Kerris, der verwaiste Sohn eines großen Kriegsherrn, hat als Kind durch einen Schwerthieb einen Arm verloren. Als Krieger ungeeignet, hängt er seinen Träumen nach – von einer Gemeinschaft der Cheari, der begnadeten Krieger von Arun, und von seinem Bruder Kel, dem vielleicht besten von ihnen. Als er Kel und seinen Gefährten in die ferne Stadt Elath begleitet, findet er einen Meister, der eine Gabe in ihm weckt, die mächtiger ist als jedes Schwert. Doch im einst friedlichen Elath lauern erbarmungslose Gegner – und jetzt ist es an Kerris, dem Tod ins kalte Auge zu sehen …
-Kerris erwachte. Er reckte sich. Er fühlte sich kalt und steif. Der Strohsack unter ihm war dünn und stachlig; er hatte weit entfernt von den Kaminen geschlafen, an einer Stelle, wo er der Tür am nächsten war.-
1. Kapitel
Trotz einiger Vorbehalte gegen den ersten Teil der Trilogie habe ich mich auch an den zweiten gewagt, und ich war ehrlich positiv überrascht. Die Handlung setzt ca. 100 bis 150 Jahre nach dem ersten Band ein und erzählt nun ein völlig anderes Schicksal eines Menschen von Tornor Keep. Dabei werden gerade zu Beginn viele Verknüpfungen zu Die Winterfestung gemacht, die man mit einem Lächeln zur Kenntnis nimmt.
Die Welt von Arun ist diesmal noch facettenreicher und lebendiger. Seit der Schlacht im ersten Teil hat es kaum Kriege gegeben und die Grenzfesten haben ihre eigentliche Aufgabe verloren. Trotzdem lernen die Menschen noch das Kriegshandwerk, wozu aber der Protagonist aufgrund seines fehlenden Armes ungeeignet ist. Das Schicksal von Kerris auf dieser Burg erregt natürlich Mitleid beim Leser, jedoch ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Kerris’ Charakter wirkt lebendig, es fällt aber manchmal etwas schwierig, die Handlungen nachzuvollziehen.
Die Welt der chrearis, die im ersten Teil begonnen hat, ist 150 Jahre später weit im ganzen Süden verbreitet. Dabei gelingt es der Autorin, der Welt einer unglaublichen Dichte und Komplexität zu geben, die den Leser gleichzeitig mit einbindet und fesselt.
Ein bißchen gewöhnungsbedürftig ist jedoch die Lebensweise der chearis: Jeder kann seinen sexuellen Wünschen frei nachgehen und die Autorin konnte es dann nicht vermeiden, auch ein paar Mal genauere Details preiszugeben. Wer in dieser Hinsicht sehr konservativ ist, sollte es sich besser zweimal überlegen, das Buch zu lesen.
Auch hier tauchen wie im ersten Buch sehr viele Personen auf, man sollte sich dadurch aber nicht abschrecken lassen. Sobald man die 7 (!) Hauptpersonen einigermaßen kennengelernt hat, schafft man es gut, der Handlung zu folgen.