Bibliotheka Phantastika gratuliert Torsten Fink, der heute seinen 50. Geburtstag feiert. Gut recherchierte, phantastisch verfremdete Varianten geschichtlicher Epochen und ein Händchen für abwechslungsreich erzähltes Abenteuergarn sind die Stärken des am 20. September 1965 in Bad Kreuznach geborenen Torsten Fink, die er schon in seinem Fantasy-Debüt Die Diebin (2009) an den Tag legte. Das noch an eine jugendliche oder All-Age-Zielgruppe gerichtete Abenteuer der jungen Sklavin Maru, die durch ihren Herrn, den Grabräuber Tasil, in politische Machenschaften in einem stark ans alte Mesopotamien erinnernden Reich gerät, bei denen auch übernatürliche Kräfte mitmischen, wurde mit Die Gefährtin und Die Erwählte (beide 2009) zur Trilogie Die Tochter des Magiers vervollständigt. Die Folge-Trilogie Der Sohn des Sehers (bestehend aus Nomade, Lichtträger und Renegat (alle 2010)) erzählt anfangs dieselbe Geschichte, nur aus der Perspektive von Marus Feinden und Verfolgern, den nomadischen Hirten und Reitern der Hakul, deren Grabstätte Marus Herr ausraubte. Awin, ein junger Seher, jagt dem mächtigsten Artefakt seines Volkes hinterher, das auch für Gestalten weit hinter dem Horizont der Hakul von Interesse ist. Die kleinen Streiflichter auf den Alltag der einfachen Leute, die skurrilen Nebenfiguren und die Eingriffe des Übernatürlichen – hier z.B. in Form von gestaltgewordenen Winden -, denen man in den beiden Trilogien begegnet, sind für Torsten Finks ganzes Werk typisch.
Die Conquistadoren, die in Drachensturm (2011) in Südamerika einfallen, könnten sogar aus einem historischen Roman stammen, würden sie nicht einen veralteten, ums Überleben kämpfenden Ritterorden mitbringen, dessen Mitglieder auf Drachen reiten. Während die blinde, feinfühlige Mila sich in den Reihen der Ritter unbedingt beweisen will, wissen die Inka noch nicht, was sie von den Fremden halten sollen – und in beiden Lagern gibt es Verrat und Intrigen.
In Torsten Finks nächster Reihe um den Prinz der Schatten spielen sich Meuchelei und Ränke direkt vor den Augen der Leserschaft ab, denn ihr Protagonist ist Sahif, Mitglied einer Bruderschaft magischer Attentäter, der er trotz Gedächtnisverlust nicht entkommen kann. Der erste Roman der Reihe, Prinz der Schatten (2012) und die beiden direkten Nachfolger Prinz der Klingen (2012) und Prinz der Skorpione (2013) markieren nicht nur den langsamen Übergang vom Jugendbuch zu erwachseneren Stoffen – wenn auch die Helden immer noch jugendlich sind und ein “coming of age” durchmachen -, sondern treten auch eine Kette von Ereignissen in den Ländern rund um das Goldene Meer los, ein Setting, das Fink noch für etliche weitere Einzelromane weiter ausbauen und in einem größeren Handlungsbogen, der immer wieder Einzelschicksale mit den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen verbindet, zu einem Abschluss bringen sollte: In Prinz der Rache (2014) befindet sich ein wirtschaftlich machtvoller Stadtstaat im Umbruch, in Tochter der Schwarzen Stadt (2015) mischt eine Straßendiebin die Heiratspolitik mächtiger Nationen auf und in Erbe des Skorpions (2015) steigt ein Jäger aus einem Bergvolk unfreiwillig in die höchsten Kreise auf. Gemein haben diese Romane alle, dass sie mit ihrem hanseartigen Seebund und dem orientalisch angehauchten Oramar – von beiden Seiten kommen sowohl Schurken als auch Helden der Geschichten, und noch öfter werden sie einfach von außen in den Konflikt gezogen, der der Vielvölkerschar der Anrainer des Goldenen Meers zusetzt – auf die Umbrüche der frühen Neuzeit zu referieren scheinen und sich schon rein inhaltlich wie klassische Abenteuerliteratur lesen: Es sind Geschichten um lang geplante Racheaktionen, Doppelgänger, große Ambitionen und kleine Eitelkeiten, in denen Fürsten mitunter von Helden aus dem einfachen Volk bezwungen werden. Die phantastischen Elemente dagegen erinnern an Volkserzählungen, so dass insgesamt oft das Gefühl aufkommt, man würde in ein altes Sagenbuch schauen oder einem Geschichtenerzähler aus der Großelterngeneration lauschen, was auch von Finks oft etwas getragenem Stil unterstützt wird.
Für sein nächstes Projekt, Imperium des Lichts, das im November diesen Jahres erscheinen wird, ging Fink in der Geschichte ein gutes Stück zurück zu den Fährnissen eines Legionärs, der eine Geheimmission in seinem ehemaligen Heimatland durchführen muss, in dem insgeheim noch druidenhafte Kulte die Dunkelheit verehren.
Wir hoffen, dass zwischen den bisherigen Szenarios noch Raum für etliche weitere Romane ist – in diesem Sinne, herzlichen Glückwunsch, Torsten!
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Gratulation an den Autor. Ich mag die Bücher sehr.