Bibliotheka Phantastika gratuliert Kenneth C. Flint, der heute 65 Jahre alt wird. Schon in seinem ersten, 1981 veröffentlichten Roman A Storm Upon Ulster widmete sich der am 23. Juni 1947 in Omaha im amerikanischen Bundesstaat Nebraska geborene Kenneth Covey Flint mit der irisch-keltischen Sagenwelt dem Sujet, das auch in allen seinen späteren Werken eine zentrale Rolle spielen sollte, anfangs zumeist in Form einer mehr oder weniger freien Adaption der Saga um einen der großen irischen Helden. Im Mittelpunkt seines 1986 auch als The Hound of Culain (und unter dem Titel Der Sohn der Sidhe 1982 auf Deutsch) erschienenen Erstlings steht Cuculain, der Ulster gegen die Armeen von Königin Mebd von Connacht verteidigen muss. Die Sidhe Trilogy (The Riders of the Sidhe, Champions of the Sidhe (beide 1984) und Masters of the Sidhe (1985)) erzählt die Geschichte Lughs, der zusammen mit den Tuatha Dé Danann gegen die Fomorier unter ihrem König Balor of the Evil Eye kämpft, und in der Trilogie um Finn MacCumhal (Challenge of the Clans (1986), Storm Shield (1986) und The Dark Druid (1987)) geht es logischerweise um Finn MacCumhal.
Isle of Destiny (1988) erzählt die Vorgeschichte von A Storm Upon Ulster, während Flint mit Cromm (1990) erstmals eine in der Gegenwart angesiedelte Geschichte vorlegte, in deren Verlauf ein junger irischer Künstler auf höchst bedrohliche Weise mit den alten Legenden der Heimat seiner Vorfahren in Gestalt von Cromm Cruaich konfrontiert wird. Otherworld (1992), Legends Reborn (1992) und The Darkening Flood (1995) folgen einem ähnlichen Muster, während es in den beiden unter dem Pseudonym Casey Flynn veröffentlichten Romanen um die Gods of Ireland (Most Ancient Song und The Enchanted Isles (beide 1991)) nochmals zurück in Irlands Vergangenheit, und zwar konkret zum Konflikt zwischen Nemediern und Fomoriern geht.
Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat Kenneth Flints Karriere als Fantasy-Autor schließlich ihr – zumindest vorläufiges – Ende gefunden, was vermutlich nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass das Genre sich weiterentwickelt hat und die mehr oder minder freie Adaption alter Sagenstoffe irgendwann schlicht ausgereizt war. Hinzu kommt, dass Flint das Level von A Storm Upon Ulster und der Sidhe Trilogy in seinen späteren Werken nicht mehr halten konnte und sich längst neue Autoren und Autorinnen mit interessanteren (oder auch nur massentauglicheren) Konzepten am Markt etabliert hatten. Andererseits steht Flint sozusagen exemplarisch für einen Typus von Autoren, die gezeigt haben, dass es möglich ist, alte Sagen- und Legendenstoffe in einer für die Anforderungen des Unterhaltungs-Massenmarkts tauglichen Form aufzubereiten; nicht zuletzt aus diesem Grund sind sein Erstling und die Sidhe-Trilogie auch heutzutage noch zumindest genrehistorisch interessant.
Tag: Jubiläen
Bibliotheka Phantastika erinnert an Sara Douglass, die im letzten Jahr in Folge ihres Krebsleidens verstarb. Sie wäre heute 55 Jahre alt geworden.
Fantasy-LeserInnen ist die Autorin vor allem durch ihre erste Buchreihe The Axis Trilogy (1995-1996; dt. Unter dem Weltenbaum) bekannt. Doch um an dieser Stelle nicht allzuviel zu wiederholen, empfehlen wir einen Blick in das Portrait der Autorin, die mit ihrer Mischung aus herausfordernder Romantik, magischen Welten und intriganter Kriegsführung ein breites, wenn auch überwiegend weibliches Publikum zu begeistern wusste.
Bibliotheka Phantastika erinnert an Louise Cooper, die heute 60 Jahre alt geworden wäre. Die am 29. Mai 1952 im englischen Hertfordshire geborene Cooper begann schon als Jugendliche zu schreiben und war gerade mal 20 Jahre alt, als mit Book of Paradox (1973; dt. Buch der Paradoxe (1979)) ihr erster Roman erschien, eine – zumindest in der deutschen Ausgabe – etwas wirre Geschichte, die auf den Tarotkarten basiert. Auf den in England wohlwollend aufgenommenen Erstling folgte ein steter Strom weiterer Werke, so dass bei Louise Coopers überraschendem Tod am 20. Oktober 2009 mehr als 80 fast ausschließlich phantastische Romane für Erwachsene, Kinder und Jugendliche vorlagen, deren inhaltliches Spektrum von klassischer Fantasy bis zur Paranormal Romance reicht. Wobei Coopers Autorenkarriere zunächst durchaus schwerfällig in Gang kam, denn ihre nach Book of Paradox in den 70ern und frühen 80ern erschienenen Romane – etwa der sich um Vampire drehende Zweiteiler Blood Summer (1976) und In Memory of Sarah Bailey (1977) oder der klassische Fantasyroman Lord of no Time (1977) – hinterließen wenig Spuren im Genre.
Doch das sollte sich schlagartig ändern, als sie auf Anraten ihres Agenten die wichtigsten Elemente – das Setting, die Hauptfiguren und das Grundkonzept – aus Lord of no Time übernahm und das Ganze zu einer aus den Bänden The Initiate (1985), The Outcast (1986) und The Master (1987) bestehenden Trilogie erweiterte, die sowohl in England wie in den USA sehr erfolgreich wurde. Die Idee, die hinter der Time Master Trilogy steht, hat Louise Cooper dem Vernehmen nach schon seit ihrer Teenagerzeit mit sich herumgetragen, und sie ist vergleichsweise schlicht: Ausgangspunkt ist das u.a. aus den Romanen Michael Moorcocks bekannte Konzept der miteinander im Wettstreit liegenden Mächte der Ordnung und des Chaos, doch bei Cooper haben die Mächte der Ordnung den jahrtausendelangen Kampf gewonnen und herrschen auf die ihnen eigene Weise über die Welt, bis ein Avatar der Lords des Chaos auftaucht, der sogar die Zeit manipulieren kann.
Die Time Master Trilogy war so erfolgreich, dass mit der Chaos Gate Trilogy (1991-92) zunächst eine Fortsetzung, und mit der Star Shadow Trilogy (1994-95) ein Prequel folgten, wobei Letzteres in die Zeit zurückführt, in der die Mächte des Chaos die Herrschaft über die Welt innehatten.
Die Novität einer Welt, in der Ordnung und Chaos sich nicht so einfach in Gut und Böse aufteilen lassen, verblasste allerdings schnell, so dass die Nachfolgebände der ursprünglichen Time Master Trilogy mit dem Ausgangswerk nicht mithalten können und auch im Vergleich zu dem Einzelroman Mirage (1987), vor allem aber zur achtbändigen Serie um das Mädchen Indigo weniger gut abschneiden. Auch diese, aus den Romanen Nemesis (1988), Inferno (1988), Infanta (1989), Nocturne (1989), Troika (1991), Avatar (1991), Revenant (1992) und Aisling (1993) bestehende Reihe zeigt einen ungewöhnlichen Ansatz, denn die Titelheldin hat – einer Pandora im Fantasyland nicht unähnlich – Dämonen in die Welt entlassen, die bitteres Unheil über Volk gebracht haben, und nun muss Indigo, begleitet von einem intelligenten Wolf, diese Dämonen wieder zur Strecke bringen. In dieser von einer morbiden, düsteren Grundstimmung beherrschten Geschichte ist nur wenig so, wie es anfangs scheint.
Mitte der 90er Jahre wandte Louise Cooper sich verstärkt dem Kinder- und Jugendbuch zu und verfasste für diesen Markt u.a. mit dem Jahrhunderte nach der Haupthandlung spielenden Dreiteiler Daughter of Storms (1996-98) ein weiteres Time-Master-Spin-Off. Auf Deutsch ist außer dem bereits erwähnten Buch der Paradoxe kaum etwas von ihr erschienen; immerhin hat ihr wichtigstes Werk es als Herrscher über die Zeit (mit den Einzeltiteln Der Lehrling, Der Verbannte und Der Meister (alle 1990)) nach Deutschland geschafft. Darüber hinaus gibt es nur noch die jeweils vierbändigen Kinderbuchserien The Sea Horses (2003-2005; dt. Die Zauberpferde (2006-2007)) und The Mermaid Curse (alle 2008; dt. Der Fluch der Meerjungfrauen (alle 2010)), was verglichen etwa mit dem zwar längst nicht vollständig, aber doch in großen Teilen auf Deutsch vorliegenden Werk ihrer etwas älteren und ähnlich fleißigen Kollegin Tanith Lee schon ein bisschen verwunderlich ist.
Bibliotheka Phantastika gratuliert Walter Moers, der heute 55 Jahre alt wird. Phantastik-LeserInnen sind vor allem die Zamonien-Romane des am 24. Mai 1957 in Mönchengladbach geborenen Autors und Zeichners ein Begriff, die 1999 mit Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär an den Start gingen und nicht nur hierzulande zu großen Erfolgen wurden, sondern zu den wenigen Phantastik-Titeln gehören, die vom Deutschen ins Englische übersetzt wurden.
Für weitere Informationen über den Schöpfer so unterschiedlicher Charaktere wie Das kleine Arschloch oder Hilgegunst von Mythenmetz, der eher durch seine Figuren spricht, als selbst in Erscheinung zu treten, verweisen wir auf unser umfangreiches Portrait.
Bibliotheka Phantastika erinnert an Mervyn Wall, der heute vor 15 Jahren gestorben ist. Das schriftstellerische Oeuvre des am 23. August 1908 in Dublin, Irland, geborenen und am 23. Mai 1997 im Alter von 89 Jahren gestorbenen Mervyn Wall ist ziemlich überschaubar – ein paar Theaterstücke, eine Handvoll Romane und Erzählungen – doch die beiden Romane, die er ziemlich zu Beginn seiner Karriere schrieb, sind wunderbare Beispiele schrullig-phantastischen Erzählens und hätten einen höheren Bekanntheitsgrad mehr als verdient.
The Unfortunate Fursey (1946) erzählt die Geschichte des Laienbruders Fursey, der es etwa um das Jahr 800 n.Chr. herum im irischen Kloster Clonmacnoise mit einer Horde Teufel und Dämonen zu tun bekommt, die in seiner Zelle Zuflucht vor den Gebeten der rechtschaffenen Mönche suchen und sich dort – da Fursey die notwendigen Gebete für einen korrekten Exorzismus nicht schnell genug aufsagen kann – häuslich einrichten. Was zur Folge hat, dass der arme Fursey mit Schimpf und Schande aus dem Kloster gejagt wird … und damit fangen seine Probleme dann erst so richtig an. Denn Fursey, der doch eigentlich nur eines will, nämlich ins Kloster zurückkehren und wieder in der Küche arbeiten, muss nicht nur wider Willen eine Hexe heiraten, sondern wird vollkommen unabsichtlich und ohne eigenes Zutun auch noch zu einem Zauberer. Und all seine Versuche, der Kirche seine Unschuld zu beweisen, scheitern, so dass er seine Rettung – wenn man denn das, was am Ende geschieht, als Rettung bezeichnen will – letztlich dem großen Widersacher seiner ehemaligen Mitbrüder zu verdanken hat. In The Unfortunate Fursey (dt. Der unheilige Fursey oder das Irland der Frommen (1983)) balanciert Wall gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Tragödie bzw. vermischt auf virtuose Weise humoristische und ernste oder traurige Elemente – und zeigt nebenher, dass sich die Fantasy durchaus dazu eignen kann, die Abenteuer eines eher unbedeutenden Mannes zu schildern. In The Return of Fursey (1948; dt. Furseys Rückkehr in das Irland der Frommen (1987)) ist der Humor dann noch ein bisschen schwärzer, galliger, und die satirischen Seitenhiebe auf Politik, Kirche und Bürokratie sind schärfer. Trotzdem sorgen die Versuche des vom Christentum und seinen ehemaligen Mitbrüdern aus nachvollziehbaren Gründen enttäuschten Fursey, böse und sündhaft und ein richtiger Zauberer zu werden, in Anbetracht seiner entsprechenden Erfolge natürlich immer noch für so manches Schmunzeln; nur so richtig herzhaft lachen mag man nicht mehr …
Nach den beiden Fursey-Romanen hat Wall sich der zeitgenössischen Literatur zugewandt und ist nur für ein paar Erzählungen in den 70er und 80er Jahren noch einmal zur Phantastik zurückgekehrt, doch seinen Platz im Fantasy-Pantheon hatte er sich bereits in den 40er Jahren verdient. Wobei es mindestens ebenso bedauerlich wie interessant ist, dass Mervyn Wall und seine Fantasyromane im anglophonen Sprachraum fast vergessen bzw. nur einer Handvoll Spezialisten bekannt sind. Immerhin hat Fursey es in den 80er Jahren auch nach Deutschland geschafft, wo er passenderweise in einer Reihe mit Romanen von T.H. White (dessen Humor dem Walls nicht ganz unähnlich ist) und James Stephens (einem ebenfalls kaum noch bekannten irischen phantastischen Erzähler) erschienen ist, noch dazu in einer wirklich schön gestalteten und angemessen übersetzten Ausgabe.
Bibliotheka Phantastika gratuliert Sean Williams, der heute 45 Jahre alt wird. Der am 23. Mai 1967 in Whyalla, Australien, geborene Sean Llewellyn Williams veröffentlichte seine ersten Horror- und SF-Kurzgeschichten Anfang der 90er Jahre in australischen Fanzines wie EOD und Magazinen wie Aurealis oder Eidolon. Kurz danach erschienen seine ersten SF-Romane – teils allein, teils zusammen mit Shane Dix verfasst –, die anfangs ebenfalls in Australien, jedoch schon bald auch in den USA und Großbritannien veröffentlicht wurden. Bei ihnen handelt es sich zumeist um Space Operas in Form von Einzelromanen oder kurzen Zyklen, sowie um mehrere Beiträge zum Expanded Universe von Star Wars.
2001 unternahm Williams mit The Stone Mage and the Sea, dem ersten Band der Books of the Change, seinen ersten Ausflug in die Fantasy. Den Hintergrund der mit The Sky Warden and the Sun (2002) und The Storm Weaver and the Sand (2002) fortgesetzten Jugendbuch-Trilogie bildet ein phantastisch verfremdetes Australien in ferner Zukunft, dessen riesige, von rotem Sand bedeckte Wüsten von den Stone Mages beherrscht werden, während an den Küsten die Sky Wardens das Sagen haben. In diese Welt wird Sal hineingeboren, ein Junge mit magischen Fähigkeiten, der schon bald zum Spielball der unterschiedlichsten Interessen wird.
Die Books of the Change sind bisher nur in Australien erschienen, doch seinen nächsten, dieses Mal an Erwachsene gerichteten Fantasy-Zyklus konnte Williams auch in die USA verkaufen (was ihm mit seiner SF bereits mehrfach gelungen war). Dabei dürfte gewiss auch eine Rolle gespielt haben, dass The Crooked Letter (2004), der erste Band der Books of the Cataclysm, zuvor mit dem Aurealis Award und dem Ditmar Award die beiden wichtigsten F&SF-Preise Australiens abgeräumt hatte. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn The Crooked Letter erzählt nicht nur die Geschichte der Spiegelzwillinge Seth und Hadrian Castillo, sondern gibt auch den Blick auf ein phantastisches Universum frei, in dem bereits zwei Mal verheerende Umwälzungen stattgefunden haben, so dass drei sehr unterschiedliche Sphären entstanden sind. In einer dieser Sphären befindet sich die Welt, wie wir sie kennen, wohingegen die anderen beiden sehr anders sind – doch alle drei werden von mächtigen Entitäten beherrscht, denen Wesen wie die Menschen herzlich egal sind. The Crooked Letter ist ein sehr ungewöhnliches Werk, das mehr Horror- und SF- als Fantasy-Elemente enthält, aber in Williams’ Fantasy-Kosmos eine zentrale Rolle einnimmt, denn es entpuppt sich auch als Prequel zu den Books of Change und liefert Erklärungen und Hintergründe für die Entstehung der dort und in den Folgebänden der Books of the Cataclysm geschilderten Welt. Besagte Folgebände – The Blood Debt (2005), The Hanging Mountains (2005) und The Devoured Earth (2006) – sind dann auch wieder deutlich konventioneller ausgefallen und in ihnen begegnen wir erneut Sal und anderen aus der ersten Trilogie bekannten Figuren.
Williams’ Fantasyzyklen haben mit herkömmlicher, tolkienesker oder mehr oder weniger pseudomittelalterlicher Fantasy wenig gemein; sie wirken viel eher wie eine modernisierte und weiterentwickelte Version der vor allem in den 70ern beliebten post-apokalyptischen Romane und Zyklen (was logisch scheint, denn die Kataklysmen sind letztlich apokalyptische Ereignisse) und beschwören gelegentlich Bilder herauf, bei denen einem Mad Max und ähnliche Endzeitfilme in den Sinn kommen. Ungewöhnliche Fantasy hat es allerdings schwer auf dem Markt. In den USA ist der vierte Band der Books of the Cataclysm bis heute nicht erschienen (und wird wohl auch nicht mehr erscheinen), und auch was die deutsche Ausgabe der Bücher des Kataklysmus angeht, besteht kaum Hoffnung, dass die Reihe über Die Spiegelzwillinge (2009) und Die Blutschuld (2010) hinaus fortgesetzt wird.
In Australien hingegen gibt es mit The Broken Land (2008/2009) inzwischen sogar eine aus den Bänden The Changeling, The Dust Devils und The Scarecrow bestehende Kinderbuch-Trilogie, die Williams’ bizarren Fantasy-Kosmos zum Schauplatz hat.
Bibliotheka Phantastika erinnert an Stuart Gordon, der heute 65 Jahre alt geworden wäre. Der am 18. Mai 1947 in Banff, Schottland, als Sohn eines Laird geborene Richard Alexander Steuart Gordon hat im Laufe seines Lebens teilweise unter seinem richtigen Namen, teilweise unter Pseudonym – Letzteres in erster Linie, um mögliche Verwechslungen zu vermeiden – in den verschiedensten Bereichen Bücher veröffentlicht, angefangen mit der fünfbändigen Serie The Bikers (1971-73, unter dem Pseudonym Alex R. Stuart) in der eine Gruppe monströser Motorradrocker das zeitgenössische England terrorisiert.
Wesentlich phantastischer und somit für Fantasyleser und -leserinnen interessanter geht es in der aus den Bänden One-Eye (1973), Two-Eyes (1974) und Three-Eyes (1975) bestehenden Eyes Trilogy (auch als Sammelband, 1978) zu, in der Menschen und genetisch veränderte Mutanten auf einer durch eine lange zurückliegende, vermutlich atomare Katastrophe verwüsteten Erde gegeneinander und ums Überleben kämpfen. In dieses postapokalyptische Setting wird ein einäugiger Mutant geboren, der als Reinkarnation eines bereits kurz nach der Katastrophe aktiven mächtigen Mutanten und prophezeiter Befreier der genetisch Veränderten gilt. In den drei auch auf Deutsch als Messias der Mutanten (1979), Gesang der Mutanten (1980) und Traum der Mutanten (1980) erschienenen Bänden, in denen die Fronten zwischen Gut und Böse selten klar definiert sind, geht es einerseits um One-Eyes Geschichte, andererseits um den Konflikt zwischen Aberglaube und wissenschaftlichen Erkenntnissen – und um die Frage, ob das, was der Menschheit schon einmal den Untergang gebracht hat, ihr vielleicht jetzt das Überleben sichern könnte.
Die Mutanten-Trilogie ist gewiss kein Meisterwerk, sondern lebt in erster Linie von den phantastischen Einfällen und den eindringlichen Bildern, die Stuart Gordon gelegentlich in ihr heraufbeschwört – etwas, das sich genauso auch über Suaine and the Crow-God (1975; dt. Der Krähengott (1978)) sagen lässt. In diesem kurz vor der Zeitenwende auf einer Insel vor der schottischen Westküste beginnenden Roman spielen die harten Lebensbedingungen zu dieser Zeit und an diesem Ort eine beinahe ebenso große Rolle wie der Konflikt zwischen dem Krähengott der ursprünglichen Inselbewohner und Lug, dem Gott der Eroberer – und mittendrin ist Suaine, dessen Abstammung ein Geheimnis umgibt. Ausgedehnte Traumsequenzen, in denen die mythische Macht der alten Götter Blicke in die Vergangenheit und die Zukunft, ins lang versunkene Atlantis und in unsere Gegenwart gewährt, machen aus Suaines Geschichte einen überaus ungewöhnlichen Heroic-Fantasy-Roman.
In den 80ern hat Stuart Gordon noch mehrere SF-Romane verfasst, in denen es zumeist um Zeitreisen geht, und sich in den 90ern dem Schreiben von Sachbüchern und Wanderführern zugewandt. Ende der 90er Jahre begann er im Ausland als Englischlehrer zu arbeiten, anfangs in Polen, ab 2003 in China. Und dort – genauer gesagt in Shanghai – ist er am 07. Februar 2009 im Alter von 61 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts auch gestorben.
Bibliotheka Phantastika erinnert an Lloyd Alexander, der heute vor fünf Jahren gestorben ist. Der am 30. Januar 1924 in Philadelphia, Pennsylvania, geborene Lloyd Chudley Alexander fand nach einigen nicht sonderlich erfolgreichen Versuchen, sich als Autor zeitgenössischer Belletristik zu etablieren, mit seinem ersten Fantasyroman Time Cat: The Remarkable Journeys of Jason and Gareth (1963; dt. Die Zeitkatze (1986)) nicht nur seine Stimme sondern auch das Metier, dem er in den folgenden 40 Jahren seiner Autorenkarriere treu bleiben sollte: das – meist phantastische – Kinder- und Jugendbuch. Bei den Recherchen zu Time Cat (einem Roman, in dem es um eine zeitreisende Katze geht) hatte er sich u.a. mit der walisischen Mythologie beschäftigt und sich dabei an seine Liebe zu Wales erinnert – er hatte das Land in den 40er Jahren als Soldat kennengelernt – und beides inspirierte ihn zu einem vom Mabinogion beeinflussten mehrbändigen Zyklus, der als The Chronicles of Prydain bekannt werden sollte. Beginnend mit The Book of Three (1964) wird in ihnen die Geschichte vom Kampf des Hilfsschweinehirten Taran – der dabei unter anderem vom Orakelschwein Hen Wen, dem Zauberer Dallben und Prinzessin Eilonwy unterstützt wird – gegen den Todesfürsten Arawn und dessen Vasallen und Verbündete erzählt. Etliche Versatzstücke aus dem Mabinogion bilden den Hintergrund, vor dem Alexander die Abenteuer Tarans im Book of Three und den Folgebänden The Black Cauldron (1965), The Castle of Llyr (1966), Taran Wanderer (1967) und The High King (1968) in Form eines klassischen Entwicklungsromans erzählt, denn um seine Aufgabe letztlich zu erfüllen, muss Taran wachsen und Entscheidungen treffen, und er muss lernen, mit Enttäuschungen und Verlust fertigzuwerden. Abgerundet werden die Chronicles mit The Foundling and Other Tales of Prydain (1973, exp. 1999), einem Band mit Kurzgeschichten, die alle vor dem Hauptzyklus spielen.
Tarans Abenteuer sind auch ins Deutsche übersetzt und mehrfach neu aufgelegt worden, teils als Einzelromane – Taran und das Zauberschwein (1969) bzw. Das Buch der Drei (2003), Taran und der Zauberkessel (1970) bzw. Der schwarze Kessel (2003), Taran und die Zauberkatze (1972) bzw. Die Prinzessin von Llyr (2003), Taran und der Zauberspiegel (1973) bzw. Der Spiegel von Llunet (2003), Taran und das Zauberschwert (1974) bzw. Der Fürst des Todes (2003) und Der Findling und andere Geschichten aus Prydain (2003) – teils in Sammelbänden, zuletzt als Taran (2009). Die Geschichte, die – aufgrund des Zeitpunkts ihrer Entstehung – auch genrehistorisch nicht uninteressant ist, kann nie verleugnen, dass sie für ältere Kinder und Jugendliche konzipiert wurde, wird allerdings von Band zu Band düsterer und eignet sich immer noch als durchaus lesenswerter Einstieg ins Genre. Unter dem Titel The Black Cauldron (dt. Taran und der Zauberkessel) sind die ersten beiden Bände 1985 auch von Disney verfilmt worden, doch dem (für Disney-Verhältnisse eher düsteren) Zeichentrickfilm war kein sonderlicher Erfolg beschieden.
Auch nach den Chronicles hat Lloyd Alexander noch eine Reihe beachtenswerter Romane verfasst, etwa die vergleichsweise düsteren, aus den Bänden Westmark (1981; dt. Aufruhr in Westmark (1983) bzw. Der Setzerjunge (2004)), The Kestrel (1982; Der Turmfalke (1984, NÜ 2004)) und The Beggar Queen (1984; dt. Die Bettlerkönigin (1985, NÜ 2005)) bestehenden Chronicles of Westmark (dt. Westmark-Trilogie), die die Abenteuer des Setzerlehrlings Theo in einer an die französische Revolution erinnenden Zeit des Aufruhrs und der politischen Veränderungen in einem fiktiven Königreich schildern, oder die sechsbändige, in einer alternativen viktorianischen Epoche spielende Reihe um Vesper Holly (1986-2005), oder auch Einzelromane vor dem Hintergrund einer bestimmten irdischen Kultur und Mythologie wie etwa The Remarkable Journey of Prince Jen (1991), The Arcadians (1995) und The Iron Ring (1997), doch den Erfolg seiner Taran-Geschichten konnte er nicht wiederholen.
Seinen letzten Roman The Golden Dream of Carlo Chuchio (2007), in dem es um die abenteuerliche Jagd nach einem Schatz vor dem Hintergrund der Geschichten aus 1001 Nacht geht, hat Lloyd Alexander nur wenige Wochen vor seinem Tod begleitet von den Worten “I have finished my life work” an seinen Verlag geschickt. Kurz darauf ist er – zwei Wochen nach seiner Frau, mit der er 61 Jahre verheiratet war – am 17. Mai 2007 im Alter von 83 Jahren an Krebs gestorben.
Bibliotheka Phantastika gratuliert Stephen R. Donaldson, der heute 65 Jahre alt wird. Der am 13.05.1947 in Cleveland, Ohio, geborene Stephen Reeder Donaldson ist der Schöpfer eines der wohl ungewöhnlichsten Helden der epischen Fantasy: Mit Thomas Covenant the Unbeliever schlug Donaldson einen völlig anderen Weg ein als all die anderen Autoren, die ab den späten 70ern an Tolkiens Herr der Ringe anzuknüpfen versuchten. In den als First Chronicles erschienenen ersten drei Zyklusbänden Lord Foul’s Bane (1977, dt. Lord Fouls Fluch (1980) bzw. Der Fluch des Verächters (1998)), The Illearth War (1977, dt. Die Macht des Steins (1981) bzw. Der Siebte Kreis des Wissens (1998)) und The Power That Preserves (1977, dt. Die letzte Walstatt (1981)) verschlägt es Covenant ganz klassisch in eine nur “das Land” genannte Fantasy-Welt, die vom Verheerer Lord Foul mit völliger Vernichtung bedroht wird – der Neuankömmling aus unserer Welt wird, nicht zuletzt dank seines Eherings aus Weißgold, zum Hoffnungsträger. Thomas Covenant allerdings ist leprakrank, und sein psychischer Selbstschutz besteht darin, dass er nicht an die Existenz des Landes glaubt, was nicht nur gravierende Folgen für den Kampf gegen Lord Foul hat, sondern auch für jede einzelne Begegnung und Entscheidung, der sich Covenant gegenübersieht.
Auch wenn sich das Bild von Covenant als nicht eben sympathischer Antiheld und seine Beziehung zum Land ein wenig wandelt, wenn er nach tausenden von Jahren in den Second Chronicles in den Bänden The Wounded Land (1980, dt. Das verwundete Land (1984)), The One Tree (1982, dt. Der einsame Baum (1984)) und White Gold Wielder (1983, dt. Der Bann des weißen Goldes (1985) bzw. Der Ring der Kraft (1999)) – dieses Mal unfreiwillig von der Ärztin Linden Avery begleitet – wiederum ins Land zurückkehrt, bleibt er doch ein Protagonist, der bei LeserInnen sehr gespaltene Meinungen hervorruft, wobei gerade die Mischung aus klassisch-archaischer Fantasy-Welt, deren Bewohner eng mit dem Land verbunden sind, und dem widerstrebenden Helden die Reihe zu einem Klassiker der Fantasy-Literatur macht.
Während man es bei Thomas Covenant mit einem Helden zu tun hat, der sich weigert, an die Existenz der Welt zu glauben, die er retten soll, ist Terisa, die Protagonistin aus Donaldsons zweitem Fantasy-Zyklus Mordant’s Need (The Mirror of Her Dreams (1986), dt. Der Spiegel Ihrer Träume (1988)) und A Man Rides Through (1987), dt. Einer reitet durch (1989) bzw. Die Magier von Mordant (2000)), sozusagen ein Gegenentwurf dazu: Auch Terisa verschlägt es (durch einen Spiegel) in eine andere Welt, in der sie möglicherweise als Retterin auftreten könnte, doch die in unserer Welt vom reichen Vater vernachlässigte und wenig Eigeninitiative versprühende junge Frau, die sich mit Dutzenden Spiegeln umgibt, glaubt nicht an ihre eigene Existenz. Ihre zögerlichen Abenteuer zusammen mit Geraden, einem tolpatschigen Adept der Spiegelmagie, die in Mordant praktiziert wird, sind dennoch weniger schwere Kost als Thomas Covenants Kampf um das Land, und sind trotz der klassischen Zutaten, zu denen auch Zaubererorden, Intrigenspiel und Erbfolgekonflikte gehören, eher ein Kammerspiel mit durchaus humorvollen Einlagen als epische Fantasy.
Heute ist Donaldson, der auch den fünfbändigen SF-Zyklus Gap (dt. Amnion) und eine zunächst unter dem Pseudonym Reed Stephens erschienene Krimi-Reihe (The Man Who) veröffentlicht hat, nach mehr als zwanzig Jahren wieder zu Thomas Covenant zurückgekehrt, um die Last Chronicles zu schreiben: Zu The Runes of the Earth (2005) (dt. Die Runen der Erde (2006)), Fatal Revenant (2007) (dt. Die Rückkehr des Zweiflers (2009)), Against All Things Ending (2010) (dt. Die Pfade des Schicksals (2011)) soll 2014 noch ein vierter und letzter Band hinzukommen, The Last Dark, der die Geschichte des Zweiflers und seiner Weggefährten dann endgültig zum Abschluss bringen wird.
Bibliotheka Phantastika erinnert an Roger Zelazny, der heute 75 Jahre alt geworden wäre. Seine professionelle literarische Karriere begann der am 13. Mai 1937 in Euclid, Ohio, geborene Roger Joseph Zelazny Anfang der 60er Jahre mit Erzählungen in amerikanischen SF-Magazinen wie Amazing Stories oder The Magazine of Fantasy & Science Fiction, und er machte sich mit Geschichten wie “A Rose for Ecclesiastes” oder “The Doors of His Face, the Lamps of His Mouth” schnell einen Namen als der (neben Samuel R. Delany und Harlan Ellison) wichtigste Vertreter der amerikanischen New Wave. Schon in seinen frühen Erzählungen lässt sich sein Hang zu archetypischen Figuren und Motiven feststellen, und in seinem ersten Roman This Immortal (1966), der Erweiterung einer unter dem Titel “… And Call me Conrad” im Jahr zuvor erschienenen Novelle, begegnet man mit dem Titelhelden Conrad Nomikos einer Figur, für die Zelazny ein besonderes Faible gehabt zu haben scheint und die in seinem Oeuvre in den verschiedensten Ausprägungen immer wieder auftaucht: dem selbstironischen, unsterblichen, romantischen und überaus klugen Helden, der zugleich auch eine Art Witzbold ist (und damit in der Tradition des mythologischen Tricksters steht).
Trotz eines eindeutigen SF-Hintergrunds lässt sich Lord of Light (1967) problemlos als Fantasy lesen. Die Geschichte einer Clique von Unsterblichen, die sich zu zu einem Pantheon von Hindu-Göttern gemacht hat, die über die menschlichen Kolonisten einer fremden Welt und deren Eingeborene mit wirklich gottgleicher Macht herrschen, bietet darüber hinaus eine stilistisch brillant geschriebene, faszinierende Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Sinn und den Gefahren von Religionen und Mythen. Ein ähnlicher Ansatz findet sich in Creatures of Light and Darkness (1969), wobei in diesem Fall die ägyptische Mythologie den Hintergrund abgibt; Jack of Shadows (1971) wiederum spielt auf einer nicht rotierenden Welt, auf deren Lichtseite eine technisch geprägte Kultur entstanden ist, während die dunkle Seite von Magie beherrscht wird.
In Nine Princes in Amber (1970), dem ersten Band der (ersten) fünteiligen Chronicles of Amber, verzichtete Zelazny schließlich auf einen wie auch immer gearteten SF-Hintergrund und wandte sich der reinen Fantasy zu. Wobei Corwin, der Held der ersten Sequenz – der anfangs unter Amnesie leidend in einem irdischen Krankenhaus erwacht und sich recht bald als einer der Söhne von König Oberon von Amber entpuppt – ebenfalls eine Figur mit Trickster-Zügen ist, was nicht zuletzt dadurch deutlich wird, dass er in dem für die Chroniken wichtigen Tarot-Spiel durch die Karte des Jokers repräsentiert wird. Nine Princes und die Folgebände (The Guns of Avalon (1972), Sign of the Unicorn (1975), The Hand of Oberon (1976) und The Courts of Chaos (1978)) erzählen vordergründig die Geschichte eines Erbfolgestreits in Amber – der einzigen wirklichen Welt, wohingegen Welten wie unsere Erde und unzählige andere nur Schattenwelten sind – um die Nachfolge des vermissten Oberon. Unter dieser Oberfläche spielt Zelazny allerdings u.a. mit den Theorien C.G. Jungs ebenso wie mit dem Yin-und-Yang-Prinzip der asiatischen Mythologie. In Amber ist Vieles nicht so, wie es scheint, und selbst um die Realität der einzig wahren Welt ist es nicht ganz so bestellt, wie es anfangs aussieht. Im Vergleich zu den fünf Bänden um Corwin fällt die zweite Amber-Sequenz – die sich um Corwins Sohn Merlin dreht – spürbar ab. Andererseits lassen sich Trumps of Doom (1985), Blood of Amber (1986), Sign of Chaos (1987), Knight of Shadows (1989) und Prince of Chaos (1991) zumindest im Original immer noch gut lesen, denn auch wenn den Romanen die tiefgründigere Ebene der ersten Chroniken deutlich abgeht, bieten sie immer noch erzählerisch und stilistisch saubere – wenn auch ein bisschen zu glatte – Unterhaltung.
Changeling (1980) hat eine ähnliche Ausgangssituation wie Nine Princes, denn auch bei Pol Detson handelt es sich um einen Helden, der aus seiner Heimat auf die Erde verbannt wurde und nun versuchen muss, zurückzukehren; allerings findet sich in diesem Roman und seiner Fortsetzung Madwand (1981) nicht viel mehr als oberflächliche, abenteuerliche Action. Mit Dilvish schuf Zelazny seinen eigenen Sword-and-Sorcery-Helden, der in einem Roman (The Changing Land (1981)) und einer Reihe von Erzählungen (gesammelt in Dilvish the Damned (1982)) seine Abenteuer erlebt. Thematisch bieten diese Geschichten meist wenig Aufregendes – wobei ein aus der Hölle geflohener Held, der ein aus Metall bestehendes Streitross reitet, zumindest in den 80ern durchaus orginell war – doch auch in ihnen gelingt es Zelazyny immer wieder, beeindruckende Bilder heraufzubeschwören.
Neben einer Reihe von Kurzgeschichtensammlungen wie u.a. The Last Defender of Camelot (1980) oder Unicorn Variations (1983), in denen sich ebenfalls Fantasystories finden lassen, sollte man vielleicht noch den in Zusammenarbeit mit Fred Saberhagen entstandenen Roman The Black Throne (1990) erwähnen, in dem Edgar Allan Poe es mit einer Alternativwelt – und seinem dortigen Pendant – zu tun bekommt, sowie die mit Robert Sheckley verfasste Reihe um den Dämon Azzie Elbub, der sich immer wieder aufs Neue als Versucher der Menschen erweist (Bring Me the Head of Prince Charming (1991), If at Faust You Don’t Succeed (1993) und A Force to be Reckoned With (1995)), und den – vor allem von seinem tierischen Erzähler lebenden – schrulligen Gaslichtroman A Night in the Lonesome October (1993).
Es deutet manches darauf hin, dass Roger Zelazny nach einer etwas schwächeren Phase vor allem in den 80ern allmählich wieder zur Klasse seiner frühen Werke zurückgefunden hätte, und eine Handvoll nach den zweiten Chroniken spielende Amber-Kurzgeschichten nähren die Vermutung, dass er noch einen dritten Amber-Zyklus schreiben wollte, doch dazu ist es leider nicht mehr gekommen, denn am 14. Juni 1995 ist er nach längerer Krankheit an Krebs gestorben. Was bleibt, sind ein knappes Dutzend Kurzgeschichten und vielleicht ein halbes Dutzend Romane, die mit zum Besten zählen, was die SF und die Fantasy jemals hervorgebracht haben. Und zumindest im Original ist der größte Teil seines Oeuvres auch einfach stilistisch ein Genuss. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, liegen Roger Zelaznys SF- und Fantasyromane und -erzählungen fast alle auf Deutsch vor (auch wenn manche Übersetzungen dem Original leider nicht gerecht werden und eine Neuübersetzung bzw. überarbeitete Neuausgabe heutzutage wenig wahrscheinlich erscheint).