Bibliotheka Phantastika Posts

neue Rezension:
Heldenwinter (Jonas Wolf) rezensiert von mistkaeferl

aus der alten BP umgezogene Rezensionen:
Assassin’s Quest (Robin Hobb) rezensiert von Krawunz
Das Buch der Entscheidung (James Clemens) rezensiert von mistkaeferl
Daughter of the Blood (Anne Bishop) rezensiert von mistkaeferl
Flammenbucht (Markolf Hoffmann) rezensiert von mistkaeferl
Nebelriss (Markolf Hoffmann) rezensiert von mistkaeferl
Der Ritter (Gene Wolfe) rezensiert von mercutio
Shaman’s Crossing (Robin Hobb) rezensiert von Rhaegar
Shadowmarch (Tad Williams) rezensiert von Rhaegar

Neue Inhalte

Cover von The Road and the Hills von Alison SpeddingBibliotheka Phantastika gratuliert Alison Spedding, die heute 50 Jahre alt wird. Die am 22. Januar 1962 in England geborene Alison Louise Spedding war gerade 24 Jahre alt, als 1986 mit The Road and the Hills der erste Band ihrer Trilogie A Walk in the Dark erschien (interessanterweise nur unter “Spedding”, d.h. ohne Vorname oder irgendeinen Hinweis auf das Geschlecht des Autors bzw. der Autorin), in der sie das Leben Alexanders des Großen als Fantasy-Epos inszeniert. Allerdings dient Alexanders Geschichte dabei nur als recht grobe Blaupause, denn die eigentliche Hauptperson von The Road and the Hills und erst recht der beiden Folgebände A Cloud over Water und The Streets of the City (beide 1988) ist Aleizon Ailix Ayndra, eine junge Frau, die eines Tages dem Eroberer Ailixond und seiner Armee begegnet und dank ihrer taktischen Fähigkeiten und ihres eisernen Willens rasch zu seiner engsten Vertrauten aufsteigt (und natürlich auch seine Geliebte wird). Als Ailixond stirbt, versucht Ayndra sein Reich zu retten – und steckt schon bald mitten in den logischerweise ausbrechenden Diadochenkämpfen.
A Walk in the Dark ist das erste Werk einer vergleichsweise jungen Autorin, das spürt man gelegentlich. Andererseits bietet die Trilogie – die unter dem Titel Die Pforten der Macht (mit den Einzeltiteln Die Wolken des Krieges, Der dunkle Thron und Die letzte Dämmerung) 1999 auch auf Deutsch erschienen ist – angefangen vom eher selten benutzten Setting über die aufgrund ihres Ehrgeizes und ihrer Kompromisslosigkeit keineswegs sonderlich sympathische Hauptperson bis hin zu der sich vor allem um Intrigen und Kämpfe drehenden Handlung eine interessante Alternative zu den Abenteuern der Bauern-, Küchen- und Stalljungen, die in den 80er Jahren das Genre zu dominieren begannen. Der distanzierte Erzählduktus und der sparsame Einsatz von Magie sorgen außerdem dafür, dass sich A Walk in the Dark ein bisschen wie ein historischer Roman anfühlt, in dem die einmal angestoßenen Geschehnisse eine Eigendynamik entwickeln, der die Figuren letztlich ausgeliefert sind.
Alison Spedding hat mit Aleizon Ailix Ayndra eine Heldin erschaffen, die bei Lesern und Leserinnen ziemlich zwiespältige Reaktionen hervorgerufen hat – und sich danach zunächst einmal vom Schreiben bzw. von der Fantasy abgewandt. Stattdessen ist sie 1989 nach Bolivien gegangen und hat an der Universität von La Paz einen Lehrauftrag angenommen; mittlerweile schreibt sie auf Spanisch. Wie viel von ihr selbst in ihrer Heldin steckt, lässt sich natürlich nicht sagen – und dass Ayndra gerne “smoke sticks” raucht und Alison Spedding wegen des Besitzes von zwei Kilo Cannabis 1998 in Bolivien ins Gefängnis musste, sollte man in diesem Zusammenhang vielleicht nicht überbewerten …

Reaktionen

Nachdem es schon eine Weile nichts mehr zu meckern gab (oder die Mecker-Gründe haben sich nur gut vor mir versteckt), fand ich nun doch wieder ein Highlight am Buchcoverhimmel.
Wer unseren sonntäglichen Updates folgt, wird sich vielleicht daran erinnern, dass ich vor kurzem Sisters Red von Jackson Pearce gelesen habe. Mein Hauptgrund, zu diesem Buch zu greifen, war nicht unbedingt die Story, obwohl sie mich schon angesprochen hatte. Nein, Sisters Red war in erster Linie ein klassischer Cover-Kauf.
Sisters Red von Jackson PearceDieses pfiffige Zusammenspiel der Motive der beiden Schwestern, von denen eine sogar klar ihr Haar über die Gesichtshälfte fallen lässt, um ihr fehlendes Auge zu verbergen – ein Detail, das auch im Buch erwähnt wird. Die beiden Schwestern, die sich hier auf dem Cover wie ein Spiegelbild gegenüberstehen, harmonieren ganz wunderbar in Farbe und Form. Es drückt einerseits die Gleichheit, andererseits auch die feinen Unterschiede der beiden Persönlichkeiten aus, vor allem, weil darin kleinere Details verarbeitet wurden, die der Beschreibung der Charaktere im Buch entsprechen. Im unteren Bereich wandelt sich das schwarze Haar in den Pelz eines gierigen, bedrohlichen Wolfes. Später, wenn man das Buch gelesen hat, wird einem auffallen, wie mehrdeutig dieses Buchcover Hinweise auf die Handlung gibt. Das macht es nicht nur ganz allgemein zu einer Wohltat fürs Auge und einem in sich gelungenen Werk, es passt eben auch inhaltlich ganz wunderbar zu Titel und Inhalt von Sisters Red. Man merkt hier in jedem Detail, dahinter stecken Ideen und auch ein Auseinandersetzen mit der Geschichte.

Blutrote Schwestern von Jackson PearceGanz anders fällt da das Cover der deutschen Ausgabe aus: Blutrote Schwestern aus dem Hause PAN. Es ist ein altes Geheimnis, dass die Buchcover übersetzter Titel ihrem Original häufig nicht das Wasser reichen können. Man findet sich als Leser freilich notgedrungen damit ab. Welche Wahl hat man schon, wenn man auf die Übersetzung angewiesen ist? Es fällt mir trotzdem nicht leichter, einen Anfang zu finden für die Worte, die mir beim Anblick dieses Covers in den Sinn kommen. Die Reaktionen reichen von totaler Sprachlosigkeit über brabbelndes Gestammel bis hin zu unaussprechlichen Flüchen. Vielleicht beginne ich mit einem Zitat von Gero, welches die Antwort auf eine meiner Fragen war und in einem einzigen Satz ganz wunderbar sagt, was ich von diesem Machwerk halte:

»Das waren doch diese schwebenden Rotkäppchen, die bestimmt dieser Leonardo Dilletanti gebastelt hat, oder?«

Ja, genau, das waren sie. Leonardo Dilletanti ist in diesem Fall vermutlich ein ahnungsloser Praktikant gewesen, betreut von einer auserlesenen Gruppe Verantwortlicher, die allesamt bei der Erstellung dieses Covers die Augen großzügig geschlossen haben.
Man hat natürlich ganz clever die Farbgebung beibehalten und sich auf den schwarzroten Farbkontrast gestürzt, der das Originalcover schließlich schon so stimmungsvoll wirken ließ. Was einmal funktioniert, funktioniert immer. Richtig?
Falsch.
Hier sehen wir nun nämlich wieder ein Beispiel für den Einsatz gleicher Werkzeuge mit qualitativ völlig unterschiedlichen Ergebnissen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Der schwarzweiße Wald ist wohl noch das beste an diesem missglückten Cover, obwohl ich behaupten möchte, es handelte sich hierbei einst um eine bei Tageslicht gemachte Aufnahme, die nun wie eine nächtliche Szene daherkommen soll. So ganz will das mit den Lichtverhältnissen nicht funktionieren. Auch der künstlich hineingepinselte Nebel muss wohl ein Ausdruck von photoshop’schem Expressionismus sein, denn er schwebt eher wie ein Ufo in der Mitte herum. Ohne Kontakt zum Boden und scheinbar auch nur auf einen sauber definierten Streifen konzentriert. Das wirkliche Juwel sind jedoch die Kartoffelsäcke im schicken Rot. Nur zur Info: das sollen die Schwestern mit ihren Umhängen sein! Wir sehen hier unnatürlich geblähten Stoff in einem ansonsten windstillen Wald, merkwürdig verzurrte Kapuzen, die wirklich mehr aussehen wie geschnürte Säcke, Lichteffekte, die einerseits auf Latex, andererseits auf parallelweltliche Lichtverhältnisse schließen lassen, und dann wäre da noch das Problem mit der Schwerkraft und theoretisch vorhanden Füßen, die den Boden nicht berühren. Auch der Rest dieser “Figuren” sieht aus wie ausgeschnitten und draufgeklebt. Dieses Cover passt weder zum Buchinhalt, noch wirkt es wie eine realisische Szenerie. Es taugt nicht einmal, um sich einfach nur an einer schönen, wenn schon nicht passenden Aufmachung erfreuen zu können. Es ist nichtssagend, hässlich und technisch eine Katastrophe. Leonardo Dilletanti hat hier also wirklich ganze Arbeit geleistet!
Um es auf den Punkt zu bringen: dieses Cover ist richtig peinlich und wird sogar von so mancher Buchgestaltung aus BoD-Verlagen geschlagen – was schon eine ziemliche Leistung ist, wenn man sich mal anschaut, wie notgedrungen unprofessionell dortige Buchcover in der Regel aussehen. Von einem großen Verlag wie PAN sollte man solch einen Fauxpas eigentlich nicht serviert bekommen.

Reaktionen Scriptorium

 “Es war der 18. Jänner 2011, an dem eine neues Zeitalter anbrach: das Zeitalter der Bücher. Eine kleine Gruppe von Abenteurern verkündeten die langersehnte Botschaft, und der Wortlaut ging in die Geschichte ein: “Herzlich Willkommen in der neuen Bibliotheka Phantastika!”

So oder ähnlich episch fühlte es sich an, das erste Mal in der neugewandeten Bibliotheka Phantastika auf das “Publish”-Knöpfchen zu drücken. Seitdem wurden Bücher gewälzt, Cover begutachtet, Diskussionen geführt und Kettenbikinis ausgewertet. Begleitet haben uns dabei nicht nur die ewigtreuen Gestalten in Kapuzenmänteln, die im Boden feststeckenden, scharfen Gegenstände und das Waisenkind mit dem Muttermal in Form einer Krone, sondern vor allem ihr: die Leser und Leserinnen! Wir möchten den Anlass nutzen, um uns bei euch für euer Interesse, eure Kommentare und eure Diskussionsbeiträge zu bedanken! Und wenn wir gerade alle hier versammelt sind, möchten wir die virtuellen Umfragebögen austeilen und von euch wissen: was hat euch gefallen, was hat euch gestört? Welche Bücher haben aufgrund einer BP’schen Rezension den Weg in euer Regal gefunden (oder dieses wieder verlassen)? Welche Blogkategorien waren eure Favouriten des Jahres 2011? Wir sind dankbar für jede Rückmeldung, Anmerkung und Kritik, denn die schönste Belohnung für unsere Schreibabenteuer ist Feedback am Ende des lettergepflasterten Weges.

Besonders gefreut hat uns deshalb eine Glückwunschkarte, die den BP-Briefkasten heute Morgen erreichte, geliefert von einem Postboten in Kultistengewandung. Leider stand kein vollständiger Absender auf der Karte – nur ein rätselhaftes “Von Herr C. aus R.” –, aber wir freuen uns natürlich über jede Empfehlung:

Da ist die Motivation natürlich groß, und auch im zweiten BP-Jahr haben wir uns allerhand vorgenommen! Wir werden für euch die Bleistifte und die Ohren spitzen, die bekannten Blogkategorien befüllen und neue Wege beschreiten. Und der erste Höhepunkt des Jahres folgt schon bald: wir haben für euch Kontakt mit einem gewissen US-amerikanischen Schriftsteller aufgenommen, der uns einiges über sich und seine Arbeit verraten hat. Man darf gespannt sein!

Übrigens: wir suchen noch immer neue Leseratten und Schreibwütige, die für die Bibliotheka Phantastika Rezensionen schreiben möchten! Wir bieten euch eine vielgelesene Plattform und ein engagiertes Team und sind gespannt auf eure Beiträge!

Und nun möchten wir mit euch anstoßen – die Pangalaktischen Donnergurgler stehen bereit!

Euer BP-Team

 

Zettelkasten

neue Rezension:
Le peuple turquoise (Ange Guéro) rezensiert von Wulfila

aus der alten BP umgezogene Rezensionen:
Das Buch des Feuers (James Clemens) rezensiert von mistkaeferl
Der Clan der Magier (Roger Zelazny) rezensiert von Azzie
Hagen von Tronje (Wolfgang Hohlbein) rezensiert von mieserkleinerOrc
Märchenmonds Erben (Wolfgang und Heike Hohlbein) rezensiert von Ruevian
Das Paradies der Schwerter (Tobias O. Meißner) rezensiert von Philipp Latz
Die Ringe der Macht (Helmut W. Pesch, Horst von Allwörden) rezensiert von Azzie
Sparta (Steven Pressfield) rezensiert von mieserkleinerOrc
Der Wurm Ouroboros (E.R. Eddison) rezensiert von Asiya
The Isle of Battle (Sean Russell) rezensiert von Garnele

Neue Inhalte

Bibliotheka Phantastika gratuliert Celia S. Friedman, die heute 55 Jahre alt wird. Die Grundlagen für ihr schriftstellerisches Debut – den Entwurf der galaktischen Imperien Braxi und Azea, die sich in In Conquest Born (1986) und The Wilding (2004) bekriegen sollten – schuf die am 12. Januar 1957 in New York City geborene Friedman bereits in jungen Jahren. Da sie sich aber zunächst ihrem Beruf als Kostümbildnerin widmete, begnügte sie sich vorerst mit der Ausarbeitung der Hintergründe ihres SF-Szenarios.
Crown of Shadows von C. S. FriedmanEinen eindeutigen Schritt Richtung Fantasy tat sie mit der Coldfire Trilogy, in der die Kolonialisierung des Planeten Erna (dt. Arna) lange zurückliegt und nur noch kaum verstandene Überbleibsel der Technologie von einst vorhanden sind. Dafür hauchen die Fae, eine natürliche Macht der seismologisch hochaktiven Welt, Ängsten und Wünschen der Menschen Leben ein. In den drei Bänden Black Sun Rising (1991), When True Night Falls (1993) und Crown of Shadows (1995) muss der Priester Damien Vryce mit dem verruchten Gerald Tarrant zusammenarbeiten, um das Geheimnis der Welt und der Kräfte, die dort wirken, zu ergründen, und das Überleben der Menschheit zu sichern. In der deutschen Übersetzung verwandelte sich die Coldfire Trilogy durch mehrfache Splittung in eine Heptalogie. Aus dem ersten Band wurden zwei Romane gemacht ( Festung der Nacht (2003) und Zitadelle der Stürme (2004)), aus dem zweiten sogar drei (Kathedrale der Dämonen, Tal der Nebel, Burg der Illusionen (alle 2004)) und der finale Band wurde schließlich wieder auf zwei Bücher aufgeteilt (Berg des Feuers (2004), Wald der Schatten (2005)).
Eindeutiger in Fantasy-Gefilden ist die Magister Trilogy angesiedelt. Dort führt Friedman den Gedanken aus den Coldfire-Romanen fort, dass das Wirken von Magie durch möglichst große Opfer unterstützt wird: Nur mit dem Einsatz von Lebensenergie – aber nicht zwingend der eigenen – wird Magie möglich, und nur Männer können diesen Einsatz bringen, bis mit Kamara die erste Magierin auftritt. Mit Intrigen zwischen Herrschergeschlechtern, exklusiven Magiervereinigungen und der Rückkehr der schrecklichen, drachenartigen Seelenfresser, die nur die längst nicht mehr in ihrem alten Glanz erstrahlenden Wächter des Nordens zurückschlagen könnten, steht das Setting von Feast of Souls (2007, dt. Die Seelenjägerin (2009)), Wings of Wrath (2009, dt. Die Seelenzauberin (2010)) und Legacy of Kings (2011) ganz in der Tradition moderner, düsterer epischer Fantasy.
Zuletzt kehrte Friedman mit der Novella Dominion (vermutlich 2012 zunächst als eBook) zu ihrem interessantesten Weltentwurf Erna zurück, um ein Prequel mit dem bei Lesern und Leserinnen beliebten Gerald Tarrant zu erzählen.

Reaktionen

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, zwei besondere Exemplare von Spitzbuben zu präsentieren: Zelikman und Amram. Gemeinsam sind der hagere jüdische Chirurg mit melancholischer Neigung aus dem Frankenreich und der hünenhafte afrikanisch-jüdische Axtschwinger die Gentlemen of the Road, Abenteurer mit spitzen Zungen und scharfen Klingen, die sich im 10. Jahrhundert nach Christus in der Kaukasus-Region mit Gaunereien durchschlagen und in den Erbfolgekonflikt des Reichs der Khasaren geraten, in dem ein Hut, ein rachsüchtiger junger Prinz und ein Elefant namens Cunegunde eine Rolle spielen.
Begonnen hat Gentlemen of the Road als Fortsetzungsgeschichte im New York Times Magazine. Die Buchversion enthält ein charmantes Nachwort, in dem erklärt wird, wie der profilierte und gern von der Hochliteratur für sich beanspruchte Autor Michael Chabon dazu kam, einen klassischen Abenteuerroman mit dem Arbeitstitel “Juden mit Schwertern” zu schreiben.

Gentlemen of the Road von Michael ChabonGentlemen of the Road bleibt diesem inzwischen angestaubten Genre auch bedingungslos treu: es ist eine rasante, bunte Abfolge von Abenteuern, in der sich gewitzte Dialoge mit Action abwechseln, während man, unterstützt durch die trotz ihres sparsamen Strichs äußerst lebendigen Schwarzweiß-Illustrationen von Gary Gianni, Bild um Bild vor Auge hat. Auf dem knappen Raum von 200 Seiten drängen sich große Ereignisse, erzählt mit Situationskomik und trockenem Humor, in einem eleganten, aber dennoch komplexen Stil, der sich an den literarischen Vorbildern orientiert, ohne in seinen schwelgerischen Beschreibungen beliebig zu werden, und mitunter Kapiteltitel hervorbringt, die etwa On Anxieties Arising from the Impermissibility, However Unreasonable, of an Elephant’s Rounding Out a Prayer Quorum lauten.
Für die Exotik des Abenteuers sorgen nicht nur Karawansereien im Niemandsland zwischen Europa und Asien und das vielfältige Sammelsurium an Figuren aus der ganzen bekannten Welt, sondern auch die Wahl des Schauplatzes, des im Geschichtsunterricht stiefmütterlich behandelten jüdischen Reichs der Khasaren.
Im Kern von Gentlemen of the Road steht bei allen Lachern und aller Episodenhaftigkeit eine gelungene Geschichte, in der es keinen Leerlauf gibt und die in ihrer Knappheit bewegt, wenn die schurkischen Protagonisten ganz in der Abenteuertradition ihre Moral erproben und trotzdem Schurken bleiben müssen.
Will man den großen Abenteuergeschichten von Karl May über Dumas bis Salgari stilvoll huldigen, mit einem Roman, der zwar keine Fantasy ist, aber weit über die Widmung an Michael Moorcock hinaus ihr Flair atmet, sollte man Zelikman und Amram ein Stück auf der Straße begleiten.

______________

Michael Chabon, 2007: Gentleman of the Road, ISBN: 978-0-345-50174-5

Die deutsche Ausgabe von 2010, Schurken der Landstraße, ISBN: 978-3-462-04189-7, scheint die Illustrationen der Originalausgabe nicht zu enthalten. Zur
Leseprobe

Über den Tellerrand

Neue Inhalte

Bibliotheka Phantastika gratuliert Joshua Palmatier, der heute 40 Jahre alt wird. Der am 04. Januar 1972 in Coudersport, Pennsylvania, geborene Palmatier ist einer der zahreichen Autoren, die im neuen Jahrtausend die Fantasyszene betreten haben. Mit seinem Erstling The Skewed Throne (2006) gelang ihm auch gleich ein Achtungserfolg, denn der Roman wurde für den Compton Crook Award nominiert. Dass Palmatier es anschließend weder zum Bestsellerautor gebracht hat (wie die im gleichen Jahr nominierte Naomi Novik), noch eine Art Kultstatus erlangt hat (wie der ebenfalls im gleichen Jahr nominierte Scott The Cacant Throne von Joshua PalmatierLynch), könnte nicht zuletzt daran liegen, dass die aus The Skewed Throne und den Nachfolgebänden The Cracked Throne (2006) und The Vacant Throne (2008) bestehende Trilogie The Throne of Amenkor ein bisschen unentschlossen zwischen All-Age- und Erwachsenenfantasy hin und her pendelt. Denn einerseits wirkt die junge Diebin Varis, die zur Assassine und letztlich zu einem wichtigen Element im Machtkampf um die Herrschaft ihrer Heimatstadt Amenkor wird, nicht nur auf den ersten Blick wie die typische Heldin eines All-Age-Romans, andererseits passen die durchaus mit Grim-&-Gritty-Elementen angereicherte Schilderung der Slums, in denen Varis aufwächst, und die politischen Intrigen, die vor allem im zweiten und dritten Band der Trilogie zum Tragen kommen, besser zu dem, was man mangels einer treffenderen Bezeichnung mittlerweile notgedrungen Erwachsenenfantasy nennt.
Immerhin können sich die deutschsprachigen Leser und Leserinnen – wenn sie denn wollen – selbst ein Urteil bilden, wo sie Palmatiers Dreiteiler ansiedeln würden, denn die drei Romane sind als Geisterthron-Trilogie mit den Titeln Die Assassine (2009), Die Regentin und Die Kämpferin (beide 2010) auch auf Deutsch erschienen
In den USA ist inzwischen mit Well of Sorrows (2010) der erste Band eines in der gleichen Welt, aber auf einem anderen Kontinent und in einer anderen Epoche spielenden Nachfolgezyklus auf den Markt gekommen (interessanterweise unter dem allerdings kurz nach Erscheinen offengelegten Pseudonym Benjamin Tate); ein zweiter – Leaves of Flame – ist für 2012 angekündigt, ein dritter – Breath of Heaven – zumindest geplant. Ob es dieser Nachfolgezyklus auch nach Deutschland schaffen wird, bleibt ebenso abzuwarten wie die Antwort auf die Frage, in welche Richtung sich Palmatiers Schriftstellerkarriere entwickeln wird.

Reaktionen

Zum 120. Geburtstag des Großmeisters begebe ich mich auf eine Reise in die Vergangenheit: Als ich 12 Jahre alt war, gab es einen Wendepunkt in meinem Leben, und anstatt ein normaler Teenager zu sein, beschloss ich, Tolkienaer zu werden. Eine kurze Geschichte einer Begeisterung.

1989-2000 – Das dunkle Zeitalter

2001 – Im Zuge der Verfilmung des ersten Bandes erscheint die „Sonderausgabe zum Film“ von Die Gefährten; meine ahnungslosen Eltern schenken mir ein Exemplar davon zu Weihnachten. Das Buch wird verschlungen, um Nachschub wird gebettelt.

Im Bild leider nicht zu erkennen: der Saruman'sche Lichteffekt.

2001, etwas später – In Überraschungseiern finden sich Miniaturen von Frodo & Co. Die Sammlung habe ich nie vervollständigt, da mir die Schokolade nicht schmeckte; doch immerhin schmückten Arwen, Boromir, Galadriel, Baumbart ohne Arme, Aragorn, Saruman mit leuchtendem Palanthir, und Legolas fürderhin mein Regal.

Der Eine Ring! In 3D! In meinem Regal! Es war phantastisch.

2001-2002 – Der knallharte Handel mit Herr-der-Ringe-Sammelkarten aus Kelloggs-Müslipackung beginnt, das Klassenzimmer wird zum Marktplatz. Am Handel und an der Manie beteiligt sich nur eine einzige Mitschülerin, doch die 3D-Effekte der Karten beeindrucken selbst gestandene Zweifler.

2002Die zwei Türme und Die Rückkehr des Königs finden Einzug ins familiäre Bücherregal. Keine Macht der Welt kann meine hingebungsvolle Begeisterung für Mittelerde danach noch stoppen. Um Nachschub wird gebettelt.

2002, nur etwas später – Endlich alt genug, um in Begleitung  meines Vaters die ersten beiden Filme anzuschauen. Bei Orks schaue ich grundsätzlich weg.

2002, noch später – Ich bekomme Der kleine Hobbit geschenkt und bettle um Nachschub.

2003 – Die Kelloggskartenduelle werden beigelegt und mit der Mitsammlerin besuche ich das Triple-Feature zur Premiere von Die Rückkehr des Königs. Ausgerüstet mit zwei Thermoskannen Schwarzen Tees, einer schriftlichen Erlaubnis der Eltern (die Veranstaltung war aufgrund ihrer Spielzeit bis 4 Uhr Morgens erst ab 18) und selbst zusammengestellten, kurz vor dem Kino jedoch verschämt weggepackten Elbenkostümen gaben wir uns 9,3 Stunden der Illusion hin, nach all den fruchtlosen Versuchen tatsächlich den Weg nach Mittelerde gefunden zu haben.

2004 – Mit der Hilfe meiner Brüder programmiere ich im Rahmen eines HTML-Informatikunterrichtprojektes die Seite www.willkommen-in-gondolin.de, die trotz hartnäckiger Bemühungen nie das „Hello World!“-Licht erblickte. Als mitfühlende Belohnung bekommen wir von unseren Eltern den Schmuckschuber mit den Verschollenen Geschichten, dem Silmarillion und dem Handbuch der Weisen geschenkt. Ich verbringe Wochen damit, die Geschichten wieder und wieder zu lesen. Um Nachschub wird gebettelt.

2005-Heute – Biographien, Soundtracks, Elbisch-Lernbücher, Sammelausgaben, Sekundärliteratur …Anfangs wird das Taschengeld geopfert, später das Bafög. Für mich kann es nicht genug Literatur von und über Tolkien geben.

2007 – Mit meiner Sammelkartenfreundin besuche ich die Herr-der-Ringe-Ausstellung im Filmstudio Babelsberg (und außerdem das erste Mal Berlin, woran ich mich jedoch nicht erinnere). Der Anblick des lebensechten Modells des im Schiff aufgebahrten Boromir verfolgt mich wochenlang.

2007, etwas später – In einer Deutschklausur in der 12. Klasse benutze ich eine aus dem Gedächtnis beinah richtig zitierte Textstelle aus Der kleine Hobbit und erlange damit die volle Punktzahl [Anm.d. Autorin: nach langer Suche habe ich den Originalaufsatz in meinem Hefter wiedergefunden. Einsicht nur auf dringliche Anfrage.]

Manche der Autogramme kann ich bis heute nicht entziffern. Vielleicht ist es auf elbisch.

2008 – Ich besuche „Herr der Ringe – das Konzert“ in Leipzig und wähne mich mit geschlossenen Augen einmal mehr in Mittelerde.

2010 – Ich bekomme von meinem Freund die langersehnte Caroux-Übersetzung in edler Ausgabe zu Weihnachten geschenkt. Damit ist eines klar: es wird geheiratet.

2011 – Mit den Worten Tolkiens bitten wir zum „langerwarteten Fest“.

Januar 2012 – Ich durchwühle Erinnerungskisten und staubige Schubladen nach allen Erinnerungsstücken meiner Tolkienmanie, werde mehr als fündig, schreibe diesen Artikel und werde nun einmal mehr ins Silmarillion hineinlesen. Wer kennt sie nicht, die unzähligen Ausflüge nach Mittelerde, getragen von Worten, Musik oder Bildern? Seine für mich schönsten Worte haben mich den größten Teil meines Lebens begleitet, und ich bin dankbar für die Abenteuerlust, die sie immer wieder aufs neue erwecken:

Die Straße gleitet fort und fort,
Weg von der Tür, wo sie begann,
Weit überland, von Ort zu Ort,
Ich folge ihr, so gut ich kann.
Ihr lauf ich raschen Fußes nach,
Bis sie sich groß und breit verflicht
Mit Weg und Wagnis tausendfach.
Und wohin dann? Ich weiß es nicht.

Ein Ort der stillen Huldigung.

Reaktionen Zettelkasten