Zum 80. Geburtstag von John Jakes

Bibliotheka Phantastika gratuliert John Jakes, der heute 80 Jahre alt wird. Lange bevor der am 31. März 1932 in Chicago, Illinois, geborene John William Jakes mit zwei historischen Familiensagas zunächst in den USA (mit den neun Bänden der Kent Family Chronicles (1974-79)) und dann auch weit über die USA hinaus (mit der im amerikanischen Bürgerkrieg spielenden Trilogie North and South (1982-87)) zum Bestseller-Autor wurde, hatte er – teilweise unter diversen Pseudonymen – im Laufe von knapp 25 Jahren rund 200 Stories und etliche Romane quer durch alle Genres geschrieben. Darunter auch die Geschichten um Brak the Barbarian.
Seine Geburtsstunde erlebte der Barbar mit dem blonden Zopf und dem Traum von Khurdisan, jenem legendären Land tief im Süden, im Mai 1963 im amerikanischen Magazin Fantastic in der Kurzgeschichte “Devils in the Walls”, der in den folgenden Jahren ein halbes Dutzend weitere folgen sollten. 1968 erschien schließlich mit Brak the Barbarian (dt. Schiff der Seelen (1974)) die erste Buchveröffentlichung, an die sich kurz danach mit Brak the Barbarian Versus the Sorceress (1969; dt. Tochter der Hölle (1975)) und Brak the Barbarian Versus the Mark of the Demons (1969; dt. Das Mal der Dämonen (1975)) noch zwei Romane anschlossen (wobei es sich beim ersten Brak the Barbarian versus the Sorceress von John Jakesdieser beiden um die Erweiterung einer unter dem Titel “Witch of the Four Winds” in Fantastic in zwei Teilen veröffentlichten längeren Erzählung handelt). Nach einer längeren Pause folgten der Roman When the Idols Walked (1976; dt. Die Götzen erwachen (1975)) und The Fortunes of Brak (1980; dt. teilweise als Am Abgrund der Welt (1976)), eine Sammlung von zuvor verstreut erschienenen Geschichten, unter ihnen auch die bereits erwähnte “Devils in the Walls”. Brak ist ein typisches Beispiel für einen Helden, der seine Existenz in einem erheblichen Maß dem Erfolg der Conan-TB-Ausgabe bzw. der sich daran anschließenden Hochzeit der Sword & Sorcery in der zweiten Hälfte der 60er Jahre verdankt. Die meisten Geschichten können mit denen eines Robert E. Howard (oder auch denen eines Fritz Leiber) noch nicht einmal annähernd mithalten und bieten selten mehr als das Monster (oder den Dämon bzw. sinistren Magier) der Woche. Dass sie dennoch zu den noch erträglichen Hervorbringungen des Genres zählen, wirft ein bezeichnendes Licht auf das, was in dieser Epoche unter dem Label Sword & Sorcery veröffentlicht wurde; außerdem brachten sie Jakes die Mitgliedschaft bei SAGA, der von Lin Carter ins Leben gerufenen exclusiven Autorenvereinigung ein. Brak selbst ist ein eher schlichtes Gemüt vom Typus edler Wilder – der natürlich einer handfesten Prügelei oder einem zünftigen Gemetzel nicht abgeneigt ist – und der vor allem durch seine Sehnsucht nach dem “goldenen Khurdisan” charakterisiert wird.
Dass Jakes es deutlich besser kann, zeigte er mit The Last Magicians (1969), einem für die damalige Zeit überraschend düsteren Roman, in dem Cham, der letzte der Roten Magier, der eigentlich nur in seine jenseits des Meeres gelegene Heimat zurückkehren will, die Welt vor einem bösen Gott (“the Unborn”), dem Erzmagier Imm und einer Horde Zombies retten muss. Das ohnehin eher widerstrebend geschlossene Bündnis mit König Balsto gerät ausgerechnet durch dessen Frau, Königin Debra, in mehrerlei Hinsicht in Gefahr. Für einen S&S-Roman erstaunlich differenziert gezeichnete Charaktere und eine sich rasch entwickelnde Handlung machen es leichter, das seelenverschlingende Schwert des Helden als Hommage an Elrics Sturmbringer zu verstehen und sich ansonsten nicht allzu sehr darüber zu wundern, dass Cham ein bisschen wie eine leicht schwächelnde Inkarnation des Ewigen Helden wirkt.
Mention my Name in Atlantis von John JakesGänzlich anders geartet ist Mention My Name in Atlantis (1972; dt. Tolle Tage in Atlantis (1977)), der vermutlich erste (nicht nur unabsichtlich) humoristische S&S-Roman, in dem Jakes neben den typischen Klischees des Genres auch die des Atlantis-Mythos parodiert, so dass Hoptor der Weinhändler (der sich im Laufe der Handlung mehr und mehr als unzuverlässiger Erzähler entpuppt) es nicht nur mit dem Barbaren Conax the Chimerical, sondern auch mit in einer Fliegenden Untertasse ankommenden Aliens zu tun bekommt – ganz zu schweigen vom drohenden Untergang seiner Heimat. Mention ist gewiss keine große Literatur, doch Jakes nutzt das Potential, dass das Genre in parodistischer Hinsicht bietet, um einen durchaus vergnüglichen Roman zu schaffen.
1976 erweiterte John Jakes die Howard-Kurzgeschichte “The Valley of the Worm” für eine von Richard Corben geplante Comic-Adaption; Letzterer überarbeitete dann das Howard- und das Jakes-Material ein weiteres Mal – und das Ergebnis war Bloodstar (1976; dt. Bloodstar (1981)), eine frühe graphic novel. 1980 arbeitete Jakes noch einmal mit einer Comic-Legende zusammen, denn er und Gil Kane schrieben gemeinsam Excalibur!, ihre Version des Artus-Mythos (die mit dem John-Boorman-Film von 1981 nichts zu tun hat). Zu diesem Zeitpunkt war er mit seinen o.e. historischen Familiensagas allerdings längst zum Dauergast auf den Bestsellerlisten geworden und wandte sich danach endgültig von der phantastischen Genreliteratur ab.

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