Zum 65. Geburtstag von Kenneth C. Flint

Cover von The Riders of the Sidhe von Kenneth C. FlintBibliotheka Phantastika gratuliert Kenneth C. Flint, der heute 65 Jahre alt wird. Schon in seinem ersten, 1981 veröffentlichten Roman A Storm Upon Ulster widmete sich der am 23. Juni 1947 in Omaha im amerikanischen Bundesstaat Nebraska geborene Kenneth Covey Flint mit der irisch-keltischen Sagenwelt dem Sujet, das auch in allen seinen späteren Werken eine zentrale Rolle spielen sollte, anfangs zumeist in Form einer mehr oder weniger freien Adaption der Saga um einen der großen irischen Helden. Im Mittelpunkt seines 1986 auch als The Hound of Culain (und unter dem Titel Der Sohn der Sidhe 1982 auf Deutsch) erschienenen Erstlings steht Cuculain, der Ulster gegen die Armeen von Königin Mebd von Connacht verteidigen muss. Die Sidhe Trilogy (The Riders of the Sidhe, Champions of the Sidhe (beide 1984) und Masters of the Sidhe (1985)) erzählt die Geschichte Lughs, der zusammen mit den Tuatha Dé Danann gegen die Fomorier unter ihrem König Balor of the Evil Eye kämpft, und in der Trilogie um Finn MacCumhal (Challenge of the Clans (1986), Storm Shield (1986) und The Dark Druid (1987)) geht es logischerweise um Finn MacCumhal.
Isle of Destiny (1988) erzählt die Vorgeschichte von A Storm Upon Ulster, während Flint mit Cromm (1990) erstmals eine in der Gegenwart angesiedelte Geschichte vorlegte, in deren Verlauf ein junger irischer Künstler auf höchst bedrohliche Weise mit den alten Legenden der Heimat seiner Vorfahren in Gestalt von Cromm Cruaich konfrontiert wird. Otherworld (1992), Legends Reborn (1992) und The Darkening Flood (1995) folgen einem ähnlichen Muster, während es in den beiden unter dem Pseudonym Casey Flynn veröffentlichten Romanen um die Gods of Ireland (Most Ancient Song und The Enchanted Isles (beide 1991)) nochmals zurück in Irlands Vergangenheit, und zwar konkret zum Konflikt zwischen Nemediern und Fomoriern geht.
Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts hat Kenneth Flints Karriere als Fantasy-Autor schließlich ihr – zumindest vorläufiges – Ende gefunden, was vermutlich nicht zuletzt daran liegen dürfte, dass das Genre sich weiterentwickelt hat und die mehr oder minder freie Adaption alter Sagenstoffe irgendwann schlicht ausgereizt war. Hinzu kommt, dass Flint das Level von A Storm Upon Ulster und der Sidhe Trilogy in seinen späteren Werken nicht mehr halten konnte und sich längst neue Autoren und Autorinnen mit interessanteren (oder auch nur massentauglicheren) Konzepten am Markt etabliert hatten. Andererseits steht Flint sozusagen exemplarisch für einen Typus von Autoren, die gezeigt haben, dass es möglich ist, alte Sagen- und Legendenstoffe in einer für die Anforderungen des Unterhaltungs-Massenmarkts tauglichen Form aufzubereiten; nicht zuletzt aus diesem Grund sind sein Erstling und die Sidhe-Trilogie auch heutzutage noch zumindest genrehistorisch interessant.

3 Kommentare zu Zum 65. Geburtstag von Kenneth C. Flint

  1. Alessandra sagt:

    Schöner Text, es gibt also auch noch andere Leute in Deutschland, die sich für diesen tollen Autor interessieren, gut zu wissen. 🙂

    Allerdings möchte ich anmerken, dass die Sidhe-Trilogie keine Trilogie mehr ist, vor kurzem ist ein vierter Teil namens “Heart of the Sidhe” erschienen. Ansonsten schreibt er inzwischen eher historische Abenteuerromane.

  2. gero sagt:

    Hallo Alessandra!

    Wir haben diese Reihe mit Jubiläumstexten nicht zuletzt deshalb angefangen, weil wir der Ansicht sind, dass es über die z.Zt. aktuellen, auf Stapeltischen oder im Regal in der Buchhandlung zu findenden Autoren und Autorinnen noch viele andere gibt und gegeben hat, die ihren Beitrag zum Genre geleistet haben, und die teilweise – ob zu Recht oder zu Unrecht sei jetzt mal dahingestellt 😉 – längst vergessen sind, auch wenn ihre letzten Romane gerade mal zehn oder zwanzig Jahre alt sind. So ein Jubiläumstext bietet dann eine gute Gelegenheit, auf diese Autoren & Autorinnen hinzuweisen (wobei es da keinen Anspruch auf Vollständigkeit gibt).

    Was Kenneth Flint angeht, so hat mir “Der Sohn der Sidhe” damals wirklich gut gefallen, denn Anfang der 80er war sein Ansatz wirklich noch neu und originell. Auch die Sidhe-Trilogie hat noch Spaß gemacht (vor allem, wenn man kurz vorher Julian Mays “Saga of Pliocene Exile” oder Michael Moorcocks zweite Corum-Trilogie gelesen hat, denn da gibt es doch ein paar interessante Parallelen), und auch Flints spätere Romane fand ich nicht unbedingt schlecht. Trotzdem habe ich ihn dann irgendwann aus den Augen verloren (man kann schließlich nicht alles lesen – und mittlerweile will ich das auch nicht mehr ;)); als ich jetzt den Text verfasst habe, habe ich mich bei den üblichen Quellen nochmal schlau gemacht und dabei den neuen Sidhe-Band glatt übersehen. Von daher danke für die Info! (Da das Ding aber bisher nur als Kindle-Ausgabe erschienen ist, wird das nicht so schnell meins werden.) Das mit den historischen Abenteuerromanen wusste ich, aber da ich es nicht für so relevant gehalten habe, habe ich es nicht erwähnt (in einem Portrait würde es natürlich mit dabeistehen).

    Ansonsten ist es immer wieder schön festzustellen, dass es “da draußen” tatsächlich noch Leser und Leserinnen gibt, die mit den hier gelegentlich erwähnten Autoren & Autorinnen eigene Leseerlebnisse verbinden. Denn manchmal komme ich mir schon ein bisschen wie der letzte Mohikaner vor … 😉

  3. Alessandra sagt:

    Ich war ziemlich verwundert, als ich den Artikel hier gefunden habe. Früher war Flint mein absoluter Lieblingsautor, aber nicht einmal auf englischsprachigen Websites habe ich mehr als bibliographische Informationen und ein paar Eckdaten zu ihm gefunden. Hätte nicht gedacht, dass ihn noch einmal jemand anderes auskramt. Aber umso schöner 😉 Bin gespannt, wer noch so alles rausgekramt wird.

    Die gute Nachricht ist, dass Flint in einem Interview angekündigt hat, wieder Fantasyromane schreiben zu wollen, unter anderem auch zur Nibelungensage. Die schlechte ist, dass die vermutlich bis auf weiteres nur noch als E-Books erscheinen werden. Aber ich bin froh, wenn er überhaupt weiterschreibt. Muss allerdings auch zugeben, dass mir seine Bücher inzwischen ein wenig altmodisch vorkommen. “Der Sohn der Sidhe” hab ich mir trotzdem nochmal “neu” gekauft – meine erste Version zerfällt immer mehr in ihre Bestandteile und ist schon an allen Ecken mit Tesafilm repariert worden.

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