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I An Not A Serial Killer von Dan WellsBibliotheka Phantastika gratuliert Dan Wells, der heute 35 Jahre alt wird. Der am 04. März 1977 in Salt Lake City geborene Autor wurde 2009 durch seine Trilogie John Cleaver bekannt. Der erste Teil, Ich bin kein Serienkiller (I Am Not A Serial Killer) sorgte für frischen Wind im Genre von Horror und Thriller, beschreibt der Roman doch in aller Sorgfalt und mit farbigen Details die mordlüsternen und erschreckend organisierten Gedanken des Teenagers und diagnostizierten Soziopathen John Cleaver. Der erfolgreiche Roman, dessen Inhalt zusätzlich die Grenze zur Fantasy übertritt, fand seine ebenso erfolgreiche Fortsetzung 2010 mit Mr. Monster (Mr. Monster) und 2011 mit Ich will dich nicht töten (I Don’t Want To Kill You). Mit der Figur John Cleaver hat Wells einen Antihelden erschaffen, der den Leser das Fürchten lehrt und gleichzeitig Sympathien weckt.
Bei der Veröffentlichung der Romane trat eine seltene Besonderheit auf: die deutsche Übersetzung erschien jeweils vor der Veröffentlichung des Originals. So auch bei Du stirbst zuerst (2011; The Hollow City), welches hierzulande bereits im Oktober 2011 erschien, während die englische Ausgabe erst im Juli 2012 erwartet wird. Thematisch bewegt sich auch dieser Roman zwischen Thriller, Horror und Fantasy und handelt von einem Mann, Michael, der als schizophren gilt und grauenhafte Halluzinationen hat. Der Roman greift erneut das Thema des Serienkillers auf, steht aber in keinerlei Verbindung zu den John Cleaver Books.

Partials von Dan WellsAuf ein neues und etwas stärker phantastisches Gebiet bewegte sich der Autor dann mit A Night Of Blacker Darkness (2011; Sarg niemals nie, 2012), worin er – wie viele seiner Kollegen in den letzten Jahren – das Vampirthema aufgreift.
Wells aktuellstes Werk, Partials (2012), begibt sich dagegen in eine düstere Zukunft, in der die menschliche Rasse nach einem Krieg mit den Partials, gentechnisch gezüchteten menschlichen Wesen, nahezu ausgelöscht wurde und es aufgrund eines waffenfähig gemachten Virus’ keine neuen Geburten mehr gibt.
Mit diesem jüngsten Roman liefert Dan Wells nicht nur sein erstes Jugendbuch, sondern auch seinen ersten Science-Fiction-Roman ab.

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Wenn draußen der nimmermüde Regen niedergeht und der Frühling auf sich warten lässt, gibt es nichts besseres als einen Ausflug in literarische Gefilde. Und auch wenn die Älteren Inseln in ihrer Nähe zu Britannien nicht eben regenarm sind, so bieten sie dennoch ein wunderschönes, wenn auch nicht sehr bekanntes Urlaubsziel für Bücherwürmer. Das soll sich mit diesem Buch-des-Monats-Artikel ändern!

Die Lyonesse-Trilogie von Jack Vance, angesiedelt auf besagten Älteren Inseln, führt den Leser ein in eine Welt von geheimen Gärten, prächtigen Schlössern, unglücklichen Königstöchtern, hinterlistigen Feengestalten und ruhmreichen Ritterfiguren – richtig, wir befinden uns im tiefsten High-Fantasy-Gelände. Die unzähligen Stereotypen, die das Genre zu bieten hat, greift Vance bereitwillig auf, um sie mit einem Augenzwinkern auf die Reise zu schicken. Und was für Reisen das sind! Schlachten, Affären, Staatsgeschäfte, Spionage, Verfolgungen – Aventiure reiht sich an Aventiure, und Vance, gewissenhafter Chronist, der er ist, erzählt das Geschehen distanziert, ohne sich in blumigen Ausschweifungen zu ergehen. Und so entsteht eine Chronik von Heldentaten, von Abgründen und tollkühnen Questen, welche den Leser vollständig in die Welt der Älteren Inseln eintauchen lässt. Aber Vorsicht: man sollte seine Rückfahrt buchen, bevor die Inseln vollständig vom Atlantik verschluckt werden.

Die meisterliche, präzise Sprache von Vance und sein Sprachwitz grenzen an Sandestin-Magie. Auf weit über 1.000 Seiten sitzt jedes Wort an der richtigen Stelle, und leerstellenüberbrückendes Gefasel sucht man vergebens. Vielmehr kann man sich an humoristisch-philosophischen Disputen erfreuen und begegnet zudem immer wieder Namen und Begriffen, die einen lustigen Reigen auf der Zunge tanzen: Twitten, Thripsey Shee, Tutterwit und Tanjecterly entfalten ihre wahre Pracht erst beim Laut-Lesen. Unbedingt ausprobieren!

Doch nicht zuletzt ist die Lyonesse-Trilogie auch eine Chronik der Wunderlichkeit, und damit hat Vance meine größte Schwäche gefunden. Wer schon immer einmal mehr über das zu Unrecht unterschätze Volk der Fortschrittlichen Aale erfahren wollte, sollte – wie ich – alle High-Fantasy-Skepsis fahren lassen und sich auf die lange, abenteuerliche und höchst erquickliche Reise von Lyonesse nach Troicinet, von Tintzin Fyral nach Teach tac Teach und von Poëlitetz nach Tantrevalles begeben!

 

Band 1, Herrscher von Lyonesse (Suldrun’s Garden, 1983) und Band 2, Die Grüne Perle (The Green Pearl, 1984) sind in einem area-Doppelband erschienen (ISBN 9783899963977); Band 3, Madouc (Madouc, 1989), als Einzelband (ISBN 978-3899963984). Die Bücher sind nur noch gebraucht erhältlich.

Buch des Monats

Bibliotheka Phantastika gratuliert Tim Powers, der heute 60 Jahre alt wird. Der am 29. Februar 1952 in Buffalo im amerikanischen Bundesstaat New York geborene Timothy Thomas Powers brauchte zwei recht belanglose SF-Romane, um sich warmzuschreiben, bis er mit dem historischen Fantasyroman The Drawing of the Dark (1979) seine Stimme gefunden hat. Vordergründig geht es in diesem Roman um die Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1529, doch in Wirklichkeit ist das nur die Kulisse für einen viel größeren Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Ost und West. Darüber hinaus spielt noch ein ganz besonderes Bier eine Rolle – und der Fisher King, der geheime Herr über Westeuropa, hat hier seinen ersten Auftritt in einem Powers-Roman.
Cover von The Anubis Gates von Tim PowersThe Drawing of the Dark ist bis heute mehr oder weniger ein Geheimtipp geblieben – ganz im Gegensatz zu The Anubis Gates (1983), Powers’ nächstem Roman, der den Philip K. Dick Award gewonnen hat und wohl sein erfolgreichstes und bekanntestes Werk ist. Die Tore zu Anubis Reich (1988) – so der deutsche Titel – erzählt die Geschichte des Literaturprofessors Brendan Doyle, der nach einer erfolgreichen Zeitreise im London des frühen 19. Jahrhunderts strandet. Zwar kennt Doyle sich in dieser Epoche dank seiner Beschäftigung mit dem Werk des Dichters William Ashbless ziemlich gut aus, doch auf das, was ihn erwartet, ist er dennoch ganz und gar nicht vorbereitet. Wie hätte er auch ahnen können, dass er zwar einerseits die Bekanntschaft von Lord Byron und Samuel Taylor Coleridge machen, es aber andererseits mit ägyptischen Zauberern, einem körpertauschenden Werwolf und Harrobin, dem schrecklichen Herrscher der Londoner Unterwelt zu tun bekommen wird? Und das ist noch längst nicht alles … The Anubis Gates ist nicht nur ein wunderbar erzählter, spannender Abenteuerroman, sondern auch eine der Keimzellen des Steampunk, auch wenn keine Dampfmaschinen darin vorkommen und er heutzutage zumeist gar nicht mehr unter Steampunk gelistet wird.
Deutlich weniger farbig ausgefallen und wesentlich gradliniger erzählt ist Dinner at Deviant’s Palace (1985; dt. Zu Tisch in Deviants Palast (1989), ein in einem postapokalyptischen, in SF-Begriffen beschriebenen Los Angeles angesiedelter Roman, der ebenfalls den Philip K. Dick Award gewonnen hat, und in dem ein Psychovampir – ein nichtmenschliches Wesen aus dem Weltall – die überlebenden Menschen mehr und mehr in seinen Bann zieht und von dem Musiker Rivas bekämpft werden muss.
On Stranger Tides (1987; dt. In fremderen Gezeiten (1989)) ist einer der wenigen phantastischen Romane, der im Piratenmilieu (einer Alternativwelt) spielt, und das so überzeugend, dass der vierte Teil des Blockbusters Fluch der Karibik sich vieler der im Roman vorkommenden Elemente bedient (aber keine Verfilmung im eigentlichen Sinne ist). Genau wie Brendan Doyle macht auch John Chandagnac eine Reise, die einen ganz anderen als den geplanten Verlauf nimmt, und das ist nicht die einzige Parallele zwischen den beiden. Doch so spannend Chandagnacs Auseinandersetzung mit dem Piraten und Magier Blackbeard auch inszeniert sein mag – wenn es um Atmosphäre geht, kann die Karibik trotz Zombies mit den nebligen, von Gaslaternen erleuchteten Straßen Londons nicht ganz mithalten.
Cover von The Stress of her Regard von Tim PowersSchon öfters hat Tim Powers historische Persönlichkeiten in seinen Romanen auftreten lassen, doch so weit wie in The Stress of Her Regard (1989; dt. Die kalte Braut (1991)) hat er es zuvor nie getrieben. In diesem mit dem Mythopoeic Fantasy Award ausgezeichneten Roman erweisen sich so bekannte Autoren und Autorinnen wie Lord Byron, Percy Bysshe Shelley, Mary Shelley oder John Keats als Figuren in einem Spiel, das von uralten, vampirischen Kreaturen gespielt wird. Eine allgegenwärtige Atmosphäre des Verlusts macht dieses Buch zu Powers vermutlich am schwersten zugänglichen und düstersten Werk. Und darüber hinaus ist es eines, in dem die Thematik der Geheimgeschichte – der hinter den Kulissen ablaufenden wirklichen Geschichte – eine wesentliche Rolle spielt.
Die nächsten drei Romane bilden eine thematische Einheit, denn bei Last Call (1992), Expiration Date (1995) und Earthquake Weather (1997; dt. in zwei Bänden: Dionysos erwacht und Der Fischerkönig (beide 2002)) handelt es sich um Powers’ Umsetzung und Neu-Interpretation der Legende vom Fisher King, die allerdings in ein modernes Setting – die amerikanische Westküste und Las Vegas – verlegt wird. Zumindest das amerikanische Publikum ist Tim Powers auch in die Gegenwart gefolgt, denn alle drei Romane haben den Locus Award gewonnen.
Mit Preisen – nämlich dem World Fantasy Award und dem International Horror Guild Award – wurde auch Declare (2000; dt. Declare. Auf dem Berg der Engel (2004)) ausgezeichnet, ein Spionagethriller, in dem nicht nur der Spion Kim Philby auftritt, sondern auch Dschinne vorkommen – mal ganz davon abgesehen, dass uns darin erklärt wird, wie der Kalte Krieg wirklich abgelaufen ist …
Ebenfalls um eine Geheimgeschichte – in der u.a. Albert Einstein, Charlie Chaplin und die “Harmonische Konvergenz” eine Rolle spielen – geht es in Three Days to Never (2006), während der für nächsten Monat angekündigte Roman Hide Me Among the Graves anscheinend an The Stress of Her Regard anknüpft. Zumindest gibt es ein Wiedersehen mit Lord Byron – und auch die Namen Christina Rossetti und Dante Gabriel Rossetti klingen vielversprechend.

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With A Tangled Skein von Piers AnthonySatan ist zurück und hat es diesmal darauf abgesehen, die Inkarnation des Schicksals zu manipulieren.
Als Niobes Ehemann im Sterben liegt, begibt sie sich in das Reich der Inkarnationen, um Thanatos darum zu bitten, das Leben ihres Gatten zu verschonen. Da weder er noch die anderen Inkarnationen sein Leben retten können, wird Niobe angeboten, ein Teil der Inkarnation des Schicksals zu werden. Mit der Aussicht darauf, als Inkarnation Satans Pläne zu stören und, wie sich herausstellt, Rache für seine Schuld am Tod von Niobes Mann zu üben, wird sie zu Clotho – dem jungen Aspekt der Inkarnation des Schicksals.

Zum ganzen Rezensionstext hier entlang.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert auch Chris Wooding zum 35. Geburtstag. Der am 28. Februar 1977 in Leicester, England geborene Autor begann seine Schreibkarriere im jungen Alter von neunzehn Jahren mit seinem Debütroman Crashing (1998). Dieser, wie auch seine nächsten Frühwerke, hat einen realistischen Handlungsbogen, der sich vor allem mit den Problematiken des The Haunting of Alaizabel Cray von Chris WoodingTeenager-Daseins auseinandersetzt. The Haunting of Alaizabel Cray (2001; Alaizabel Cray (2002)) unterscheidet sich dagegen deutlich von Woodings vorangegangenen Werken, lieferte er damit doch seinen ersten Vorstoß in die Genres Fantasy, Steampunk und Horror ab. Die in einem alternativen viktorianischen London angesiedelte Erzählung, in der Magie und Monster zum alltäglichen Leben gehören, wird vom siebzehnjährigen Protagonisten Thaniel Fox getragen, der sich nachts auf die Jagd nach den gefürchteten Hexlingen macht. Der Roman zeichnet sich durch eine dichte und atmosphärisch stimmungsvoll ausgearbeitete Welt aus. Diesem mehrfach preisgekrönten Jugendbuch folgte mit Poison (2003; Poison) ein weiterer Einzelroman, ehe sich Wooding, ebenfalls 2003, mit The Weavers of Saramyr (Die Weber von Saramyr (2004)) an seine erste etwas klassischere Fantasyreihe The Braided Path (Der verschlungene Pfad) traute, auch wenn er das in Grundzügen vertraute Intrigenspiel zwischen mächtigen Magierfamilien und verstoßener Kaiserin in ein Setting versetzt, das fernöstlich angehaucht ist, ohne allzu offensichtlich von einer bestimmten Kultur inspiriert zu sein. Komplettiert wurde die Reihe durch die beiden Folgebände The Skein of Lament (2004; Das Gambit der Kaiserin (2005)) und The Ascendancy Veil (2005; Der Schleier der Erleuchtung (2006)).
Mit The Fade (2007; Welt aus Stein (2009)) wagte der Autor sich schließlich in ein originelleres Setting vor und entführt den Leser auf einen Mond, auf dem das Leben wegen der zwei begleitenden Sonnen nur unterhalb der Oberfläche möglich ist und von zwei sich bekriegenden Lagern dominiert wird. Die Oberfläche der Welt bekommt der Leser nur kurz zu Gesicht, als die Protagonistin Orna, eine Kriegerin, die um das Leben ihres Sohnes kämpft, zu den sogenannten Sonnenkindern flieht, die sich mit spezieller Ausrüstung auch ins Licht wagen. Neben der Höhlenwelt bietet der Roman auch eine ungewöhnliche Erzählstruktur, bei der Kapitel aus Vergangenheit und Gegenwart im Reißverschlusssystem ineinandergreifen.
Woodings aktuellste Arbeit, Tales of the Ketty Jay (Die Geschichten der Ketty Jay), erschien zwischen 2009 und 2011. Die aus den Titeln Retribution Falls (2009; Piratenmond (2011)), The Black Lung Captain (2010) und The Iron Jackal (2011) bestehende Reihe beschreibt die Abenteuer des Luftschiffkapitäns Frey und seiner Crew in einer Steampunkwelt und weist inhaltliche Ähnlichkeiten zur abgesetzten TV-Serie Firefly auf.

 

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Bibliotheka Phantastika gratuliert Bernd Perplies, der heute 35 Jahre alt wird. Der am 28. Februar 1977 in Wiesbaden geborene Perplies zählt zur Riege der jungen deutschen Fantasy-Autoren, die sich in den letzten Jahren etablieren konnten, und debütierte mit einer klassischen Fantasy-Trilogie. Sohn des Fluchbringers erschien 2008 und erzählt mit seinen beiden Fortsetzungen Erbe der Kristalldrachen (2009) und Ritter des Ersten Lichts (2009) die Tarean - Ritter des Ersten Lichts von Bernd PerpliesGeschichte des jungen Tarean, der nicht nur in der Tatsache, seinen Namen so prominent als Titel der ganzen Trilogie zu verleihen, etwas mit Paolinis Eragon gemeinsam hat: Mit seinem magischen Schwert zieht Tarean aus, um gegen einen bösen Hexenmeister zu kämpfen, dessen Herrschaft sein Vater herbeigeführt haben soll, schart allerlei Gefährten um sich und hat viele Abenteuer zu bestreiten, bevor er bereit für den großen Kampf ist. Dem leichten Jugendbuchcharakter und der sehr geradlinigen Handlung stehen dabei sprachlich überzeugende und bildgewaltige Einzelszenen gegenüber, die wohl auch der Liebe des beim Deutschen Filminstitut beschäftigten Autors zum Kino geschuldet sind.
Perplies’ zweite Trilogie Magierdämmerung bewegte sich ein Stück weit von klassischen Settings weg ins viktorianische England. In Für die Krone (2010), Gegen die Zeit (2011) und In den Abgrund (2011) bedrohen die Rückkehr der Magie und die Machtkämpfe, die damit einhergehen, die Gesellschaft. Auch hier steht eine überschaubare Handlung mit Abenteuern und dramatischen Wendungen im Vordergrund, gepaart mit einer auch in der Sprache gekonnt umgesetzten Jules-Verne-Atmosphäre.
Für 2012 ist mit Flammen über Arcadion der Auftakt einer weiteren Reihe angekündigt, die abermals ein neues Setting auftischen wird – diesmal eine postapokalyptische Welt.

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Dinotopia von James GurneyNach einem Schiffbruch werden Arthur Denison und sein Sohn Will an seltsame Gestade gespült: Sie befinden sich im Land Dinotopia, wo Menschen und Dinosaurier friedlich Seite an Seite leben. Sie lernen die Gebräuche der verschiedenen Regionen Dinotopias kennen und fügen sich in die ungewöhnliche Gemeinschaft ein – Will als angehender Bote, Arthur als Forscher.

Zum ganzen Text der Rezension bitte hier entlang.

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Vater und Sohn marschieren durch eine verwüstete Landschaft – die ehemaligen USA. Eine nicht näher beschriebene Katastrophe hat die Welt an den Rand des Untergangs geführt. Was dafür verantwortlich war, spielt auch eine verhältnismäßig geringe Rolle im Vergleich zu den Auswirkungen: graue Wolken verdecken die Sonne, die Temperaturen sind deutlich gesunken, Pflanzen und Tiere sind so gut wie ausgerottet und mit der Umwelt ist auch die Bevölkerung in einen Abgrund getrudelt. Wer noch nicht umgekommen ist oder sich das Leben genommen hat, muss gegen die lebensfeindlichen Bedingungen und die übrigen Überlebenden ankämpfen, denn längst wurde das Sprichwort „Jeder ist sich selbst der Nächste“ zum obersten Prinzip erhoben. Durch diese Welt also marschieren Vater und Sohn auf dem Weg nach Süden, wo die Bedingungen besser sein sollen …

The Road ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Cormac McCarthy, den ich aber bisher nur angelesen habe. Es geht hier also nicht um die Werktreue, zumal mich der Film unabhängig von seiner Vorlage als feinfühliger Blick auf die Folgen der Katastrophe, anhand der Erlebnisse von Vater und Sohn überzeugen konnte.

Dabei glänzt der Film vor allem durch seine facettenreiche Charakterzeichnung, die gerade bei den dramatischen Konsequenzen für die Familie der beiden Geschlechterstereotype umschifft und einfühlsam die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Szenen, in denen Viggo Mortensen und Charlize Theron erneut ihre schauspielerischen Qualitäten zeigen.
Neben diesem in Rückblenden erzählten Konflikt zwischen Vater und Mutter, der sich durch den gesamten Film zieht und einen wichtigen Beitrag zur Charakterisierung des Vaters leistet, steht natürlich der namensgebende Weg nach Süden samt seiner Abenteuer und Ereignisse im Mittelpunkt des Films. Dabei bahnt sich zunehmend ein Konflikt zwischen den beiden Protagonisten an, als der Junge seine unterschiedliche Auffassung vom Umgang mit der Katastrophe und anderen Überlebenden nicht mehr der Autorität des Vaters unterwerfen will und man langsam einen Erwachsenen in dem Kind erkennt.

Der Film schafft es, die bedrückende Atmosphäre und die in mehrerer Hinsicht kalte, postapokalyptische Welt einzufangen, dabei überwiegen trotz einiger (drastischer) Actionpassagen (mit deutlichen Horrorelementen) jene Abschnitte des Films, die sich mit den Figuren und ihrem Umgang mit dieser neuen und den Erinnerungen an die alte Welt auseinandersetzen.
Das Ende ist wahrscheinlich die größte Schwäche von The Road, das den komplexen Film auf eine allzu simple Art abschließt und ihm damit nicht gerecht wird.

Über den Tellerrand

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The Adventures of Alyx von Joanna RussBibliotheka Phantastika erinnert an Joanna Russ, die heute 75 Jahre alt geworden wäre. Zwar ist die am 22. Februar 1937 in der Bronx geborene und am 29. April 2011 verstorbene Joanna Russ vor allem durch ihre feministischen SF-Romane wie The Female Men (1975) oder The Two of Them (1978) sowie ihre theoretische, in mehreren Essaysammlungen dokumentierte Auseinandersetzung mit der SF bekannt geworden, doch sie hat auch einen – vom Umfang her geringen, thematisch aber gar nicht so unbedeutenden – Beitrag zur Fantasy geleistet. Denn sie hat dem damals in den USA noch hauptsächlich von schwertschwingenden Barbaren und anderen Kämpfern geprägten Genre die erste Amazone seit Jirel of Joiry geschenkt – und das immerhin schon 1967. In diesem Jahr erschienen nämlich in der von Damon Knight herausgegebenen Anthologie Orbit 2 die ersten beiden Geschichten mit der Abenteuererin Alyx: “I Gave Her Sack and Sherry” und “The Adventuress”. 1968 folgten der (kurze) Roman Picnic on Paradise und eine weitere Kurzgeschichte, “The Barbarian” (in Orbit 3), ehe Alyx 1970 in “The Second Inquisition” (in Orbit 6) ihren letzten Auftritt hatte.
Wobei es sich bei den Alyx-Abenteuern eigentlich um SF-Erzählungen im Fantasygewand handelt, denn die anfangs in der Stadt Ourdh agierende taffe junge Heldin, die entweder anderen Frauen hilft, vor einer ungewollten Hochzeit zu fliehen, oder selbst lieber Piratin als Ehefrau wird, erweist sich in dem Roman schließlich als Agentin der Trans-Temporal Authority. Unveränderlich bleiben jedoch Alyx’ Einstellungen und Überzeugungen.
Die vier Erzählungen und der Roman wurden mehrfach als Sammelband nachgedruckt (wobei zwei der Erzählungen neue Titel bekamen), zum ersten Mal 1976 als Alyx, zuletzt 1986 als The Adventures of Alyx. Bei der deutschen Ausgabe von Alyx (1983) handelt es sich nur um die Übersetzung von Picnic on Paradise, doch immerhin drei der vier Kurzgeschichten sind in den Anthologien Damon Knight’s Collection 3 bzw. 7 (beide 1972) auch auf Deutsch erschienen.
Ebenfalls der Fantasy zuzurechnen ist Kittatinny. A Tale of Magic (1978), ein Jugendbuch, bei dem es sich eigentlich eher um eine längere Erzählung handelt, die allerdings nichts mit Alyx zu tun hat und sich auch stilistisch von den Alyx-Abenteuern deutlich unterscheidet. Auf Deutsch ist diese Geschichte in ganzer Länge als “Die wunderbare Geschichte von Kittatinny” im Goldmann Fantasy Foliant 3 (1985) zu finden.

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