Tag: Jubiläen

Bibliotheka Phantastika gratuliert Thomas Finn, der heute 45 Jahre alt wird. Thomas Finn wurde während eines beruflichen USA-Aufenthalts seiner Eltern am 12. Mai 1967 in Evanston/Chicago geboren, heute lebt und arbeitet er jedoch in Hamburg.
Bevor Thomas Finn seine ersten Romane veröffentlichte, machte er sich vor allem um Das Schwarze Auge verdient, für das er mehrere Abenteuer verfasste und dessen Redaktionsteam er bis zur Auflösung desselben Ende März 2011 angehörte.. Während des Studiums arbeitete er als freier Mitarbeiter und Redakteur für verschiedene phantastische Magazine, unter anderem für „ZauberZeit“ und „Nautilus“, dessen Chefredakteur er inzwischen ist.
Der letzte Paladin von Thomas FinnSein Romandebüt lieferte Thomas Finn mit Das Greifenopfer (2002) ebenfalls in der Welt von DSA ab. Danach beteiligte er sich am äußerst ambitionierten Projekt Magus Magellans Gezeitenwelt, an dem außer Finn noch Bernhard Hennen, Hadmar von Wieser und Karl-Heinz Witzko mitwirkten. Die auf 12 Bände ausgelegte Reihe wurde jedoch nach 5 Romanen auf Eis gelegt. Aus der Feder Thomas Finns stammen die beiden ursprünglich als ein Band konzipierten Romane Das Weltennetz (2003) und Die Purpurinseln (2004). Am Prequel Das Geheimnis der Gezeitenwelt (2004) waren alle vier Autoren beteiligt. Eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Hamburg hat Finn mit dem phantastischen historischen Roman Der Funke des Chronos (2006) vorgelegt, in dem der vom Leben gezeichnete Medizinstudent Tobias dank der Zeitmaschine eines geheimnisvollen Bekannten plötzlich im Hamburg des Jahres 1842 landet, nur um dort in die Jagd auf einen mysteriösen Mörder verwickelt zu werden – mit niemand geringerem als Heinrich Heine als Compagnon.
Im Anschluss veröffentlichte Thomas Finn zwei All-Age Fantasy-Trilogien. In Die Chroniken der Nebelkriege (Das unendliche Licht (2006), Der eisige Schatten (2007), Die letzte Flamme (2007)) muss der junge Kai seine Zauberfähigkeiten zu bändigen lernen, um seine Heimat vor der finsteren Magierin Morgoya und ihren untoten Piraten zu bewahren. Das Setting der Reihe ist ein phantastisch verfremdetes historisches Norddeutschland rund um die Stadt Hammaburg. In Die Wächter von Astaria (Der letzte Paladin (2008), Die flüsternde Stadt (2009), Der brennende Berg (2009)) dienen dagegen südlichere Gefilde als Vorlage für den Weltenbau, denn Astaria ist eine phantastische Version Italiens mit einer Religion, die auf der römischen Mythologie aufbaut, sich aber anders entwickelt. Im Zentrum der Handlung stehen der angehende Paladin Fabio sowie die junge Celeste de Vontafei, die als Novizin im Haupttempel der Sternenmystikerinnen aufgenommen werden soll, und die sich gegen den finstere Pläne schmiedenden, abtrünnigen Gott Astronos stellen müssen. Mit Weißer Schrecken (2010) unternahm Thomas Finn einen Ausflug ins Horror-Genre, verwickeln sich darin doch fünf Jugendliche im Dezember 1994 in seltsame Vorkommnisse, die mit keltischen Opferbräuchen in einem (fiktiven) bayrischen Dorf in Verbindung stehen. Seinen aktuellsten Roman Mind Control (2011) lieferte Thomas Finn in der von Markus Heitz ins Leben gerufenen Justifiers-Romanreihe ab und wandte sich damit der SF zu.

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Bibliotheka Phantastika erinnert an Pat O’Shea, die heute vor fünf Jahren gestorben ist. Die am 22. Januar 1931 in Galway an der irischen Westküste geborene Pat O’Shea (eigentlich Patricia Mary Shiels O’Shea) hat in ihrem Leben nur einen einzigen Roman veröffentlicht – und auch für den standen die Chancen anfangs eher schlecht. Denn nachdem sie mehrere Jahre lang mit recht überschaubarem Erfolg Theaterstücke verfasst und für das Fernsehen geschrieben hatte, dachte sie gar nicht erst über etwaige Veröffentlichungsmöglichkeiten nach, als sie Anfang der 70er Jahre mit den Arbeiten an einem Roman begann, der in erster Linie ihre persönliche Reverenz an die heißgeliebten Kinderbücher ihrer Jugend sein sollte und darüber hinaus nur noch für die Kinder ihres engeren Familien- und Freundeskreises gedacht war. Dass dieser Roman gut dreizehn Jahre später als The Hounds of the Morrigan (1985) doch noch – und zwar bei der altehrwürdigen Oxford University Press – erschienen ist und darüber hinaus ein großer Erfolg wurde, gehört zu den Geschichten, die das Leben eben immer mal wieder schreibt.
Wobei die Sache mit dem Erfolg so überraschend nun auch wieder nicht ist. Denn The Hounds of the Morrigan wurde zwar als Kinderbuch konzipiert und geschrieben – was schon bei einem kurzen Blick auf die beiden Hauptfiguren, den zehnjährigen Pidge und seine fünfjährige Schwester Bridget, The Hounds of the Morrigan von Pat O'Sheadeutlich wird –, lässt sich aber auch von Erwachsenen durchaus mit Vergnügen lesen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich aus einer schlichten Ausgangssituation (Pidge kommt zufällig an ein Bilderbuch, das sich als Gefängnis der üblen Schlange Olc-Glas entpuppt – und als etwas, das jemand unbedingt haben will) eine im wahrsten Sinne des Wortes wilde Jagd quer durch Irland und Tir-Nan-Og und über mehrere Zeitebenen hinweg entwickelt, mit der titelgebenden Morrigan in ihren drei Aspekten und ihren ebenso bedrohlichen wie unfähigen (und ebenfalls titelgebenden) Hunden als Jägern, wohingegen die beiden Kinder bei ihrer Flucht von allerlei sprechenden Tieren (darunter auch Spinnen und Ohrwürmern), irischen Legenden enstammenden Gestalten wie Cúchulain oder Queen Maeve und sogar echten irischen Göttern wie Angus Óg und dem Dagda unterstützt werden. Kurzum, das Ganze ist ein (gelegentlich auch sprachlich) überbordendes, buntes Kaleidoskop liebevoll gezeichneter Szenen und Figuren, für das es kaum einen Vergleich gibt, sodass man den Roman, der unter dem Titel Die Meute der Morrigan 1994 auch auf Deutsch erschienen ist, zu recht zu den Klassikern der Jugendbuchfantasy zählen kann.
Pat O’Shea war bereits Mitte fünfzig und gesundheitlich angeschlagen, als mit den Hounds der Erfolg zu ihr kam. Deshalb ist danach von ihr nur noch Finn Mac Cool and the Small Men of Deeds (1987) erschienen, ein schmales Bändchen, in dem sie folk tales nacherzählt. Von der geplanten Fortsetzung der Hounds hingegen hatte sie bis zu ihrem Tod am 03. Mai 2007 nur ein paar wenige Kapitel vollendet.

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Die Bibliotheka Phantastika erinnert an Hans Bemmann, der heute 90 Jahre alt geworden wäre. Am 27. April 1922 in Leipzig geboren, studierte er nach dem 2. Weltkrieg Musikwissenschaften und Germanistik. Ab 1956 lebte er in Bonn und leitete dort bis 1987 das Lektorat des Borromäus-Vereins. Bis 1993 war er Dozent am Bonner Bibliothekar-Lehrinstitut (Fachhochschule für Öffentliches Bibliothekswesen).

Cover des Buches "Stein und Flöte" von Hans Bemmann Doch es ist sein Lehrauftrag, den er 1971 – 1983 an der Pädagogischen Hochschule Bonn im Fach Deutsch (Spezialbereich Kinder- und Jugendliteratur) wahrnahm, der sein wohl bekanntestes Buch Stein und Flöte, scheinbar stark beeinflusste. Der Roman zählt mittlerweile zu den Klassikern der deutschsprachigen Fantasyliteratur. In einer märchenartigen Erzählung entfaltet Bemmann hier das Leben Lauschers, der als junger Mann zwei magische Gegenstände erhält. Eigentlich sollten diese Gegenstände ihm Glück bringen, doch in seiner Unerfahrenheit und Naivität trifft Lauscher mehrere falsche Entscheidungen. Lauscher, der eigentlich Gutes vollbringen will, heiligt mit dem Zweck die Mittel und setzt die Gegenstände entgegen ihrer Bestimmung ein. Im Grunde also ein tragischer Antiheld, verbringt er sein Leben damit, die Konsequenzen für diese frühen, aber auch spätere Fehler und zu tragen. Erst spät in seinem Leben (und am Ende des Buches) erlangt Lauscher ein wenig Weisheit und damit auch so etwas wie ein wenig Glück und Frieden.
So ambivalent wie die Hauptfigur zeigt sich die gesamte Geschichte: sie erscheint beim oberflächlichen Lesen fast kindlich-märchenhaft, erst beim genaueren Hinschauen und sich Einlassen erschließen sich dem Leser die tieferen Bedeutungen und die Lektionen. Doch vielleicht sind genau diese Lektionen das Problem des Buches, beschleicht den Leser doch zwischendurch immer wieder das Gefühl, einen erhobenen Zeigefinger zu erkennen, und viele der Weisheiten erscheinen in der heutigen Zeit ein wenig abgegriffen.

Stein und Flöte, und das ist noch nicht alles erschien 1983 und war der erste Roman, den Hans Bemmann unter seinem richtigen Namen veröffentlichte. Vorher erschienen Jäger im Park (1961) und Lästiger Besuch (1963) unter dem Pseudonym Hans Martinson.

1984 erscheint mit Erwins Badezimmer, oder die Gefährlichkeit der Sprache eine Dystopie aus Bemmanns Feder, die in Briefform gehalten ist. In einer Welt, in der die Vereinfachung der Sprache vorangetrieben wird, um die Menschen zu unterdrücken, leitet Erwin von seiner illegalen Microfiche-Bibliothek aus seinem Badezimmer die Untergrundbewegung. Durch einen Zufall lernt der brave Sprachwissenschaftler Albert S. Erwin kennen und stolpert so in eine Welt der mehrdeutigen Sprache und lernt so, seine Umgebung auf eine ganz neue Art zu sehen.
Mit Der Stern der Brüder (1986) wendet sich Bemmann der reinen Phantastik zu und schildert das Leben zweier Brüder, die sich für die entgegengesetzten Seiten eines politischen Konfliktes entscheiden.
Die Trilogie Die Verzauberten erzählt die Geschichte eines Geschichtsprofessors, dessen Begegnung mit einer bezaubernden Frau ihn in eine Märchenwelt versetzt, in der er sie sucht, umwirbt und letztendlich auch findet. Während der erste Teil Die beschädigte Göttin (1990) die Begnung aus der Sicht des Professors erzählt, stellt der zweiter Teil Die Gärten der Löwin (1993) die Sicht der Frau dar. Im dritten Teil Massimo Battisti – Von einem, der das Zaubern lernen wollte (1998) werden viele Unklarheiten aus den ersten beiden Bänden durch den Magier Massimo Battisti aufgelöst.

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Bibliotheka Phantastika erinnert an Kenneth Morris, der heute vor 75 Jahren gestorben ist. Dass Autoren in Vergessenheit geraten, ist beileibe nicht ungewöhnlich, und wenn ihr Oeuvre relativ schmal und bereits vor langer Zeit entstanden ist und kaum jemals neu aufgelegt wurde, ist diese Entwicklung beinahe zwangsläufig. All diese Faktoren treffen auf den am 31. Juli 1879 in Pontamman, Carmarthenshire, Wales, geborenen Kenneth Vennor Morris zu, und vermutlich ist es nur Ursula K. Le Guins Aussage, er sei (neben J.R.R. Tolkien und Eric Rücker Eddison) einer der drei stilistisch überragenden Fantasy-Autoren des 20. Jahrhunderts, zu verdanken, dass Morris heutzutage nicht vollkommen vergessen ist.
Morris selbst, der mit 17 in die Theosophische Gesellschaft eintrat und Zeit seines Lebens ein überzeugter Theosoph war, scheint an schriftstellerischem Ruhm und finanziellem Erfolg nicht sonderlich interessiert gewesen zu sein, denn er veröffentlichte fast alle seine rund 40 Kurzgeschichten in mehr oder weniger obskuren theosophischen Magazinen. 1926 erschien zwar eine kleine Auswahl von ihnen unter dem Titel The Secret Mountain and Other Tales in Buchform, doch eine Gesamtausgabe aller Erzählungen sollte es erst 1995 mit The Dragon Path. Collected Tales of Kenneth Morris geben.
Book of the Three Dragons von Kenneth MorrisZwischen 1910 und 1914 schrieb Morris zwei Romane, die sich – im Gegensatz zu seinen Geschichten, die auf alle möglichen irdischen Mythologien zurückgriffen – eines einzigen mythologischen Hintergrunds bedienten, und zwar der Sammlung mittelalterlicher walisischer Erzählungen, die als “Das Mabinogion” bekannt sind. Der erste dieser Romane, The Fates of the Princes of Dyfed (1914, erste und bisher einzige Neuauflage 1978), ist denn auch kaum mehr als eine recht eng ans Orginal angelehnte Nacherzählung des ersten Zweigs des Mabinogion. Der zweite, Book of the Three Dragons erschien erst 1930, und in den 20er Jahren hatte Morris ihn noch einmal stark überarbeitet – mit großem Erfolg, denn im Book of the Three Dragons nimmt er sich nicht nur viel mehr Freiheiten im Umgang mit dem Ursprungsmaterial, sondern dieses (vom Verlag um ein Drittel gekürzte) Werk ist es auch, auf das sich Ursula K. Le Guins o.e. Aussage bezieht. Immerhin gibt es seit 2004 auch eine vollständige Neuauflage, so dass es für interessierte Leser und Leserinnen möglich ist, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Morris’ dritter Roman The Chalchiuhite Dragon, der im präkolumbischen Zentralmexiko spielt und sich toltekischer Mythen – unter anderem der Quetzalcoatl-Legende – bedient, ist erst 1992 posthum erschienen und das einzige längere Werk von Morris, das auch auf Deutsch – als Der Smaragddrache (1994) – vorliegt, und in dem man auch ein paar Hinweise auf Morris’ theosophische Überzeugungen entdecken kann.
Der genrehistorisch und stilistisch interessanteste Roman des am 21. April 1937 verstorbenen Kenneth Morris ist und bleibt jedoch Book of the Three Dragons, und wer Lust hat, wieder einmal Fantasy zu lesen, die sich nicht an den derzeit aktuellen Erzählkonventionen orientiert und sich nicht mehr oder weniger direkt auf Vorläufer und Vorbilder innerhalb des Genres bezieht, sondern auf alte Quellen zurückgreift und auch sprachlich diesen Verweis nicht leugnet, dem sei Book of the Three Dragons ausdrücklich ans Herz gelegt.

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Bibliotheka Phantastika erinnert an C.L. Moore, die heute vor 25 Jahren gestorben ist. Schon mit ihrer ersten Veröffentlichung – der Erzählung “Shambleau” in der Novemberausgabe des Pulpmagazins Weird Tales im Jahre 1933 – erregte die am 24. Januar 1911 in Indianapolis, Indiana, geborene Catherine Lucille Moore einiges Aufsehen. Dabei bewegt sich die u.a. von H.P. Lovecraft gelobte Geschichte, in der der Herumtreiber und Abenteurer Northwest Smith auf dem Mars eine junge Frau vor einer aufgebrachten Menschenmenge rettet – nur, um alsbald festzustellen, dass die Menschen einen guten Grund hatten, aufgebracht zu sein –, inhaltlich durchaus im normalen Rahmen der damals beliebten planetary romances (bei denen es sich nicht um Romanzen handelt!), doch durch Moores emotionsgeladenen, fast schon poetischen Stil und die Atmosphäre, die sie dadurch schafft, hebt sich “Shambleau” deutlich von vielen Werken ihrer Zeitgenossen ab. Auf dieses erste Northwest-Smith-Abenteuer sollten noch zwölf weitere folgen, die fast alle zwischen 1934 und 1939 in Weird Tales veröffentlicht wurden.
Black God's Kiss von C.L. MooreMit “Black God’s Kiss” (im Oktober 1934 wiederum in Weird Tales erschienen) wechselte Moore – von der zu diesem Zeitpunkt niemand wusste, dass sich hinter den Initialen C.L. eine Frau verbarg – dann von den entsprechend der damaligen Vorstellungen geschilderten Welten des Sonnensystems in ein ans mittelalterliche Frankreich angelehntes Phantasiereich, denn in dieser Geschichte schlug die Geburtsstunde von Jirel of Joiry, der ersten Heldin der Sword & Sorcery. Diese und die fünf weiteren, zwischen 1934 und 1939 erschienenen Jirel-Stories sind im gleichen emotionsgeladenen Stil verfasst wie die Northwest-Smith-Geschichten, und sie präsentieren eine Heldin, die zwar ihre Weiblichkeit nicht verleugnet, aber auch hervorragend mit dem Breitschwert umgehen kann. Allerdings zeigt sich in diesen Geschichten auch, dass das Plotten nicht unbedingt zu C.L. Moores Stärken gehört hat, denn inhaltlich sind sich sowohl die Jirel- wie auch die Northwest-Smith-Abenteuer doch recht ähnlich.
Vielleicht ist das der Grund, warum Moore, nachdem sie 1940 ihren Autorenkollegen Henry Kuttner geheiratet hatte, kaum noch allein Geschichten verfasst hat, sondern – unter etlichen Pseudonymen – fast ausschließlich zusammen mit Kuttner. Zu den wenigen von ihr allein verfassten Werken aus dieser Zeit zählen die beeindruckenden SF-Erzählungen “There Shall Be Darkness” (1942) und “No Woman Born” (1944) sowie der Roman Judgment Night (Astounding, August-September 1943, Buchausgabe 1952 bzw. 1965; dt. Die Nacht des Gerichts (1985)). Nicht ganz uninteressant für Fantasyleser könnte noch der gemeinsam mit Kuttner geschriebene Roman Earth’s Last Citadel ( Argosy, April-Juli 1943, Buchausgabe 1964; dt. Der Brunnen der Unsterblichkeit (1966)) sein, in dem eine sehr ungewöhnlich zusammengestellte Gruppe von “Helden” sich plötzlich Milliarden Jahre in der Zukunft auf einer im wahrsten Sinne des Wortes fremd gewordenen Erde wiederfindet.
Nach Kuttners Tod im Jahre 1958 hat C.L. Moore praktisch nur noch für das Fernsehen gearbeitet, und nachdem sie 1963 ein zweites Mal geheiratet hat, hat sie ganz zu schreiben aufgehört. Eine – vermutlich die erste – Komplettausgabe der Northwest-Smith-Stories ist erst 2008 als Northwest of Earth erschienen, die einzige Komplettausgabe der Jirel-Stories als Black God’s Kiss 2007. Auf deutsch sind sämtliche Jirel-Geschichten in Jirel, die Amazone (2002) enthalten, etliche Geschichten mit Northwest Smith und Jirel findet man – zusammen mit weiteren Erzählungen – in Der Kuss des schwarzen Gottes (1982) bzw. Shambleau (1990; das ist The Best of C.L. Moore (1975)).
C.L. Moore hat in vielerlei Hinsicht eine Vorreiterrolle gespielt, und Autorinnen von Leigh Brackett (deren Mars-Erzählungen Moore ebensoviel verdanken wie Edgar Rice Burroughs), Marion Zimmer Bradley oder C.J. Cherryh haben mehrfach zum Ausdruck gebracht, wie sehr sie sie schätzen. 1981 wurde sie mit dem World Fantasy Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet und 1998 in die Science Fiction Hall of Fame aufgenommen. Letzteres posthum, denn am 04. April 1987 ist sie, die in ihren letzten Lebensjahren an Alzheimer gelitten hat, verstorben.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert Dennis L. McKiernan, der heute 80 Jahre alt wird. Als der am 04.04.1932 in Moberly, Missouri, geborene Dennis Lester McKiernan im Alter von 45 Jahren einen schweren Motorradunfall hatte, der ihn monatelang ans Bett fesselte, begann er zu schreiben – “to stay sane”, wie er selbst sagt. Dabei versuchte er sich ausgerechnet an einer Fortsetzung von J.R.R. Tolkiens The Lord of the Rings. Er fand auch einen US-Verlag, der die The Dark Tide von Dennis L. McKiernanGeschichte veröffentlichen wollte und versuchte, eine entsprechende Genehmigung des Tolkien Estate einzuholen, die allerdings nicht erteilt wurde. Deshalb musste McKiernan das Werk umschreiben und vor allem ein neues Setting – die Welt Mithgar – entwickeln, und um das Ganze stimmig zu machen, hat er sich außerdem eine Vorgeschichte einfallen lassen, die – logischerweise – dem Lord of the Rings recht ähnlich ist. Das ist das Geheimnis hinter der Iron Tower Trilogy (The Dark Tide, Shadows of Doom, The Darkest Day, alle 1984), die tatsächlich in Bezug auf Handlungsschauplätze, Personen und Plot deutliche, kaum zu übersehende Parallelen zum LotR aufweist, und die trotzdem – oder deswegen? – bis heute McKiernans bekanntestes Werk geblieben ist. (Möglicherweise liegt das aber auch an den überaus sympathisch gezeichneten Hobbits – pardon, Warrows bzw. Wurrlingen.)
Sein eigentlicher Erstling erschien unter dem Reihentitel The Silver Call zwei Jahre später als Zweiteiler (Trek to Kraggen-Cor und The Brega Path), und auch hier war die Nähe zum großen Vorbild noch deutlich spürbar. Mit Dragondoom (1990) – einem Roman, der deutlich früher als die vorherigen spielt – ist er dann jedoch aus dem Schatten Tolkiens herausgetreten, und in diesem Roman wird auch zum ersten Mal deutlich, dass Mithgar eben nicht Mittelerde, sondern eine eigenständige Welt ist. Hierzu trägt auch bei, dass McKiernan die Historie seiner Welt in bisher sechs Epochen gegliedert hat und die Mithgar-Saga nicht chronologisch erzählt, sondern immer mal wieder vor und zurück springt.
So spielen The Eye of the Hunter (1992) und Silver Wolf, Black Falcon (2000) in der 5. Epoche (d.h. der gleichen wie The Silver Call), während Voyage of the Fox Rider (1993) und The Dragonstone (1996) in der 1. Epoche und damit am frühesten in der Geschichte Mithgars angesiedelt sind. Die 2. Epoche bildet den Handlungshintergrund für die Hel’s Crucible Duology (Into the Forge (1997) und Into the Fire (1998)), wohingegen City of Jade (2008), der bisher letzte Roman, genau wie die Kurzgeschichtensammlung Red Slippers: More Tales of Mithgar (2004) in der jüngsten, der 6. Epoche spielt.
McKiernan nutzt die Möglichkeiten, die ihm der Jahrtausende umspannende geschichtliche Hintergrund seiner Welt bietet, um einerseits spannende Geschichten zu erzählen, doch darüber hinaus setzt er sich auch mit Themen auseinander, die man in einem (trotz aller Eigenständigkeit immer noch tolkienesken) Fantasyzyklus vielleicht nicht unbedingt erwarten würde – da geht es dann um Intoleranz, Rassismus, Unsterblichkeit und die Beziehung der Menschen zu ihrer Umwelt ebenso wie um die Frage nach der Natur des Bösen. Vielleicht ist dies mit ein Grund, warum die Mithgar-Saga auch nach mittlerweile fast 30 Jahren immer noch ihre Leser findet.
In Deutschland ist McKiernans Publikationsgeschichte etwas holpriger verlaufen. Nachdem in den 80ern die Iron Tower Trilogy veröffentlicht wurde – unter dem Reihentitel Der eiserne Turm und den Einzeltiteln Schwarze Flut, Kalte Schatten und Sonnentod (alle 1987) – und Dragondoom als Drachenkampf (1992) den Weg nach Deutschland fand, wurde es hierzulande lange still um McKiernan. Doch der Erfolg von Peter Jacksons Version der Ring-Trilogie und der sich daran anschließende Boom der “Tolkien-Völker-Elfenzauber von Dennis L. McKiernanRomane” haben im neuen Jahrtausend dafür gesorgt, dass man sich in deutschen Lektoraten wieder an McKiernan und Mithgar erinnert hat. Und so sind seit 2004 inzwischen fast alle seine Romane auf Deutsch erschienen. Lustig – man könnte auch sagen bezeichnend – ist, dass dabei aus Drachenkampf Zwergenkrieger (2005) wurde, und aus den drei Bänden um den eisernen Turm Halblingsblut, Halblingszorn und Halblingsbund (alle 2009) – und das, wo wir es hier doch eindeutig mit Wurrlingen zu tun haben. Auch die weiteren deutschen Ausgaben exerzieren sowohl in der stark an die Peter-Jackson-Filme angelehnten Aufmachung als auch in den Buchtiteln “Völkerroman”-Ästhetik nach Strich und Faden durch, was man sich durchaus einmal auf der Zunge zergehen lassen kann: Auf Zwergenzorn und Zwergenmacht (2004/05, Übersetzung von The Silver Call) folgte das oben erwähnte Zwergenkrieger, dann Elfenzauber, Elfenkrieger, Elfenschiffe, Elfensturm (alle 2006; das sind die Romane der 1. Epoche). Weiter ging es mit den Hel’s-Crucible-Bänden als Magiermacht, Magierschwur, Magierkrieg, Magierlicht (alle 2007), um 2008 dann bei den Drachen zu landen (mit Drachenbann, Drachenmacht, Drachenbund, Drachenkrieg, das sind die Romane der 5. Epoche) und 2009 zu den Elfen zurückzukehren (Elfenjäger, das ist City of Jade), womit die Mitghar-Romane auf Deutsch komplettiert wären, und das trotz einer Verpackung, die auch schon zum Zeitpunkt der Veröffentlichung antiquiert gewirkt hat.

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Tales of Nevèryon von Samuel R. DelanyBibliotheka Phantastika gratuliert Samuel R. Delany, der heute 70 Jahre alt wird. Der am 01. April 1942 in New York geborene Samuel Ray “Chip” Delany jr. ist fraglos eine der schillerndsten Figuren der angloamerikanischen SF-Szene: als der wohl erste erfolgreiche farbige SF-Autor, als eine der Portalfiguren der amerikanischen New Wave, als ein sich zu seiner Bisexualität offen bekennender Mann und als einer der scharfsinnigsten und am radikalsten denkenden Kritiker von SF und anderen Paraliteraturen. Berühmt geworden ist Delany schon in jungen Jahren, als in den 60ern eine ganze Reihe von SF-Stories und -Romanen von ihm erschienen, darunter z.T. preisgekrönte Meilensteine des Genres wie Babel-17 (1966), The Einstein Intersection (1967) und Nova (1968) – nicht zu vergessen Stories wie “Aye, and Gomorrah …” (1967) oder “Time Considered as a Helix of Semi-Precious Stones” (1968) –, während die kontrovers diskutierten Romane seiner zweiten Schaffensphase, Dhalgren (1975) und Triton (1976), ihn auch einem größeren Publikum außerhalb der SF-Leserschaft bekannt machten.
Ende der 70er Jahre wandte er sich der Fantasy – genauer: der Sword & Sorcery – zu, was bei einem Autor, in dessen Werk Mythologien schon zuvor eine wichtige Rolle gespielt hatten, einerseits nicht weiter verwunderlich ist; andererseits passen seine typischen Protagonisten und auch die Themen, mit denen er sich in seiner SF auseinandergesetzt hatte, irgendwie nicht so recht ins wohl formelhafteste Subgenre der Fantasy. Aber um die Erwartungshaltung seiner Leserschaft hat Delany sich nie gekümmert – oder allenfalls dadurch, dass er sie unterlaufen hat.
Die als Return to Nevèrÿon bekannte Sequenz besteht aus elf teils längeren, teils kürzeren Erzählungen, die in Tales of Nevèrÿon (1979, rev. 1988; dt. Geschichten aus Nimmerya (1981)), Flight from Nevèrÿon (1985, rev. 1989; dt. Flucht aus Nimmerya (1988)) und The Bridge of Lost Desire (1987; auch als Return to Nevèrÿon (1989)) gesammelt wurden, sowie dem – als zweiter Band der Reihe veröffentlichten – Roman Neveryóna, or: The Tale of Signs and Cities (1983, rev. 1989; dt. Das Land Nimmerya (1984)), hinzu Neveryóna von Samuel R. Delanykommen fiktionale Vorbemerkungen und Appendices, die einerseits direkt auf die Handlung bezogen sind, andererseits eine Brücke zu Triton schlagen und das Ganze um eine metafiktionale Ebene ergänzen. Außerdem ist die erste Geschichte – “The Tale of Gorgik” – mit der letzten identisch, was den zyklenhaften Charakter der Gesamtsequenz unterstreicht. Besagter Gorgik – eigentlich Gorgik the Liberator, ein Ex-Sklave – ist so etwas wie der Hauptprotagonist der ganzen Reihe, der zwar nicht in allen Stories im Mittelpunkt steht, dessen Lebensgeschichte aber eine Art roten Faden des Ganzen darstellt. Äußerlich erfüllt Gorgik die Anforderungen, die gemeinhin an einen S&S-Helden gestellt werden, problemlos – aber dass sein Sklavenhalsband für ihn zu einem sexuellen Fetisch geworden ist, macht bald deutlich, dass er eben nicht einfach eine weitere Version von Conan oder Brak oder Kothar ist. Ähnliches gilt für das Setting: Haupthandlungsort ist Kolhari, eine Hafenstadt und Zentrum einer vorindustriellen Sklavenhaltergesellschaft einschließlich eines Kaiserlichen Hofes mitsamt Kindkaiserin, doch die Einwohner sind dunkelhäutig, die blonden Barbaren – die häufig als Sklaven in den Minen arbeiten müssen – leben im Süden, und die Gesellschaft an sich ist im Wandel. Vieles, was auf den ersten Blick vertraut wirkt bzw. den Topoi der Sword & Sorcery entspricht, offenbart somit auf den zweiten seine Andersartigkeit. Ähnliches gilt für die Handlung. So kommen zwar durchaus Kämpfe oder dramatische Szenen und Ereignisse vor, aber sie werden auf eine merkwürdig distanzierte, undramatische Weise präsentiert. Denn um Actionsequenzen geht es Flight from Nevéryon von Samuel R. DelanyDelany nicht. Worum es ihm geht – und was er auch mit diesen Sword-&-Sorcery-Geschichten auslotet, in denen weder Schwerter noch Zauberei eine besondere Rolle spielen – ist die Frage, was unser Sein bestimmt. Oder, anders ausgedrückt, inwieweit Rasse, Geschlecht und soziale Stellung unsere Wahrnehmung der Welt beeinflussen – eine Wahrnehmung, die zusätzlich durch unsere Sprache gefiltert wird. Logischerweise geht es in diesen Geschichten damit auch immer ums Geschichtenerzählen. Gleichzeitig ist Kolhari eine Art verfremdetes – um nicht zu sagen verzerrtes – Pendant zu New York, was sich vor allem in der Erzählung “The Tale of Plagues and Carnivals” zeigt (in der die in Kolhari herrschende “Plage” und der Umgang mit ihr ein Spiegelbild der Situation in New York zu Zeiten der AIDS-Epidemie darstellt). Die Werke eines Samuel R. Delany sind – dies sei noch angemerkt – gewiss nicht unbedingt leicht verdaulich. Aber sie liefern viel Stoff zum Nachdenken, und wenn man sich auf sie einlässt, kann man sehr wohl auch Spaß beim Lesen haben.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert John Jakes, der heute 80 Jahre alt wird. Lange bevor der am 31. März 1932 in Chicago, Illinois, geborene John William Jakes mit zwei historischen Familiensagas zunächst in den USA (mit den neun Bänden der Kent Family Chronicles (1974-79)) und dann auch weit über die USA hinaus (mit der im amerikanischen Bürgerkrieg spielenden Trilogie North and South (1982-87)) zum Bestseller-Autor wurde, hatte er – teilweise unter diversen Pseudonymen – im Laufe von knapp 25 Jahren rund 200 Stories und etliche Romane quer durch alle Genres geschrieben. Darunter auch die Geschichten um Brak the Barbarian.
Seine Geburtsstunde erlebte der Barbar mit dem blonden Zopf und dem Traum von Khurdisan, jenem legendären Land tief im Süden, im Mai 1963 im amerikanischen Magazin Fantastic in der Kurzgeschichte “Devils in the Walls”, der in den folgenden Jahren ein halbes Dutzend weitere folgen sollten. 1968 erschien schließlich mit Brak the Barbarian (dt. Schiff der Seelen (1974)) die erste Buchveröffentlichung, an die sich kurz danach mit Brak the Barbarian Versus the Sorceress (1969; dt. Tochter der Hölle (1975)) und Brak the Barbarian Versus the Mark of the Demons (1969; dt. Das Mal der Dämonen (1975)) noch zwei Romane anschlossen (wobei es sich beim ersten Brak the Barbarian versus the Sorceress von John Jakesdieser beiden um die Erweiterung einer unter dem Titel “Witch of the Four Winds” in Fantastic in zwei Teilen veröffentlichten längeren Erzählung handelt). Nach einer längeren Pause folgten der Roman When the Idols Walked (1976; dt. Die Götzen erwachen (1975)) und The Fortunes of Brak (1980; dt. teilweise als Am Abgrund der Welt (1976)), eine Sammlung von zuvor verstreut erschienenen Geschichten, unter ihnen auch die bereits erwähnte “Devils in the Walls”. Brak ist ein typisches Beispiel für einen Helden, der seine Existenz in einem erheblichen Maß dem Erfolg der Conan-TB-Ausgabe bzw. der sich daran anschließenden Hochzeit der Sword & Sorcery in der zweiten Hälfte der 60er Jahre verdankt. Die meisten Geschichten können mit denen eines Robert E. Howard (oder auch denen eines Fritz Leiber) noch nicht einmal annähernd mithalten und bieten selten mehr als das Monster (oder den Dämon bzw. sinistren Magier) der Woche. Dass sie dennoch zu den noch erträglichen Hervorbringungen des Genres zählen, wirft ein bezeichnendes Licht auf das, was in dieser Epoche unter dem Label Sword & Sorcery veröffentlicht wurde; außerdem brachten sie Jakes die Mitgliedschaft bei SAGA, der von Lin Carter ins Leben gerufenen exclusiven Autorenvereinigung ein. Brak selbst ist ein eher schlichtes Gemüt vom Typus edler Wilder – der natürlich einer handfesten Prügelei oder einem zünftigen Gemetzel nicht abgeneigt ist – und der vor allem durch seine Sehnsucht nach dem “goldenen Khurdisan” charakterisiert wird.
Dass Jakes es deutlich besser kann, zeigte er mit The Last Magicians (1969), einem für die damalige Zeit überraschend düsteren Roman, in dem Cham, der letzte der Roten Magier, der eigentlich nur in seine jenseits des Meeres gelegene Heimat zurückkehren will, die Welt vor einem bösen Gott (“the Unborn”), dem Erzmagier Imm und einer Horde Zombies retten muss. Das ohnehin eher widerstrebend geschlossene Bündnis mit König Balsto gerät ausgerechnet durch dessen Frau, Königin Debra, in mehrerlei Hinsicht in Gefahr. Für einen S&S-Roman erstaunlich differenziert gezeichnete Charaktere und eine sich rasch entwickelnde Handlung machen es leichter, das seelenverschlingende Schwert des Helden als Hommage an Elrics Sturmbringer zu verstehen und sich ansonsten nicht allzu sehr darüber zu wundern, dass Cham ein bisschen wie eine leicht schwächelnde Inkarnation des Ewigen Helden wirkt.
Mention my Name in Atlantis von John JakesGänzlich anders geartet ist Mention My Name in Atlantis (1972; dt. Tolle Tage in Atlantis (1977)), der vermutlich erste (nicht nur unabsichtlich) humoristische S&S-Roman, in dem Jakes neben den typischen Klischees des Genres auch die des Atlantis-Mythos parodiert, so dass Hoptor der Weinhändler (der sich im Laufe der Handlung mehr und mehr als unzuverlässiger Erzähler entpuppt) es nicht nur mit dem Barbaren Conax the Chimerical, sondern auch mit in einer Fliegenden Untertasse ankommenden Aliens zu tun bekommt – ganz zu schweigen vom drohenden Untergang seiner Heimat. Mention ist gewiss keine große Literatur, doch Jakes nutzt das Potential, dass das Genre in parodistischer Hinsicht bietet, um einen durchaus vergnüglichen Roman zu schaffen.
1976 erweiterte John Jakes die Howard-Kurzgeschichte “The Valley of the Worm” für eine von Richard Corben geplante Comic-Adaption; Letzterer überarbeitete dann das Howard- und das Jakes-Material ein weiteres Mal – und das Ergebnis war Bloodstar (1976; dt. Bloodstar (1981)), eine frühe graphic novel. 1980 arbeitete Jakes noch einmal mit einer Comic-Legende zusammen, denn er und Gil Kane schrieben gemeinsam Excalibur!, ihre Version des Artus-Mythos (die mit dem John-Boorman-Film von 1981 nichts zu tun hat). Zu diesem Zeitpunkt war er mit seinen o.e. historischen Familiensagas allerdings längst zum Dauergast auf den Bestsellerlisten geworden und wandte sich danach endgültig von der phantastischen Genreliteratur ab.

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Bibliotheka Phantastika gratuliert Elizabeth Hand, die heute 55 Jahre alt wird. Die am 29. März 1957 in San Diego, Kalifornien, geborene Hand machte Ende der 80er Jahre zunächst durch einige Kurzgeschichten in Magazinen oder Originalanthologien auf sich aufmerksam, ehe sie mit Winterlong (1990) ihren ersten Roman veröffentlichte. Winterlong bildet den Auftakt einer unter dem gleichen Titel zusammengefassten, mit Æstival Tide (1992) und Icarus Descending (1993) fortgesetzten düsteren post-apokalyptischen Zukunftsvision, die SF- und Fantasyelemente miteinander vermischt: eine verwüstete, vergiftete Erde, von der Umwelt abgeschlossene Kuppelstädte, Cyborgs, genetisch veränderte Lebewesen, die teils in der Wildnis, teils als Sklaven in den Städten ihr Dasein fristen – und über allem schweben die Ascendants in ihren Orbitalstationen mit ihren Aviatoren.
Mit Waking the Moon (1994; dt. Die Mondgöttin erwacht (1996)) hat sie sich dann in die GegenwWaking the Moon von Elizabeth Handart begeben, genauer gesagt an die fiktive University of the Archangels and St. John The Divine, wo die neue Studentin Katherine Sweeney Cassidy nicht nur schöne, reiche junge Menschen wie Oliver Crawford und Angelica di Rienzi kennenlernt, sondern auch über den geheimen Orden der Benandanti stolpert, der seit Jahrhunderten im Hintergrund die Fäden des Weltgeschehens in der Hand hält und die Herrschaft des Patriarchats sicherstellt. Doch nun droht die Wiedergeburt einer uralten Göttin aus vorchristlicher Zeit – die Mondgöttin des deutschen Titels – und Sweeney findet sich plötzlich mittendrin in einer gefährlichen und undurchschaubaren Situation. Der Roman, der den Tiptree Award und den Mythopoeic Fantasy Award gewonnen hat, sitzt thematisch und in punkto Genrezugehörigkeit ein bisschen zwischen allen Stühlen, und das ist auch bei den folgenden Werken Hands der Fall.
Glimmering (1997) spielt in der nahen Zukunft und schildert eine Welt, die von mehreren praktisch gleichzeitig eintretenden Umweltkatastophen deutlich verändert wird, Black Light (1999) ist eine Quasi-Fortsetzung von Waking the Moon, in der die Benandanti und ihr weibliches Pendant – die Malandanti – ebenso eine Rolle spielen wie der Dionysos-Mythos, Mortal Love (2004) schließlich dreht sich um die Möglichkeit – oder Unmöglichkeit – der Liebe zwischen Sterblichen und Unsterblichen. Genau wie in ihren Romanen bewegt sich Elizabeth Hand auch in ihren Kurzgeschichten – gesammelt in den Bänden Last Summer on Mars Hill (1998), Bibliomancy (2003) und Saffron and Brimstone: Strange Stories (2006) – zumeist in einem schwer zu definierenden Grenzland zwischen SF, Fantasy und Horror bzw. Phantastik.
Vermutlich, da ihre ambitionierten Romane nicht unbedingt zu Bestsellerehren kamen, hat sie auch eine ganze Reihe von Film-Novelisationen (etwa zu 12 Monkeys und Catwoman) und im Star-Wars-Universum angesiedelte Kinderbücher verfasst. Deutlich naheliegender erscheint da die Hinwendung zum Thriller, die sie in den letzten Jahren mit Generation Loss (2007) und Available Dark (2012) vollzogen hat.

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Bibliotheka Phantastika erinnert an Thorne Smith, der heute 120 Jahre alt geworden wäre. Schon die ersten literarischen Gehversuche des am 27. März 1892 in Annapolis, Maryland, geborenen James Thorne Smith jr. – zwei Romane, die in Tagebuchform die Erlebnisse eines reichlich tollpatschigen Rekruten in der US Navy schildern und bei denen Smith auf seine eigenen diesbezüglichen Erfahrungen während des Ersten Weltkriegs zurückgriff – weisen die starken humoristischen Elemente auf, die für seine besten und bekanntesten Romane typisch werden sollten. Und bereits in seinem nächsten Roman Topper: An Topper von Thorne SmithImprobable Adventure (1926; dt. Topper (1986)) finden sich alle Ingredienzen von Smith’ späterer Erfolgsformel: besagter – nicht nur in diesem Fall häufig bis zum Slapstick gesteigerter – Humor, eine phantastische Komponente, eine gewisse Frivolität … und jede Menge Alkohol. Topper erzählt die Geschichte des von seinem Leben gelangweilten und nicht sonderlich glücklich verheirateten Bankangestellten Cosmo Topper, der sich eines Tages ein Auto kauft – einen wieder hergerichteten Unfallwagen genauer gesagt, mit dem die Vorbesitzer tödlich verunglückt sind. Besagte Vorbesitzer (George und Marion Kerby, “das schnellste junge Paar der Stadt”) sind allerdings als Geister immer noch präsent, und sie sorgen recht schnell dafür, dass das ach so spießige Leben des armen Cosmo mehr und mehr aus den Fugen gerät. Nicht, dass er sich allzu sehr dagegen wehren würde, was wiederum an der auch als Geist immer noch überaus verführerischen Marion liegt …
Topper war ein großer Erfolg (ebenso wie die erste Verfilmung von 1937 mit Cary Grant als George Kerby); für Smith bedeutete dies in erster Linie finanzielle Unabhängigkeit, und an den Veröffentlichungen der folgenden Jahre lässt sich leicht ablesen, dass er keineswegs von Anfang an versucht hat, die mit Topper gefundene Erfolgsformel auszuschlachten. Doch Dream’s End (1927; eine alles andere als humoristische gothic romance), Did She Fall (1930; ein klassischer Krimi) und Lazy Bear Lane (1931; ein Kinderbuch, das Smith ursprünglich für seine Töchter geschrieben hatte) erwiesen sich als Flops bzw. als weit weniger erfolgreich als The Stray Lamb (1929; dt. Das verwirrte Lamm (1988)), ein Roman, der wieder deutlich in Richtung Topper geht: Lawrence T. Lamb, ein typischer amerikanischer Spießer mittleren Alters voller unterdrückter Sehnsüchte, die er aufgrund der gesellschaftlichen Konventionen nicht ausleben darf, begegnet eines Tages einem seltsamen kleinen Mann, der anscheinend Wünsche wahr werden lassen kann – und Lamb verwandelt sich daraufhin in allerlei unterschiedliches Getier und lebt aus, was er schon immer ausleben wollte.

Topper und The Stray Lamb sind einerseits absurde Slapstick-Komödien, doch mit ihnen hat Smith dem spießigen, puritanisch engen Amerika der Prohibitionszeit auch einen Spiegel vorgehalten – und mit The Nightlife of the Gods (1931; dt. Das Nachtleben der Götter von Thorne SmithDas Nachtleben der Götter (1986)) hat er in dieser Hinsicht sein Meisterstück abgeliefert. Wobei der Ausgangspunkt der Geschichte angemessen absurd (und frei von jeglicher Logik) ist: Der Privatgelehrte Hunter Hawk entdeckt mehr oder weniger zufällig ein Verfahren, mit dem man Menschen versteinern – und unbelebte steinerne Statuen lebendig machen kann. Nachdem er seine Erfindung erfolgreich an ein paar ungeliebten Verwandten und unangenehmen Nachbarn ausprobiert hat, bricht er zusammen mit seiner gerade mal 900 Jahre alten Geliebten Megaera (der Tochter eines Leprachauns) und ein paar weiteren Begleitern nach New York auf, wo er ein ganzes Museum voller antiker Götterstatuen “belebt”. Griechische Götter im verklemmten Amerika der 30er Jahre, wo es noch nicht einmal Alkohol gibt – das muss einfach zu Komplikationen führen …
Verglichen mit dem wahren Slapstickfeuerwerk von Nightlife ist Turnabout (1931; dt. Das verzauberte Paar (1950) bzw. Verkehrte Welt (1987)) ein eher ruhiger, zurückgenommener Roman, in dem die ständigen Streitereien von Tim und Sally Willows Mr. Ram – einer kleinen ägyptischen Götterstatue, die das Paar zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte – so sehr auf die Nerven gehen, dass er sie in den Körper des bzw. der anderen zaubert. Mit entsprechenden Folgen. The Bishop’s Jaegers (1932) kommt ganz ohne phantastische Elemente – und ohne Alkoholexzesse – aus; nur von den Frivolitäten konnte Smith nicht lassen, denn die Geschichte spielt in einem Nudistencamp. Topper Takes a Trip (1932; dt. Topper geht auf Reisen (1986)) ist die einzige Fortsetzung eines Romans, die Smith jemals geschrieben hat, und in der er in erster Linie das allzu konventionelle Ende des Vorgängerbandes revidiert.
In Skin and Bones (1933) kommt der Photograph Quintus Bland in Kontakt mit chemischen Dämpfen, die ihn in ein lebendes Skelett verwandeln, was ihn allerdings nicht daran hindert, weiter herumzulaufen, zu sprechen, zu essen und natürlich auch zu trinken. In Rain in the Doorway (1933) gerät der typische Smith-Held Hector Owen in eine völlig chaotische Parallelwelt, die verglichen mit seinem bislang eher düsteren Alltag allerdings eine gewaltige Verbesserung darstellt. Und in The Glorious Pool (1934; dt. Der Jungbrunnen (1987)) erweist sich ein profaner Gartenteich als magischer Jungbrunnen. Smith’ letzter Roman, The Passionate Witch (1941; dt. Meine Frau, die Hexe (1989)) ist erst posthum erschienen, denn während der Arbeit an dem ursprünglich als Drehbuch gedachten Werk ist er am 21. Juni 1934 in Florida an einem Herzinfarkt gestorben. Das Skript wurde von Norman Matson zu Ende geschrieben, der darüberhinaus auch noch eine Fortsetzung verfasst hat.
Zweifellos wirken Thorne Smith’ Romane heutzutage ein bisschen angestaubt und altmodisch, seine mehr oder minder spießigen, von einer Midlife Crisis gebeutetelten Helden, die sich mit einer puritanischen Umwelt herumschlagen müssen bzw. gegen sie aufbegehren – häufig in Form von Trinkgelagen und “frivolem” Verhalten –, nicht mehr zeitgemäß. Andererseits vermitteln seine absurden Slapstick-Komödien eine Lebensfreude, die keineswegs an eine bestimmte Zeit gebunden und auch heute noch wahrnehmbar (und gelegentlich vielleicht sogar vonnöten) ist.

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