Sommer der Drachen

Cover des Buches "Sommer der Drachen" von Lawrence Watt-Evans Im Sommer der Drachen ist der junge Arlian der Einzige, der den Angriff der mörderischen Echsen auf das Dorf Obsidian überlebt. Von Plünderern als Sklave in die Fremde verkauft, bewegt ihn fortan nur ein Gedanke – Rache zu nehmen an denen, die seine Familie und seine Kindheit auf dem Gewissen haben …

-»Hast du schon mal einen Drachen gesehen, Grandsir?«
Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht«, antwortete er. »Schließlich bin ich noch am Leben, nicht wahr?«-
Erstes Buch: Arlian ; 1- Drachenwetter

Der Auftakt der Obsidian-Chroniken ist nicht gerade ein Meisterstück der fantastischen Erzählkunst.
Die Handlung ist mehr als dürftig und vorhersehbar, die Charaktere sind bloße Schemen und der Protagonist ist unglaubwürdig. Einzig die Welt scheint interessanter als der Rest, kann das Buch aber auch nicht unbedingt retten. Die Handlung wirkt arg durchkonstruiert und lässt kaum Spannung aufkommen. Ein paar Pseudo-Erörterungen über die Ungerechtigkeit dieser Welt (mit immer demselben Ergebnis) helfen da auch nicht weiter. Und die vielen Zufälle und glücklichen Fügungen machen die Handlung nicht glaubwürdiger. Die gesuchten Drachen tauchen zwar zu Beginn der Geschichte auf, danach sind sie aber nur noch der Aufhänger, die dunkle Bedrohung, die Arlian bekämpfen will. Des weiteren erfährt man recht wenig von ihnen.

Die Charaktere sind meistens nach Schema F aufgebaut. Einfallsreiche Namen wie Blitzhand (weil er schnell mit dem Schwert ist), Black (schwarze Sachen) und Sumpf (entsprechendes Aussehen) sagen bereits alles über die Personen aus, mehr braucht man nicht zu erfahren. Da die meisten Personen eh nach einigen Seiten wieder verschwinden, ist das auch nicht weiter dramatisch. Die Stilisierung auf bloß eine herausragende Eigenschaft spart schließlich viel Zeit. Der Protagonist Arlian ist eine Mischung aus naivem Bauernburschen und Schwertkämpfer, der vergeblich versucht, Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.
Nun, im Grunde eine interessante Idee, denn Arlian muss immer wieder feststellen, dass er als Einzelner kaum imstande ist, etwas großartig zu bewegen. Da wäre jede Menge Raum für entsprechende Ausführungen, stattdessen nimmt der Autor den einfacheren Weg: Arlian ist noch zu jung oder zu unerfahren, er muss noch viel lernen, aber dann irgendwann wird er seine Rache bekommen. Entsprechend kann man sich den Fortgang der Geschichte denken, besonders, da Arlian ja jetzt schon auf dem besten Wege ist, ein herausragender Schwertkämpfer zu werden. Wollen wir hoffen, dass der Autor in den Folgebänden nicht weiter den einfachen Weg nimmt und Arlian tatsächlich einfach alle abmetzeln darf, doch alle Zeichen stehen dafür. Die Naivität von Arlian ist wohl die größte Schwachstelle des Charakters, sie ist einfach viel zu unglaubwürdig. Nach dem Tod der Eltern durch Drachen, Jahren der Gefangenschaft als Sklave und Bezeugen dutzender Ungerechtigkeiten gegen andere glaubt er trotzdem fest daran, alles wieder richten zu können. Seine Liste von unerledigter Rache wird im Laufe des Buches immer länger, aber das scheint ihn nicht zu stören. Als Ausgleich für diese Naivität lernt er die Kunst des Schwertkampfes, wo er zwar nicht sofort ein Meister wird, aber natürlich nicht untalentiert ist.

Einzig das Setting birgt ein paar interessante Begebenheiten, die aber viel zu vage beschrieben werden, als dass sie ein richtiges Bild der Welt erzeugen könnten. Arlian stapft anscheinend mit Scheuklappen durch die Welt und bemerkt nur das Nötigste. Schade eigentlich, denn schon das Grobe lässt auf ein paar interessante Ideen schließen.
Sprachlich ist das Buch auch kein riesiger Wurf. Einfache Sätze ohne herausragende sprachliche Gewandtheit, der Story entsprechend simpel. Zumindest gab es keine grammatikalischen Verstöße, wenn man schon was Positives erwähnen will. Alles in Allem also ein sehr enttäuschender Anfang, der mich nicht gerade fesseln konnte.

Zuletzt noch eine Bemerkung zum Coverbild: es hat rein gar nichts mit der Handlung zu tun.