Die düstere Festung Tornor Keep im Norden Aruns schützt das fruchtbare Land seit vielen Jahren gegen die feindlichen Horden aus Anhard. Doch dann fällt Errel, der junge Burgherr, in die Hände des gnadenlosen Col Istor. Während der Winter die Feste von Arun in seinem eisigen Griff hält, erscheinen zwei geheimnisvolle Frauen am Tor der Burg: zwei Kriegerinnen, denen kein Mann im Zweikampf gewachsen ist. Sie verhelfen Errel und seinem treuen Gefährten Ryke zur Flucht – doch die beiden jungen Männer wissen, dass sie zurückkehren müssen, um Tornor von Col Istor und seinen Briganten zu befreien …
-Tornor Keep war ein toter Ort. Es brannte aus.
Rykes Gesicht war rußverschmutzt, seine Handgelenke waren bis aufs Fleisch zerschunden, so sehr hatte er gegen die Fesseln gewütet.-
1. Kapitel
Die Handlung, die in ca. anderthalb Monaten spielt, bietet wenig Neues: Tornor wird von Col Istor besetzt, der Prinz muss fliehen, findet aber in der Fremde Freunde, die ihm im Kampf gegen die Besatzer helfen. Lesefreude ist bei mir daher kaum aufgekommen, teilweise dümpelt die Handlung vor sich hin und man hofft auf eine interessante Entwicklung, die sich nicht einstellen will. Die Geschichte vom jungen Prinzen Errel und seinem Gefährten Ryke reißt den Leser nicht wirklich mit, außer ein paar Stellen am Ende ist kaum Spannung vorhanden. Dabei ist der Ansatz durchaus interessant, für meinen Geschmack aber wird die Geschichte etwas zu lieblos und trocken erzählt.
Ein weiteres Hindernis waren die zahlreichen Nebenpersonen, die die Geschichte zu bieten hat. An einigen Stellen tauchen zu schnell zu viele neue Namen auf, die man leider allzu schnell überliest und nicht richtig in die Geschichte einordnen kann. Die Personen wirken zwar durchaus lebendig: Errel macht eine große Entwicklung durch und lässt sich auf die neuen Begebenheiten ein, während bei Ryke die Flucht kaum eine Spur zu hinterlassen scheint und er sich stets zurück nach Tornor wünscht. Ganz gut hat mir die Idee von Norres und Sorren gefallen, zwei Frauen, die sich in der patriarchalischen Welt nicht unterordnen wollten und das Kämpfen erlernten.
Die Welt an sich ist überraschend gut durchdacht und wirkt zumindest teilweise lebendig. Dem Leser wird das Bild einer mittelalterlichen Welt beschrieben, in der ein brüchiger Frieden zwischen Anrun und Anhard besteht. Was wirklich gefehlt hat, war eine Karte des Landes. Errel und Ryke sind viel unterwegs und kommen an viele Orte, doch die Beschreibungen der Autorin reichen nicht aus, um ein vollständigs Bild des Landes zu erschaffen. Somit bleiben Errels und Rykes Flucht für den Leser undurchsichtig und nicht richtig nachvollziehbar.
Auch die Idee der chearis ist gut eingearbeitet worden. Diese praktizieren waffenloses Kämpfen durch eine Art der Selbstverteidigung, die sich, wie die Autorin bemerkt, an der Kunst des Aikido orientiert. Sie leben völlig anders als es Ryke und Errel gewohnt sind, was zumindest bei Ryke auf Unverständnis und Verwirrung stößt.
Somit ist die Welt zwar einigermaßen gut gelungen, durch das langatmige Erzählen wird aber der Lesespass in Grenzen gehalten.