Autor: Clemens@James

Das Buch der Entscheidung von James ClemensDie Vorbereitung für die entscheidende Schlacht gegen den dunklen Herrscher in Schwarzhall läuft gerade an, als plötzlich der Harlekin Qual in A’loatal auftaucht – er kommt direkt aus Gul’gotha und berichtet von den Plänen des Gegners, schon in Kürze einen entscheidenden Schlag gegen das Land zu führen.
Elena kann sich nicht entscheiden, schon anzugreifen, zumal ihre Verbündeten sich gegenseitig misstrauen und Verrat in der Luft liegt. Doch dann wird ihr die Entscheidung in einer Nacht voller Magie abgenommen, und sie und ihre Gefährten befinden sich wieder auf einer gefährlichen Mission, während ihre Heere auf Schwarzhall marschieren …

-Ist es nicht seltsam, an einem strahlenden Frühlingstag vom Tod zu träumen?-
Hexenstern

James Clemens gelingt es im Abschluss-Band der Banned & the Banished-Reihe, einen schönen Bogen zum Beginn der Geschichte zu schlagen, indem er die Geschehnisse wieder an den Ausgangsort zurückführt und die Handlung teilweise parallel zum ersten und zweiten Band laufen lässt – Elena ist wieder mit ihren Freunden allein in der Wildnis unterwegs und muss sich teilweise sogar mit altbekannten Gegnern herumschlagen.
Doch die schweren Geschütze, die für das Finale der fünfbändigen Reihe aufgefahren werden, erschlagen Leser und Leserinnen förmlich: Alle paar Seiten gibt es spektakulärste magische Effekte, es glüht, glitzert und kracht ohne Unterlass. Nun ließ sich die Welt Alasea zwar von Anfang an in die äußerst magiebetonten Gefilde der Fantasy einordnen, aber dieser bunte Overkill an Erscheinungen schafft sehr schnell einen sehr abgebrühten Leser, und für das eigentliche Ende hat Clemens dann all sein Pulver schon verschossen.

Trotzdem weiß er an einigen Stellen noch zu überraschen – die mysteriöse Identität seiner Erzählerfigur klärt sich beispielsweise tatsächlich erst ganz am Ende des Romans auf. Von der Rahmengeschichte über die “verbotenen Schriften” hätte man sich hingegen ein bisschen mehr Aha-Effekt erwartet, und ebenso vom eigentlichen Ende von Elenas Geschichte, das leider keine großen Überraschungen mehr bietet. Der Kampf gegen den dunklen Herrscher läuft ab wie erwartet, auch wenn Clemens noch einmal alles in die Waagschale wirft, was jemals gegen die Helden angetreten ist.

Wie bisher sind es hauptsächlich die Figuren, die den Roman dennoch lesenswert und auch außergewöhnlich machen; in diesem Bereich werden fast alle Geschichten zu ihrem manchmal tragischen Ende geführt, und es gibt einige kleine, in sich geschlossene Nebenhandlungen, die sehr gut gelungen sind – wie etwa die Geschichte vom Steinmagus. Der Hang zu Kitsch und Tragik, den Clemens bereits in den Vorgängern zur Schau gestellt hat, wurde eher noch versschärft, doch alles andere würde in einer solch monumentalen Umgebung sowieso untergehen.
Mit zwei offenen Handlungsfäden hat sich Clemens eventuell sogar ein Türchen offen gelassen, durch das er eines Tages nach Alasea zurückkehren könnte – für die Fans von bunter, eher leichter Abenteuerfantasy wäre das ein Gewinn, vor allem, wenn eine etwas weniger durchkonstruierte und magisch überladene Erzählung dabei herauskäme, denn unter all der grellen Tünche lässt sich erkennen, dass Clemens den Zauber durchaus beherrscht.

Das Buch des Feuers von James ClemensDie Familie von Elena lebt und arbeitet in einem idyllischen Apfelhain. Als sie ihre erste Monatsblutung hat, färbt sich ihre Hand blutrot und die seltsame Hexengabe manifestiert sich in ihr. Wie aus dem Nichts tauchen sogleich finstere Gestalten auf, die ihre Familie bedrohen und ihrer habhaft werden wollen. Elena kann fliehen, aber unter großen Opfern.
Den Kämpfer Er’ril – einen der Wenigen, die wissen, welch dunkle Schatten über dem Land Alasea liegen – zieht es in Elenas Nähe, und er ist nicht der Einzige: Das Schicksal schart Beschützer und Begleiter um sie, damit sie sich den bösen Mächten stellen kann, die sie selbst und ihre Heimat bedrohen.

-Auf diese Weise endete die Welt, und wie Sandkörner, die in den Wind im Horst des Winters geworfen werden, ist dies der Beginn aller anderen Welten.-
Hexenglut

Der Beginn des fünfbändigen Zyklus The Banned and the Banished mag nach einem famosen Vorwort voller mysteriöser Warnungen an den Leser ein bisschen nach Matriarchats-Fantasy klingen, mit der ersten Menstruation als Katalysator für magische Kräfte und der daraufhin einsetzenden Verfolgung der Protagonistin Elena als Hexe, aber damit täuscht man sich gewaltig: James Clemens’ Fantasy-Saga steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der epischen Fantasy, und Terry Brooks wäre definitiv ein besseres Stichwort zur Einordnung als Marion Zimmer Bradley.
Die Hauptrolle spielt eindeutig die von Magie durchzogene Welt Alasea, die im Laufe der fünf Bände auch fast bis in die letzten Winkel erkundet werden wird. Befreit von jeglichem Intrigenspiel und Throngerangel, verfolgt man eine bunt aus allen Völkern zusammengestellte Figurengruppe, die zur Weltrettung antritt. Die Pfade, die Clemens einschlägt, könnten kaum ausgetretener sein, aber dennoch wirkt die Erzählung zumindest an der Obefläche recht frisch und nimmt Leser, die gerne Welten entdecken, mühelos mit auf die Reise der Helden, auf der eine Menge Magie, Fabelwesen und der Kampf gegen das absolut Böse warten.

Obwohl die Haupthandlung in Das Buch des Feuers (Wit’ch Fire) nicht großartig vorwärtskommt, wird dieses Vorgeplänkel sehr actionreich und spannend präsentiert; vor allem der Einstieg läuft glatt wie am Schnürchen, wobei sogar einige Horror-Elemente für Spannung (und eindeutige Identifizierung des Bösen als solches) sorgen.
Der Schwerpunkt der Weltenschöpfung liegt eher bei “spektakulär” als bei “originell”, eine bunte Kulisse war definitiv wichtiger als eine realistische, in der versucht wird, authentische Kulturen zu schaffen. Damit ist es immerhin gelungen, ein wahrhaft magisches Land zu kreieren, das eher Endes Phantasíen als Martins Sieben Königreichen gleicht. Nur wartet hinter dieser Kulisse kein Gespinst aus Traum, Einbildung oder Trug, deswegen ist es ratsam, nicht allzu sehr darin herumzustochern.

Geschickt verbindet Clemens verschiedene Handlungsstränge, und jeder Charakter hat eine eigene Geschichte und Aufgabe. Die einzelnen Figuren sind insgesamt gut gelungen, wenn auch einige Klischees mitgenommen werden – sie entwickeln sich und wachsen einem schnell ans Herz, manchmal wirkt allerdings ihre Motivation stark konstruiert, ihre Handlungen sind fast zu gut begründet, alles passt zusammen wie zurechtgeschnitzt. Auch böse Handlungsträger sind mitunter gut charakterisiert und lassen trotz der bedingungslosen Schwarzweißzeichnung der Moral auf Alasea individuell Raum für Interpretation.

Passend zur magischen Welt ist der Stil bildreich und märchenhaft, Clemens und seine Übersetzerin Irene Bonhorst wissen dabei zu überzeugen, so dass sich alles zu einem stimmigen Gesamtbild fügt. Nur mit seiner Apostrophenwut verschandelt der Autor so manchen Namen, man kann höchsten den Kopf dazu schütteln: Elv’en? Og’er? Meint er das ernst? Wenn das James Clemens’ Auffassung von Exotik und zauberischem Reiz entspricht, lässt das nichts Gutes ahnen.
Insgesamt ist Clemens allerdings trotzdem ein guter Erzähler, und wenn man sich auf Das Buch des Feuers und die Märchenwelt Alaseas einlässt, macht der Auftaktband Lust auf mehr, zumal Fantasy im Terry-Brooks-Stil recht selten geworden ist. Als großes Manko bleibt, dass auf den ersten gut 400 Seiten doch sehr wenig passiert – im Hinblick auf die Folgebände, in denen sich die Ereignisse überschlagen, kann man aber darüber hinweg sehen.

Das Buch des Sturms von James ClemensNachdem alle Verletzten geheilt sind, machen sich Elena und ihre Begleiter auf den langen Weg nach A’loatal, um in der versteckten Stadt das Buch des Blutes zu erlangen, mit dessen Hilfe das Land vom dunklen Herrscher befreit werden soll. Doch dieser stellt ihnen auf ihrem Weg seine Diener entgegen, und gegen das Versprechen von Macht sind auch Elenas vermeintliche Freunde nicht immun … Zu allem Übel ist A’loatal schon dem Bösen anheim gefallen. Die Magier Schorkan und Greschym erwarten Elena dort, ohne dass jemand etwas davon ahnt – bis auf ihren Bruder Joach, der unter dem Bann der bösen Magier steht.

-Elena schob den Ledervorhang beiseite, der die behagliche Wärme des Feuers im Innern hielt, und trat aus der Höhle.-
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Der zweite Band der Serie The Banned and the Banished legt im Vergleich mit dem halbwegs soliden Auftakt noch um einiges an Action und Spannung zu. Besonders herausragend erscheint bei Das Buch des Sturms (Wit’ch Storm) die farbenfrohe, ideenreiche Welt, von der man ein gutes Stück mehr vorgeführt bekommt: ein märchenhaftes, von Magie durchzogenes Panorama wird vor den LeserInnen entfaltet, in dem sich alles von Meeresvolk bis zum Drachen tummelt, ohne dass es allzu quietschebunt wirkt. Diese in Kreaturen und Völkern größtenteils wahrhaft klassische Fantasy-Welt kann man staunend durchstreifen, ganz besonders, wenn man ein Einsteiger ins Genre ist, ansonsten wird man vielleicht ein wenig enttäuscht von der Geradlinigkeit des Entwurfs sein.
Im Großen und Ganzen folgt die Erzählung auch einem klassischen Gut-Böse-Schema – die Bedrohung durch den eindeutig bösen Herrscher muss ausgeschaltet werden -, aber die einzelnen Charaktere sind erfreulicherweise nicht unbedingt leicht einzuordnen und haben Licht- und Schattenseiten. Überhaupt pflegt der Autor einen sehr gefühlvollen Umgang mit den unterschiedlichen Figuren, und gibt den zunächst klischeehaften Entwürfen genug Eigenarten, so dass sie einem ans Herz wachsen, auch wenn vor allem die Geschlechterrollen leider eher konservativ und stereotyp bleiben.

Seine Handlungsstränge kann Clemens geschickt verknüpfen; aber manchmal läuft alles ein klein wenig zu glatt ab – schicksalhafte Begegnungen und Prophezeiungen spielen in der Handlung eine große Rolle, und der Einsatz dieser Stilmittel wirkt häufig übertrieben. Gelungener sind dagegen kleine Geschichten in der Geschichte, die zum Teil innerhalb weniger Kapitel abgeschlossen werden, zum Teil aber auch als spannende und nervenaufreibende Geheimnisse in den nächsten Band hineinreichen. Eine dieser Geschichten ist der sich von Band zu Band fortsetzende Prolog über das “Studium” der eigentlichen Erzählung, und man fragt sich von Seite zu Seite mehr, was denn da noch kommen mag, um eine solch bombastische Einleitung zu rechtfertigen – da bleibt nur zu hoffen, dass die nächsten Bände diesen Erwartungen gerecht werden können.
Das Zusammenwirken von Sprache, Welt und Handlung zu einem stimmungsvollen und locker fließenden Ganzen ist Clemens’ größte Stärke, mit der er LeserInnen trotz der nicht zu leugenden Schwächen – und von der Apostrophenflut war in dieser Rezension noch nicht einmal die Rede, aber verflüchtigt haben sich die O’ger und ihre Genossen keineswegs – durchaus in seinen Bann schlagen kann.

Schattenritter von James ClemensTylar ist ein gefallener Schattenritter – einst war er einer der Ritter der Götter, nun lebt er als Krüppel in der Gosse. Eines Nachts aber wird er Zeuge der Ermordung einer Göttin – und mit ihrem letzten Atem haucht sie Tylar noch ein Geheimnis zu und verleiht ihm eine mysteriöse Gabe. In den Augen ihrer Schattenritter und Beschützer, die noch rätseln, wie ein unsterblicher Gott überhaupt getötet werden konnte, macht Tylar dies zum Schuldigen. Nur Delia, eine Dienerin der Göttin, hält zu Tylar und verhilft ihm zur Flucht. Tylar sieht nur einen Ausweg: Er muß seine Unschuld zu beweisen.
Derweil wird die junge Außenseiterin Dart an der Schule für angehende Götterdiener ausgebildet. Doch einige Lehrer und Schüler wollen ihr Böses.

-Es gleitet, ein Schatten sucht das Licht.
Sein wahrer Name bezeichnet ein Wesen jenseits von Fleisch und Atem.-
In der Dunkelheit…

Souverän wie eh und je erzählt James Clemens von einem gefallenen Ritter, einem Dieb, einer hübschen Alchimistin und dem unvermeidlichen Waisenkind mit magischen Fähigkeiten, die langsam eine weltumspannende Verschwörung aufdecken. Obwohl die Geschichte und Welt völlig unanbhängig von Clemens’ vorausgegangenen Fantasy-Zyklus sind, kann man einen hohen Widererkennungsfaktor nicht leugnen – es sind Motive und kleine Details, die alles vertraut machen und so manche Überraschung in der Handlung ein wenig schmälern, wenn man bereits ein versierter Clemens-Leser ist. Die Charaktere sind hier beispielsweise gewohnt detailiert und liebevoll entworfen, aber ein wenig erkennt man die Schablone, die Clemens benutzt hat. Zum Wiedererkennungswert kommt hinzu, daß Clemens sehr klassisch erzählt und dazu auf ausgetretenen Pfaden wandelt, und diese Überanpassung an Fantasy-Standards kommt der Spannung nicht gerade zugute.

Neues bietet dagegen die Welt Myrillia, in der sich hundert Götter in fleischlicher Form niedergelassen haben und mit ihren Gaben Magie ermöglichen und die Länder aufblühen lassen. Diese Gaben haben es in sich – dabei handelt es sich nämlich um (alle vorstellbaren) Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen der Götter. Das System ist gut durchdacht und im Grunde innovativ, aber der häufige Einsatz der Magie zur letzten Rettung und ihre letztendliche Form in Feuer, Frost oder vergleichbaren Effekten haben einen recht faden Beigeschmack.
Dieses Mal bekommt man auch kein ans Mittelalter angelehntes Setting geboten, sondern es gleiten U-Boote und Luftschiffe durch die Szenerie, magisch angetrieben, versteht sich. Manchmal verliert sich der Zauber der Welt leider in zu viel (Magie-)Technik.

Ohne Zweifel versteht Clemens sein Handwerk, kann den Leser fesseln und sorgt für eine flüssige Lektüre, die sich rasant weglesen läßt und dabei gut unterhält. Aber ein wenig kommt man sich so vor, als würde man – wie bei einem Action-Kracher im Kino – mit sehr einfachen Tricks gekonnt gefesselt. Eigentlich ahnt man in gewisser Weise voraus, was geschehen wird, daß sich Feinde als Freunde entpuppen können und schicksalshafte Verknüpfungen aus dem Boden schießen, denen man die Konstruktion hinter den Kulissen etwas zu deutlich ansieht. Um dem Anspruch der actionreichen Unterhaltung bis zum Ende gerecht zu werden, darf auch ein großer Endkampf nicht fehlen, bei dem es Effekte magischer Art regnet – bunt war es bei Clemens schon immer.
Aber so billig und ausgelutscht Clemens’ Tricks auch sein mögen, wenn man spannender, leichter und vor allem fesselnd erzählter Unterhaltung nicht abgeneigt ist, läßt man sich gerne davon ködern. Sprachlich liegt Clemens über dem Durchschnitt, und seine farbenfrohen und prägnanten Charaktere muß man geradezu mögen.
Die Reihe scheint allerdings mittlerweile auf dem Abstellgleis zu stehen – nach dem Erscheinen des zweiten Bandes Hinterland hat es keine Fortsetzung mehr gegeben, der Autor hat sich in der Zwischenzeit dem Thriller-Genre zugewandt.