Im Jahr der Dunkelheit werden alle Sterne Avalons für ein ganzes Jahr erlöschen. In diesem Jahr wird ein Kind geboren werden, das dazu bestimmt ist, Avalons Ende zu bringen. Rettung kann allein Merlins wahrer Erbe bringen. So lautet die Prophezeiung der Herrin vom See. 17 Jahre sind seit dem Jahr der Dunkelheit vergangen und Avalons Ende scheint nahe. Hohepriesterin Coerria schickt die junge Priesterin Llynia aus, den wahren Erben Merlins zu finden. Elli soll sie begleiten, obwohl die beiden Mädchen sich nicht leiden können. Unterwegs treffen sie auf Tamwyn und später auf dessen Bruder Scree. Es scheint, daß einer der Brüder das Kind der dunklen Prophezeiung ist und der andere der wahre Erbe Merlins. Aber welcher ist welcher?
– Aus den Klippen brach ein Feuerstoß und schoß in die Dunkelheit wie ein zorniger Drache.-
Prolog: In einer dunklen Nacht
Man braucht nicht lange, um die Geschichte zu durchschauen: Tamwyn ist der Enkel Merlins, folglich ist er der wahre Erbe Merlins, der die Rettung bringt. – So simpel ist es zum Glück dann doch nicht. Ebenso rasch, wie man zu dieser Schlußfolgerung gekommen ist, beginnt man auch wieder an ihr zu zweifeln. Zwar winkt T.A. Barron mit Zaunpfählen, die locker das Ausmaß von Mammutbäumen erreichen, andererseits bemüht er sich fleißig, dem Leser andere Protagonisten als Merlins wahren Erben schmackhaft zu machen. Ein heißer Kandidat ist Scree, der auf den ersten Blick, das unglückbringende Kind der dunklen Prophezeiung zu sein scheint. Aber Scree hütet und beschützt Merlins Stab, von dem in der Prophezeiung gesagt wird: Drum findet Merlins Zauberstab, dann ist der Erbe da. Merlin würde seinen Stab doch nicht dem Todfeind Avalons anvertrauen, oder doch? Falls Scree tatsächlich der Gegenspieler des Erben sein sollte, hat der Leser ein neues Problem. Scree ist ein netter Kerl, der seinen Bruder Tamwyn liebt. Niemand würde Genugtuung empfinden oder sich gar freuen, wenn er getötet würde. Denn das ist es, was das dunkle Kind erwartet: der Tod. Die Hohepriesterin Coerria hat Elli das Versprechen abgenommen, das dunkle Kind der Prophezeiung zu töten, sobald sie es gefunden hat. Aber auch Elli ist eine sympathische Figur, von der man nicht möchte, daß sie zur Mörderin wird – auch nicht für eine gute Sache.
Die Geschichte lebt von ihren Protagonisten. Tamwyn ist ein Tolpatsch, der häufig anderen unbeabsichtigt Schaden zufügt. Für den Leser ist seine Tapsigkeit witzig, seine Opfer finden seine Unbeholfenheit weniger komisch. Elli ist wütend auf Tamwyn, weil er ihre Harfe zerstört hat, das letzte Geschenk ihres Vaters, bevor er starb. Das sorgt für Zündstoff in der Gruppe. Der Hoolah lacht auch darüber, wie er über alles lacht und bringt damit seine Kameraden gegen sich auf. Selbst als er mit Tamwyn in eine Todesfalle gerät, findet er das höchst amüsant und er grinst auch noch, als der erboste Tamwyn droht, ihn zu töten: Gut, uuhuu iihii. Sterben ist etwas, das ich noch nicht probiert habe. Hoolahs besitzen ein ausgesprochen sonniges Gemüt. Elli und Llynia können sich auch nicht leiden. Llynia ist die einzige zwielichtige Person unter den Gefährten. Sie ist eine arrogante Ziege, die zuviel Ehrgeiz besitzt, aber man kann sich nicht sicher sein, wie sie sich entwickeln wird. Vielleicht bewährt sie sich auf der Reise und wird durch die bestandenen Abenteuer reifer und verantwortungsbewußter, ebenso ist es möglich, daß sie sich aus übertriebenem Ehrgeiz auf die Seite der Bösen schlägt. Sie könnte sogar das Kind der dunklen Prophezeiung sein, denn nirgends wird gesagt, daß es sich dabei um einen Jungen handelt.
Wer ist das Kind der dunklen Prophezeiung? Wer ist der wahre Erbe Merlins? Werden sich die Gefährten schließlich zusammenraufen und gemeinsam das Ende Avalons verhindern? Die tapfere Truppe muß auch Kämpfe und Gefahren bestehen, aber der Roman ist nicht actionlastig und bezieht seine Spannung hauptsächlich aus diesen Fragen. Es gibt auch noch den bösen und grausamen Hexer Kulwych, der sich für den größten Zauberer aller Zeiten hält, und der hinter Merlins Stab her ist. Jedesmal, wenn er auftaucht, verbreitet er Angst und Schrecken und Tod.
Barrons Erzählstil ist ausladend, er nimmt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen, trotzdem wird es nie langweilig. Auch die Natur Avalons und ihre Zerstörung beschreibt er ausführlich. Man merkt Barron an, daß ihm nicht nur Avalons Umwelt, sondern auch unsere sehr am Herzen liegt.