Unterland

Cover von Unterland von Wolfgang und Heike HohlbeinAls Michael auf einem Fest des Schriftstellers Herny Wolf eingeladen ist, fühlt er sich unwohl, fürchtet sich vor den Dekorationen, und schließlich ereignet sich dort eine schreckliche Katastrophe. Und Michael erinnert sich an das, was er zusammen mit Wolf erlebt hat: Als er sich während eines Schulausflugs in die Katakomben der Stadt davonstiehlt und auf den Schriftsteller trifft, brechen sie durch eine Kammer und gelangen in ein Labyrinth voll von endlosen Gängen und unheimlichen Monstern. Und tief unter der Erde entdecken sie eine Stadt und Menschen, die ein Leben wie in vergangenen Zeiten führen. Doch Böses bedroht diese Stadt, und auf ihr, Michael und Wolf lastet ein schreckliches Geheimnis …

-Es war ein Gesicht wie aus einem Alptraum; einem jener Alpträume von der ganz besonders unangenehmen, hartnäckigen Sorte, die normalerweise von Schüttelfrost und Krämpfen begleitet kommen und im Grunde schon ins Reich der Fieberphantasien gehören …-
Das Fest

Hätte ich das Buch nicht geschenkt bekommen und mich irgendwie verpflichtet gefühlt, es zu lesen, hätte ich es wohl irgendwann abgebrochen. Aber so hab ich mich überwunden und irgendwoher die Geduld aufgebracht, es zu Ende zu lesen.
Über 700 Seiten lang verfolgt man das Umherirren von Michael in der oberen und unteren Welt. Die Handlung ist dabei genauso hanebüchen wie langweilig. Allein die glücklichen Zufälle treiben einen fast zum Wahnsinn, denn egal welche Gefahr auch immer auftaucht, stets entkommt der Held in letzter Sekunde oder wird gerettet. Klar, dass da keine Spannung aufkommen kann. Ein paar durchaus lustige Stellen (wenn z.B. ein Irrlicht seinen “Bruder” aus einem Fernseher befreien will) können hier aber auch nicht viel retten. Das große Finale am Ende kommt dann ebenso lasch und fade daher wie der Rest des Buches. Die “große Offenbarung”, mit der die Handlung aufgelöst wird, wird vom Leser nach den endlosen Seiten klaglos hingenommen, egal wie seltsam sie auch ist. Bei einem Fantasyroman ist ja man durchaus gewillt, sich “fantastischen” Möglichkeiten zu öffnen, das ist aber noch lange kein Freibrief, alles Mögliche (und Unmögliche) irgendwie zu verarbeiten und dabei mangelnde Logik mit Magie auszugleichen.
Die Figuren bleiben ebenso blass wie die Handlung, selbst an Michael geht die Handlung fast spurlos vorüber. Die Aktionen Henry Wolfs sind bar jeder Logik, zwar wird am Ende einigermaßen deutlich, worum es geht, dennoch würde kein normal denkender Mensch sich so verhalten.
Hohlbeins Stil ist der jugendlichen Zielgruppe angepasst, einige Stellen und Ausdrücke erscheinen recht eigenwillig und das allgegenwärtige “weißt du?” am Ende eines Satzes nervt auf Dauer. Selbst die Unterweltler hängen es an ihre Sätze. Nebenbei fragt man sich, wie eine seit fünfhundert Jahren unter der Erde lebenden Kulur, die äußerlich im Mittelalter stehen geblieben zu sein scheint, auf moderne Begriffe wie terrorisieren kommt.
Alles in allem ein “unterirdischer” Roman, den man nicht kennen muss.

Stand: 27. Oktober 2012
Erscheinungsjahr: 1992
Verlag: Ueberreuter
ISBN: 3-8000-2364-4
Seitenzahl: 788