meisten davon geben nach außen hin ein buntes und interessantes Bild ab, wirken aber insgesamt hölzern. Charakterliche Kehrtwendungen wie die des russischen Fürsten Zadornov, der sich anfangs in der Tat gibt wie der angebliche Sprößling von Rasputin, der er sein soll, kommen mit der Brechstange. Die Protagonistin Silena dagegen ist als Identifikationsfigur für jedermann konzipiert und bleibt charakterlich farblos, darf aber dafür die Phantasie mit Gedanken über ihre Unterwäsche anregen. Subtiler wird es auch nicht, wenn es um die Überraschungen geht, die die ein oder andere Figur bereithält.
Anfangs fällt das allerdings kaum ins Gewicht – die Geschichte beginnt spannend mit vielen mysteriösen Vorkommnissen und wird auf vielen Ebenen eröffnet, so dass man sich ein vielschichtiges Szenario erhofft. Doch die Fraktionen und Inhalte, die aufgefahren werden, nehmen kein Ende, die Logik verabschiedet sich irgendwann zwischen Schauplatzwechseln und Kämpfen zwischen Mensch und Drache und Mensch und Mensch, und irgendwann löst sich alles in eine etwas wirre Schwarz-Weiß-Malerei auf, was so verheißungsvoll begonnen hat.
Ein unverzichtbares Novum für Drachenliebhaber ist Die Mächte des Feuers also nicht – und auch der alternative Weltentwurf ist kein allzu farbenprächtiges Ideenfeuerwerk.

Cover von Der Prinz und der Feuervogel von Patricia A. McKillipDer Feuervogel ist ein prächtiges Wesen voller magischer Kräfte. Mit einem Schrei, der so schrecklich ist, daß kein menschliches Ohr ihn erträgt, verwandelt er alles, was ihm in die Quere kommt, in Gold und Edelsteine. Als aber der Mond über den Mauern von Ro Haus aufgeht, verwandelt sich dieser seltsame Vogel in einen jungen Mann, auf dem ein dunkler Fluch lastet. Fast zur selben Zeit stört noch jemand den Frieden von Ro Haus: Ein fremder Magier, der die Gestalt eines weißen Drachen annehmen und die Zeit anhalten kann. Er benötigt einen Schlüssel, der in Ro Haus versteckt gehalten wird, und will ihn unbedingt an sich bringen. Dazu entführt er Meguet, die Wächterin des Jungen Schwans, in seine Heimat, wo unsichtbare Drachen das Land beherrschen.

-“Ja”, flüsterte er. “Der Vogel schreit um Hilfe – er verwandelt seine Schreie in Edelsteine, Gold, in irgend etwas Wertvolles, das ins Auge fällt.” “Woher wußtest du, daß du hier Hilfe finden kannst?” “Der Vogel wußte es.”-
Kapitel 3

Man könnte den Roman Der Prinz und der Feuervogel (The Cygnet and the Firebird) durchaus unabhängig vom ersten Teil des Cygnet-Zyklus Die Zauberin und der Schwan (The Sorceress and the Cygnet) lesen. Die beiden Bände hängen nur relativ lose miteinander zusammen, und man dürfte kaum Verständnisschwierigkeiten haben, wenn man den ersten Band nicht gelesen hat.
Für den Lesegenuß und das Verständnis ist es jedoch besser, die chronologische Reihenfolge einzuhalten.
Die Geschichte wird vom englischen Originaltitel The Cygnet and the Firebird (“Der Junge Schwan und der Feuervogel”) wesentlich besser umrissen, der verwendete deutsche Titel ist etwas irreführend. Die kurze Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches ist ebenfalls verdreht und bringt Patricia McKillips poetischen Roman erheblich durcheinander. Genau genommen stimmt eigentlich gar nichts von dem, was da zusammenfassend auf der Buchrückseite vom Verlag geschrieben wurde, und man hat, wie auch beim ersten Teil, das Gefühl, dass dieser Band wohl eher für den Bahnhofsverkauf konzipiert wurde. Diese Ausgabe dürfte auch kaum von einem Lektor mit großem Aufwand nachbearbeitet worden sein, denn es häufen sich auch hier zum Teil gravierende Rechtschreibfehler. Darüber hinaus wurde qualitativ schlechtes Papier verwendet und auch das nicht eben gelungene Cover vervollständigen den Eindruck einer lieblosen Produktion.
So wenig das Äußere dieses Taschenbüchleins zum Schmökern und Lesen einlädt, so schade wäre es, ließe man es sich entgehen:
Die Handlung des zweiten Teils spielt in einem Land, das von seinen Gegebenheiten ein wenig an den vorderen Orient erinnert, und seine magische Natur, die sich vollständig von jener in Ro Holding unterscheidet, ist das zentrale Thema dieses Buches:
Es ist ein Roman voller Exotik, und dem Zauber, den eine Kultur auf einen fremden Besucher ausüben kann, nämlich die des Landes Saphier und der Wüste Luxour, in der immer wieder Schatten von Drachen beobachtet werden. Die geisterhafte Anwesenheit dieser legendären Geschöpfe macht die Luxour zu einem Ort voller traumgleicher, geheimnisvoller Magie.
Patricia McKillip beschreibt das Wesen der Drachen auf eine neue und eigentümliche Weise. Ihre Drachen sind keine “greifbaren” Geschöpfe, wie sie sonst in den Märchen, Sagen und Legenden der Welt vorkommen. Man ahnt hier lange Zeit nur ihre Präsenz, man glaubt zum Beispiel “aus dem Augenwinkel” hier mal eine Flügelspitze zu entdecken oder dort mal ein Auge oder eine Klaue aufblitzen zu sehen. Sie tauchen in den Träumen einiger weniger auf und hinterlassen geheimnisvolle Botschaften. Bei manchen ist es eine unbestimmte Sehnsucht – bei anderen eine namenlose Furcht. Bei McKillip sind sie sehr mächtige magische Wesen, die nicht eindeutig gut oder böse sind, und die sich nicht für die armseligen menschlichen Begierden und Leidenschaften interessieren oder gar benutzen lassen.
Auch das mystisch-mythische Moment der menschlichen Protagonisten bleibt in diesem Teil des Romans erhalten, so dass man die typisch menschlichen Regungen nach wie vor fast vergebens sucht. Viele Figuren bleiben unnahbar und deren Beweggründe für ihre Handlungsweise sind genauso selten wirklich zu verstehen, wie das bei den meisten Figuren des ersten Teils der Fall war.
Patricia McKillip versteht es, ihre Romane so zu schreiben, als erzähle sie einen Traum: Ihre menschlichen Figuren sind meist halb feenhafter Natur mit Fähigkeiten, die weit jenseits unseres alltäglichen Erfahrungshorizontes liegen, und ihre Drachen sind keine unförmigen, häßlichen und grünbeschuppten Ungeheuer. Ihre Drachen sitzen nicht Jungfrauen verspeisend, Feuer spuckend und Angst und Schrecken verbreitend groß und plump auf irgendwelchen unermesslichen Schätzen, sondern sie schafft es mit ihrem magisch-poetischen Stil, sogar solche riesigen und beeindruckenden Wesen wie die Drachen in gleichsam nebelhafte Magie zu verwandeln …

Die Rache der Shadowmoon von Sean McMullenNach dem Untergang des Kontinents Torea machen Wetterschwankungen wichtige Schiffswege unpassierbar. Daher schließen sich mächtige Zauberer zusammen, um das magische Artefakt “Dragonwall” aufzubauen, das die Probleme in Griff bekommen kann (und nebenbei auch noch anderen Zwecken dient). Bald geht nicht nur den Beteiligten auf, dass damit ein schwer zu kontrollierendes Experiment angestoßen wurde. Zum Glück sind schon einige Helden unterwegs: Wallas ist ein kürzlich des Attentats beschuldigter Hofmusiker, der in erster Linie Frauen und ein sorgloses Leben im Kopf hat. Er trifft auf Andry, einen Seefahrer, der sein Heimweh in Alkohol ertränkt – gemeinsam stolpern sie in die Bemühungen zur Verhinderung von Dragonwall …

– Obwohl ein Wolkenbruch auf die Straßen von Alberin niederprasselte und der Wind so stark war, dass man in den Böen nicht geradeauf laufen konnte, waren die beiden Männer, die gerade das Anwesen verlassen hatten, erleichtert, wieder im Freien zu sein. –
Prolog

Zu Die Rache der Shadowmoon liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Die Rache der Shadowmoon und Die Schlacht der Shadowmoon.

Cover von Das Regenbogen-Schwert von Simon R. GreenPrinz Rupert wird ausgeschickt, um in den Wäldern einen Drachen zu erlegen. Nicht so sehr, damit er sich bewährt, denn es kann nur einen Thronerben geben, und Prinz Rupert ist nunmal der Zweitgeborene. Doch als der Prinz und sein melancholisches, sprechendes Einhorn tatsächlich auf einen Drachen treffen, entpuppt dieser sich als alt, müde und Schmetterlingssammler. Darüber hinaus tyrannisiert den kampfesmüden Drachen eine schlagkräftige Prinzessin, die vor ihrem Bräutigam ausgerissen ist. Als das Königreich von einer immer stärker werdenden dunklen Macht bedroht wird, ist Prinz Rupert plötzlich der einzige, der sich der drohenden Gefahr (gemeinsam mit seinen drei untypischen Begleitern) entgegenstellen kann.

-»Kein Drache, kein Regenbogenschwert, aber wir kehren in die Finsternis zurück! Wir müssen verrückt sein! Aber was soll’s? Vielleicht finden wir wenigstens den Mistkerl, der mein Horn geklaut hat. Seit der Zeit fühl ich mich irgendwie nackt.«
»Du bist doch immer nackt«, sagte Rupert.
»Menschen sind eine Rasse zum Abgewöhnen«, meinte das Einhorn.-
Kapitel Fünf – Der Schwarze Turm

Wow, das hätte ich wirklich nicht gedacht! Der verzweifelte Spontankauf überrascht auf ganzer Linie: die komplexe, spannende, ideenreiche und lustige Geschichte hat mich sofort gefesselt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Allein schon die Charaktere sind fabelhaft gelungen: das melancholische, dauernd meckernde Einhorn, der friedfertige Drache, eine nicht ganz damenhafte Prinzessin und der ständig übersehene, aber trotzdem heldenhafte Prinz Rupert bilden ein Quartett der Extraklasse. Diese Kombination schreit geradezu nach vielen bissigen und komischen Ereignissen und davon gibt es im Buch auch reichlich. Gott sei Dank versucht der Autor nicht, den Witz auf jeder Seite mit Gewalt übers Knie zu brechen, sondern streut gekonnt an den richtigen Stellen Ironie oder Sarkasmus. Und neben all den lustigen Stellen wir hier eine durchaus ernste Geschichte erzählt: das Waldkönigreich wird vom Dämonenfürsten und seinen Sklaven bedroht und Rupert ist der einzige, der die Welt noch vor dem Bösen retten kann. Jedoch hatte der Zweitgeborene am Hofe des Königs nie ein leichtes Leben: immer im Schatten seines älteren Bruders war er oft genug nur ein Ziel für Intrigen und die Boshaftigkeit des Hofadels. Gleich zu Beginn des Buches befindet er sich ja auf einer Mission, die ihn eigentlich das Leben kosten soll – schließlich braucht keiner einen zweiten Sohn, denn die Erbfolge ist bereits gesichert. Dieser Wechsel zwischen lustiger Geschichte, bitterer Ironie und den persönlichen Schicksalen der Charaktere (Prinzessin Julia wurde von ihren sieben älteren Schwestern dem Drachen zum Frass vorgeworfen, weil sie sich weigerte zu heiraten!) ist unglaublich gut aufgebaut und macht das Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Und auch der Stil des Autors ist gelungen, schließlich werden viele schöne Metaphern für die Geschichte benötigt.
Aber irgendwo ist immer ein Haken, und diesmal war es das (meiner Meinung nach dämliche) Cover. So nichtssagend und irgendwie albern, dass ich mich damit kaum von zu Hause fort trauen konnte. Dafür ist der Roman im Gesamturteil eine der wirklich lesenswerten Fantasygeschichten auch für Neueinsteiger.

Die Schlacht der Shadowmoon von Sean McMullenNach dem Untergang des Kontinents Torea machen Wetterschwankungen wichtige Schiffswege unpassierbar. Daher schließen sich mächtige Zauberer zusammen, um das magische Artefakt “Dragonwall” aufzubauen, das die Probleme in Griff bekommen kann (und nebenbei auch noch anderen Zwecken dient). Bald geht nicht nur den Beteiligten auf, dass damit ein schwer zu kontrollierendes Experiment angestoßen wurde. Zum Glück sind schon einige Helden unterwegs: Wallas ist ein kürzlich des Attentats beschuldigter Hofmusiker, der in erster Linie Frauen und ein sorgloses Leben im Kopf hat. Er trifft auf Andry, einen Seefahrer, der sein Heimweh in Alkohol ertränkt – gemeinsam stolpern sie in die Bemühungen zur Verhinderung von Dragonwall …

– Am fünften Tag nach der Abreise aus Glasbury kam die Reisegarde in Sichtweite des Kapfanggebirges, einer noch jungen Bergkette mit spitzen Gipfeln und scharfen Graten, nahezu frei von sanften und abgerundeten Hängen. –
Drachenschule

Zu Die Schlacht der Shadowmoon liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Die Rache der Shadowmoon und Die Schlacht der Shadowmoon.

Cover des Buches "Sommer der Drachen" von Lawrence Watt-Evans Im Sommer der Drachen ist der junge Arlian der Einzige, der den Angriff der mörderischen Echsen auf das Dorf Obsidian überlebt. Von Plünderern als Sklave in die Fremde verkauft, bewegt ihn fortan nur ein Gedanke – Rache zu nehmen an denen, die seine Familie und seine Kindheit auf dem Gewissen haben …

-»Hast du schon mal einen Drachen gesehen, Grandsir?«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht«, antwortete er. »Schließlich bin ich noch am Leben, nicht wahr?«-
Erstes Buch: Arlian ; 1- Drachenwetter

Der Auftakt der Obsidian-Chroniken ist nicht gerade ein Meisterstück der fantastischen Erzählkunst.
Die Handlung ist mehr als dürftig und vorhersehbar, die Charaktere sind bloße Schemen und der Protagonist ist unglaubwürdig. Einzig die Welt scheint interessanter als der Rest, kann das Buch aber auch nicht unbedingt retten. Die Handlung wirkt arg durchkonstruiert und lässt kaum Spannung aufkommen. Ein paar Pseudo-Erörterungen über die Ungerechtigkeit dieser Welt (mit immer demselben Ergebnis) helfen da auch nicht weiter. Und die vielen Zufälle und glücklichen Fügungen machen die Handlung nicht glaubwürdiger. Die gesuchten Drachen tauchen zwar zu Beginn der Geschichte auf, danach sind sie aber nur noch der Aufhänger, die dunkle Bedrohung, die Arlian bekämpfen will. Des weiteren erfährt man recht wenig von ihnen.

Die Charaktere sind meistens nach Schema F aufgebaut. Einfallsreiche Namen wie Blitzhand (weil er schnell mit dem Schwert ist), Black (schwarze Sachen) und Sumpf (entsprechendes Aussehen) sagen bereits alles über die Personen aus, mehr braucht man nicht zu erfahren. Da die meisten Personen eh nach einigen Seiten wieder verschwinden, ist das auch nicht weiter dramatisch. Die Stilisierung auf bloß eine herausragende Eigenschaft spart schließlich viel Zeit. Der Protagonist Arlian ist eine Mischung aus naivem Bauernburschen und Schwertkämpfer, der vergeblich versucht, Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.
Nun, im Grunde eine interessante Idee, denn Arlian muss immer wieder feststellen, dass er als Einzelner kaum imstande ist, etwas großartig zu bewegen. Da wäre jede Menge Raum für entsprechende Ausführungen, stattdessen nimmt der Autor den einfacheren Weg: Arlian ist noch zu jung oder zu unerfahren, er muss noch viel lernen, aber dann irgendwann wird er seine Rache bekommen. Entsprechend kann man sich den Fortgang der Geschichte denken, besonders, da Arlian ja jetzt schon auf dem besten Wege ist, ein herausragender Schwertkämpfer zu werden. Wollen wir hoffen, dass der Autor in den Folgebänden nicht weiter den einfachen Weg nimmt und Arlian tatsächlich einfach alle abmetzeln darf, doch alle Zeichen stehen dafür. Die Naivität von Arlian ist wohl die größte Schwachstelle des Charakters, sie ist einfach viel zu unglaubwürdig. Nach dem Tod der Eltern durch Drachen, Jahren der Gefangenschaft als Sklave und Bezeugen dutzender Ungerechtigkeiten gegen andere glaubt er trotzdem fest daran, alles wieder richten zu können. Seine Liste von unerledigter Rache wird im Laufe des Buches immer länger, aber das scheint ihn nicht zu stören. Als Ausgleich für diese Naivität lernt er die Kunst des Schwertkampfes, wo er zwar nicht sofort ein Meister wird, aber natürlich nicht untalentiert ist.

Einzig das Setting birgt ein paar interessante Begebenheiten, die aber viel zu vage beschrieben werden, als dass sie ein richtiges Bild der Welt erzeugen könnten. Arlian stapft anscheinend mit Scheuklappen durch die Welt und bemerkt nur das Nötigste. Schade eigentlich, denn schon das Grobe lässt auf ein paar interessante Ideen schließen.
Sprachlich ist das Buch auch kein riesiger Wurf. Einfache Sätze ohne herausragende sprachliche Gewandtheit, der Story entsprechend simpel. Zumindest gab es keine grammatikalischen Verstöße, wenn man schon was Positives erwähnen will. Alles in Allem also ein sehr enttäuschender Anfang, der mich nicht gerade fesseln konnte.

Zuletzt noch eine Bemerkung zum Coverbild: es hat rein gar nichts mit der Handlung zu tun.

Song of the Beast von Carol BergEinst galt Aidan MacAllister als Günstling der Götter und bester Musiker seiner Zeit, und seine Lieder hatten die Kraft, die Gemüter der Menschen zu verändern. Doch plötzlich verschwand er spurlos – wegen Verrats am König, seinem Vetter, wurde er eingesperrt. Nach 17 Jahren wird er entlassen, aber das Gefängnis hat ihn gebrochen, sein Talent ist verwirkt. Doch sein Lebenswille erwacht langsam wieder, denn er will herausfinden, warum er jahrelang gefoltert und von der Welt ferngehalten wurde. Die Drachen, Kriegsbestien des Königreiches und Säulen seiner Macht, scheinen dabei eine wichtige Rolle zu spielen, aber bevor Aidan mehr herausfinden kann, wird er wiederum von den Häschern des Königs verfolgt.

-The light had almost undone me. I had not been prepared for any of it, dead man that I was, but never could I have been ready for the shattering explosion of sunlight after so many years in the dark.-
Chapter 1

Nach der Veröffentlichung von Carol Bergs Rai-Kirah-Trilogie konnte die Autorin auch diesen – früher verfaßten – Roman veröffentlichen, einen heimlichen Erstling also. Man merkt ihm auch einige ungeschliffene Kanten an, vor allem in der nicht ganz ausgewogenen Handlungskonstruktion, und Themen und Elemente decken sich zum Teil mit dem, was die Autorin später ausführlicher und elaborierter ausgearbeitet hat.
Aber Song of the Beast besticht durch faszinierende Plotideen rund um Götterglauben, Drachen und Musik, eine spannende, treibende Handlung, souveräne Sprache und  gelungene Charaktere. Der abgeschlossene Einzelband bietet zudem eine epische Handlung auf nicht zu vielen Seiten.

An Parallelen zu den drei Vorgängern sticht als erstes der zu Beginn gebrochene und aussichtslose Hauptcharakter ins Auge. Berg weiß allerdings mit ihren Figuren umzugehen, so daß gerade in diesem Bereich nicht so schnell Langeweile aufkommt: es sind durch die Bank keine Neulinge, die sich erst ihren Platz in der Welt suchen und Erfahrungen machen müssen, sondern gestandene Männer und Frauen, die bereits viel durchgemacht haben. Für diesen Hintergrund ist die Ich-Perspektive des Romans die beste Wahl, allerdings wechseln die erzählenden Charaktere, und die Übergänge sind trotz der eindeutigen Zuordnung nicht immer bruchlos von statten gegangen, zumal die sehr ungleichmäßige Verteilung (es gibt nur sehr kurz einen Schwenk zu einer anderen Figur) wie ein strukturell unschöner Notnagel in der Plotkonstruktion wirkt.

Viele Wendungen und Überraschungen lassen die Handlung fast bis zur letzten Seite spannend bleiben – und an den gediegenen Szenen- und Satzkompositionen merkt man trotz der Konstruktionsschwächen, daß hier eine sehr talentierte Erzählerin am Werk ist: Egal, ob bewegend, lustig oder haarsträubend spannend, Carol Berg bewegt sich immer auf sicherem Boden. Nebenbei wird eine Welt präsentiert, die im Detail, auch wenn man nur dedizierte Ausschnitte zu sehen bekommt, sehr lebensecht wirkt – Magie wird man allerdings vergeblich suchen.

Das Besondere an Song of the Beast und der Grund, weshalb man vielleicht trotz  der ungeschliffenen Kanten einen Blick hineinwerfen sollte, sind die Drachen. Selten hat man ein so gelungenes und stimmiges Konzept für diese beliebten Fantasystereotype schlechthin gelesen. Was meistens irgendwie gekünstelt und zusammengeschustert wirkt, läuft hier wie geschmiert: Die Drachen sind viel mehr als nur Tiere, aber meilenweit von einer anthropomorphisierten Darstellung entfernt und strahlen die Erhabenheit aus, die man sich zumindest in diesem Setting von solchen Urmächten erwartet.

Ein Tanz mit Drachen von George R.R. MartinDaenerys, die Königin der Drachen muss eine Entscheidung treffen. Während ihre wahre Liebe einem machtlosen Söldner gilt, muss die Königin der Drachen eine politisch vorteilhafte Wahl treffen für ihren zukünftigen Gemahl. Doch elcher ihrer Adligen Freier stellt den mächtigsten Verbündeten für die Eroberung Westeros dar?
Die Intrigen der Adligen interessieren das wahre Schlachtfeld jedoch nicht. Außerhalb der sicheren Mauern entscheidet sich das Schicksal Westeros’ im Kampf.

– Der Schädel ruhte auf einem Bett aus schwarzem Filz und grinste. Alle Schädel grinsten, aber dieser erschien fröhlicher als die meisten anderen. Und größer. –
Der Beobachter

Zu Der Sohn des Greifen liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Der Sohn des Greifen und Ein Tanz mit Drachen.

Cover des Buches "Der Thron der Libelle" von Wolfgang Hohlbein Zehn Jahre nach dem letzten Angriff durch feindliche Drachen herrscht nach langer Unruhe endlich Frieden. Nach Meinung der Bürger von Schelfheim sind Angella, Kara und ihre Drachenreiter ohne weiteren Nutzen, denn die Gefahren scheinen gebannt. Doch dann häufen sich unerklärliche Phänome: Auf dem Land erscheinen giftige Seen aus dem Nichts, geheimnisvoller Staub tötet alle Menschen über 30 Jahre und in einem Landstrich hört es seit Monaten nicht auf zu regnen. Während die Drachenreiter die Phänome untersuchen, stellt sich heraus, dass dies nur die Vorboten einer weitaus größeren Gefahr sind, die nicht nur Schelfheim, sondern den ganzen Planeten bedroht.

-»Da siehst du, wie weit du mit deiner famosen Technik kommst«, erwiderte Kara verärgert. Sie gab sich Mühe, das Wort möglichst abfällig auszusprechen. »Wenn man sie einmal wirklich braucht, funktioniert sie nicht!«-
14

Ganz im Stil des Vorgängers (Die Töchter des Drachen) gehalten, entwickelt der Autor auch hier wieder einen spannenden Roman, der überraschend tiefgründig wird.
Was vor 1100 Seiten als eine eher mittelalterliche anmutende Drachengeschichte beginnt, endet hier als Kampf zwischen Natur und Technik, Drachen gegen Maschinen, Veränderung gegen Erhaltung. Ich war besonders überrascht, dass der Roman in eine völlig andere Richtung steuert, als man es zunächst erwartet. Wer nur ein bisschen Abenteuer mit ein paar exotischen Tieren erwartet, wird enttäuscht bzw. überwältigt von der Tiefe, die der Autor in dieses unscheinbare Buch packt.

Drachen spielen zwar eine wichtige Rolle, aber nicht die entscheidende. Vielmehr wird die Entwicklung eines ganzen Volkes erzählt, die Geschichte der Erde, wie sie vielleicht ablaufen könnte. Unglaublich detailreich lässt Hohlbein eine Welt entstehen, die auf den ersten Blick fremd und bizarr erscheinen mag, bei genauerem Hinsehen aber gar nicht so abwegig wirkt. Die Handlung ist wider erwarten gut durchdacht und strukturiert, sie enthält kaum Längen und hält sich nicht mit unwichtigen Nebenaspekten auf. Kleinere Schwächen wie z.B. die vielen kleinen “Zufälle”, mit denen Kara wieder einer tödlichen Gefahr entgeht, stören zwar etwas, dafür wird man diesmal mit einem starken Finale belohnt.
Die letzten vierzig Seiten sind hier das Wichtigste, denn sie lassen die beiden Romane erst im richtigen Licht erscheinen. Sie krempeln die Geschichte nochmal fast völlig um.

Alles in Allem zwei wunderbare Bücher, die so ganz anders sind als das, was man sonst von Hohlbein kennt.

Cover des Buches "Die Töchter des Drachen" von Wolfgang HohlbeinAls Talianna noch ein Kind war, töteten Drachen ihre Eltern und legten ihr Dorf in Schutt und Asche. Nun, fast 20 Jahre später, zieht sie durch die Welt, um die grausamen Drachen zu finden und Rache zu nehmen. Ihr Weg führt sie durch eine zerstörte Welt, durch endlose Wüsten und ausgetrocknete Meere, wo jeder Schritt tödliche Gefahren birgt…

-Die Mauer ragte schwarz gegen den Nachthimmel auf, nicht mehr als ein Schatten, dessen Umrisse die Sterne auslöschten, die wie kleine blankpolierte Augen am Firmament standen; ein finsteres Loch, das jemand in den Himmel gestanzt hatte.-
Prolog

Ups – Moment! Habe ich mich beim Autor vermacht?
Ich habe einige Bücher von Hohlbein gelesen und war danach immer mehr oder weniger enttäuscht, also hatte ich entsprechende Vorurteile von diesem etwas älterem Werk. Aber nein, ich wurde überrascht. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass ein Hohlbein-Roman mich nochmal so fesseln könnte.

Die Story enthält viele interessante Ideen und überraschende Wendungen. Besonders das Ende lässt den Roman dann in einem völlig anderen Licht erscheinen, als man zu Beginn erwartet hätte. Kleine Schwächen in der Handlung sind leicht zu verzeihen, da ist man wirklich Schlimmeres vom Autor gewohnt.
Anstatt wie üblich durch die Gegend zu hetzen und seine Charaktere möglichst viele tödliche Gefahren überleben zu lassen, nimmt sich Hohlbein Zeit, die Welt auszuarbeiten und zum Leben zu erwecken, in der Tally und ihre Gefährten sich befinden. Die Charaktere wirken nicht nur wie bloße Abziehbilder, sondern sind wie die Welt ziemlich gut beschrieben und glaubwürdig.

Einzig die Aufmachung bedarf Besserung. Vor Rechtschreibfehlern sind wir alle nicht gefeit, aber ein bisschen Mühe darf man sich schon geben. Ab und zu fehlen Buchstaben oder werden Personen vertauscht (was zu ulkigen Selbstgesprächen führen kann, wenn eine Person mit sich selbst streitet, was aber nicht Sinn der Sache ist), das könnte man besser hinbekommen. Dies stört aber den Lesefluss nur unwesentlich und man kann in aller Ruhe Tally bei ihrer Reise begleiten.

Cover von Wachen! Wachen! von Terry PratchettEine geheime Bruderschaft bedroht die Stadt Ankh-Morpork, indem sie einen Drachen herholt, um den Patrizier zu stürzen. Dagegen vorgehen könnte die Stadtwache, wäre sie nicht die marodeste, arbeitsscheueste, feigste und korrupteste Truppe der ganzen Stadt. Doch voller Hoffnung betritt der aufrichtige Karotte Ankh-Morpork, um sich der ehrenhaften Wache anzuschließen und die Bürger zu schützen…

– Hierher verschwanden die Drachen. Sie liegen und … Nein, sie sind nicht tot. Sie schlafen auch nicht.
Von Warten kann ebenfalls keine Rede sein, denn wer wartet, erwartet etwas. Der angemesssene Ausdruck lautet vermutlich … Schlummern. –

Wachen! Wachen! (Guards! Guards!) ist einer der besten Scheibenweltromane. Hier hat Pratchett nicht einfach eine Slapstick-Szene an die andere gereiht, sondern er liefert eine durchdachte, runde Geschichte, die durch ihre Charaktere besticht und natürlich – wie immer – durch den für Pratchett typischen skurrilen britischen Humor. Hauptmann Mumm, der Anführer der Stadtwache, macht seinem Namen anfangs so gar keine Ehre. Er hat kein bißchen Mumm, sondern ist hauptsächlich damit beschäftigt, betrunken in der Gosse zu liegen. Dafür zeigt der Gefreite Karotte um so mehr Tatendrang. In kürzester Zeit lernt er einen großen Teil der ankh-morporkischen Gesetze, samt Zusätzen auswendig und verhaftet den Präsidenten der Gilde der Diebe. So etwas ist in Ankh-Morpork seit Menschengedenken nicht mehr vorgekommen und kann nur einem Hinterwäldler passieren. Karotte wurde von seinen Eltern, zwei Zwergen, erst vor kurzem in die große Stadt geschickt, nachdem sie dem zwei Meter großen Jungen schonend beigebracht hatten, daß er ein Findelkind ist. Als Ankh-Morpork von einem Drachen bedroht wird, den der Oberste Größte Meister der Einzigartigen und Höchsten Loge der Aufgeklärten Brüder beschworen hat, wächst Hauptmann Mumm über sich selbst hinaus. Pratchett parodiert auf köstliche Weise die Geheimniskrämerei und die Rituale einer Freimaurer-Loge und keiner, der das Buch gelesen hat, wird Mumms spektakuläre Flucht aus dem Kerker vergessen.

Zeit der Krähen von George RR MartinDer Krieg hat sie Sieben Königreiche verwüstet und nun versucht Cersei ihrem Sohn Tommen die Macht über das Reich zu sichern. Die Aufgabe ist keine Leichte, denn überall im Land werden Pläne geschmiedet, diese Macht ins Wanken zu bringen. Einzig siegreich sind die Krähen, die sich an den Folgen der Konflikte zwischen Adelshäusern, religiösen Fanatikern und umherziehenden Banden laben.

– »Drachen«, sagte Mollander –
Prolog

Zu Zeit der Krähen liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Zeit der Krähen und Die dunkle Königin.