Bibliotheka Phantastika gratuliert Alison Spedding, die heute 50 Jahre alt wird. Die am 22. Januar 1962 in England geborene Alison Louise Spedding war gerade 24 Jahre alt, als 1986 mit The Road and the Hills der erste Band ihrer Trilogie A Walk in the Dark erschien (interessanterweise nur unter “Spedding”, d.h. ohne Vorname oder irgendeinen Hinweis auf das Geschlecht des Autors bzw. der Autorin), in der sie das Leben Alexanders des Großen als Fantasy-Epos inszeniert. Allerdings dient Alexanders Geschichte dabei nur als recht grobe Blaupause, denn die eigentliche Hauptperson von The Road and the Hills und erst recht der beiden Folgebände A Cloud over Water und The Streets of the City (beide 1988) ist Aleizon Ailix Ayndra, eine junge Frau, die eines Tages dem Eroberer Ailixond und seiner Armee begegnet und dank ihrer taktischen Fähigkeiten und ihres eisernen Willens rasch zu seiner engsten Vertrauten aufsteigt (und natürlich auch seine Geliebte wird). Als Ailixond stirbt, versucht Ayndra sein Reich zu retten – und steckt schon bald mitten in den logischerweise ausbrechenden Diadochenkämpfen.
A Walk in the Dark ist das erste Werk einer vergleichsweise jungen Autorin, das spürt man gelegentlich. Andererseits bietet die Trilogie – die unter dem Titel Die Pforten der Macht (mit den Einzeltiteln Die Wolken des Krieges, Der dunkle Thron und Die letzte Dämmerung) 1999 auch auf Deutsch erschienen ist – angefangen vom eher selten benutzten Setting über die aufgrund ihres Ehrgeizes und ihrer Kompromisslosigkeit keineswegs sonderlich sympathische Hauptperson bis hin zu der sich vor allem um Intrigen und Kämpfe drehenden Handlung eine interessante Alternative zu den Abenteuern der Bauern-, Küchen- und Stalljungen, die in den 80er Jahren das Genre zu dominieren begannen. Der distanzierte Erzählduktus und der sparsame Einsatz von Magie sorgen außerdem dafür, dass sich A Walk in the Dark ein bisschen wie ein historischer Roman anfühlt, in dem die einmal angestoßenen Geschehnisse eine Eigendynamik entwickeln, der die Figuren letztlich ausgeliefert sind.
Alison Spedding hat mit Aleizon Ailix Ayndra eine Heldin erschaffen, die bei Lesern und Leserinnen ziemlich zwiespältige Reaktionen hervorgerufen hat – und sich danach zunächst einmal vom Schreiben bzw. von der Fantasy abgewandt. Stattdessen ist sie 1989 nach Bolivien gegangen und hat an der Universität von La Paz einen Lehrauftrag angenommen; mittlerweile schreibt sie auf Spanisch. Wie viel von ihr selbst in ihrer Heldin steckt, lässt sich natürlich nicht sagen – und dass Ayndra gerne “smoke sticks” raucht und Alison Spedding wegen des Besitzes von zwei Kilo Cannabis 1998 in Bolivien ins Gefängnis musste, sollte man in diesem Zusammenhang vielleicht nicht überbewerten …
-
Rezensionen
-
Die fünf neuesten Rezensionen
Die jüngsten Kommentare
- Carlos Feliciano on Zum 100. Geburtstag von Kenneth Bulmer
- Kevin Korak on Zum 70. Geburtstag von Bernard Cornwell
- Klassiker-Reread: Esther Rochons „Der Träumer in der Zitadelle“ (3/3) – Sören Heim – Lyrik und Prosa on Zum 65. Geburtstag von Esther Rochon
- Neiden on Zum Gedenken an Hans Bemmann
- gero on Zum 65. Geburtstag von Gillian Bradshaw