Zum 50. Geburtstag von Liz Williams

Bibliotheka Phantastika gratuliert Liz Williams, die heute ihren 50. Geburtstag feiert. Mit ihren bis auf eine Ausnahme stets als Einzelromanen erschienenen Geschichten, die meist schwer einzuordnen irgendwo zwischen SF, Fantasy und New Weird schillern, ist die am 26. Februar 1965 in Gloucester, Gloucestershire, England, UK, geborene Elizabeth Helen Laura Williams eine Autorin, die seit 15 Jahren interessante Beiträge zum Genre liefert, aber für die meisten Leser und Leserinnen – hierzulande auch mangels Übersetzung – unter dem Radar fliegt.
Ihr Debut The Ghost Sister (2001) deutet an, wohin die Reise geht, wenn man einen ihrer Romane zur Hand nimmt: Er konzentriert sich auf Mevennen, die auf ihrem Planeten zum Ausschussmaterial gehört, denn auf Monde D’Isle lebt man völlig im Einklang mit dem natürlichen Lauf der Dinge, und da müssen die Schwächsten eben dran glauben. Dass es noch etwas anderes gibt als Instinkte und völliges Verlassen auf den Rhythmus des Lebens, muss Mevennen erst erfahren.
The Poison Master von Liz WilliamsIn The Poison Master (2003) greift Williams dann konzeptmäßig in die Vollen: Dort hat Alivet Dee (Nachfahrin von John Dee, der ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Roman spielt) nur ein Ziel: Auf ihrem sumpfigen Heimatplaneten ihre Schwester aus der Sklaverei bei den mysteriösen, grausamen Aliens zu befreien, die nur als die Night Lords bekannt sind. Die Reisen auf andere Welten, während derer sie die Hilfe eines Meisters der Gifte gewinnen kann, um ihre Feinde ein für allemal aus dem Weg zu räumen, zeigen ein Universum, das von alchemischen und kabbalistischen Prinzipien bestimmt wird.
Nine Layers of the Sky (2003) basiert auf den Erfahrungen, die Williams bei einem Aufenthalt in Kasachstan gesammelt hat, und greift auf die Mythologie Russlands und Zentralasiens zurück, um diese im Stil der Urban Fantasy mit dem Leben in den modernen ehemaligen Sowjet-Staaten zu verbinden, während es die Reise der Ex-Weltraumforscherin Elena nach Samarkand beschreibt.
Der Ansatz muss für Williams gut funktioniert haben, denn ihr bisher zugänglichstes und (vielleicht auch wegen der hübschen Original-Cover) am stärksten wahrgenommenes Werk, die Romane um Precious Dragon von Liz WilliamsDetective Inspector Chen, funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip, nur noch etwas weiter im Osten, wo sie, beginnend mit Snake Agent (2005), die Abenteuer der bei der Polizei von Singapur 3 für die übernatürlichen Fälle zuständigen Titelfigur erzählen, und die seines unfreiwilligen Partners Zhu Irz, eines Dämons direkt aus der chinesischen Hölle. Den richtigen Durchbruch scheint das Liz Williams aber auch nicht gebracht zu haben, denn nach drei weiteren Bänden (The Demon and the City (2006), Precious Dragon (2007) und The Shadow Pavillion (2009)) kam es zum Wechsel zu einem kleineren Verlag, und den abschließenden Band Morningstar hat sie (nach The Iron Khan (2010)) offenbar letzten Herbst in Eigenregie für die Fans zu Ende gebracht.
Mit ihrer jüngsten Verlagspublikation Worldsoul (2012) blieb sie ihren Themen treu – Alchemie und Kabbala spielen auch im Multiversum eine große Rolle, durch das sich Mercy bewegt: Sie ist Bibliothekarin in einer Stadt, in der verschiedenste Welten aufeinandertreffen, und schnappt sich zur Arbeit in den gefährlichen Archiven morgens erstmal die passende Waffe.
Angesichts von Liz Williams’ Karriere bestätigt sich wohl, dass extravagante Themen und Ansätze, die weniger in der physischen als in der metaphysischen Welt verankert sind, und Settings abseits vom Mainstream nicht unbedingt das Erfolgsrezept für den Buchmarkt darstellen. Es lohnt sich aber, sich die älteren Titel dieser spannenden Autorin anzuschauen, wenn man für ideenbasierte Genre-Grenzgänger etwas übrig hat, und man kann hoffen, dass sie der Phanastik zumindest als Selfpublisherin erhalten bleibt.

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