Fünf Bücher … die ich abbrechen musste

Jeder von uns hat sie, die dunklen Geheimnisse unserer abgebrochenen Bücher. Manchmal kann das breite Publikum noch so begeistert von einem Werk sein, man selbst gehört dann zu dieser kleinen Minderheit, die ungewollt gegen den Strom schwimmt.
Hier kommen nun die fünf bisher dunkelsten Kapitel meiner verschmähten Bücher, deren Schreibstil oder Inhalt mich derart langweilte, dass ich es trotz eisernem Willen nicht geschafft habe, sie komplett zu lesen:

1. Die Chroniken von Narnia – C.S. Lewis
Die Chroniken von Narnia von C.S. LewisEin Klassiker der Fantasy, der für mich leider trotzdem ungenießbar war. Da hier der religiöse Unterton viel zu aufdringlich und der Schreibstil eindeutig eher etwas für Kinder ist, habe ich es hier nicht über 30 Seiten hinaus geschafft. Viel mehr kann ich dazu gar nicht sagen, die Grundidee fand ich immer recht interessant und ich habe mir als Kind die damals populäre Verfilmung angesehen (ich glaube es war eine von BBC produzierte Serie), von der ich damals sehr begeistert war. Vermutlich muss man einfach Kind sein, um die Die Chroniken von Narnia wirklich genießen zu können.

1. Dracula – Bram Stoker
Dracula von Bram StokerDracula! Der bissigste aller Vampire und Meister der Gänsehaut! Was hat man nicht schon alles an Geschichten und Filmen über Dracula gesehen und banges Herzklopfen erlebt, wenn sich der durstige Blutsauger durch die Schatten der Nacht bewegt und seine Fänge in den Hals seines unschuldigen Opfers schlägt. Lange bevor man das erste Mal von dem eigentlichen Buch erfährt, kennt man Dracula und sein Wesen schon in- und auswendig und hat ihn als Verkörperung der Furcht vor der Dunkelheit verinnerlicht. Welche Freude ist es dann die Romanvorlage für all die abgespaltenen Versionen von anderen Autoren und Filmemachern in die Finger zu nehmen und sich unter der Bettdecke auf das vermutlich unheimlichste aller Vampirbücher zu freuen. Wie groß die Enttäuschung, wenn man dann feststellt, dass alles ganz anders ist. Gruselig? – Fehlanzeige. Eine seichte Sammlung von Tagebucheinträgen verschiedener involvierter Personen, die weder logisch denken, noch unheimlich oder atmosphärisch wirkungsvoll schildern, was hier geschieht, trifft es da schon eher. Besonders enttäuschend war nicht nur Dracula selbst, sondern auch Van Hellsing, der mehr wie ein begriffsstutziger Tattergreis wirkt, anstatt wie ein Vampirjäger mit Vorbildfunktion.
Zu seiner Zeit war Dracula sicher neu und faszinierend, nach heutigem Stand allerdings konnte mich dieses Buch nicht beeindrucken und musste aufgrund akuten Gähnens nach der Hälfte abgebrochen werden.

3. Die Glasbücher der Traumfresser – Gordon Dahlquist
Die Glasbücher der Traumfresser von Gordon DahlquistEin Buch mit vielversprechenden Ansätzen. Da haben wir ein viktorianisches Setting, einen Hauch von Traumnovelle mit geheimen Maskenbällen einer verschwörerischen Geheimorganisation und eine kleine Gruppe von gänzlich unterschiedlichen Menschen, die zu Verbündeten werden, um die Welt zu retten. Nicht zu vergessen die todschicke Aufmachung dieses Buches, dessen Kapitel einzeln gebunden und in einem Schuber kombiniert wurden.
Doch Die Glasbücher der Traumfresser begannen schnell meine Träume und die Hoffnung zu fressen, es würde noch besser werden. Mit seiner unmöglichen Zahl an langen Fluren, Gängen, Korridoren, nicht nachvollziehbaren Beweggründen, immer wiederkehrenden Seidenunterhöschen und einem fehlenden Sinn dahinter oder wenigstens einem Anzeichen dafür worauf das Buch überhaupt hinaus will, haben die Glasbücher meine Erwartungen bestmöglich unerfüllt gelassen und wurden im vorletzten Kapitel endgültig als nicht zu retten eingestuft.

4. Der Hobbit oder hin und zurück – J.R.R. Tolkien
Der Hobbit oder hin und zurück von J.R.R. TolkienNoch ein Meilenstein der Fantasy, der meinem gnadenlosen Urteil zum Opfer gefallen ist. J.R.R. Tolkien scheint nicht mein Autor zu sein. Nachdem ich es als Teenager mit Silmarillion schon versucht hatte und gescheitert bin, mich später ein halbes Jahr durch den ersten Band des Herr der Ringe gequält hatte, musste sich nun zuletzt auch der Hobbit meiner Mittelerde-Abneigung geschlagen geben. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass ich mit diesem Urvater der Fantasy nicht zurecht komme. Ein damaliger Freund sagte einmal zu mir: »Tolkien war für manche eben doch mehr Professor als Autor«. Ich glaube das beschreibt es für mich sehr gut, denn ich finde seine Texte irgendwie trocken und leblos. Wulfila hat da in ihrem Blogbeitrag neulich etwas geschrieben, was mich u.a. sehr stark an meine Tolkienversuche denken ließ: ich lese und erfahre gerne Dinge über Tolkiens Bücher und die darin erschaffene Welt. Das macht mir Spaß und formt Bilder vor meinem geistigen Auge. Doch die Bücher selbst zu lesen, gestaltet sich leider als Qual, obwohl ich die umfangreichen Ideen des Autors beeindruckend finde und schätze, was er für das Genre der Fantasy geleistet hat.

5. Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär – Walter Moers
Cover des Buches "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" von Walter MoersAch Walter, deine Geschichten! Als Fan seiner Illustrationen, die ich mit diesem eigenen Stil einfach immer herrlich und amüsant anzusehen finde, dachte ich mir, lies doch einmal das Buch! Gesagt, getan und abgebrochen. Moers’ erzählerischer Humor trifft meinen Geschmack leider gar nicht. Was ich an seinen Illustrationen liebe, wirkt in seinen Texten zu albern und bemüht lustig. Da schaue ich mir eben weiter die Bilder an, erfreue mich an den absurd witzigen Szenen, die dort dargestellt werden und lese auch hier lieber über Zamonien, als in Zamonien.
Die Stadt der Träumenden Bücher fand ich übrigens wieder sehr ansprechend zu lesen.

7 Kommentare zu Fünf Bücher … die ich abbrechen musste

  1. Ivy sagt:

    13 1/2 Leben ist auch nicht mein Fall gewesen, das habe ich tatsächlich auch nach der Hälfte erstmal wieder ins Regal gestellt und in den letzten 10 Jahren nicht mehr hervorgeholt.
    Auch die Glasbücher habe ich nach Teil 1 nicht weiter verfolgt 🙂
    Außerdem abgebrochen habe ich vor vielen Jahren auch, passend zum hitzig diskutierten Blogeintrag von neulich, das Lied von Eis und Feuer – und zwar genau nach der Vergewaltigungsszene, um die der Disput sich drehte.

  2. Ivy sagt:

    Ich muss übrigens anfügen, dass ich die anderen Moers-Titel hingegen abgöttisch liebe!!!

  3. moyashi sagt:

    Von Moers habe ich nur die beiden erwähnten Bücher bisher in die Hand genommen und die Stadt der Träumenden Bücher hat mir wirklich gut gefallen. Aber ich glaube mir fehlt eine bestimmte Art von Humor, um seine Bücher wirklich mit solcher Begeisterung lesen zu können wie das manche im Forum schon kundgetan haben. Colo ist da ja, glaube ich, auch ganz vorne mit dabei in Sachen Fangirlschaft. 😀
    Für mich muss es dann aber doch eher in die sarkastische Ecke gehen, damit das anschlägt.

    Ich finde aber immer recht interessant zu sehen, welche Titel aus welchen Gründen abgebrochen werden. Da sind manchmal echte Überraschungen dabei! Gerade wenn es solche Zugpferde wie z.B. Das Lied von Eis und Feuer oder irgendein Tolkien sind. Dann ist man auch nicht so allein mit seiner “weirdness”. 😀

  4. Elric sagt:

    Hm, ich glaube, ich bin komisch! (nun gut, is ja nix Neues…;) )
    Ich habe – soweit ich mich erinnern kann – noch nie ein Buch abgebrochen, weil ich noch nie das Gefühl hatte, dass etwas wirklich schlecht ist. Vielleicht bin ich gesegnet oder so…
    Einzig aufgehört zu lesen hab ich die Reihe von Goodkind’s “Schwert der Wahrheit”, weil’s schlicht kein Ziel zu geben schien. Aber ein Buch mittendrin – oder auch nur nach ein paar Seiten – wieder abzubrechen, kam mir noch nie in den Sinn.
    Zu deiner Auswahl muss ich sagen: HdR/Der Hobbit sind tatsächlich reine Geschmacksfragen und hängen – denke ich – auch ein bisschen davon ab, wann man das erste Mal damit in Berührung kam. Mit dem Silmarillion anzufangen ist wirklich übel, weil man da sehr stark merkt, dass es einfach eher eine Historie denn eine Geschichte ist. Für mich aber vielleicht gerade deswegen das beste Buch von Tolkien.
    Und Narnia? Tja, wenn du natürlich als erstes “Magician’s Nephew” im Buch zu lesen hattest (also die von der Geschichte her chronologische Abfolge), dann kann ich nachvollziehen, dass du abgebrochen hast! Ich würde – falls du es doch nochmals versuchen solltest – die Schreibreihenfolge versuchen und mit “Der König von Narnia” anfangen. Das ist auch der erste Film (von den neuen. Am Rande: ja, die Serie is von BBC)
    Die anderen 3 Bücher kenn ich selbst nicht, interessieren mich aber auch so gar nicht…

  5. Pegasus sagt:

    Bücher weiter zu lesen oder abzubrechen ist für mich zunächst eine eine Frage der Erwartungen, vor allem aber eine der Identifikation. Schafft es der Autor, mich mit seinen Charakteren und ihrer Geschichte einzufangen? Edgar Allan Poe hat es einmal treffend formuliert: “In der Stunde des Lesens hat der Autor die Seele des Lesers in seiner Gewalt.” Da diese Autoren-Leser-Beziehung zwangsläufig individuell ist und noch dazu von Buch zu Buch verschieden sein kann, wundert es nicht, dass Bücher – auch und gerade Klassiker oder solche des Mainstreams – abgebrochen werden.

    “Die Chroniken von Narnia” von C.S. Lewis habe ich ebenfalls abgebrochen. Ich habe die Geschichten als zu wenig miteinander verbunden und damit episodenhaft in Erinnerung. (Die Perelandra-Trilogie von Lewis hingegen habe ich geradezu verschlungen.)

    Bram Stokers “Dracula” und Gordon Dahlquists “Die Glasbücher der Traumfresser” habe ich (noch) nicht gelesen.

    “Der Hobbit” von J.R.R. Tolkien hingegen ist eines meiner Lieblingsbücher.

    “Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär” von W. Moers habe ich gelesen, es hat mir aber längst nicht so gut gefallen wie “Die Stadt der träumenden Bücher.”

    Unter meinen zahlreichen Abbrüchen tummeln sich Werke wie Steven Eriksons “Das Spiel der Götter”, Robert Jordans “Das Rad der Zeit” und Guy Gavriel Kays “Die Herren von Fionavar” sowie viele, viele andere.

  6. Marybritney sagt:

    Ich sehe mich selbst eher als ausdauernde Leserin und habe so manches Buch fertig gelesen, das mir eigentlich nicht gefiel (sei es inhaltlich oder stilistisch), nur um zu wissen, wie es ausgeht.

    Bei einem, das ich vor einigen Jahren ausgeborgt habe, habe ich es aber nicht über mich gebracht es zu Ende zu lesen. Und zwar “Das Buch” von Heike und Wolfgang Hohlbein.
    Die Geschichte hat mich so geärgert, dass ich tatsächlich 20 Seiten vor dem Schluss zu lesen aufgehört habe.

  7. moyashi sagt:

    Früher habe ich auch noch viel öfter die Zähne zusammen gebissen und das Buch weiter gelesen, auch wenn es mich eigentlich schrecklich nervte. Da wollte ich auch immer noch wissen wie es ausgeht.
    Mittlerweile habe ich dafür aber meistens nicht mehr die Geduld, auch weil mein SUB seit der Entdeckung der BP so schnell wächst, dass ich mir denke ich kann meine Lesezeit auch mit schöneren Büchern füllen. Was wohl auch dazu kommt ist, dass man inzwischen jede Info (auch zum Ausgang eines Buches) ergoogeln kann und der selbst auferlegte Zwang, aus Neugier etwas fertigzulesen, dadurch unnötig geworden ist.

    Aber natürlich breche ich nicht jedes Buch ab, dass nicht sofort überzeugt. Da packt mich oft genug der Ehrgeiz und meistens findet sich noch irgendwas, was mich bei Laune hält. Nur meine persönlichen Extremfälle landen dann halt doch auf dem Stapel meiner verstoßenen Bücher. 😀

Hinterlasse einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst diese HTML Tags und Attribute nutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>