Subgenre: Tierfantasy

Die Ameisen von Bernard WerberDer arbeitslose Schlosser Jonathan Wells bezieht die Wohnung seines verstorbenen Onkels Edmond, einem exzentrischen Wissenschaftler, der sich den Ameisen verschrieben hat. Zunächst sind alle froh über die neue Bleibe, bis der Hund der Familie im Keller spurlos verschwindet. Von da an nehmen die Dinge ihren verhängnisvollen Lauf …
Gleichzeitig versucht das rote Ameisenmännchen Nr. 327 den seltamen Vorfällen auf den Grund zu gehen, die sich in letzter Zeit in der Ameisenstadt Bel-O-Kan ereignen. Warum verschwinden ganze Jagdexpeditionen einfach? Und was hat es mit den Kriegerinen auf sich, die plötzlich auf ihn Jagd machen?

-»Der Notar erklärte, das Haus sei als Baudenkmal eingestuft und während der Renaissance hätten Gelehrte darin gewohnt. Wer genau, wisse er nicht mehr.«-

Mit Die Ameisen (Les fourmis) will ich eine beeindruckende Mischung aus beklemmendem Thriller und faszinierender Tierfantasy präsentieren.
Die Handlung erlebt der Leser abwechselnd mit der Familie Wells oder mit den Roten Ameisen. Zu Anfang läuft das Buch eher gemächlich an, gewinnt dann aber schnell an Spannung. Mit einfachen und klaren Sätzen beschreibt der Autor die Ereignisse und versteht es dabei, stets dann einen verschleiernden Szenenwechsel vorzunehmen, wenn die Spannung am größten ist.
Dies ist jedoch nicht das Hauptargument für dieses Buch. Hier wird dem Leser auf einmalige Art der Mikrokosmos der Ameisen nähergebracht, der einem gestandenen Fantasyuniversum in nichts nachsteht. Da wird die Errichtung einer Stadt geplant und werden neue Erfindungen gemacht. Da werden blutige (und höchst innovative) Schlachten geschlagen und Expeditionen in ferne Länder entsandt. So fazinierend ist die Beschreibung dieser kleinen großen Welt, dass der Leser schon bald mit den Ameisenprotagonisten mitfiebert.
Was mir außerdem äußerst gut gefallen hat: Trotz aller Dramatik verzichtet der Autor auf die in der Tierfantasy verbreitete Vermenschlichung seiner Tiere. Und gerade von dieser bizarren Fremdartigkeit ist man fasziniert.
Zwischendurch wird oft aus dem Gesammtwerk von Edmond Wells zitiert. Diese Auszüge faszinieren insofern, als dass sie ausschließlich von Ameisen handeln, aber im späteren Buchverlauf zunehmend ethisch-philosophische Fragen aufwerfen und ständig zum Denken anregen.
Die Handlung ist sehr ideenreich und unvorhersehbar, das Ende lädt ein, über das menschliche Leben an sich und die Zukunft nachzudenken.
Bei all diesen fesselnden Ideen verzeiht man dem Autor auch den ein oder anderen literarischen Fauxpas, der eher zu einem Kinderbuch gepasst hätte. (Etwa wenn der bis vor kurzem noch völlig normale Familienvater mit einem ,,irren Lachen” im Keller verschwindet.)
Alles in allem ein äußerst lesenswertes und faszinierendes Buch.

Cover von Cave Canem von Akif PirinçciDiesmal ist der samtpfotige Detektiv einem Mörder auf der Spur, der mit kräftigem Gebiß seine Opfer furchtbar übel zurichtet. Seltsam nur, daß die Verletzungen von nur zwei Zähnen zu stammen scheinen … Es sind diesmal auch nicht nur Opfer unter den Katzen zu beklagen, sondern auch unter deren Erzfeinden. Katzen und Hunde beschuldigen sich gegenseitig, und so wird bei einer großen Versammlung der beiden Parteien beschlossen, daß Francis, dessen kriminalistischer Spürsinn auch den Hunden zu Ohren gekommen ist, den Täter aufspüren soll. Doch ihm wird ein “Partner” in Gestalt des alten, vom Leben gezeichneten Schäferhundes Hektor zur Seite gestellt …

-Kommen Sie, folgen Sie mir; ich erzähle Ihnen eine Geschichte über Krieg und liebenswerte Feinde und darüber, warum Feinde für uns so lebensnotwendig sind wie die Luft zum Atmen.-
Erstes Kapitel

Dies ist der dritte Roman von Akif Pirinçcis Felidae-Romanreihe, die ich eigentlich eher in die Kriminal-Ecke einordnen würde, obwohl kein menschlicher “Sherlock Holmes” die Handlung trägt. Akif Pirinçci versteht es, Szenarien aufzubauen, die nach und nach immer bedrohlicher, schrecklicher und perfider werden, bis sie schließlich in der Perversion enden. Diese Perversion ist jedoch immer bei den Menschen und ihren Zielen zu suchen, und die Handlungsweise der Tiere geht direkt aus den Aktionen des Menschen hervor. Pirinçci hält uns mit seiner Felidae-Reihe einen Spiegel vor, der die Abgründe des menschlichen Denkens und Handelns ziemlich schonungslos zur Sprache bringt, doch weil er Grundprobleme der Menschheit über den Umweg des Tierreiches behandelt und nicht direkt anspricht, wirkt das Ganze ein wenig surreal – der Blickwinkel der Tiere, um menschliche Grausamkeit aufzudecken bzw. anzuprangern, lässt eine merkwürdig verzerrte Perspektive entstehen, mit der nicht jeder zurecht kommt.

In dem Roman Cave Canem beleuchtet der Autor die Auswirkungen von Kriegen auf Seele und Psyche. Es ist mithin kein Buch für schwache Nerven. Man bekommt einiges serviert, an dem man zu kauen hat, und der Inhalt ist nicht unbedingt leicht zu verarbeiten, darüber kann auch der lockere Sprachstil von Akif Pirinçci nicht hinwegtäuschen. Er hat dem Kater Francis wieder herrlichen Zynismus und Spitzen auf die menschliche Rasse (vor allem auf seinen “Dosenöffner” Gustav) zwischen die nadelspitzen Fangzähne gelegt, dass man sich oftmals das Lachen (über sich selbst) nicht verbeißen kann. Dennoch bleibt der Tenor des Romans ernst und vor diesem Hintergrund wirken Francis’ Äußerungen oftmals sarkastisch.

Der Handlungsverlauf ist straff gespannt: kaum hat man sich von dem Schrecken nach dem ersten Mord erholt, findet sich schon ein neues Opfer. Im Hintergrund lauert das namenlose Grauen, die Ungewissheit und die Angst machen die Katzen und Hunde des Viertels zu aggressiven Amokläufern. Jeder verdächtigt jeden und Francis, der eine offene Auseinandersetzung unbedingt verhindern will, gerät bald in Zeitnot …
In Cave Canem, wie auch in den anderen Büchern der Felidae-Reihe, werden Problematiken aufgearbeitet, die für einen Roman, der eigentlich der Unterhaltung dienen soll, zu “gewichtig” sind … (Tierversuche, Krieg, Gentechnik usw.) doch nun, bei diesem dritten Band der Reihe, kommt der Autor langsam zu einem Punkt, an dem alles irgendwie “an den Haaren herbeigezogen” wirkt, vor allem, wenn Francis sich an den Computer begibt und in die Tiefen des Internets vordringt. Hinzu kommt, dass Dimensionen und Lösung des Kriminalfalls dem Leser bald klar sind.

Der Clan der Magier von Roger ZelaznyMysteriöse Dinge geschehen in London. In einer etwas abgelegenen Gegend vor den Toren der Stadt finden sich einige merkwürdige Gestalten ein: der große Doktor zum Beispiel, über dessen Haus stets eine düstere Gewitterwolke hängt, oder der Graf, dessen morbide Schlafstätte sich unter einer alten Ruine befindet. Zusammen mit ihren tierischen Gehilfen spielen diese seltsamen Gesellen ein grausiges Spiel. Wird es gelingen, das Tor zur Hölle zu öffnen?
Der Wachhund Snuff, Gehilfe eines der Spieler, erzählt in seinem Tagebuch von den aufregenden Geschehnissen und Abenteuern, die er während des Monats Oktober in diesem Spiel erlebt, erzählt von Verrat und Intrigen, von Mord und Freundschaft.

– Ich bin ein Wachhund. Mein Name ist Snuff. Mit meinem Herren Jack lebe ich mittlerweile außerhalb von London. Doch ich liebe Soho bei Nacht mit den Nebeln voller Gerüche in seinen dunklen Straßen. Immer ist es still und wir machen lange Spaziergänge. Auf Jack lastet ein uralter Fluch und er muss den größten Teil seiner Arbeit Nachts erledigen, um noch Schlimmeres zu verhindern. Ich passe auf, während er damit beschäftigt ist. Wenn jemand kommt, heule ich. –

Roger Zelazny erzählt in Clan der Magier (A Night in the Lonesome October) eine abenteuerliche, bizarre Geschichte voller Humor und Charme. Durch die erfrischend einfache, freundliche Art des Protagonisten Snuff gelingt es ihm, den Leser stets zu fesseln und zu begeistern. Die bodenständige Erzählweise und unkomplizierte Schreibweise gestatten einen vorzüglichen Textfluss, das Buch liest sich leicht und angenehm.

Auch der Ansatz des Autors, die Geschehnisse aus der Sicht der tierischen Helfer, der eigentlich Handelnden, über den Umweg der Tierfantasy, zu schildern, erweist sich hierbei als äußerst probates Mittel: so rückt die eigentliche Handlung in den Hintergrund, verliert an Schärfe, entwickelt sich zusehends zur Groteske. Die ohnehin comichaft überzeichneten, prototypischen (menschlichen) Charaktere glänzen in ihrer ganzen Absurdität hervor.
Zwar bietet die Geschichte keinen großen “Aha-Effekt”, enthält keine wirklich neuen Erkenntnisse oder Überraschungen, nichtsdestotrotz aber bietet sich Der Clan der Magier (A Night in the Lonesome October) als erfrischend heiteres Werk dar, wie geschaffen dafür, ein sonniges Schmunzeln auf die Gesichter der Leser zu zaubern, in den grauen Tagen des “lonesome October”.

Unbestritten ist Zelazny eine feste Größe auf dem Gebiet der Funtasy und steckt auch mit diesem – wenngleich nicht seinem besten – Buch so manchen seiner Kollegen in die Tasche.

Der Stein von Duncton von William HorwoodDer Stein von Duncton beschreibt die Lebensgeschichte von drei ganz besonderen Maulwürfen: Bracken und Rebekka aus dem Duncton-Wald und Boswell von Uffington. Das Schicksal hat Besonderes mit ihnen vor. Doch viele Gefahren, Schmerzen und Leid müssen bewältigt werden, damit die Hauptakteure die ihnen erteilten Aufgaben erledigen können. Immer wieder dürfen sie jedoch auch Liebe, Freundschaft und Lebensglück erfahren. Doch all jene, die auf den Stein hören, die blind dem Stein vertrauen, die wird der Stein auch beschützen …

– Bracken wurde sechs Maulwurfjahre nach Rebekka in einer Aprilnacht geboren, in einem warmen dunklen Bau mitten im alten Dunctonsystem. Dies ist die Geschichte ihrer Liebe und ihres langen Weges zueinander. –
Prolog des Geschichtenerzählers

Dieses Buch ist eine wunderbare Parabel auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Moral und Ethik, Glaube und Zweifel, sowie die eigenen menschlichen, pardon, maulwürfischen Unzulänglichkeiten spielen eine zentrale Rolle im Duncton-Wald und den benachbarten Systemen. Aus der Sicht der Tunnelbewohner nimmt beinahe alles epische Ausmaße und tiefe Bedeutungen an. Jeden Tag geht es um Leben oder Tod. Rivalenkämpfe, Eulen, Krankheiten, Feuer, Nahrungsmangel oder Auswirkungen der menschlichen Zivilisation gefährden das Leben eines Maulwurfs ständig.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine Geschichte voll von schicksalhaften Begegnungen, alten Geheimnissen und heiligen Relikten lange versunkener Maulwurfdynastien, die sich über viele, viele Maulwurfjahre und -generationen hinwegzieht.
Obwohl die Maulwürfe in Horwoods Buch relativ gut sehen können, betreten wir beim Lesen eine Welt der Gerüche, der Geräusche und des Tastsinns. Die Tunnelsysteme sind derart lebhaft beschrieben, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis man völlig in die Welt der Maulwürfe eingetaucht ist. Keine Frage, ein Maulwurf, der schon sechs längste Nächte erlebt hat, muss einfach unglaublich alt sein, und das während der Paarungszeit andere Dinge mal eben links liegen gelassen werden, ist auch völlig verständlich.

Der Stein von Duncton (Duncton Wood) geht unter die Haut. Gefühle, egal welcher Art, spielen eine tragende Rolle. Das Wichtigste von allem aber ist die Liebe. Nun, das an sich ist ja nicht unbedingt etwas Neues, hier jedoch wird Liebe so echt und ursprünglich beschrieben, dass zynische Zweifler einfach keine Chance haben.
Gleichzeitig hält der Autor durch seinen besonderen Erzählstil immer eine gewisse Distanz zu seinen Charakteren. Die Geschichte wird anhand schriftlicher Aufzeichnungen und mündlicher Überlieferungen von Maulwurfgeneration zu Maulwurfgeneration weiter gereicht. Daher bleiben manche Dinge unklar, manche Abschnitte der Geschichte haben verschiedene Versionen. Welche der Quellen am glaubwürdigsten ist, kann nur vermutet werden. Dies führt dazu, dass insgesamt die Glaubwürdigkeit und die Wichtigkeit der einzelnen Beteiligten erhöht wird.

Dragonfly Falling von Adrian TchaikovskyNach ihrer Niederlage sind die Agenten des Wespenimperiums nur umso entschlossener, die verstreuten Stadtstaaten zu erobern, die ihnen so dreist Paroli geboten haben. Während eine große Wespenarmee die Ameisenstadt Tark mit neuartigen Waffen angreift, wird der Geheimdienstler Thalric damit beauftragt, gegen die Wissenschaftler von Collegium und Stenwold Maker vorzugehen, der für ihr Scheitern verantwortlich war. Überall stehen die Zeichen auf Krieg, und Stenwolds junge Mitstreiter versuchen verzweifelt, neue Verbündete zu gewinnen oder wenigstens die Städte zu einem gemeinsamen Kampf zu vereinen. Doch das gestaltet sich so schwierig, als würde man verschiedene Insektenstaaten zur Zusammenarbeit bewegen wollen.

-The morning was joyless for him, as mornings always were.-
One

Während im Auftaktband von Shadows of the Apt noch Taktieren und Sondieren die Mittel der Wahl waren, ist man nun bei handfester militärischer Action angelangt – in den Stadtstaaten der Tieflande herrscht Krieg. Dragonfly Falling (Die geflügelte Armee, Schwarzer Glanz) ist damit vor allem ein Buch der Schlachten und Belagerungen, und dabei spielen die Mechanik-Elemente der Reihe – Steampunk möchte man es eigentlich nicht mehr nennen – eine zentrale Rolle. Der thematische Fokus liegt unter anderem auf der Militärtechnik und den moralischen Fragen, die sie für die beteiligten Wissenschaftler und Ingenieure aufwirft, und so viel kann man schon vorweg verraten: Sie kommen zu unterschiedlichen Antworten.
Nicht nur dadurch, sondern auch durch die nationalistisch auftretende Wespenarmee fühlt man sich noch mehr als in Empire in Black and Gold (Invasion des Feuers, Der gepanzerte Spion) an die Zeit des Ersten Weltkriegs erinnert. Der Ausgang der Auseinandersetzungen wird stark von den Massen, die die jeweilige Partei zu opfern bereit ist, und von neuen (noch zu testenden) Entwicklungen bestimmt.
Doch es wäre nicht Adrian Tchaikovsky mit seinen klassischen Plotstrukturen und Spannungsbögen, wenn nicht auch der Einzelne das Ruder herumreißen könnte: Wieder erinnert der Roman an einen Abenteuerreigen im Stil von Star Wars und Konsorten, denn von der dramatischen Wendung über die Rettung in letzter Sekunde bis hin zum vermeintlichen Todesfall werden sämtliche Register gezogen. Überraschungen und sich lang anbahnende Paukenschläge gibt es auf den prall gefüllten 670 Seiten nicht zu knapp.

Daß man bei den umfangreichen Kriegswirren nicht den Überblick und das Interesse verliert, ist dem Talent des Autors zu verdanken, den einzelnen Kämpfen einen ganz eigenen Charakter zu verleihen, abhängig vom Austragungsort und den Beteiligten. Die disziplinierten Schlachten der Ameisen-Stadtstaaten sind etwas völlig anderes als die chaotischen, verzweifelten und experimentell-tollkühnen Verteidigungsmaßnahmen, die sich die Gelehrten von Collegium einfallen lassen, als die Wespen vor der Tür stehen. Eine lockere Angelegenheit wird der Krieg allerdings zu keinem Zeitpunkt, und hier unterschiedet sich Adrian Tchaikovsky dann doch von seinen unbekümmerteren Vorbildern.
Eine weitere Spezialität des Autors sind ähnlich großartige Einzelszenen, wie sie auch schon im Vorgängerband auftauchten, die ein Gegengewicht zur trostlosen Kriegsrealität schaffen. Manchmal sitzt man mit offenem Mund staunend vor dem Buch, wenn sich die Ausmaße eines Ereignisses in geschickt angelegten Doppelszenen offenbaren oder eine Prise umsichtig aufgebauter Heldenpathos zum Mitfiebern einlädt.
Diese Einzelszenen überzeugen nicht zuletzt dank der großartigen Charakterriege, deren gemächliche Einführung im Vorgängerband hier Früchte trägt, und Tchaikovsky pfeift dabei wieder auf gefestigte Erzählkonventionen, wechselt munter Perspektiven und erzählt, wie die Geschichte es verlangt.

Die große Zahl an Figuren, aus deren Sicht berichtet wird, hilft, die starren Völkerstereotypen aufzubrechen, die natürlich auch die Faszination der Welt ausmachen. Die Unterschiede zwischen den traditionellen und progressiven Völkern (und Figuren) treten in diesem Band besonders hervor, und man lernt die Mantiden und die faszinierenden Ameisen (von denen es sogar mehrere Arten mit unterschiedlicher Denkweise gibt) näher kennen. Doch im Individuum, vor allem auch den gut portraitierten Gegenspielern, sieht es wieder ganz anders aus, und erst dadurch entsteht die plastische Welt, mit der Tchaikovsky glänzt.
Wie im Einzelnen die Motivation für die teils doch recht extremen Handlungen entsteht, wirkt allerdings manchmal schwammig und gewollt – darüber sollte man lieber nicht allzu intensiv nachdenken, wobei die Flut der Ereignisse ungemein hilfreich ist.

Dragonfly Falling ist ein dicker Schmöker, der viele Themen abgrast und dabei durchaus unter die Oberfläche geht – nebst Wissenschaftsethik spielen der Wechsel von Flucht vor und Übernahme von Verantwortung, nationalistische Auswüchse und das automatische Aufkommen von internen Machtquerelen innerhalb von größeren Staatsgebilden eine große Rolle.
Allerdings leidet der Roman auch am The-Empire-Strikes-Back-Syndrom (in jeglicher Hinsicht 😉 ), ist ein eindeutiges Mittelstück ohne Abschluß und ohne richtigen Handlungsbogen, das allerdings schon geschickt die Bühne für größere Ereignisse im weiterhin eher im Hintergrund schwelenden Paradigmenwechsel zwischen Magie und Technik bereitet.

Empire in Black and Gold von Adrian TchaikovskyCollegium, eine Stadt der Wissenschaft und der Freigeister, ist einer von vielen Stadtstaaten, die mehr oder weniger friedlich unabhängig voneinander existieren. Auf Stenwold Maker, einen Gelehrten, der seit Jahren vor den Eroberungsplänen des sich ausbreitenden Wespenimperiums warnt, hört daher niemand.
Frustriert, aber dennoch unermüdlich hält er sein Netzwerk aus Informanten aufrecht und sucht sich aufgeweckte junge Studenten, die er unter seine Fittiche nimmt und für den Ernstfall ausbildet, unter anderem seine Nichte Che. Als die Wespen tatsächlich ihre Fühler ausstrecken, steht er als einer der ersten auf ihrer Abschußliste.

-After Stenwold picked up the telescope for the ninth time, Marius said, ‘You will know first from the sound.’-
One

Wie schreibt man eine glaubwürdige Empfehlung für etwas, das sich am ehesten mit ‘Insekten-Steampunk’ zusammenfassen ließe? Beim einen oder anderen kann man vielleicht noch Biene-Maja-Erinnerungen aufwärmen, wenn friedlich-fleißige Käfer und Grashüpfer mit Laissez-faire-Attitüde von fiesen Wespen in Bedrängnis gebracht werden, aber die meisten erwachsenen Leser werden wohl müde abwinken. Auch wenn die Käfer mangels eigener Flugfähigkeit tollkühne Flugmaschinen ersinnen und die Wespen ihre finsteren Absichten hinter dem Versprechen eines Wirtschaftsbooms für die allzeit zu Waffenexporten bereiten Käfermagnaten verbergen.
Die Weltschöpfung von Adrian Tchaikovsky ist definitiv einer der gewagteren Entwürfe der letzten Jahre im Bereich der mehrbändigen Fantasy-Sagas (und das ist Shadows of the Apt mit seinen angedachten zehn Bänden in mehreren Handlungsbögen). Seine Welt ist von Insekten bestimmt, die nicht nur als Arbeits- und Reittiere und (ganz im Sinne der Bionik) Ideengeber für die Technik dienen, sondern deren Eigenschaften sich auch auf die Menschenvölker übertragen haben, so daß die sonst durchaus humanoiden Ameisen, Käfer, Mantiden, Spinnen und Wespen über einige interessante spezifische körperliche Merkmale und Fähigkeiten verfügen. Und das funktioniert erstaunlich gut: Tchaikovsky ist es gelungen, das Wesen der Insekten einzufangen, ohne bei ein paar farbenfrohen Oberflächendetails wie Flugfähigkeit oder Panzerung zu bleiben. Nach und nach offenbart sich, daß die Anleihen bei den vielbeinigen Wesen bis tief in die Psyche der Figuren reichen: Von den auch geistig oftmals unbeweglichen Käfern über die eleganten (und natürlich im Matriarchat organisierten) Spinnen bis hin zu den aggressiven, unberechenbaren Wespen. Ja, das sind fraglos Stereotype, aber ausgesprochen clever eingesetzte und frische, die sich nicht ohne weiteres auf klassische Fantasyvölker übertragen lassen.

Tchaikovskys Insektenvölker machen viel von der Faszination der launigen Abenteuergeschichte aus, zumal sie sich natürlich in bester Fantasymanier untereinander nicht ganz grün sind: In der jüngeren Geschichte der Welt haben die Völker mit technischer Begabung das Joch der magisch begabten Eliten, die ehemals über sie geherrscht haben, abgeworfen, und im Hintergrund vollzieht sich diese Zeitenwende immer weiter. Vor dieser Kulisse leben die Wespen ihre imperialistischen Gelüste aus, die mit der Industrialisierung und der Bewaffnung der Massen einhergehen. Setting und Technik erinnern stark an die Zeit des Ersten Weltkriegs, doch obwohl es sich angeboten hätte, wurde dem Abenteuerelement der Vorzug vor einer grim & gritty-Ausrichtung gegeben. Statt dessen sind es vor allem positive menschliche Aspekte, die der Geschichte ihre größten Momente bescheren, und der Autor gönnt sich und dem Leser ein paar wunderschöne Szenen, in denen die Figuren über sich hinauswachsen können.
Diese Charaktere sind geradezu klassisch aufgestellt: Ein Trupp vielversprechender junger Leute, aus allen Völkern zusammengewürfelt, die sich erst noch bewähren müssen, mit wenigen älteren Mentoren, die schwer an ihrer Vergangenheit tragen. Es dauert eine Weile, bis die Figuren – genauso wie Handlung und Welt – zu ihrer ganzen Form auflaufen und zeigen, daß man es nur an der Oberfläche mit einer Geschichte zu tun hat, wie man sie schon hundertmal gelesen hat. Ganz besonders ausgeklügelt sind auch die Antagonisten angelegt, allen voran der findige Geheimdienstler Thalric. Sie geben dem imperialistischen Wespenreich ein Gesicht und sorgen dafür, daß es eine sehr eindrucksvolle Bedrohung bleibt, ohne zum reinen “Bösen” zu verkommen.

Der Konflikt zwischen den ungleichen Parteien spielt sich in einem atemlosen Abenteuerreigen ab – es gibt unzählige Cliffhanger, die Flucht von einem Luftschiff, Einbrüche in Regierungsgebäude, Untergrundbewegungen, Verfolgungen mit interessanten Fahrzeugen. Wer nun Indiana Jones oder anderes (gelungenes!) Popcornkino vor Augen hat, liegt für weite Teile der Handlung ganz richtig; überraschend ist da schon vielmehr der Tiefgang, der durch die Weiterentwicklung der Charaktere und den Hauch des geschichtlichen Umbruchs entsteht, der über allem liegt und mit aus der Realität bekannten Entwicklungen spielt. Auch moralisch diffizile Situationen sorgen für nachdenkliche Momente, ebenso eine erstaunlich gelungene Figurenpsychologie.
Das Tempo bleibt trotzdem durchgehend hoch, und so etwas wie die typischen Landschaftsbeschreibungen der epischen Fantasy wird man in Empire in Black and Gold vergeblich suchen – wenn überhaupt, konzentriert Tchaikovsky sich aufs urbane Milieu oder technische Errungenschaften. Manchmal blitzen auch für einen Augenblick die Legenden und Geheimnisse seiner Welt auf, und die machen definitiv Lust auf mehr.
Wer sich auf die lange Chronik des Kampfes gegen das Wespenimperium einlassen möchte (der erste Handlungsbogen ist in vier Bänden erzählt), findet eine charmante Variante des auf Abenteuer und Gruppendynamik fokussierten Fantasy-Epos, in der auch stilistisch oft geradezu ungewöhnlich geradlinig erzählt wird: Wo die Schnörkel fehlen, fehlen auch umständliche Verrenkungen, und es liest sich durchaus erfrischend, wenn Tchaikovsky auf so manche unausgesprochene Regel verzichtet und einfach loslegt, wie es seiner kurzweiligen Handlung am besten dienlich ist.
Freunde rasanter Abenteuer-Action mit Herz und jeder Leser, der gerne  neuen Konzepten und Ideen auf die Spur geht, sollten also ihre Arachnophobie überwinden und keine Angst vor der Insekten-Invasion im Buchregal haben.

Der gepanzerte Spion von Adrian TchaikovskyCollegium, eine Stadt der Wissenschaft und der Freigeister, ist einer von vielen Stadtstaaten, die mehr oder weniger friedlich unabhängig voneinander existieren. Auf Stenwold Maker, einen Gelehrten, der seit Jahren vor den Eroberungsplänen des sich ausbreitenden Wespenimperiums warnt, hört daher niemand.
Frustriert, aber dennoch unermüdlich hält er sein Netzwerk aus Informanten aufrecht und sucht sich aufgeweckte junge Studenten, die er unter seine Fittiche nimmt und für den Ernstfall ausbildet, unter anderem seine Nichte Che. Als die Wespen tatsächlich ihre Fühler ausstrecken, steht er als einer der ersten auf ihrer Abschußliste.

– Die Stube des Quartiermeisters wurde nur von zwei funzeligen Lampen beleuchtet, doch der Quartiermeister selbst war so vernünftig gewesen, dem Treffen fernzubleiben. –
Eins

Zu Der gepanzerte Spion liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher
Invasion des Feuers und Der gepanzerte Spion.

Invasion des Feuers von Adrian TchaikovskyCollegium, eine Stadt der Wissenschaft und der Freigeister, ist einer von vielen Stadtstaaten, die mehr oder weniger friedlich unabhängig voneinander existieren. Auf Stenwold Maker, einen Gelehrten, der seit Jahren vor den Eroberungsplänen des sich ausbreitenden Wespenimperiums warnt, hört daher niemand.
Frustriert, aber dennoch unermüdlich hält er sein Netzwerk aus Informanten aufrecht und sucht sich aufgeweckte junge Studenten, die er unter seine Fittiche nimmt und für den Ernstfall ausbildet, unter anderem seine Nichte Che. Als die Wespen tatsächlich ihre Fühler ausstrecken, steht er als einer der ersten auf ihrer Abschußliste.

– Nachdem Stenwold zum neunten Mal das Fernrohr ergriffen hatte, sagte Marius: »Du wirst am Klang erkennen, was sie machen.« –
Eins

Zu Invasion des Feuers liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Invasion des Feuers und Der gepanzerte Spion.

Cover von Katzenwinter von Wolfgang und Heike HohlbeinMit Beginn des Winters breitet sich langsam etwas Bedrohliches, Böses über der Stadt Crailsfelden aus. Es sind uralte, böse Kräfte, die ihren Ursprung in der alten, rußgeschwärzten Ruine des Klosters auf dem Hügel haben. Justin ist jetzt, an Stelle seiner Großmutter, dazu bestimmt, diesen Mächten Einhalt zu gebieten. Dabei stehen ihm die Katzen seiner Großmutter und ein seltsames Mädchen zur Seite. Aber die Tore der Hölle haben sich bereits aufgetan …

-Der Winter kam früh in diesem Jahr und als die erste Schneeflocke fiel, stürzte Justins Großmutter die Treppe hinunter und brach sich das Genick.-

Nun – ich mag Katzen, und deshalb lese ich Geschichten, die von Katzen handeln, oder in denen Katzen eine Rolle spielen, eigentlich ganz gern. So war es auch, als ich mir dachte: “Dieses Buch müsste wohl ganz passabel für mich sein …” Hatte ich mir gedacht …
Es war eine Enttäuschung. Es ist eben wieder ein typischer Hohlbein, gestrickt nach typischem Hohlbein-Konzept: Kleiner-Junge-rettet-die-Welt – und hat erst einmal keine Ahnung, wie und warum er zu dieser Ehre kommt. Da lebt ein kleiner Junge (diesmal heißt er Justin) in einem Städtchen irgendwo in Deutschland und um ihn herum versinkt alles nach und nach in immer mehr brutaler Rohheit, Mordlust und sonstiger sinnloser Gewalt. Ich hatte manchmal schon streckenweise das Gefühl, ins Horror-Genre gerutscht zu sein, und statt eines Fantasy-Romans, einen “Stephen King” zu lesen (in den jüngeren Ausgaben, gerade von Wolfgang Hohlbein, fällt mir eine gewisse Ähnlichkeit immer mehr auf …). Justin stolpert natürlich wieder darum in seine Bestimmung hinein, weil er “familiär vorbelastet” ist (bei Dreizehn und Unterland ist es ähnlich …), und weiß lange nicht wie, was, wer, warum miteinander zusammenhängt und welche Rolle eigentlich die zehn Katzen seiner Großmutter spielen. Die alte Dame hätte über die näheren Zusammenhänge bestens bescheid gewußt, wurde aber zum richtigen Zeitpunkt außer Gefecht gesetzt, so dass sie dem armen unwissenden Knaben fast keine Informationen mehr über seine Aufgabe zukommen lassen kann – und auch dem armen Leser nicht – der, zusammen mit Justin, erstmal von einem abgehackten Hinweis zum nächsten stolpert und schließlich, immer noch genauso unwissend wie unser bedauernswerter Weltenretter, mit (erst) Gemeinheiten, dann (etwas später) Grobheiten und am Ende (da hat man schon die Hälfte des Buches gelesen) mit offener roher Gewalt bis hin zu purer Mordlust konfontriert wird. Hier liegt meiner Ansicht nach eine große Schwäche dieses Buches: man wird viel zu lange im Unklaren gelassen, und deshalb weiß man nicht, warum man sich dieses ganze Szenario 417 Seiten lang antun muss.
Auch die Sprache des Werkes macht es einem nicht gerade leicht. Es nicht trivial, aber der Hochgenuss ist es auch nicht, und natürlich gibt es auch wieder einen Compagnon, (diesmal weiblich) der unserem kleinen Helden zur Seite steht, aber (wie in Drachenfeuer ein gewisser Llewellyen …) bleibt das Mädchen bis zum Schluß undurchsichtig, ist ziemlich mundfaul und auch nicht eben sympatisch. Alles in allem haben wir die bekannte Riege an Figuren, bei denen irgendwie, meines Erachtens, bloß die Namen geändert werden.

Die Löwen von Bagdad von Brian K. Vaughan und Niko HeinrichonIm Irakkrieg im Jahr 2003 treffen Bomben auch den Zoo von Bagdad. Die Tiere, von den geflohenen Wärtern zurückgelassen, brechen aus ihren Gehegen aus, unter ihnen auch ein kleines Löwenrudel. Fortan streifen die Löwen durch die vom Krieg zerstörte Stadt, und die Freiheit, von der sie früher manchmal geträumt haben, ist nicht nur ein Segen.

»Es gibt ein altes Sprichwort, Zill. Freiheit kann einem nicht geschenkt werden, man muss sie verdienen.«
»Also, es gibt noch ein altes Sprichwort. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul … man frisst ihn.«

Zu Die Löwen von Bagdad liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Pride of Baghdad von Brian K. Vaughan und Niko HenrichonIm Irakkrieg im Jahr 2003 treffen Bomben auch den Zoo von Bagdad. Die Tiere, von den geflohenen Wärtern zurückgelassen, brechen aus ihren Gehegen aus, unter ihnen auch ein kleines Löwenrudel. Fortan streifen die Löwen durch die vom Krieg zerstörte Stadt, und die Freiheit, von der sie früher manchmal geträumt haben, ist nicht nur ein Segen.

-»Tigris is the name of the river, dummy.«
»Rivers have names?«
»Everything’s got a name. It’s how we make crap belong to us. And this stretch of crap is my fishing hole.«-

Phantastische Tiergeschichten haben, ganz besonders im Comic-Bereich, eine lange Tradition, doch während bepelzte Helden häufig ein Anzeiger für einen Comic sind, den man allen Altersstufen empfehlen kann, gibt das Thema hier eine andere Richtung vor: Pride of Baghdad (Die Löwen von Bagdad) ist eine Tiergeschichte für Erwachsene, und wenn einem zu Ali, dem Junglöwen des Rudels, der König der Löwen einfallen sollte, bereiten die drastischen Bilder, die immer wieder auftauchen, diesem Vergleich recht schnell ein Ende.
Die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des Löwenrudels, das im Krieg durch Zufall in Freiheit gerät und sich durch eine aus den Fugen geratene Welt schlägt, ist auch keine so simple Allegorie, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag: Bei den zentralen Themen Freiheit, Anarchie, Überlebenskampf und der Abwägung zwischen Selbstbestimmung und einem (vermeintlich?) befreienden Eingriff von außen wird durch die Übertragung in die Tierwelt, die aber trotzdem am konkreten Ort des Geschehens stattfindet, nämlich in der kriegsgebeutelten Großstadt, mehrfach um die Ecke gedacht.

Brian K. Vaughan, der schon mit Ex Machina und Y: The Last Man politische und gesellschaftskritische Szenarien verarbeitet hat, bezieht in Pride of Baghdad keine eindeutige Stellung, außer vielleicht der, dass der Krieg Mensch und Kreatur der Fähigkeit beraubt, der Welt einen Sinn abzutrotzen, und alle auf die gleiche würdelose Daseinsstufe wirft.
Ansonsten bewerten seine Löwen ihre neue Situation höchst unterschiedlich und reagieren nicht immer wie erwartet: Angst, Anspannung und Stress brechen sich häufig dort die Bahn, wo zuvor die größte Kühnheit war, und besonnenes Handeln geht mit der Erfahrung einher, dass die Freiheit einen (zu) hohen Preis hat. All diese unterschiedlichen Gemütslagen hat Zeichner Niko Henrichon an den Löwen wunderbar eingefangen, jedem einzelnen Tier einen eigenen Charakter verliehen, ohne sie zu anthropomorphisieren, und die Dynamik, die sich im Rudel abspielt – Solidarität, Grüppchenbildung, Verschwörung – naturgetreu wiedergegeben. Die Savannenfarben, in denen einige Bilder gehalten sind, rufen die wahre Natur der Löwen auch in der fremden städtischen Umgebung in Erinnerung, korrespondierend mit der Symbolkraft dieser Tiere, die im Verlauf der Geschichte in unterschiedlichen Kontexten beschworen wird. Vor allem der männliche Löwe tritt als Symbol in Erscheinung und kann letztlich die an ihn gestellten Erwartungen teilweise erfüllen, wohingegen die verschiedenen (politischen) Positionen immer über die Löwinnen verhandelt werden, die auch so etwas wie die treibenden Kräfte im Rudel sind.

Dabei sind es letztlich nur Getriebene, die sich in der doppelten Fremdheit der zerbombten Stadt behaupten müssen, gegen die Feindseligkeit der Umgebung, in der das Faustrecht herrscht, und die absolute Unwägbarkeit, in der alles möglich ist: Im Kriegszustand unterscheiden sich Löwen nicht sonderlich weit von Menschen, sind immer unmittelbar bedroht und ihrer feindlichem Umgebung völlig ausgeliefert.
Dies zeigen traurige, befremdende Bilder einer Stadt, in der kaum je Menschen auftauchen – höchstens als unverständliche Macht im Hintergrund. Während die dominierenden Farben bald eine düstere Stimmung verbreiten, brechen immer wieder schöne Doppelseiten das klaustrophobische Unbehagen auf, das in diesen leeren, von Schutt und Zerfall bestimmten Räumen herrscht. Dazwischen tauchen aber auch immer wieder Momente des Schönheit auf, und weite Teile der Handlung sind von Staunen und Unverständnis, weniger von Angst und Entsetzen geprägt.

Die Absurdität des Krieges aus Sicht von Tieren darzustellen, ist ein nicht ganz selten gebrauchter Kniff, doch für den Irakkrieg sind die unabsichtlich befreiten Zoolöwen eine besonders gute Metapher, wenn sie – anfangs mitunter begierig – hinaus in die große Unsicherheit treten, die ihr Leben fortan bestimmen wird. Die Geschichte der Löwen ist spannend, rührend, actionreich und traurig und kann gut auf eigenen Füßen stehen. Aber sogar in der Alternativlosigkeit des unvermeidbaren Endes zeigt sich die Stärke der Metapher, die für Mensch und Löwe ein gleichermaßen bitteres Kriegsschicksal bereithält.
Letztlich kommt man nicht umhin, sich die Frage zu stellen, ob draußen, jenseits der Käfigstäbe, nicht immer Krieg herrscht.

Cover des Buches "Prinzessin der Haie" von Thomas Burnett Swann Als Charlie auf einen Schlag Mutter und Bruder verliert, verfällt er in eine tiefe Depression. Damit endet sein bisher so glückliches und behütetes Leben. Er verlässt die Universität und bewirbt sich für eine Stelle als Hauslehrer auf einer einsamen Karibikinsel.
Dort findet er nicht nur einen guten Freund und seine erste große Liebe, sondern er begegnet auch dem seltsamen Mädchen Jill und Curk, einem mysteriösen Fremden, der der eigentliche Herr der Insel zu sein scheint. Während Charlie versucht, Jill ein wenig Benehmen und klassiche Bildung zu vermitteln, gerät er in große Gefahr.

-Ich richte meine Geschichte nicht an meine Mitdelphine, obwohl ich sie natürlich, wie es bei meiner Rasse üblich ist, immer und immer wieder meinem erstgeborenen Sohn erzählen werde, bis er sie, Wort für Wort, einmal an seinen Erstgeborenen weitergeben kann.-
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In Prinzessin der Haie (The Goat without Horns) wendet sich Thomas Burnett Swann von der klassischen antiken Mythologie ab und verarbeitet Elemente aus der Sagenwelt der Karibik und der Seefahrt.
Gleich zu Beginn lernt der Leser “Grübler”, den Erzähler, kennen. Dessen Perspektive wechselt im Laufe der Geschichte mehrfach: so gehen Passagen, die in der ersten Person erzählt werden, nahtlos in Kapitel über, in denen Grübler eine reine Beobachter- oder Nacherzählerstellung einnimmt. Diese für Swann typische Art des Erzählens schafft eine fast authentische Atmosphäre, da sie das Gefühl vermittelt, die Geschichte von einem direkt Beteiligten zu hören.
Und wie für Swann auch typisch, ist Grübler nicht einfach ein Mensch, sondern diesmal lässt er die Geschichte von einem Delphin erzählen. Ähnlich wie Charlie, die Hauptperson der Erzählung, hat Grübler vor kurzem seine Mutter verloren und hat sich von seinen Artgenossen zurückgezogen. So ist es nur logisch, dass die Beiden gleich bei ihrer ersten Begegnung einen Seelenverwandten im jeweils anderen finden und sofort Freundschaft schließen. Nachdem Grübler kurz erzählt hat, wie er selber zur Insel “Oleandra” kam und den Leser bei dieser Gelegenheit mit der Welt der Delphine vertraut gemacht hat, wendet er sich bald Charlie und dessen Geschichte zu.

Charlie wirkt, aus Grüblers Sicht beschrieben, wie der perfekte Held einer romantischen Geschichte: gutaussehend, sportlich, empfindsam, bescheiden und klug. Auf Grund des Erzählstils wird aber schnell klar, dass Grübler ein sehr junger Delphin ist. So relativiert sich die beschriebene Perfektion zur Schwärmerei eines Jugendlichen, dessen fehlende Lebenserfahrung einen Großteil seines Urteilsvermögens ausmacht. Genauso unerfahren kommt auch Charlie auf die Insel. Bis zum gleichzeitigen Tod seiner Mutter und seines Zwillingsbruders wohlbehütet aufgewachsen, in einer Atmosphäre der Liebe und Harmonie, begegnet er seiner Umwelt mit einer Selbstgerechtigkeit, die nahezu kindlich wirkt und den Leser eher nachsichtig lächeln lässt, als dass er Charlies Verhalten übel nimmt.
Sicher trägt auch Swanns leichte und poetische Sprache zu diesem Lächeln bei, die gerade in den Begenungen Charlies mit Elisabeth, seiner Arbeitgeberin, so weit aufblüht, dass sie fast ironisch wirkt.

Elisabeth, um einiges älter als Charlie, doch in ewiger Jugend erstarrt, ist die Frau, in der Charlie seine erste große Liebe findet. Beide schwärmen für die gleichen Dichter und nehmen ihre Umwelt durch einen romantisch verklärten Schleier der Melancholie wahr. So erschafft Swann mit Elisabeth einen Charakter, der für Charlie tröstende Mutter, geheimnisvolle Fremde und romantische Geliebte zugleich sein kann.
Ihre Tochter Jill ist so ganz anders als Elisabeth. Ihre direkte, forsche Art des Auftretens, frei von jeglicher Konvention, wirkt fast brutal in diesem Umfeld und lässt Charlie anfangs heftig erschrecken. Da ihre Mutter gesundheitlich stark angeschlagen ist, wurde Jill von Curk erzogen.
Dieser wiederum ist ein Eingeborener, der fest in den Werten und Mythen seines Volkes verankert ist. Er besetzt für Jill die Vaterrolle und Elisabeth kann seiner kraftvollen und düsteren Ausstrahlung wenig entgegensetzen. Da erstaunt es den Leser wenig, dass Jill mit einer Art Geringschätzung auf ihre Mutter herabschaut und Curk nahezu vergöttert.

Erscheint Curk dem Leser geheimnisvoll und stark, so kommen seine Stammesgenossen gar nicht gut weg. Sie werden durchgehend als böse, faul und degeneriert dargestellt. Ob Swann mit dieser Art der Beschreibung provozieren wollte, ob er der Meinung war, dass diese Darstellung einer richtigen Abenteuergeschichte angemessen ist oder ob er wirklich in dieser typisch kolonialen Sichtweise gefangen war, muss wohl jeder Leser für sich selbst entscheiden.
Auch verlangt die Erzählung die Bereitschaft, sich auf die Idealisierung des viktorianischen Frauenbildes einzulassen: wunderschön, gebildet aber auch zurückhaltend und wohlerzogen soll SIE sein. Zwar wird dieses Idealbild zwischendurch gebrochen – erst durch die Grenzüberschreitung Elisabeths wird die Romanze zwischen ihr und Charlie möglich, und auch Jill fasziniert diesen anfangs mit ihrem betont “unweiblichen” Auftreten – doch am Ende unterwerfen sich beide Protagonistinnen wieder dem klassischen Frauenbild ganz bewusst und nahezu begeistert: “Auf dem Schiff werde ich mein Haar wachsen lassen. Es wächst sehr schnell. In ein paar Monaten müßte ich eigentlich präsentabel aussehen.” (Jill, Kap. 12) und können nur dadurch wieder in die Gesellschaft aufgenommen werden.

So begegnet dem Leser hier also eine Erzählung, die nicht frei von Ecken und Kanten ist. Doch hier ist es nun wieder Grübler, dessen ganz eigene Sicht auf das menschliche Verhalten die Ecken abmildert, der Geschichte ihre Unschuld bewahrt und ihr einen heiteren Nebenton verleiht. Grüblers jugendliche, ja fast kindliche Sicht auf die Geschehnisse, gepaart mit Swanns schon erwähntem blumigen Schreibstil und einem fast schwülen kolonialen Setting, machen aus Prinzessin der Haie das, was es ist: eine unterhaltsame Geschichte für Liebhaber poetisch-melancholischer Abenteuer mit einem Hauch Mystik.

Die Reise ins Herzland von William HorwoodZurückgezogen und fast schon ausgerottet leben Europas letzte Wölfe, ohne Hoffnungen für die Zukunft, da die Menschen sie jagen und ihre Umwelt zerstören. Doch die alten Mythen der Wölfe, die schon fast in Vergessenheit geraten sind, besagen, daß ihnen am Ende eines dunklen Jahrtausends eine Chance bleibt, ihre einstige Stärke wiederherzustellen. Und eines Nachts versucht der junge Wolf Tervicz ein Rudel zusammenzuheulen, aus dem die Wölfe der Zeit werden sollen – ein Rudel bestehend aus Wölfen aus ganz Europa, die die Bruchstücke ihrer Mythen zusammentragen und gemeinsam das sagenumwobene Herzland finden sollen. Aus verschiedenen Ländern machen sich Wölfe auf den beschwerlichen Weg …

-Ein nebliger Morgen dämmert herauf. Es ist der erste Tag des Herbstes, jener Tag, an dem nach altem Brauch die jüngeren, umherschweifenden Wölfe das Rudel verlassen.-
Prolog: Die Reise ins Herzland

Eine Tiergeschichte über Wölfe hat im Rahmen des Jugendbuchs Wolfsaga schon einmal ganz hervorragend geklappt – man möchte also meinen, daß auch in einer erwachseneren Version mit einer komplexeren Handlung gar nichts schief gehen kann, besonders nicht bei einem etablierten Autor von Tierfantasy wie William Horwood, der mit Der Stein von Duncton schon die Mythen der Maulwürfe erfahrbar gemacht hat.
In diesem Auftakt-Band einer ursprünglich als Trilogie geplanten Saga breitet Horwood in mehr als 600 Seiten die Welt der Wölfe aus, und in diesen 600 Seiten verfranst sich die Geschichte – die eigentlich sehr gute Ansätze hat – so sehr, daß man als Leser nur bedingt mitgerissen und unterhalten wird.

Es steht nichts weniger auf dem Spiel als die Rettung der “Wolfheit”, und diese liegt in den Pfoten eines bunt zusammengewürfelten Rudels aus ganz Europa. Leider hat Horwood den unterschiedlichen Wölfen wie dem stolzen Aragon aus Spanien oder dem wortkargen Klimt aus Skandinavien keine besonders ausgeprägten Persönlichkeiten verliehen, sie statt dessen sogar mit (nationalen) Klischees ausstaffiert, ihre Konflikte wirken aufgesetzt und ebenso klischeegetrieben.
Dafür liest man aus dem ganzen Buch heraus Horwoods Anteilnahme an der Vergewaltigung der Natur durch den Menschen, die Schilderungen dazu sind eindringlich, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Zu Beginn des Buches drängt sich daher der Verdacht auf, es spiele zur Zeit, als der Umweltschutz sich durchzusetzen begann, doch wenn es später zu einer großen Seuche und einem Krieg der Menschen in Europa kommt, zeigt sich, daß es sich eher um ein Zukunftsszenario handelt.

Lange Landschafts- und Naturbeschreibungen stehen dem als Gegenentwurf gegenüber – aus Wolfssicht vermutlich hochinteressant, für den Leser trotz einer sehr angenehmen Sprache irgendwann ermüdend: Wenn es mehrere Seiten lang nur um Wolken, Felsen und Wildblumen geht, verliert dieser Kniff, die Welt aus Tiersicht zu zeigen, sehr schnell ihren Charme.
Die Handlung plätschert eher ziellos vor sich hin, und der einzige Dreh- und Angelpunkt sind die alten Geschichten der Wölfe, die von der Wiederkehr ihres Gottes Wulf erzählen. Diese Wolfsmythologie ist Horwood ausgesprochen gut gelungen; er schafft es, vielen Verhaltensweisen von Wölfen einen stimmigen tradierten Kontext zu geben, und diese Darstellungen gehören zu den besten Passagen des Romans. Hätte man die darauf basierende Geschichte gestrafft und mit etwas mehr Leben versehen, wäre vielleicht tatsächlich eine Wolfsaga für erwachsene Leser herausgekommen. Mit den dünnen, seltsam distanziert wirkenden Konflikten unter den Wölfen und dem geringen Tempo der Haupthandlung ist aber nur verständlich, daß der geplante Mittelband der Trilogie (Wanderers of the Wolfways) gestrichen wurde, so daß Horwood seine Geschichte in nur einem weiteren Band zu Ende erzählen mußte.

Cover von Salve Roma von Akif PirinçciAls Francis’ Herrchen Gustav nach Rom gerufen wird, um die Ausgrabungen in neu entdeckten Katakomben zu überwachen, denkt Francis gar nicht daran, in der Katzenpension zu bleiben, in welcher Gustav den Kater zurücklassen will. Kurzerhand schmuggelt er sich in den Rucksack seines “Dosenöffners”. Doch als er in der großen Kulturhauptstadt ankommt, muß er feststellen, daß sich seine Reise schnell in eine ganz andere als die ursprünglich von ihm geplante Richtung entwickelt. Eine rätselhafte Mordserie unter den streunenden Katzen verbreitet unter den Samtpfoten Roms Angst und Schrecken. Zusammen mit seinem neu gewonnenen Freund Antonio versucht Francis Licht in den unheimlichen Fall zu bringen.

-Das Leben ist schön – die Menschen sind häßlich.-
Unbekannter Philosoph

Salve Roma ist der fünfte Band aus der Felidae-Reihe und dem Autor gehen sichtlich die Ideen aus. Manches von dem, was in Salve Roma beschrieben und erzählt wird, ist in anderen Büchern der Reihe schon einmal vorgekommen bzw. in anderer Form schon einmal erwähnt worden, und der Aufbau und Ablauf der Handlung ist auch nur eine leicht veränderte Variante der vorherigen Bände. Wieder werden Katzen auf grausame Weise getötet – in diesem Roman wird ihnen ein Ohr mitsamt Gleichgewichtsorgan entfernt – wieder spielt eine geheimnisvolle Sekte eine tragende, aber nicht die entscheidende Rolle – und wieder steckt letztendlich ein größenwahnsinniger Zweibeiner dahinter. Auch bei den Protagonisten ist Akif Pirinçci leider nichts grundlegend neues eingefallen: Es gibt die geheimnisvolle Katzendame, es gibt einen gutmütigen Hund, ein paar Straßenkatzen und die schöne Fremde, in die Francis sich heftig “verliebt”, auch hilft ihm diesmal ein schwarzer, schlanker Kater bei seinen (wieder) unfreiwilligen Ermittlungen: Antonio, der Francis ein guter Freund wird, ihn in den lukullischen Katzenhimmel Italiens entführt und der eine Neigung zum gleichen Geschlecht hat. Diese Homosexualität und anderes aus dem Verhaltensrepertoire der Katzen , welche der Autor ins Spiel bringt, wird in Fußnoten am Ende des Roman ausführlicher beleuchtet und erklärt, und auch dies wurde in den vorhergehenden Bänden so gehandhabt, was für das bessere Verständnis einzelner Situationen durchaus von Nutzen sein kann.
Dennoch hatte ich nach der Lektüre das Gefühl, alles schon einmal gelesen zu haben, und auch das Ende der Geschichte wirkt “an den Haaren herbeigezogen”.
Die Serie ist schlicht ausgebrannt, die Vorgänger, vor allem Felidae und Francis warteten schon mit Superlativen an Lösungen auf, so daß es verständlicherweise schwer ist, wieder einen guten, stimmigen Plot aus dem Hut zu zaubern und damit eine packende Geschichte zu schreiben … Es ist wie bei Filmen, an die man aufgrund des Erfolgs des Ersten eine Fortsetzung dranhängt: Sie wirken wie ein fader Abklatsch des ersten Films. So ist es auch hier: Zumindest die Bände 3 bis 5 der Felidae-Reihe sind mehr oder weniger Plagiate der ersten beiden Bände …
Aus diesem Grund sollte man Francis die letzten Jahre seines Katzenlebens gönnen, ohne spektakuläre Serienmordfälle lösen zu müssen, und ihn in Ruhe in Gustavs miefigen Bett dösen und draußen im Garten einfach die Mäuse fangen lassen, die er in seinem Alter noch erwischt …

Die geflügelte Armee von Adrian TchaikovskyDas Wespenimperium wächst Jahr für Jahr und führt Krieg gegen seine Nachbarn, zwingt sie in die Sklaverei. Nach dem Krieg gegen den Bund der Libellen fassen die Wespen nun die zerstrittenen Tieflande ins Auge. Als sie die ferne Stadt Myna einnehmen, wird auch Stenwold Werker die wahre Macht des Pwespenstaats bewusst und sendet seine Agenten um mehr über den Feind zu lernen und das Volk der Tieflande zu warnen bevor es zu spät dafür ist.

– Alle Morgen waren freudlos für ihn, und so auch dieser. –
Eins

Zu Die geflügelte Armee liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Die geflügelte Armee und Schwarzer Glanz.

Schwarzer Glanz von Adrian TchaikovskyDas Wespenimperium wächst Jahr für Jahr und führt Krieg gegen seine Nachbarn, zwingt sie in die Sklaverei. Nach dem Krieg gegen den Bund der Libellen fassen die Wespen nun die zerstrittenen Tieflande ins Auge. Als sie die ferne Stadt Myna einnehmen, wird auch Stenwold Werker die wahre Macht des Pwespenstaats bewusst und sendet seine Agenten um mehr über den Feind zu lernen und das Volk der Tieflande zu warnen bevor es zu spät dafür ist.

– Er verlor sich in dunklen Gefilden, in unermesslichen Abgründen, in die noch nie ein Lichtstrahl gedrungen war. Hier schienen keine Sterne, und es gab keine Laternen. Nur Leere und das Rauschen des Windes oder das Reißen des Stroms, der ihn nach unten zerren wollte. –

Zu Schwarzer Glanz liegt eine Rezension der Originalausgabe bei Bibliotheka Phantastika vor, dazu bitte hier entlang.

Anmerkung: Das englischsprachige Original wurde in der deutschen Übersetzung gesplittet. Die verlinkte Rezension bezieht sich daher auf die beiden deutschsprachigen Bücher Die geflügelte Armee und Schwarzer Glanz.

Cover von Silberflügel von Kenneth OppelDer Fledermausjunge Schatten gilt als der schwächste Junge der Silberflügel-Kolonie. Doch als er einen verbotenen Blick auf die Sonne wirft, bricht er damit das uralte Gesetz, das die Eulen erlassen haben und sein Leben ändert sich fatal.
Er verliert seine Heimstatt, wird auf das Meer hinausgeweht und kommt letztendlich hinter das Geheimnis der Feindschaft zwischen Eulen und Fledermäusen. Doch ein Problem gibt es: Wären ihm und seiner Freundin Marina, die er während seiner Reise kennenlernt doch bloß nicht die beiden großen Kannibalenfledermäuse auf der Schliche, die einen schrecklichen Plan umsetzen wollen…

– Schatten, der Fledermausjunge, schwebte über die Böschung des Baches, als er hörte, wie der Käfer seine Flügel ausprobierte. Daraufhin holte er kräftiger mit den Schwingen aus und wurde so immer schneller, je näher er dem summenden Geräusch kam. Er selbst war vor dem Nachthimmel kaum zu erkennen, nur die Silberstreifen in seinem dichten schwarzen Fell schimmerten im Mondlicht.-
1. Teil: Schatten

Eine kleine, nicht repräsentative Umfrage im Bekanntenkreis: “Wie fliegt eine Fledermaus?” Antwort in 99,9 % der Fälle: Sie flattert. Schatten, der schmächtige Fledermausjunge und Held dieses Buches, “flattert” nicht, er “schwebt” und das macht in der Vorstellung des Lesers den gewissen Unterschied. Vor seinem geistigen Auge entsteht nicht das Bild einer unsympathischen Kreatur mit dicklichem, pelzigem Körper und lederartigen Flügeln, sondern das eines eleganten Jägers der Nacht. Äußerst geschickt wirbt Kenneth Oppel weiter um Sympathie für seinen ungewöhnlichen Protagonisten und benutzt dabei einen alten Schriftstellertrick: er vermenschlicht das Tier. Schatten ist zu früh zur Welt gekommen und deswegen kleiner und zarter als die anderen Fledermausjungen. Seine Mutter kümmert sich rührend um ihren Sohn, der ohne seinen verschollenen Vater aufwachsen muß. Chinook hingegen ist das vielversprechendste Junge der Fledermauskolonie. Er ist zwar nicht im Übermaß mit geistigen Gütern gesegnet, aber Schatten würde alles dafür geben, einen solchen Körper wie Chinook zu besitzen. Außerdem ist Chinook ein Angeber und hackt gerne auf Schatten herum. Er schnappt ihm eine Bärenspinnermotte vor der Nase weg, prahlt damit, daß er diese Nacht zwei der so schwer zu fangenden Tiere verspeist hat, schwärmt von seinem tollen Vater, der angeblich eine riesige Flügelspannweite besitzt und einmal sogar eine Eule getötet hat. Solche Angebertypen wie Chinook kennt jedes Schulkind und es dürfte kein Zweifel darüber bestehen, auf wessen Seite die Sympathie der jungen Leser zu finden ist. Wer so schreiben kann wie Kenneth Oppel, muß sich nicht -wie er in seinem Nachwort- fragen, ob Kinder in der Lage sind, sich mit einer Fledermaus zu identifizieren. Der kleine, schmächtige Schatten ist ein Außenseiter, der seine Abenteuer mit Herz, Mut und Verstand meistert -und mit Hilfe seiner Freundin Marina, die dieselben positiven Charaktereigenschaften wie Schatten besitzt und in ihrer Kolonie ebenso ein Außenseiter ist, weil sie von Menschen beringt wurde.
Oppel macht es dem Leser auch noch auf andere Weise leicht, sich mit den fliegenden Säugetieren zu identifizieren: er erzählt seine Geschichte konsequent aus dem Blickwinkel der Fledermäuse, so daß man sich nach einiger Zeit fragt, ob die Tiere nicht recht haben, wenn sie glauben, daß die Beringung durch Menschen, Teil einer mythischen Prophezeiung ist, die sich in naher Zukunft erfüllen wird, obwohl man doch ganz genau weiß, daß Menschen Tiere beringen, um ihre Lebensgewohnheiten nachvollziehen zu können. Auf höchst interessante Weise beleuchtet Kenneth Oppel so die Themen Glauben, Religion, Entstehung von Mythen und die gefährliche Faszination von Sekten, die ihre Mitglieder so lange einer Gehirnwäsche unterziehen, bis diese völlig verblendet sind.
Für Spannung sorgen drei, vier wohlgesetzte “Paukenschläge” und Goth, die skrupellose Kannibalenfledermaus aus dem Dschungel.

Traveller von Richard AdamsNachdem das Pferd Traveller eine schöne Zeit als Fohlen erlebt hat, hört es immer wieder, daß viele Pferde in den Krieg ziehen, und bald auch ist er selbst unterwegs zu diesem seltsamen Ort, den unbedingt alle erreichen wollten. Nach einigen Besitzerwechseln und ersten schrecklichen Kriegserlebnissen geht Traveller endlich in den Besitz seines richtigen “Meisters”, General Robert E. Lee, über und dient ihm treu durch den ganzen amerikanischen Bürgerkrieg hindurch.
Nach dem Ende des Krieges hat er ein schönes Leben im Ruhestand und erzählt dem teilweise im Stall residierenden Kater Tom Beißer seine Erinnerungen an die schreckliche Zeit …

-Die blauen Männer! Die blauen Männer! Sie sind hinter uns gelangt, sie sind da drin unter den dichten Bäumen.-
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Ein Kriegsveteran, der seine Erinnerungen teilen will, gibt sie wohl immer auf ganz subjektive, eigene Art und Weise preis, und so erzählt in Traveller Robert E. Lees gleichnamiges Pferd auch dem Stallkater Stück für Stück seine ganze Lebensgeschichte, berichtet vom Krieg mit dem Verständnis eines Pferdes. Allerdings ist Traveller – auch für ein Pferd, wie man erfährt – eher simpel gestrickt, aber eine durch und durch gute Seele; und er spricht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ist das ein wunderbar lebensnaher Stil – im Original war es wohl tiefster Südstaatenakzent, und die Übersetzung ist ein einfach gehaltener Soziolekt, der ganz hervorragend zu Travellers Charakter paßt.

Zusammen mit Traveller und dessen Herrn, Marse Robert, der für das Pferd das Gute in der Welt repräsentiert und damit sehr liebevoll dargestellt ist, erlebt der Leser den amerikanischen Bürgerkrieg auf der Südstaatenseite. Kaum nötig zu erwähnen, daß sämtliche Details minutiös exakt recherchiert wurden, bei der Fülle an Informationen und Umsetzungen, die zu diesem Thema schon zu haben sind. Wer nun ein blutiges, für Mensch und Tier leidvolles Gemetzel erwartet, liegt nur teilweise richtig. Aus Travellers etwas eingeschränkter Perspektive rauscht das Geschehen regelrecht am Leser vorbei – teilweise auch ohne große Abwechslung mit seitenlangen Wanderungen durch den Matsch und immer wieder aufflackernden Scharmützeln. Die großen Ereignisse werden eher beiläufig berichtet – Traveller versteht die Menschen und ihren Tötungswahn ohnehin nicht – und nur an wenigen Stellen rücken einzelne Grausamkeiten in den Blickpunkt. Allgegenwärtig sind allerdings das langsame Ausmergeln und die Strapazen während des langen Feldzuges.
Das Geschehen ist in viele chronologisch ablaufende Episoden zerpflückt, die Traveller nach und nach Tom Beißer erzählt, und läßt sich daher auch recht gut in Häppchen lesen. Zwischendurch stehen hin und wieder neutrale Passagen, die den genauen Ablauf des Krieges zum Inhalt haben. Und die hat man als Leser – sofern man nicht ohnehin mit der Materie vertraut ist – auch bitter nötig: Traveller, einfach gestrickt und das Pferd, das er nun einmal ist, leidet nämlich an einer katastrophalen Fehleinschätzung der Ereignisse und ist damit ein unzuverlässiger Erzähler, wie er im Buche steht.

Durch die einzelnen Häppchen ist Traveller nicht so sehr für eine spannende, durchgehende Handlung ausgelegt – es handelt sich eher um einzelne Episoden zwischen Mensch und Pferd, erzählt aus einer in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlichen Perspektive. Aber aus dem Flickwerk ergibt sich nach und nach ein großes Bild, eine Pferdebiographie, eine halbe Menschenbiographie aus einem neuen Blickwinkel, eine andere Geschichte des Bürgerkriegs und eine enthüllende Betrachtung des Menschbleibens in unmenschlichen Zuständen.
Mythische Aspekte und ein drängendes Tempo fehlen vielleicht in dieser Tierfantasy, Richard Adams’ gewohnte tiefgehende Wärme ist der Geschichte aber erhalten geblieben, und spricht besonders auch aus dem versöhnlichen Ende des Romans.

Cover von Vogelherz von Clive WoodallIn Vogelland haben die Elstern die Macht übernommen. Mit ungezügelter Blutgier haben sie sich daran gemacht, alle anderen Vogelarten auszurotten. Besonders zu leiden haben die kleineren Vogelarten, aber auch die größeren, wie Eulen oder Adler, können in ihrer Minderzahl kaum noch etwas gegen die grausamen Unterdrücker ausrichten. Das Rotkehlchen Kirrick, einer der wenigen Überlebenden der Massenmorde, bringt trotz aller erlittenen Verluste den Mut auf, gegen die Elstern in den Kampf zu ziehen, indem er in einem Plan, den die Eulen zur Ausrottung der Schreckensvögel entworfen haben, eine wichtige Rolle annimmt.

-Soweit Kirrick wusste, war er selbst nun das letzte überlebende Rotkehlchen in ganz Vogelland. Auch viele andere ehemals verbreitete Vogelarten – Spatzen, Drosseln, Amseln – waren bereits ausgelöscht und lebten nur mehr in der Erinnerung fort. Die Elstern beherrschten das ganze Land.-
Kapitel 1

Aus reiner Machtgier und mittels grenzenloser Brutalität schwingt sich eine Elster zum Vogeldiktator auf und führt die begeisterten oder gefügig gemachten Elsternschwärme in den Kampf zur Ausrottung anderer Rassen. Eine Parabel aus dem Geschichtsunterricht? Nein, nur aus reiner Freude an überflüssigen Tötungsszenen hat der Autor einen besonders brutalen Bösewicht geschaffen. Wer sich dazu Fragen wie “Warum” und “Wozu” stellt und nicht schon immer gewusst hat, dass Elstern die widernatürlichsten, gewalttätigsten Vögel unter der Sonne sind, hat Pech gehabt. Rotkehlchen Kirrick erklärt die plötzliche (!) Boshaftigkeit der Aasfresser damit, dass sich ihre Population durch die steigende Zahl totgefahrener Tiere am Straßenrand übermäßig ausbreiten konnte. Was dieser Hinweis erklären sollte, sei dahingestellt. Falls es für das Urteil platter-als-eindimensional noch kein passendes Beispiel gibt, kann Vogelherz (One For Sorrow, Two For Joy) getrost dafür herhalten. Dies kann man an drei Punkten festmachen:

1) Die Gut-und-Böse-Verteilung dieser Geschichte: Um sich Anstrengungen der Fantasie zu ersparen, wird Ober-Elster Traska schlicht als “der Inbegriff des Bösen” charakterisiert. “Herzlos waren sie mit ihr umgegangen – und herzlos waren manche von ihnen im wörtlichen Sinn, wenn Traska mit ihnen fertig war.”

2) Die gnadenlos einsilbige, einfallslose sprachliche Gestaltung. Eine Schwäche, die so schwer wiegt, dass der Lesefluss mangels Lesefreude ernsthaft beeinträchtigt wird. Der Satz “Das Ende kam rasch und blutig” stellt eine vollständige Tötungsszene dar – nicht nur ein Beispiel für die staubtrockene Sprache, sondern auch für den lieblosen Umgang mit dem Handlungsverlauf, was zugleich den dritten Punkt darstellt.

3) Die dahingeklatschten Szenen kümmern sich nicht um den roten Faden. Der Plot ist so löchrig, dass er allernorts mit merklich spontanen, zusammenhanglosen Ideen gestopft wird. So erfährt man von wichtigen Figuren und örtlichen Gegebenheiten erst dann, wenn sie plötzlich gebraucht werden. Das überrumpelt den Leser und wirkt jeglichem Spannungsaufbau entgegen. Allein die David-gegen-Goliath-Idee lässt noch vermuten, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Aber als nach und nach immer mehr Überlebende, die es anfangs doch kategorisch nicht gab, aus dem Nichts erscheinen, wirkt Kirrick als David überflüssig. Er tut nichts Besonderes, was seinen Heldenstatus aus Sicht des Lesers rechtfertigen würde. Die Heldenrolle wird ebenso wie die des Bösewichts auf ein beliebiges Tier gestempelt.

Die Moral der Geschichte ist arg bedenklich: Zwischen den Extremen des plakativ Guten und Bösen existiert nur das Entweder-Oder. Das Böse rottet das Gute aus, also muss das Gute das Böse ausrotten. Die Logik, dass sich so am Ende alle ausrotten, wird dadurch untergraben, dass die Guten schwarmweise – glücklich und zufrieden – aus dem Nichts wieder auftauchen. Um den Leser nachdrücklich auf Gut zu polen, tötet im Epilog ein kleiner Junge eine Elster.

Der weisse Knochen von Barbara GowdyDas verwaiste Elefantenkalb Matsch wird von einer neuen Herde adoptiert, in der ihr aber längst nicht alle wohlgesonnen sind. Trotzdem wird sie, als sie heranwächst, zur Visionärin der Herde, die mit ihren Ratschlägen der Matriarchin bei der Führung helfen soll.
Doch immer wieder treffen die Elefanten auf ihren Streifzügen durch das trockene Buschland auf Artgenossen, die grausam verstümmelt und abgeschlachtet wurden. Als eine große Dürre das Überleben der Herde gefährdet, beschließt Matsch, einer Vision, einem Mythos zu folgen: Dem weißen Knochen, der den Elefanten den Weg in eine sichere Heimat weisen soll. Doch die Suche nach dem weißen Knochen ist entbehrungsreich und gefährlich.

-Wenn sie lange genug leben, vergessen sie alles.-
Prolog

Elefanten sind Lieblingstiere, Maskottchen, Ikonen. Über ihr erstaunlich ausgeprägtes Sozialleben und ihre teils mystisch anmutenden Fähigkeiten fördert die Wissenschaft ständig Neues zu Tage. Da liegt es eigentlich ganz nahe, ihnen einen Tierroman zu widmen, der sogar thematisch dem Klassiker dieses Genres, Watership Down, nahe ist – in der epischen Suche einer gebeutelten Sippe nach einer neuen, sicheren Heimat.
Die Geschichte aus der Sicht der Elefanten zu erzählen, ist aber auch literarisch ein ehrgeiziges Projekt geworden: Ausgangspunkt für die Entwicklung der Elefantenkultur ist die Vorstellung von einem Lebewesen, das niemals etwas vergißt. Ein bedächtiger und verschlungener Erzählstil ist das Resultat – so ein Elefantenleben verläuft betulich, und auch die Widrigkeiten, denen die Riesen ausgesetzt sind, sind meist schleichende, langsame Gefahren; Hunger, Durst, Krankheiten.
Rasante Action schließt sich in diesem Setting aus Staub und flirrender Hitze damit gänzlich aus, und auch die Spannung bleibt bisweilen auf der Strecke, denn das Dasein der Elefanten in einer Welt, die sie durch die Visionärinnen der Herde zu interpretieren versuchen, aber niemals verstehen – vor allem nicht die Gefahren durch den Menschen -, ist ein einziges, hilfloses Ausgeliefertsein. Eine kaum je gebrochene Trostlosigkeit beherrscht die bedächtige Handlung, so daß das Weiterlesen trotz der spannenden Grundidee nicht immer einfach ist.

Die Lebenswelt der Elefanten bietet alles, was man sich von einem Tierroman erwartet – eine Elefantensprache, die vom einzigartigen Blick der grauen Riesen auf die Welt durchdrungen ist und trotzdem realistisch und mühelos vorstellbar wirkt, und ein soziales System, das ausgeklügelt und durch die Visionärinnen durchaus phantastisch wirkt, aber nicht im Widerspruch zum aktuellen Forschungsstand über Elefanten steht. Hinter dem Roman stand offenbar eine ausführliche Recherche, die den phantastischen Blickwinkel mit realistischen Ansprüchen Hand in Hand gehen läßt. Der Realismus schlägt sich auch in der Handlung nieder, daher kann man auch nicht mit einem Happy End für die Elefanten rechnen, sondern sollte sich auf tragische Wendungen einstellen.
Der abstrakte weiße Knochen als Heilsbringer – manchmal kann man erahnen, wohin er führen sollte – bleibt immer vage, und die Geschichte ist weder tröstend noch phantastisch genug, als daß die Elefanten durch einen mystischen Gegenstand gerettet werden könnten.

Die schönen Ansätze verlaufen somit im wahrsten Sinne des Wortes im Sande und sind bei anderer Tierfantasy runder umgesetzt worden. Für Elefanten-Fans kann es aber durchaus interessant sein, gedanklich in die Lebenswelt der Dickhäuter einzutauchen – wenn man mit der Tragik leben kann.