Neun Monate nach ihrer Flucht aus Ember haben sich die ehemaligen Bewohner in der kleinen Stadt Sparks eingerichtet und die Differenzen mit den dortigen Einwohnern überwunden.
Doch das Leben ist nicht unbedingt leicht in Sparks. Der Winter ist angebrochen und die Lebensmittelversorgung der Stadt sieht nicht gut aus. Lina und Doon beschließen, noch ein letztes Mal nach Ember zurückzukehren, um dort nach brauchbaren Dingen zu suchen, die das Überleben in Sparks vereinfachen könnten. Doch was mag in der Dunkelheit ihrer einstigen Heimat inzwischen lauern?
-„When the people emerge from the city,“ he said, „they will find themselves in a devastated world.“
„Unfortunately true,“ said his assistant.-
The Vault, S. 1
The Diamond of Darkhold stellt den Abschluss der Books of Ember dar und man ist beinahe geneigt, sich erlöst zu fühlen von der Qual, zu der die schöne Stadt Ember geworden ist. Obwohl der vierte Teil ein klein wenig unterhaltsamer ist als die beiden Vorgänger, fällt es doch insgesamt schwer zu glauben, dass The City of Ember (Lauf gegen die Dunkelheit) von derselben Autorin geschrieben worden sein soll wie die drei Nachfolger. Die Unterschiede sind leider beträchtlich, daher gleich vorweg der Rat: Spart euch die Bände 2-4 und belasst es bei The City of Ember als Einzelbuch.
The Diamond of Darkhold leidet wie die beiden Vorgänger unter dem Fehlen einer mitreißenden Atmosphäre und Geschichte. Alles wirkt zwanghaft um den Kern – in Form einer moralischen Botschaft – herum konstruiert. Die Charaktere haben viel von ihrer anfänglichen Cleverness eingebüßt, was natürlich vor allem an Lina und Doon deutlich wird, die inzwischen wesentlich jünger und naiver wirken als sie es im ersten Teil waren. Erwachsene Figuren scheinen generell nur pro Forma vorhanden zu sein, wirklichen Nutzen oder gar Führungsqualitäten bieten sie nicht. Genaugenommen befindet sich der Intellekt der Erwachsenen irgendwo im Bereich Sechs- bis Zehnjähriger, was dann doch arg unglaubwürdig wirkt.
Nachdem Lina und Doon nun ein altes, zerfleddertes Buch finden, das eindeutig von den Erbauern stammt, liefert Jeanne DuPrau nach bereits bewährter Taktik ein neues Rätsel um Ember und einen geheimnisvollen Diamanten. Leider gelingt es der Autorin nicht mehr, etwas Neues und Unerwartetes zu präsentieren. Der Roman folgt Punkt für Punkt dem bereits bekannten Schema der Vorgänger, abzüglich nachvollziehbarer Erklärungen. Des Rätsels Lösungen sind plötzlich da und man weiß nicht recht, woher sie kamen und wie sie sich ergeben haben. Keine Spur mehr von Abenteuer und Spurensuche, ja nicht einmal die vermeintlichen Gefahren wecken beim Leser noch Interesse. Geschichte und Figuren treiben so voran, ganz gemächlich, bis man am Ende angelangt ist, wo eine letzte Lektion für den Leser wartet.
Einzig positiv an diesem Abschlussband ist die kurze Rückkehr nach Ember, wo man als Leser gleich wieder in die eigenartige Sogwirkung der unterirdischen Stadt gerät. Man kann die Gerüche beinahe wahrnehmen und den metallischen Geschmack der Stadt kosten. Phantasien erwachen vor dem geistigen Auge zum Leben.
Schade, dass es nur ein kurzer Aufenthalt ist, der in einer Art weichgespültem Hollywood-Ende gipfelt, ohne je die unbeantworteten Fragen zu klären, die einen als Leser wirklich interessiert hätten. So muss man letztlich doch recht enttäuscht Abschied nehmen von dieser vielversprechenden Stadt unter der Erde.
The City of Ember vermochte viele Eindrücke zu vermitteln und Neugierde zu wecken – auch bei einem erwachsenen Publikum. Ab The People of Sparks aber muss man ganz klar sagen, dass es reine Kinder-/Jugendbücher sind, die man besser auch dieser Altersgruppe überlässt, denn es wird, trotz aller Hoffnungen, nicht mehr besser.