Vater und Sohn marschieren durch eine verwüstete Landschaft – die ehemaligen USA. Eine nicht näher beschriebene Katastrophe hat die Welt an den Rand des Untergangs geführt. Was dafür verantwortlich war, spielt auch eine verhältnismäßig geringe Rolle im Vergleich zu den Auswirkungen: graue Wolken verdecken die Sonne, die Temperaturen sind deutlich gesunken, Pflanzen und Tiere sind so gut wie ausgerottet und mit der Umwelt ist auch die Bevölkerung in einen Abgrund getrudelt. Wer noch nicht umgekommen ist oder sich das Leben genommen hat, muss gegen die lebensfeindlichen Bedingungen und die übrigen Überlebenden ankämpfen, denn längst wurde das Sprichwort „Jeder ist sich selbst der Nächste“ zum obersten Prinzip erhoben. Durch diese Welt also marschieren Vater und Sohn auf dem Weg nach Süden, wo die Bedingungen besser sein sollen …
The Road ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Cormac McCarthy, den ich aber bisher nur angelesen habe. Es geht hier also nicht um die Werktreue, zumal mich der Film unabhängig von seiner Vorlage als feinfühliger Blick auf die Folgen der Katastrophe, anhand der Erlebnisse von Vater und Sohn überzeugen konnte.
Dabei glänzt der Film vor allem durch seine facettenreiche Charakterzeichnung, die gerade bei den dramatischen Konsequenzen für die Familie der beiden Geschlechterstereotype umschifft und einfühlsam die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt. Szenen, in denen Viggo Mortensen und Charlize Theron erneut ihre schauspielerischen Qualitäten zeigen.
Neben diesem in Rückblenden erzählten Konflikt zwischen Vater und Mutter, der sich durch den gesamten Film zieht und einen wichtigen Beitrag zur Charakterisierung des Vaters leistet, steht natürlich der namensgebende Weg nach Süden samt seiner Abenteuer und Ereignisse im Mittelpunkt des Films. Dabei bahnt sich zunehmend ein Konflikt zwischen den beiden Protagonisten an, als der Junge seine unterschiedliche Auffassung vom Umgang mit der Katastrophe und anderen Überlebenden nicht mehr der Autorität des Vaters unterwerfen will und man langsam einen Erwachsenen in dem Kind erkennt.
Der Film schafft es, die bedrückende Atmosphäre und die in mehrerer Hinsicht kalte, postapokalyptische Welt einzufangen, dabei überwiegen trotz einiger (drastischer) Actionpassagen (mit deutlichen Horrorelementen) jene Abschnitte des Films, die sich mit den Figuren und ihrem Umgang mit dieser neuen und den Erinnerungen an die alte Welt auseinandersetzen.
Das Ende ist wahrscheinlich die größte Schwäche von The Road, das den komplexen Film auf eine allzu simple Art abschließt und ihm damit nicht gerecht wird.
Hm, klingt sehr interessant. Werde ihn auf alle Fälle bei Gelegenheit mal ansehen.
Ich hoffe mal, dass mich so ein schwaches Ende dann nicht gleich den ganzen Film schlecht erscheinen lässt.
Naja, das Ende ist vielleicht nicht richtig befriedigend, aber schrecklich-schlecht-filmzerstörend ist es m.E. auch nicht. Ich denke, für die Art Film einen befriedigenden Abschluss zu schaffen, dürfte relativ schwer sein.
Ich war zwar schon enttäuscht (vom Ende, nicht vom gesamten Film!) und hätte mir mehr Konsequenz gewünscht, aber ich glaube irgendwie nicht, dass ich mit der naheliegenden Variante glücklich geworden wäre. Ist halt ohnehin kein Film, der die Laune hebt, darauf sollte man sich ein bisschen einstellen. Auf die gesamte Wirkung des Films hat das Ende dann letztlich auch relativ wenig Einfluss, finde ich.
Ich glaube, der Film wurde mir jetzt schon von mehreren Seiten empfohlen. Ich mag solche Filme ja allgemein, und Viggo Mortensen ist eigentlich immer ein guter Grund einen Film anzusehen.
Muss ich doch tatsächlich mal Schwesterchen fragen, die müsste ihn haben. 😀
Danke Fremdl für den Tipp!
@ Kaeferl:
Ich weiß zwar nicht, wie der Film ausgeht (weil ich den noch nicht gesehen habe, und so von innen heraus drängt mich da auch eher wenig), aber auch das Buch endet letztlich nicht mit der naheliegenden Konsequenz. Kann es auch gar nicht, denn dann wäre der Effekt verpufft. 😉
“The Road” ist für mich ein Roman, den zu schreiben beim Autor vermutlich eine katharsische Wirkung hatte – und das ist einer der Gründe, warum ich das Buch zwar erzähltechnisch und atmosphärisch brillant finde, die “Botschaft” mir aber einen leichten Brechreiz verschafft. Und weswegen ich u.a. auch nicht viel Bock auf den Film habe (obwohl der ein Element aufzuwerten scheint, das im Buch so gut wie keine Rolle spielt). Damit will ich euch Film oder Buch nicht madig machen. Wenn’s gefällt, dann gefällt’s.