Alanna ist mittlerweile vierzehn Jahre alt und Prinz Jonathans Knappe. Im Wald trifft sie auf eine Dame, die ihr auf den Kopf zusagt, sie fürchte sich vor der Ritterprüfung, vor der Liebe und vor Herzog Roger von Conté. Genau diesen Ängsten muss Alanna sich in Im Bann der Göttin stellen. Sie muss in einen Krieg ziehen und zahlreiche andere Gefahren bedrohen ihr Leben.
-Die Reiterin mit dem kupferfarbenen Haar sah zum dunklen Himmel empor und fluchte. Gleich würde das Gewitter losbrechen und dabei gab es weit und breit keinen Unterschlupf.-
1 Die Dame im Wald
Auch im zweiten Band ist Alanna das beherzte, geradlinige und entschlossene Mädchen, das es Leserinnen jeden Alters leicht macht, sich mit ihr zu identifizieren. Jedoch im Gegensatz zu Die Schwarze Stadt geht hier alles etwas glatter vor sich und Tamora Pierce verwendet offensichtlicher die alte “Fantasy-Strategie” Gefahr, Rettung, neue Gefahr, wieder Rettung und so weiter bis zum glücklichen Ende. Je älter der Leser ist, um so weniger hat er das Gefühl, dass Alanna wirklich ernsthaft bedroht ist. Besonders die Episode, die im Krieg spielt, wird zu rasch und zu einfach aufgelöst.
Gleich zu Beginn erfährt man, dass Alannas Vater gestorben ist. Damit fällt ein Handlungsstrang weg, der ein reizvolles Konfliktpotential geboten hätte. Und um der Spannung willen, hätte Tamora Pierce dem Herzog von Conté etwas mehr Erfolg bei seinen Übeltaten gönnen können.
Bedauerlich ist auch, dass Alanna kaum noch von Selbstzweifeln geplagt wird. Gerade, dass sie sich so oft selbst in Frage gestellt hat, hat Alannas Charakter im ersten Band so viel Individualität und Persönlichkeit verliehen. Nun drehen sich ihre Selbstzweifel hauptsächlich darum, ob sie sich der Liebe hingeben soll und wenn ja, mit wem: Mit Prinz Jonathan oder mit Georg, König der Diebe? Glücklicherweise hat Tamora Pierce es vermieden, die Handlung in eine kitschige Liebesgeschichte abdriften zu lassen. Die Emotionen aller Protagonisten sind stimmig und die Autorin verzichtet auf jegliche Gefühlsduselei.
Trotz der kleinen Schönheitsfehler gehört Im Bann der Göttin zu den besten Fantasyromanen im Jugendbereich, auch wenn der Titel wieder einmal nicht glücklich gewählt ist. Es ist ein profunder Unterschied ob man sich im Bann eines Gottes befindet oder ob man -wie es der Originaltitel sagt- in der Hand (eines) Gottes ist, der zweite Begriff impliziert im Gegensatz zum ersten Schutz und Geborgenheit. Und genau das trifft auf diese Geschichte zu. Alanna besteht ihre Abenteuer u.a. so glücklich, weil die Muttergöttin sie schützt und ihr hilft.