Erneut gelangt Kim nach Märchenmond, in die Welt hinter den Träumen. Eine neue Generation ist herangewachsen, die weder an Magie noch an Träume glaubt. Die Alten wollen nicht verstehen, dass ihre Erben ihr eigenes Leben gestalten möchten. Kim gerät zwischen die Fronten der Generationen, die einander erbarmungslos bekämpfen. Mithilfe des alten, weisen Zauberers Themistokles erhofft sich Kim, den Krieg beenden zu können. Doch als er nach einer langen, gefahrvollen Reise endlich nach Gorywynn gelangt, erfährt er, dass Themistokles seine Kräfte in eine Glaskugel gebannt hat. Jene Glaskugel ging jedoch verloren und die Suche nach ihr wird zu einem haarsträubenden Wettlauf mit der Zeit …
-Kim beobachtete eine Gruppe junger Punker, die auf der anderen Straßenseite entlangschlenderte und offensichtlich auf Streit aus war …-
Mit dem dritten Band der Märchenmond-Reihe wollten Wolfgang & Heike Hohlbein wohl einen würdigen Abschluss setzen, was ihnen teilweise auch gelungen ist. Trotz allem kommen auch hier typische Hohlbein-Merkmale zum Vorschein. Die Art, wie Kim diesmal in das Reich der Träume gelangt, ist äußerst unrealistisch und schwer nachvollziehbar. Die Handlung selbst ist meiner Meinung nach etwas abgedroschen, Kims Agieren in Märchenmonds Erben wirkt wie eine Wanderung ins Blaue. Er gerät von einem Abenteuer ins nächste, ohne jegliche Verschnaufpause. Wird er bei einem Abenteuer verletzt, heilen seine Wunden geradezu unheimlich schnell – schwer nachvollziehbar für ältere Leser.
Auch muss der Leser auf altbekannte Charaktere verzichten. Lediglich der Riese Gorg und Themistokles geben sich die Ehre, doch sind beide zu alt, um an Kims haarsträubenden Abenteuer teilzunehmen. Mit den neuen Figuren wollte man wohl ein bisschen Humor in das ganze Geschehen bringen, was nur an manchen Stellen gelungen ist. Viele Szenen, gerade die Streitereien zwischen der Spinne und der Elfe Twix wirken für erfahrenere Leser übertrieben, wobei junge Leser wohl aber durchaus ihre Freude daran finden werden.
Ein Lob hab ich allerdings: Die Veränderung Märchenmonds ist gut gelungen. Am Anfang zwar verwirrend, doch bringt einen diese Verwirrung auch dazu, weiterzulesen, weil man unbedingt wissen möchte, was eigentlich los ist. Schon früh wird der Leser mit dem Hauptthema, der Hohlbein-Moral in dieser Geschichte, konfrontiert – dem Generationskonflikt. Dies zeigt sich auch an Kim, der mittlerweile erwachsen geworden ist und nicht mehr an Märchenmond glaubt. Eine weitere Idee, die mir besonders gut gefallen hat, ist der Friedhof am Ende der Welt Märchenmonds, durchaus eine der besten Szenen des Buches. Trotz dieser kleinen Mängel ist es den Autoren mit Märchenmonds Erben also gelungen, einen überzeugenden Abschluss der Reihe zu setzen, so dass man das Buch nach dem Lesen mit einem traurigen Lächeln zuklappt.
Der ursprünglich auf drei Teile ausgelegten Reihe folgten 2005 und 2006 weitere Fortsetzungen, die zwar in der Welt Märchenmonds spielen, jedoch mit gänzlich neuen Charakteren besetzt sind.