Tag: Fünf Bücher

Es ist gute Tradition, über peinliche Fantasy-Cover zu schimpfen, aber das Ganze lässt sich noch steigern: In manchen Fällen sind Cover und Gesamtaufmachung nicht nur hässlich, sondern auch noch vollkommen irreführend und um Welten vom Inhalt entfernt, so dass man eigentlich nur danebengreifen kann und ganz bestimmt nicht das Buch zwischen den suggestiv gestalteten Deckeln findet, mit dem man gerechnet hat. Oder man lässt etwas links liegen, ohne zu ahnen, was einem entgeht.

1. Die Fahrt der Shadowmoon
Die Fahrt der Shadowmoon von Sean McMullenSean McMullens skurrile Moonworlds-Saga ist in der deutschen Ausgabe einer sehr gewollten und wenig gekonnten Me-Too-Strategie zum Opfer gefallen: Cover, Titelgebung und sogar Klappentext legen nahe, dass jeden Augenblick Captain Jack Sparrow einen Urheberrechtsverstoß anmahnen könnte. Dummerweise gibt es im ganzen Roman keinen einzigen richtigen Piraten, sondern lediglich ein Boot voller Geheimagenten. Und der einzige Untote der Welt Verral ist ein Jahrhunderte alter Vampir, der an seinem Teenagerkörper verzweifelt und sich nur da vollsaugt, wo es Karmapunkte zu verdienen gibt. Von Schätzen, Seeschlachten und Flüchen weit und breit keine Spur – aber wer High-Magic-Settings mit viel Humor mag, sollte reinschauen und nicht auf schwarze Flaggen warten.

2. Necromancer
Ein nicht übersetzter Einworttitel und ein Cover, das entweder Horror- oder SF-Assoziationen weckt, hat Martha Wells’ charmanter Gaslichtfantasy sicher auch keine Leser und Leserinnen beschert, die mit einer Gentleman-Ganoven-Geschichte mit Rachemotiv rechnen. Falsche Okkultisten, opiumsüchtige Zauberer und Katz-und-Maus-Spielchen mit der Polizei, grusliger wird es meistens nicht, und technisch gesehen ist der allerletzte Schrei die neu eröffnete Eisenbahnstrecke aufs Land. Die einzige Entschuldigung für diesen Fehlgriff mag vielleicht sein, dass Necromancer schon ein Weilchen vor dem Steampunk-Kult veröffentlicht wurde, der recht anschaulich gezeigt hat, was man in diesen Zusammenhang Schönes mit Buchcovern machen kann …

3. Gormenghast
Zu Schloss Gormenghast, dem Sitz des Adelsgeschlechts Groan, will einem allerhand einfallen: düster, gotisch, verkrustet, einschüchternd, öde, bombastisch, fröhlich pastellfarben, regenbogenbunt … Moment! Was immer mit den Gestaltern der deutschen Ausgabe durchgegangen ist, vom Geist von Gormenghast waren sie nicht durchdrungen. Möglicherweise wurde versucht, eine naheliegende Brücke (Adel, ausladende Anwesen, einsame Gegenden) zu Rosamunde Pilcher zu schlagen? Zum Glück gibt es seit ein paar Jahren eine Neuausgabe, die zwar ebenfalls durch allzu satte Farbenvielfalt besticht, aber zumindest nicht mehr ganz so zuckrig wirkt.
Gormenghast-Tilogie, alte Cover

4. Elegie an die Nacht
Herr der Dunkelheit von Jacqueline CareyJacqueline Carey hat für die zwei Bände von The Sundering, wie das Ganze im Original heißt, durchaus eine Kehrtwendung hingelegt und sich von der romantisch-erotischen Ecke ins epische Abenteuer begeben und ein bisschen Tolkien gechannelt, dabei allerdings den Blickwinkel vertauscht. Das hat aber niemanden so recht interessiert, wie der zart-duftige Reihentitel und die mehr oder weniger romantischen Cover nahelegen, die ganz bestimmt weder einen orkartigen Fjell noch einen der Herolde der Dunkelheit zeigen, aus deren Sicht die Geschichte meist erzählt wird. Ein gefallener Gott, eine Prophezeiung und eine Allianz des Guten, der man eigentlich nicht so recht den Sieg wünscht, stehen im Zentrum der auch stilistisch anspruchsvollen Geschichte. Ganz großes Erzählgarn für Fans der epischen Fantasy!

5. Das Haus der Ketten
Auch nach mehrmaligem Lesen ist mir noch nicht klar,Das Haus der Ketten Steven Erikson warum sich fünf der sieben Zwerge auf diesem Eriksoncover tummeln, ob Miraculix seine Brüder aus Ziergründen eingeladen hat oder warum der Weihnachtsmann so bläulich daherkommt (ist es die Kälte?). Statt epischer, bildgewaltiger Fantasy gibt es also Mistelernt-Romantik auf dem Cover, und das verstehe, wer will. Mit Erikson hat das nicht viel zu tun, und die herausragende Qualität der Reihe verschwindet hinter Bärten und Kapuzen.
Einziger Pluspunkt, der mir einfällt: immerhin spricht das Cover durch seine blau-rosa Gestaltung sowohl Leser als auch Leserinnen an. Und natürlich Druiden. Sehr fortschrittlich!

Demnächst an dieser Stelle übrigens der Beweis, dass es auch ganz anders geht – wenn wir euch fünf Bücher präsentieren, die in der deutschen Aufmachung gewonnen haben.

Zettelkasten

Da kommt ein neuer Film ins Kino oder ich entdecke zufällig einen im Fernsehen, den ich thematisch interessant finde, und das erste, was ich denke, ist: ist das eine Buchverfilmung? Auf diese Weise sind mir schon ein paar Bücher in die Hände gefallen, die ich ohne ihre Verfilmungen gar nicht wahrgenommen hätte. Hier kommen fünf Beispiele:

1. The Last Unicorn (Das letzte Einhorn) – Peter S. Beagle
Das letzte Einhorn: FilmauszugWer kennt nicht die Geschichte vom letzten Einhorn, das loszieht, um seine Artgenossen zu finden? Die Verfilmung aus dem Jahr 1982 gehört zu den schönsten Filmerinnerungen, die ich aus meiner Kindheit habe. Erst knapp zwanzig Jahre später wurde mir klar, dass es dazu eine Buchvorlage gab. Obwohl der Roman wirklich schön ist und viel mehr Handlungsdetails enthält, kann das Buch in diesem Fall aber nicht an den Zauber heranreichen, den ich schon als Kind beim Betrachten des Films empfand. Vielleicht ist es hier eine Frage des Alters und dessen, was einen zuerst verzaubert hat, aber für mich bleibt der Film knapp Favorit vor dem Buch!

2. Stardust (Der Sternwanderer) – Neil Gaiman
Stardust - Sternwanderer von Neil GaimanHier sehe ich schon eine Protestwelle auf mich zukommen, doch sei es drum: das Buch war nett, der Film war besser!
Selten so gelacht im Kino wie bei Stardust, mit Darstellern wie Robert De Niro, die in ihrer Rolle aufgehen, tollen Kostümen und visuell farbenprächtigen Designs. Der Buchvorlage dagegen fehlt der Witz völlig und sie ist nur ein schwacher Schatten verglichen mit der lebendigen Verfilmung. Da hatte ich mir deutlich mehr versprochen und war, da ich den Film zuerst gesehen habe, von dem Buch anschließend doch ziemlich enttäuscht.

3. The Lovely Bones (In meinem Himmel) – Alice Sebold
The Lovely Bones - In meinem Himmel von Alice SeboldAuch hier bin ich erst durch den Film auf das Buch aufmerksam geworden. Eine recht traurige Geschichte, die mit der Ermordung der fünfzehnjährigen Susie Salmon beginnt, deren allessehender Geist die Folgen und Ereignisse nach ihrer Ermordung erzählt. Sowohl in Film als auch Buch gibt es nur wenige Berührungspunkte zwischen der realen Welt und dem Geist, die phantastischen Elemente spielen sich daher eher im Kopf ab. Dafür ist die Erzählweise sehr eindringlich und der Hauch von Mystik reicht völlig aus, um eine ganz spezielle Atmosphäre zu schaffen. Als Bonus gibt es ein paar sehr malerische Bilder aus Susies “Himmel”.
Wenn es auch mal ein wenig ans Herz gehen darf, sind sowohl Film als auch Buch sehr empfehlenswert.

4. Die Triffids – John Wyndham
Die Triffids von John WyndhamDas einzig gute an der Verfilmung war, dass ich dadurch erst auf einen wirklich guten dystopischen Roman aufmerksam wurde, der wohl schon bei meiner Geburt als alt galt. Solche alten Schätze zu finden, geschieht bei mir fast immer zufällig und durch mittelmäßige Filme, deren Thema eigentlich spannend klingt. Wer sich also mit den Killerpflanzen näher befassen will, spart sich die zahlreichen Verfilmungen und schnappt sich die deutlich spannendere Buchvorlage.

5. Die Brautprinzessin (Die Braut des Prinzen) – William Goldman
Die Brautprinzessin von William Goldman»Hallo, mein Name ist Inigo Montoya. Du hast meinen Vater getötet. Jetzt bist du des Todes.«
Noch so ein Film aus den 80ern, der zeitlos ist und dessen Zitate über verschiedene Generationen hinweg verstanden werden. Wilde Scharmützel, eine vorlaute Jungfrau in Nöten, ein gewitzter Prinz und verwunschene Landschaften, die von phantastischen Kreaturen bewohnt werden. Die klassische Queste eines Fantasy-Films/-Romans mit durchaus typischen Rollenverteilungen, die aber einen sehr unterhaltsamen Film ergeben. Leider ist das Buch nur halb so lustig und die weibliche Hauptfigur dafür dreimal so dumm und unsympathisch, da bleibe ich lieber bei der Verfilmung und erfreue mich an ein wenig mehr Intelligenz bei der Dame, als es ihr der Autor des Buches zugesteht.

Zettelkasten

Für einen echten Buchwurm geht doch nichts über Bücher. Geht einem da nicht das Herz auf, wenn man ein Buch findet, in dem es um Bücher geht? Hier kommen fünf Bücher über Bücher!

1. Ray Bradbury: Fahrenheit 451
Fahrenheit 451 von Ray BradburyFeuerwehrmann Guy Montag hat eine Aufgabe: Bücher beschlagnahmen und verbrennen. Einfach genug, wäre da nicht sein plötzlich gewecktes Interesse an dem verbotenen Gut. Statt die vermeintlichen Unglücksbringer zu verbrennen, hortet er sie im Geheimen und begibt sich damit in Gefahr.
Ein Klassiker im Regal für dystopische Science-Fiction.

2. Jasper Fforde: Thursday Next Reihe
Der Fall Jane Eyre - Jasper Fforde In der Welt von Thursday Next ist die Literatur allgegenwärtig und LiteraturAgenten wie Thursday arbeiten mit Beharrlichkeit daran, dass Kriminelle keine Verbrechen an den literarischen Meisterwerken begehen.

3. Cornelia Funke: Tintenwelt
Tintenherz von Cornelia FunkeWäre es nicht manchmal traumhaft, wenn Geschichten tatsächlich zum Leben erwachen könnten? In Cornelia Funkes Tintenwelt gibt es Menschen, Vorleser, die die Gabe besitzen, Protagonisten und Gegenstände aus Büchern herauszulesen.

4. Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher
Die Stadt der träumenden Bücher von Walter MoersIn diesem Buch dreht sich alles um Bücher. Eine Stadt, die für Bücher und von Büchern lebt, wo Buchjäger nach alten Ausgaben suchen und dafür jede Gefahr in Kauf nehmen. Mehr Buch über Bücher kann es fast nicht geben.

5. Arturo Perez-Reverte: Der Club Dumas
Der Club Dumas von Antonio Perez-ReverteKaum zu glauben, aber wahr, so eine Leidenschaft für Bücher birgt mitunter große Gefahren. Davon kann sich Buchjäger Lucas Corso selbst ein Bild machen, als ihm zwei Bücher okkulten Inhalts in die Hände fallen, deren Echtheit er überprüfen soll. Ehe er es sich versieht, gerät er jedoch in ein gefährliches Durcheinander aus okkulten Machenschaften und Intrigen.

Teilweise dürften diese Beispiele einer recht breiten Masse hier bekannt sein, handelt es sich dabei doch um sehr prominente Bücher, die auch in der Bibliotheka Phantastika zur ein oder anderen Gelegenheit bereits vorgestellt wurden. Aber kann das schon alles gewesen sein, was die Phantastik an Büchern über Bücher zu bieten hat? Oder liegen euch vielleicht noch andere Titel auf der Zunge?

Eselsohr

In einem Genre, in dem die Weltschöpfung (oder –idee) nicht selten eine zentrale Rolle einnimmt, manchmal sogar die Handlung konstituiert oder zumindest auf einer ausgedehnten Tour über die imaginäre Landkarte von Figuren und Lesern und Leserinnen erkundet wird, ist es mir ein bisschen schwer gefallen, fünf ganz besondere Settings aus der Fülle auszusuchen – die Liste ließe sich mühelos erweitern.
Meine Prämisse bei der Auswahl war übrigens, dass mehr oder weniger der ganze Roman im ausgefallenen Setting spielt und man nicht nur einmal unterwegs durch eine kuriose Kulisse spaziert. Außerdem ging es mir nicht unbedingt um ausgeklügeltes Worldbuilding, sondern um im besten Wortsinn phantastische Settingkonzepte, die der Fantasy vielleicht sogar eine neue Facette hinzufügen.

1. The Fade (Chris Wooding):
Callespa ist eine Welt, die ein Leben an der Oberfläche unmöglich macht. Also haben sich Flora und Fauna, Zivilisationen und ihr unvermeidlicher Ballast kurzerhand unterirdisch entwickelt. Verruchte Städte, Pilzwälder und sogar eigene “Jahreszeiten” findet man in der Welt aus Stein, so der deutsche Titel, in der ein erbitterter Krieg Höhle um Höhle erfasst, mit der Attentäterin Orna im Strudel von Ereignissen, die sie durch die fremdartige und erstaunlich moderne Welt führen.

2. Dark Sleeper (Jeffrey E. Barlough):
Dark Sleeper von Jeffrey E. BarloughIn den locker zusammenhängenden Abenteuern der Western-Lights-Reihe ist die Bevölkerung – vermutlich – zum größten Teil ausgelöscht, die Welt einer neuen Eiszeit unterworfen, und inmitten von Säbelzahntiger & Co. hat sich nur ein kleiner Streifen Zivilisation an der amerikanischen Westküste gehalten. Dort allerdings herrscht (viktorianisches) Alltagstreiben, zumindest bis merkwürdige Begebenheiten Professor Tiggs aufscheuchen und schließlich (via Mastodon) zur Investigation auf die gefährlichen Straßen zwischen den verstreuten Siedlungen treiben. Denn dort draußen gibt es neben der Kälte und den wilden Tieren auch übernatürliche Bedrohungen …


3. The Scar (China Miéville):

Armada – der Name ist Programm: Eine Piratenstadt aus unzähligen, teilweise längst miteinander verschmolzenen Schiffen und Booten, die über den Ozean treibt und Freidenkern und Flüchtlingen Zuflucht bietet, die Armadas Ideologie unterstützen. Bei Miéville ist dieses Setting natürlich noch ein bisschen abgefahrener und die politische Struktur von Armada nicht ganz so frei von Repressionen, wie es auf den ersten Blick aussehen mag. Richtig problematisch wird es allerdings erst, als Armada beginnt, nach einer schnelleren Fortbewegungsmöglichkeit zu angeln …

4. Shadow Bridge (Gregory Frost):
Shadow Bridge von Gregory FrostDie Welt, über die sich die Shadowbridge spannt, besteht aus Wasser. Die Gebäude, Pfeiler und Bögen der sich ins Unendliche erstreckenden, vielteiligen Brücke bieten Platz für Städte und Königreiche, Einsiedeleien und festliche Zusammenkünfte. Geschichtenerzähler wandern über die Brücke, und einer von ihnen ist Jax, der Puppenspieler, der mit Licht und Schatten alte Legenden zum Leben erweckt und dabei nicht nur an vergessene Geheimnisse rührt, sondern auch selbst einige davon mit sich herumschleppt. Die bizarre, architektonisch gewagte Welt von Shadow Bridge mit ihrem Flickenteppich aus Geschichten und Kulturen, die nur von den Vaganten zusammengehalten zu werden scheint, wirft unter Garantie ein Studio-Ghibli-Kopfkino an.

5. City of Bones (Martha Wells):
Charisat ist eine Stadt auf einem schwarzen Fels, der sich am Rande eines endlosen, wüstenartigen Ödlands erhebt, das die ganze Welt zu verschlingen droht. So interessant die verschiedenen, sozial streng getrennten Ebenen der Stadt auch sind, der eigentliche Star des Romans ist die Wüste: So heiß, trocken und von tödlichen Gifttieren verseucht, dass ein Trek durchs australische Outback daneben wie ein Sonntagsspaziergang wirkt. Doch natürlich gibt es gute Gründe, der von Canyons und Dolinen durchzogenen Ödnis dennoch einen Besuch abzustatten – nur dort findet man die rätselhaften Überbleibsel einer vergangenen Zivilisation, um die sich knochenharte Reliktjäger wie der katzenhafte Khat streiten, der sich allerdings in der Wüste noch einem ganz anderen Problem gegenübersieht: Einem Überlebenden, den er am liebsten seinem Schicksal überlassen würde.

Die Auswahl der Settings, die mich fasziniert haben, hat vor allem mit persönlichen Vorlieben zu tun, die ich dabei auch gleich wieder ein Stück besser kennengelernt habe: Man gebe mir ein sich hartnäckig festklammerndes Scheibchen Zivilisation inmitten einer großen, leeren, vielleicht noch etwas unheimlichen und feindlichen – und vor allem anderen unbekannten! – Welt, und ich bin erst einmal selig. Na, hat vielleicht jemand eine Empfehlung für mich? Oder faszinieren euch völlig andere Setting-Ideen?

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Ein leider (mit Ausnahmen) viel zu selten behandelter Aspekt von Literatur ist das leibliche Wohl in Textform. Dabei zeigen uns Lesecafés & Co., dass Lesen & Essen eine höchst erquickliche Verbindung ist! Ach, wenn ich nur so gut und phantasiereich kochen könnte wie die Köche von Hogwarts …

1. Die Legende von Attolia (M.W.Turner)
Sommer, Sonne, Hofintrigen: um alles beneide ich die Bewohner von Attolia und benachbarten Staaten nicht, da mir schon ein skandinavischer Sommer den Schweiß auf die Stirn treibt. Wenn Gen und Begleitung jedoch durch die üppigen Olivenhaine ziehen und am Ende eines anstrengenden Wandertages mit Ziegenkäse, frischem Brot und Oliven den gröbsten Hunger stillen, packt mich der blanke Futterneid.

Harry Potter und der Stein der Weisen2. Harry Potter und der Stein der Weisen (J.K. Rowling)
Alle Welt wartet auf eine Eule aus Hogwarts – ich warte auf die Schokofrösche. Kürbispastete. Lakritzzauberstäbe. Gerne löse ich ein Dauerticket für den Hogwartsexpress, wenn die Süßigkeitenverkäuferin an Bord ist (wie gut, dass Hermines Eltern Zahnärzte sind!). Auch nicht zu verachten ist das legendäre Weihnachtsbuffet in der großen Halle, da muss die gemeine europäische Weihnachtsgans vor Neid erblassen. Frau Rowling hat es sogar geschafft, dass ich manchmal mit einem Heißhunger auf Butterbier erwache. Ich mag weder Bier noch Butter, nebenbei bemerkt.

3. Diverse Werke von Terry Pratchett
Einer darf auf dieser Liste nicht fehlen. Niemand lebt den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher-zum-Millionär so voller Hingabe, ohne Teller zu waschen (oder Millionär zu werden): ich rede natürlich von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper. Seine sagenhaft günstigen Würstchen hinterlassen selbst schon beim Lesen einen fauligen Nachgeschmack – nur ein weiteres Zeichen von Pratchetts schriftstellerischem Genius. Schnapper hat deshalb einen Ehrenplatz in dieser Liste verdient, denn die Hoffnung auf gutes Essen lässt den Magen bekanntlich auch schon knurren. Der Wille zählt.

4. Der kleine Hobbit (J.R.R. Tolkien)
Alle Artikel, die den „Hobbit“ nicht erwähnen, sind im Moment eh verdammt, ungelesen im Orkus zu verschwinden. Trifft sich Hobbits lassen es sich schmecken (Warner Bros)aber gut: wenn die Zwerge zum Kaffeetrinken (!) bei Bilbo Beutlin vorbeikommen, wünschen sie sich Rotwein, Himbeermarmelade, Eier, Apfeltörtchen, Rosinenkuchen, Essiggurken, Käse, Pasteten, Salat, kaltes Hühnchen, „und noch ein paar Kuchen“. Dass mir auch dabei der Mund wässrig wird, zeigt deutlich, dass Fantum auch ungesunde Züge annehmen kann.

5. Die Legende von Isaak (Ken Scholes)
Auch wenn in den Benannten Landen Krieg herrscht und Zigeunerkönig Rudolfo gezwungen ist, an mehreren Fronten zu kämpfen, um sein Volk und seine Familie zu beschützen: Hungern muss in der Waldresidenz niemand. Lamm mit dampfenden Birnen, Käseplatten, geröstete Ente, wilder Reis, Waldpilze und Karotten – an Rudolfo ist ein Gourmet verloren gegangen. Hoffentlich zieht bald wieder Frieden ins Land, damit der König sein Leben und das gute Essen auch genießen kann.

Nach dem Erstellen dieser Liste decke ich jetzt erst einmal einen reichlichen Abendbrottisch, der leider sein literarisches Vorbild nicht toppen wird. Danach möchte ich von euch wissen: welche Bücher lassen euch das Wasser im Munde zusammenlaufen?

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Ein Problem, das wir alle kennen: Das Regal ist voll. Nieten aussortieren ist eine Sache. Level 2 allerdings sind ungelesene Bücher, bei denen man eine Ahnung hat, dass sie auch fürderhin ungelesen bleiben werden. Zu Beginn eine einfache Übung: Folgebände mehrteiliger Reihen. Man hat sie sich im ersten Enthusiasmus angeschafft, aber wenn man wie ich Reihen kaum je hintereinander wegliest, stellt man irgendwann fest, dass das Interesse erloschen ist.

1. The Oracle’s Queen (Lynn Flewelling)
Bei der Tamír Trilogy hat mir der erste Band Spaß gemacht. Als die Reihe erschienen ist, war es das, was ich damals gern mochte, schöne (Gender-)Trickspielchen mit ausführlich ausgeleuchteten Charakteren. Schon beim zweiten Band hatte sich das Konzept ein klein wenig abgenutzt, und als dann ein paar Jahre ins Land zogen, ehe der dritte erschien, war die Reihe zum Großteil aus meinem Gedächtnis verschwunden. Schlechtes Zeichen. Nochmals einlesen werde ich mich wohl nicht.

2. A Fortress of Grey Ice (J.V. Jones)
Die Sword of Shadows-Reihe war J.V. Jones’ Beitrag zur damals heranwogenden grim&gritty-Welle. Den ersten Band habe ich ganz nett in Erinnerung, vor allem das eisige Setting war nach meinem Geschmack. Und am Ende so gestrickt, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Also her mit dem zweiten Band. Allerdings kam danach sehr, sehr lange kein dritter, und den zweiten habe ich nie zur Hand genommen. Was ich damals unbedingt wissen wollte, ist mir inzwischen auch entfallen, deswegen werden Raifs Abenteuer wohl ohne mich weitergehen.

Red Seas Under Red Skies von Scott Lynch3. Red Seas Under Red Skies (Scott Lynch)
Jetzt kommen wir zu den Titeln, bei denen der Abschied etwas schwerer fällt. Den Vorgänger Lies of Locke Lamora fand ich gewitzt und spannend, wenn auch etwas merkwürdig strukturiert. Ich hätte gern noch einen Roman mit ähnlichen Hintergründen gelesen. Dass der zweite dann so eine piratige Anmutung hatte, hat mich wohl bisher vom Lesen abgehalten. Und der dritte Band ist eines DER Problembücher der Fantasy, die (in diesem Fall aus guten Gründen) schon ewig auf sich warten lassen. Ein bisschen schade finde ich es trotzdem, den Autor fallenzulassen, aber an Red Seas Under Red Skies habe ich trotzdem so gar kein Interesse entwickelt.

4. Kushiel’s Chosen (Jacqueline Carey)
Schon Kushiel’s Dart war ein harter Brocken. Die ganze Fifty-Shades-of-Kushiel-Nummer mit der mit Schürhaken und ähnlichem traktierten Heldin dürfte zwar inzwischen niemandem mehr ein müdes Lächeln entlocken, aber der Roman hat gebraucht, bis er sich zwischen Hofintrigen, Bettgeschichten und Benimmregeln in ein famoses Abenteuer entwickelt hat. Und das war leider nicht nur toll erzählt und sprachlich wie weltschöpferisch interessant, sondern hatte auch sehr viel verzwickt-tragische Romantik. Die Andeutungen, wie es rund um die Romantik weitergehen könnte, waren für mich doch nicht überzeugend genug, um weiterzuverfolgen, wie Phèdre nó Delaunay und ihr Leibwächter Joscelin nicht zusammen glücklich werden können. Ach!

The Great Hunt von Robert Jordan5. The Great Hunt (Robert Jordan)
Einen Band vom Rad der Zeit muss man einfach mal testen, wenn man epische Fantasy mag. Und ganz unspanned war es auch nicht. Ich wollte mir also anschauen, wo das Ganze hinläuft, wenn es mal über den ersten Vorstoß nach Mittelerde hinaus ist. Ob es allerdings die abschreckende Vorstellung der vielen Bände, die merkwürdigen Frauenfiguren oder das doch etwas zu klassische und wenig reizvolle Setting war, das dazu geführt hat, dass ich nie weiterlesen wollte, kann ich nicht einwandfrei klären. Vielleicht ist das eine der Reihen, die man eher in einem zarten Alter lieben lernen muss, um ihr zu verfallen?

Und die Moral von der Geschicht könnte heißen: Autoren und Autorinnen, braucht nicht zu lange. Zum Glück habe ich auch etliche Reihen im Regal, in die ich problemlos nach langer Pause oder auch über viele Bände hinweg gerne wieder einsteige. Aber damit das für mich klappt, muss das Gelesene wohl eine bessere Langzeitwirkung auf mich haben als bei den hier vorgestellten, auch wenn ich von den ersten Bänden seinerzeit mitunter viel gehalten habe.

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Jeder von uns hat sie, die dunklen Geheimnisse unserer abgebrochenen Bücher. Manchmal kann das breite Publikum noch so begeistert von einem Werk sein, man selbst gehört dann zu dieser kleinen Minderheit, die ungewollt gegen den Strom schwimmt.
Hier kommen nun die fünf bisher dunkelsten Kapitel meiner verschmähten Bücher, deren Schreibstil oder Inhalt mich derart langweilte, dass ich es trotz eisernem Willen nicht geschafft habe, sie komplett zu lesen:

1. Die Chroniken von Narnia – C.S. Lewis
Die Chroniken von Narnia von C.S. LewisEin Klassiker der Fantasy, der für mich leider trotzdem ungenießbar war. Da hier der religiöse Unterton viel zu aufdringlich und der Schreibstil eindeutig eher etwas für Kinder ist, habe ich es hier nicht über 30 Seiten hinaus geschafft. Viel mehr kann ich dazu gar nicht sagen, die Grundidee fand ich immer recht interessant und ich habe mir als Kind die damals populäre Verfilmung angesehen (ich glaube es war eine von BBC produzierte Serie), von der ich damals sehr begeistert war. Vermutlich muss man einfach Kind sein, um die Die Chroniken von Narnia wirklich genießen zu können.

1. Dracula – Bram Stoker
Dracula von Bram StokerDracula! Der bissigste aller Vampire und Meister der Gänsehaut! Was hat man nicht schon alles an Geschichten und Filmen über Dracula gesehen und banges Herzklopfen erlebt, wenn sich der durstige Blutsauger durch die Schatten der Nacht bewegt und seine Fänge in den Hals seines unschuldigen Opfers schlägt. Lange bevor man das erste Mal von dem eigentlichen Buch erfährt, kennt man Dracula und sein Wesen schon in- und auswendig und hat ihn als Verkörperung der Furcht vor der Dunkelheit verinnerlicht. Welche Freude ist es dann die Romanvorlage für all die abgespaltenen Versionen von anderen Autoren und Filmemachern in die Finger zu nehmen und sich unter der Bettdecke auf das vermutlich unheimlichste aller Vampirbücher zu freuen. Wie groß die Enttäuschung, wenn man dann feststellt, dass alles ganz anders ist. Gruselig? – Fehlanzeige. Eine seichte Sammlung von Tagebucheinträgen verschiedener involvierter Personen, die weder logisch denken, noch unheimlich oder atmosphärisch wirkungsvoll schildern, was hier geschieht, trifft es da schon eher. Besonders enttäuschend war nicht nur Dracula selbst, sondern auch Van Hellsing, der mehr wie ein begriffsstutziger Tattergreis wirkt, anstatt wie ein Vampirjäger mit Vorbildfunktion.
Zu seiner Zeit war Dracula sicher neu und faszinierend, nach heutigem Stand allerdings konnte mich dieses Buch nicht beeindrucken und musste aufgrund akuten Gähnens nach der Hälfte abgebrochen werden.

3. Die Glasbücher der Traumfresser – Gordon Dahlquist
Die Glasbücher der Traumfresser von Gordon DahlquistEin Buch mit vielversprechenden Ansätzen. Da haben wir ein viktorianisches Setting, einen Hauch von Traumnovelle mit geheimen Maskenbällen einer verschwörerischen Geheimorganisation und eine kleine Gruppe von gänzlich unterschiedlichen Menschen, die zu Verbündeten werden, um die Welt zu retten. Nicht zu vergessen die todschicke Aufmachung dieses Buches, dessen Kapitel einzeln gebunden und in einem Schuber kombiniert wurden.
Doch Die Glasbücher der Traumfresser begannen schnell meine Träume und die Hoffnung zu fressen, es würde noch besser werden. Mit seiner unmöglichen Zahl an langen Fluren, Gängen, Korridoren, nicht nachvollziehbaren Beweggründen, immer wiederkehrenden Seidenunterhöschen und einem fehlenden Sinn dahinter oder wenigstens einem Anzeichen dafür worauf das Buch überhaupt hinaus will, haben die Glasbücher meine Erwartungen bestmöglich unerfüllt gelassen und wurden im vorletzten Kapitel endgültig als nicht zu retten eingestuft.

4. Der Hobbit oder hin und zurück – J.R.R. Tolkien
Der Hobbit oder hin und zurück von J.R.R. TolkienNoch ein Meilenstein der Fantasy, der meinem gnadenlosen Urteil zum Opfer gefallen ist. J.R.R. Tolkien scheint nicht mein Autor zu sein. Nachdem ich es als Teenager mit Silmarillion schon versucht hatte und gescheitert bin, mich später ein halbes Jahr durch den ersten Band des Herr der Ringe gequält hatte, musste sich nun zuletzt auch der Hobbit meiner Mittelerde-Abneigung geschlagen geben. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass ich mit diesem Urvater der Fantasy nicht zurecht komme. Ein damaliger Freund sagte einmal zu mir: »Tolkien war für manche eben doch mehr Professor als Autor«. Ich glaube das beschreibt es für mich sehr gut, denn ich finde seine Texte irgendwie trocken und leblos. Wulfila hat da in ihrem Blogbeitrag neulich etwas geschrieben, was mich u.a. sehr stark an meine Tolkienversuche denken ließ: ich lese und erfahre gerne Dinge über Tolkiens Bücher und die darin erschaffene Welt. Das macht mir Spaß und formt Bilder vor meinem geistigen Auge. Doch die Bücher selbst zu lesen, gestaltet sich leider als Qual, obwohl ich die umfangreichen Ideen des Autors beeindruckend finde und schätze, was er für das Genre der Fantasy geleistet hat.

5. Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär – Walter Moers
Cover des Buches "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" von Walter MoersAch Walter, deine Geschichten! Als Fan seiner Illustrationen, die ich mit diesem eigenen Stil einfach immer herrlich und amüsant anzusehen finde, dachte ich mir, lies doch einmal das Buch! Gesagt, getan und abgebrochen. Moers’ erzählerischer Humor trifft meinen Geschmack leider gar nicht. Was ich an seinen Illustrationen liebe, wirkt in seinen Texten zu albern und bemüht lustig. Da schaue ich mir eben weiter die Bilder an, erfreue mich an den absurd witzigen Szenen, die dort dargestellt werden und lese auch hier lieber über Zamonien, als in Zamonien.
Die Stadt der Träumenden Bücher fand ich übrigens wieder sehr ansprechend zu lesen.

Zettelkasten

Wer kennt diese Situation nicht: Man hat seine aktuelle Lektüre beendet und schlendert zum SUB (oder besser den SUBs), um sich eine neue herauszusuchen, und plötzlich steht man vor der Qual der Wahl. Der Blick schweift über ältere Neuerwerbungen, die einen damals brennend interessiert haben, aber nun schon etwas Staub ansetzen, und über neuere, auf die man aber jetzt gerade doch nicht Lust hat. Tja, was also tun? Man schreibt einen Blog und hofft, dass einem dabei die Erleuchtung kommt oder dass einem die Internetcommunity hilft.

Hier also fünf Bücher, zwischen denen ich mich entscheiden muss:

Cover von Natural History von Justina Robson1. Justina Robson: Natural History
Ein SF-Roman, auf den ich durch einen Artikel in der zweiten Ausgabe der Pandora aufmerksam geworden bin. Neben dem wunderschönen Cover punktet der Roman mit seiner Thematik: Die Autorin nähert sich darin dem für mich immer wieder faszinierenden Verhältnis von Mensch und Maschine, (künstlichem?) Bewusstsein und Leben sowie den hybriden Verschmelzungen und Entwicklungen zwischen diesen behaupteten Antagonismen. Bereits das erste Kapitel verheißt sehr viel, wird hier doch der Song “American Pie” mit den Erinnerungen des Bewusstseins eines Raumschiffes, das gerade einen dramatischen Fehler gemacht hat, und den Beschreibungen seiner Lage zusammengeführt.

Cover von The Summer Isles von Ian R. MacLeod2. Ian R. MacLeod: The Summer Isles
Mich hatte bereits Aether mit seinem wunderschönen Stil, der feinen Melancholie und der ernsten Thematik begeistert, daher wollte ich unbedingt mehr von MacLeod lesen und habe mir seine mit dem World Fantasy Award ausgezeichnete Erzählung “The Summer Isles” in der zur Novelle ausgebauten Fassung besorgt. Die edle (limitierte und signierte) Ausgabe von Aio lässt dabei nicht nur das Fanboyherz, sondern auch das Buchliebhaberherz höher schlagen. Aber abgesehen davon hat mich der eigentliche Inhalt dazu bewogen, mir das Buch zu kaufen. Das alternative England, in dem Faschisten die Macht ergriffen haben und in dem sich der (homosexuelle) Protagonist durchschlagen muss, hat sofort mein Interesse geweckt.

Cover von The Books of he Wars von Mark Geston3. Mark Geston: Out of the Mouth of the Dragon
Nachdem mir der erste Roman aus der (sehr) lose miteinander verbundenen Trilogie rund um die vom Schicksal gebeutelte „Welt“ und ihre Bewohner recht gut gefallen hat, stünde hiermit die Quasi-Fortsetzung griffbereit im Sammelband The Books of the Wars zur Verfügung. Die schon im ersten Band interessante Erzählweise Gestons und der wilde Mix aus SF- und Fantasy-Elementen verspricht jedenfalls spannend zu werden und (so banal es klingt) das Format wäre ideal für Fahrten mit den Öffis.

Cover von Lilith's Brood von Octavia E. Butler4. Octavia E. Butler: Dawn
Butlers Debutroman Patternmaster (Als der Seelenmeister starb) hat in der BP-Redaktion zwar zu kontroversen Reaktionen geführt, für mich aber mehr Potential entfaltet als Schwachpunkte gezeigt. Trotzdem habe ich mit dem Sammelband Lilith’s Brood erstmal die Reihe zur gleichnamigen Trilogie (Dawn, Adulthood Rites, Imago) gewechselt – auch bekannt als Xenogenesis-Trilogie. Darin wird Protagonistin Lilith von einem Alienvolk von der fast völlig zerstörten Erde gerettet. Die Oankali genannten Aliens haben nicht nur drei Geschlechter, sondern auch die Fähigkeit sich telepathisch zu verbinden und Gene mit anderen intelligenten Spezies auszutauschen, weshalb sie als Genhändler fungieren. Natürlich „profitieren“ auch Lilith und im weiteren Verlauf der Reihe ihre Nachkommen von diesen Fähigkeiten der Außerirdischen.

Cover von The Habitation of the Blessed von Catherynne M. Valente5. Catherynne M. Valente: The Habitation of the Blessed
Ein neuer Anlauf mit einer Reihe (A Dirge for Prester John) von Frau Valente, die für mich immer wieder eine Herausforderung ist. Aber das Setting rund um den Mythos des Priesterkönigs Johannes, dessen Reich in Valentes Version auch noch von einer Unzahl mittelalterlicher Sagenwesen bevölkert wird, hat mich sehr fasziniert. Auch der Ansatz, die Geschichte des Romans in unterschiedlichen literarischen Formen des Königreichs zu erzählen, die von Kapitel zu Kapitel wechseln, hat mich unglaublich gereizt. Die Aufmachung des Buches ist mit deckled edges ebenfalls wunderschön anzuschauen.

Zettelkasten

Ich weiß nicht, ob es an meiner Berufswahl liegt, oder ob es etwas Allgemeineres ist, aber wenn ich ein schönes Cover sehe, muss ich es haben. Ungeachtet seiner Zielgruppe oder Bewertung wird das Buch gekauft. Meistens werde ich von dem Inhalt enttäuscht, manchmal aber kommt es vor, dass sich ungeahnte Schätze zwischen den schönen Buchdeckeln verbergen.
Hier sind nun ein paar meiner Cover-Käufe aus den letzten drei Jahren. Einige davon Goldgruben, andere … nicht. Auffällig dürfte sein, dass dies alles englische Originalausgaben sind.

Jonathan Strange & Mr. Norrell von Susanna Clarke1, Susanna Clarke: Jonathan Strange & Mr. Norrell
In seiner Einfachheit ein wunderschönes Cover mit einem für mich sehr enttäuschenden, ja geradezu nervtötenden Inhalt. Ich fand die Inhaltsbeschreibung seinerzeit gar nicht so schlecht. Nichts Berauschendes vielleicht, aber dass es zu solch einer Qual werden würde, dieses Buch zu lesen, hätte ich nicht gedacht. Inzwischen hängt das Cover buchlos, aber dafür gerahmt, an meiner Wand und die Seiten werden vermutlich irgendwo zu Toilettenpapier verarbeitet.

Magyk von Angie Sage2, Angie Sage: Magyk
Hierbei handelt es sich eigentlich um ein lupenreines Kinder-/Jugendbuch. Trotz dieses Wissens konnte ich beim Anblick des grandiosen Hardcovers nicht widerstehen und habe nicht nur Band eins, sondern auch Band zwei gekauft. Der dritte Band stand ebenfalls auf meiner Wunschliste, dummerweise haben ein paar Freunde meinen Geburtstagswunsch nicht allzu genau genommen und mir statt des Hardcovers die Taschenbuchausgabe geschenkt.

The Night Circus von Erin Morgenstern3, Erin Morgenstern: The Night Circus
Ein sehr schönes, wie Scherenschnitt anmutendes Cover, das mir letztes Jahr über den Weg gelaufen ist. Hier hatte mich der Klappentext zwar zunächst weniger angesprochen, aber die Meinungen klangen vielversprechend und bei der schicken Aufmachung konnte ich nicht widerstehen. Überraschenderweise entpuppte sich dieses Buch als wertvolles Juwel und verschaffte mir einen sehr großen Lesegenuss.

Rivers of London von Ben Aaronovitch4, Ben Aaronovitch: Rivers of London
Neugierig gemacht von einigen aus unserem Forum, die das Buch bereits gelesen hatten, hat auch hier das Cover den ausschlaggebenden Anreiz gegeben, das Buch zu kaufen.
Inhaltlich war Rivers of London kein völliger Reinfall, so richtig gepackt hat es mich aber leider auch nicht.

The Small Hand von Susan Hill5, Susan Hill: The Small Hand
Als ich dieses winzige Büchlein im Laden liegen sah, war ich sofort verliebt. Ein mattschwarzer Umschlag mit einem kühlen Blauton, der gut zum Geisterthema passt, verziert mit metallischem Golddruck. Für meinen Geschmack eine rundum gelungene Komposition. Leider entpuppte sich der Inhalt als so schlecht wie das Cover gut ist, ziemlich unspektakulär und der versprochene Horroreffekt blieb völlig aus.
Einmal mehr ein absoluter Fehlkauf, trotzdem kann ich mich angesichts des Covers nicht von dem Buch trennen.

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Was gibt es schöneres als eine phantastische Bescherung? Doch um der lieben Verwandtschaft einen Besuch der örtlichen Fantasy-Bestseller-Theke mit ihrem Überangebot an im-Boden-steckenden Waffen oder die Stern-und-Stuss-Empfehlungen von Versandgiganten (und mir die literarischen katastrophalen Folgen) zu ersparen, stelle ich seit einigen Jahren eine Liste der phantastischen Länder auf, die ich bereisen möchte (denn die zuvor jahrelang gepflegte Liste „Nicht nur fünf Bücher, die ich nie haben wollte“ bedarf keiner weiteren Fortsetzung). Was also wünscht sich eine Bücherjägerin zu Weihnachten?

1, Greg Keyes: The Blackgod
Der zweite Band des The Chosen of the Changeling-Zyklus ist nach dem umwerfenden Vorgänger The Waterborn ein langersehnter Bücherwunsch. The Waterborn begeisterte mit einer von Mythologien durchdrungenen Welt voller sorgfältig ausgearbeiteter Kulturen und überraschte mich mit einem äußerst menschlichen Helden, dem der Autor sogar Fehlentscheidungen zugesteht. Der Wunsch nach einer Fortsetzung ist jedoch, da bin ich mir sicher, keine.

Lobgesang auf Leibowitzv von Walter Miller jr.2, Walter Miller jr.: Lobgesang auf Leibowitz
Ein weiterer Beweis dafür, dass die Bibliotheka Phantastika arm, aber glücklich macht: dieses Buch landete aufgrund dringender Empfehlung auf dieser Liste. Apropos Liste: der Fund eines historischen Einkaufszettels sorgt dafür, dass der titelgebende Wissenschaftler Leibowitz in einer post-apokalyptischen Welt heilig gesprochen wird. Mehr vom Inhalt muss ich nicht kennen, um zu wissen, dass ich dieses Buch lesen muss.

3, Greg Keyes: The Hounds of Ash and Other Tales of Fool Wolf
Um den geneigten Leser über meine Autoren-Fixierung hinwegzutäuschen, habe ich meine beiden Keyes-Wünsche nicht hintereinander platziert. Noch mehr als über diesen gelungenen Schachzug freue ich mich auf diese Kurzgeschichtensammlung mit dem indianischen Helden Fool Wolf, der sich in der Welt von The Changeling mit einer Totemgöttin herumschlagen muss. Und nach seinen großartigen Romanen bin ich nun gespannt auf Keyes’ Kreativität im Rahmen von Kurzgeschichten.

4, Ursula Le Guin: The Word for World is Forest
Nachdem mich Winterplanet mehr als begeistert und Das Wunschtal mehr als enttäuscht hat, bin ich auf der Suche nach einer winterplanetig-geistreichen, politisch und klugen Le Guin. Die Empfehlungen für The Word for World ist Forest lassen mich erahnen, dass ich nicht enttäuscht sein werde. Und außerdem: in unseren Zeiten kann jeder Mensch eine Dosis Ökobotschaft vertragen.

Werkausgabe Arkadi & Boris Strugatzki, Teil 15, Arkadi und Boris Strugatzky: Gesammelte Werke (Band 1-….)
Und wieder ist mir ein meisterlicher Schachzug gelungen, indem ich die zahlreichen Bände der Werkausgabe der Strugatzky-Brüder unter einem Wunsch zusammengefasst habe. Das merkt der Weihnachtsmann sicher nicht – und wenn, dann wird er mir nur zustimmen: die verstörend-futuristischen Romane der russischen Brüder sollten in jedem Haushalt zu finden sein.

Übrigens: wer noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken für sich oder andere Phantastikfreunde ist, dem kann mit einer persönlichen Empfehlung geholfen werden! Ich wünsche ein allseits besinnliches und bibliophiles Weihnachtsfest!

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