Der Erzähler legt mit seinem Boot an einer merkwürdigen Insel an und macht sich auf Erkundungstour – seine aufgezeichneten Entdeckungen lassen sich in diesem Bilderbuch nachlesen.
-Als ich das Land Manglaubteskaum entdeckte, segelte ich gerade gemütlich mit meinem Boot übers Meer.-
Einführung
“Manglaubteskaum” findet man vermutlich im gleichen Atlas wie Dinotopia, die Quinookta-Insel und Translunarien: Es sind Phantasie-Länder, zu denen mehr oder weniger interessante fiktive Forschungsberichte vorliegen.
Das Land Manglaubteskaum richtet sich dabei an ein eher junges Publikum, das machen die mehr als harmlose Handlung, die gänzlich satirefreien erfundenen Wesen und Orte und auch der geringe Umfang des Buches deutlich: Auf 12 Farbtafeln begleitet man den Erzähler über die Insel, die aus dem Nichts aus dem Meer auftaucht und genauso wieder verschwindet, wenn man ihr nur einmal kurz den Rücken zukehrt, um im Boot nach dem Rechten zu sehen. Die Farbtafeln laden jedoch zum Verweilen ein: Es wimmelt von phantasievollen Naturdarstellungen in einem gedeckten Farbspektrum, man kann auch noch Seitenteile ausklappen und entweder neue Blickwinkel oder etwas völlig anderes sehen, viele Details entdecken und manchmal sogar wie bei einem Vexierbild nach versteckten Kleinigkeiten suchen.
Die Texte sind dagegen kurz und sehr simpel gehalten und zeichnen sich vor allem durch die inflationäre Verwendung des Ausdrucks “man glaubt es kaum” aus, womit wir wieder bei der angepeilten Zielgruppe des Buches wären.
Diese macht sich auch beim Einfallsreichtum in Sachen Inselflora und -fauna bemerkbar: Es gibt Bäume, an denen Buchstaben wachsen, einen Vogel, der Gummistiefel trägt, Gemüse, das im Vergleich zu unserem Gemüse vertauschte Farben hat (wird es damit interessanter oder noch grusliger für Kinder?). Nach der inneren Logik eines vorlesenden Bücherbergs und Bäumen mit Schiffsrümpfen sollte man auch nicht suchen – die unheilvoll durchhöhlten Spukberge oder die zwischen Pflanze und Tier oszillierenden Meereslebewesen verbreiten schon mehr Atmosphäre, vor allem, weil der Stil der Illustrationen sich äußerst gelungen an historischen naturwissenschaftlichen Darstellungen wie etwa von Maria Sibylla Merian orientiert. Geländequerschnitte, eine isometrische Landkarte und Detailzeichnungen von Muscheln, Samen, Federn tragen zum ästhetischen Gesamtbild bei.
Als FantasyleserIn stellt man vielleicht auch einfach etwas größere Ansprüche an fiktive Kreaturen und Länder, denn man hat ja schon einiges gesehen und gehört. Deshalb: Als reines Artbook gelungen, denn das visuelle Konzept weiß zu überzeugen und die Ausstattung tut ein Übriges. Als fiktiver Forschungsbericht zu lahm (und kurz). Als Kinderbuch ziemlich große Klasse, denn die Mash-up-Tiere und –Pflanzen regen garantiert zum Weitererfinden und –forschen an, und die Klappseiten mit den vielen Kleinigkeiten machen sogar entdeckerfreudigen Erwachsenen Spaß.