Webcomic: Stand Still. Stay Silent

SSSS Prolog-CoverDie Welt geht nicht mit einem Knall unter, sondern mit verschärften Hygienevorschriften, panischer Flucht in die Einsamkeit und einem langsamen Ausdröseln der Zivilisation, wenn es nach Stand Still. Stay Silent geht, dem postapokalyptischen Webcomic von Minna Sundberg. Doch etwas hat überlebt, auch Generationen nach der Seuche, die weite Teile der Weltbevölkerung ausgelöscht hat, und es will den wenigen Enklaven, die sich die Menschheit erhalten hat, ans Leder. Die neue Hauptstadt der Rest-Welt heißt im Übrigen Reykjavík, und wie die Isländer haben sich auch die übrigen Skandinavier auf ein etwas einfacheres Leben besonnen und versuchen sich in einer feindseligen Umwelt zu behaupten, von der sie mithilfe des Militärs und (meist finnischer) Magier nur ein paar armselige Flecken zurückerobern konnten.

Stand Still. Stay Silent beginnt mit dem heraufziehenden Weltuntergang und springt dann, als man eine vage Ahnung hat, was passiert, 90 Jahre in die Zukunft, wo sich die Nachkommen der Überlebenden durchschlagen – in einer merkwürdig veränderten und entvölkerten Welt, die als sehr stimmiges und atmosphärisches Konzept präsentiert wird. Zusammen mit einer Truppe junger (weil billiger) Abenteuerwilliger erkundet man die “Stille Welt” jenseits der Gräben, Mauern und anderen Abriegelungen, die die letzten Enklaven umgeben. Aber was genau lauert eigentlich dort draußen? Wovor kann man sich nur schützen, indem man sich nicht mehr regt und keinen Mucks mehr von sich gibt?
Die Beantwortung dieser Fragen ist das hauptsächliche Spannungsmoment von Stand Still. Stay Silent, dessen Geschichte sich ansonsten bisher um das Zusammenfinden des schlecht vorbereiteten Teams und den Aufbruch zum ersten Auftrag rankt. Wie bei Webcomics öfter der Fall, sorgt die fehlende Seitenzahlbegrenzung auch hier dafür, dass die Handlung etwas mäandert und nicht mit maximaler Stringenz durchgezogen wird – die Schrulligkeiten der Figuren, ihre Sprachbarriere und ihre Planlosigkeit werden voll ausgekostet, wohingegen klassische actionreichere Plot-Elemente dünn gesät sind.

SSSS BeispielseiteStand Still. Stay Silent ist Minna Sundbergs zweiter Webcomic, und seit A Redtail’s Dream hat sie ihre künstlerischen Fähigkeiten noch einmal erheblich erweitert: SSSS besticht wie schon der Vorgänger durch beeindruckende Zeichnungen – zu den Naturdarstellungen kommen jetzt auch technische Aspekte und die Verschmelzung von Errungenschaften der fast vergessenen Zivilisation mit vorneuzeitlicher Handwerkskunst. Darüber hinaus wird das Ganze mit wunderschöner Konzeptarbeit präsentiert und durch eingestreute Infoseiten ergänzt, die den Status quo der Stillen Welt erläutern.
Die großartige Optik, das interessante und faszinierende Setting, in dem sich postapokalyptische SF auf ziemlich einzigartige Weise mit nordischer Mythologie verbindet, und die liebenswerten Figuren ergeben zusammen einen der schönsten aktuellen Webcomics. Momentan steht die Geschichte noch relativ am Anfang. Viermal pro Woche gibt es Updates, und das Ganze ist auch als Printausgabe geplant. Wer lieber auf Papier liest als im Netz, hat gerade noch eine Woche lang die Chance, sich den ersten Band über Minnas Crowdfunding-Aktion zuzulegen – das Buch ist schon lange finanziert, und man kann ein paar Extras abstauben und ein künstlerisch herausragendes Projekt unterstützen. Oder sich erst einmal einen Abend freinehmen und auf der Webseite in die Stille Welt eintauchen.

Bisher bei bp vorgestellte Webcomics:
Widdershins
Die Wormworld-Saga
A Redtail’s Dream
Digger
Nimona

2 Kommentare zu Webcomic: Stand Still. Stay Silent

  1. Nala sagt:

    Eine kleine Korrektur: Seit einiger Zeit wird der Webcomic sogar fünfmal die Woche aktualisiert, also jeden Wochentag. So lange Minna das weiterhin hinbekommt, soll das vorerst auch so bleiben – bis Jahresende wurde schon zugesichert. 🙂

    Und ich kann die Empfehlung hier nur unterstreichen – der Comic ist klasse, gerade wegen der liebenswerten Charactere und dem nordischen Setting.

  2. mistkaeferl sagt:

    Stimmt, ich glaube, da haben mich die vielen Doppelseiten der letzten Zeit etwas durcheinander gebracht.

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