Autor: Verfasser@Unbekannter

Der Bildband Art of the Duckomenta zeigt die Kunstwerke der Künstlergruppe interDuck, die leichtfüßig die Kunstgeschichte neumalt und -zeichnet. Protagonisten sind Donald, Dagobert, Daisy & Co., und sie alle begegnen uns in den größten Kunstschätzen unserer Kultur. Humorvolle Begleittexte in englischer, französischer und deutscher Sprache vervollständigen das perfekte Bild des Duck-Universums, was viele Leser in ihrer Kindheit als ihr Zuhause bezeichnet haben dürften.

– Jugend und Bohème haben stets eine eigene Vorstellung, wie man Spießbürger am besten ärgern kann. “Kunst kommt von Quälen”, behauptet die Avantgarde. Sie verbringt ihre Tage im Café, malt Rauchkringel in die Luft und trinkt Absinth. Sie nennt dies Arbeit. Mit dem Impressionismus hätte man jetzt eigentlich Geld verdienen können, aber das wäre gegen jede Künstlerehre. So malen die einen wieder, was sie sehen, und die anderen, was das Publikum nicht sehen möchte. In so manchen Fällen sind das Enten. –
– La Bohème, S. 206

Von A wie Agamemdux bis Z wie Zorngiebel: in Art of the Duckomenta dreht sich alles um das geflügelte Wort und Bild. Es mag manchen Leser erstaunen, doch die europäische Kunstgeschichte wurde maßgeblich von Enten bestimmt – ein Fakt, der so oft unter den Teppich gekehrt wird, dass ihm jetzt ein ganzer Bildband gewidmet wurde. Die größte Kunst dieses außergewöhnlichen Kunstbandes ist die konsequEnte Inszenierung einer Parallelwelt, in der Troja mit der Trojanischen Ente beschenkt wird, Wagner dank Schnabel erstmals gutmütig aussieht und die Kunstrichtung „Baumaus“ für Furore sorgt. Von Vor- bis Nachwort, von Ägyptischer Kunst bis hin zur Kunst der Moderne, die Inszenierung ist perfekt und meistert den Spagat zwischen Klamauk und Satire mühelos. Die gelbschnäbeligen Helden unserer Kindheit sind, so wird dem Leser mehr als deutlich bewusst, erwachsen geworden, denn war „ernsthafte“ Kunst und die intellektuelle Kunstbetrachtung nicht immer eine Erwachsenendomäne, eine fremde Welt, zur der einem als Kind auch mit viel Phantasie kein Zugang gewährt wurde? Die im Bildband dargestellten Kunstwerke richten sich, und auch das wird schnell deutlich, endlich an das Kind in uns, denn wie heißt es so schön? Kunst kommt von ZACK BOING KREISCH!

Liebevoll und spöttisch zugleich werden die Spielräume der Bildinterpretation ausgereizt, dass es für Leser wie mich, die in der Schule den Kunstleistungskurs belegten, weil sie nicht wussten, was sie taten, eine wahre Freude ist. Weder Martin Luther noch Louis XIV. sind sicher vor dem Medium „Comic“, welches seine vierfingrigen Hände nach allen Epochen ausstreckt und alle wichtigen Künstlerpersönlichkeiten und deren Opfer zu fassen bekommt. Die Begleittexte sind, neben den meisterlich verfremdeten Kunstwerken, die weit über die bloße Verschnabelisierung hinausgeht, das i-Tüpfelchen des Werkes. Hintergründe werden erdichtet, Jugendbewegungen erdacht und Künstlerschicksale enten anders, als gedacht; neben all der Phantasterei verliert der Leser jedoch nie den Bezug zu unserer realen Kunstwelt (die, nebenbei erwähnt, ohne all die Federn, Zwicker und Matrosenanzüge danach einfach etwas farblos wirkt). Denn nicht zuletzt ist der Bildband ein leicht-, wenn auch plattfüßiger Spaziergang durch mehr als 4000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte. Wie nebenbei lernt der Leser nicht nur allerlei Jahreszahlen, sondern bekommt etwas zurück, was er vielleicht auf dem halben Weg zwischen Kindheit und Erwachsensein verloren hat: die Begeisterung für (komische) Kunst und die insgeheime Freude an wunderbaren Albernheiten.
Für all diejenigen also, deren Herz nicht für, sondern in einer Entenbrust schlägt, sowie für alle Kunst-, Quack- und Quatschinteressierte ist Art of the Duckomenta eine wahre Schatzgrube zum Blättern, Lesen und vergnüglichen Entellektualisieren.

Cover von Sir Gawain und der Grüne RitterNeujahrstag an König Artus’ Hof. König und Königin, es wird gefeiert. Da stört ein Ritter das Gelage. Er hat die Statur eines Hünen und alles an ihm, selbst sein Pferd, ist grün. Der Grüne Ritter schlägt ein “Weihnachtsspiel” vor: Falls einer der anwesenden Ritter den Mut aufbringe, dürfe er ihm mit voller Kraft mit der Streitaxt einen Schlag versetzen. Nach einer Frist von zwölf Monaten und einem Tag dürfe der Grüne Ritter ihm ebenfalls einen Schlag versetzen, der widerstandslos hinzunehmen sei. Keiner der Ritter meldet sich. Als sich schließlich König Artus selbst anbietet, geht Sir Gawain dazwischen und nimmt den Handel an. Er schlägt dem Grünen Ritter mit einem Hieb den Kopf ab. Unbeeindruckt erhebt sich dieser, erinnert Sir Gawain noch einmal an die Abmachung und reitet von dannen.

– Als das schöne Britannien von diesem berühmten Mann gegründet war, wuchsen dort Recken heran, die den Kampf liebten und früher oft großes Unheil anrichteten. In diesem Reich gab es mehr Wunder zu bestaunen als in irgendeinem andren Land, das ich kenne.
Doch von allen Königen, die in Britannien herrschten, wurde Artus, wie ich hörte, am meisten verehrt.-
2.

Man kann Sir Gawain und der Grüne Ritter (Sir Gawain and the Green Knight) auch einfach als originelle Abenteuergeschichte lesen, sich gut dabei unterhalten und ganz nebenbei eines der großartigsten Werke der englischen mittelalterlichen Literatur kennenlernen. Die Erzählung besticht u.a. durch ihre Naturschilderungen und wirklichkeitsnahen Jagdszenen, und trotz aller Grausamkeit haben die Auftritte des Grünen Ritters durchaus ihre komischen Seiten. So meint man Artus’ kühne Recken vor sich zu sehen, wie sie von einem Fuß auf den anderen treten und verlegen in die Luft starren, Schuljungen gleich, die Angst haben, mündlich geprüft zu werden, nachdem sie von dem streitbaren Eindringling herausgefordert wurden, obwohl der unbekannte Dichter den Leser nur wissen läßt, daß alle in der Halle, ob von hohem oder niederem Rang, noch stiller (wurden). Auch später gibt es komische Situationen, als Gawain bei der Suche nach dem Grünen Ritter auf eine liebestolle Dame trifft und sich ihrer heftigen Annäherungsversuche erwehren muß. Man ließe dieser Geschichte aber Unrecht widerfahren, würde man sie nur als skurrile Aventiure-Erzählung betrachten. Sir Gawain und der Grüne Ritter ist in erster Linie die Geschichte einer Versuchung. Sir Gawain, der dem ideal der Vollkommenheit nachstrebt, dem menschliche Schwächen aber nicht fremd sind, wird mit der unmöglich scheinenden Aufgabe konfrontiert, im christlichen Sinne tugendhaft zu handeln, also keine Sünde zu begehen und gleichzeitig “höflich”, das heißt, dem höfischen Ehrenkodex gemäß, als vortrefflicher Ritter und Held.
Wieso die Darstellung dieses Konfliktes, die Geschichte von Sir Gawain und dem Grünen Ritter zu einem Meisterwerk der englischen Literatur macht, erläutert J.R.R. Tolkien hervorragend in dem beigefügten Essay Sir Gawain und der Grüne Ritter.