Eine Bohne schaut fern: City of Ember

City of Ember ist ein dystopischer Science Fiction Film aus dem Jahr 2008, welcher hierzulande leider nicht den Weg in die Kinos fand, sondern gleich auf DVD/Blueray erschien. Dabei hat diese Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jeanne DuPrau (dt. Lauf gegen die Dunkelheit) einiges zu bieten: eine wundervoll stimmige Farbgebung und wirkungsvolle Kulisse, eine klassische Abenteuerqueste, die jedem Jules Verne-Fan das Herz höher schlagen lässt, sehr gute Schauspieler und richtig viel Steampunk!

Die Stadt Ember wurde vor beinahe 250 Jahren weit unter der Erde erbaut, um die Menschheit zu retten – dazu wurden seinerzeit 200 Menschen in die unterirdische Stadt evakuiert. Warum genau kann man als Zuschauer nur erahnen, denn das Wissen um die Vergangenheit ist inzwischen längst verloren gegangen. Ebensowenig wissen die Menschen von Ember, wie man Elektrizität und Feuer richtig nutzen kann, oder wie sie ihre inzwischen marode gewordene Stadt und den immer öfter ausfallenden Generator, der ihre Stadt künstlich erhellt, reparieren können. Bei einem Ausfall wird die Stadt in vollkommene Dunkelheit getaucht und die Bewohner Embers fürchten, dass der Generator eines Tages ganz ausfallen wird.
In dieser Zeit machen die beiden Schüler Lina und Doon ihren Schulabschluss und bekommen per Los ihre zukünftigen Jobs zugewiesen. Da sie beide einen Beruf gezogen haben, der ihnen missfällt, dem jeweils anderen aber gefällt, tauschen sie kurzerhand und werden im Verlauf der Handlung zu Verbündeten.
Die verwaiste Lina, die ein Nachkomme des siebten Bürgermeisters von Ember ist, findet in dem Haus ihrer Großmutter eine alte Metallbox, die von ebenjenem Bürgermeister einst entwendet wurde, der damit auch die ursprünglichen Pläne für Ember verloren gehen ließ. In der Box findet Lina nun die schlecht erhaltenen Anweisungen der “Erbauer”, die 200 Jahre nach Embers Bezug hätten umgesetzt werden sollen. Zusammen mit Doon macht Lina sich daran, die Geheimnisse dieser Box zu lüften und die zerfallende Stadt zu verlassen. Selbstverständlich stellen sich ihnen hier einige Hürden in den Weg, wie etwa ein korrupter Bürgermeister, ein sich in den Tunneln herumtreibendes schneckenähnliches Monster, die Entdeckung alter Mechanik, reißende Flussströmungen und die spannende Enträtselung bruchstückhafter Hinweise, die vielleicht ins Nichts führen.

City of Ember überzeugt dabei durch eine wundervoll schmutzig-braune Farbwelt, die von wenigen leuchtenden Farben geprägt ist. Gaslichtatmosphäre wartet überall, eine eindeutig nostalgische Typographie, ebenso wie spannende Konstruktionen maroder Technik, Rost und Flickwerk. City of Ember: Flucht aus der DunkelheitSelbst die immer wieder neu und grob zusammengehaltene Kleidung der Menschen zeugt von den Jahren einer reinen Nutzgesellschaft, die nie gelernt hat selbst etwas herzustellen und von den Hinterlassenschaften der Erbauer lebt. Wer das Computerspiel Bioshock zufällig kennt, wird die Optik des Films am ehesten mit diesem Spiel vergleichen können.

Was den Film zusätzlich so sympathisch macht, ist, dass er sich nicht unbedingt an Kinder richtet, sondern durchaus sozialkritische Aspekte aufweist, ein logisch durchdachtes Konzept für eine unterirdisch existierende Stadt abliefert und mit überzeugenden Darstellern besetzt ist, die den Verfall und die Probleme Embers wunderbar präsentieren können.
Mein einziger Kritikpunkt an diesem Film, der mich bestens unterhalten hat und daher unbedingt empfohlen wird, war das etwas abrupte Ende. Da die Romanvorlage allerdings aktuell aus vier Bänden besteht, wollte man sich wohl auch bei der Filmadaption die Option eines Nachfolgers offen halten. Wer ein Herz für klassische Abenteuerqueste und Steampunk bzw. Gaslichtwelten hat, wird City of Ember mögen.

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