Autor: Lee@Alan

The Lord of the Rings Sketchbook von Alan LeeIn The Lord of the Rings Sketchbook zeigt Illustrator Alan Lee sein einmaliges zeichnerisches Talent und seine Idee von der Herr der Ringe-Trilogie, wie sie die Filmkulissen schlussendlich maßgeblich geprägt haben.

– But here there is still more – an insight into an artist’s mind and a close-up of his pen, pencil and brushes at work. Wonderful. –
Ian McKellen, Foreword, S.9

Dieser Hardcover Bildband kommt in einem für ein Artbook relativ kleinen Format daher. Was im ersten Moment wie ein Manko klingt, wurde jedoch gänzlich positiv umgesetzt. Zunächst einmal liegt The Lord of the Rings Sketchbook gerade wegen des kleineren Formats bequem in der Hand und lässt sich entsprechend angenehm durchblättern. Überwiegend ganzseitige Abbildungen in einer sehr ordentlichen Qualität zeigen jedes kleine Detail der Skizzen und beweisen, dass die geringere Größe des Buchs keine Nachteile mit sich bringt. Aufgeteilt in übersichtliche Kapitel, fällt es auch thematisch leicht, sich in diesem Buch zurechtzufinden, Stellen schnell aufzuspüren und gezielt zu stöbern. Für letzteres sollte man etwas mehr Zeit einplanen, denn es gibt viel zu entdecken!

Tom Bombadil von Alan Lee
© Alan Lee - Scan: The Lord of the Rings Sketchbook

The Lord of the Rings Sketchbook ist, wie der Titel schon verrät, gefüllt mit Bleistift-Skizzen. Es grenzt jedoch beinahe schon an Hohn, diese Arbeiten eines Meisters seines Fachs lediglich als Skizzen zu bezeichnen, denn ihre Ausarbeitung, Detailgenauigkeit und Ideenvielfalt sind an vorbildlichem Können kaum zu überbieten und stellen viel mehr als bloß ein Entwurfsstadium dar. Es haben auch einige der fertig kolorierten Bilder ihren Weg hinein gefunden, sie wirken neben den lebendigen Skizzen geradezu zweitklassig und vernachlässigbar.

Inhaltlich befasst sich das vorliegende Werk – wer hätte es gedacht? – mit den Entwurfsarbeiten zum Filmkonzept der Herr der Ringe Trilogie. Es steuert dabei jedoch noch einige neue Zeichnungen bei, welche erstmalig in The Lord of the Rings Sketchbook gezeigt und teilweise sogar speziell für dieses Buch angefertigt wurden. Dazu gehören u.a. Portrait-Illustrationen von Ian McKellen als Gandalf oder Cate Blanchett als Galadriel. Besonders sympathisch wirkt das Buch aber durch einen gewissermaßen unzensierten Einblick in Alan Lees Arbeitsweise, seine Zeichenübungen und seine schrullig liebenswerte Methode, To-Do-Listen in Form winziger Thumbnails zu führen. Außerdem reflektiert der Künstler den Entstehungsprozess seiner Werke bis hin zum fertigen Ergebnis. In seinen Kommentaren zu den einzelnen Skizzen spricht Alan Lee nicht nur von den obligatorischen Filmanekdoten, sondern auch über seine Inspirationsquellen. Der Künstler scheut dabei nicht davor zurück, selbstkritisch über die Bilder zu urteilen und eigene Fehler, Vertuschungsversuche und Schwächen aufzuzeigen. Der Betrachter freilich wird es auch mit einem noch so kritischen Blick unfassbar finden, wie Alan Lee an dieser Stelle von Fehlern sprechen kann, da sich die Arbeiten auf einem ausgesprochen hohen Niveau bewegen. Vermutlich sind nur echte Meister der Materie in der Lage, hier noch über Mängel diskutieren zu wollen und vor allem zu können. Es zeigt jedenfalls, mit welch hohen Ansprüchen Alan Lee an seine Illustrationen herangeht und wie selten heutige Künstler die klassische Illustration noch (in Perfektion) beherrschen.

Dieses Buch ist nicht nur ein Muss für den bekennenden Herr der Ringe-Fan, sondern auch für jeden (angehenden) Illustrator. Gerade letzterer wird die hilfreichen Tipps des Meisters begrüßen und zu schätzen wissen, denn es dürfte nicht zu viel versprochen sein, wenn einmal gesagt wird, dass man sich auch als talentierter Zeichner getrost noch eine Scheibe von Alan Lee abschneiden kann. Dieses Buch zeigt, dass Lees Skizzen mit ihrer Perfektion gleichermaßen zu begeistern und einzuschüchtern vermögen.

Von Elfen, Goblins, SpukgestaltenDieses Buch hat einiges in sich: Geister, die in Höhlen hausen, Nymphen, die zu kleinen Pfützen zerfallen, Kobolde, die sich in Vögel verwandeln, Gnome, die sich zwischen knorrigen Ästen verstecken, hinterlistige Irrlichter und zahlreiche seltsame Geschöpfe mehr finden in Von Elfen, Goblins, Spukgestalten ihren Platz. Nicht alle der beschriebenen Kreaturen sind dem Menschen dabei wohlgesinnt, einige treiben sogar äußerst gerne ihren Schabernack oder schlimmeres mit ihnen.
In diesem Buch werden all die vergessen geglaubten und verschrobenen Lebewesen anhand wunderbarer Illustrationen von Brian Froud und Alan Lee zusammengetragen und beschrieben.

-Einladungen, einen Geisterhügel zu besuchen, soll man nur mit größter Vorsicht annehmen, und man darf sich auf keinen Fall überreden lassen, etwas zu essen oder zu trinken. Wer das tut, ist unweigerlich verloren.-

Anders als die meisten vorgestellten Bücher in der Bibliotheka Phantastika erzählt Von Elfen, Goblins, Spukgestalten (im Original Faeries) nicht direkt eine Geschichte. Vielmehr trägt es verschiedene Sagen und Mythen zusammen und behandelt alles erwähnte wie eine Art wissenschaftliche Studie. Schon bei seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1978 stellte Faeries eine ungewöhnliche Seltenheit dar, zeigte es doch Illustrationen, die aufgrund ihres Detailreichtums und wenig bunten Charakters offenkundig nicht an Kinder gerichtet waren.

Einem Handbuch nicht unähnlich, begleitet uns das Buch in eine Welt voller kleiner Lebensformen, die selbstverständlich auch heute noch gut getarnt im Verborgenen hausen. In mehrere Kapitel unterteilt, bringen uns die beiden Autoren walisische, irische und nordische Legenden nahe, zeigen uns magische Pflanzen und die Fähigkeit, wie man die schüchternen Wesen erkennen kann.
Auf jeder Seite findet sich dabei eine großflächige Illustration, die vor Phantasie und Liebe zum Detail nur so strotzt. Mal in Farbe, mal als schlichte Bleistiftskizze oder auch als Mischung aus beidem, lassen diese Darstellungen den Betrachter in das Reich der Elfen und Geister eintauchen. Jedes Bild wird dabei von einer handschriftlichen Notiz begleitet, manchmal auch von einem ausführlicheren Text zu Eigenschaften und Hintergrund der gezeigten Kreatur.

Wer sich bereits mit den Arbeiten von Brian Froud und Alan Lee vertraut gemacht hat, wird außerdem keine großen Schwierigkeiten haben zu erkennen, wer für welche der Illustrationen verantwortlich war. Frouds Skizzen zeichnen sich durch verschrobenen Witz, schrullige Gestalten und insgesamt humorvolle oder verspielte Darstellungen des Heimlichen aus, während Lee ein ernsteres Gemüt zu besitzen scheint. So sind seine Werke ebenso detailreich wie die seines Kollegen, in ihrem eleganten, erwachsen wirkenden Stil aber doch grundverschieden.

Von Elfen, Goblins, Spukgestalten, übrigens eine Neuauflage des ursprünglichen Titels Das Große Buch der Geister (1979), ist ein Schmökerband für Groß und Klein, wobei die Großen wohl noch ein wenig mehr Freude an diesem Werk haben werden. Auch Kindern dürften die Ansichten verschiedener Kobolde und Konsorten gefallen, doch gerade der Bezug zu Mythen und Sagen und die eher gedeckten Erdtöne werden die ganz Kleinen noch wenig interessieren.