Bibliotheka Phantastika erinnert an Robert Lynn Asprin, der heute 65 Jahre alt geworden wäre. In der Fantasy sind zwei sehr unterschiedliche Reihen untrennbar mit dem Namen Robert Asprin (geboren am 28. Juni 1946 in St. Johns, Michigan, gestorben am 22. Mai 2008 in New Orleans) verknüpft: Myth Adventures und Thieves’ World. Erstere wurde 1978 mit dem Band Another Fine Myth begonnen und war eine Folge locker miteinander verknüpfter Romane, in denen die Abenteuer des Zauberlehrlings Skeeve und des Dämons Aahz geschildert werden. Nach der ein Jahr zuvor von Piers Anthony gestarteten Saga um das magische Land Xanth war dies die zweite erfolgreiche Reihe mit humoristischer Fantasy. Und bei der mit Thieves’ World (1979) begonnenen gleichnamigen Anthologiereihe dürfte es sich um den ersten Versuch innerhalb des Genres handeln, das Konzept der Shared World – der von mehreren Autoren und Autorinnen gemeinsam benutzten Welt – in die Fantasy zu übertragen. Von Thieves’ World sind zwischen 1979 und 1989 zwölf Anthologien erschienen, die Asprin zusammen mit seiner Frau Lynn Abbey herausgegeben hat und in denen vor allem anfangs so illustre Namen wie Poul Anderson, John Brunner, C.J. Cherryh, Philip José Farmer oder Marion Zimmer Bradley zu finden waren. Hinzu kommen noch etliche Romane beteiligter Autoren und Autorinnen. Anfang dieses Jahrtausends wurde die Reihe mit einem Roman und zwei Anthologien von Lynn Abbey wiederbelebt – bisher mit überschaubarem Erfolg. Von den Myth Adventures sind zwischen 1978 und 1994 zehn Bände erschienen, gefolgt von neun weiteren ab 2001, letztere fast alle in Zusammenarbeit mit Jody Lynn Nye. Die ursprünglichen Thieves’ World Anthologien sind – beginnend mit Die Diebe von Freistatt (1986) – unter dem Reihentitel Geschichten aus der Diebeswelt in achtzehn Bänden auch auf Deutsch erschienen; von den neunzehn Myth-Bänden haben es – beginnend mit Ein Dämon zuviel (1979) – bisher immerhin 17 als Dämonen-Zyklus nach Deutschland geschafft.
Tag: Jubiläen
Bibliotheka Phantastika erinnert an Sir Henry Rider Haggard, der heute 155 Jahre alt geworden wäre, und den man in mehrfacher Hinsicht als einen der Ahnherren der Fantasy bezeichnen kann. So hat Haggard (geboren am 22. Juni 1856 in Bradenham Hall, Norfolk, gestorben am 14. Mai 1925 in London) beispielsweise in seinem Erstling King Solomon’s Mines (1885; dt. König Salomons Schatzkammer, auch König Salomons Diamanten) und dessen Quasi-Forsetzung Allan Quatermain (1887; dt. Allan Quatermain) dem uralten Motiv des “Vergessenen Volkes” seine noch heute gültige, moderne Form gegeben (und vor allem im englischen Sprachraum einen wahren Boom an lost race novels ausgelöst) oder kurz darauf mit She (1887; dt. Sie) und dem darin behandelten Thema der unsterblichen, Jahrhunderte überdauernden Liebe einen Fantasy-Klassiker geschaffen, mit dessen Hauptfigur – der überirdisch schönen Zauberin Ayesha – sich sogar Sigmund Freud und C.G. Jung beschäftigt haben. Neben mehr als einem Dutzend weiterer Romane mit Allan Quatermain (der in She and Allan (1921; dt. Sie und Allan) auch besagter Ayesha begegnet) sowie Lost-Race-Romanen ohne Allan (etwa The People of the Mist (1894; dt. Das Nebelvolk)), verdienen zwei historische Romane Haggards noch besondere Beachtung: Zum einen Eric Brighteyes (1891; dt. Erik Hellauge, auch Eric der Wikinger), in dem es um die Abenteurer eines isländischen Wikingers des 10. Jahrhunderts geht, zum anderen Nada the Lily (1892; dt. Nada die Lilie), in dem er dem Kriegervolk der Zulus und ihrem König Chaka ein Denkmal setzte. Etliche von Haggards Werken sind verfilmt worden, manche sogar mehrfach – doch die Verfilmungen werden dem, was dieser große englische Erzähler geschaffen hat, so gut wie nie gerecht.
Bibliotheka Phantastika gratuliert Mark S. Geston, der heute 65 Jahre alt wird. Geston (geboren am 20. Juni 1946 in Atlantic City, New Jersey) war gerade einmal 21 Jahre alt, als er 1967 mit Lords of the Starship sein erstes Buch veröffentlichte – eine sehr, sehr böse dystopische Endzeitgeschichte mit deutlichen SF-Elementen (die Handlung dreht sich um den Bau eines Sternenschiffs) –, dem zwei Jahre später mit Out of the Mouth of the Dragon eine Quasi-Fortsetzung folgte, in der es um das angeblich letzte Armageddon auf einer ausgebluteten, zerstörten Erde geht. Der dritte Band dessen, was sich letztlich als sehr locker miteinander verknüpfte “Trilogie” entpuppte, ist erst 1976 unter dem Titel The Siege of Wonder erschienen – und hier kippt das Endzeitszenario endgültig in die Fantasy, denn die Kräfte, die sich in dieser letzten Auseinandersetzung gegenüberstehen, sind Wissenschaft und Magie. Thematisch in vielerlei Hinsicht den 60ern verpflichtet, allerdings stilistisch stark von der damals aufkommenden New Wave beeinflusst, ist Gestons (2009 als Sammelband unter dem Titel The Books Of The Wars wiederveröffentlicher) Zyklus ein Beispiel für die Vermischung von SF- und Fantasy-Elementen in den gerade damals gern geschriebenen Werken mit Endzeit-Thematik.
Die ersten beiden Bände des Zyklus wurden auch ins Deutsche übersetzt (unter den Titeln Das Sternenschiff (1974) und Die Ruinenwelt (1975)), der dritte Band wurde den deutsprachigen Lesern aber bislang vorenthalten (denn bei Der Stern der Hoffnung (1975) – dem Roman, der mit den beiden vorgenannten auch in dem als “große Fantasy-Trilogie” bezeichneten Sammelband Das Schiff (1988) erschienen ist – handelt es sich um die Übersetzung von The Day Star (1972), und dieses Buch hat mit den Books Of The Wars nichts zu tun). Auch wenn die Erzählweise in den drei recht dünnen Bändchen anfangs ungewohnt oder sogar sperrig wirken mag, bieten die Bücher einen ziemlich einzigartigen, wenn auch deprimierenden Weltentwurf voller gleichermaßen schrecklich-schöner wie entsetzlicher Szenen, den man nicht so leicht vergisst.
Bibliotheka Phantastika erinnert an die australische Kinder-und Jugendbuchautorin Patricia Wrightson (eigentlich Alice Patricia Furlonger, geboren am 19.06.1921 in Lismore, New South Wales, gestorben am 15.03.2010), die heute 90 Jahre alt geworden wäre. Wrightson machte sich zunächst mit zeitgenössischen Kinder- und Jugendbüchern einen Namen, ehe sie sich mit dem Roman The Nargun and the Stars (1973), in dem sie ein modernes Setting mit den Legenden und Mythen der Aborigines verwob, der Fantasy zuwandte. Diese Vermischung kennzeichnet auch ihr Hauptwerk im Bereich der Fantasy, die aus den Romanen The Ice Is Coming (1977), The Dark Bright Water (1978) und Behind the Wind (1981) bestehende Trilogie A Song of Wirrun. Die Wirrun-Romane könnten trotz eines völlig anders gearteten Ansatzes durchaus in einer Reihe mit Ursula K. LeGuins ursprünglicher Earthsea Trilogy oder Patricia McKillips Riddle-Master Trilogy stehen. Dass gerade dieses Werk in Deutschland – wo es wie viele andere ihrer Bücher ebenfalls erschienen ist (und zwar unter den Titeln Wirrun zwischen Eis und Feuer (1985), Wirrun und das singende Wasser (1986), Wirrun hinter dem Wind (1987)) – bei der Fantasyleserschaft kaum bekannt ist, hat möglicherweise ebensoviel mit dem ungewöhnlichen Setting zu tun, wie mit der Tatsache, dass die Bücher nur bei klassischen Jugendbuchverlagen erschienen sind.
Neben der Hans-Christian-Andersen-Medaille, die ihr 1986 als bisher einziger australischer Autorin verliehen wurde, war ihr Verdienst vor allem das literarische Denkmal, das sie durch ihre intensive Auseinandersetzung mit den ursprünglichen Mythen und Märchen ihres Heimatlandes dem ‘magischen’ Australien gesetzt hat.
Bibliotheka Phantastika erinnert anlässlich seines heutigen 25. Todestags an Jorge Luis Borges, den unumstrittenen Großmeister der südamerikanischen Phantastik. Borges, dessen voller Name Jorge Francisco Isidoro Luis Borges Acevedo lautete, wurde am 24.08.1899 in Buenos Aires geboren und ist am 14.06.1986 in Genf gestorben. Mit seiner 1935 erschienenen Historia universal de la infamia (Universalgeschichte der Niedertracht) begründete er den Magischen Realismus, eine vor allem in der lateinamerikanischen Literatur verbreitete Spielart der Phantastik, zu deren wichtigsten Vertretern er auch in der Folgezeit zählte. Borges liebte das Spiel mit der Täuschung, mit dem Leser, mit der Vermischung von Realitätsebenen, wie man es beispielsweise in seiner Erzählung Tlön, Uqbar, Orbis Tertius (Tlön, Uqbar, Orbis Tertius) exemplarisch findet. Jorge Luis Borges’ Gesamtwerk liegt auch in deutscher Übersetzung vor, und der blinde Bibliothekar Jorge von Burgos in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose ist eine Reminiszenz an den vielleicht wichtigsten Autor phantastischer Literatur des südamerikanischen Kontinents.
Bibliotheka Phantastika erinnert an Robert E. Howard, dessen Todestag sich heute zum 75. mal jährt. Der am 22. Januar 1906 in Peaster, Texas, geborene Schöpfer von Conan, Kull, Solomon Kane, Bran Mak Morn und etlichen anderen zumeist übermenschlichen Heldenfiguren war in den frühen 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine der Galionsfiguren des Pulpmagazins Weird Tales; mit The Shadow Kingdom, der 1929 erschienenen ersten Story um Kull of Atlantis, hat er das Subgenre der Sword & Sorcery begründet, das er wenig später mit seinen Conan-Stories selbst zur ersten Blüte gebracht hat. Auch wenn Howards phantastische Geschichten am bekanntesten geworden sind – was nicht zuletzt die aktuellen Verfilmungen von Solomon Kane und Conan (ungeachtet ihrer Qualität!) belegen –, so zeigt sein in knapp elf Jahren geschaffenes, schon rein quantitativ beeindruckendes Gesamtwerk eine weit größere thematische und stilistische Breite. Was aus Howard hätte werden können, wenn er sich nicht mit gerade einmal dreißig Jahren eine Kugel in den Kopf gejagt hätte, ist eine interessante Frage. Und natürlich eine müßige. Vielleicht ist es daher angemessen, dem Zeichner Roy G. Krenkel das Wort zu erteilen, der u.a. eine Buchausgabe von Howards Kreuzfahrer-Geschichten illustriert hat: »His words rang like brazen hammers on some anvil of the gods. Dark gods – and wayward.«