Bibliotheka Phantastika gratuliert John Dickinson, der heute 50 Jahre alt wird. Man könnte ja eigentlich annehmen, dass dem am 24. Juni 1962 in London geborenen John Geoffrey Hyett Dickinson das Talent zum Schreiben sozusagen in die Wiege gelegt wurde, schließlich ist sein Vater Peter Dickinson ein bekannter Krimi- und Jugendbuchautor. Doch ganz so einfach ist es anscheinend doch nicht, denn John Dickinson entschloss sich erst nach einem Sabbatical im Jahre 2002, sein Glück als Hausmann und Autor zu versuchen, nachdem er zuvor 17 Jahre lang u.a. für das britische Verteidigungsministerium und die NATO gearbeitet hatte.
Zwei Jahre – und zwei für die Schublade geschriebene Romane – später war es dann soweit: Im Januar 2004 erschien mit The Cup of the World der erste Band einer gleichnamigen Fantasy-Jugendbuchtrilogie, die ein Jahr später mit The Widow and the King fortgesetzt und 2008 mit The Fatal Child abgeschlossen wurde. Im Mittelpunkt des ersten Bandes der eher gemächlich erzählten Trilogie steht Prinzessin Phaedre, die vor dem Hintergrund einer realistisch geschilderten mittelalterlichen Welt mit magischen Einsprengseln eine sich als fatal erweisende Entscheidung trifft, indem sie den falschen Mann heiratet. Der zweite Band dreht sich dann um ihren Sohn Ambrose, der seine Herkunft und seine Bestimmung erst nach und nach erfährt, und der schließlich im dritten Band eine ähnlich fatale Entscheidung trifft wie einst seine Mutter. Was Dickinsons Trilogie von vielen ähnlich gelagerten Werken unterscheidet, sind neben dem sparsamen Einsatz magischer Elemente vor allem die subtil gezeichneten, stets aus nachvollziehbaren Beweggründen handelnden Figuren und die Tatsache, dass die Handlung von Intrigen auf privater und politischer Ebene vorangetrieben und bestimmt wird, während die durchaus vorkommenden Kämpfe und Schlachten zumeist im Off stattfinden.
Im englischen Sprachraum konnte The Cup of the World mit einer begeisterten Rezension im Guardian punkten, ohne dass dies dem Roman und seinen Folgebänden allerdings massenhaft Leser und Leserinnen beschert hätte. Dass die mit den Titeln Die Schlange am Rande der Welt (2010), Der Prinz unter dem Himmel und Das Kind des Schicksals (beide 2011) erschienene deutsche Ausgabe hierzulande kaum Resonanz gefunden hat, ist hingegen in einer Zeit, in der Fantasy im engeren Sinne eigentlich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nur einen nennenswerten Leserzuspruch findet, wenn sie entweder grim & gritty ist oder zur Reihe der Tolkienvölker-Romane zählt, nicht weiter verwunderlich.
Seit Beendigung seiner Fantasytrilogie hat John Dickinson inzwischen den im 18. Jahrhundert in Deutschland spielenden historischen Roman The Lightstep (2009) sowie den SF-Roman WE (2010) vcröffentlicht, und man darf durchaus gespannt sein, was in Zukunft noch von ihm kommen wird.
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