Bibliotheka Phantastika erinnert an Pat O’Shea, die heute vor fünf Jahren gestorben ist. Die am 22. Januar 1931 in Galway an der irischen Westküste geborene Pat O’Shea (eigentlich Patricia Mary Shiels O’Shea) hat in ihrem Leben nur einen einzigen Roman veröffentlicht – und auch für den standen die Chancen anfangs eher schlecht. Denn nachdem sie mehrere Jahre lang mit recht überschaubarem Erfolg Theaterstücke verfasst und für das Fernsehen geschrieben hatte, dachte sie gar nicht erst über etwaige Veröffentlichungsmöglichkeiten nach, als sie Anfang der 70er Jahre mit den Arbeiten an einem Roman begann, der in erster Linie ihre persönliche Reverenz an die heißgeliebten Kinderbücher ihrer Jugend sein sollte und darüber hinaus nur noch für die Kinder ihres engeren Familien- und Freundeskreises gedacht war. Dass dieser Roman gut dreizehn Jahre später als The Hounds of the Morrigan (1985) doch noch – und zwar bei der altehrwürdigen Oxford University Press – erschienen ist und darüber hinaus ein großer Erfolg wurde, gehört zu den Geschichten, die das Leben eben immer mal wieder schreibt.
Wobei die Sache mit dem Erfolg so überraschend nun auch wieder nicht ist. Denn The Hounds of the Morrigan wurde zwar als Kinderbuch konzipiert und geschrieben – was schon bei einem kurzen Blick auf die beiden Hauptfiguren, den zehnjährigen Pidge und seine fünfjährige Schwester Bridget, deutlich wird –, lässt sich aber auch von Erwachsenen durchaus mit Vergnügen lesen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich aus einer schlichten Ausgangssituation (Pidge kommt zufällig an ein Bilderbuch, das sich als Gefängnis der üblen Schlange Olc-Glas entpuppt – und als etwas, das jemand unbedingt haben will) eine im wahrsten Sinne des Wortes wilde Jagd quer durch Irland und Tir-Nan-Og und über mehrere Zeitebenen hinweg entwickelt, mit der titelgebenden Morrigan in ihren drei Aspekten und ihren ebenso bedrohlichen wie unfähigen (und ebenfalls titelgebenden) Hunden als Jägern, wohingegen die beiden Kinder bei ihrer Flucht von allerlei sprechenden Tieren (darunter auch Spinnen und Ohrwürmern), irischen Legenden enstammenden Gestalten wie Cúchulain oder Queen Maeve und sogar echten irischen Göttern wie Angus Óg und dem Dagda unterstützt werden. Kurzum, das Ganze ist ein (gelegentlich auch sprachlich) überbordendes, buntes Kaleidoskop liebevoll gezeichneter Szenen und Figuren, für das es kaum einen Vergleich gibt, sodass man den Roman, der unter dem Titel Die Meute der Morrigan 1994 auch auf Deutsch erschienen ist, zu recht zu den Klassikern der Jugendbuchfantasy zählen kann.
Pat O’Shea war bereits Mitte fünfzig und gesundheitlich angeschlagen, als mit den Hounds der Erfolg zu ihr kam. Deshalb ist danach von ihr nur noch Finn Mac Cool and the Small Men of Deeds (1987) erschienen, ein schmales Bändchen, in dem sie folk tales nacherzählt. Von der geplanten Fortsetzung der Hounds hingegen hatte sie bis zu ihrem Tod am 03. Mai 2007 nur ein paar wenige Kapitel vollendet.
-
Rezensionen
-
Die fünf neuesten Rezensionen
Die jüngsten Kommentare
- Carlos Feliciano on Zum 100. Geburtstag von Kenneth Bulmer
- Kevin Korak on Zum 70. Geburtstag von Bernard Cornwell
- Klassiker-Reread: Esther Rochons „Der Träumer in der Zitadelle“ (3/3) – Sören Heim – Lyrik und Prosa on Zum 65. Geburtstag von Esther Rochon
- Neiden on Zum Gedenken an Hans Bemmann
- gero on Zum 65. Geburtstag von Gillian Bradshaw