Bibliotheka Phantastika gratuliert Gail Carriger, die heute ihren 40. Geburtstag feiern kann. Mit ihren vor ein paar Jahren unter dem Obertitel The Parasol Protectorate veröffentlichten, in einem steampunkigen alternativen viktorianischen England angesiedelten Paranormal Romances, in deren Mittelpunkt die schlagfertige Miss Alexia Tarabotti steht, hat die am 04. Mai 1976 in der kalifornischen Kleinstadt Bolinas als Tofa Borregaard geborene Gail Carriger offensichtlich den Nerv einer – vermutlich überwiegend weiblichen – Leserschaft getroffen, denn die fünf Romane wurden begeistert aufgenommen. Und im Gegensatz zu manch anderem Zyklus wurden sie auch alle fünf ins Deutsche übersetzt. Mehr zu Gail Carriger und etliche Links zu den bei BP erschienenen Rezensionen ihrer Romane gibt es in ihrem Portrait, das wir anlässlich ihres Geburtstags um ein paar bibliographische Angaben ergänzt haben.
Und da wir schon einmal dabei sind, wollen wir auch gleich die Gelegenheit nutzen, Bernard King zu seinem heutigen 70. Geburtstag zu gratulieren. Genau wie bei vielen anderen Autoren und Autorinnen, die im Prä-Internetzeitalter ein kurzes schriftstellerisches Gastspiel gegeben bzw. einen vergleichsweise kleinen – und nicht sonderlich aufsehenerregenden – Beitrag zum Genre geleistet haben, gibt es auch über den am 04. Mai 1946 in England geborenen Bernard John Howard King kaum irgendwelche Informationen, die über die Tatsache, dass er in den 1980er Jahren zwei Fantasy-Trilogien und zwei Horrorromane veröffentlicht hat, hinausgehen.
Dabei ist die erste dieser beiden Trilogien – die keinen offiziellen Titel besitzt – in mehrfacher Hinsicht interessant, denn Starkadder (1985), Vargr-Moon (1986) und Death-Blinder (1988) bieten eine ansonsten eher selten gesehene Spielart der Sword & Sorcery. Die Handlung besonders des ersten der drei Romane ist nämlich mehr oder weniger stark an alte nordische Sagen – vor allem an die Gesta Danorum – angelehnt bzw. bietet eine in Unterhaltungsliteratur umgesetzte Interpretation des Lebens und der Taten des mythischen Helden Starkad. Was unter anderem zur Folge hat, dass Starkadder, der riesige, von Odin gesegnete und von Thor verfluchte Held des ersten Bandes, nicht in irgendeiner Fantasywelt seine Abenteuer erlebt, sondern während des dunklen Zeitalters durch Schweden zieht und es u.a. mit verräterischen Königen, Berserkern und dem von den Zwergen geschmiedeten verfluchten Schwert Tyrfing zu tun bekommt, das eine entscheidende Rolle in seinem Schicksal spielt. Die Folgebände, in deren Mittelpunkt mit Hather Lambisson ein jugendlicher Held steht, dessen Lebensweg sich mit dem Starkadders im ersten Band gekreuzt hatte, übernehmen nur noch einzelne Elemente der alten Sagen wie etwa die Vargr, mit gewaltigen magischen Kräften ausgestattete Werwölfe.
Interessant an Bernard Kings Romanen um Starkadder und Hather Lambisson ist weniger die Handlung – die findet man so oder so ähnlich in vielen anderen Sword-&-Sorcery-Romanen – sondern die düstere Stimmung, die in ihnen – genau wie in ihren Vorbildern – herrscht, und die viel mit dem Fatalismus zu tun hat, mit dem die Figuren ihr anscheinend unausweichliches Schicksal hinnehmen. Verstärkt wird diese Stimmung zudem durch das Gefühl, das Ende eines Zeitalters mitzuerleben, denn auch wenn die alten nordischen Götter sich gerne in das Leben der Sterblichen einmischen, wissen sie doch, dass ihre Zeit zu Ende geht, dass sie dem White Christ und seinen Priestern, die immer stärker in die alten nordischen Lande vordringen, auf Dauer nichts entgegenzusetzen haben …
Auch wenn der Versuch, den Erzählduktus der alten Sagen nachzuempfinden, nicht immer als gelungen bezeichnet werden kann, bieten Starkadder, Vargr-Moon und Death-Blinder eine etwas andere Art der Sword & Sorcery, an der Freunde dieses Subgenres durchaus ihren Spaß haben können.
Mehr oder weniger parallel zu diesen drei Romanen hat Bernard King noch die Chronicles of the Keeper (The Destroying Angel, Time Fighters (1987) und Skyfire (1988)) – in denen sich eine alte böse Macht im zeitgenössischen England bemerkbar macht – und kurz danach die beiden Horrorromane Witch Beast (1989) und Blood Circle (1990) veröffentlicht – und dann war sein kurzes Gastspiel im Genre auch schon wieder vorbei.