Ein leider (mit Ausnahmen) viel zu selten behandelter Aspekt von Literatur ist das leibliche Wohl in Textform. Dabei zeigen uns Lesecafés & Co., dass Lesen & Essen eine höchst erquickliche Verbindung ist! Ach, wenn ich nur so gut und phantasiereich kochen könnte wie die Köche von Hogwarts …
1. Die Legende von Attolia (M.W.Turner)
Sommer, Sonne, Hofintrigen: um alles beneide ich die Bewohner von Attolia und benachbarten Staaten nicht, da mir schon ein skandinavischer Sommer den Schweiß auf die Stirn treibt. Wenn Gen und Begleitung jedoch durch die üppigen Olivenhaine ziehen und am Ende eines anstrengenden Wandertages mit Ziegenkäse, frischem Brot und Oliven den gröbsten Hunger stillen, packt mich der blanke Futterneid.
2. Harry Potter und der Stein der Weisen (J.K. Rowling)
Alle Welt wartet auf eine Eule aus Hogwarts – ich warte auf die Schokofrösche. Kürbispastete. Lakritzzauberstäbe. Gerne löse ich ein Dauerticket für den Hogwartsexpress, wenn die Süßigkeitenverkäuferin an Bord ist (wie gut, dass Hermines Eltern Zahnärzte sind!). Auch nicht zu verachten ist das legendäre Weihnachtsbuffet in der großen Halle, da muss die gemeine europäische Weihnachtsgans vor Neid erblassen. Frau Rowling hat es sogar geschafft, dass ich manchmal mit einem Heißhunger auf Butterbier erwache. Ich mag weder Bier noch Butter, nebenbei bemerkt.
3. Diverse Werke von Terry Pratchett
Einer darf auf dieser Liste nicht fehlen. Niemand lebt den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher-zum-Millionär so voller Hingabe, ohne Teller zu waschen (oder Millionär zu werden): ich rede natürlich von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper. Seine sagenhaft günstigen Würstchen hinterlassen selbst schon beim Lesen einen fauligen Nachgeschmack – nur ein weiteres Zeichen von Pratchetts schriftstellerischem Genius. Schnapper hat deshalb einen Ehrenplatz in dieser Liste verdient, denn die Hoffnung auf gutes Essen lässt den Magen bekanntlich auch schon knurren. Der Wille zählt.
4. Der kleine Hobbit (J.R.R. Tolkien)
Alle Artikel, die den „Hobbit“ nicht erwähnen, sind im Moment eh verdammt, ungelesen im Orkus zu verschwinden. Trifft sich aber gut: wenn die Zwerge zum Kaffeetrinken (!) bei Bilbo Beutlin vorbeikommen, wünschen sie sich Rotwein, Himbeermarmelade, Eier, Apfeltörtchen, Rosinenkuchen, Essiggurken, Käse, Pasteten, Salat, kaltes Hühnchen, „und noch ein paar Kuchen“. Dass mir auch dabei der Mund wässrig wird, zeigt deutlich, dass Fantum auch ungesunde Züge annehmen kann.
5. Die Legende von Isaak (Ken Scholes)
Auch wenn in den Benannten Landen Krieg herrscht und Zigeunerkönig Rudolfo gezwungen ist, an mehreren Fronten zu kämpfen, um sein Volk und seine Familie zu beschützen: Hungern muss in der Waldresidenz niemand. Lamm mit dampfenden Birnen, Käseplatten, geröstete Ente, wilder Reis, Waldpilze und Karotten – an Rudolfo ist ein Gourmet verloren gegangen. Hoffentlich zieht bald wieder Frieden ins Land, damit der König sein Leben und das gute Essen auch genießen kann.
Nach dem Erstellen dieser Liste decke ich jetzt erst einmal einen reichlichen Abendbrottisch, der leider sein literarisches Vorbild nicht toppen wird. Danach möchte ich von euch wissen: welche Bücher lassen euch das Wasser im Munde zusammenlaufen?
Bei Harry Potter und dem Hobbit schließe ich mich dir da ganz klar an, das macht Appetit.
Spontan kann ich mich an ein Buch erinnern, das mich als Kind auch tatsächlich zum nächtlichen Fresszug verführt hat: “Die fünf Freunde auf geheimnisvollen Spuren.” Da werden nämlich geheime Vorräte für einen Ausflug der Insel der Kinder gehortet, und ich erinnere mich noch, nachts zum Kühlschrank geschlichen zu sein und Salami und Käse gemopst zu haben, weil die im Buch so viele leckere Sache eingepackt haben. 😉
Was die Essgewohnheiten angeht bin ich sicherlich selbst ein kleiner Hobbit – dennoch muss ich an dieser Stelle auch Autoren phantastischer Literatur für den einen oder anderen Schmökersnack verantwortlich machen, allen voran J.K. Rowling, J.R.R. Tolkien und David Zindell. Vom simplen belegten Brot über ausgefeilte x-Gänge-Menüs bis hin zu traumhaften Süßigkeiten lassen mir die Tisch- und Tafelphantasien dieser Autoren wirklich das Wasser im Munde zusammenlaufen.
In Daniel Abrahams “Magischen Städten” habe ich auch immer wieder Hinweise auf Kulinarisches entdeckt, die sich durchaus zu verfolgen gelohnt hätten. Ich erinnere mich zum Beispiel dunkel an ein Rosmarinhähnchen, ich glaube in Honig gegart, daß Balasar Gice irgendwo im dritten Band verspeist hat. Mann… er hätte mir ein Beinchen abgeben können! Oder an Reis mit Rosinen, die vorher in Wein eingelegt waren. Ich glaube, Maati hat sowas mal auf irgendeinem Baumstumpf zu sich genommen. Was hätte ich darum gegeben, neben ihm auf dem Wurzelausläufer zu sitzen! …
Ich sehe, wir brauchen hier dringend ein Smiley aus dem Forum: :sabber:! Und stimmt, Katerchen, in den “Magischen Städten” wird auch köstlichst gespeist! Ich denke, Maati& Co. bekommen mindestens genauso viele Michellin-Sterne wie Rudolfo und seine Waldresidenz.
@ Nala: 😀 Das ist eine klasse Geschichte! Gelebte Literatur kann so sättigend sein…
Mjam, mjam … Kulinarische Fantasy … Eines von Steve Brusts “Vlad Taltos” – Büchern (“Dzur”, wenn ich mich recht entsinne) benutzt ein ausgiebiges Mahl sogar als “Organisationsprinzip”. Jedes Kapitel ist nach einem Gericht oder Getränk benannt und beginnt mit einer ausführlichen und appetitanregenden Beschreibung desselben. In Sachen “Fantasy und Futtern” muss ich allerdings auch zuerst einmal an Tolkien denken. Allerdings weniger an den “Hobbit”, als vielmehr an Bilbos Geburtstagsfeier aus dem “Herr der Ringe”. Das mag damit zusammenhängen, dass ich den HdR vor dem “Hobbit” gelesen habe.