Tag: Comics

Bei unserem zweiten Ausflug in die Welt der Webcomics wird es ganz klassisch: In der Wormworld-Saga fängt Autor und Zeichner Daniel Lieske zunächst den Zauber der Kindheit ein, um dann ganz nach alter Tradition einen Weg aus unserer Welt in eine durch und durch phantastische zu finden, in der große Abenteuer und schwierige, bedeutsame Aufgaben warten.
Jonas ist ein kleiner Junge, der lieber zeichnet und träumt, als an seinen Schulnoten zu arbeiten, und das Größte sind für ihn die Sommerferien, die er zusammen mit seinem Vater bei der Großmutter auf dem Land verbringt: Den ganzen Tag durch den Wald streifen, sich auf geheime Dachböden zurückziehen und Held der sich selbst erzählten Geschichten sein, das ist dann seine Welt.
Doch auf Jonas’ Vergangenheit liegt ein Schatten, und sein geheimer Rückzugsort offenbart einen Durchgang zu einer anderen Welt, der Wormworld. Und die ist um einiges gefährlicher, aber auch viel wunderbarer als die Wäldchen rund um Omas Bauernhaus …

Banner Wormworld-Saga

Die Wormworld-Saga ist vor allem eines: Optisch beeindruckend. In wunderschönen, opulenten Bildern beschwört Daniel Lieske zunächst eine Kindheit in den 70er/80er-Jahren herauf und bezaubert Leser und Leserinnen mit dem Helden Jonas, der es ganz leicht macht, an eigene Erinnerungen anzuknüpfen, um einen dann mit der Farbenpracht, den Ideen und den herrlichen Panoramen der Wormworld regelrecht zu überrumpeln. Lichtdurchflutete Wälder und Ruinen, bizarre Wesen und liebenswerte Charaktere leuchten aus den für die Ansicht im Webcomic ausgelegten, scrollbaren Sequenzen entgegen und wirken wie eine Mischung aus Jim Henson’s Creature Shop, Studio Ghibli und den Highlights von Disney mit einer Prise der schwindelerregend-schönen Landschaften von Avatar.

Wormworld-Saga 1 von Daniel LieskeNach bislang vier Kapiteln hat die Geschichte nun Fahrt aufgenommen und einen klassischen Questenkurs eingeschlagen, der sehr gut zum nostalgischen Flair des Comics passt. Wer auf Lieskes Blog ein wenig die interessante Entstehungsgeschichte der Wormworld-Saga verfolgt und die Konzeptarbeit sieht, die in die Weltschöpfung geflossen ist, kann sich vorstellen, dass das erst der Anfang ist und die Leser und Leserinnen noch viel erwarten dürfen – die Landkarte ist groß, die Bewohner wollen kennengelernt und die Geschichte erkundet werden. Wie sich die Wormworld-Saga erzählerisch entwickelt und wie sie mit ihren traditionellen Elementen fürderhin umgeht, wird sich noch erweisen müssen.
Auch dieser Webcomic hat übrigens den Sprung in die Printausgabe geschafft, deren erster Teil vor nicht allzu langer Zeit bei Tokyopop erschienen ist.

Wenn man sich in eine kindliche Abenteuerwelt wegträumen und diese im Comic zum Leben erwachen sehen möchte, sollte man in der Wormworld vorbeischauen, die eine im besten Sinne altmodische Geschichte sehr gelungen in ein modernes Medium transportiert.

Eselsohr Über den Tellerrand

WitchbladeDas Leben ist eines der härtesten: Sarah Pezzini ist alleinerziehende Mutter, arbeitet in der Mordkommision, ist Trägerin eines mystischen Artefakts, und zu allem Überfluss hat Mutter Natur ihr zwei prall gefüllte Montgolfière vor den Brustkorb gesetzt, die nicht nur der Gravitation trotzen, sondern auch jedes Bekleidungsstück vor eine Zerreißprobe stellen. Leserinnen sollten dennoch davon absehen, aus Solidarität vornüber zu kippen, denn der Klappentext belehrt uns, dass wir es mit einer starken Frau zu tun haben. Was für eine Erleichterung, ist sie doch mit ihrer Witchblade (sic!) der Schlüssel im Kampf der Darkness (sic!) gegen die Angelus. Denn Körbchengröße ist nicht alles; man muss auch als Kind in den Mecho-Tentakel-Kessel gefallen sein, um sich als Frau behaupten zu können.

Doch lasst uns am Anfang beginnen. Witchblade – ein neuer Anfang, ein Comic von Ron Marz und Stjepan Sejc, erzählt die Geschichte nicht nur einer, sondern gleich zweier „starker Frauen“; beide tragen sie die Witchblade als Schmuck am Handgelenk oder, zwecks Aussicht, als Kette, doch bei Gefahr verwandelt sich das Glasperlenprodukt in ein tentakeloides Schnitzelwerk. Das verpflichtet natürlich zum Kampf gegen die Finsternis, die in Witchblade gleich in mannigfaltiger Form auftritt: völlig unauffällige, romantisch ambitionierte Stelldicheiner mit dunklen Absichten, zu exorzierende Hausgeister und … Zombietempelritter.

Nachdem sich der geneigte Leser von dem unerhörten Kunstgriff erholt hat, die ollen Chainmail-Zausel auch für diesen Kampf zu reanimieren, kann man sich getrost den ekelerregenden Botschaften des Werkes widmen. Wie bereits erwähnt, werden Sarah und die ebenfalls gut bebrüstete Danielle als starke Frauen angepriesen; gleichzeitig sind sie mit einer Dummheit gesegnet, die das Leben in dieser Comicwelt vermutlich erst erträglich macht, und trotz Witchblade müssen beide einsehen, dass sie gegen einen bewaffneten Mann im Kampf chancenlos sind (aber ich kann beruhigend hinzufügen – im Bett sieht das natürlich anders aus). An Sexismus jedoch nicht zu übertreffen sind die Umstände von Sarahs Schwangerschaft: der Lord der Darkness hat mit Sarah das Kind gezeugt, als sie im Koma lag. Paraphrasiert wird dies im Comic mit „das Baby war nicht geplant“; mit wenigen Worten wird so diese brutale Vergewaltigung zum Lapsus heruntergespielt. Somit hat Witchblade nicht einmal das Trash-Prädikat verdient, sondern gehört ohne Umwege auf den Papiermüll. Außer es erbarmt sich ein Leser und schickt den Autoren nicht nur einen Anatomieatlas, sondern auch die Menschenrechtscharta, die dort wiederum hoffentlich nicht gleich wieder auf dem Müll landen.

Zettelkasten

(Fantasy-)Comics haben recht häufig ein mit zusammengebissenen Zähnen verschmerzbares Problem: Brüste. Proportionen. Frauenrollen, die oft nicht weit über sexualisiertes Dekomaterial hinauskommen.
Ihr gähnt – schon wieder ein Gender-Artikel bei bp? Mitnichten, das war nur ein Einstieg, um euch, nachdem wir hin und wieder schon Empfehlungen und Rezis zum Comicbereich eingeschmuggelt haben, die Welt der Webcomis schmackhaft zu machen. Denn unter diesen oft sehr professionell erstellten, z.T. auch vom Medium Comicalbum an eine Darstellung im Browser angepassten Comic-Erzählungen gibt es eine Menge Veröffentlichungen, die auf dem traditionellen Weg ziemlich sicher durch das Raster aus Klischees und angenommenen Mainstream-Wünschen gefallen wären.
Unter anderem gibt es einen im Vergleich zur sonst männerdominierten Comic-Szene hohen Anteil an Künstlerinnen, und mit einer solchen wollen wir in die Materie einsteigen.

Widdershins von Kate Ashwin ist ein launiger Abenteuercomic mit magischen Einsprengseln, der in mehreren locker verbundenen Episoden erzählt wird und um das Örtchen Widdershins mit seiner magischen Universität kreist. Der Comic lebt von der Chemie zwischen seinen Hauptfiguren – in der ersten Story Sleight of Hand sind das die robuste Ermittlerin Harriet Barber und der verhinderte Magier mit dem kleinen Charakterfehler Sid. Im England der 1830er jagen sie zwielichtigen Gestalten und magischen Artefakten hinterher (oder werden von ersteren gejagt), machen sich gegenseitig die Hölle heiß und sind doch von den spezifischen Talenten des jeweils anderen abhängig. In Harriets Fall ist das Kampfkraft und Witz, während Sid eher mit Taschenspielertricks als mit echter Magie glänzt. Dass Harry auch zeichnerisch eher ein Charakterkopf als ein Comic-Model ist, macht das Ganze noch wunderbarer, und ihr trockener Humor sorgt für kurzweilige Rededuelle mit ihrem Sidekick. Dieser geht durch seine unbekümmerte Natur und seine Begabung als Performance-Künstler neben Harry übrigens keineswegs unter.
Auch Heinrich und Mal, die beiden Landstreicher, die die zweite Geschichte No Rest for the Wicked bestreiten, sind ein dynamisches Duo, das durch interessante Nebenfiguren ergänzt wird und sich in einer etwas komplexeren Handlung behaupten muss, wobei Ashwin auch auf originelle Erzählmethoden zurückgreift.
Fürs Abenteuerflair sorgt der Schauplatz – beim England des 19. Jahrhunderts glänzen wahrscheinlich schon die Augen der Steampunk-Fans, allerdings hält sich Widdershins mit Luftschiffen und Goggles angenehm zurück und würzt das historische Setting stattdessen mit feinster Magie. Ansonsten bleibt das Setting historisch und nutzt etwa die Einweihung neuer Eisenbahnstrecken, um Ambiente zu schaffen.
Widdershins 1 von Kate AshwinMan darf gespannt sein, ob sich Sids & Harrys und Mals & Heinrichs Wege noch öfter kreuzen und wie lange ihre gegen den Strich gebürsteten Abenteuer weitergehen – Ashwins letzter Webcomic, das fantasylastigere und zeichnerisch anfangs nicht ganz so ausgefeilte Darken, war ein über acht Jahre geführtes Projekt. Wer Spaß mit gediegenen, augenzwinkernden Abenteuern mit Frauenpower und magischen Missgeschicken haben will, sollte mal bei Widdershins vorbeischauen – neben der kostenlosen Onlineausgabe ist der erste Teil inzwischen auch in Buchform erschienen, eine Fortsetzung gibt es i.d.R. dreimal wöchentlich.

Eselsohr Über den Tellerrand

Das Einhorn Band 1: Der letzte Tempel des Asklepios von Mathieu Gabella/Anthony JeanSo richtiges Fremdlesen ist es mit Das Einhorn von Mathieu Gabella (Text) & Anthony Jean (Illustrationen) eigentlich nicht, denn dabei handelt es sich um waschechte Historienfantasy, allerdings fehlt der Comicserie noch ein Band zum Abschluss und erst dann gibt es eine Rezension dazu.

Das Medium ist in diesem Fall ein echter Gewinn, denn in keinem Comic, den ich bisher gelesen habe, sind Setting, Geschichte sowie Thema und künstlerische Umsetzung so gelungen miteinander verschränkt. Das beginnt schon bei den Covern, auf denen anatomische Studien à la Leonardo da Vinci das Hintergrundmotiv bilden. Tatsächlich spielt die Geschichte im Europa des 16. Jahrhunderts (vornehmlich in Italien, aber auch in anderen Ländern), Hauptfigur ist Ambrosius Paré, ein französischer Chirurg, der die Umwälzungen der Renaissance im wissenschaftlichen Bereich lebt: Anstatt aus den Schriften antiker Gelehrter bezieht er sein Wissen über den menschlichen Körper aus dem Sezieren von Leichen, dementsprechend wenig hält er auch von den Behandlungsmethoden der scholastisch gebildeten Mediziner. Sein Verhältnis zu den Angehörigen der Pariser medizinischen Fakultät ist folgerichtig von gegenseitiger Verachtung geprägt. Bei der Untersuchung eines grausamen Mordfalls in Paris gerät er unversehens in einen Konflikt zwischen zwei mächtigen Organisationen, bei dem es um nicht weniger als die Natur des Menschen selbst geht.

Das Einhorn Band 2: Ad Naturam von Mathieu Gabella/Anthony JeanDas historische Setting wird von einem Zeichenstil getragen, der den Panels ihren handwerklichen Aspekt belässt – was ich bei Comics besonders schätze – und der mit seinen zumeist warmen Grundtönen den historischen Charakter der Geschichte zusätzlich unterstreicht. Gleichzeitig fließt die Renaissance und deren Wissenschaft noch viel direkter in die Comics ein, indem Kreaturen ein handlungstragendes Element darstellen, die nach dem Vorbild der Körperstudien Leonardo da Vincis entworfen sind. Zusätzlich zum allgemein-tollen Eindruck des Zeichenstils bietet jeder Band noch ein besonderes optisches Schmankerl im Verlauf der Erzählung.

Man merkt also schon, Medizin und Wissenschaft spielen eine zentrale Rolle in dieser Comicreihe. Wer noch kein Hintergrundwissen zu Wissenschaft und Medizin hat, braucht sich aber nicht fürchten ( 😉 ), die wichtigsten Begriffe werden im Text erklärt und alle drei Bände liefern bandspezifische historische Infos am Schluss.

Überraschenderweise ist Das Einhorn kein Lobgesang auf die Errungenschaften “modernen” wissenschaftlichen Denkens, sondern sowohl das antik-scholastische Körper- und Wissenschaftsbild als auch das „modernere“ der Renaissance werden (auf unerwartete Weise) ernst genommen. Es werden aber nicht nur immer wieder historische medizinische Theorien und deren Vertreter in die Handlung eingeflochten, sondern auch mythologische Bestiarien (siehe Titel), und dieser Mix funktioniert erstaunlich gut. Hier und bei der daran anknüpfenden Verschwörungstheorie kommt endgültig das Fantasyelement der Reihe zum Tragen.

Eine kleine Warnung noch: Wie das Setting vielleicht erahnen lässt, sind manche Darstellungen doch sehr explizit und gerade im ersten Band gibt es viele brutale Szenen, in den späteren Bänden nimmt dies deutlich ab.

Drei von vier Bänden der Comicreihe sind bisher bei Splitter – in der verlagstypischen hochwertigen Aufmachung – erschienen:
Band 1: Der letzte Tempel des Asklepios (ISBN: 978-3-939823-75-9)
Band 2: Ad Naturam (ISBN: 978-3-939823-77-3)
Band 3: Die schwarzen Wasser von Venedig (ISBN: 978-3-939823-78-0)
Wer eine Kostprobe von Zeichenstil und Story haben möchte, der besuche die Seite des Verlags oder klicke hier (Leseprobe zum ersten Band).

Über den Tellerrand

It was long ago and it was far away…
Nachdem letztes Mal mit Paolo Bacigalupi ein Blick in die Zukunft geworfen wurde, geht es diesmal in die ferne Vergangenheit, in die Zeit des Trojanischen Krieges.

Schon 3000 Jahre hat dieser Mythos auf dem Buckel – und ist doch noch quicklebendig. Noch immer wird die Geschichte weitererzählt, sei es in italienischen Sandalenfilmen, Hollywoodproduktionen mit Happy End (Damn you, Wolfgang Petersen!) oder indem man den armen Odysseus nach Dublin, in den Deep South, auf ein Raumschiff des 31. Jahrhunderts oder ins Hallo-Spencer-Dorf versetzt. Achillessehne und die sprichwörtliche Odyssee, Tales of Brave Ulysses und Temporary like Achilles, Trojanisches Pferd und Trojanischer Hase, Homer Simpson und eine Forumosin, auf die niemand hört – man könnte meinen, wo man nur hinspuckt, tönt einem ein “Malaka!” entgegen.

Irgendwann war dann bei mir der Punkt erreicht, an dem mir dieses diffuse Halbwissen aus Filmen und ins Märchenhafte entrückten Sagen, die sich in den Details irgendwie alle nicht auf eine Version einigen konnten, nicht mehr reichte und ich wissen wollte, was denn jetzt stimmt, was im “Original” steht.

Also griff ich zu Homers Ilias – und erlebte eine Überraschung.
Denn was ich nicht bedacht hatte: Homer hat seine Epen natürlich nicht aus dem Nichts geschaffen, sondern einen wesentlich älteren Mythos aufgegriffen, aus dem er sich zwei Episoden heraus pickte und diese ausbaute.
Iphigenie, Laokoon und das hölzerne Pferd sucht man vergeblich, Trojas Untergang, Achills Tod und Agamemnons Schicksal werden nur beiläufig erwähnt – wieso auch nicht, die Geschichten waren ja schließlich wohlbekannt.

Um die “komplette” Geschichte zu erfahren, muss man sich durch über 700 Jahre griechisch(-römisch)er Literatur wühlen, angefangen bei Homer über Euripides Iphigenie und Aischylos Orestie bis hin zu Vergils Aeneis. Alternativ kann man natürlich auch auf die zurückgreifen, die dies bereits für einen getan haben, wie z.B. Gustav Schwab mit seinen Sagen des Klassischen Altertums.
Oder, um endlich auf den Titel dieses Posts zu kommen: man liest einen Comic.

Age of Bronze

1991 war nämlich bei Eric Shanower, einem Comiczeichner, der sich bis dahin hauptsächlich mit L. Frank Baums Oz beschäftigt hatte, der oben erwähnte kritische Punkt erreicht und er setzte es sich in den Kopf, die Geschichte des Trojanischen Krieges als Comic umzusetzen. Er begann sich in die Materie zu vertiefen, las die griechischen und römischen Klassiker, Geschichtsbücher und Ausgrabungsberichte, studierte die damalige Architektur und Landschaft – und 1998 war es dann schließlich soweit: das 1. Heft von Age of Bronze erschien bei Image Comics.
Seitdem sind pro Jahr zwei bis drei Hefte erschienen, die zu bisher drei (von rund sieben geplanten) Sammelbänden zusammgefasst wurden: A Thousand Ships, Sacrifice und Betrayal: Part 1.

Südtor von Troja - in echt und im Comic (c) Eric Shanower

Man mag sich jetzt denken: Okay, ein Comic über den Trojanischen Krieg. So what? Den gibt es auch von Marvel.
Nur zeichnet sich Age of Bronze nicht nur durch einen, besonders im Vergleich zu Marvels grausigen Photoshopexzessen, wunderbar klaren Schwarzweißstil aus, sondern vor allem durch unzählige kleine Details, die zeigen, dass man es mit jemandem zu tun hat, der wirklich Ahnung von der Materie hat.
Besonders sind mir zwei Details aus dem Palast des Nestor in Pylos in Erinnerung geblieben: nicht nur entsprechen die Wandbemalungen den Rekonstruktionen aus dem Ausgrabungsbericht, sondern selbst das Zackenmuster am Rande der zentralen Feuerstelle, das heute noch teilweise zu erkennen ist, wurde übernommen. Und wenn Agamemnon später (in Mykene) ein Trankopfer darbringt, so gießt er dies in eine kleine Mulde neben seinem Thron – wie man sie auch in der Ausgrabungsstätte in Pylos findet.

Gerade diese kleinen Details sind es, die Age of Bronze für mich nicht nur zu einem wirklich guten, sondern zu einem herausragenden Comic machen.
In meinen Augen ein Muss für alle, die sich für die Antike, alte Sagen – oder einfach nur für gute Comics interessieren.

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Bisher sind bei Image Comics drei Sammelbände erschienen: A Thousand Ships (ISBN 1-58240-200-0, 224 S.), Sacrifice (ISBN 1-58240-399-6, 224 S.) und Betrayal: Part 1 (ISBN 978-1-58240-755-5, 176 S.), die für je um die 14€ erhältlich sind. Eine deutsche Ausgabe scheint derzeit leider nicht geplant zu sein.

Mehr gibt es auf der offiziellen Website Age-of-Bronze.com, z.B. einen Bericht von Shanowers Besuch in Troja (bei dem er nicht nur den Fanboy raushängen lässt, sondern auch noch alle Vorurteile über Amis im Ausland bestätigt) und eine Leseprobe zu Band 2. Außerdem kann man über die Seite auch die Age of Bronze-Hefte abonnieren.

Von Homers Ilias sind vor allem zwei Übersetzungen hervorzuheben: Johann Heinrich Voß’ aus dem Jahr 1793 (erhältlich z.B. bei Fischer Klassik) überzeugt vor allem durch ihre sprachliche Wucht, während Wolfgang Schadewaldts (z.B. bei Insel) von 1975 den Fokus eher auf Detailtreue setzt. Die vor ein paar Jahren erschienene Übersetzung von Raoul Schrott ist hingegen eher etwas für Fans von Erkan und Stefan.

Wer einmal filmisch in griechische Dramen hineinschnuppern möchte, dem seien Michael Cacoyannis Filme Elektra, Die Troerinnen und vor allem Iphigenia empfohlen, die er mit der wunderbaren Irene Papas gedreht hat.

Über den Tellerrand