Subgenre: Artbooks

The Art of Discworld von Paul Kidby und Terry PratchettThe Art of Discworld (dt. Die Kunst der Scheibenwelt) ist eine atemberaubend schöne Sammlung von Bildern zu Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romanen, geschaffen von Paul Kidby. Die beiden Künstler arbeiten seit Jahren zusammen und präsentieren uns mit dem vorliegenden Artbook ihre gemeinsame Sicht der Scheibenwelt. Mit einem enormen Vorstellungsvermögen verleiht Paul Kidby in diesem Werk den beschriebenen Figuren, Orten und Gegenständen fesselnde Substanz, humorvoll kommentiert von deren Schöpfer Terry Pratchett.

-Paul sees things my way about seventy-five percent of the time, which suggests either mind-reading is happening or that my vision of my characters is really rather vague until I see his drawings.-
(Terry Pratchett, The Art of Discworld)

Mal in Farbe, mal mit simplen Bleistiftskizzen entführt das Buch mit erschreckend detaillierten Arbeiten zu den Charakteren und in die Welt, in der sie leben. Seite für Seite begrüßen uns in The Art of Discworld erste Skizzen, fertig ausgearbeitete Vorzeichnungen und schließlich die kolorierten Endergebnisse der Gesichter von TOD, Rincewind, Nac Mac Feegle und etlichen mehr. Ob es das Portrait eines Protagonisten ist oder die Ansicht eines Stadtteils, der Illustrator widmet in diesem Buch jeder seiner Zeichnungen größte Aufmerksamkeit, angefangen beim Coverbild – ein Portrait von Mona Ogg. Kidby stattet seine Illustrationen mit derart vielen kleinen und manchmal unscheinbaren Details aus der Scheibenwelt aus, dass es zuweilen etwas länger dauert, ein Bild wirklich vollständig zu betrachten. Sei es eine winzige Inschrift auf einem Ladenschild weit hinten im letzten Eck des Bildes, seien es die vielen mürrischen Falten und Bartstoppeln in Sam Vimes’ Gesicht, die liebevollen Stickereien auf einem Kleidungsstück, oder auch eine Ratte, die durch eine Seitengasse huscht … nichts wird hier ohne tiefere Ausarbeitung belassen. Gerade dieser pingeligen Liebe zum Detail ist die große Faszination der gezeigten Arbeiten zu verdanken. Das sind nicht bloß Bilder, das sind lebendige Bilder! Immer wieder faszinierend sind auch die Gegenüberstellung von Vorzeichnung und Endergebnis. Es dürfte kaum möglich sein, die Scheibenwelt noch gekonnter zum Leben zu erwecken.

Das Buch ist außerdem gut strukturiert. So bewegt man sich größtenteils geographisch voran, von Ankh-Morpork bis hin zu Uberwald, vom prominentesten bis hin zum wenig bekannten Detail. Lediglich auf ein Inhaltsverzeichnis hat man verzichtet, was angesichts der überschaubaren Seitenzahl jedoch nicht zwingend nötig ist.

The Art of Discworld ist ein must-have für jeden Scheibenwelt Fan, aber auch für jeden, der sich als Fan wirklich guter Illustrationskunst betrachtet und mit der Scheibenwelt bisher nichts anfangen konnte. Dieses Buch gehört in jedes anspruchsvolle Regal und kann nur wärmstens empfohlen werden.
Einziger Wermutstropfen für eingefleischte Kenner der Romane: Das Artbook erwähnt gelegentlich Charaktere, die in den Zeichnungen selbst gar nicht oder nur mal versteckt auftauchen, und greift ein paar Illustrationen auf, die auch schon andernorts (z.B. in Kalendern) Verwendung fanden.
Es sollte auch eine Warnung an alle ausgesprochen werden, die gerade erst im Begriff sind, die Scheibenwelt zu entdecken: The Art of Discworld ist erst 2004 erschienen (die deutsche Übersetzung 2006) und wartet entsprechend mit viel Hintergrundwissen auf. Es kann daher passieren, dass einige der Bilder und auch die verfassten Kommentare von Terry Pratchett zu Spoilern für alle bis dahin erschienenen Bücher werden.

Der Bildband Art of the Duckomenta zeigt die Kunstwerke der Künstlergruppe interDuck, die leichtfüßig die Kunstgeschichte neumalt und -zeichnet. Protagonisten sind Donald, Dagobert, Daisy & Co., und sie alle begegnen uns in den größten Kunstschätzen unserer Kultur. Humorvolle Begleittexte in englischer, französischer und deutscher Sprache vervollständigen das perfekte Bild des Duck-Universums, was viele Leser in ihrer Kindheit als ihr Zuhause bezeichnet haben dürften.

– Jugend und Bohème haben stets eine eigene Vorstellung, wie man Spießbürger am besten ärgern kann. “Kunst kommt von Quälen”, behauptet die Avantgarde. Sie verbringt ihre Tage im Café, malt Rauchkringel in die Luft und trinkt Absinth. Sie nennt dies Arbeit. Mit dem Impressionismus hätte man jetzt eigentlich Geld verdienen können, aber das wäre gegen jede Künstlerehre. So malen die einen wieder, was sie sehen, und die anderen, was das Publikum nicht sehen möchte. In so manchen Fällen sind das Enten. –
– La Bohème, S. 206

Von A wie Agamemdux bis Z wie Zorngiebel: in Art of the Duckomenta dreht sich alles um das geflügelte Wort und Bild. Es mag manchen Leser erstaunen, doch die europäische Kunstgeschichte wurde maßgeblich von Enten bestimmt – ein Fakt, der so oft unter den Teppich gekehrt wird, dass ihm jetzt ein ganzer Bildband gewidmet wurde. Die größte Kunst dieses außergewöhnlichen Kunstbandes ist die konsequEnte Inszenierung einer Parallelwelt, in der Troja mit der Trojanischen Ente beschenkt wird, Wagner dank Schnabel erstmals gutmütig aussieht und die Kunstrichtung „Baumaus“ für Furore sorgt. Von Vor- bis Nachwort, von Ägyptischer Kunst bis hin zur Kunst der Moderne, die Inszenierung ist perfekt und meistert den Spagat zwischen Klamauk und Satire mühelos. Die gelbschnäbeligen Helden unserer Kindheit sind, so wird dem Leser mehr als deutlich bewusst, erwachsen geworden, denn war „ernsthafte“ Kunst und die intellektuelle Kunstbetrachtung nicht immer eine Erwachsenendomäne, eine fremde Welt, zur der einem als Kind auch mit viel Phantasie kein Zugang gewährt wurde? Die im Bildband dargestellten Kunstwerke richten sich, und auch das wird schnell deutlich, endlich an das Kind in uns, denn wie heißt es so schön? Kunst kommt von ZACK BOING KREISCH!

Liebevoll und spöttisch zugleich werden die Spielräume der Bildinterpretation ausgereizt, dass es für Leser wie mich, die in der Schule den Kunstleistungskurs belegten, weil sie nicht wussten, was sie taten, eine wahre Freude ist. Weder Martin Luther noch Louis XIV. sind sicher vor dem Medium „Comic“, welches seine vierfingrigen Hände nach allen Epochen ausstreckt und alle wichtigen Künstlerpersönlichkeiten und deren Opfer zu fassen bekommt. Die Begleittexte sind, neben den meisterlich verfremdeten Kunstwerken, die weit über die bloße Verschnabelisierung hinausgeht, das i-Tüpfelchen des Werkes. Hintergründe werden erdichtet, Jugendbewegungen erdacht und Künstlerschicksale enten anders, als gedacht; neben all der Phantasterei verliert der Leser jedoch nie den Bezug zu unserer realen Kunstwelt (die, nebenbei erwähnt, ohne all die Federn, Zwicker und Matrosenanzüge danach einfach etwas farblos wirkt). Denn nicht zuletzt ist der Bildband ein leicht-, wenn auch plattfüßiger Spaziergang durch mehr als 4000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte. Wie nebenbei lernt der Leser nicht nur allerlei Jahreszahlen, sondern bekommt etwas zurück, was er vielleicht auf dem halben Weg zwischen Kindheit und Erwachsensein verloren hat: die Begeisterung für (komische) Kunst und die insgeheime Freude an wunderbaren Albernheiten.
Für all diejenigen also, deren Herz nicht für, sondern in einer Entenbrust schlägt, sowie für alle Kunst-, Quack- und Quatschinteressierte ist Art of the Duckomenta eine wahre Schatzgrube zum Blättern, Lesen und vergnüglichen Entellektualisieren.

Arthur Spiderwick's Field Guide von Holly Black und Tony DiTerlizziArthur Spiderwick legt – in der Hoffnung auf eine Veröffentlichung – sein wissenschaftliches Werk zur Klassifizierung und Bestimmung von Fabelwesen vor. Mit bunten Farbtafeln und erläuternden Texten werden Pixies, Boggarts, Elfen, Nixen, Kobolde und vieles mehr beschrieben. Zeitungsausschnitte, nachträgliche Notizen und weitere Materialien ergänzen den Band.

– Dear Sir or Madam,
I began the book you see before you many years ago, after my brother was killed and devoured, before my very eyes, by a troll. –

Arthur Spiderwick’s Field Guide (Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum) ist Teil des (inzwischen auch verfilmten) Spiderwick-Franchises, zu dem sich im Buchhandel Notizbücher, zig kleine Zusatzbände und dergleichen mehr stapeln. Der Field Guide sticht aus dieser Fülle angenehm hervor, denn er ist mitnichten nur für Fans oder jugendliche Leser interessant, sondern kann auch als eigenständiges fiktives Forscherhandbuch punkten – und zwar als eines der überzeugendsten, die sich finden lassen: Die Fiktion des wiederentdeckten, wiederhergestellten alten Notizbuches wurde von der ersten bis zur letzten Seite erhalten, die opulente Gestaltung zeugt vom Bemühen um eine authentische Präsentation. Selbst die Verlagsinfos und die Werbung für weitere Bücher aus der Spiderwick-Reihe sind stilvoll angepasst, und am Ende steht sogar eine Erklärung, wie und warum Arthur Spiderwicks Aufzeichnungen, die ja als handgeschriebener, wiederaufgetauchter Dachbodenschatz eingeführt werden, von Tony diTerlizzi und Holly Black für eine Massenproduktion aufbereitet wurden.

Die Geschichte, die zwischen den Zeilen in Zeitungsausschnitten, ‘handschriftlichen’ Ergänzungen und anderen Hinweisen erzählt wird, ist ein Kernstück der Spiderwick-Geschichten, allerdings ist sie hier eher Nebensache, denn inhaltlich schlägt der Band mit der Vorstellung verschiedener Feen- und Fabelwesen in dieselbe Kerbe wie Brian Frouds World of Faerie oder Von Elfen, Goblins, Spukgestalten (BrianFroud/AlanLee): Es werden vor allem die Wesen der englisch-keltischen Sagenwelt vorgestellt, Goblins, Boggarts, Banshees und so weiter (Schauplatz sind allerdings die USA). Sobald man sich von den Hausgeistern weiter wegbewegt, wird aber auch der Bezugskreis größer, so dass man auch Phoenix, Einhorn und Konsorten im Field Guide finden kann – mit wissenschaftlicher Akkuratesse auf ein realistisches Maß reduziert, klassifiziert und genauestens beobachtet. Tony diTerlizzi und Holly Black haben dabei eine beeindruckende Balance gefunden, die phantastischen Inhalte mit der wissenschaftlichen Präsentation zu verbinden, die das Spannungsmonent des Field Guide darstellt und ihn von vergleichbaren Werken abhebt.

Optisch macht das Buch einiges her: äußerlich ist es mit Lesebändchen und einem wunderschön gestalteten Einband versehen (unbedingt mal den Schutzumschlag abnehmen!), während sich im Inneren Beschreibungen und Bilder abwechseln. Manchmal sind es Bleistiftskizzen, aber zu jedem Wesen gibt es auch mindestens eine wissenschaftlich aufbereitete Farbtafel, bei einigen der größeren Tiere sogar zum (mehrfachen) Ausklappen – Maßstabsangaben sind nämlich immer dabei (hier einige Beispielseiten). Sind es bei den Hausgeistern vor allem noch die kleinen Details und Ideen, die bestechen – der Federball-Feudel eines Brownie zum Beispiel – macht an den größeren Wesen die realistische, detaillierte Ausgestaltung Freude, in die mit Sicherheit einiges an Überlegung geflossen ist, welche biologischen Grundlagen man dem ein oder anderen Fabelwesen verpassen könnte. Die gedeckten Farben, die Anmutung alten Papiers und die teils skurrilen Bilder wirken dabei zu einem überzeugenden Ganzen zusammen, farbenfrohe Wasserfarbenbilder der jeweiligen Umgebung setzen Kontraste.
Besonders gelungen sind neben den kleinen Hausgeistern der charmant grinsende Phooka, die insektoiden und floralen Kobolde, die zähneklauenden (Hob)goblins und die Meerjungfrauen (auch wenn hierbei anders als beim Rest Details zur Beobachtungssituation fehlen), wohingegen der Kelpie – vielleicht der doch eher unter jungen Lesern vermuteten Zielgruppe geschuldet – nicht sonderlich gruslig geworden ist.

Um dem Anspruch des wissenschaftlichen Werks zu genügen, den Arthur Spiderwick im Vorwort an sich stellt, dürfen (meist alberne) lateinische Namen und eine Einordnung in eine kunterbunte zoologische Taxonomie nicht fehlen, des weiteren gibt es Abschnitte über die Ausrüstung angehender Fabelwesen-Forscher und unterwegs immer wieder die fürs Märchenreich so bedeutsamen Verhaltensregeln. Eine von diTerlizzi und Black zusammengestellte, recht umfangreiche Literaturliste schließt den Field Guide ab – ein rundes, handwerklich absolut überzeugendes Werk, das in die erste Reihe der literarischen Mockumentaries gehört und unbedingt einen Blick wert ist, selbst wenn man mit den Spiderwick-Büchern nichts am Hut hat.

Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum von Holly Black und Toni DiTerlizziArthur Spiderwick legt – in der Hoffnung auf eine Veröffentlichung – sein wissenschaftliches Werk zur Klassifizierung und Bestimmung von Fabelwesen vor. Mit bunten Farbtafeln und erläuternden Texten werden Pixies, Boggarts, Elfen, Nixen, Kobolde und vieles mehr beschrieben. Zeitungsausschnitte, nachträgliche Notizen und weitere Materialien ergänzen den Band.

Zu Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Drachologie: Aufspüren und zähmen von Ernest DrakeIn Ein Kurs für Drachenforscher: Aufspüren und zähmen (Tracking and taming dragons) aus der Reihe Drachologie (Dragonology), erfährt der Leser, wie der Titel schon verrät, wie man einen Drachen aufspüren und zähmen kann. Geschildert und bebildert von dem fiktiven Autor und Drachenforscher Ernest Drake, erfährt man alles über die verschiedenen Erkennungsmerkmale, Spuren und den korrekten Umgang mit Drachen.

– Die Fertigkeit, sich so gut zu tarnen, dass man praktisch unsichtbar ist, rettete schon vielen Drachenforschern das Leben. –
Drachologie: Aufspüren und Zähmen, S. 7

Mit diesem Titel bringt der Verlag Ars Edition einmal mehr ein fantastisches Bucherlebnis auf den Markt. Nicht nur, weil es den Eindruck vermittelt, dass es tatsächlich Drachen gibt, sondern auch weil es so eindrucksvoll aufgemacht wurde. Während das Cover noch relativ unspektakulär wirkt, geht es im Buchinnern überaus Nostalgie erweckend zur Sache.
Klappt man das Buch auf, so findet man zunächst eine Mappe statt eines Buches. Links steckt das eigentliche Büchlein in einer Seitenlasche, die rechte Seite wird von einer Art Kuriertasche eingenommen, in der sich das Modell eines europäischen Drachen zum Zusammenstecken befindet.

Das Büchlein selbst bietet zwar nur magere 24 Seiten und ist in kurzer Zeit gelesen, doch die liebevollen Illustrationen halten einen mit ihren humorvollen Details auf jeder Seite fest, angefangen bei den Seiten selbst, die wie vom Alter gezeichnet wirken und zum Teil mit einem Foto alter Buchecken hinterlegt wurden, sodass sie wie ein altes, zerknittertes Tagebuch erscheinen. Das Papier der Seiten wirkt auch optisch wie das ungestrichene Papier eines vergilbten Skizzenbuchs.

Die Illustrationen sind, schlicht gesagt, herzallerliebst, strotzen nur so vor kleinen Details, die sich oft im Hintergrund abspielen, und sie sind zum Brüllen komisch. Neben den passenden satirischen Kommentaren sind es vor allem diese Illustrationen, die den Leser regelmäßig schmunzeln lassen. In schwarzbrauner Tusche mit Aquarell gehalten, liegt die eigentliche Wirkung der Zeichnungen dabei eindeutig auf den herrlich amüsanten Gesichtsausdrücken oder Gesten der Drachen. Hin und wieder werden kleine Besonderheiten auch mal farbig koloriert. Diese gesamte Farbgebung sorgt ebenfalls dafür, dass man während der Lektüre den Eindruck hat, ein händisch angefertigtes Forschungsbuch vor sich zu haben.

Zum Schluss steht es einem nun frei sich seinen persönlichen Drachen zusammen zu setzen und an die Zimmerdecke zu hängen. Das beigefügte Modell erwies sich als überraschend gut verarbeitet und aus stabilem Karton, wodurch es auch optisch aufgewertet wird und mit seinem Gewicht nicht labberig in der Gegend herum flattert. Auch hier wieder wunderbar gezeichnet und ausgearbeitet, besitzt es mit den gesetzten Highlights in goldener Farbe sogar ein wenig schuppigen Glanz (der leider auf den Fotos verloren geht).

Drachologie: Aufspüren und zähmen (Modell)
© moyashi

Interessierte Drachenforscher wird es vielleicht erfreuen zu hören, dass weitere Bücher in dieser Reihe erschienen sind. Neben einem großen Sammelband, der gleich mehrere Drachenmodelle enthält, wurde auch dem Frostdrachen ein eigener Band gewidmet.

Tierführer Translunarien von Ludwig/KoegelEin Bestimmungsbuch für fantastische Geschöpfe, wie man sie noch nie gesehen hat: Schleudernase, Stadtkrake und Lassofant sind nur einige Tierarten, deren Vorkommen, Verhalten und Erkennungsmerkmale der vorliegende Tierführer erläutert. Ein Vorwort über Evolution klärt über die Umstände auf, unter denen solcherlei Tierarten vielleicht hätten entstehen können oder womöglich noch entstehen werden.

-Diese Fülle an überbordendem Leben, an außergewöhnlichen Kreaturen haben Sie wohl nicht erwartet. »Der BLV Tierführer Translunarien« stellt Ihnen einige der ungewöhnlichsten Geschöpfe unseres Planeten vor.-
Translunarien ist überall

Inspiriert von Loriots Steinlaus, Halbritters Tier- und Pflanzenwelt & Co., allerdings ohne die künstlerische Finesse in Bild und Text, hat sich der renommierte BLV-Verlag mit dem 2009 pünktlich zu Darwins 200. Geburtstag erschienenen Tierführer Translunarien einen kleinen Jux im Programm erlaubt. Und dabei ist es auch geblieben, zu einem großen Wurf scheinen letztlich der Mut oder die Ideen gefehlt zu haben.
Nachdem ein Vorwort in trocken-schulmeisterlicher Manier die Wirkweise der Evolution erklärt (und dabei unvermeidlich den alten Bekannten Birkenspanner auspackt), und es das erklärte Ziel des Tierführers ist, die Leserschaft über die Entstehung der Arten zu unterrichten, darf man Humor leider nur in sehr sparsamen Dosen erwarten, Ironie fehlt völlig – und genau diese beiden Zutaten geben dem Genre der Mockumentary oder dem fiktiven Forschungsbericht erst die Würze.
Gewiss, das Ansinnen, klassische Bestimmungsbücher zu imitieren, ließe sich auf seine Weise würdigen, aber wer sich erwartet, die Literaturgattung  (oder etwa gar der oder die Bestimmende) würde aufs Korn genommen, wartet vergeblich. Ebensowenig vorhanden sind Kommentare auf die Gesellschaft, das Leben, das Universum und den ganzen Rest, oder sie sind – wenn überhaupt – sehr versteckt und zaghaft angelegt.

Dass beim Eintrag zur »Steinlaus« Loriot selbst zitiert wird, mehrt den Ruhm des Tierführers Translunarien nicht: zu auffallend ist der Unterschied zwischen wohlgesetzten Seitenhieben mit feinster Komik und dem gewollten, aber nicht gekonnten Versuch, an diesen Tonfall anzuschließen.
Aber auch sonst scheinen die Vorbilder der beiden Autoren Friedrich Kögel und Mario Ludwig häufig zu stark durch. So findet man mitunter mehr oder weniger direkt aus den (auch in den Quellen angegebenen) Vorgängern After Man von Dougal Dixon und Halbritters Tier- und Pflanzenwelt inspirierte Kreaturen.

Die eigens für dieses Buch erfundenen Tiere und ihre besonderen Merkmale wirken bis auf wenige Ausnahmen einfallslos, nicht selten geschaffen, um eine bestimmte evolutionäre Eigenheit zu demonstrieren, ganz gleich, ob das Gesamtbild ein stimmiges ist oder nicht. Dieser Eindruck mag aber auch durch die nicht immer überzeugenden Illustrationen verstärkt werden. Dennoch hätte man sich insgesamt etwas mehr Ideenreichtum erwartet, anstatt nur Ohren zu sehen, die an Beine geklebt wurden, grotesk verlängerte Nasen oder Schwänze, oder ein Spiel mit der Größe verschiedener Tierarten. Lichtblicke wie die Christbaumleuchtschlange oder die Linksrumgämse bleiben eine Seltenheit im evolutionären Mittelmaß.
Wenn Wissenschaft vor Humor geht, möchte man meinen, dass zumindest ein Blick auf das Ökosystem möglich sein sollte, in dem die translunarischen Arten existieren. Doch Fehlanzeige – die Zusammenhänge bleiben nebulös, mit Ausnahme weniger direkter Jäger-Beute-Beziehungen leben die Tiere separat vor sich hin, und das auch nicht in irgendeiner ansatzweise ausgearbeiteten Umgebung, sondern in wild eingestreuten Weltgegenden irgendwo im Nirgendwo.

Man sollte aber kein Buch dafür rügen, dass es etwas nicht ist, was es nie sein wollte. Wo genau der Tierführer Translunarien allerdings hin wollte, erschließt sich auch nicht, wenn man sich durch alle Tierarten durchgeblättert hat – künstlerisch-ideenreicher Überschwang, der von bildungsbeflissenen Ambitionen eingebremst wurde, ehe er sich entfalten konnte? Putziges Geschenkbuch, das nach ein paar leisen Lachern in der Schublade verschwinden kann? Ein bisschen Spaß zwischen all den ernsten Bestimmungsbüchern, aber bitte nicht übertreiben?
Da mit dem Coverbild der optische Höhepunkt bereits abgedeckt ist, und nicht einmal die wissenschaftlichen Namen, die Raum für etwas Hintersinn geboten hätten, zur genaueren Betrachtung einladen, ist ein (kleines) Schmunzeln und ein wenig Anregung der Fantasie beim Darüberblättern vermutlich alles, was man aus dem Tierführer Translunarien mitnehmen wird, außer natürlich, man besitzt das Humorgen, mit dem man Länderbezeichnungen wie Lichtstrahlien oder Pommfritzien zum Schießen findet. Wenn nicht, greift man vielleicht besser zu den großen Vorbildern.

The Spiderwick Chronicles: Care and Feeding of Sprites von Tony DiTerlizzi & Holly BlackSimon Grace wendet sich in einem persönlichen Brief an die beiden Chronisten der Spiderwick Chronicles. Darin schildert er seinen Beitritt in eine Organisation namens International Sprite League, die sich mit der artgerechten Aufzucht und Pflege von Elfen befasst. Auf seine Bitte, ein Handbuch für die Mitglieder dieser Organisation zu erstellen, legen die beiden Autoren DiTerlizzi und Black nun ebenjenes vor.

– A sprite is a constant reminder of all that is magical. Magnificent creatures with vast variation in color and form, these tiny faeris, some smaller than a toothpick, may make flowers bloom yet can deliver surprisingly fierce bites when threatend. –
The Magnificent Sprite, S. 1

Wer Arthur Spiderwick’s Field Guide to the Fantastical World Around You (Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum) bereits gelesen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass darin Waldgeister erwähnt werden, auf die das große Handbuch jedoch nicht allzu genau eingeht. Care and Feeding of Sprites (Über Haltung und Pflege von Elfen) schließt diese Lücke und widmet den kleinen Geschöpfen einen eigenen, liebevoll aufgemachten Leitfaden für den interessierten Laien. Hierin erfährt er alles über Verhalten, Krankheiten, Eigenschaften und nicht zuletzt auch Anatomie von Elfen.

Das Handbuch nimmt die Funktion eines Ratgebers ein, aufgebaut wie gängige Fachliteratur zur Tierhaltung, zeigt die erste Seite zunächst eine erklärende Schautafel. Anhand eines Beispiels werden die verwendeten Symbole und Angaben vorgestellt. Neben einer ganzseitigen, naturgetreuen Illustration der jeweiligen Elfe in ihrer wahren Form werden charakteristische Merkmale ihres Körpers offenbart, eine scheinbar lateinische Fachbezeichnung ihres Namens genannt, sowie ihre Größe in Millimeterangaben. Auch Abweichungen zwischen den Geschlechtsformen werden, wo nötig, durch vergleichende Detailskizzen – etwa von Fühlern oder auch Krallen etc. – aufgeführt. Anhand charmant entwickelter Symbole wird auf den Schautafeln außerdem auch Auskunft über den bevorzugten Lebensraum, Fähigkeit oder Fortbewegungsart der besprochenen Elfe gegeben. Hier finden sich Eigenschaften wie: schelmisch, kann singen, glaubt singen zu können, erziehbar oder: bringt Blumen zum Blühen.
Zu den einzelnen Schautafeln gehört auch jeweils ein Begleittext und ein in Rot gerahmter Warnhinweis (mit einem eigenen amüsanten Symbol) zu verschiedenen Themen.

Als besonderes Schmankerl dieser speziellen Ausgabe lässt sich der Einband zu einem ca. A2 großen Poster im Querformat ausbreiten, welches die Zeichnungen und Namen der im Buch vorgestellten Elfen zeigt. Löscht man dann am Abend das Licht entdeckt man eine weitere Überraschung: Teile der Elfen leuchten im Dunkeln!

Für Freunde detailreicher Illustrationen oder Elfen im Allgemeinen ist dieses kleine Büchlein trotz seiner überschaubaren Seitenanzahl zu empfehlen. Auch Fans von Brian Froud werden bei Care and Feeding of Sprites auf ihre Kosten kommen. Vor allem die realistisch wirkende Aufmachung des Buches und der durchdachte Aufbau lassen es zu einer zauberhaften und überzeugenden Lektüre für jedes Alter werden. Mehrfaches Schmökern garantiert!

Dinotopia von James GurneyNach einem Schiffbruch werden Arthur Denison und sein Sohn Will an seltsame Gestade gespült: Sie befinden sich im Land Dinotopia, wo Menschen und Dinosaurier friedlich Seite an Seite leben. Sie lernen die Gebräuche der verschiedenen Regionen Dinotopias kennen und fügen sich in die ungewöhnliche Gemeinschaft ein – Will als angehender Bote, Arthur als Forscher.

-Da ich meine sämtlichen Bordtagebücher in dem großen Desaster vor neun Tagen verloren habe, will ich jetzt mit dem Schiffbruch selbst beginnen und von den seltsamen Ereignissen berichten, die darauf folgten.-
Das Tagebuch von Arthur Denison

Dino-Wellen kommen und gehen in der Populärkultur, aber richtig out sind Dinosaurier eigentlich nie. Dafür ist es viel zu interessant, wenn man irgendwann die Entdeckung macht, dass auf der Erde einst ganz andere – und noch dazu optisch so beeindruckende – Wesen gelebt haben. Die Paläontologie steuert auch immer wieder neue Erkenntnisse bei, die sich meist auf nur sehr spärliche Überreste stützen, daher war die Darstellung von Dinosauriern, ihre Rekonstruktion zu zumindest auf Bildern lebendigen Wesen, eigentlich schon immer Fantasy. Und von der Zeit ihrer “Entdeckung” an haben die Dinosaurier Künstler dazu inspiriert, die Urwelt zu interpretieren und wiederauferstehen zu lassen.
In dieser Tradition steht auch James Gurney, der sich an (zum Veröffentlichungszeitpunkt von Dinotopia) aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse gehalten und viel Recherche in den Bildband gesteckt hat, der aber sonst einen Schritt weiter geht und die Dinosaurier in ein phantastisches Setting verfrachtet. Das verborgene Plateau aus Arthur Conan Doyles The Lost World wird hier ein ganzer verborgener Kontinent, auf dem Dinosaurier überlebt, sich weiterentwickelt und gemeinsam mit Schiffbrüchigen eine friedliche Gemeinschaft gegründet haben.

Man lernt diese Welt über die Notizen des Neuankömmlings Arthur Denison kennen, und die Fiktion des Forscherberichts trägt über das ganze Buch hinweg und wird in “handschriftlichen” Erläuterungen, Aufrisszeichnungen und Bemerkungen zur Botanik oder Archäologie lebendig – Arthur Denison ist ein umfassend gebildeter Bürger des 19. Jahrhunderts.
Wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich bei Dinotopia – Das Land jenseits der Zeit (Dinotopia. A Land Apart from Time) um eine Utopie: Die Gemeinschaft aus Mensch und Dinosaurier ist friedlich, harmonisch, größtenteils vegetarisch (fleischfressenden Dinosauriern wird mit Fisch geholfen) und unglaublich sozial. Trotzdem geht es nicht um die Ideologie – das Wie dieses Zusammenlebens bleibt merkwürdig vage, es ist vielmehr eine Kulisse, um die (Traum-)Idee der gemeinsamenen Existenz von Menschen und Dinosauriern (die in der Erdgeschichte zur Enttäuschung vieler Geschichtenerzähler nie möglich war) mit vielen Details und grandiosen Aspekten ausschmücken zu können. Man mag die allgegenwärtige Harmonie irgendwo zwischen Disney, Hippiekommune und Romantik verbuchen, sie stört den Genuss des Hauptarguments, das für Dinotopia spricht, auf jeden Fall nicht.
Dieses Argument sind eindeutig die opulenten Bilder, die meist ganze Seiten, oft auch Doppelseiten zieren und die dinotopische Gesellschaft in einer Farbenpracht und Detailfülle darstellen, die Ihresgleichen sucht. Gurney, der vor Dinotopia für das National Geographic Magazine u.a. Rekonstruktionen von versunkenen Städten gemalt hatte, präsentiert die Dinosaurier geschmückt, bemalt, als riesige Schaukeln, tanzend und als Betreiber von Bibliotheken und Botendiensten. Gurneys Ölgemälde erinnern häufig an die Präraffaeliten (manchmal kippt es auch Richtung Kitsch mit Blumenkindern), aber er beherrscht auch Detailzeichnungen und am beeindruckendsten vielleicht riesige Panoramen, in denen seine Erfahrungen als Hintergrundmaler für Zeichentrickfilme zum Tragen kommen.
Auch seine menschlichen Figuren sind ausdrucksstark und bringen Leben in die erzählerisch etwas behäbige Geschichte, die kindgerecht, relativ harmlos und aufgrund der friedlichen Welt ohne großen Spannungsbogen dahintreibt.

Im Detail macht Dinotopia allerdings großen Spaß, und man wird schnell merken, dass die Geschichte der sich einlebenden Schiffbrüchigen hauptsächlich ein Vehikel ist, mit dem der Leser auf eine Rundreise geführt wird, um die Wunder Dinotopias zu entdecken. Das Dinosaurier-Motiv zieht sich in vielen Einzelheiten durch den Band, von der Klauenschrift über das Spielzeug bis hin zu Architektur und bildlicher Darstellung. Dazu kommen einige charmante Ideen, wie das Alltagsleben sich gestaltet, welche Dinosaurier-Arten in welcher Form präsentiert werden (man nehme zum Beispiel den Oviraptor, der hier als eierumsorgender Brutpfleger auftritt), und ein Reigen an interessanten, exotischen Schauplätzen, der sich einerseits durch den Kulturenmix der Schiffbrüchigen erklärt, andererseits durch die lange dinotopische Geschichte, die Ruinen jeder Epoche zu bieten hat und damit nicht nur das Forschersehnen nach lost worlds, sondern auch nach lost cities bedient.
Für Dinosaurierfreunde ist Dinotopia ohnehin eine Schau, und man merkt jeder Seite das Herzblut an, das ein begeisterter Maler in sein liebstes Sujet gesteckt hat. Auch als Freund von Artbooks, die im Dokumentationsstil gehalten sind, kann man bedenkenlos zuschlagen – nur wegen der darin erzählten Geschichte sollte man Dinotopia nicht unbedingt zur Hand nehmen.

Entropia von Christian Lorenz ScheurerAus einer Sammlung seltener Briefmarken von der Welt Etropia erfährt man Details aus der turbulenten Herrschaftszeit von Königin Pingo der Jungen, die ihr Reich durch schwere Zeiten und in eine Ära des Wohlstands geleitet hat. Nebenbei lernt man Entropias Regionen, Sehenswürdigkeiten, Fauna und Kultur kennen.

-The Bay of Takashiro is famous for its magnificent breaching Firefish.-

Entropia ist ein Artbook, das mit seiner Idee glänzt. Eigentlich möchte man jedes Mal aufs Neue staunen, wenn man sich mit dem Konzept beschäftigt: Durch die Abbildung einer Briefmarkensammlung wird die Geschichte, Kultur und Gesellschaft eines Reiches erzählt und gezeigt – und das Konzept zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch: eine Poststempelsammlung und eine Einleitung der Philatelistengesellschaft stehen am Anfang, eine Karte und eine Zeitleiste liefern den nötigen Hintergrund, und dann folgt auf jeder Doppelseite eine (vergrößerte) Briefmarke, die auf dem schwarzen Hintergrund gut zur Geltung kommt, und ein kurzer, erklärender Text zu jedem Schaustück.
Die einzelnen Marken ergeben, auch wenn sie anfangs zusammenhanglos erscheinen, eine komplette Geschichte: Die Lebensgeschichte der letzten und größten entropischen Königin Pingo. Einerseits ist es charmant, dass tatsächlich nicht nur die einzelnen Briefmarken etwas zu erzählen haben, sondern auch ein größeres Ganzes dahintersteht, so dass die Bilder einen wirklichen Kontext erhalten, allerdings schränkt dieser enge thematische Bezug auch ein. Jede der abgebildeten Marken trägt ein Stück zur Geschichte bei, es bleibt weder ein Geheimnis offen, noch gibt es groß Inhalte, die aus den engen Grenzen der Geschichte hinausweisen. Der ein oder andere Beweis, dass Entropia größer, älter und vielseitiger ist, als der gezeigte geschichtliche Ausschnitt ahnen lässt, hätte der Welt dringend nötige Tiefe verleihen können. So überwiegt der Eindruck einer Pappkulisse, bei der es weder Schauplätze noch Personen oder eine geschichtliche Tradition gibt, die unabhängig von Pingos Geschichte existiert.

Leider ist es auch so, dass diese Geschichte selbst nicht übermäßig mitreißen kann. Sie verläuft harmlos-kindgerecht (auch wenn nicht eindeutig ist, dass Entropias Zielgruppe Kinder sein sollen – das Briefmarkenkonzept lässt eigentlich anderes vermuten), es gibt keine Überraschungen und keinerlei Subtext. Falls sich hinter jenen Briefmarken, die den entropischen Modewahn oder erfolgreiche Nonsens-Showacts oder Ferienparadiese zeigen, leise Kritik verbergen soll, ist sie recht zahm geraten. Die politische Hintergrundgeschichte von Tyrannei und Demokratisierung verläuft ausgesprochen stereotyp. Manche der Einzelideen sind ganz charmant – es reicht aber nie zum lauthals Lachen, genauso wenig zum gespannten Weiterlesen.

Auf der Seite der Illustrationen sticht die schöne Präsentation der Briefmarken ins Auge: sie sind liebevoll mit verschiedenen Stempeln verziert, die auch ihren Teil zur Geschichte beitragen, manchmal gibt es auch thematisch passende Brandlöcher. Schade ist hier allerdings die geringe Variationsbreite – fast alle gezeigten Briefmarken sind in einem skizzenhaften Stil mit einer ausgeprägten, unscharfen Linienführung gezeichnet, und die comichaften Gesichter und Tiere findet man bei beinahe jeder Darstellung , nur die Farbtönung wechselt je nach Motiv. Authentischer wären sicher verschiedene Stilrichtungen und Medien gewesen, wie man sie auch von richtigen Briefmarken kennt.

Auch wenn die inhaltliche Umsetzung im Detail enttäuscht, ist Entropia ein interessanter Entwurf, vor dessen Idee man nur den Hut ziehen kann. Für das Gefühl, anhand der Briefmarken tatsächlich in eine lebendige fiktive Welt eintauchen zu können, bleibt es jedoch zu sehr an der Oberfläche, zu sehr einer einzigen Geschichte verhaftet und stilistisch zu eindimensional.

Über Haltung und Pflege von Elfen von Holly Black und Toni DiTerlizziSimon Grace wendet sich in einem persönlichen Brief an die beiden Chronisten der Spiderwick Chronicles. Darin schildert er seinen Beitritt in eine Organisation namens International Sprite League, die sich mit der artgerechten Aufzucht und Pflege von Elfen befasst. Auf seine Bitte, ein Handbuch für die Mitglieder dieser Organisation zu erstellen, legen die beiden Autoren DiTerlizzi und Black nun ebenjenes vor.

– Ein Elf erinnert uns ständig an alles Zauberhafte auf der Welt. Diese winzigen Elfen, herrliche Wesen und vielgestaltig in Form und Farbe, sind oft kleiner als ein Zahnstocher. Sie können nicht nur Blumen zum Blühen bringen, sondern auch erstaunlich fest zubeißen, wenn sie sich bedroht fühlen. –
Der wundervolle Elf, S. 7

Zu Über Haltung und Pflege von Elfen liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

The Katurran Odyssey von Terryl Whitlatch und David Michael WiegerAuf der Heimatinsel des Lemur Katook ist es kalt geworden, die Feigenbäume sind kahl, und die Lemuren am Verhungern.  Hohepriester Gamic verlangt Opfergaben, um den Fossah gnädig zu stimmen. Als Katook in die Nähe des Tempels gelangt, sieht er jedoch, wie die Priester sich selbst an den geopferten Früchten gütlich tun. Nachdem er dabei erwischt wurde, das Verbotene zu sehen, wird Katook ins Exil geschickt. Damit beginnt eine lange Reise auf der Suche nach Artgenossen.

-It is said, in some far and distant lands, that speaking the name of a place connects you to its heart and can breathe it into being. Bo-hibba. Within the song of the word is the scent of ripe fruit and vanilla and the fertile musk of a jungle.-
Prologue: Another Time

Lemuren, die charmanten Halbbrüder der Affen, waren schon immer für ein Abenteuer gut – der ältere Leser kennt sie vielleicht aus Douglas Adams’ Die letzten ihrer Art, die jüngeren aus den Madagascar-Filmen.
In The Katurran Odyssey sind sie eine Gesellschaft, die einen Helden braucht, denn auf ihrer abgelegenen Insel stehen die Zeichen auf Untergang. Der junge, unschuldige und unwissende Katook bietet sich ganz in der Tradition des unwahrscheinlichen Helden an – davor, ein Bauernbursche zu sein, bewahrt ihn wohl lediglich die Tatsache, dass die meisten Einwohner der nur von (sprechenden) Tieren bevölkerten Welt Katurrah relativ naturnah leben und sich ihre Früchte einfach vom Baum pflücken. Verschiedene Kulturen, die sich alle auf den Erfindergeist oder die Entdeckerlust der auf Katurrah beheimateten Primatenarten gründen, gibt es dennoch – und Katook kann etliche davon auf seiner langen Questenreise erkunden, die einmal quer über den (auf einer schönen Karte im Vorsatz des Bandes gezeigten) Hauptkontinent führt. Dass Katook auf der Suche nach einem Heilmittel für die Unfruchtbarkeit seiner Heimatinsel Bo-hibba ist, weiß er allerdings selbst nicht – es ergibt sich eher nebenbei, und das ist einer der Stolpersteine von The Katurran Odyssey.

Zunächst überzeugt das großformatige Buch allerdings optisch auf ganzer Linie: Der kreative Kopf hinter The Katurran Odyssey ist Terryl Whitlatch, eine Illustratorin, die u.a. für Lucasfilm die Fauna einiger Star Wars-Welten gestaltet hat. Sie hat die Welt Katurrah mit vielen der faszinierendsten Tiere ausgestattet, die die Erdgeschichte zu bieten hat, ob ausgestorben oder nicht, spielt in diesem Setting keine Rolle. Ob Beutelwolf, Mastodon, Helmkasuar oder Wombat – in The Katurran Odyssey findet man sie alle, und die Tierzeichnungen sind präzise und naturgetreu. Die Kultur, die den Tieren angedichtet wurde, bietet viele feine Details wie den Schmuck, der sich auf Antilopenhörnern oder in Quaggaschwänzen findet, die Verzierungen auf Kultgefäßen, Teppichen und Wandbehängen und vieles mehr.
Die Bilder sind häufig doppelseitig und farbenprächtig, vor allem die opulenten Unterwasserszenen, die von einer surreal wirkenden Menge an Meeresbewohnern bevölkert werden, beeindrucken den Betrachter. Wenn man gerne die Vielfalt der gegenwärtigen und vormaligen Tierwelt bestaunt, ist The Katurran Odyssey allein wegen dieser Bilder einen Blick wert. Es gibt kaum eine Seite ohne Illustration, und wenn man den regenbogenfarbigen Buchschnitt betrachtet, bekommt man einen Eindruck davon, was einen an gelben Wüsten, grünen Dschungeln und pastellfarbenen Gebirgslandschaften erwartet. (Hier gibt es eine Auswahl der zum Buch veröffentlichten Promo-Bilder, über die man sich einen guten Eindruck verschaffen kann.)

Trotz der Illustrationslastigkeit ist The Katurran Odyssey aber auch reich an Text, und die Geschichte macht ziemlich alles falsch, was man bei der Plot-Konstruktion falsch machen kann: Der Held Katook ist nicht nur unglaublich planlos und naiv, er findet auch im Verlauf der Handlung kein rechtes Ziel, so dass die Geschichte allzu schnell als Vehikel entlarvt ist, das dem Leser eine große Tour durch Katurrah verschaffen soll. Entscheidungen sind unlogisch und nicht aus der vorhergehenden Handlung oder den Figuren heraus nachvollziehbar. Und es endet mit einem deus-ex-machina, der The Katurran Odyssey einen stark religiösen Anstrich mit einem allezeit lenkenden Schöpfergott gibt, der dem ziellosen Herumirren im Nachhinein einen Sinn verleiht und hier passenderweise nicht als Löwe, sondern als Fossa (das madagassische “Groß”raubtier) auftritt.
Trotzdem gibt es natürlich auch einige passable Szenen, aber die meisten dieser Ansätze verpuffen in Bedeutungslosigkeit, weil die Figuren und ihre Ziele durchweg nichtssagend bleiben. Traditionelle Werte werden hochgehalten, Freundschaft, Treue zu sich selbst, Familie, das Stellen der inneren Stimme über wissenschaftliche und rationale Befunde. Innerhalb dieser seltsam gleichgültigen Geschichte reißen diese Werte aber weder mit, noch kann man sich darüber aufregen.

Auch für die Zielgruppe des Textes bleibt die Geschichte damit ein wenig hohl und unbefriedigend, auch wenn die Abenteuer Katooks auf jüngere Leser vermutlich aufregender wirken. Die stark religiöse Prägung der letzten Seiten, die ein befriedigendes, selbst-erreichtes Ende ausschließt, führt leider auch zu dem Schluss, dass The Katurran Odyssey nicht unbedingt eine empfehlenswerte Kindergeschichte ist. Richtig verwunderlich ist es nicht, dass es für diesen Band, der zwar abgeschlossen ist, aber durch den Untertitel “Book One: Finding Home” nahelegt, dass noch mehr hätte folgen sollen, bis heute keine Fortsetzung gibt.
Sieht man The Katurran Odyssey vornehmlich als Artbook und kann sich an den Illustrationen freuen, ohne die Geschichte groß zu beachten, ist es durchaus ein Schmuckstück fürs Buchregal. Gelesen haben muss man es allerdings wirklich nicht.

Die Kunst der Scheibenwelt von Terry Pratchett und Paul KidbyDie Kunst der Scheibenwelt ist eine atemberaubend schöne Sammlung von Bildern zu Terry Pratchetts Scheibenwelt-Romanen, geschaffen von Paul Kidby. Die beiden Künstler arbeiten seit Jahren zusammen und präsentieren uns mit dem vorliegenden Artbook ihre gemeinsame Sicht der Scheibenwelt. Mit einem enormen Vorstellungsvermögen verleiht Paul Kidby in diesem Werk den beschriebenen Figuren, Orten und Gegenständen fesselnde Substanz, humorvoll kommentiert von deren Schöpfer Terry Pratchett.

Zu Die Kunst der Scheibenwelt liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Das Land ManGlaubtEsKaum von Norman MessengerDer Erzähler legt mit seinem Boot an einer merkwürdigen Insel an und macht sich auf Erkundungstour – seine aufgezeichneten Entdeckungen lassen sich in diesem Bilderbuch nachlesen.

-Als ich das Land Manglaubteskaum entdeckte, segelte ich gerade gemütlich mit meinem Boot übers Meer.-
Einführung

“Manglaubteskaum” findet man vermutlich im gleichen Atlas wie Dinotopia, die Quinookta-Insel und Translunarien: Es sind Phantasie-Länder, zu denen mehr oder weniger interessante fiktive Forschungsberichte vorliegen.
Das Land Manglaubteskaum richtet sich dabei an ein eher junges Publikum, das machen die mehr als harmlose Handlung, die gänzlich satirefreien erfundenen Wesen und Orte und auch der geringe Umfang des Buches deutlich: Auf 12 Farbtafeln begleitet man den Erzähler über die Insel, die aus dem Nichts aus dem Meer auftaucht und genauso wieder verschwindet, wenn man ihr nur einmal kurz den Rücken zukehrt, um im Boot nach dem Rechten zu sehen. Die Farbtafeln laden jedoch zum Verweilen ein: Es wimmelt von phantasievollen Naturdarstellungen in einem gedeckten Farbspektrum, man kann auch noch Seitenteile ausklappen und entweder neue Blickwinkel oder etwas völlig anderes sehen, viele Details entdecken und manchmal sogar wie bei einem Vexierbild nach versteckten Kleinigkeiten suchen.
Die Texte sind dagegen kurz und sehr simpel gehalten und zeichnen sich vor allem durch die inflationäre Verwendung des Ausdrucks “man glaubt es kaum” aus, womit wir wieder bei der angepeilten Zielgruppe des Buches wären.

Diese macht sich auch beim Einfallsreichtum in Sachen Inselflora und -fauna bemerkbar: Es gibt Bäume, an denen Buchstaben wachsen, einen Vogel, der Gummistiefel trägt, Gemüse, das im Vergleich zu unserem Gemüse vertauschte Farben hat (wird es damit interessanter oder noch grusliger für Kinder?). Nach der inneren Logik eines vorlesenden Bücherbergs und Bäumen mit Schiffsrümpfen sollte man auch nicht suchen – die unheilvoll durchhöhlten Spukberge oder die zwischen Pflanze und Tier oszillierenden Meereslebewesen verbreiten schon mehr Atmosphäre, vor allem, weil der Stil der Illustrationen sich äußerst gelungen an historischen naturwissenschaftlichen Darstellungen wie etwa von Maria Sibylla Merian orientiert. Geländequerschnitte, eine isometrische Landkarte und Detailzeichnungen von Muscheln, Samen, Federn tragen zum ästhetischen Gesamtbild bei.

Als FantasyleserIn stellt man vielleicht auch einfach etwas größere Ansprüche an fiktive Kreaturen und Länder, denn man hat ja schon einiges gesehen und gehört. Deshalb: Als reines Artbook gelungen, denn das visuelle Konzept weiß zu überzeugen und die Ausstattung tut ein Übriges. Als fiktiver Forschungsbericht zu lahm (und kurz). Als Kinderbuch ziemlich große Klasse, denn die Mash-up-Tiere und –Pflanzen regen garantiert zum Weitererfinden und –forschen an, und die Klappseiten mit den vielen Kleinigkeiten machen sogar entdeckerfreudigen Erwachsenen Spaß.

The Lord of the Rings Sketchbook von Alan LeeIn The Lord of the Rings Sketchbook zeigt Illustrator Alan Lee sein einmaliges zeichnerisches Talent und seine Idee von der Herr der Ringe-Trilogie, wie sie die Filmkulissen schlussendlich maßgeblich geprägt haben.

– But here there is still more – an insight into an artist’s mind and a close-up of his pen, pencil and brushes at work. Wonderful. –
Ian McKellen, Foreword, S.9

Dieser Hardcover Bildband kommt in einem für ein Artbook relativ kleinen Format daher. Was im ersten Moment wie ein Manko klingt, wurde jedoch gänzlich positiv umgesetzt. Zunächst einmal liegt The Lord of the Rings Sketchbook gerade wegen des kleineren Formats bequem in der Hand und lässt sich entsprechend angenehm durchblättern. Überwiegend ganzseitige Abbildungen in einer sehr ordentlichen Qualität zeigen jedes kleine Detail der Skizzen und beweisen, dass die geringere Größe des Buchs keine Nachteile mit sich bringt. Aufgeteilt in übersichtliche Kapitel, fällt es auch thematisch leicht, sich in diesem Buch zurechtzufinden, Stellen schnell aufzuspüren und gezielt zu stöbern. Für letzteres sollte man etwas mehr Zeit einplanen, denn es gibt viel zu entdecken!

Tom Bombadil von Alan Lee
© Alan Lee - Scan: The Lord of the Rings Sketchbook

The Lord of the Rings Sketchbook ist, wie der Titel schon verrät, gefüllt mit Bleistift-Skizzen. Es grenzt jedoch beinahe schon an Hohn, diese Arbeiten eines Meisters seines Fachs lediglich als Skizzen zu bezeichnen, denn ihre Ausarbeitung, Detailgenauigkeit und Ideenvielfalt sind an vorbildlichem Können kaum zu überbieten und stellen viel mehr als bloß ein Entwurfsstadium dar. Es haben auch einige der fertig kolorierten Bilder ihren Weg hinein gefunden, sie wirken neben den lebendigen Skizzen geradezu zweitklassig und vernachlässigbar.

Inhaltlich befasst sich das vorliegende Werk – wer hätte es gedacht? – mit den Entwurfsarbeiten zum Filmkonzept der Herr der Ringe Trilogie. Es steuert dabei jedoch noch einige neue Zeichnungen bei, welche erstmalig in The Lord of the Rings Sketchbook gezeigt und teilweise sogar speziell für dieses Buch angefertigt wurden. Dazu gehören u.a. Portrait-Illustrationen von Ian McKellen als Gandalf oder Cate Blanchett als Galadriel. Besonders sympathisch wirkt das Buch aber durch einen gewissermaßen unzensierten Einblick in Alan Lees Arbeitsweise, seine Zeichenübungen und seine schrullig liebenswerte Methode, To-Do-Listen in Form winziger Thumbnails zu führen. Außerdem reflektiert der Künstler den Entstehungsprozess seiner Werke bis hin zum fertigen Ergebnis. In seinen Kommentaren zu den einzelnen Skizzen spricht Alan Lee nicht nur von den obligatorischen Filmanekdoten, sondern auch über seine Inspirationsquellen. Der Künstler scheut dabei nicht davor zurück, selbstkritisch über die Bilder zu urteilen und eigene Fehler, Vertuschungsversuche und Schwächen aufzuzeigen. Der Betrachter freilich wird es auch mit einem noch so kritischen Blick unfassbar finden, wie Alan Lee an dieser Stelle von Fehlern sprechen kann, da sich die Arbeiten auf einem ausgesprochen hohen Niveau bewegen. Vermutlich sind nur echte Meister der Materie in der Lage, hier noch über Mängel diskutieren zu wollen und vor allem zu können. Es zeigt jedenfalls, mit welch hohen Ansprüchen Alan Lee an seine Illustrationen herangeht und wie selten heutige Künstler die klassische Illustration noch (in Perfektion) beherrschen.

Dieses Buch ist nicht nur ein Muss für den bekennenden Herr der Ringe-Fan, sondern auch für jeden (angehenden) Illustrator. Gerade letzterer wird die hilfreichen Tipps des Meisters begrüßen und zu schätzen wissen, denn es dürfte nicht zu viel versprochen sein, wenn einmal gesagt wird, dass man sich auch als talentierter Zeichner getrost noch eine Scheibe von Alan Lee abschneiden kann. Dieses Buch zeigt, dass Lees Skizzen mit ihrer Perfektion gleichermaßen zu begeistern und einzuschüchtern vermögen.

The Runes of Elfland von Ari Berk und Brian FroudThe Runes of Elfland ist eine Entdeckungsreise in die Welt keltischer/nordischer Runen, ihre Bedeutung und ihren Ursprung. Das Buch bietet einen erzählerischen und künstlerischen Einblick in die alte Welt, mit Texten von Autor Ari Berk und Illustrationen des bekannten Künstlers Brian Froud.

– How to begin? Not hard to answer. Choose a rune, chant the charm, tell the tale, and step across. –
How to begin, Seite 15

Heutzutage bestimmen Klatschnachrichten den Großteil unserer Unterhaltungen. In einer Zeit, in der es weder Boulevardpresse noch Fernsehen gab, erzählten sich die Menschen Geschichten. Geschichten, die sie über Generationen hinweg von den Alten an die Kleinsten weiter gaben. Mit der Zeit gerieten diese Erzählungen immer mehr in Vergessenheit, bis sie schließlich nur noch in vereinzelten Büchern auftauchten und aus dem Alttag der Menschen verschwanden. Vorbei sind die Zeiten von Gedichten, Fabeln und Limericks.
The Runes of Elfland greift einen Bereich dieser alten Erzählkunst auf und befasst sich mit einem Aspekt von vielen, dem Hintergrund von Runen. Das Buch startet mit verschiedenen kurzen Texten über Runen im Allgemeinen, verfasst vom englischen Literaturwissenschaftler Ari Berk.

Anders, als man es sonst gewohnt ist, sind die Runen nicht alphabetisch nach ihrem Namen sortiert, sondern nach ihrer Bedeutung. So beginnt der eigentliche Inhalt mit Berkanaz – der Rune, die stellvertretend für den Neubeginn steht. Wenn man die Runen jedoch nicht nur als Buchstaben betrachtet, stört dieser Umstand nur wenig.
Jedes der 24 Symbole wird auf den folgenden Seiten in The Runes of Elfland mit einer ganzseitigen farbigen Illustration einzeln vorgestellt, begleitet von einem einleitenden Text zur Charakterisierung der Rune und einem kleinen Zauberspruch zu Beginn, gefolgt von einer Erzählung, die auf alten Sagen und Überlieferungen fußt. Einige der erzählten Geschichten werden vielen Lesern zumindest entfernt bekannt vorkommen, andere dagegen sind bis heute so selten von modernen Medien aufgegriffen worden, dass sie beinahe völlig unbekannt geblieben sind.
Insgesamt widmet das Buch jeder Rune vier Seiten. Brian Froud streut dabei auf allen Seiten charmante Hintergrundillustrationen von Elfen oder Goblins ein, die den Text optisch noch ein wenig aufwerten.

Frouds Pinselduktus ist in diesem Buchband weniger fein, als man es vielleicht aus anderen Büchern von ihm kennt. Die Figuren sind etwas schrulliger, die Farben etwas intensiver und alles wirkt insgesamt kantiger und grober. Angesichts der Thematik passt das jedoch auf harmonische Weise sehr gut zusammen.

Wer des Runenalphabets nicht mächtig ist und noch Hilfe bei der Entzifferung benötigt, dem wird auf den letzten Seiten geholfen. Dort findet sich das Runenalphabet samt seiner lateinischen Entsprechung. Da verschiedene Überschriften und Beschriftungen in den Bildern in Runen gehalten sind, empfiehlt es sich daher auch, dem Runenalphabet gleich zu Beginn ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen.

Kleiner Abzug: Wer gerne die Namen der einzelnen Runen erfahren hätte, wird in diesem Buch leider nicht fündig. Angesichts der sonst großen Fülle an Informationen, wäre es schön gewesen, auch für dieses nicht unwichtige Detail, einen kleinen Platz zu finden.

Vampireology - The true History of the FallenVampireology ist ein weiterer fiktiver Erfahrungsbericht aus der ‘ology-Reihe. Diesmal entführen uns die ebenso fiktiven Autoren Archibald Brooks (verschollen) und Joshua T. Kraik (Brooks auserwählter Nachfolger) in die düster-schaurige Welt der Vampire.

– Moloch is smitten with a shaft of divine lighting and crumbles to ashes. The cowering Belial is lifted by his ankle; his Throat is slit and his Body drained in Bloode. –

In den letzten Jahren, spätestens seit Romane wie Twilight (Bis(s) zum Morgengrauen) das Licht der Buchwelt erblickten, hat das Image des Vampirs eine denkwürdige Wendung vollzogen. Einst als nach Blut dürstende, hungrige Bestie gefürchtet, glitzert er heute im strahlenden Sonnenlicht, verliebt sich in die Menschen, die seine Beute sein sollten und ist allzu keusch, ehrenhaft und sanftmütig geworden. Man möchte diese neuen, höchst anmutigen Vampire beinahe für ihr unverstandenes Wesen und ihren nie enden wollenden und scheinbar hoffnungslosen Kampf gegen ihre ach so grausame Natur bemitleiden. Vampireolgy – The true History of the Fallen besinnt sich nun auf die Ursprünge des Vampirismus, erinnert an die dämonische Seite dieses untoten Raubtiers und schafft damit einen Gegentrend zu den romantischen Schmachtvampiren von heute. Die Stärken und Schwächen dieser “Fallen Ones”, wie sie im Buch genannt werden, werden schamlos beleuchtet und von den handschriftlichen Notizen Joshua Kraiks kommentiert.

Man ahnt es nun vielleicht schon, Vampireology ist, ähnlich wie z.B. Dragonology (Drachologie) aus der selben Reihe, kein klassisches Artbook wie man sie sich üblicherweise vorstellt. Viele Illustrationen werden hier geboten, jedoch auch eine durchgehende Handlung und, das dürfte die große Besonderheit sein, eine haptische Reise für die Hände.
Die gewohnt aufwendige Aufmachung beginnt auch schon mit dem Hardcover-Einband in schwarz-roter Lederoptik, die das Buch zunächst wie ein edles altes Notizbuch wirken lässt, mit einer changierenden Struktur im Hintergrund. Darauf befinden sich, in symbolisch clever gewählter silberfarbener Prägung, Titel und Rahmen nebst einer ersten düsteren Illustration. Diese wird durch zwei rote Glassteine verziert, die thematisch passend an Blutstropfen erinnern.

Schon auf der ersten Doppelseite geht es dann richtig los. Eine Fülle an Informationen sowie die Beweggründe und schließlich auch das Verschwinden des Verfassers (Archibald Brooks) erwarten den Leser auf scheinbar vergilbten, faserigen Seiten, auf denen zahlreiche Notizen zusätzlich eingeklebt wurden. Letztere kann und muss man tatsächlich aufklappen, umklappen und herausziehen, wenn man alle Details kennen will. Die Gestaltung ist ein wahrer Hochgenuss für jeden, der gerne stöbert und erforscht. So viel zusätzliches Material zum Haupteintrag des Verfassers tummelt sich auf jeder Seite, dass allein die Sichtung der ersten Doppelseite schon gute zwanzig Minuten in Anspruch nahm. Dazu sollte man sagen, es ist eine im Vergleich zum späteren Verlauf noch spärlich bestückte Doppelseite.
Das vielfältige Zusatzmaterial besteht hierbei aus schwarzweißen Fotos, wissenschaftlichen Illustrationen verschiedener brauchbarer Pflanzen im Kampf gegen den Vampir (allen voran natürlich der wilde Knoblauch), erklärenden Skizzen, alt wirkenden und wie aus einem Märchenbuch anmutenden, fein ausgearbeiteten Zeichnungen, düsteren Aquarellen im Stil des Covers, eingeklebten Tütchen mit Perlen oder Drachenhaut darin (es gibt Vampire, die das Gestaltwandeln beherrschen) … es sind unzählige Kleinigkeiten, die das Buch so spannend und langlebig machen. Auf einer Seite wurde dem Blatt beispielsweise ein ausgeschnittener Zeitungsartikel hinzugefügt, klappt man ihn um, erkennt man die abgeschnittenen Teile von Suchanzeigen. Der Charme liegt bei Vampireology ganz klar in den unzähligen kleinen Details. So vieles gäbe es über diesen Band noch zu berichten, doch das würde den Rahmen einer Rezension bei weitem sprengen.

Vampireology Innenseite
Quelle: www.ologyworld.com

Trotz der schicken Aufmachung und der großzügigen Anzahl an Spielereien sollte man nicht anfangen zu glauben, es handle sich hier um ein Buch, das eher etwas für die Kleinen ist. Stellenweise geht es in Vampireology wenig beschönigend zur Sache. Da gibt es mythologische Hintergründe zum Ursprung des Vampirs und seinen verschiedenen Erscheinungsformen, ja sogar eine Weltkarte mit dem räumlichen und zeitlichen Verlauf seiner Ausbreitung. Vieles davon dürfte für Kinder noch ein wenig zu anspruchsvoll sein, manches auch nicht kindgerecht.

Insgesamt hat dieses Buch nur 30 Seiten, und man wird im ersten Moment denken, das könne das Geld kaum wert sein, doch diese Seiten sind randvoll mit Informationen. Durch die vielen eingeklebten Schnipsel etc. wächst das Buch gewissermaßen in Ebenen gelagert in die Höhe. Sie machen das Buch nicht nur interaktiv und zu einem fühlbaren Vergnügen, sie dehnen die Lesedauer auch gewaltig aus. Ohne Pausen betrachtet, beschäftigt dieses Buch seine Leser gut und gerne einen ganz Tag lang, wenn nicht noch länger. Dabei lädt es zum wiederholten Stöbern ein, denn man erfasst oft erst bei erneuter Betrachtung, dass man zuvor doch noch einiges übersehen hatte.

Was kann man als Schlussatz nun also zu Vampireology sagen? – Es ist eine rundum gelungene, wunderschöne und faszinierende Gesamtkomposition aus Gestaltung, fiktiven Erlebnissen, aber auch real existierenden Sagen und Legenden aus verschiedenen Kulturen, die einen überraschend lange unterhält.

Phantastische Reisen: Vom Land der Amazonen zu den Indigo-Inseln von Francois PlaceDie Insel Orbæ ist längst untergegangen, alles, was geblieben ist, ist der Atlas ihrer weltberühmten Kartographen. Er führt ins schneebedeckte Frostland, wo die Waljagd von Walrossreitern unterstützt wird, in die von Riesenkakteen bestandene Donnerwüste, deren felsiges Inneres ein dunkles Geheimnis birgt, auf die menschenleere Insel der Giganten, zu den Gewürzhändlern aus dem Golf Candaa und in viele andere unentdeckte Länder.

-Euphonos überquerte den Fluss am Fuße der Pappeln. Der Zufall wollte es, dass er nach einer langen, ziellosen Reise schließlich in dieser staubtrockenen Landschaft landete. Langsam wankte er voran, sein Reiseumhang drückte ihn wie eine schwere Last nieder.-
Im Land der Amazonen

Schade, daß der Originaltitel der Reihe, Atlas der Geographen von Orbæ, nicht auch in der deutschen Version zum Zuge gekommen ist, denn treffender könnte es kaum sein: Phantastische Reisen ist ein dreibändiger, alphabetisch geordneter Atlas imaginärer Landstriche. Im ersten Teil werden neun Länder vorgestellt, beginnend mit kleinen Karten, die in ihrer Symbolhaftigkeit am ehesten mittelalterlichen Weltkarten nachempfunden sind, dekoriert mit kleinen Menschen, Tieren, Landschaftsformationen und, wenn man genau hinsieht, bereits geschichtenerzählend.
Auf die Karten folgt jeweils eine mit großformatigen Aquarellen und kleinen Vignetten illustrierte Geschichte aus dem vorgestellten Weltteil, und jeder Abschnitt wird von einer Doppelseite in der Manier eines Forschungsberichts abgeschlossen, auf der Tiere, Bräuche, Kleider oder Naturphänomene der Region dargestellt werden (wie das z.B. bei den Amazonen aussieht, kann man hier betrachten).

François Place, der mehrfach ausgezeichnete französische Kinderbuchautor und Illustrator, hat sich für seine Phantastischen Reisen zweifellos vom Zeitalter der Entdeckungsfahrten inspirieren lassen, ist dem Lockruf der Ferne gefolgt und hat mit Stift und Pinsel weiße Flecken auf der Karte erschlossen, die es niemals gegeben hat.
Die Geschichten, die den Hauptteil des Buches ausmachen, changieren zwischen poetischen Märchen, wie man sie vielleicht bei einem Erzähler auf einem orientalischen Basar hören könnte, und Entdeckertagebüchern, zwischen traumartigen Volkssagen und bunten Lebenserinnerungen. Die Qualität ist unterschiedlich: Die bezaubernde Poesie der Eröffnungsgeschichte, in der vom Kampf der wilden Amazonen gegen einfallende Hexenmeister die Rede ist, wird im Nachfolgenden nicht mehr erreicht, dafür gibt es eine charmante Räuberpistole mit einer entführten, widerspenstigen Prinzessin, oder Mythen wie die aus dem Frostland, dessen Inuit-ähnliche Bewohner jedes Jahr in eine Art Winterschlaf fallen.
Bezüge zu irdischen Völkern und manchmal sogar konkreten Ländern sind immer wieder vorhanden, so trifft man auf ein Bergvolk, das von den Inka inspiriert ist, oder einen abenteuerlustigen Schotten, der in ferne Gefilde aufbricht, doch die Beschreibungen haben stets interessante Kniffe und einen eindeutig phantastischen Einschlag. Dabei geht Place auch sehr sensibel mit Exotismen und kolonialer Haltung um: Eindeutig weiße Völker sind hier in der Unterzahl, treten als Exoten auf und sind oftmals auch unterlegen: so vertreiben etwa die “Inka” die Invasoren mit ihren schamanistischen Zaubern zurück übers Meer.

Geschichten, Bilder und die Doppelseiten im Dokumentationsstil ergänzen sich und klären manche Einzelheit erst in ihrem Zusammenwirken auf. Place weiß allerdings auch genau, mit welchen Sehnsüchten er spielt, und läßt der Imagination genug Räume offen, indem er bewußt immer nur einen kleinen Ausschnitt der neu erschlossenen Länder und Völker zeigt und den Leser in Wort und Bild vehement einlädt, die eigene Phantasie auf weitere Forschungsreisen zu schicken.
Seine Aquarellzeichnungen, auf denen man viele Details entdecken kann, eröffnen einen Blick auf die neuen Landstriche, indem jede Region eine eigene Farbkomposition bekommt, jede Geschichte einen eigenen Bildcharakter.
Während diese sich oft erst auf den zweiten Blick erschließende Bilderpracht wohl eher erwachsene LeserInnen anspricht, sind die Geschichten einfach gestrickt und durchaus kindgerecht – es gibt keine großen Überraschungen, keine allzu komplexen Entwicklungen. Das Gesamtwerk besticht auch weniger durch die einzelnen Geschichten als durch seinen gigantischen Ideenreichtum und das Zusammenwirken zu einem riesigen Bilderteppich, aus dem sich eine Welt zusammensetzt, die vielfältiger, magischer, bunter ist als unsere. Jede Seite sprüht vor Kreativität, und nach Erfindungen wie dem Dreihäutemantel dürfte sich mancher Fantasy-Autor die Finger ablecken.

Konsequenterweise endet Vom Land der Amazonen zu den Indigo-Inseln mit einer Geschichte, in der das Fernweh selbst thematisiert wird, die Sehnsucht nach dem “Blau der Ferne”, repräsentiert durch eine unerreichbare Insel, der man niemals näherkommen kann und die doch das Ziel vieler unterschiedlicher Lebensreisen ist.
Allen, die gerne vom Lesesessel aus auf Entdeckungsfahrt gehen oder Sachbücher über imaginäre Welten lesen, kann man den Band nur ans Herz legen – der Atlas der Geographen von Orbæ ist das ulitmative Werk für Romantiker, die sich nach weißen Flecken auf der Karte sehnen.

Vom wundersamen Einhorn von Alison LurieIn Wort und Bild werden die bekanntesten (und einige weniger bekannte) Fabeltiere beschrieben. Charakteristika und Entstehungsgeschichten, Berichte von Sichtungen und Verhaltensregeln geben einen ersten, groben Überblick.

-Es gab eine Zeit, da glaubten die Menschen, daß in verwilderten und weit abgelegenen Gegenden der Erde sonderbare wilde Tiere, auch Vögel hausen. Wanderer und Reisende brachten Geschichten von geflügelten Pferden mit nach Haus, von Gänsen, die auf Bäumen wachsen, von Salamandern, die im Feuer leben, und von vielen anderen wunderlichen Tieren mehr.-

Nicht jedes lohnenswerte Artbook kommt mit opulenter, auffälliger Ausstattung daher – Vom wundersamen Einhorn (Fabulous Beasts) ist zum Beispiel (und auch nicht ganz zu unrecht) als Kinderbuch verkleidet. Die auf Kinderliteratur spezialisierte Literaturwissenschaftlerin Alison Lurie hat darin 14 Fabeltiere vorgestellt, darunter die bekanntesten wie Drache, Phönix, Greif. Das Buch ist durchaus kindgerecht, relativ dünn und in gewisser Weise unspektakulär – man wird nichts erfahren, das man nicht schon weiß, und wenn man schon irgendein anderes Buch über Fabeltiere besitzt, ist die Chance sehr groß, dass dieses umfassender und tiefgreifender informiert.
Das alles vorweg, um keine falschen Erwartungen aufkommen zu lassen. Aber es gibt durchaus Gründe, dieses Büchlein trotzdem LeserInnen zu empfehlen, denen an einer kleinen, feinen Aufbereitung des Themas und vor allem einem harmonischen Zusammenwirken von Bild und Text gelegen ist.

Die 14 Farbtafeln und zugehörigen Texte sind mittelalterlichen Bestiarien nachempfunden: Auf ca. einer Seite werden die Fabelwesen sorgfältig beschrieben, manchmal sind Warn- und Schutzhinweise angebracht, manchmal erfährt man von den Geschichten, in denen das jeweilige Tier seinen großen Auftritt hatte. Sprachlich wird die Autorin ihrem Sujet eher mit Einfachheit als mit großer Wucht gerecht, trotzdem wirken die Texte neben den leuchtenden Bildern nicht blass, denn ihre Details funkeln an den richtigen Stellen – bei kleinen Drachen, die zischen wie Teekessel, beim Catoblepas (vielleicht trifft man auf diesen 40 Seiten doch noch auf das ein oder andere unbekannte Wesen 😉 ), das sich von betenden Eremiten in seiner Wüsteneinsamkeit empfindlich gestört fühlt.
Der schlichte Stil ist alles andere als nüchtern und lässt sehr lebendige Beschreibungen zu; die “Experten” und Quellen, die herangezogen werden, sind keine Naturwissenschaftler und Forscher, sondern Dichter und Künstler.

Die Bilder ergänzen die Beschreibungen perfekt: Sie setzen nicht auf Realismus, sondern sind betont einfach gehalten, zeigen aber viele Details, feine Strukturen von Federn und Fell, neben den Tieren auch immer einen fein ausgearbeiteten landschaftlichen Hintergrund, der zu einer Erkundung der grünen persischen Hügel oder der verschneiten schwedischen Wälder einlädt. Einige Beispielseiten kann man hier in der Originalversion begutachten. Die satten, harmonischen Farben verleihen den z.T. an der Heraldik orientierten Darstellungen der Fabeltiere eine Lebendigkeit, die nicht hinter den einprägsamen Texten zurückstehen muss.
An Vom wundersamen Einhorn ist nichts Spektakuläres, aber sollte man zufällig im Antiquariat darüberstolpern (alternativ auch in der Hardcoverausgabe Vom Salamander der im Feuer lebt und anderen Fabeltieren), lohnt sich ein Blick – für Kinder ist es immer noch eine schöne Begegnung mit Fabeltieren, für Erwachsene vielleicht ein Kleinod, vor allem, wenn man am Stil der Bilder Gefallen findet.

Von Elfen, Goblins, SpukgestaltenDieses Buch hat einiges in sich: Geister, die in Höhlen hausen, Nymphen, die zu kleinen Pfützen zerfallen, Kobolde, die sich in Vögel verwandeln, Gnome, die sich zwischen knorrigen Ästen verstecken, hinterlistige Irrlichter und zahlreiche seltsame Geschöpfe mehr finden in Von Elfen, Goblins, Spukgestalten ihren Platz. Nicht alle der beschriebenen Kreaturen sind dem Menschen dabei wohlgesinnt, einige treiben sogar äußerst gerne ihren Schabernack oder schlimmeres mit ihnen.
In diesem Buch werden all die vergessen geglaubten und verschrobenen Lebewesen anhand wunderbarer Illustrationen von Brian Froud und Alan Lee zusammengetragen und beschrieben.

-Einladungen, einen Geisterhügel zu besuchen, soll man nur mit größter Vorsicht annehmen, und man darf sich auf keinen Fall überreden lassen, etwas zu essen oder zu trinken. Wer das tut, ist unweigerlich verloren.-

Anders als die meisten vorgestellten Bücher in der Bibliotheka Phantastika erzählt Von Elfen, Goblins, Spukgestalten (im Original Faeries) nicht direkt eine Geschichte. Vielmehr trägt es verschiedene Sagen und Mythen zusammen und behandelt alles erwähnte wie eine Art wissenschaftliche Studie. Schon bei seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1978 stellte Faeries eine ungewöhnliche Seltenheit dar, zeigte es doch Illustrationen, die aufgrund ihres Detailreichtums und wenig bunten Charakters offenkundig nicht an Kinder gerichtet waren.

Einem Handbuch nicht unähnlich, begleitet uns das Buch in eine Welt voller kleiner Lebensformen, die selbstverständlich auch heute noch gut getarnt im Verborgenen hausen. In mehrere Kapitel unterteilt, bringen uns die beiden Autoren walisische, irische und nordische Legenden nahe, zeigen uns magische Pflanzen und die Fähigkeit, wie man die schüchternen Wesen erkennen kann.
Auf jeder Seite findet sich dabei eine großflächige Illustration, die vor Phantasie und Liebe zum Detail nur so strotzt. Mal in Farbe, mal als schlichte Bleistiftskizze oder auch als Mischung aus beidem, lassen diese Darstellungen den Betrachter in das Reich der Elfen und Geister eintauchen. Jedes Bild wird dabei von einer handschriftlichen Notiz begleitet, manchmal auch von einem ausführlicheren Text zu Eigenschaften und Hintergrund der gezeigten Kreatur.

Wer sich bereits mit den Arbeiten von Brian Froud und Alan Lee vertraut gemacht hat, wird außerdem keine großen Schwierigkeiten haben zu erkennen, wer für welche der Illustrationen verantwortlich war. Frouds Skizzen zeichnen sich durch verschrobenen Witz, schrullige Gestalten und insgesamt humorvolle oder verspielte Darstellungen des Heimlichen aus, während Lee ein ernsteres Gemüt zu besitzen scheint. So sind seine Werke ebenso detailreich wie die seines Kollegen, in ihrem eleganten, erwachsen wirkenden Stil aber doch grundverschieden.

Von Elfen, Goblins, Spukgestalten, übrigens eine Neuauflage des ursprünglichen Titels Das Große Buch der Geister (1979), ist ein Schmökerband für Groß und Klein, wobei die Großen wohl noch ein wenig mehr Freude an diesem Werk haben werden. Auch Kindern dürften die Ansichten verschiedener Kobolde und Konsorten gefallen, doch gerade der Bezug zu Mythen und Sagen und die eher gedeckten Erdtöne werden die ganz Kleinen noch wenig interessieren.